Duisburg historisch und heute 
Eine Gegenüberstellung - Ansichten...
im Aufbau

 

Die Innenstadt vor 40 Jahren unter der Lupe

Die nördliche Innenstadt
Diese funktionalen Gruppen ordnen sich deutlich um die zentrale Achse der Stadtmitte, die Schwanenstraße mit ihrer Fortsetzung Kuh- und Königstraße. Nördlich dieser Achse ist nur am Bahnhof ein gemischtes Geschäftsviertel entwickelt, das durch das Kalderoni-Hochhaus, das Mercator- und das Nord-Südhaus repräsentiert wird. Auch gibt es noch das eine oder andere Geschäft, und zwar allgemein in guter Aufmachung, auf der Nordseite der Königstraße, aber der gesamte nördliche Teil der Innenstadt wird von den Funktionen der Verwaltung, der Kultur und der Banken beherrscht, zwischen denen die Wohnfunktion nie ganz aufhört.. Am deutlichsten wird dies im nördlichen Teil des historischen Duisburg. Die Zerstörungen durch die Luftangriffe des zweiten Weltkriegs hatten sich hier besonders stark ausgewirkt; so konnte die Planung des Wieder- bzw. Neuaufbaus seit der Mitte der fünfziger Jahre dieses Gebiet neu gestalten.
Die engen Straßen wurden verbreitert, größere Baublöcke ersetzten die ehemaligen kleinen Wohnhäuser, die Liebfrauenkirche wurde am Friedrich-Albert-Lange-Platz wieder aufgebaut, so dass vom ehemaligen Stadtbild nur Rathaus, Salvator- und Minoritenkirche erhalten oder wieder aufgebaut und erweitert wurden.
Zwei großzügige Schulneubauten, die kaufmännische Berufsschule und die evangelisch-katholische Gemeinschaftsschule, wurden auf dem Grund des ehemaligen Diakonenkrankenhauses erbaut.
Das unter Denkmalschutz stehende Dreigiebelhaus macht in der modernen
Umgebung einen etwas vernachlässigten Eindruck. Brüderstraße und Flachsmarkt werden gesäumt von neuen mehrstöckigen Wohnhäusern, die diesem Teil der Altstadt den Charakter des Wohnviertels gehobener Art verleihen; erst am Block der Gutenberg- und Poststraße treten neben dem Postgebäude einige Geschäfte auf.
Der zweimalige Wochenmarkt auf dem Burgplatz dient nicht nur der anwohnenden Bevölkerung, sondern wird auch von den Kunden der Geschäfte ringsum besucht. Neben der Nutzung als Wochenmarkt dient der Burgplatz noch als Parkplatz, so daß durch diese zweifache Verwendung und trotz der vorhandenen gärtnerischen Anlagen an der Schwanenstraße ihm nicht der repräsentative Charakter zugesprochen werden kann wie dem König-Heinrich-Platz. Vielmehr macht er als historisches Zentrum dank seiner ruhigen Umgebung einen beinah idyllischen Eindruck; denn auch im Rathaus sind nur Teile der Verwaltung untergebracht, und hier ist durch die dem Verkehr mehr oder weniger abgewandte Lage auch für Schulen der angemessene Standort.

Immerhin handelt es sich bei diesen Schulen um Anstalten, die ihre Schüler aus einem umfänglicheren Einzugsgebiet bekommen und damit doch ein stadtkerngerechtes Element darstellen.

