Kirchen und Gemeinden Duisburgs  
Archiv Sep - Okt 2007

Christengemeinde ECCLESIA" in Wanheimerort

Etwas versteckt auf der Fischerstraße in Wanheimerort (dort, wo früher die Altentagesstätte der evangelischen Gemeinde lag) befinden sich heute die Räumlichkeiten der "Christengemeinde ECCLESIA", naja zumindest deren Duisburger Gemeinde.
"Unsere Gemeinde nennt sich ECCLESIA; dies ist im Neuen Testament die Bezeichnung für die Gemeinde, im Sinne einer Gruppe von Menschen, die sich bewußt zur Nachfolge Jesu herausrufen ließen (griech.: ekklesia von ek kaleion = herausrufen). Sie sieht sich als Teil der weltweiten Gemeinde Jesu, die aus allen wahren Christen in den verschiedensten Gemeinschaften und Kirchen besteht. Voraussetzung für den Einzelnen, Glied der ECCLESIA zu werden, ist, dass er persönlich an Jesus Christus glaubt, Buße über seine Sünden getan hat, und sich darauf nach biblischem Vorbild taufen ließt.
Gemäß dem Missionsbefehl Jesu wollen wir allen Menschen das ganze Evangelium verkünden, weil wir glauben, dass ein Leben ohne Gott sinnlos ist und die Sünde ins Verderben führt. Wir möchten ihnen den Weg zu einem befreiten und erfüllten Leben mit Jesus Christus zeigen. In der Gemeinde sollen sie Unterweisung erfahren und erkennen, mit welcher Gabe sie Gott dienen und ein Segen für andere sein können. Dabei rechnen wir mit der Gegenwart und Kraft des Heiligen Geistes, der durch seine Gaben in der Gemeinde wirken möchte. Weil das Evangelium für den ganzen Menschen gilt, also nicht nur für Geist und Seele, sondern auch für den Leib, predigen wir das ganze Wort Gottes und beten für die Kranken, wenn sie es wünschen (Jakobus 5, 14ff). Dabei erleben wir, dass Gott heute noch Wunder tut und Menschen heilt.

Gegenwärtig besteht der Verband der ECCLESIA aus etwa 75 Ortsgemeinden mit etwa 4.000 Gottesdienstbesuchern. Die Gemeinden sind recht unterschiedlich in ihrer Größe und verteilen sich über das ganze Bundesgebiet. Gemeindeleiter ist einer der Ältesten, die in der Regel ehrenamtlich tätig sind.
Der Gemeindeverband gliedert sich in Deutschland in 7 Bezirke, denen jeweils mehrere Bezirksvertreter vorstehen. Diese bilden zusammen mit dem Arbeitenden Vorstand und dem Gesamtvorstand den juristischen Verein. Der Arbeitende Vorstand besitzt Exekutivbefugnisse und vertritt den Verein in voller Verantwortung nach innen und außen.
Die Gemeinde der Christen ECCLESIA ging aus geistlichen Aufbrüchen am Ende des 2. Weltkrieges hervor. Es begann mit Hauskreisen, die sich in und um Solingen - Ohligs unter der Leitung von Hermann Zaiss bildeten. Er war ein gläubiger Unternehmer, der vor dem 1. Weltkrieg mit der Baseler Mission in Ghana arbeitete. Durch seine lebensnahe und packende Verkündigung des Evangeliums kamen viele Menschen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. Als dann Gott seinen Verkündigungsdienst durch außergewöhnliche Zeichen bestätigte, besonders durch Heilung vieler Kranker, füllten sich die größten Säle im In- und Ausland.

