Unterschutzstellung
Die Unterschutzstellung im Sinne von � 2, Abs. 1 DSchG NRW:
�Denkm�ler sind Sachen, Mehrheiten von Sachen und Teile von
Sachen, an deren Erhaltung und Nutzung ein �ffentliches
Interesse besteht. Ein �ffentliches Interesse besteht, wenn die
Sachen bedeutend f�r die Geschichte des Menschen, f�r St�dte und
Siedlungen oder f�r die Entwicklung der Arbeits- und
Produktionsverh�ltnisse sind und f�r die Erhaltung und Nutzung
k�nstlerische, wissenschaftliche, volkskundliche oder
st�dtebauliche Gr�nde vorliegen.�
Das B�ro � und Gesch�ftshaus, das sogenannte Mercatorhaus, ist
bedeutend f�r St�dte und Siedlungen. Seine Erhaltung und Nutzung
liegt aus wissenschaftlichen, insbesonders architektur- und
stadthistorischen Gr�nden im �ffentlichen Interesse.
Im Jahr 2007 f�hrte die Eigent�merin des sogenannten
Mercatorhauses, das als repr�sentatives Gesch�ftsgeb�ude den
Ausgang der Duisburger K�nigstra�e markiert, eine Sanierung er
Jugendstilfassade durch. In Abstimmung mit der Unteren
Denkmalbeh�rde erhielt die Erdgeschosszone nach Entfernung der
nachtr�glich vorgeblendeten Natursteinplatten erfreulicherweise
wieder ihre historische Pr�gung zur�ck.

Geschichte und Lage
Das f�nfgeschossige B�ro- und Gesch�ftshaus f�llt auf zuvor
unbebautem Grundst�ck einen Geb�udeblock an der Ecke K�nigstra�e
und Averdunkplatz, ehemals Marienstra�e, und bildete zu seiner
Entstehungszeit mit der egen�berliegenden gro�b�rgerlichen
Bauten das Eingangstor zur Innenstadt vom Bahnhof und der
Mercatorstra�e bzw. von M�lheim her kommend. Historische Fotos
zeigen, dass die Geb�udeflucht entlang der K�nigstra�e gegen�ber
dem �stlich angrenzenden, �lteren Bestand zur�ckversetzt wurde,
was auf das Ziel einer Verbreiterung der K�nigstra�e als
Prachtallee hindeutet. Westlich �ffnete sich seit jeher ein
Platz, der heutige Averdunkplatz. Das Gesch�fts- und B�rogeb�ude
mit zwei Stra�enfronten wurde im Eigenauftrag von Johann Brocker
errichtet, Inhaber eines Baugesch�ftes mit Ringofenziegelei an
der D�sseldorfer Stra�e. Die Planung besorgte sein Sohn,
Regierungsbaumeister Carl Brocker. Der Bauantrag wurde am 18.
April 1911 gestellt mit Erg�nzung vom 27. Mai. Die
Baugenehmigung folgte am 3. Juni des Jahres, Schlussabnahme am
28. M�rz 1913.
Mit Datum vom 24. April 1911 wurde beantragt, die das Portal
rahmenden Pfeiler mit ihrer k�nstlerischen Gestaltung vor die
Bauflucht vortreten zu lassen, wof�r 20 cm gestattet wurden. Mit
der Ausf�hrung der Portalskulpturen wurde ein �erstklassiger
K�nstler� beauftragt, so die Baubeschreibung, der allerdings
namentlich nicht nachweisbar ist. Seine Figuren des Columbus und
Mercator verweisen auf weltumspannenden Handel, der hier
angesiedelt werden sollte, und gaben dem Haus seinen Namen
�Mercatorhaus�. Die projektierte �u�ere Ansicht ist neben
Planzeichnungen durch eine fotografische Aufnahme des Modells
belegt. Einer der ersten Mieter war die private
Handelsiehranstalt Naumann, ein anderer die Handelsvertretung
der Bahlsen Keks-Fabrik Hannover. Seit dem Tod Johann Brockers
sind als Eigent�mer Carl Brocker und Miterben verzeichnet.
