Städtetour West  - Schloss Dyck

Gestatten, dass ich mich vorstelle: Ich heiße Miscanthus x giganteus. In Deutschland werde ich allerdings Landschilf genannt. Ich bin einer der Stars im Park von Schloss Dyck. Dort befindet sich das Zentrum der Dezentralen Landesgartenschau 2002.
Aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst: Das barocke Schloss mit seinen Vorburgen, errichtet auf vier Inseln, und der Landschaftsgarten sind lebendige Geschichte. Über Jahrhunderte war das Wasserschloss der Sitz von Grafen und Fürsten. Jetzt wird es zudem das Mekka der Gartenkunst im Rheinland: Glaubt man der Werbung, soll es ein "Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur", ein Ort für Blütenträume und Gartenideen sein.
Fürst Joseph sammelte Pflanzen. Anfang des 19. Jahrhunderts ließ er für die Präsentation seiner Bäume von Thomas Klaikie, einem schottischen Gartenkünstler, einen Englischen Landschaftsgarten entwerfen. Mächtige, 200 Jahre alte, seltene und besonders schön gefärbte Exemplare beschatten nun die Wege. Sie bilden eine Kulisse für das Arrangement aus Rhododendren, Azaleen, Magnolien oder zarten Blütenteppichen.
Fürst Joseph legte bereits Ende des 18. Jahrhunderts bis zu seinem Tode im Jahre 1861 auf der Orangenhalbinsel eine botanische Sammlung krautiger Pflanzen an. Die Sukkulenten und Kakteen bildeten den Schwerpunkt der Sammlung, die europaweit bekannt war. In der Orangerie und auf der Orangeriehalbinsel wird zur Landesgartenschau ein Teil dieser Pflanzensammlung wieder präsentiert, wie die Werbung verspricht. In einer Ausstellung wird anhand von Bildern, Fotos und historischen Plänen die Geschichte und Bedeutung der Sammlung veranschaulicht. Im Teehaus befindet sich eine Ausstellung über die Stiftung Schloss Dyck.

Wasserschloss Dyck

Das Wasserschloss Dyck gilt als eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler am Niederrhein und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Seit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1094 war Schloss Dyck ununterbrochen im Besitz der Familie zu Salm Reifferscheidt Dyck und Zentrum der reichsunmittelbaren Herrschaft Dyck, eines kleinen Territoriums, das im Volksmund als Dycker Ländchen genannt wurde.
Mit Hermannus de Dicco tritt im Jahre 1094 der erste Vertreter der Familie Dyck in das Licht der Geschichte. Über die weibliche Linie gelangte die Herrschaft Dyck 1394 an die Herren von Reifferscheidt, denen es gelang, das Gebiet um Dyck durch den Erwerb von weiteren Teilen der Herrschaften Reifferscheidt, Hackenbroich und Dycker Schelsen, der Grafschaft Salm und der Herrschaft Alfter zu erweitern. Mit dem durch Heirat erworbenen Alfter war zugleich das Erbmarschallsamt Köln verbunden, was der Familie das Recht gab, die Inthronisation des jeweiligen gewählten Erzbischofs vorzunehmen. Damit waren die Herren Reifferscheidt eng an den Kölner Kurstaat gebunden. 1804 wurde das Geschlecht in den Reichsfürstenstand erhoben.
Das heutige Schloss Dyck entstand im Laufe von rund 1.000 Jahren. Durch Dämme verstand man es, den Keltzenberger Bach so aufzustauen, daß sich um die Burg ein ausgedehntes Grabensystem mit Wasser füllen und die Burg selbst mit Teichen umgeben ließ. Den Herren von Dyck gelang es, sich im Kräftefeld zwischen Kurköln, Jülich und Geldern dauerhaft zu behaupten. Rückschläge blieben bei einer solchen Entwicklung natürlich nicht aus. So mußte 1383 die obere Burg abgebrochen werden, nachdem Gerhard von Dyck gegen Herzog Wilhelm von Jülich und Geldern und den Erzbischof von Köln unterlegen war.