Zaiss hatte dabei nie die Absicht, eine neue Gemeinde zu gründen, vielmehr wollte er in die bestehenden Gemeinden und Kirchen geistliche Impulse hineintragen. Doch bald schossen nach jedem seiner Verkündigungsdienst Versammlungen wie Pilze aus dem Boden. Das Verlangen dieser Menschen und die geistliche Verantwortung für sie veranlasse die `Ohligser Brüder', wie sie zunächst genannt wurden, diese Kreise von Holland bis nach Österreich, von der Ostsee bis in die Schweiz zu betreuen. Der Tod dieses charismatischen Leiters war für die Gemeinden, die noch weitgehend unstrukturiert waren, ein großer Schlag, doch Gott war treu," beschreibt sich die Kirche auf ihrer Internetseite selbst. Neugierig, wie ich bin, mache ich mich Ende September 2007 auf den Weg, um einen Gottesdienst dieser kleinen Freikirche zu besuchen. Ein Entschluss, den ich mit etwa 30 anderen Leuten teile.
Wie gesagt, nutzt ECCLESIA die ehemalige Altentagesstätte der evangelisch - landeskirchlichen Gemeinde Wanheimerort. So weit ich es von außen beurteilen kann, nutzt die Gemeinde die Räumlichkeiten nicht komplett. Einige Räume sehen ungenutzt und leer aus. Als ich den Gottesdienstsaal betrete, sehe ich auf der rechten Seite die Fensterseite; da es hell, sonnig und warm an diesem Morgen ist, ist es dermaßen hell im Raum, dass ganz schnell die Rolladen heruntergelassen werden. Eine Heimorgel steht auch rechts am Eingang. Kommt man in den Raum, ist links eine Art Bühne, auf der eine schmucklose Kanzel, ein Klavier, Notenständer, Mikrophone, verschiedene Musikinstrumente und ein Overheadprojektor stehen. An der Wand hängt ein Kreuz.
Auf der linken, hell gestrichenen Wand sind die Sprüche "Jesus lebt" und "Jesus Christus ist der selbte gestern, heute und in Ewigkeit" angebracht. Auf der Hinterseite des Raumes stehen mehrere Tische, auf denen Kaffee und Kuchen gereicht werden können. Auf einer Art Theke gibt es ein Mischpult, von dem aus die Mikrophone gesteuert werden können.
Sehr evangelikal und pfingstlerisch ist der Gottesdienst, der um 9.30 Uhr beginnt. Etwa 1 Stunde lang gibt es Musik, Gebete, Bibellesung, freie Zungenrede, bei der die Gemeindeglieder ihre Gedanken vortragen können. Für die Predigt ist dann rund 30 Minuten vorgesehen. Der Jugendamtsleiter aus dem Märkischen Kreis, ist der Prediger an diesem Tage des Herrn.
Am 22. September feierte Israel dem Jom Kippur, das Versöhnungsfest. Ausgehend von Lukas 15, 22 - 24 (dem Gleichnis vom verlorenen Sohn) heißt "Versöhnung" das Thema der Predigt. Gnädig, barmherzig und uns zugewandt ist Gott. In unserem Leben gibt es immer wieder Phasen, in denen wir uns von Gott entfernen und sich Sünde in unserem Leben breitmacht. Dafür gibt es bestimmt viele Gründe, Entschuldigungen und Vergleiche, wie schlecht es doch anderen Leuten geht. Dann ist es Zeit für Umkehr. Schließlich habe es der Sohn im obigen Gleichnis ja auch geschafft, sich vom "Gib mir" zum "Mach mich!"  zu wandeln.

