Eissporthallen-Chronik


Von Harald Jeschke

Von der Idee bis zur Fertigstellung

31 Jahre Duisburger Eissporthallen-Geschehen – von Oktober 1968 bis Oktober 1999 gibt es viele Geschichten rund um den Puck in der Eissporthalle.

Erste Planungen - ob in der Politik oder im Sport - die berühmte Zeit des Jahres 1968 ist in vielerlei Hinsicht ein aktuelles Thema. Dies gilt auch in Duisburg für die Wedau-Eissporthalle, die ab der Saison 2003/2004 den Namen Scania-Arena erhielt..

Am 15. Oktober 1968 meinte der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende und spätere Oberbürgermeister der Stadt Arnold Masselter: "Wenn wir uns nicht auf die Hinterbeine stellen, dann ist es bald nicht mehr weit her mit Duisburgs traditionell gutem Ruf als Sportstadt des Reviers. Andere Städte bauen eine Eissporthalle, und wir sollten ein solches Projekt ernsthaft prüfen, da immer mehr Duisburger nach Düsseldorf und Krefeld fahren, um dort die Schlittschuhe anzuziehen." Trotz der auch damals vorherrschenden Finanzprobleme sollte in Duisburg neben dem Schwimmstadion am Westufer des Margaretensees ein solches Projekt entstehen. Das städtische Sportamt hatte schon vor der Forderung Masselters in einer Vorlage dem Projekt Eissporthalle ein größeres Kapitel gewidmet. Weiterhin gab es ein Bauangebot der Firma IBACO aus Velbert. In dieser Firma war der spätere Eishockey-Vorsitzende des ersten Duisburger Eishockey-Klubs DSC Kaiserberg 1947 Abteilung Eishockey und auch spätere Funktionär des Deutschen Eishockeybundes Wilfred Wegmann die treibende Kraft zum Bau der Halle. Die IBACO hatte im Jahr 1968 schon den Bau der Hallenbäder in Duisburg-Süd und Duisburg-Meiderich in Angriff genommen (beide existieren heute nicht mehr, fielen dem Rotstift und der Abrissbirne zum Opfer), die dann 1969 fertig gestellt wurden. Die IBACO plante auch in vielen Nachbarstädten Eisarenen mit einer Kapazität von mehr als 4000 Zuschauern. In diesen Hallen sollte auch im Sommer Rollschuh gelaufen oder Handball gespielt werden können. Die Baukosten wurden damals mit dreieinhalb Millionen Mark veranschlagt, wobei der Stadt keinerlei Finanzbeteiligung aufgebürdet werden sollte. Sie sollte lediglich das Grundstück mit angrenzenden Parkmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Die Halle in Duisburg wurde gebaut und gibt es in gleicher Ausfertigung auch in den Städten Essen, Herne, Soest und Iserlohn.

Die ersten Tage im Leben der Eissporthalle
oder:

Als das deutsche Traumpaar der 60er und 70er
Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler
die Duisburger entzückte

Nachdem die Politik 1968 die Weichen zum Bau der Eissporthalle an der Wedau gestellt hatte, traten die Planer in Aktion. Im Jahr 1969 wurden die letzten bürokratischen Hürden genommen und am 23. Oktober 1969 war es NRW-Kultusminister Fritz Holthoff, ein gebürtiger Duisburger, der gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten aus Bissingheim Hermann Spillecke und dem Direktor der IBACO Dr. Krieger den Grundstein zum Bau der Eissporthalle legte. Mit dem Fanfarenkorps der "Roten Funken", einem überdimensionalen Schlittschuh an einem Kran und viel Prominenz wurde der zweite und symbolische Akt zum Bau der Eissporthalle angegangen. Im Dezember 1970 stieg der dritte Akt des neuen Duisburger Kindes Eissporthalle. Die Halle stand, das erste "Eis wurde gekocht". Am zweiten Weihnachtstag 1970 wurde die Eisfläche erstmals für den Probelauf kostenlos der Duisburger Bevölkerung angeboten.
Um 15 Uhr war draußen leichter Schneefall, drinnen war der Innenausbau noch nicht ganz abgeschlossen, aber die ersten Duisburger wagten sich auf das gefrorene Gebiet. Darunter auch das spätere Ehepaar Ute und Günter Michel, die Jahre später Funktionen im Duisburger Eishockey übernehmen sollten.
Am Mittwoch, den 27. Januar 1971 nahm das Bauordnungsamt die Eissporthalle ab und gab die Eisfläche frei.

