Städtetour West   Dormagen   Schloss Friedestrom Zollfestung Zons - Kloster Knechtsteden


Dormagen liegt am Niederrhein. Es liebt in unmittelbarer Nachbarschaft von Städten wie Rommerskirchen, Grevenbroich und Neuss. Am 31.12.2007 hatte Dormagen 63.530 Einwohner, die auf einer Fläche von 85,4 Quadratkilometern leben. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 744 Einwohnern je Qadratkilometer. Dormagen gehört zum Kreis Neuss. Wer mehr über Dormagen wissen möchte, kann im Internet unter www.dormagen.de nachschlagen.
"Der Name Dormagen stammt von Durnomagus. Neueren Forschungen zufolge kommt das Wort aus den keltischen und gallischen Sprachen und bedeutet etwa 'Kiesfeld' oder 'Kieselfeld'. Das ist sinnvoll, denn bis heute wird Kies im Stadtgebiet abgebaut.

Frühzeit

Erste Spuren einer Besiedelung stammen bereits aus der Mittelsteinzeit. So werden immer wieder Mikrolithen im gesamten Stadtgebiet entdeckt. Werkzeuge aus der Jungsteinzeit wurden in Delhoven gefunden. In der Bronzezeit wurden mehrere Hügelgräber im Chorbusch bei Hackenbroich angelegt. Vermutlich aus der Zeit um 200 vor Christus stammen Urnengräber, die beim Bau einer Wasserleitung im Tannenbusch bei Delhoven gefunden wurden. Vor den Römern bewohnten vermutlich die Eburonen dieses Gebiet, zumindest eine ihrer Münzen wurde im Raum Dormagen gefunden. Nach 19/18 vor Christus waren die Ubier in den Gebieten der von Cäsar ausgerotteten Eburonen angesiedelt worden. Die Hauptsiedlung der Ubier war damals das OPPIDUM UBIORUM, die spätere römische COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPPINENSIUM (CCAA) - das heutige Köln.

Römische Zeit

In der Zeit zwischen 15 und 12 vor Christus gab es in Dormagen ein römisches Kastell. Es teilte genau die 2-Tages-Strecke zwischen Köln und Neuss. Im Jahre 35 wurde die in Dormagen stationierte Legion I. nach Bonn verlegt. Eine Vexillation dieser ersten Legion errichtete im Jahre 35 in Dormagen eine Militärziegelei mit vier Brennöfen. Die hier hergestellten Ziegeln wurden mit der Truppenbezeichnung des VICUS DURNOMAGUS gestempelt. Nach dem Bataveraufstand wurde die I. Legion aufgelöst und die Militärziegelei in Dormagen geschlossen. Um das Jahr 80 wurde in Dormagen wieder ein römisches Auxiliarkastell errichtet. Es wurde zehn Jahre später von der ALA I. NORICORUM durch ein größeres Lager ersetzt. Im 2. Jahrhundert wurde in einer Villa Rustica bei Dormagen ein Mithraeum, also eine Kultstätte des persisch-römischen Gottes Mithras errichtet. In der Zeit zwischen 393 und 402 wurden die römischen Truppen zum Schutze Roms aus der Provinz Germania Superior abgezogen.