Versöhnung geschieht,  wenn wir zu Gott zurückfinden. Den Ring, den der Vater in dem Gleichnis seinem Sohn gibt, ist ein Ring der Versöhnung. Die neuen Schuhe, die der verlorene Sohn in dem Gleichnis trägt, bedeuten, dass er nicht mehr im Dreck stehen braucht. Versöhnung heißt Frieden mit Gott; Jesus ist unser Frieden. Durch ihn haben wir Frieden mit Gott. Jeder hat eine Chance bei Gott. Jesus sagt: Ich bin die Tür; klopft bei mir an.
Ein Beispiel aus dem eigenen Leben. "Ich trinke gern Kaffee. Letzten Samstag hatten meine Frau und ich viel Zeit. Also kochte meine Frau frischen Kaffee; doch als ich den frischen Kaffee trank, verzog ich das Gesicht. Versehentlich hatte meine Frau alten und frischen Kaffee in eine Kanne geschüttet. So war Plörre entstanden. Wir haben natürlich neuen Kaffee gekocht. Übertragen auf unser Leben heißt die Geschichte: Es ist Zeit zur Umkehr und Gott in unserem Leben fließen zu lassen."
Eine weitere Botschaft des Predigers: Ich kann auch in schlimmen Situationen mit Gott versöhnt sein, ohne ihn anzuklagen oder mich von ihm abwenden zu müssen. "Er hat uns nie versprochen, uns immer vor schlimmen Situationen zu bewahren," behauptet der Prediger. Sein Ratschlag: "Geduld und Ausharren tut immer Not. Gott bewirkt Heilung; heute würde wir es `Reifeprozeß' nennen. Wir Menschen sind wie guter Wein; je älter wir sind, desto ausgereifter sind wir."
Natürlich kontne ich hier nicht alle Worte mitschreiben. Dafür war die Predigt dann doch zu lang. Die zentralen Gedanken konnte ich aber hier wiedergeben. Kaffee und Kuchen gab es tatsächlich im Anschluss an den Gottesdienst. Zeit für ein kurzes Gespräch mit dem Prediger war auch. Auch wenn ich bestimmt noch im Schoß der evangelischen Landeskirche bleiben werde, so hat sich der Besuch in der Christengemeinde doch gelohnt. 
Andreas Rüdig

Selbständige Evangelisch - Lutherische Kirche Duisburg

Duisburg, September 2007 - Etwas versteckt in der Mainstraße in der Duisburger Innenstadt, so etwa zwischen Finanzamt und Stadttheater und genau gegenüber dem Landfermann - Gymnasium liegt die Duisburger Gemeinde der Selbständigen Evangelisch - Lutherischen Kirche. Carsten Voß heißt ihr Gemeindepfarrer; er ist auch Propst.
Etwa 30 Personen (darunter der Chor und diverse Kinder und Jugendliche) haben sich an dem ersten Sonntag im September 2007 um 11 Uhr zum Gottesdienst versammelt. Zum Kirchgebäude gehören dabei nicht nur die eigentliche Kirche, sondern auch die darunterliegenden Gemeinderäume (Gruppenräume, Küche, Toilette) sowie Pfarrwohnung.
6 kleine Glasbilder, sechs kleine Leuchter, sechs moderne, bunte Bilder zum Thema "Brot brechen", von den Sitzreihen aus gesehen links eine Kanzel aus Holz und ein hölzerner Altartisch (darauf in der Mitte ein Kreuz mit Jesusfigur, davor eine aufgeschlagene Bibel, auf jeder Seite davon je 3 Kerzen, links davon ein Blumenschmuck, rechts eine bunte Kerze) machen den ansonsten eher schlichten Gottesdienstraum aus.
Nicht wirklich evangelisch wirkt der Gottesdienst. Hier wird die Beichte abgenommen; dazu wird niedergekniet. Auch beim Austeilen des Abendmahls knieen die Gemeindeglieder nieder. Irgendwie wirkt der Gottesdienstablauf viel zu formalisiert, als dass er wirklich Freude bereiten würde.
Und die Predig - was ist von ihr zu halten? Die Diakonie ist das Thema der Predigt. Ausgehend von dem Gleichnis des barmherzigen Samariters entwickelt Voß den Gedanken: Jesus ist für uns da. Nach seinen Worten ist der Text die Grundlage dafür, dass es menschliches Miteinander und christliche Nächstenliebe gibt. Wer ist mein Nächster? Jedermann, der Hilfe nötig hat. Helfer können nicht nur Pfarrer, Sozialarbeiter und andere Profis sein; auch Otto - Normalsterbliche können zu Helfern werden. Wir können dabei falsche Scheu überwinden. Getrieben von der Liebe Gottes können wir jenseits aller gesellschaftlicher Schranken helfen. So kann auch der Asylbewerber, Punker oder Alkoholiker zum Nächsten, der uns hilft, werden.
Daraus ergeben sich für Voß verschiedene Fragen. Wer bin ich? In welchem Rahmen lebe ich? Mit wem habe ich es im täglichen Leben zu tun? Bin ich reich und stark? Bin ich von Gott angerührt? Kann ich über meinen Schatten springen und auch Leuten, die ich nicht mag, helfen? Schließlich könnte ich selbst ja auch mal Hilfe brauchen...
Für mich ist diese Predigt unbefriedigend. Wer in materieller Not steckt, kann sich - zumindest bei uns in Deutschland - an die Sozialversicherung, an das Sozialamt usw. wenden. Bei sozialer Not können verschiedene Wohlfahrtseinrichtungen helfen. Der Sinn kirchlicher Diakonie wird - zumindest in der Predigt - nicht so ganz deutlich.
Ein Reisender gerät während einer Zugfahrt in die Hände erzürnter Fußballrowdy, die ihn verprügeln. Weder ein zufällig anwesender Sozialarbeiter noch ein Pfarrer helfen ihm. Lediglich ein Punker ruft Polizei und Notarzt. Voß möchte mit seinen Ausführungen mit diesem Beispiel illustrieren. Dass sich Pfarrer und Sozialarbeiter mit strafbar gemacht haben ("unterlassene Hilfeleistung"), verdrängt Voß völlig. Glaubt man den staatlichen Gesetzen, muss auch der reiche Banker im Notfall dem Obdachlosen und der gutbezahlte Universitätsprofessor bei einem Unfall dem Sozialhilfeempfänger helfen.
Ich habe keine Ahnung, wie groß die Duisburger Gemeinde der SELK ist. Im kulturellen, sozialen und kirchlichen Leben der Stadt ist sie jedenfalls nicht sichtbar vertreten. Bei der Predigt fehlt mir der theologisch - inhaltliche Tiefgang. Wie kann eine kleine Kirche wie die SELK diakonisch arbeiten? Wie kann ich in meinem Lebensumfeld Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft zeigen, ohne ausgenutzt zu werden? Leider werden fragen wie diese nicht beantwortet. Andreas Rüdig

