CD-Besprechungen                                       Gedichte 

Gelesen... Buchbesprechungen von Duisburger Autoren und Büchern über Duisburg
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 Georges Simenon -Mairgrait
1. Georges Simenon: Maigret vor dem Schwurgericht; 1 CD 55 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Süddeutscher Rundfunk 1990 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Bearbeitung: Karl Lüke; Regie: Otto Düben; Schnitt: Waltraud Gruber; Ton: Karlheinz Stoll; Sprecher: Joachim Nottke, Wolfgang Reichmann, Rosemarie Gerstenberg, Reinhart von Stolzmann, Wolfgang Condrus und andere.

(Inhalt) "Der kleine Werkstattbesitzer Gaston Meurant wünscht sich nichts sehnlicher, als eine Familie zu gründen und ein ruhiges Leben zu führen. Doch eines Tages findet er sich unerwartet vor Gericht wieder. Die Anklage: Mord. Er wird beschuldigt, seine vermögende Tante und ein vierjähriges Mädchen umgebracht zu haben," steht auf der Schutzhülle der CD.

(Besprechung) Die CD bietet gute und gepflegte Unterhaltung. Verschiedene Sprecherstimmen, Hintergrundgeräusche und diskrete Musik werden hier als Stilelemente eingesetzt. So wie hier möchte ich eigentlich immer ein Hörbuch hören.
Und inhaltlich - was ist inhaltlich von dieser Geschichte zu halten? Es ist einer jenen klassischen Kriminalromane, die sich langsam entwickeln, der guten alten Erzähltradition (auch als Hörbuch) entsprechen und die daher gefallen. Ich höre das Hörbuch gerne.

2. Georges Simenon: Maigret und die Affaire Saint - Fiacre; 2 CD 93 Minuten Gesamtspielzeit: Produktion: Südwestrundfunk 1993 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003: Bearbeitung: Alfred Marquart, Regie: Patrick Blank; Schnitt: Gaby Kemper; Ton: Udo Schuster; Sprecher: Joachim Nottke, Matthias Ponnier, Florian Baumeister, Margarete Salbach und viele andere

"Ein anonymer Brief kommt in Paris bei der Kriminalpolizei an: `Während der ersten Messe wird die Gräfin von Saint - Fiacre sterben.' Kommissar Maigret kennt die Gräfin; sein Vater war der Gutsverwalter auf Saint - FIacre. Der Kommissar fährt an den Ort seiner Kindheit, um einen Mord zu verhindern," berichtet die Inhaltsangabe auf der Schutzhülle der CD.
"Ach Gottchen sprach Lottchen," rufe ich in meinem Geiste aus. Dieses Hörbuch zeigt sich der besten Seite der Hörspielkunst. Verschiedene Sprecherstimmen und Hintergrundgeräusche werden hier als Stilelemente eingesetzt. Sie werden dabei so realistisch eingesetzt, daß ich viele Szenen ganz real vor meinem geistigen Auge sehen kann - die karge Landschaft und das Schloß seien hier als Beispiele genannt.
Gleichzeitig gibt es zwei Erzählebenen - eine davon spielt in der Gegenwart, die andere in der Vergangenheit. Wir lernen den kleinen Maigret und sein Elternhaus kennen. Selten genug in der Geschichte der Kriminalliteratur, daß solche Zeitreisen stattfinden!
Außerdem wird hier Erzählkultur auf hohem Niveau gepflegt. Eine gepflegte Sprache ist hier genauso vorhanden wie eine gemächlich, fast schon behäbig voranschreitende Handlung. Was vordergründig langweilig erscheinen mag, sagt mir sehr zu. Hier wird Atmosphäre spürbar, literarische Dichte und lebendige Charakterzeichnung. Oh, wäre Literatur nur immer so gut.

3. Georges Simenon: Maigret und sein Revolver; 1 CD Gesamtspielzeit: 59 Minuten; Produktion: Südwestrundfunk 1959 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Bearbeitung und Regie: Gert Westphal; Regieassistenz: Peterpaul Schulz; Komposition: Hans - Martin Majewski; Ton: Fred Bürck; Sprecher: Leonard Steckel, Annedore Huber - Krause, Heinz Schimmelpfennig, Wolfgang Hebenstreith und viele andere

"Madame Maigret ruft ihren Gatten in seinem Büro an. Bei ihr zu Hause sitzt ein ziemlich verstört wirkender junger Mann, der den Kommissar in einer dringenden Angelegenheit persönlich sprechen will. Als Frau Maigret ihn einen Augenblick im Salon alleine läßt, entwendet er den Revolver des Kommissars und verschwindet. Maigret macht sich auf die Suche," berichtet die Inhaltsangabe.
Ruhig und betulich schreitet die Handlung hier voran. Es ist einer jener typischen Romane um Kommissar Maigret, bei dem ausnahmsweise auch Madame Maigret eine größere Rolle zugestanden bekommt. Wie bei einem guten Hörspiel üblich werden hier verschiedene Sprecherrolen, Musik und Hintergrundgeräusche als Stilelemente eingesetzt.
Hier liegt eine Produktion vor, die gefällt. Die Geschichte ist rund und lebt aus sich selbst heraus. In der Geschichte geht es nicht um Häuser und Landschaften; vielmehr stehen die Menschen, ihre Charaktere und ihre Lebensumstände im Vordergrund. Man könnte den Roman fast schon als unspektakulär bezeichnen. Alles in allem ist es eine Produktion, die gefällt.