Der Zweite Weltkrieg verursachte an diesem Geb�ude lediglich
geringe Sch�den an der oberen, �stlichen Brandwand, da die
Nachbarh�user im Oktober 1944 total zerst�rt wurden, wie
zeitgen�ssische Fotos belegen. Sie zeigen auch das Podest der
Fliegerabwehrkanone auf dem Flachdach des Geb�udes.1953 erfolgte
im EG ein Umbau des �Caf Ernst�, das auf die andere Seite der
K�nigstra�e umzog, f�r ein Lokal der K�nigbrauerei. 1960 bezog
der Versandhandel Quelle in der Front Averdunkplatz EG und
Keller, dort wo zuvor das M�belhaus Kalderoni seine
Gesch�ftsr�ume hatte, Auftraggeber des benachbarten, 1961
fertiggestellten �Kalderoni-Hochhauses�.
Ein schon 1960
geplanter Umbau des gesamten EG mit �ffnung des Arkadenganges
erfolgte dann 1963 nach Pl�nen des Architekten Heinrich St�wer,
wobei beide Stra�enfronten im EG eine Verkleidung in hellem
Marmor erhielten, die Seite Averdunkplatz zus�tzlich ein Vordach
als Sonnenschutz. Zwischen die Arkaden�ffnungen wurden 1964
freistehende Glasvitrinen eingestellt. Weitere Bauma�nahmen
griffen nicht wesentlich in den Bestand ein: 1968 wurde der
Paternoster durch einen Personenaufzug ersetzt und 1983 die
Hofentw�sserung erneuert. Nachdem der U-Bahnbau unter der
K�nigstra�e zu Senkungen gef�hrt hatte, weil die Fundamente wie
zu der Bauzeit �blich als Punktgr�ndung nicht tief genug
ausgef�hrt waren, wurde 1985 im Zuge der Neubauma�nahme
Averdunkcenter der Innenhof auf Kellerniveau abgesenkt und mit
einem Durchbruch auf der Nordseite an die Zufahrt der
Averdunkgarage angeschlossen, dabei die bisherige Zufahrt vom
Averdunkplatz aus geschlossen und an dieser Stelle ein
Treppenabgang in den Hof angelegt. Die Fassaden im Innenhof
erhielten 1993 eine w�rmed�mmende Verkleidung. Eine sukzessive
Sanierung und Modernisierung des Foyers und der Flure innen
erfolgte ab 2001.
Beschreibung
Der blockhafte, insgesamt sechsgeschossige, flach gedeckte
Bauk�rper mit vierseitig umbautem Innenhof ist in kombinierter
Bauweise aus Eisenbeton und Mauerwerk erstellt. Er bildet eine
Stra�en- bzw. Platzecke und ist an beiden Fronten seitlich
eingebaut.
�u�eres
Beide Au�enfassaden sind im Wesentlichen gleichgewichtig
gestaltet und deutlich gegliedert im Wechsel von hellen
Bauteilen und dunkelrotem Ziegel. �ber dem Sockel mit den
Gesch�ften und ihren gro�fl�chigen Schaufenstern, die im
heutigen Zustand hinter der Arkade zur�cktreten, folgen drei
durch eine Kolossalordnung zusammengefasste Obergeschosse,
darauf in gleicher Mauerflucht das Attikageschoss als 4. OG. Die
Plandarstellung von 1911 gibt f�r das 1 .OG eine H�he von 3,95 m
an und f�r das 2.-4. OG jeweils 3,60 m bei gleicher
Fenstergruppierung. �ber dem Traufsims, das durch eine kr�ftige
Girlande betont ist, ist das mit 3,30 m niedrigere
Staffelgeschoss angesetzt. Es ist flach gedeckt, nur an den
Hauptfronten umlaufend und weist nur einfache, geteilte
Rechteckfenster ohne Bauzier auf. Diese Anordnung gab
gelegentlich zu der Vermutung einer nachtr�glichen Aufstockung
Anlass, die jedoch durch das Quellenmaterial widerlegt werden
kann. Das Attikageschoss ist glatt verputzt, das Staffelgeschoss
mit Platten verkleidet.
Die Vertikalgliederung in Fensterachsen �bernehmen in
Ziegelmauerwerk vorgeblendete Lisenen. Die Fenster mit Oberlicht
stehen jeweils in Dreiergruppen �bereinander, vertikal getrennt
durch schmale Betonstege, die im 3. OG unter einem
durchlaufenden Ziegelband in Konsolen m�nden, dazwischen eine
vorgew�lbte Platte als Fensterverdachung. Entsprechend treten
jeweils die Br�stungsfelder zwischen den Geschossen leicht vor,
von seitlichen Kehlen eingefasst.