Am stärksten sind die zentralen  Funktionen der Stadt um den König- Heinrich-Platz gruppiert. Hier liegen die Mercatorhalle, ein moderner Bau als Ersatz für die zerstörte Tonhalle, der ebenso repräsentative "Duisburger Hof" als Hotel und Restaurant, das Stadttheater, das Stadthaus mit zahlreichen Dienststellen der Stadtverwaltung, die neue Liebfrauenkirche und die Gebäudefronten des Amts- und Landgerichts.
Der Platz selbst ist gärtnerisch attraktiv gestaltet, mit Gartenbänken ausgestattet, so daß diesem Teil der Innenstadt die eindeutige Funktion großstädtischer Repräsentation zuerkannt werden kann, wie sie in dieser Anhäufung und
Zusammensetzung nirgendwo im gesamten Stadtgebiet wieder angetroffen wird. Das gleiche läßt sich von der Akkumulation der verschiedenen Geldinstitute an der Nordseite der Königstraße bis zum Kuhlenwall feststellen. Hier findet der Bsucher in zwei Gebäudeblöcken die Hauptstellen sämtlicher Banken und der Stadtsparkasse. Auch die Gestaltung dieser Gebäude, hier besonders die der Sparkasse, hat repräsentativen Charakter.
Die 'Lage des Frau-Rat-Goethe-Gymnasiums am Rande des Banken- und Repräsentationszentrums kennzeichnet den Übergang vom eigentlichen Stadtkern zum nördlich anschließenden reinen Wohngebiet des Wasserviertels. Hier beginnt unmittelbar im Anschluß an das im wesentlichen aus Kultur- und Verwaltungsbauten bestehende Zentrum ein schon lange vor dem Krieg großzügig angelegtes Wohnviertel mit baumbestandenen Straßen und Innenhöfen, das von einer sozial recht gemischten Bevölkerung bewohnt wird.
Die Ostgrenze des Wasserviertels und des eigentlichen Stadtkerns bildet ein Schulzentrum, das sich aus Gymnasium, Realschule und Knabenberufsschule zusammensetzt.
Weniger einheitlich strukturiert ist der Teil der nördlichen Innenstadt zwischen Kuhlenwall, Stapeltor, Pulverweg und Köhnenstraße, ebenso die Südseite der Köhnenstraße. Abgesehen von den sehr zahlreichen Frei- bzw. Trümmerflächen läßt sich eine gleichmäßige Durchmischung von Wohn- und Verwaltungsfunktion mit Geschäften aller Art feststellen. Kuh1.enwall und Obermauerstraße enthalten teilweise noch echte Reste der ehemaligen Stadt- mauer und den Schäferturm, jedoch fehlt dem rekonstruierten Mauerstück neben der Patina auch die Atmosphäre des wirklich Alten.