Die erste öffentliche Laufzeit gab es dann tags darauf, am Donnerstag, den 28. Januar 1971. Ab 13.30
Uhr wurde die Eisfläche für die erste öffentliche Laufzeit freigegeben. Von da an ging es sozusagen Schlag auf Schlag mit neuen Höhepunkten weiter. Am 16. Februar wurde der Aufbau für das Deutsche Eistheater Berlin mit dem Stück "Maske in Blau" begonnen. Vom 17. bis zum 24. Februar gab es rauschende Vorstellungen. Es war der erste Veranstaltungshöhepunkt im jungen Leben der Eishalle, als in der proppevollen Halle das Duisburger Publikum dem damaligen deutschen Traumpaar auf dem Eis Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler sowie Manfred Schnelldorfer zujubelte. Alle waren entzückt und 50 000 Besucher gaben den Veranstaltungen einen würdigen Rahmen, so dass der damalige Eistheater-Direktor Willy Schilling den Duisburgern ein hohes Lob zollte: "Das haben wir nicht erwartet, es war ein phantastisches Publikum."
Das Lob nahm auch der erste Hallendirektor Rudi Weide freudestrahlend entgegen. Er sollte später noch für viel Furore in Duisburg sorgen.
 

Kapitel III 

Eissporthallen-Veranstaltungen waren im ersten Jahr der absolute Hit

Die Eissporthalle wurde so etwas wie die gute Stube Duisburgs in Sachen Eissport. Aber auch andere Ereignisse rund um den Sport oder das moderne Entertainment kamen in dem neuen Duisburger Eistempel Anfang der 70er zu Ehren. Immerhin bot die Halle an der Margaretenstraße eine rund 60x30 Meter große Eisfläche, die mit dem Kältesystem der Ammoniak-Verdampfung eine Eisaufbereitung auch
zu sommerlichen Temperaturen möglich werden ließ, Platz für rund 1500 Sitz- und 2500 Stehplätze. Der erste Eismeister hieß Wolfgang Daumann, der das damalige 70 000 Mark teure Gefährt namens "Zamboni" (die norditalienische Familie Zamboni war Vorreiter in Sachen fahrbare Technik zur Eisaufbereitung, dem Eishobeln und Waschen des Eises mit heißem Wasser), das aus Kalifornien geordert worden war. Das Panorama-Restaurant mit knapp 100 Plätzen lud viele neugierige Duisburger zum Verweilen ein. Ein Glas Bier kostete damals 80 Pfennig, das der erste Pächter Hans Werner, ehemals Klubwirt des Eintracht-Klubhauses, ausschenkte. Speisen gab es aus der Küche für 5 bis 15 Mark. Eine Kegelbahn mit vier Bahnen gab es zum sportlichen Part neben dem Eis. Nach einem Jahr verschlug die Besucherzahl so manchem Optimisten und auch dem ersten Hallendirektor Rudi Weide fast die Sprache.

Rund 150 000 Besucher kamen zu den Veranstaltungen, über 800 000 Sporttreibende hatten sich auf dem Eis getummelt, was damals eine Einnahme von rund 1,5 Millionen Mark einbrachte. Rund 2500 Paar Schlittschuhe gingen an die Aktiven. Welch ein Erfolg. Und der Vereinssport in Sachen Eissport wurde auf die Beine gestellt. Beim DSC Kaiserberg wurden ruckzuck mehr als 500 Eissportfreunde gezählt – die Abteilung boomte. Die Veranstaltungspalette reichte von der "Maske in Blau" über die "Heiße Nacht auf kühlem Eis", mit dem unvergessenen Fernsehlotterie-Star Hans Rosenthal (Dalli, Dalli), dem Eistheater "Weißes Rößl" mit Manfred Schnelldorfer bis zu dem Angebot, bei den mehrfachen deutschen Meistern im Paarlaufen Margret Göbl und Franz Ningel die hohe Kunst des Paarlaufens zu lernen. Und dann war es mehr als nur nahe liegend, eine schlagkräftige Eishockeymannschaft aus dem Boden zu stampfen.

Mit Hallendirektor Rudi Weide hatte man ja einen Mann, der in seiner Heimatstadt Riga das Eishockey-ABC gelernt und es bis zum Nationalspieler Lettlands gebracht hatte. Über Augsburg, Krefeld, Dortmund, Essen, erneut Krefeld (wurde 1951 mit den legendären Preußen aus Krefeld Deutscher Meister, 18facher deutscher Nationalspieler und zweifacher WM-Teilnehmer) kam er in den Westen und 1970 nach Duisburg. Er wurde zusammen mit Wilfred Wegmann zu dem Mann, der das Duisburger Eishockey ans Laufen brachte.
 