Mittelalter

Im Mittelalter ließen sich Franken hier nieder und ernannten Nievenheim 476 zu ihrer Gauhauptstadt (Pagus). Die Ortschaft Horrem fand im Jahre 1005 als Horchem erstmals ihre Nennung, Hackhausen im Jahre 1080. 1128 wurde die Abtei Knechtsteden gegründet. Im Jahre 1138 wurde mit dem Bau der jetzigen Klosterkirche in Knechtsteden begonnen. Papst Hadrian IV. nahm die Abtei 1158 mit den Dörfern Hackhausen und Horrem in seinen Schutz. Im Jahre 1190 wurde die katholischen Pfarrkirche St. Michael in Dormagen auf den Fundamenten eines römischen Mars-Tempel erbaut. Das westlich von Dormagen gelegene Gut Jussenhoven wurde im Jahre 1222 erstmals als Gozenhouen und Goischinhoue erwähnt. Im Jahre 1247 wählten im benachbarten Worringen drei Erzbischöfe, 11 Bischöfe, zahlreiche Fürsten und Herzöge Wilhelm von Holland zum deutschen König. Allerdings gab es nicht genügend Unterkünfte in Worringen und so wurde auf die Orte der Umgebung zurückgegriffen. 1250 wurde die Wasserburg Hackenbroich erstmals urkundlich erwähnt. Sie befand sich im Besitz des Edlen Burkhard von Broich. Seit 1274 unterhielt das Kölner St. Andreas Stift in Dormagen ein Hofgericht. Vogt des Gerichts war der Graf von Jülich. Im gleichen Jahr wurde erstmals die Ortschaft Delhoven erwähnt. 1288 war Dormagen Schauplatz der Schlacht von Worringen. Dabei wurde Zons weitgehend zerstört. Im Jahre 1291 verkaufte der Ritter Bruno von Rinverde seinen im westlich von Dormagen gelegenen ehemaligen Rheinbett errichteten Walhovener Hof an das Andreas-Stift in Köln. Ende des 14. Jahrhunderts war ein Hermann von Walhoven Abt des Klosters Knechtsteden. Das alte Dormagener Schöffensiegel erschien 1320 erstmals auf einer Urkunde. Es zeigte den Dormagener Pfarrpatron St. Michael mit dem kurkölnischen Kreuz im Schild. 1373 wurde Zons wieder aufgebaut, zur Zollstation erklärt und durch den Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden zu einer Stadt mit einem eigenen Gerichts- und Verwaltungsbezirk ernannt. Bereits vor 1374 war Dormagen mit Rheinfeld und halb Horrem zu einer Jülicher Enklave in kurkölnischem Gebiet geworden. Im Jahre 1409 wurde die Burg Hackenbroich in einem Krieg zwischen Johann VI. von Reifferscheid, dem Kölner Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden bzw. seinem Adjutor und Nachfolger Dietrich II. von Moers und Graf Vinzenz von Moers zerstört.

Frühe Neuzeit

Die Eltern des späteren Kölner Chronisten Hermann von Weinsberg heirateten 1517 in Dormagen. Die Mutter des Chronisten war die Tochter eines in Dormagen tätigen Zöllners. Im Jahre 1518 war in Köln die Pest ausgebrochen und zahlreiche Kölner Bürger flohen nach Dormagen und Knechtstedten. 1554/55 gehörte Dormagen mit Riveden zum jülich-bergischen Amt Bergheim. Zwischen der noch auf kurkölnischem Territorium befindlichen Piwipp (?Biwitte� = Beim weißen Stein) und Monheim existierte im Jahre 1566 schon ein Fährbetrieb und diente zum Warenaustausch zwischen dem Bergischen Land und Kurköln. Während des 30-jährigen Krieges blieb Dormagen von den Kriegswirren nicht verschont. Im Jahre 1637 zerstörten Soldaten das Rittergut Mertenshofen bis auf die Grundmauern. Der Besitzer des Gutes, der Direktor des Lehnsarchivs des Herzogtum Jülich-Berg ordnete den sofortigen Wiederaufbau an. 1642 überfielen hessische Soldaten in Dormagen 30 stationierte bayrische Dragoner des Generals Wahl, dabei wurden 12 Dragoner getötet. Schließlich griffen im Jahre 1645 verbündete französische und hessische Truppen die Stadt Zons an. Am 10. November 1669 sollte der neue Landtag des Herzogtum Jülich-Kleve-Berg in Dormagen tagen. Allerdings erschienen an diesem Tage nur wenige Mitglieder des Landtages, da das nötige Mobiliar in Düsseldorf geblieben war. Hieraufhin wurde ein Tag später der Landtag abgebrochen und am 23. November wurde er in Düsseldorf fortgesetzt. Seit 1696 war Dormagen eine preußische Poststation und wurde dreimal in der Woche von der zwischen Köln und Nimwegen verkehrenden Postkutsche angefahren. 1714 fand der erste reformierte Gottesdienst in Dormagen in der Kapelle des Mertenshofen statt. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges hielt in Dormagen eine zweite Postkutsche. Diese fuhr von Köln nach Kleve. Im Jahre 1784 wurde Dormagen von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht. 1794 wurden die Gebiete und Orte um Dormagen, Nievenheim und Zons von Frankreich besetzt und wurden später ein Teil des französischen Staatsgebietes. Das Kloster Knechtsteden plünderten die Einwohner von Dormagen, Delhoven und Straberg mit Hilfe der französischen Soldaten. Im Jahre 1796 erfolgte die Gründung des Kantons Dormagen im Arrondissement Köln im Département de la Roer. Der Kanton Dormagen umfasste die Orte Zons, Nievenheim, Gohr, Straberg, Delhoven, Hackenbroich, Rommerskirchen, Nettesheim, Stommeln, Fühlingen, Merkenich, Rheinkassel und Worringen und hatte über 10.000 Einwohner.