Die südliche Innenstadt
Die Südseite der Königstraße und ihre Fortsetzung nach Westen ist eine reine Geschäftsstraße. Obwohl die Fronten der Südseite zum Teil nocl1 nicl1t - zumindest nicl1t in den oberen Gescl1ossen - so modernisiert sind wie die der Nordseite, pulsiert hier das Gescl1äf1:sleben. Wie scl1on vor dem Krieg befindet sich auch heute das Hauptgeschäftsviertel in der Altstadt zwischen Schwanenstraße im Norden, Kasinostraße im Süden und der Steinschen Gasse im Osten. Innerhalb dieser Grenzen läßt sich eine Wohnfunktion physiognomisch fast nicht mehr feststellen.
Hier sind Waren- und Kaufhäuser, Möbelgeschäfte und Geschäfte des mittleren Bedarfs, Lebensmittelgeschäfte massiert, dazwischen finden sich zahlreiche Gaststätten, die meist auch Speisen verabreichen.
Obwohl die Planung des Wiederaufbaus gerade in diesem Teil der Innenstadt die Straßenzüge sehr verbreitert hat, schiebt sich während der Hauptgeschäftszeiten eine dichtgedrängte Menschenmenge, teils zu Fuß, teils im Auto durch Münz- und Beekstraße.
Aber nur eine Straße weiter um den Karl-Strack-Platz mit seiner modernen Volksschule ist man schon wieder in einem ruhigen Wohnviertel mehrgeschossiger Häuser; hier blieb noch ein geringer Rest des alten Duisburg in den Straßen Unteröderich, Unterstraße, Quergasse und in der alten Rheinstraße erhalten. Zahlreiche Kneipen, in größerer Zahl als sonst allgemein üblich, zeigen die Nähe des Hafens an; zum Teil sind es auch Vergnügungslokale, die den Angehörigen der see- und flußfahrenden Berufe ihren Freizeitausgleich in jeder erwünschten Vielfalt bieten können.
Noch sind an der Marientorstraße nimmt alle Trümmerflächen beseitigt, ein deutliches Zeichen dafür, daß es sich hier um den äußersten Randbezirk nicht nur des historischen, sondern auch des heutigen Stadtkerns handelt. Während auch der westliche Teil der Untermauerstraße bis zum Friedrim- Wilhelm- Platz von Trümmerflächen gesäumt und im östlichen Abschnitt teilweise aus den Resten der alten Mauer und den Einfahrten oder Rückfronten der Geschäfte des Sonnenwalls gebildet wird, hat sind dieser zur Geschäftsstraße für alle Berufsgruppen und Bedarfsansprüche entwickelt.
Zwar ist das äußere Bild der Straße noch sehr uneinheitlich: neben ebenerdigen Geschäftsräumen stehen Alt- oder Neubauten, die über den Geschäften Wohnungen und Büros beherbergen, außerdem auch einige Gaststätten. Aber die Enge der Straße gibt ihr eine gewisse Intimität, die zum Verweilen an den Schaufensterfronten und damit zum Einkauf anreizt. Es kann nur begrüßt werden, daß sie in eine reine Fußgängerstraße, eine »Basarstraße", verwandelt wurde. Obwohl Untermauerstraße und Sonnenwall wie die nördlich anschließende Obermauerstraße und der Kuhlenwall die Umgrenzung des alten Duisburg bildeten, sind sie heute funktional grundverschieden: südlich des Kuhtors engbebaute Geschäftsstraßen, deren historische Reste im Gewirr der Häuser verschwinden und die sich zum Marientorplatz hin in Trümmerflächen oder Parkplätze auflösen, nördlich des Kuhtors breit angelegte repräsentative Straßen mit besonders restaurierten historischen Resten.
In der jüngeren Innenstadt hat sich zwischen Sonnenwall und Mercatorstraße und zwischen König- und Friedrich-Wilhelm-Straße das neuere Geschäftsviertel ausgebildet. Die Zusammensetzung dieses Viertels ist nicht so einheitlich wie die des Geschäftsviertels im alten Duisburg; obwohl es eng mit ihm zusammenhängt, beginnt es erst in der Poststraße. Neben Geschäften aller Art, auch Warenhäusern - hier das Kaufhaus Horten mit seinem Parkhaus tritt die Wohnfunktion wieder hervor im Bild der Gebäude und dazu ein ebenso deutlich erkennbarer Anteil von Büros und Praxen. Zu dieser Durchmischung der verschiedenen Funktionen kommt die Mischung in der Höhe der Gebäude hinzu.
Der Gegensatz zwischen modernem Hochhaus bzw. Parkhaus, neueren mehrstöckigen Geschäftshäusern und alten zweistöckigen Wohnhäusern an der Einmündung der Heuserstraße in den Salvatorweg ist geradezu frappierend. Man glaubt beim Anblick der Ecke Salvatorweg-Heuserstraße wieder im historischen Duisburg zu sein, obwohl zwischen dem östlichen Salvatorweg und der Börsenstraße und Königstraße in östlicher Richtung ein Geschäftsviertel beginnt, das sich durch den höheren Anteil von Spezialgeschäften besonders auf der Südseite der Königstraße auszeichnet. Beherrschend ist der Baublock des Warenhauses Karstadt, der auch noch die rückwärtigen Straßenfronten beeinflußt.