Die Front K�nigstra�e mit 27 Meter L�nge ist in sieben Achsen
geteilt, die Front Averdunkplatz mit 35 Metern in neun, beide
sind durch st�rkere und in das Attikageschoss hochgezogene
Mauerpfeiler in Dreiergruppen rythmisiert. Diese Hauptpfeiler,
die an den Geb�udekanten Eckpfeiler bilden, enden oben in
freistehenden, von Girlanden bekr�nzten Blockkapitellen in
hellem Haustein, wobei der letzte n�rdliche Pfeiler der
Seitenfront lediglich abgefasst ist. Zwischen den Pfeilerk�pfen
vor den Fenstern des Attikageschosses liefen urspr�nglich
Balkongitter durch, die heute durch Absturzsicherungsstangen
innerhalb der Fensterlaibungen ersetzt sind. Auch der
Haupteingang, der urspr�nglich mittig in der Front K�nigstra�e
lag, wurde von zwei dieser Pfeiler flankiert, davor waren in
H�he des Geschossbandes die Standfiguren des Kolumbus und
Mercator montiert. Gleichzeitig mit der �ffnung des
Arkadenganges wurden sie 1963. Seither fehlt hier das
horizontale Ziegelband, das die drei Obergeschosse vom
Geb�udesockel absetzte und quasi die Grundlinie f�r das
Aufgehende bildete. Dadurch ist der Eindruck geschlossener
Fassadenfelder heute nicht mehr gegeben. Im Zuge dieser
Ver�nderung wurden auch das Reliefbild �ber dem fr�heren
Haupteingang und Ornamentfelder an den Eckpfosten der Fassade
entfernt. In der dritten n�rdlichen Achse Averdunkplatz befand
sich urspr�nglich ein Nebeneingang mit Durchfahrt zum Hof f�r
die Anlieferung, daneben eine Hausmeisterwohnung.
Innenhof
Der Innenhof bildet wie der Gesamtgrundriss ein unregelm��iges
Viereck, in das in der nord�stlichen und s�dwestlichen Ecke die
Rundungen der Treppenaufg�nge vorspringen. Da urspr�nglich die
Keller als voll nutzbare und beheizte Nebenr�ume f�r die
Gesch�fte vorgesehen waren, wurden zur besseren Belichtung
entlang der Nord- wie der Ostseite Lichtgr�ben angelegt,
zus�tzlich gab es �ber Kopf verglaste Lichtsch�chte an den
Stra�enfronten. Bei der Absenkung des Hofes wurden die
Kellerr�ume mit neuen Fenstern zum Hof versehen, das fr�here
Bodenniveau ist noch an einem Versprung in der
Fassadenverkleidung ablesbar. Der Hof war im Kellerniveau nicht
�berbaut bis auf WCs an der Westseite, diese wurden entfernt.
Die viergeteilten Hoffenster in den Etagen sind bauzeitlich
erhalten, ebenso m�glicherweise z.T. die wei�en Fliesen der
urspr�nglichen Mauerverblendung unter der heutigen W�rmed�mmung.
An der Nordseite ist die neue abgesenkte und mit Stahlunterz�gen
gesicherte Durchfahrt zur Anlieferung angeordnet.
Innenausbau
Im Erdgeschoss haben alle Gesch�fte getrennte Zug�nge von der
Stra�e bzw. der heutigen Arkade aus. Der um eine Achse nach
Westen verlegte Haupteingang erfolgt heute in der dritten Achse
von Westen, das Vestib�l, das urspr�nglich zwei Achsen breit
war, wurde geteilt und der �stliche Teil dem Gesch�ft in der
vierten Achse zugeschlagen. Die Anordnung der Aufz�ge
blieb erhalten, ebenso der Treppenaufgang. Im Zuge der j�ngsten
Modernisierung wurden die W�nde im Vestib�l wie auch auf den
einzelnen B�roetagen mit opaken Glasscheiben neu verkleidet. Im
r�ckw�rtigen Teil des Vestib�ls in Richtung Kellerabgang ist ein
St�ck bauzeitlichen Steinfu�bodens erhalten in diagonal
ausgerichtetem, schwarzem Karomuster mit roten
Kreuzungsquadraten auf hellem Grund. Als Schmuck h�ngt im
Vestib�l eine Tafel, die auf Bauherrn und Architekt verweist und
als Baudatum 1912 verzeichnet, was allerdings nicht der
Baufertigstellung entspricht.