19. und 20. Jahrhundert

Im 15. Januar 1814 besetzten russische Kosaken Dormagen, damit endete die französische Herrschaft. Nach dem Wiener Kongress wurde Dormagen - wie das Rheinland insgesamt - Preußen zugeschlagen. Zunächst blieb der Kanton Dormagen im Regierungsbezirk Köln. 1816 wurde er aufgelöst und die Bürgermeisterei Dormagen kam zum Landkreis Neuss. 1821 wurde ein bedeutender Römerfund, das Mithrasheiligtum nahe dem Mertenshof - heute ist dort der neue Friedhof - gemacht. Im Jahre 1832 war Dormagen Sitz eines Friedensgerichts für die Bürgermeistereien Dormagen, Nievenheim, Zons, Nettesheim, Grimlinghausen, Norf und Rommerskirchen. Zwischen 1833 und 1890 wanderten rund 60 Menschen von Dormagen nach Nordamerika aus. Das heutige Stadtgebiet verließen im gleichen Zeitraum rund 300 Menschen, sie fanden in den USA eine neue Heimat. Eine große Anzahl ließ sich in Osage County im Bundesstaat Missouri nieder. Im Jahre 1855 kam Dormagen an das Eisenbahnnetz: Gleich östlich des Dorfes Horrem wurde die Eisenbahnlinie Köln-Neuss-Krefeld gebaut und hier wurde ein Bahnhof errichtet. 1864 begann mit dem Bau der Zuckerfabrik die Industrialisierung in Dormagen. Im Jahre 1876 erhielt Dormagen die erste Telegrafenstation. Die erste Stadtfernsprechanlage mit neun Teilnehmern wurde 1897 eingerichtet. Im Jahre 1898 wurde der Brauereibetrieb in Dormagen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die 1895 gegründete Brauerei war der zweite industrielle Betrieb in Dormagen. Die Franziskaner gründeten 1901 im Raphaelshaus eine Erziehungsanstalt für schulentlassene Jungen. 1916 siedelte sich das Bayer-Werk an, das bis heute der größte Arbeitgeber in Dormagen ist. Nach dem Ersten Weltkrieg, besetzten englische und schottische Truppen die Stadt. Im Dezember 1919 wurden sie von französische Einheiten abgelöst, die im Dezember 1920 abrückten und von belgischen Einheiten ersetzt werden. Diese zogen am 15. Dezember 1923 ab. Seit 1921 wurde die Wasserversorgung in Dormagen durch die Bayer AG sichergestellt. 1922 wurde die südlich von Dormagen gelegene Bürgermeisterei Worringen aufgelöst und die Schiffs-Order-Station Piwipp wurde ein Teil der Bürgermeisterei Dormagen. Die erste Postomnibuslinie zwischen Dormagen und Neuss startete im Jahre 1925. Schon 1933 war Dormagen im Griff der Nazis. Es kam auch in Dormagen zu Pogromen. Seit 1935 besitzt Dormagen ein Stadtwappen mit dem Drachentöter St. Michael. Bedingt durch die kriegswichtigen Betriebe der I.G. Farben im Stadtgebiet, wurden viele Zwangsarbeiter nach Dormagen verbracht. Das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebten die Dormagener mit der Besetzung durch die Amerikaner im März 1945. In den 1950er und 1960er Jahren wuchs die Einwohnerzahl erheblich. Im Dezember 1960 waren 34 % der Gesamtbevölkerung Heimatvertriebene. 1969 erhielt das Amt Dormagen nach dem Zusammenschluss der beiden Gemeinden Dormagen und Hackenbroich die Stadtrechte. Im Rahmen der kommunalen Neugliederung 1975 wurden die Städte Dormagen und Zons sowie das Amt Nievenheim mit den Gemeinden Gohr, Nievenheim und Straberg zur heutigen Stadt Dormagen zusammengeschlossen," stellt die Internetenzyklopädie Wikipedia die Geschichte des Ortes vor.