4. Georges Simenon: Maigret und die Unbekannte; 1 CD 59 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Südwestrundfunk 1959 Veröffentlichung: Der Audio Verlag 2003; Hörspielbearbeitung und Regie: Gert Westphal; Regieassistenz: Peterpaul Schulz; Komposition: Hans - Martin Majewski; Schnitt: Nina Langrock; Ton: Ludwig Groß; Sprecher: Leonard Steckel, Annedore Huber - Krause, Heinz Schimmelpfennig, Viktor Stefan Görtz und andere

"An einem einsamen Platz in Paris wird um drei Uhr nachts die Leiche eines schönen jungen Mädchens gefunden. Wer ist die Unbekannte? Warum mußte sie sterben? Eigentlich ist Inspektor Longnon, den man nicht zu Unrecht `Inspektor Pechvogel' nennt, für den Bezirk zuständig. Aber Kommissar Maigret, den es in dieser Märznacht zufällig in Longnons Revier verschlagen hat, übernimmt die Ermittlungen," berichtet die Inhaltsangabe.
Je länger ich der Produktion lausche, desto unsicherer werde ich. Was soll ich darüber sagen? Ich bekomme hier gute Literatur zu höhren, die sich auf dem gewohnt hohen Niveau bewegt. Hintergrundgeräusche, verschiedene Sprecherrollen und dezente Musik werden hier als Stilelemente eingesetzt.
Über Simenon und seinen Maigret ist ja schon viel geschrieben worden. Dem brauche ich nichts mehr hinzuzufügen. Nur so viel: Alles in allem ist es ein Hörbuch, das gefällt. Ich kann es nur weiterempfehlen.

5. Georges Simenon: Die grünen Fensterläden; 1 CD 77 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Südwestrundfunk / Westdeutscher Rundfunk 1963; Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Produktion und Regie: Gert Westphal; Regieassistenz: Lothar Timm; Schnitt: Marlies Kranz; Ton: Fred Bürck; Sprecher: Gustav Knuth, Gustl Halenke, Dieter Eppler, Peter Ohme und viele andere

"Emile Maugin hat in seinem bewegten Leben alle Höhen und Tiefen des Daseins durchmessen. Als Jahrmarktboxer hatte er begonnen und am Ende den Ruhm eines gefeierten Schauspielers genossen. Nach seinem plötzlichen Tod fragen sich seine Freunde: Wer wer Emile Maugin wirklich? Sie setzen sich zusammen und versuchen, das Leben dieses Mannes zu rekonstruieren," berichtet die Inhaltsangabe auf der Schutzhülle der CD.
Eine ruhige und tiefgründige Charakterstudie legt Simenon hier vor. Verschiedene Sprecherrollen kommen hier zum Einsatz; Musik und Hintergrundgeräusche werden dezent eingesetzt. Hier wird nicht lärmendes Getöse geboten, sondern tiefgründige Personen- und Milieuzeichnungen aus der Welt des Theaters.
Die Geschichte ist sicherlich atmosphärisch dicht und erzählerisch gelungen. Alles in allem mag ich die Produktion aber trotzdem nicht. Hier wird viel zu viel psychologisiert als daß die Handlung spannend wäre. Hier das Wort "langweilig" zu benutzen würde der Produktion bestimmt unrecht tun. Die Sprecherstimmen werden gepflegt eingesetzt, die Handlung auf verschiedenen Ebenen erzählt. Was fehlt, ist der Spannungsbogen, der die Geschichte spannend macht. Ich bedauere das. Mit ein wenig mehr Dramatik hätte ich die Produktion lieber gehört.

6. Georges Simenon: Die Komplizin; 2 CD 88 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Südwestrundfunk / Hessischer Rundfun / Saarländischer Rundfunk 1966 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Bearbeitung und Regie: Gert Westphal; Regieassistenz: Wolfgang Wölfer; Schnitt: Nina Langrock; Ton: Ludwig Groß; Sprecher: Walter Richter, Irmgard Först, Ludweig Thiesen, Ingeborg Lapsien und andere

(Inhalt) "Joseph Lambert verschuldet einen Unfall mit einem Schulbus, bei dem alle Kinder ums Leben kommen. Er begeht Fahrerflucht. Von einer zur anderen Sekunde nimmt sein Leben eine Wende," berichtet die Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle der CD.