Das Haupttreppenhaus selbst ist unver�ndert aus der Bauzeit
erhalten in seiner schlichten, zweckm��igen, aber sehr
sorgf�ltig gestalteten Ausstattung. Die Treppenstufen sind aus
Gr�nden des Feuerschutzes bis in die oberste Etage in Granit
ausgef�hrt, ebenso der Belag der Zwischenabs�tze, w�hrend die
Flure, soweit nicht ver�ndert, Terrazzob�den in Felderteilung
aufweisen. Die Seitenw�nde wurden mit dunkelrot glasierten
Fliesen belegt, die in den oberen Etagen auch die St�tzpfeiler
umkleiden und sich als schulterhohe Wandspiegel mit wulstiger
Randleiste auf der T�r- wie auf der Fensterseite in die Flure
hineinziehen, nur z.T. erhalten. Das Treppengel�nder in
Gusseisen besteht aus einem dichten Gitter glatter, senkrechter
St�be, die zwischen eine Fu�leiste und eine obere Leiste
eingespannt sind. Wo der Anlaufstab frei steht, sind dreiseitig
St�tzen angef�gt. Als Handlauf ist eine gedrechselte Holzleiste
aufgelegt, die auf dem raumgreifend ausw�rts gedrehten Anlauf im
Vestib�l eine kleine Schnecke bildet. Dieses Motiv kehrt auf den
Etagen jeweils an den Endpunkten gleichartiger Gitter wieder,
die zwischen die St�tzpfeiler als Abtrennung eingef�gt sind,
dazu betonen kugelf�rmige Abstandhalter seitlich oder unter
einer Treppenschr�ge die Unterscheidung zwischen konstruktivem
Bauteil und Beif�gung.
Die Treppenrundung in Richtung Innenhof weist eine gro�fl�chige
Bleiverglasung in Grisaille auf, geteilt in Rechteckfelder mit
Windhaspen, wobei der Aufwand der Ausgestaltung nach oben
abnimmt. Auf dem Absatz zwischen EG und 1. OG zeigt das
Milieubild als stehendes Achteck in Farbglas einen Bergmann
unter Tage in einer Kartusche mit neobarocker Ornamentik in
Gelbt�nen, dem entsprechen seitlich geschosshohe Bord�ren in
friesartigem Rapport. Das Milieubild auf dem n�chst h�heren
Absatz zeigt einen Schmied, wobei die Rahmung etwas variiert und
die seitlichen Bord�ren nur ornamental gef�hrte Stege, aber kein
Farbglas aufweisen. Auf dem dritten Absatz treten die seitlichen
Schmuckb�nder als verkleinertes Rechteckraster auf, w�hrend das
hier kleinere, rechteckige Milieubild in j�ngerer Zeit durch ein
Wappen der Stadt Duisburg ersetzt wurde. Das Fensterfeld dar�ber
zeigt in der Mitte eine Rosette und keine Randleisten. Auf dem
Absatz zwischen 4. und 5. OG ist die Glasfl�che verkleinert und
schmucklos, im Staffelgeschoss folgt ein einfaches Fenster.
Die B�roetagen sind einh�ftig angelegt mit wechselnd an der Hof-
bzw. Au�enseite durchlaufenden Fluren. Alle R�ume weisen
betonierte sogenannte Stahlkappendecken auf Stahlunterz�gen auf.
Sie bilden �ber den Zwischenw�nden Kehlen und umfassen jeweils
Raumkompartimente von 16 bis 18 Quadratmetern. Die Tragf�higkeit
ist f�r 350 kg/qm ausgelegt, hinreichend zur Aufstellung von
Tresoren, so die Baubeschreibung, und bis heute der Norm f�r
B�ros entsprechend. Die R�ume sind nach Fensterachsen flexibel
teilbar und jeweils mit Heizk�rpern und Wasseranschl�ssen
versehen, ehem. auch zentraler Warmwasserversorgung. W�hrend in
den meisten R�umen die Decken abgeh�ngt wurden, sind sie im 1 .OG
sowie im Staffelgeschoss teilweise noch sichtbar, dort ebenso im
Flur, dessen W�nde eine Felderteilung aufweisen bedingt durch
die vor die Wand vortretenden vertikalen Dachtr�ger. Die
Flurt�ren mit glatten, breitfl�chigen, durch schmale Stege
eingefassten Laibungen sind hier alle erhalten, in den unteren
Etagen teilweise, T�rbl�tter mit neuen Beschl�gen oder ganz
erneuert. Das Besprechungszimmer der Hausverwaltung im
Staffelgeschoss zeigt mit Parkett und Heizk�rper die
bauzeitliche Ausstattung.