Nach der erzwungenen Schleifung der oberen Burg von 1383 wurde Dyck schnell wieder aufgebaut. 1393 wagte es nämlich der Burgherr, der Stadt Köln die Fehde anzusagen. Dieser zweite große Bau in Dyck hat ohne wesentliche Veränderungen bis zum 30jährigen Krieg bestanden. Erst Graf Ernst Salentin, seit 1645 Burgherr und Kurkölnischer Oberst, sah sich nach den starken Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg (1636) zu einer umfassenden Erneuerung veranlaßt. 1647 errichtete man eine neue Scheuen. 1653 wurden Reitstall, Wachstube und Brauhaus erneuert. Von 1656 bis 1667 dauerte die Neugestaltung des Hofschlosses. Schloss Dyck wurde als eine annähernd quadratische Anlage wieder errichtet, bei der sich auf allen vier Seiten Gebäude gruppieren. Die Baumaßnahmen des Grafen Salentin bestimmen noch immer das äußere Bild der Burg.
Fürst Joseph zu Salm Reifferscheidt Dyck beauftragte zu Beginn des 19. Jahrhunderts den schottischen Landschaftsarchitekten Thomas Blaikie mit der Anlage des englischen Landschaftsgartens, von dem insbesondere der artenreiche Baumbestand in weiten Teilen bis heute erhalten geblieben ist. Mit der Gründung der Stiftung Schloss Dyck 1999 ist eine Sanierung der Gesamtanlage eingeleitet worden. Ein erster Teilabschnitt mit Orangerie und Teehaus ist zur Landesgartenschau 2002 fertiggestellt worden. Im September 2003 wurde mit der Eröffnung des sanierten Hochschlosses ein weiterer Teil der Schlossanlage fertiggestellt. Mit den Ausstellungen zur Gartenkunst Landschaft, Historie und ?Grazie wurde das Schloss den Besuchern zugänglich gemacht. Außerdem wurden Veranstaltungsräume geschaffen und mit dem Bau einer Gastronomie im Schloss begonnen. Die Sanierung der Schlossanlage wird mit Geldern des Landes NRW, des Rhein Kreises Neuss, der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz finanziert. So berichtet es die Stiftung Schloss Dyck.

Wer seinen Urlaub auf Balkonien verbringt, fährt nicht groß in Urlaub. Doch was tun, wenn man die schönsten Tage des Jahres nicht nur in den eigenen vier Wänden verbringen möchten. ?Warum also nicht nach Schloss Dyck fahren, überlege ich und mache mich auch schon an die Planungen. Und habe dabei (wieder einmal) vergessen, daß ich zwar einen Führerschein, dafür aber kein Auto besitze. Schloss Dyck liegt in Jüchen. Jüchen liegt zwar im Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr, was den VRR aber nicht daran hindert, das Schloss und seinen Landschaftsgarten hundsmiserabel an das Bussystem anzubinden. Nur 11 Busse sind es an diesem Ferientag. Für jemanden wie mich ist es fast schon ein Himmelfahrtskommando, zu dem Schloss zu gelangen. Ich glaube, würde ich in Dortmund und nicht in Duisburg wohnen, würde ich prompt zuhause bleiben die Anreise wäre mir einfach zu weit.
Aber egal. Die Elektronische Fahrplanauskunft der Duisburger Verkehrsgesellschaft sucht mir die Fahrverbindungen und Fahrkarten heraus. Die Anreise klappt dann auch problemlos. Als ich dann an dem heißen und sonnigen Dienstag im Juli 2006 ankomme, bin ich erst einmal überrascht. 6 Euro kostet der Eintritt! Doch im nachhinein bereue ich es nicht, die 6 Euro ausgegeben zu haben. Der Besuch lohnt sich nämlich. Hier präsentiert sich die Gartenbaukunst von ihrer besten und schönsten Seite. Auf verschiedenen Rundwegen können die Besucher das Gelände erkunden. Im ersten Teil dessen, was ich an diesem Tag schaffe, bekomme ich unterschiedliche modern Formen des Landschaftsbaus zu sehen. Diese Minigärten werden von Firmen vorgestellt, die in der Region ansässig sind.
Dann betrete ich den historischen Teil des Landschaftsgartens. Hier liegt das eigentliche Schloss Dyck. Von der Gastronomie und den Veranstaltungsräumen abgesehen ist es für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Macht aber nichts; mich stört es nicht. Allein schon die Orangeriehalbinsel ist nämlich schon sehenswert. Da zieht es mich nicht in irgendwelchen alten Gemäuer.
Zum Glück bin ich nicht der einzige Besucher auf dem Gelände. Familien tummeln sich hier genauso wie Seniorengruppen. Sie lagern auf den Wiesen, im Wald, der auch zum Gelände gehört, oder in der Gastronomie. Auch wenn hier nicht die Massen strömen, ist das Schloss doch gut besucht.
Als ich den Bus in Richtung Heimat besteige, bin ich rundum zufrieden. Für mich hat sich der Ausflug gelohnt. Ich konnte hier eine angenehme Zeit verleben und die Wunderwelt der Natur und Schöpfung erleben. Wenn die Anreise nicht zu kompliziert wäre, würde ich schon öfters das Schloss besuchen. Aber so bleibt mir wenigstens die Erinnerung.