Kirche in Aktion


Duisburg, September 2007 - Wer etwas verkehrt macht, der bekommt den Marsch geblasen. "Bei uns steht die Kirchenmusik im Vordergrund," erzählt Helmut Schneider. Zusammen mit Johannes Wenzlaff leitet er den Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Trinitatis.
Jeden Dienstag Abend um 19.30 Uhr treffen sich die drei Frauen und acht Männer im Gemeindehaus an der Arlberger Straße. Trompeten werden hier gespielt, Posaunen und die Tuba. Gottesdienste und Gemeindefeste gestaltet der Posaunenchor. Auftritte auf Weihnachtsmärkten, etwa in Buchholz und vor der Galeria in der Innenstadt, kommen hinzu. Auch in der St. Martinszeit ist Hochsaison für den Posaunenchor. Er begleitet die Martinszüge in Buchholz, Duissern, Wanheimerort und diversen anderen Stadtteilen. "Wer uns vorher hören möchte, kann das am Sonntag, den 16. September tun. Dann sind wir am Gottesdienst in der Jesus - Christus - Kirche in Buchholz beteiligt. Beginn ist 10 Uhr," berichtet Schneider.
Den Posaunenchor gibt es seit den `50er Jahren. Während in vielen anderen Gemeinden die Kirchenmusik zurückging, konnte sich der Buchholzer Posaunenchor über die Jahre hinweg halten. "Uns ist zum Glück nicht die Puste ausgegangen," erzählt Schneider. Und dennoch: "Wer ein Blechblasinstrument spielen kann, ist bei uns immer willkommen. Wir sind konfesstionsübergreifend aktiv, Hauptsache, die Person kann ein Instrument spielen."
Dass Schneider und Wenzlaff den Posaunenchor gemeinsam leiten, kommt nicht von ungefähr. Nach dem Tod des früheren Leiters Klaus Freiherr von Stoltzenberg, der Vereinigung der Gemeinden Buchholz und Wedau - Bissingheim und dem Fehlen eines hauptamtlichen Kirchenmusikers stellte sich die Frage, wie es weitergehen soll. So beschloss der Chor, sich in Eigenregie zu organisieren. "So sparen wir der Gemeinde auch das Geld für einen hauptamtlichen Chorleiter. Die Gemeinde zahlt uns allerdings einen Zuschuss für Noten und Instrumente," berichtet Schneider.
Schneider gehört dem Posaunenchor seit über 40 Jahren an. Er selbst spielt Trompete. "Ich wurde schon in der Konfirmationszeit angesprochen, ob ich nicht mitmachen wolle. Ich machte schon damals gerne Musik. Also ging ich hin. Und bin prompt hängengeblieben."
 
