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Behebung des Klinikum-Sanierungsstaus durch Anteilverkauf

Duisburg, Februar 2015 - Anteilsübertragung Klinikum Duisburg  
Der Rat der Stadt Duisburg hat den Oberbürgermeister im November 2013 beauftragt, zu prüfen, ob und unter welchen Bedingungen städtische Anteile des Klinikums an Dritte veräußert werden können und ob der bestehende Managementvertrag mit Sana möglicherweise rückabgewickelt werden kann. Ergebnis der Überprüfung war, dass Anteilsübertragungen nicht ohne Zustimmung des Anteilseigners Sana möglich sind. Auch für eine Rückabwicklung des Anteilsverkaufs an Sana gibt es keine Rechtsgrundlage. Dies wurde dem Rat im September 2014 mitgeteilt.

Dem Oberbürgermeister wurde daraufhin der  Auftrag erteilt, mit der BGU über ein Engagement beim Klinikum zu verhandeln. Im Zuge der Gespräche schloss die BGU eine vollständige Beteiligung aus rechtlichen und tatsächlichen Gründen jedoch aus. Sana hingegen signalisierte Bereitschaft, die Partnerschaft mit dem Klinikum auszubauen.

Im Zuge der Gespräche kam es zusammengefasst zu nachfolgenden Vereinbarungen zwischen der Stadt Duisburg und der Sana Kliniken AG: Unter der Voraussetzung der Übertragung von 2 Prozent der Gesellschaftsanteile an der Klinikum Duisburg GmbH durch die Stadt Duisburg an Sana garantiert Sana 100 Millionen Investitionsverpflichtung für den Standort Wedau bis 2022.

Es entstehen Neu- und Erweiterungsbauten. Standortgarantie für „Wedau“ und „Rheinhausen“.
5 Millionen Euro Investitionsverpflichtung für die Sanierung des Bertha Krankenhauses. Wahrung der Arbeitnehmerinteressen durch die Anwendung des öffentlichen Tarifrechts und den Verbleib in der Zusatzversorgung. Medizinische Qualität und Ausbau des medizinischen Leistungsspektrums an beiden Standorten. Betreiben der städtischen Seniorenheime als Tochtergesellschaft der Klinikum Duisburg GmbH. Das Engagement des Klinikums in Aus-, Fort- und Weiterbildung als Akademisches Lehrkrankenhaus wird fortgesetzt.  

Mitarbeiterfonds von 5 Millionen Euro Inhaltliche Weiterentwicklung, Kapazitätsveränderungen, die Umsetzung kooperativer Ansätze und die Ausrichtung des Personals auf künftige Rahmenbedingungen werden unter Berücksichtigung dieser Leitplanken Anpassungen notwendig machen. Die Mittel des Fonds dienen der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie Maßnahmen zur Strukturveränderung und deren sozialverträglichen Ausgestaltung.  
Des Weiteren ist die Intensivierung der Kooperation mit der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Duisburg im Bereich der Neurochirugie und Übertragung des unfallchirugischen Versorgungsauftrages an die BGU vorgesehen. Die geplanten Vereinbarungen zwischen der Stadt Duisburg und Sana ermöglichen einen deutlichen Ausbau der Leistungsfähigkeit des Klinikums Duisburg. Der Investitionsstau insbesondere der baulichen Anlagen konnte in der Vergangenheit durch die  Stadt Duisburg vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage nicht aufgelöst werden. Sana sieht sich hingegen in der Lage, das gesamte Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro allein am Standort Wedau zu finanzieren.  
Mit diesem Kooperationsansatz wird der Interessenlage des Klinikums und des Bertha Krankenhauses bestmöglich entsprochen. Mit der Realisierung von Um- und Erweiterungsbauten in Höhe von 100 Millionen Euro kann in Wedau eine der modernsten Kliniken Nordrhein-Westfalens entstehen, die sowohl den Bedürfnissen der Patienten, aber auch denen der Beschäftigten Rechnung tragen kann.  

Für die Gesellschafterin Stadt Duisburg hatte die Beibehaltung der Arbeitnehmerrechte nach aktuellem Status oberste Priorität:
Wesentliche Arbeitnehmerinteressen werden durch die Anwendung des öffentlichen Tarifrechts und den Verbleib in der Zusatzversorgung gewährleistet. Der bei der Klinikum Duisburg GmbH und ihren Tochtergesellschaften bestehende Tarifstatus bleibt – unter Fortsetzung der Mitgliedschaft im Kommunalen Arbeitgeberverband – erhalten. Ein Austritt aus dem kommunalen Arbeitgeberverband wird vertraglich ausgeschlossen.  
Es ist beabsichtigt, die bereits enge Kooperation zwischen dem Klinikum Duisburg und der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik zu festigen – die Zustimmung der Planungsbehörde vorausgesetzt. Es ist ebenso erklärtes Ziel, dass  künftig die neurochirurgischen Leistungen in den Räumlichkeiten der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Duisburg durch das Klinikum Duisburg erbracht werden.  
In einem weiteren Schritt wird vorgeschlagen, 48 Prozent der Geschäftsanteile an der Klinikum Duisburg GmbH zu einem Kaufpreis von 15,05 Millionen an Sana zu veräußern. Der Betrag wird in sieben Raten ausgezahlt; die Zahlungen werden investiv vereinnahmt. 1 Prozent der Anteile verbleibt bei der Stadt Duisburg.  
Weiteres Vorgehen Die skizzierten Ergebnisse werden in einer Vorlage zusammengefasst und dem Haupt- und Finanzausschuss (23.2.2015) sowie dem Rat (2.3.2015) mit der Bitte um Zustimmung vorgelegt.