Umfang des Denkmals
Das Denkmal K�nigstra�e 61 umfasst den baulichen Bestand der
ersten Bauzeit in seiner das �u�ere Erscheinungsbild sowie die
innere Disposition des Geb�udes pr�genden Substanz. Besondere
Bedeutung kommt der Ausgestaltung der Stra�enfassaden zu, der
wandfesten Ausstattung sowie dem Haupttreppenhaus in seinem
gesamten Umfang wie beschrieben.
Begr�ndung des Denkmalwertes
Das B�ro- und Gesch�ftshaus K�nigstra�e 61, gen. �Mercatorhaus�,
ist bedeutend f�r St�dte und Siedlungen, hier Duisburg
Innenstadt, denn es markiert an einer stadtr�umlich wichtigen
Stelle die Entscheidung f�r eine gro�st�dtische, repr�sentative
und zugleich zweckorientierte Bebauung. Es steht st�dtebaulich
im Kontext der �stlichen Stadterweiterung in Richtung Bahnhof
seit den 1890er Jahren und gab zur Bauzeit dem eher
vorst�dtischen Umfeld ein neues Gesicht. Seinem urspr�nglichen
Zweck entsprechend befindet sich das Geb�ude in kontinuierlicher
Nutzung und gen�gt damals wie heute voll und ganz den
Anforderungen.
F�r seine Erhaltung und angemessene Nutzung liegen
wissenschaftliche, hier architektur- und stadthistorische Gr�nde
vor. Die Konzeption als Gesch�fts- und B�rogeb�ude mit flexibler
Teilbarkeit in einzeln vermietbare Einheiten kam einem
steigenden Bedarf an gewerblichen R�umen in einer aufstrebenden
Stadt des Handels und der Industrie entgegen. Damit
repr�sentiert das Geb�ude einen Typus, der sich erst gegen Ende
des 19. Jahrhunderts auszupr�gen begann und bislang
bauhistorisch noch wenig Beachtung fand. Diese Zweckbestimmung
pr�gt einerseits die bauliche, insbesondere konstruktive
Ausformung, betrifft jedoch ebenso das wirtschaftliche Handeln
des Auftraggebers, der hier ein Verfahren aus dem Wohnungsbau �
Typus Wohnblock oder Mietskaserne � auf den neuen Gewerbesektor
�bertrug.
Hierf�r wurde die zur Verf�gung stehende Baufl�che in optimaler
Weise ausgenutzt. Die Baukonstruktion beruht auf einer letztlich
aus dem Holzbau abgeleiteten Pfosten-Riegel-Bauweise aus mit
Beton ummantelten Stahlst�tzen und �tr�gern und betonierten
Deckenpiatten, wie sie seit dem 19.Jh. in Frankreich durch die
Pionierleistungen von Monier (1. Patent 1867) und Hennebique
(Betonbauunternehmen ab 1892) bekannt sind. In Deutschland, wo
es Betonbauversuche ab ca. 1875 z.B. in Verbindung mit der
Baugewerkschule Holzminden durch Bernhard Liebold gab, war das
Bauunternehmen Wayss & Freytag Vorreiter des Betonbaus. Der
Leiter der dortigen Forschungsabteilung Emil M�rsch publizierte
1902 �Der Betoneisenbau, seine Anwendung und seine Theorie�, als
Standardwerk fortgeschrieben in �Der Eisenbeton�. 1904 mit
Erg�nzungen 1909 wurden dann durch den Verband Deutscher
Architekten- und Ingenieurvereine und den Deutschen
Betonbauverein die ersten �Leits�tze f�r die Vorbereitung,
Ausf�hrung und Pr�fung von Eisenbetonbauten� herausgegeben,
Vorl�ufer sp�terer Bauvorschriften. Der Betonbau erlaubt
gro�fl�chige, nur durch St�tzen unterteilte Geschossebenen mit
hoher Festigkeit und Brandsicherheit und erlaubt die
Vorfertigung von Bauteilen, was sich im Industriebau z.B. f�r
mehrgeschossige Speicher bew�hrte. Im Mercatorhaus erm�glicht
diese Bauweise nicht nur die flexible Teilbarkeit, sondern
verleiht auch dem Treppenhaus, das statt von massiven W�nden
lediglich von Vierkantst�tzen gefasst ist, trotz seiner
bescheidenen Abmessungen einen gro�z�gigen, luftigen Charakter.