Die Anreise erfolgt über Düsseldorf und Neuss. Dormagen wird von der S 11 Richtung Bergisch Gladbach angesteuert. Der Bahnhof liegt allerdings etwas außerhalb. Wer die Inennstadt mit ihrer Fußgängerzone kennenlernen möchte, muss also umsteigen und an der Haltestelle "Marktplatz" aussteigen.

Ganz schnell wird deutlich: Dormagen ist eine ländliche und gutbürgerliche Kleinstadt. Die Rathaus - Passage mit ihren Einkaufsmöglichkeiten könnte ein Ausflugsziel sein, oder die Stadtbücherei, die zwar am Samstag geöffnet, dafür am Mittwoch komplett geschlossen ist. Das historische Rathaus und Agentur für Arbeit sind am Wochenende natürlich geschlossen. Zumindest der Innenstadtbereich lohnt sich nicht für einen Wochenendausflug. Die Einkaufsmöglichkeiten sind zu durchschnittlich und auch in anderen, interessanteren Städten anzutreffen. Interessante Ausflugsziele gibt es zumindest hier nicht - sehenswerte Kirchen gibt es genausowenig wie (Freiluft-)Museen, Industriedenkmäler, Zoologische und Botanische Gärten oder gar Schlösser und Burgen.


Die ersten Spuren menschlicher Siedlungen im heutigen Stadtgebiet stammen noch aus der Steinzeit. Strategische Bedeutung erlangt Dormagen aber erst in der Römerzeit. Es dient als Wachposten an der Rheingrenze. Wo heute in der Innenstadt die beiden Rathäuser stehen, befinden sich bis zum Rückzug der Römer zwischen 393 und 402 nach Christus ein Lager und ein Kastell. Die Ortschaft Nievenheim beherbergt eine villa rustica, die vermutlich als großes Gestüt dient. Danach sind es die Franken, die sich in Dormagen niederlassen. Sie erklären 796 Dormagen zu ihrer Gauhauptstadt.
Im 11. bis 13. Jahrhundert entstehen weitere Orte wie Zons, Delhoven, Gohr oder Hackenbroich. Von kriegerischen Auseinandersetzungen bleibt Dormagen in dieser Zeit nicht verschont. So wird die Ortschaft Zons im Zuge der Schlacht bei Worringen im Jahre 1288 fast komplett zerstört. Das mittelalterliche Städtchen wird aber wieder aufgebaut. Es wird 1372 von Erzbischof Friedrich III von Saarweden zur Zollstation für die Flußschiffahrt erklärt.
1696 wird Dormagen preußische Poststation und dreimal wöchentlich von der zwischen Köln und Nimwegen verkehrenden Postkutsche angefahren. Ein knappes Jahrhundert marschiert die französische Armee ein. Sie plündert das Kloster Knechtsteden. Dormagen und Zone gehören nun zum Department Roer. Sie sind damit Bestandteil Frankreichs. Nach dem Wiener Kongreß 1815 gelangen die Rheinlande zu Preußen.
Mit der ersten Kampagne der Zuckerfabrik 1864 beginnt in Dormagen die Industrialisierung. 1895 kommt die Brauerei dazu. Doch der eigentliche industrielle Durchbruch kommt erst 1916 mit der Ansiedlung des Bayer Werkes. Nach dem Ersten Weltkrieg besetzen alliierte Truppen. 1945 marschieren die Amerikaner in Dormagen ein. 1969 erfolgt der Zusammenschluss der Ämter Dormagen und Hackenbroich zur Stadt Dormagen. Im Zuge der kommunalen Neugliederung 1975 kommen die Ämter Nievenheim und Zons hinzu.
Die ehemalige kurkölnische Zollfestung Zons wurde vom Erzbischof Friedrich III von Saarweden im 14. Jahrhundert gegründet. Sie gilt als ein Beispiel einer befestigten mittelalterlichen Stadt im Rheinland. Als besonders sehenswert gilt der mächtige Rheinturm aus dem Jahre 1388. Aber auch der Juddeturm mit seiner barocken Haube und die Windmühle mit einem hölzernen Mahlwerk aus dem 17. Jahrhundert sind neben dem Rheinanlegeplatz und den Stadtmauern beliebte Fotomotive, wie die Stadtwerbung berichtet.
Das Kreismuseum Zons ist auf dem Gelände des Schlosses angesiedelt. Nach eigenen Angaben beherbergt es die größte öffentlich zugängliche Jugendstil Zinnsammlung Europas. Auch Textilkunst ist dort beheimatet. Das Kreisarchiv und das Internationale Mundartarchiv Ludwig Soumagne im Schloss Friedestrom bilden zusammen mit dem Kreismuseum das Kulturzentrum des Rhein Kreises Neuss.
1958 begann es mit einem Rehkitz. Ein Waschbärenpärchen, ein Wisentbulle, ein Keiler und Hängebauchschweine folgten. Heute beherbergt der Tierpark Tannenbusch über 130 Säugetiere bis hin zum Auerochsen sowie mehr als 100 Wasser- und Hühnervögel. Doch das ist nur eine Facette des 100 Hektar großen Waldstücks in Dormagens Stadtteil Delhoven.
Der Geopark besitzt einen geologischen Lehrpfad in Form einer naturnah gestalteten Anlage. Dort informieren großformatige Erläuterungstafeln über die Entstehung und die wissenschaftliche Einteilung der Gesteine des Rheinlandes. Eine ?geologische Uhr projiziert die wichtigsten Etappen von fast fünf Milliarden Jahren Erdgeschichte auf einen 24stündigen Tag.
Traurig, öde und verlassen sieht das Leben aus, als ich im August 2006 am Dormagener Bahnhof ankomme. Kein Sonnenstrahl schafft es, durch die geschlossene Wolkendecke zu gelangen. Lediglich zwei Ausgänge sind hier vorhanden, weder ein Reisezentrum noch der obligatorische Bahnhofsbuchhandel oder die kleine Kneipe heißen den Besucher willkommen. So alleingelassen bleibe ich selten.
Also muß ich mich erst einmal orientieren. Und erwische prompt den falschen Ausgang. Die Bushaltestelle, zu der ich wollte, ist hier nicht zu sehen. Dafür ein Bürgerhaus, eine katholische Kirche und mehrere kleinere Geschäfte. Also kehr ich zum Bahnhof zurück. Ah, ja, da drüben, genau auf der anderen Seite des Bahnhofs, da ist die Bushaltestelle. Zum Glück kommt auch schon der Bus, der mich zum Technischen Rathaus bringen soll. Der Fahrer macht noch ein paar Minuten Pause. Dann geht die Reise los. Als ich an meinem Ziel aussteige, habe ich das Gewerbegebiet Dormagens kennengelernt. Ja, ja, lieber Leser: Mitten in einem Gewerbegebiet liegt das Technische Rathaus. Es ist ein normales, durchschnittliches Verwaltungsgebäude.