Zwischen Friedrich-Wilhelm-, Tonhallen-, König- und Mercatorstraße liegt ein Geschäftsviertel mit zahlreichen Gaststätten und Hotels, aber auch zahlreichen Geschäften aller Bedarfsklassen. Die dem Bahnhof zugewandte Seite der Mercatorstraße weiter südlich stellt eine Fortsetzung dar durch den stärkeren Anteil von Betrieben des Gaststättengewerbes. Obwohl auch dieses Viertel im Hinblick auf Ausstattung der Geschäfte und Umfang 'des Angebots dem Besucher sehr viel bietet, ist dennoch ein gewisser Anteil von Wohnungen immer wieder zu erkennen.
Zwei größere Gebäude nehmen im östlichen Teil der Geschäftsstadt eine Sonderstellung ein: das schon erwähnte Warenhaus Karstadt und das Kaufhaus Horten. Beide Kaufhäuser haben die Lage im jüngeren Teil der südlichen Innenstadt gemeinsam. Alle anderen Kaufhausbetriebe konzentrieren sich in der Altstadt. Die Lage an der Königstraße ist ungewöhnlich günstig. Bei einem in der Zukunft zu erwartenden stärkeren Ausbau des Geschäftsviertels, d. h. einem Verschwinden der Wohnfunktion auch in diesem Straßenteil, ist dieses Geschäftsviertel gewissermaßen ein Vorposten. Das andere Gebäude, dem Karstadt-Haus unmittelbar benachbart, ist das Spaeter-Haus, das Bürohaus der Firma für Hütten- und Walzwerkerzeugnisse. Neben dem AEG- Haus, das aber noch den Betrieb enthält und das bereits am Rande der Innenstadt, am westlichen Ende des Sonnenwalls liegt, stellt das Spaeter-Haus eine Firmenvertretung großen Stils in der Innenstadt dar.
Andere große Firmen, Duisburgs haben ihre Verwaltungen nicht hier lokalisiert, sondern teilweise bei den Betrieben selbst, teilweise in Düsseldorf.
Trotz ihres breiten Ausbaus und zahlreicher Parkmöglichkeiten bildet die Friedrich- Wilhelm-Straße mehr den südlichen Zugang zum Geschäftsviertel und liegt selbst schon fast am Rande des Stadtzentrums. Dieser Eindruck wird nicht nur durch die unbebauten Grundstücke an der Ecke Mercatorstraße hervorgerufen, sondern auch durch die weitläufige Anlage des Immanuel-Kant-Parks mit dem Lehmbruck-Museum und der Stadtbücherei.
Als kulturelle Einrichtung besonderer Art gehört das Lehmbruck-Museum zu den Elementen der städtischen Repräsentation, zu denen der Park am Rande der Innenstadt auch noch gehören könnte; aber hier wird eben die Grenze des Stadtzentrums erreicht. Trotz dieser Randlage hatte das Museum 1963 immerhin noch 8 000 Besuchter.
Der Park dient den Bewohnern der Umgebung zur Erholung. Reine Wohnviertel schließen sich an, deren Bevölkerung ebenso wie im Wasserviertel allen Sozial- und Berufsgruppen angehört, aber im Unterschied zum Wasserviertel werden die Innenräume der einzelnen Wohnblöcke hier stärker gewerblich genutzt, vor allem südlich des Dellplatzes. Am Rande der Stadtmitte liegt in der Papendelle das
St.-Vincenz-Krankenhaus mit der St.-Josephs-Kirche, die gemäße Lage der Institutionen, die der Ruhe bedürfen.
Von der Friedridt-Wilhell11-Straße schiebt sich mit dem Mittelpunkt der Vom-Rath-Straße noch ein dreiseitig begrenzter Baublock ein, der seiner Struktur nach mehr den Wohnvierteln zugehört, aber noch einen größeren Anteil an Verwaltungs- und Geschäftsfunktionen aufweist, ein Mischgebiet also, wie es zwischen Kuhlenwall und Bankenviertel ebenso auftritt.
Nur wenige der zentralen Funktionen sind außerhalb der bisher dargestellten Innenstadt lokalisiert, wie etwa das Polizeipräsidium im Dellviertel oder die Gebäude der Staatlichen Ingenieurschule, der Versuchsanstalt für Binnenschifffahrtsbau und der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt, die östlich der Bahnlinie in Neudorf liegen. Noch ist die Verkehrsader von Bahn und Straße trennend, aber die Mülheimer Straße wird die Linie sein, an der entlang die Innenstadt sich nach Osten ausdehnen wird.

