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Finale, Sonntag, Köln,  23. Mai 20:30 

Russland - Tschechien   1:2 (0:1, 0:1, !:0)
 

Tschechien entthront den Rekordweltmeister

Tore:
0:1 (0:20) Klepis (Jagr, Voukun)
0:2 (38:13) Rolinek (Rachunek)
1:2 (59:24) Datsyuk (Kovalchuk, Gonchar)

Strafen: Russland 6 + 5 + Spieldauer (Emelin), Tschechien 10.
Zuschauer:
19.132. (the/haje)

Köln., 23. Mai 2010 - Mit dem schnellsten WM-Tor überraschten die Tschechen den Favoriten.
Russland war die bestimmende Mannschaft bei der 74. Eishockey-Weltmeisterschaft in Deutschland – die Goldmedaille haben sie aber dennoch verpasst. Denn die Tschechen schafften die Überraschung nach einer deutlichen Leistungssteigerung gegenüber dem glücklichen Halbfinalsieg gegen Schweden und besiegten den Titelverteidiger, der die letzten beiden Turniere jeweils durch Finalerfolge gegen Kanada gewonnen hatte, verdient mit 2:. Tschechien ist damit zum zwölften Mal Weltmeister, die Erfolge als Tschechoslowakei eingerechnet. Seit der Eigenständigkeit hat das Team nun sechsmal den Titel gewonnen – genauso oft wie als Tschechoslowakei. Das letzte Gold datiert aus dem Jahr 2005.

Der Auftakt war spektakulär – und das Ende des ersten Drittels ebenso. 20 Sekunden waren erst gespielt, als Jakub Klepis die Tschechen in Führung brachte. Nach einem Pass von Jaromir Jagr waren die russischen Verteidiger einschließlich des Torhüters Semyon Varlamov völlig außer Position, sodass Klepis keine Probleme hatte, den Puck im nahezu leeren Netz unterzubringen. Ein Schockzustand war beim Rekordweltmeister allerdings nicht auszumachen. Schon im Gegenzug hatte Evgeni Malkin die Gelegenheit, den Ausgleich zu besorgen. Und weiter ging’s. Maxim Afinogenov tauchte in der dritten Minute vor Tomas Vokoun auf. Wieder nur eine Minute später traf Sergei Fedorov den Pfosten. Das Spiel ging hin und her. Glück hatten die Tschechen, als das Schiedsrichtergespann Vladimir Baluska (Slowakei) und Jari Levonen (Finnland) in der zwölften Minute nach einem Foul von Petr Caslava an Malkin nur auf zwei Minuten statt auf Penalty entschied. Doch mit der Schlusssirene jubelten die Russen. Sergei Gonchar hatte abgezogen, Pavel Datsyuk verwandelte den Rebound – allerdings nicht rechtzeitig. Denn bei seinem Schuss schallte bereits die Pausensirene durch die Kölner Arena. Der Videobeweis lieferte das gleiche Resultat. Es blieb bei der 1:0-Führung Tschechiens nach 20 Minuten.

Wären Nordamerikaner im Finale gewesen, sie hätten das Spiel wohl als „coast-to-coast“ beschrieben. Denn auch im zweiten Abschnitt hatten beide Teams gute Möglichkeiten, Tschechien allerdings die besseren. Brenzlig wurde es für Russland schon nach 25 Sekunden, als Ilya Kovalchuk den tschechischen Angreifer Petr Koukal so gerade eben noch bei einem Alleingang stören konnte. In der 31. Minute spielte Jiri Novotny Jaromir Jagr zentral vor dem Tor an, der allerdings die Scheibe knapp verpasste. Der zweite Videobeweis des Spiels brachte das 2:0 für Tschechien. Nachdem Alexander Ovechkin seinen Sturmpartner Sergei Fedorov über den Haufen gefahren hatte, leitete Karel Rachunek den Konter ein. Sein Pass beförderte Tomas Rolinek zwar offenbar mit Hilfe seines Schlittschuhs über die Bühne, da aber keine Kickbewegung vorlag, war das 2:0 der Tschechen völlig regulär.

Im Schlussabschnitt drängten die Russen zwar auf das Tor, doch die tschechische Defensive stand letztlich zu kompakt. Bei Kontern wurde es zudem gefährlich. Marek Kvapil scheiterte so in der 48. Minute. Im Gegenangriff versuchte sich der im Turnierverlauf nicht an sein Leistungsvermögen heranreichende Alexander Ovechkin, scheiterte aber an Goalie Tomas Vokoun. Im Schlussabschnitt musste Tschechiens Petr Koukal einen harten Check einstecken, der ungeahndet blieb. Dafür musste Alexei Emelin nur Sekunden später unter die Dusche, nachdem er Jaromir Jagr ausgehebelt hatte. Die Schlussphase war turbulent. Zwei Strafen gegen Tschechien und der herausgenommene Torhüter brachten den Russen in den letzten zwei Minuten zeitweise gar eine 6:3-Überzahlsituation. Bei 5:3 (der fünfte Feldspieler ersetzte den Goalie beim eigentlichen 4:3) verkürzte Pavel Datsyuk 35 Sekunden vor Ende auf 1:2. Die Russen ließen den Torhüter gleich draußen und drängten auf den Ausgleich. Doch Tschechien verteidigte den Sieg.

Die Kölner Arena war übrigens ausverkauft. Allerdings scheinen die Organisatoren noch einige Plätze „freigeschaufelt“ zu haben. Denn gegenüber dem ausverkauften Halbfinalspiel der deutschen Mannschaft waren demnach noch einmal rund 400 Leute mehr in der Halle.