Kloster Knechtsteden ist der Mittelpunkt des gleichnamigen Wallfahrtsortes. Die romanische Basilika galt im 12. Jahrhundert als Vorbild der rheinischen Baukunst. Das um 1160 entstandene romanische Fresko in der Westapsis ist das größte seiner Art in der Rhein Maas Region. Es bedurfte umfangreicher Sicherungs- und Reinigungsarbeiten, um es wieder sichtbar zu machen. ?Die größte mittelalterlicher Klosteranlage des Erzbistums Köln gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern des Rheinlandes. Sie wurde 1130 als Prämonstratenser Abtei gegründet und 1802 aufgelöst. Seit 1895 wird sie vom Missionsorden der Spiritaner bewohnt. Die hufeisenförmig angeordneten, historisch wertvollen Gebäude der Anlage sind von einer Garten- und Parklandschaft umgeben, ist dann auch in einem Reiseführer zu lesen.
Eine Kirche bzw. ein Kloster als Ausflugsziel was in städtischen Ballungsräumen funktionieren mag, ist im Kloster Knechtsteden eigentlich misslungen. Etwas außerhalb des Dormagener Zentrums gelegen (mit PKW, Bus und Bahn trotz allem noch gut erreichbar), vermittelt das Kloster einen ruhigen, fast schon langweiligen Charakter. Ob hier jemals de Sound einer Diskothek zu hören war? Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen. Hier wird geistige Nahrung geboten; Kunst und Kultur stehen im Vordergrund. Daher kann ich es mir auch nicht vorstellen, daß sich Kinder und Jugendliche nur so zum Vergnügen hierher verirren.
Ich komme Anfang Oktober 2006 nach Knechtsteden. Ob es nur an der herbstlichen Kühle liegt, daß ich hier (fast) nur Senioren sehe? Keine Ahnung. Hätte ich nicht eine Kamera mitgenommen, um ein paar Fotos für das heimische Fotoalbum zu schießen, wäre ich so ist mein Eindruck ziemlich schnell wieder weg gewesen. Schließlich ist es nur die Klosterkirche, die hier frei zugänglich ist. Außer den sehenswerten Klosterfenstern bietet auch sie nur wenig Sehenswertes, so daß ein Besuch in Knechtsteden eigentlich schon nach 30 Minuten beendet sein könnte. So verbleibe ich noch etwas länger, um ein paar passende Motive für meine Fotos zu finden. Sobald sie entwickelt sind, werde ich wissen, ob sich der Besuch gelohnt hat.