Liebe geht durch den Magen, wie der Volksmund zu berichten weiß. Dass ein gutes Mittagsessen Leib und Seele zusammenhält, ist auch keine neue Erkenntnis. So ist es auch kein Wunder, dass die evangelische Kirchengemeinde Wanheim samstags zwischen 12 und 13 Uhr im Gemeindehaus Beim Knevelshof ein warmes Mittagsessen anbietet. "Es gibt überwiegend Eintöpfe, im Winter gelegentlich auch Grünkohl mit Wurst," erzählt Manfred Götsch. "Ich orientiere mich dabei an den Gegenbenheiten der jeweiligen Jahreszeit."
Der heutige Rentner, der selbst als Koch gearbeitet hat, bereitet die Gerichte in Eigenregie vor. Einkaufen, kochen und abwaschen im größeren Rahmen ist also einmal in der Woche angesagt. Bis zu 20 Personen sind es, die sich dann samstags im Gemeindehaus zum Essen einfinden. Der Kostenpunkt: 3 ? pro Gericht, Nachtisch und Nachschlag mit eingeschlossen. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.
Seit 2002 gibt es dieses rein ehrenamtliche Angebot der Gemeinde. Tue Gutes und schweige darüber - so könnte man das Motto von Manfred Götsch beschreiben. Ganz egal, ob es Erbsensuppe, Linsensuppe, Kartoffelsuppe oder Gemüsesuppe gibt - der Preis ist für jedes Gericht gleich. Erwirtschaftet Götsch einen Überschuss, fließt das Geld nicht etwa in die eigene Tasche, sondern kommt der Gemeinde zugute. Wer komme, wisse auch, dass er mehr zahlt, als das eigentliche Essen wert sei und dass das dann in gemeindliche Projekte fließe, betont Götsch. Viel Idealismus ist hier zu spüren, bei dem das grelle Rampenlicht nicht unbedingt erwünscht ist. "Es ist ein Essen für den guten Zweck," ist öfters zu hören.
Wanheim ist eine der wenigen Gemeinden, die einen solchen Mittagstisch anbieten. Natürlich ist es billiger, sich für wenig Geld eine fertige Dosensuppe im Discounter um die Ecke zu kaufen und selbst zu Hause aufzuwärmen. Eine wirkliche Alternative ist dies aber nicht, wie jeder Koch weiß; selbst gekocht schmeckt eben am besten.
Ganz gleich, ob Senior oder Junior, Familie oder Single - willkommen ist jeder, der kommt. Hauptsache, es schmeckt. Im Anschluss an das gemeinsame Essen wird das Gemeindehaus dann von der örtlichen Gemeinde der Russlanddeutschen genutzt.   Andreas Rüdig

St. Matthias  - Ohnmächtige Wut und Resignation

Duisburg, 26. November 2006 - Mit ohnmächtiger Wut, teilweise auch gepaart mit Resignation oder Lethargie, verfolgt die Mehrzahl der Katholiken in Meiderich-Berg die jüngste Entwicklung in ihrer ehemaligen Pfarrei St. Matthias, die bereits vor Jahren mit der „großen Schwester“ St. Michael in Mittelmeiderich (zwangs)-fusioniert wurde.

