Städtetour West


Sonsbeck und Traktormuseum
Sonsbeck: Etwa 8.000 Menschen leben in der Gemeinde am linken Niederrhein. Ihre Wirtschaftsstruktur ist noch weitestgehend landwirtschaftlich strukturiert. Ein wenig Tourismus, der die landwirtschaftlichen Reize in den Vordergrund rückt, kommt inzwischen hinzu. Doch warum jemand, der keine Verwandten oder Freunde in dieser beschaulich-behäbigen Gemeinde hat, unbedingt dort seine Freizeit verbringen soll, ist nicht unbedingt einzusehen. Interessante Freizeitangebote gibt es auch woanders. Zumal auch die Anbindung an Bus und Bahn nicht sonderlich geschickt erscheint: 20 Minuten Fußmarsch von der nächsten Bushaltestelle sind bei einem Besuch des Traktorenmuseums schon einzuplanen. Doch hier Veränderungen anzumahnen, erscheint wie der Kampf Don Quijotes gegen die Windmühlen. So einsam wie die Vogelscheuchen auf dem Feld sind, so alleine wird daher auch der zufällige Besucher in dem Museum bleiben.

Traktorenmuseum am Niederrhein

Sie sind billig. Und die besten Arbeitskräfte eines jeden Bauers: Vogelscheuchen vertreiben rund um die Uhr 7 Tage die Woche von den Feldern. Doch es sind Traktoren, denen ein eigenes Museum im niederrheinischen Sonsbeck gewidmet ist. Oldtimer stehen in dem größten Museum seiner Art in Deutschland im Vordergrund.
Gestatten: Ich bin der älteste Traktor auf dem Gelände. Einen eigenen Namen habe ich zwar nicht; ich wurde aber 1924 von Ford persönlich gebaut. 4 Zylinder, Benzin - Motor, 20 PS, 1500 Umdrehungen pro Minute, 1410 kg Gewicht - dies sind meine  technischen Daten. Nicht zu vergessen: Ganz aus Eisen bin ich gemacht. Selbst Sitz und Räder sind aus diesem Material.
Über 200 Traktoren und 200 Landmaschinen nennt das Museum sein eigen. Alte Traktoren - zumeist aus den `50er Jahren - sind hier genauso zu finden wie Mähdrescher, Kastendüngermaschinen, Kartoffelpflanzmaschinen, Kartoffellegeautomaten, Sämaschinen, Schrotmühlen, Mahlmühlen für Getreide, Standmotoren, Einachser oder Hochdruckpressen für Heu und Stroh. Geschicklichkeits- und Oldtimer-Traktorfahrten, Grillplatz, Gastronomie, ein Kinderspielplatz, Heubodenübernachtungen und ein ADAC-Sicherheitstraining werden auf der Freizeitanlage ebenfalls angeboten. Also Urlaub auf dem Lande? Vorsicht ist hier angebracht. Was sich auf den ersten Blick nach professioneller Freizeitgestaltung angehört, genügt beim genaueren Hinsehen nur bedingt den Anforderungen. Rost, platte Reifen und Dreck machen den Traktoren schon zu schaffen. Lieblos sind die alten Schätzchen in verschiedenen Hallen auf dem Gelände untergebracht. Von Museumspädagogik - und sei sie noch so antiquiert - ist hier nichts zu sehen.
Wie sieht denn nun das bäuerliche Leben zwischen Spargel, Erdbeeren und Getreide aus? Wie war es früher, wie ist es heute? Filme, Fotos oder Tonbandeinspielungen könnten dem Besucher aus der Stadt durchaus erzählen, wie das Leben in der Landwirtschaft abläuft.