Die ehemalige kurkölnische Zollfeste, vom Erzbischof Friedrich III von Saarweden im 14. Jahrhundert gegründet, gilt als einzigartiges Beispiel einer befestigten mittelalterlichen Stadt im Rheinland. ?Besonders sehenswert ist hier der mächtige Rheinturm aus dem Jahre 1388. Aber auch der Juddeturm mit seiner barocken Haube und die Windmühle mit einem hölzernen Mahlwerk aus dem 17. Jahrhundert sind neben dem Rheinanlageplatz und den Stadtmauern beliebte Fotomotive. Seiner historische Bedeutung gerecht werdend spielt das `rheinische RotheburgŽ heute eine wichtige Rolle im kulturellen Leben des Rhein Kreises Neuss. Die jährlichen Märchenspiele auf der Freilichtbühne im Zwinger des ehemaligen Schlosses Friedestrom erfreuen sich überregionaler Popularität. Seit 1935 besteht die Spielstätte eine der schönsten dieser Art in Nordrhein Westfalen, berichtet das Dormagener Stadtmarketing.
Das Kreismuseum Zons, auch auf dem Gelände des Schlosses Friedestrom beheimatet, ist besonders für Kunsthandwerk (u. a. die größte öffentlich zugängliche Jugendstil Zinnsammlung Europas) und Textilkunst bekannt. Das Kreisarchiv und das Internationale Mudartarchiv Ludwig Soumagne im Schloss Friedestrom bilden zusammen mit dem Kreismuseum das Kulturzentrum des Rhein Kreises Neuss.
Es ist ein sonniger, leicht bewölkter und angenehm warmer Samstag Mitte August 2006, als ich mich auf den Weg in den Dormagener Stadtteil Zons machte. Ich hatte mir vorher ein paar Infos über Zons bei dem Dormagener Stadtmarketing besorgt und bei der Elektronischen Fahrplanauskunft der Duisburger Verkehrsgesellschaft einen Fahrplan ausdrucken lassen. ich konnte also guter Dinger die Fahrt antreten.
Doch kaum daß ich in der S11 von Düsseldorf nach Dormagen sitze, muß ich in Neuss schon die erste Zwangspause einlegen. Es ist so gegen 11 Uhr, als die S Bahn im Neußer Hauptbahnhof für etwa 20 Minuten stehenbleiben muß in der Gegend von Norf wurden Kinder gesichtet, wie sie (angeblich?) Steine auf die Gleise legten. Auch wenn die Fahrt mit reichlich Verspätung weitergeht, habe ich doch Glück im Unglück: Der Computer druckte mir mehrere Fahrtalternativen aus, so daß sich so grob abschätzen kann, wann die Fahrt am Bahnhof Dormagen weitergeht. Doch oh wehe! Die Tücke liegt hier im Detail. Der Computer hat nämlich nicht mitbekommen, daß in Zons gebaut wird, und deswegen eine Umleitung eingerichtet wurde, nach der sich der Bus richten muß. Die Folge: Ich steige auf gut Glück irgendwo in Zons aus und strebe auf eine Kirche zu, die ich für einen Teil des historischen Zentrums halte.
Warum macht der Ort nur einen so gutbürgerlichen Eindruck auf mich, daß mich eine gruselige Langeweile packt? Sauber und ordentlich sieht es hier aus. Als ob Zons eine reine Wohn- und Schlafstadt ist. Ich brauche nicht lange, um den historischen Ortskern von Zons zu erreichen. Ah, da ist der Juddeturm; er ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die (katholische) St. Martinus Kirche wird derzeit renoviert und ist daher auch nicht offen. Das nächste interessante Gebäude ist das Kreismuseum. Neben Textilkunst und Jugendstil Zinnsammlung ist die Ausstellung ?I Vasi Da Famacia Sammlung Bayer Italia heute ein Schwerpunkt der Ausstellung.
