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162. Freitagsmusik an Allerheiligen in Bergheim
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 08. November 2019 - „Es ist kein reißerisches Programm, eher etwas Beruhigendes“, sagte der Kirchenmusiker Ludger Morck eingangs seiner 162. Freitagsmusik an Allerheiligen. Doch, welche Art von Musik spielt man an solch einem katholischen Feiertag, an dem die Gläubigen ihrer Verstorbenen mit Schmücken und Besuch der Gräber auf den Friedhöfen gedenken? 170  leuchtende Herzen zierten im Kerzenschein den Altar der Christus-König-Kirche – zum Totengedenken an die verstorbenen Mitglieder der Bergheimer Gemeinde.

Weiter geht es mit Adventsmusik für Piano und Orgel am 6. Dezember um 21 Uhr. Mit dabei Marius Furche und Ludger Morck.

Morck hatte sich für ein Programm mit seiner Choralschola Sankt Peter entschieden, die er Donnerstagabends im Singen nach klassischen Neumen, also nicht nach Noten, anleitet. Neumen sind die Vorläufer der heutigen Notation, die die Höhe des Tones symbolisieren sollen. Dabei zeigt der Kantor durch sein auf Handbewegungen beruhendes Dirigat an, welche relative Tonhöhe die Choralsänger zu bewältigen haben. Dieser einstimmige Gregorianische Gesang geht bis in das 4. Jahrhundert n. Chr. zurück, und so fühlten sich etwa 80 Konzertbesucher in die frühkirchliche Zeit versetzt, als die fünf Choralsänger auf Lateinisch das Eingangslied „Gaudeamus omnis“, (zu dt. „Lasst uns alle fröhlich sein“) von der Orgelbühne sangen.

Ludger Morck hatte geschickt das moderne, achtteilige Orgelstück „Pater Noster“, das der zeitgenössische französische Komponist Dennis Bédard mit augenscheinlichen Bezügen zur Romantik geschrieben hat, in die Choralgesänge seiner Schola eingebaut. Die fünf Sänger eröffneten dabei unisono mit einer lateinischen Phrase aus dem von Jesus überlieferten Gebet, woraufhin Ludger Morck diese Stimmung an der Orgel aufgriff und mit Flöten und Geigen ausschmückte und weitertrieb. So folgte einem eher betrüblichen, in Moll gespieltem ersten Teil „Pater Noster, qui es in Coelis“ ein ins fröhliche Dur übergehender Part „Sanctificetur nomen tuum“ - als Hoffnung bringendes Intermezzo.

Wirklich federleicht, entwickelte sich das moderne Stück „Gepriesen bist du“  von Marie Luise Thurmair, bis hin zu zweistimmigen Phrasen, in die die Choralsänger sich aufsplitteten – vielleicht das bewegendste Stück an diesem Abend. Ein ostkirchliches Lied „Sei gegrüßt, Herr Jesus“, versprühte einen Hauch Mystik in diesem Konzert im Kerzenschein, zumal sich jetzt die fünf Stimmen bis hin zu Tenor 1 und 2, sowie Bass klar verschoben – und man merkte, wie sie die Stimmung eines Stücks, das ursprünglich einem russischen Chor vorbehalten ist, aufnahmen, und diese osteuropäische Wehmut verbreiteten. Es folgte ein gregorianischer Choral mit dem Titel „Comunio Jerusalem“, in welches laut Text „nämlich ziehn hinauf die Stämme des Herrn,“ bevor Ludger Morck mit dem achten Teil des „Pater Noster“ die musikalische Klammer schloss: „Sed libera nos a malo“ - ein noch mal aufwühlender Schlusschoral für dieses Konzert an Allerheiligen.