 

Die Geschichte der Diskriminierungen und Sticheleien ist länger als der Bart manches Propheten. Sie reicht von der mehr als nachlässig verfassten Chronik zum hundertjährigen Bestehen der Pfarrei St. Matthias, in welcher rund 45 Fehler enthalten sind, über die Renovierung einer Hausmeisterwohnung (böse Zungen behaupten, dass von Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich die Rede sein soll, während bei kircheneigenen Wohnungen in Berg schon bei kleineren Neuanschaffungen quasi zu Kreuze gekrochen werden musste) bis hin zum Verbleib einer einzigen Gruppe des katholischen Kindergartens unter kirchlicher Aufsicht, obgleich in Mittelmeiderich deren sieben bestehen.

 

Den vorläufigen Höhepunkt jener unerfreulichen Entwicklung in den Beziehungen zwischen der „Mutterkirche“ in Mittelmeiderich und jenem Meidericher Teil, der mit Blickrichtung Laar ohnehin angesichts des hohen Anteils moslemischer Mitbürger keinen leichten Stand hat, bildeten die am vergangenen Wochenende durchgeführten Kirchenvorstandswahlen. „In unserer St. Matthiaskirche, in welcher bis zu diesem Wochenende regelmäßig Gottesdienste stattfanden, konnte nicht einmal gewählt werden“, entrüstete sich zu Recht Werner Nieleck, eines der Vorstandsmitglieder des St. Matthiasvereins. Dieser Verein vermietet auch im nächsten Jahr, wenn schon keine Messen in der benachbarten Kirche mehr gelesen werden, den ehemaligen Pfarrsaal für alle möglichen Gelegenheiten. Nicht wenige Bürger in Berg argwöhnen, dass ganz bewusst die St. Matthiaskirche als Wahlort ausgeklammert wurde, um die Zahl der Wähler in diesem ehemaligen Pfarrbezirk drastisch zu reduzieren. „Als ich den Pastor im Nachhinein auf diesen Missstand hinwies und dabei ironisch bemerkte, dass die meisten Kirchgänger ja zwischen 23 und 25 Jahre alt sind und es einfach haben, zur St. Michaelskirche zu gelangen, bedeutete er mir nur, dass ich den Sarkasmus unterlassen sollte“, so Nieleck weiter, der das Gespräch danach als beendet ansah.

 

Entscheidungen werden getroffen (das Nutzen der Räume in St. Matthias für eine interne Feier wurde durch den Pfarrer abgelehnt, obgleich die Räume an Externe vermietet werden), Aussprüche werden weitergegeben („ihr könnt bei uns Karneval mitfeiern, aber ihr dürft beim Lesen keine Fehler machen“), die einem unvoreingenommenen Zuhörer die Haare zu Berge stehen lassen. Mittlerweile sind die Fronten offensichtlich so sehr verhärtet, dass nicht einmal einfache Auskünfte erteilt werden. Als Nieleck am vorigen Mittwoch wissen wollte, ob ein bestimmter Raum für Seminarzwecke an diesem und jenem Tag genutzt wird, wurde ihm lakonisch von der Sekretärin geantwortet, dass sie nicht für St. Matthias zuständig sei. „Ich möchte gern wissen, wo die vorliegenden Verträge abgelegt worden sind. Hoffentlich nicht im Papierkorb“, ahnt er Schlimmes.

 

„Das sind hier die Brotesser; die Kuchenesser wohnen in Mittelmeiderich. So hat man mir jedenfalls den Unterschied erläutert, als ich hier mein Amt antrat“, äußerte sich Dr. Heinrich Weyers, ehemaliger Geistlicher dieser Pfarrei, der erst vor wenigen Wochen ein andere Aufgabe im benachbarten Mülheim übernommen hat. Schade, dass die immer weniger werdenden praktizierenden Katholiken wie auch in Berg von sich besser dünkenden „Brüdern und Schwestern“ vergrätzt werden. Von Zusammenkommen kann in Meiderich wirklich nicht die Rede sein, allerhöchstens von Zusammenwuchern.