?Die Sammlung Bayer Italia umfasst 83 repräsentative Keramikgefäße berühmter italienischer Werkstätten aus dem Zeitraum vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Die Apothekergefäße geben einen Überblick über Formen und Verzierungen berühmter italienischer Werkstätten und berichten über eine interessante Verbindung: das Zusammenspiel zwischen der Pharmaziegeschichte und der Entwicklung der Keramik.
Die Aufbewahrung von Arzneistoffen erfolgte in der Renaissance in Stadtgefäßen aus Holz, Glas, Zinn oder Keramik, die oft den Mittelpunkt auf alten Darstellungen von Offizinen bilden. Besonders bestechend sind dabei die prunkvollen Gefäße aus Keramik.
Im Mittelalter gelangte aus dem islamischen Orient über Südspanien sowohl medizinisches Wissen als auch die Kunsttöpferei nach Europa. In Andalusien entstanden erste Werkstätten, die Keramik nach orientalischem Vorbild herstellten. Zu den Kunden dieser Keramikmanufakturen gehörten nicht zuletzt Apotheker.
Durch den Seehandel über Mallorca (daher Majolika) erreichte die spanisch maurische Keramik Italien, wo im 15. Jahrhundert eine eigene Produktion entstand. Faenza (daher ?Fayence) gehört zu den frühen Herstellungszentren und seine Töpfereien zählten zu den berühmtesten Werkstätten Italiens. Montelupo, Siena, Casteldurante, Urbino, Rom und Venedig sind weitere bedeutende Zentren.
Das Farbdekor der zinnglasierten Majolika beschränkt sich auf die vier Scharffeuerfarben Kupfergrün, Antimongeld (hell und dunkel), Kobaltblau und Manganviolett oder Manganbraun mit den jeweiligen Abstufungen. Das Scharffeuerverfahren war vornehmlich in Italien und Spanien im 15. und 16. Jahrhundert gebräuchlich. Erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich dann die Technik der Muffelmalerei.
Die Hauptform der Apothekergefäße stellen zylindrische Gefäße dar: Die sogenannten Albarelli mit einer in der Mitte konkaven Wandung dienten zur Aufbewahrung von Salben, Pulvern, Pillen u. a.. Bei den Orcioli handelt es sich dagegen um dickbauchige Krüge mit breitem Henkel und Ausgusstülle. Fiasci sind kugelige Flaschen, Orci zweihenkelige eiförmige Behältnisse. Die prachtvollen Apothekergefäße waren dem Theriak vorbehalten, dem wichtigsten (opiumhaltigen!) Allheilmittel des Mittelalters.
Nach Überwindung der spanisch maurischen Vorbilder entwickelten sich in Italien farblich und formal viele Varianten der Verzierungen: von Blattranken in Blau auf weißem und hellblauem Grund bis zu figürlichen Darstellungen oder Wappen.
Seit Anfang des 16. Jahrhunderts dienten auch Zeichnungen berühmter Maler als Vorlagen. Aufwendig gestaltete Gefäße sind zweiseitig unterschiedlich bemalt. In die Verzierungen sind Schriftbänder einbezogen, die den Inhalt der Gefäße in lateinischer oder italienischer Sprache und meist in abgekürzter Form bezeichnen, berichtet ein Begleitprospekt. Ein historischer und gutbürgerlicher Charme liegt auf dem Viertel.