Wahrung der Arbeitnehmerinteressen
Insgesamt beschäftigen das Klinikum und die Seniorenzentren 2.000 Mitarbeiter. Seit 2009 ist deren Zahl um 10 Prozent gewachsen. Das Angebot von Sana  bewegt sich in den folgenden personalpolitischen Leitplanken:
1. Tarifverträge
Das Tarifrecht des öffentlichen Dienstes wird weiterhin angewandt. 
2. Kommunaler Arbeitgeberverband (KAV)
Das Klinikum Duisburg bleibt Mitglied im Kommunalen Arbeitgeberverband.
3. Dienst- und Beschäftigungszeiten
Dienst- und Beschäftigungszeiten werden uneingeschränkt anerkannt und übernommen.
4. Mitarbeiterfonds
Die Mittel des Mitarbeiterfonds betragen 5 Millionen Euro. Diese dienen der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie für Maßnahmen zur Strukturveränderung und deren sozialverträglichen Ausgestaltung in den patientenfernen Bereichen.
5. Altersvorsorge
Die Mitgliedschaft für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Zusatzversorgungskasse (ZVK) wird garantiert.
6. Familienfreundliche Arbeitsbedingungen
Dem Klinikum Duisburg ist eine Kindertageseinrichtung angeschlossen und es bestehen  Angebote für familienfreundliche Arbeitszeiten- und Urlaubsregelungen. Diese Politik wird weiter verfolgt.
7. Aus-, Fort- und Weiterbildung
Das Klinikum zählt als Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen und als Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe zu den größten Ausbildungsbetrieben. Diese Angebote bleiben auch künftig erhalten.

Erste Proteste der Fraktion Die Linke:
Die Ratsfraktion der Linken setzt sich für den Erhalt des Klinikums Duisburg mit einem Mehrheitsanteil der Stadt ein.
Zu den Übernahmeplänen des Sanakonzerns sagt die Fraktionsvorsitzende M. Ammann-Hilberath: „Wir halten die Information der Ratsmitglieder durch die Duisburger Medien für falsch. Aufgrund der Dimension der anstehenden Entscheidung hätten wir eine persönliche Mitteilung an die KommunalpolitikerInnen für notwendig gehalten.“

Zur Entscheidung über die Anteilsübernahme durch den Sanakonzern in der nächsten Ratssitzung meint Ammann-Hilberath: „In den zurückliegenden Jahren waren die Geschäftsergebnisse des Klinikums Duisburg kontinuierlich schlechter als es die jeweiligen Wirtschaftspläne vorsahen. Sana bestimmt nach dem Managementvertrag von 2007 praktisch allein den Kurs der Geschäftsführung. Die Stadt hat – obwohl Mehrheitsgesellschafterin – auf die Option eines weiteren Geschäftsführers verzichtet. Obwohl Sana seit 2007 Investitionsmittel für den in die Jahre gekommen Bau gehabt hätte, erfolgten außer Renovierungen bisher keine realen Sanierungen.

Seit dem Einstieg von Sana hat die Geschäftsführung mehrmals gewechselt. Falsche Entscheidungen wie die Nichtübernahme von  ausgebildeten  Pflegekräften und viele Leihkräfte bei Pflegern und Ärzten haben die Personalkosten enorm gesteigert. Die Patientenzufriedenheit ist stark gesunken. Die LINKE hatte dies bereits im Rat thematisiert. Wichtige Fachkräfte sind offenbar vergrault worden. Insbesondere mit dem Argument hoher Investitionen  wollte Sana die Stadt zum Verkauf ködern. Die Finanzierung von Baumaßnahmen erfolgt aus einem Cashpool des Konzerns. Darüber hinaus hat die Geschäftsleitung keine Geschäftsbeziehungen mehr zur Stadtsparkasse.
Die Ertragslage hat sich dramatisch verschlechtert. Während früher noch ein jährlicher Überschuss von 6–7 Mio. € erwirtschaftet wurde, landet man jetzt bei über 5 Mio. € Verlusten. Des Weiteren würde ein möglicher Erlös aus einem Verkauf der städtischen Anteile dazu verwendet werden müssen, Altschulden im Haushalt der Stadt abzulösen.
Dass „privat“ besser sei als „öffentlich“, ist auch in diesem Fall widerlegt worden. DIE LINKE Ratsfraktion wird sich weiter für den Erhalt des Klinikums Duisburg mit städtischer Mehrheitsbeteiligung einsetzen. Duisburg braucht ein kommunales Krankenhaus zur öffentlichen Daseinsfürsorge. Unsere Erfahrungen mit dem Sanakonzern geben uns sowohl  für die Beschäftigten als auch für die PatientInnen Anlass zu größten Befürchtungen. Unsere Fraktion wird einem Anteilsverkauf an Sana auf keinen Fall zustimmen.“