Auch hier galt die Maxime, den Anteil an Verkehrsfl�che im
Geb�ude so gering wie m�glich zu bemessen und dennoch einen
gehobenen Standard f�r gute Mietertr�ge zu gew�hrleisten.
Stilistisch f�gt sich das Denkmal Mercatorhaus ein in eine
Entwicklungsreihe seit den nordenglischen Stahl-Glas-Bauten des
fr�heren 19. Jahrhunderts. Vorreiter war hier Glasgow, wo
insbesondere durch Alexander Thomson mehrgeschossige
Gesch�ftsbauten in Eisenskelettbauweise entstanden, denen
antikisierende, auf dem Motiv der Kolossalordnung aufbauende
Fassaden vorgeblendet wurden, weshalb Thomson auch der Name
�Greek� beigegeben wurde und im Englischen das oberste, meist
niedrigere Geschoss unter dem Dachansatz als �attic�, entspr.
�Attika� bezeichnet wird. Sp�tere Nachfahren dieser Bauweise
waren die zum Hochhaus gesteigerten Entw�rfe der Chicago School.
In Deutschland steht am Beginn der nicht ausgef�hrte Entwurf
Schinkels f�r ein mehrgeschossiges Kaufhaus und seine
Bauakademie als Prototyp des konstruktiv durchrationalisierten
Bauens. Der Architekt Carl Brocker d�rfte sie als Student an der
Technischen Hochschule Charlottenburg kennen gelernt haben,
einer der renommiertesten im damaligen Deutschland, wo er 1903
das 1. und 1908 das 2. Staatsexamen ablegte. F�r das
Mercatorhaus minimiert er das klassizistische Repertoir,
bereichert es durch bewegte Elemente wie Kurvaturen und
Girlanden, sodass trotz der strengen Linearit�t ein plastisch
differenziertes Bild entsteht, und l�sst aber, ganz im Sinne des
sp�ten, geometrischen Jugendstil die Rasterfassade als zu Grunde
liegendes Motiv durchscheinen. Dem antworten innen die Rigidit�t
der Vierkantst�tzen, die nackten, undekorierten W�nde und
Decken, die ihre Konstruktionsweise erkennen lassen, und,
sozusagen als Essenz, das strenge Gitterwerk des
Treppengel�nders.
Carl Brocker war aus Duisburg geb�rtig, wo er das
Steinbart-Realgymnasium besuchte, studierte an den Hochschulen
Karlsruhe und Charlottenburg und lie� sich, nach kurzem
Staatsdienst als Regierungsbaumeister, 1910 in D�sseldorf als
selbstst�ndiger Architekt nieder. Ein fr�her Entwurf galt 1912
dem Pfarrhaus der Liebfrauenkirche Ottostra�e in
Duisburg-Homberg. Nach dem 1. Weltkrieg folgten Siedlungsbauten
f�r die Phoenix AG in D�sseldorf, das Hotel Duisburger Hof mit
Fertigstellung 1927 sowie ab den sp�ten 1920er Jahren vorwiegend
Krankenh�user u.a. 1926-28 St. Johannis-Hospital
Duisburg-Hamborn. 1930 ist er als Mitglied des Architekten- und
Ingenieurvereins Berlin registriert und Konsul der Republik
Bolivien. Er verstirbt 1959 in Bad Honnef.
Quellen
Werner Burghoff: Bauten des Historismus in Duisburg. in:
Duisburger Forschungen 31 1982
S. 229f (dort z.T. unrichtige Angaben)
Uta Hassler: H�user aus Beton. T�bingen und Berlin 2004, bes. S.
47-57u. 26 1-264 Dr.
Claudia Euskirchen, Untere Denkmalbeh�rde Duisburg
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