Die Rolle der Königstraße und ihrer westlichen Fortsetzung
Die ordnende Rolle der Königstraße und ihrer westlichen Fortsetzung. Entlang dieser Achse befindet sich auf der Nordseite das Repräsentationszentrum der Stadt, in dem sich die Funktionen der Kultur und der Verwaltung um einen gärtnerisch besonders gestalteten Platz anordnen. Daneben erscheint das Zentrum der Banken, weiter westlich das Rathaus, das auch noch Teile der Stadtverwaltung beherbergt, und die Salvatorkirche, also das historische Stadtzentrum. Die Geschäftsfront der Südseite der Königstraße leitet in die Geschäftsviertel verschiedenster Zusammensetzung über. Diese unterschiedlichen Funktionen beider Straßenseiten sind bereits seit dem Ausbau der Königstraße, d.. h. seit dem Ende des 19.Jahrhunderts vorhanden. Der Wiederaufbau nach dem letzten Krieg hat diese Differenzierung noch verstärkt. Dazu kommt die Verkehrsrolle der Königstraße. In ihrer historischen Entwicklung wurde ihre Richtung durch den Bau des Bahnhofs bestimmt.
Er liefert mit seinen ca. 190 E-, D-, F- und TEE-Zügen und zahl reichen Nahschnellverkehrslinien täglich einen Pendlerstrom von mehr als 24000 Personen. Hier ist also die Konzentration des Stadtverkehrs am Bahnhof und in der Königstraße wichtig für den Abfluß dieses Verkehrsstroms in die Innenstadt.

In der Mitte der in beiden Richtungen doppelspurigen Straße verkehrt die Straßenbahn. Der östliche Straßenabschnitt macht mit seinem Baumbestand und seinen hohen Gebäudefronten durchaus einen repräsentativen Eindruck. Dieser wird auch nicht gemildert durch den starken Verkehr, der in westlicher wie in östlicher Richtung fast mit gleicher Stärke fließt. Zählungen der Pkws auf der Königstraße1961 ergaben innerhalb von 16 Stunden im westlichen Abschnitt über 20 000 Fahrzeuge, im östlichen über 23000.
Der König-Heinrich-Platz ist Haltepunkt von 7 Straßenbahn- und 8 Omnibuslinien, die von hier aus in die einzelnen Stadtteile abzweigen. Zwischen diesem Haltepunkt und der Einmündung der Düsseldorfer Straße liegt;' der am stärksten begangene Abschnitt der Königstraße, wobei die Südseite etwa 31/2mal stärkeren Fußgängerverkehr hat als die Nordseite.
Die Königstraße ist also die Hauptschlagader. für Kraftfahrzeug- und Fußgängerverkehr wie auch für die öffentlichen Verkehrsmittel. Dabei machen die Zählungen deutlich, daß es sich gerade bei den Kraftfahrzeugen nicht um Durchgangsverkehr handelt, dieser wird durch die Nord-Süd-Straße und die neue Trasse der Bundesstraße 60 um die Innenstadt herumgeführt.