Kapitel IV  

Oktober 1998
oder:
Seit exakt 333 Monaten flitzt der Puck in Duisburg über das Eis

So fing es an: Sie gründeten den ersten Duisburger Eishockeyverein :: Stehend: Gründungsvater Wilfred Wegmann

Nachdem die Eissporthalle stand und ihr erstes Jahr mit den unterschiedlichsten Veranstaltungen unter einem mehr als guten Stern gestanden hatte, machte sich der damalige IBACO-Vertreter Wilfred Wegmann mit dem ersten Eissporthallen-Direktor Rudi Weide ans Werk, eine Eishockeymannschaft aus der Taufe zu heben. Nach ersten Gehversuchen des Duisburger SC Kaiserberg mit vielen ehemaligen Krefelder Spielern und dem ersten Testsieg (14:0) über die Pokalmannschaft von Preußen Krefeld vor 2000 Fans folgte ein 23:2 über eine Soldatenmannschaft aus Soest. Weitere Tests mit ersten Niederlagen gegen den KEV und
Bad Nauheim folgten bis zum Frühjahr 1971.
Ab dem Herbst 1971 ging es in der Regionalliga erstmals offiziell los. In den folgenden
Monaten staunten Duisburger Fans in immer größerer Zahl über die Künste und Erfolge von Heiner Bayer und Kameraden. Der DSC wurde Meister der Regionalliga und stieg durch einen 9:1-Erfolg im letzten Qualifikationsspiel über Eintracht Frankfurt vor 4000 begeisterten Duisburgern in die Oberliga auf. Die Cracks waren irgendwie bei der IBACO beschäftigt und bekamen so rund 40 Mark pro Spiel. Das war es auch schon neben dem riesigen Spaß. Am 27. November gab es ein Eishockey-Länderspiel in der Eissporthalle.
Deutschland gewann gegen die Schweiz mit 6:4 mit Erich Kühnhackl, Alois Schloder und Udo Kießling vor 5000 Duisburgern. Der DSC Kaiserberg sorgte weiterhin für Furore und schaffte auch aus der Oberliga 1972/73 den Aufstieg. Als Neuling wurde der DSC Kaiserberg Neunter und schaffte damit den Sprung in die neu gegründete zweite Bundesliga. Eine gravierende Entscheidung fiel August 1974. Die Eissporthalle ging in den Besitz der Stadt Duisburg über. Die IBACO war in finanziell schweres Fahrwasser geraten und die im Vertrag mit der Stadt geregelte "Heimfall-Klausel" sorgte dafür, dass die Stadt die Halle übernehmen konnte, Kämmerer Dr. Wolfgang Dumas dafür aber nichts zu bezahlen hatte. Die Duisburger Betriebsgesellschaft übernahm die Regie. Später kam auch mit Fritz Hesselmann ein neuer Gastronom ins Restaurant, der auch später im Duisburger Eishockey führend und zur bekanntesten Person wurde, aber auch mit für den Passskandal 1980 verantwortlich war.

Im Eishockey ging es beim DSC in der 2. Bundesliga weiter. Dieser Liga gehörte der Klub lange Jahre mit wechselndem Erfolg an, ehe ihm in der Saison 1978/79 sogar der Sprung in
die Eliteliga gelang. Die damaligen Kanadier, die dies mit Toren und Fäusten schafften, hießen Lynn Powis, Ken Baird und Gerald Hangsleben, die zu Duisburger Legenden wurden.

Eine Legende: Lynn Powis
Ken Baird beim Schußtraining (im Hintergrund Otto Schneitberger)
Gerald Hangsleben

 Sie sorgten mit dem damaligen Team für einen ungeheuren Boom und viele ausverkaufte Spiele. Die Karten wurden zum Teil wie Erbhöfe gehandelt. Ein dunkles Kapitel mit Passfälschungen folgte 1980/81, danach der Absturz und der Neuaufbau 1981/82 als
Duisburger SC Eishockey in der 2. Bundesliga – allerdings mit Schulden, die fast die Millionenhöhe erreichten. Der Konkurs ließ sich aber nur hinauszögern, zu groß war der finanzielle Schaden durch das Skandaljahr. Aber erst 1986/87 wurden die Schulden übermächtig und ein Schlussstrich gezogen.

Durch Satzungslücken wurde der totale Absturz in die untersten Klassen abgefedert und ab 1987 ging der Duisburger SV 87 ans Werk, dem allerdings 1991 die Luft ausging. Im November 1991 wurde nach Konkurs des DSV 87 der EV Duisburg aus der Taufe gehoben, der mit behutsamen Schritten und einem Neuaufbau von ganz unten anfangen musste. Über die Regionalliga und 1. Liga Nord war er dann in der 2. Bundesliga wieder bundesweit Duisburgs Vertreter. Bis zur Saison 2004/05.

Im April 2005 gelang nach einer sehr guten Saison und fulminanten Schlussspurt der große Wurf. Im Play-off-Finale gegen den Ligenprimus Straubing Tigers wurde gewonnen und der Aufstieg in die Eliteliga DEL perfekt gemacht. Nach dem Bundesliga-Aufstieg mit den legendären Kanadiern Powis und Baird der größte Duisburg Erfolg, der unter der Federführung von Unternehmer Ralf Pape unter Dach und Fach gebracht wurde. Er war neben Erfolgstrainer und Deutschlands ehemaligen Torjäger Dieter "Didi" Hegen "finanzieller Motor" und damit auch der Erfolgsgarant.