(Besprechung) Schuld und Sühne sind ein beliebtes Thema in der Literatur. So auch hier. Ein Bauunternehmer verursacht den Tod von 48 Kindern. Seine Angst vor der Entdeckung, die quälenden Erinnerungen und die Furcht vor den Folgen des Fehlverhaltens sind die zentralen Themen der Geschichte.
Verschiedene Sprecherrollen und Hintergrundgeräusche sind die Stilelemente, die hier eingesetzt werden. Handwerklich ist das Hörspiel gelungen. Und inhaltlich? Die Geschichte ist gut erzählt. Zu behaupten, daß Simenon hier zu Hochform aufläuft, wäre bestimmt nicht übertrieben. Die Geschichte ist eindringlich und glaubwürdig. Eine absolut empfehlenswerte Produktion.

7. Georges Simenon: Der Zug; 1 CD 71 Minuten Gesamtspielzeit: Produktion: Südwestrundfunk / Hessischer Rundfunk / Saarländischer Rundfunk 1966 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Bearbeitung: Gert Westphal; Regieassistenz: Wolfgang Wölfer; Schnitt: Marlies Kranz; Ton: Ludwig Groß; Sprecher: Herbert Stass, Hannelore Hoger, Vera Schweiger, Siegfried Woitinas und viele andere

"Als im Mai 1940 die Deutschen in Belgien einmarschieren, stürmt Marcel Féron, wie alle im Ort, in den nächsten Zug nach Süden, Richtung Sicherheit. Während seine schwangere Frau und seine kleine Tochter erste Klasse reisen, wird Féron mit anderen Flüchtlingen in einen Viehwagen verfrachtet. Auf der Flucht lernt er die junge Anna kennen. Zwischen Anna und Marcel entbrennt eine leidenschaftliche Liebe," berichtet die Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle der CD.
Handwerklich ist die Produktion sicherlich in Ordnung. Verschiedene Sprecherrollen und Hintergrundgeräusche werden hier als Stilelemente eingesetzt. Man kann das Hörbuch bestimmt gut hören.
Und inhaltlich? Wir erleben hier eine gutbürgerlich Existenz, die durch ein äußeres Ereignis (nämlich den Beginn des 2. Weltkrieges) und ein inneres Erleben (nämlich eine Liebesaffäre) bedrocht wird. Obwohl die Bibliographie Simenons berichtet, daß Simenon auch viele Nicht - Maigret - Romane verfaßte, Habe ich mich bislang noch nicht darum gekümmert. Höre ich die vorliegende Produktion, wundert mich das auch nicht. Die Nicht - Maigret - Romane gehören nicht zu der Art Literatur, die ich persönlich schätze. Ich bin Krimi - Fan; ich lese daher bevorzugt Krimis. Daher kenne ich mich auch besser bei den Krimis aus. Ich werde wohl auch in Zukunft ein Krimi - Fan bleiben. Die vorliegende Produktion überzeugt mich nicht und ist auch nicht dazu angetan, meinen Geschmack zu ändern.

8. Georges Simenon: Der Verdächtige; 1 CD 44 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion Westdeutscher Rundfunk 1985 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Hörspielbearbeitung und Regie: Walter Adler; Sprecher: Ernst Jacobi, Gert Haucke, Barbare Nüsse, Traugott Buhre, Stephan Bissmeier und viele andere

"Paris, Anfang der '30er Jahre. Eine anarchistische Gruppe plant eine sogenannte `direkte Aktion'. Eine Flugzeugfabrik soll in die Luft gesprengt werden. Während Kommissar Meulemanns die Ermittlungen aufnimmt, spitzt sich die Lage dramatisch zu," berichtet die Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle der CD.
Handwerklich weist die Produktion alle klassischen Stilelemente des klassischen Hörspiels auf: Verschiedene Sprecherrollen, Musik und Hintergrundgeräusche werden hier eingesetzt. Sie werden so eingesetzt, daß die Geschichte sehr spannend und sehr dramatisch wirkt.
Ich kenne mich in der belgischen und französischen Geschichte nicht gut genug aus, um beurteilen zu können, wie stark der Anarchismus und Kommunismus dort in den 1920er und 1930er Jahren vertreten ist. Dies ist aber auch nicht wichtig. Vernachlässige ich die zeitgenössischen Zusammenhänge, bleibt eine spannende Geschichte, wie ein Bombenattentat verhindert werden kann.
Den Kommissar Meulemanns kannte ich bislang noch nicht. Auch wenn ich schon viele Krimis kenne, stoßte ich hier in literarisches Neuland vor. Ob es sich wohl lohnt, mehr Meulemanns - Krimis zu lesen? Gibt es überhaupt viele Meulemanns - Romane? Ich habe keine Ahnung. Meine Neugierde ist jedenfalls geweckt.

(Kurzer Kommentar)
Ich habe mir 8 Geschichten angehört, die auf den Romanen von Georges Simenon basieren. Mir persönlich gefielen diejenigen Hörbücher, die sich mit Verbrechen und deren Aufklärung beschäftigen. Hier wird das erzählerische Talent Simenons und die Hörspielkunst der beteiligten Rundfunkgesellschaften mehr als überdeutlich sichtbar.