Bedeutung der Innenstadt

Die Bedeutung und Sonderstellung der Innenstadt, die sich aus Kartierung und Verkehrslage erschließen läßt, kann auch statistisch belegt werden.
Die Stadtmitte - hier sind allerdings Bezirk 1 und 2 (Altstadt und Dellviertel) zusammengefaßt - war 1961 der Sitz von 21,3% der Arbeitsstätten! des gesamten Stadtgebiets in öffentlid1er Verwaltung und Organisationen ohne Erwerbscharakter; 34,5 % der Beschäftigten des gesamten Stadtgebiets dieser Arbeitsstätten waren hier beschäftigt. In Essen lagen 1961 diese Werte bei 14,1% der Arbeitsstätten und 29,8 % der Beschäftigten.
Die Stadtmitte Duisburgs war 1961 der Standort von 15,7 % der Niederlassungen des Einzelhandels im gesamten Stadtgebiet; 41,6 % der Beschäftigten des Einzelhandels im gesamten Stadtbereich waren in der Stadtmitte tätig. Im Großhandel und in der Handelsvermittlung waren 19,8 % der Arbeitsstätten des Gesamtstadtgebiets in der Stadtmitte lokalisiert, 24,8 % der Beschäftigten des Gesamtstadtbereichs arbeiteten in der Stadtmitte auf diesem Sektor. Bei den Banken waren 25,9 % der gesamten Arbeitsstätten des Stadtgebiets in der Stadtmitte ansässig, sie beschäftigten 60,3 % der in diesem Bereich Arbeitenden aus dem Gesamtstadtbereich.
Im Bereich der privaten Dienstleistungen waren 19,9 % der Arbeitsstätten aus diesem Sektor in der Stadtmitte vorhanden, darin waren 28,6 % der Beschäftigten des Gesamtgebiets tätig.
Die Statistik unterstreich deutlich die Bedeutung der Duisburger Innenstadt in den Bereichten der Dienstleistungen; die Innenstadt ist also Standort wesentlicher Funktionen und damit der Arbeitsstätten in den verschiedenen Bereichen. Die absolute Zahl der in den o. a. Erwerbszweigen Tätigen übersteigt 30 000, die täglich die Innenstadt, vor allem das enger begrenzte Gebiet des Stadtkerns aufsuchen müssen. Dazu kommen die Besuchter der Stadtmitte, die aus den verschiedensten Gründen, jedoch hauptsächlich zum Einkauf, das Stadtzentrum aufsuchen, denn stärker als etwa in den USA verbindet sich hierzulande die Vorstellung von Qualitätswaren noch mit anspruchsvollen Fachgeschäften, die man aber nicht im Wohnquartier, sondern in den zentral gelegenen Citystraßen sucht.
Ebenso belebt die Kulturfunktion der Innenstadt das Zentrum, vor allem während der Abendzeit, wenn die Geschäfte schließen und die Straßen leer werden. Das Duisburger Stadttheater hatte in der Spielzeit 1963/64 235000 Besucher; das bedeutete 471 Theaterbesuchter pro 1000 Einwohner (in Essen entfielen in der gleichen Zeit 407 auf 1000 Einwohner).
Die bisher auf der Grundlage der Kartierung ermittelten und durch die Statistik belegten vielfältigen Funktionen der Stadt als Arbeitsplatz, als Verwaltungs-, Geschäfts- und Kulturzentrum lassen sie als City oder als Stadtkern im Sinne ansprechen. Doch trifft für die Duisburger Innenstadt eines nicht zu, was als charakteristisches Kennzeichen der City gilt: die Entvölkerung des Stadtkerns. Duisburgs Innenstadt - hier die beiden o. a. Bezirke - ist die einzige, deren Einwohnerzahl gegenüber 1939 um 3 % zugenommen hat, während die Zentren aller benachbarten Großstädte sich weiter entvölkert haben. Man hat den Duisburger Stadtplanern oft vorgehalten, daß - wie etwa an der Salvatorkirche, aber auch in der südlichen Altstadt - hochwertiger innerstädtischer Baugrund für Wohnzwecke bestimmt wurde.
Während sich jedoch in anderen Städten die Stadtplanung neuerdings Gedanken machen muß, wie eine am Abend tote City wieder zu beleben ist, wie also die City als Wohnplatz wieder attraktiv gemacht werden kann, hat Duisburgs Innenstadt, auch der eigentliche Stadtkern, seit dem Wiederaufbau eine Entwicklung der Wohnfunktion genommen, die für andere Städte Vorbildcharakter haben könnte. "Eine City wird ihre wirtschaftlichten und gesellschaftlichen Funktionen nicht voll entfalten und ein eigenes Stadtklima erzeugen können, wenn Wohnungen und Wohngebiete aus ihr verbannt sind.

Der Haushalt 1959/60
..und 100 Jahre davvor: Haushaltsplan 1559/60