Duisburg, 08. November 2019 - „Es ist kein reißerisches
Programm, eher etwas Beruhigendes“, sagte der Kirchenmusiker
Ludger Morck eingangs seiner 162. Freitagsmusik an
Allerheiligen. Doch, welche Art von Musik spielt man an
solch einem katholischen Feiertag, an dem die Gläubigen
ihrer Verstorbenen mit Schmücken und Besuch der Gräber auf
den Friedhöfen gedenken? 170 leuchtende Herzen zierten
im Kerzenschein den Altar der Christus-König-Kirche – zum
Totengedenken an die verstorbenen Mitglieder der Bergheimer
Gemeinde.
Weiter geht es mit Adventsmusik
für Piano und Orgel am 6. Dezember um 21 Uhr. Mit dabei
Marius Furche und Ludger Morck.
Morck hatte sich für ein Programm mit seiner
Choralschola Sankt Peter entschieden, die er
Donnerstagabends im Singen nach klassischen Neumen, also
nicht nach Noten, anleitet. Neumen sind die Vorläufer der
heutigen Notation, die die Höhe des Tones symbolisieren
sollen. Dabei zeigt der Kantor durch sein auf Handbewegungen
beruhendes Dirigat an, welche relative Tonhöhe die
Choralsänger zu bewältigen haben. Dieser einstimmige
Gregorianische Gesang geht bis in das 4. Jahrhundert n. Chr.
zurück, und so fühlten sich etwa 80 Konzertbesucher in die
frühkirchliche Zeit versetzt, als die fünf Choralsänger auf
Lateinisch das Eingangslied „Gaudeamus omnis“, (zu dt.
„Lasst uns alle fröhlich sein“) von der Orgelbühne sangen.
Ludger Morck hatte geschickt das moderne, achtteilige
Orgelstück „Pater Noster“, das der zeitgenössische
französische Komponist Dennis Bédard mit augenscheinlichen
Bezügen zur Romantik geschrieben hat, in die Choralgesänge
seiner Schola eingebaut. Die fünf Sänger eröffneten dabei
unisono mit einer lateinischen Phrase aus dem von Jesus
überlieferten Gebet, woraufhin Ludger Morck diese Stimmung
an der Orgel aufgriff und mit Flöten und Geigen ausschmückte
und weitertrieb. So folgte einem eher betrüblichen, in Moll
gespieltem ersten Teil „Pater Noster, qui es in Coelis“ ein
ins fröhliche Dur übergehender Part „Sanctificetur nomen
tuum“ - als Hoffnung bringendes Intermezzo.
Wirklich
federleicht, entwickelte sich das moderne Stück „Gepriesen
bist du“ von Marie Luise Thurmair, bis hin zu
zweistimmigen Phrasen, in die die Choralsänger sich
aufsplitteten – vielleicht das bewegendste Stück an diesem
Abend. Ein ostkirchliches Lied „Sei gegrüßt, Herr Jesus“,
versprühte einen Hauch Mystik in diesem Konzert im
Kerzenschein, zumal sich jetzt die fünf Stimmen bis hin zu
Tenor 1 und 2, sowie Bass klar verschoben – und man merkte,
wie sie die Stimmung eines Stücks, das ursprünglich einem
russischen Chor vorbehalten ist, aufnahmen, und diese
osteuropäische Wehmut verbreiteten. Es folgte ein
gregorianischer Choral mit dem Titel „Comunio Jerusalem“, in
welches laut Text „nämlich ziehn hinauf die Stämme des
Herrn,“ bevor Ludger Morck mit dem achten Teil des „Pater
Noster“ die musikalische Klammer schloss: „Sed libera nos a
malo“ - ein noch mal aufwühlender Schlusschoral für dieses
Konzert an Allerheiligen.
|