Eklat in der Bezirksvertretung Süd - CDU
Fraktion verließ Sitzung Duisburg, 09. September 2010 -
Es war für den Besucher einer Bezirksvertretungssitzung
eigentlich ein ganz normaler Akt, der als Tagesordnungspunkt 1 in
der BV Sitzung am Donnerstag zur Abstimmung anstand. Es galt,
eine neue Schriftführerin für das Gremium zu wählen. Von den
normalerweise 19 Mitgliedern waren nur 15 erschienen. Neben Dr.
Wegner (FDP) fehlte von jeder Bezirksfraktion ein Vertreter. Somit
ergab sich eine 8 zu 7 Mehrheit für die SPD / GRÜNE / LINKE
Kooperation. Erster Schritt auf dem Weg zum
Eklat war, auch für die Besucher, der SPD Antrag, eine geheime Wahl
durchzuführen. Pikant war an dieser Abstimmung, dass es sich bei der
neuen Schriftführerin um die Ehegattin des Amtsleiters handelte.
Da die Einführung und Verpflichtung von Carla Susen (CDU) als
Nachfolgerin des ausgeschiedenen BV- Mitgliedes Markus Ebel auf Top
2 anstand, sollte diese zunächst von der Abstimmung ausgeschlossen
werden. Nach Auskunft von Bezirksbürgermeister Dietmar Eliaß
hatte ihn die Mitteilung über die Nachrückerin erst am Tag vor der
Sitzung erreicht. Bereits am 19. August hatte die CDU diese jedoch
als solche eintragen lassen. „Hier hat die Verwaltung
geschlafen!“ Die CDU fragte daraufhin nach, wie denn dann die
Vereidigung von Frau Susen auf der Tagesordnung vom 30. August
stehen könne. Carla Susen durfte sich dann doch an der Abstimmung
beteiligen. Das Wahlergebnis hatte zur Folge, dass die neue
Schriftführerin nicht bestellt wurde. CDU Ratsherr und
Bezirksvorsteher Süd a.D., Thomas Susen, empfand die Vorgehensweise
als unmögliches Verfahren. Ratsherr Frank Michael Rich war
erschrocken über den politischen Stil und fand den Umgang
miteinander nur schrecklich. Dietmar Eliaß entgegnete, dass das
Abstimmungsverhalten seit Wochen bekannt war.
Der nächste Schritt zum Eklat lag dann in der Ankündigung
der CDU Fraktionschefin Brigitte Weber, dass ihre Fraktion aus
dieser Nicht-Bestellung heraus an der Sitzung nicht weiter
teilnehmen wird. Es entbrannte daraufhin ein heftiger Wortwechsel
zwischen Bezirksbürgermeister Eliaß, SPD Mann Hartmut Ploum und
Amtsleiter Friedhelm Klein ob der Zulässigkeit eines Ersatz
Schriftführers. Hierzu wurde seitens der SPD (unterstützt von
GRÜNEN und LINKEN) ein städtischer Mitarbeiter des Bezirksamtes
vorgeschlagen, was Amtsleiter Friedhelm Klein zu der Aussage
veranlasste, dass die Verwaltung für eine solche Tätigkeit keine
Mitarbeiter vorhalten müsse. Nach Geschäftsordnung müsse die
Bezirksvertretung einen Schriftführer wählen. Die Verwaltung
habe einen Vorschlag gemacht, der nicht akzeptiert wurde. Man könne
nur ein Mitglied der BV SÜD für die Schriftführung vorschlagen und
nicht jemanden hierfür ernennen. Es erfolgte eine
Sitzungsunterbrechung zur Klärung der Rechtslage! Der
dritte Teil der Blamage erfolgte dann, als man versuchte,
den städtischen Mitarbeiter als „Bürger der Stadt“ zu verkaufen.
Noch einmal machte Amtsleiter Klein deutlich, dass die Verwaltung
nicht bereit sei, einen Schriftführer zu stellen und die BV nicht
dazu berechtigt sei, über einen städtischen Mitarbeiter zu verfügen.
Die Schlussfolgerung wäre es nun gewesen, die Sitzung zu
verschieben, da sie ohne Schriftführer nicht stattfinden darf.

Daraufhin erklärte die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Dr.
Birgit Beisheim (GRÜNE) sich bereit, die Schriftführung für diese
Sitzung zu übernehmen. Sie wurde bei Ablehnung durch die CDU
einstimmig gewählt. Der vierte Schritt sah eine
Erklärung von Brigitte Weber (CDU) die daraufhin für ihre Fraktion
erklärte, dass die jetzt getroffene Entscheidung für Frau Dr.
Beisheim keine Alternative für diese sei. Die Bedeutung des Amtes
als Schriftführer birgt eine hohe Verantwortung für das Gremium der
BV und die Anforderungen an die Neutralität desselben sei durch die
nun erfolgte Wahl nicht mehr aufrecht zu erhalten.

Die CDU Fraktion verließ daraufhin unter Protest die Sitzung und
überließ die weitere Diskussion den 8 verbliebenen
Bezirksvertretern.

Neben dem noch sehr mäßigen Kommentar der SPD, man würde nur dem
Gesetzgeber folgen, entgleisten dem Bezirksvertreter der LINKEN,
Mirze Ediz, persönliche und intime Angriffe gegen den Amtsleiter, er
würde nicht als solcher handeln, sondern als Ehemann der nicht
gewählten Schriftführerin. Da sich nach einem Zwischenruf eines
beratenden Mitgliedes der Ratsherren-Riege die Frage der
Beschlussfähigkeit ergab, da nur noch 8 Mitglieder der BV anwesend
sind, es aber mindestens 10 sein müssten, wurde die Sitzung noch
einmal unterbrochen. Nach Klärung der Sachlage gab der
Amtsleiter bekannt, dass die Beschlussfähigkeit gegeben sei.
Zur rechtlich problematischen Frage, ob die gefassten Beschlüsse
eventuell als ungültig betrachtet werden, machte SPD Mann Hartmut
Ploum deutlich: „Das ist mir sch…egal! Ein falsch gefasster
Beschluss ist besser als keiner!“ - Man habe die politische
Verpflichtung als BV das Recht wahrzunehmen, über die Drucksachen zu
diskutieren, und dieses werde man auch tun.

Die weitere Abstimmung war nach diesem Eklat eine Farce, da die
verbliebenen Vertreter keine Gegenrede fürchten mussten.
Harald Molder (Text, Foto)
.
|