Die Straußsiedlung - versteckte
Häuser mit trotz der Schlichtheit in doch ansprechenden
Gesichtern ist entlang der Koloniestraße kaum wahrnehmbar.
Sie schmiegte sich den Bahndamm entlang bis hin zur
Waldstraße udn dem Friedhof. Sie liegt in direkter Nähe zum
Sportpark, zur Mozartschule, zur Universität.

Straußsiedlung - westlich der
Koloniestraße mit der Strauß-, Nibelungen-, und Verdistraße
bis zur am Friedhof gelegenen Waldstraße und der
angrenzenden Lortzingstraße mit noch rund 180 Wohneinheiten
Und dort, wo sich ab August 1963 Bissingheimer und Neudorfer
Jungs in oder vor der kleinen Gaststätte Endstation die
ersten Fans des Meidericher SV trafen, war immer reges
Leben. Meistens waren es die Arbeiterkinder aus der Siedlung
oder Eisenbahner Kinder, die mit dem "Freifahrtschein"
zweimal in der noch taufrischen Bundesligsspieleit nahezu
umsonst in Deutschland fahren durften.

Straußsiedlung nördlich des Steffi-Linn-Spielplatzes
Ärgerlich waren die
D-Zuschläge von 2 Mark, was damals eine Schachtel HB oder
zwei Bier waren. Sie trafen sich in der Straußsiedung. Sie
war etwas wie der Treffpunkt der Fans, auch deshalb, weil
der Name der Gaststätte Endstation sich auch von dem Ende
der Straßenbahnlinie 4 ableitete, die eben an der
Straußsiedlung endete. Meistens war man aber zu Fuß zum
Hauptbahnhof unterwegs. Es kostete ja alles etwas.

Die in den 1920 Jahren entstandene Siedlung ist trotzdem
eine "kleine Perle" Neudorfs unter den markanten Siedlungen
wie der nur einen Steinwurf enfernten Einschornsteinsiedlung
oder der "Märchensiedlung" des 25.000 Einwohner-Stadtteils
Neudorf.

Straußsiedlung und der
Steffi-Linn-Spielplatz
Im Gegensatz zur Einschornsteinsiedlung wohnten hier
Arbeiterfamilien, die z.B. bei der nur einen Kilometer weit
entfernten Stanzfabrik Buller, bei der Kettenfabrik an der
Peripherie der Einschornsteinsiedlung oder als
"Rottenarbeiter" in Gleisbetten des Ausbesserungswerks in
Wedau bei der damaligen Bundesdesbahn beschäftigt waren. Und
das machte den Unterschied zu den "feinen Pinkeln" der
Einschornsteinsiedlung, wo Beamte oder höhrer Angestellte
wohnten und wo es bis in die 1960er Jahre auch nur mit
"Vitamin B" eine Wohnung gab. Harald Jeschke (Text
und Fotos)
Zur Namensgebung der
Straußssiedlung:
Im Laufe der Zeit entstand in
Neudorf durch Straßenverbindungen zwischen Wald- und
Koloniestraße der sogenannte Teil des
„Komponisten-Viertels“.
Straußplatz
Südöstlich von der Straußstraße (s. dort) in Richtung auf
die Eisenbahnlinie liegt der Straußplatz, von der
Straußstraße durch einen Fußweg zu erreichen. Die ersten
Überlegungen zur Anlage und Ausgestaltung dieses Platzes
gehen in das Frühjahr 1910 zurück, als es um den Erwerb des
hierfür notwendigen Geländes ging, das der in Duisburg
bekannten Familie Curtius gehörte, die es dann auch
unentgeltlich der Stadt zur Verfügung stellte. Zeichnungen
vom April und August 1910 lassen die Gestaltung des Platzes
erkennen, der jedoch erst im Juli 1926 seinen Namen bekam
und im Adressbuch von 1928 als mit den Häusern 3 und 4
bebaut erscheint. Der Name wurde in Anlehnung an den der
Straußstraße gewählt.
Straußstraße
Die letzte Verbindung von der Waldstraße zur Koloniestraße
in Richtung auf die von Duisburg-Hochfeld-Süd zum
Güterbahnhof Oberhausen-West führende alte (Rheinische)
Eisenbahnlinie ist die Straußstraße, die in Anlehnung an die
anderen im näheren Bereich liegenden Straßen ihren Namen
nach der Komponistenfamilie Strauß, speziell nach den
Komponisten Johann Strauß (Vater) (Wien 14.3.1804 -
25.9.1849 Wien) und Johann Strauß (Sohn) (Wien 25.10.1825 -
3.6.1899 Wien) bekam.
Vater Strauß, der 1835 in Wien Hofballmusikdirektor wurde,
ist - neben Joseph Lanner - als Begründer und Repräsentant
der Wiener Tanzmusik, besonders des Wiener Walzers bekannt.
Der Sohn, ebenfalls später Hofballmusikdirektor, trat vor
allem als Komponist von Operetten wie der „Fledermaus“
(1874) und des „Zigeunerbarons“ (1885) hervor. Bereits durch
Stadtverordnetenbeschluss vom 4. September 1906 wurden die
Baufluchtlinien für die Anlage von Straßen in diesem Bereich
festgelegt. Auf einem diesbezüglichen Plan vom 28. November
1906 taucht der Name Straußstraße bereits auf. Im Duisburger
Adressbuch von 1908 erscheint die Straße dann erstmalig als
„unbebaut“.
So bleibt es in den Adressbüchern bis zu dem des Jahres
1928, in dem dann bereits alle 25 Häuser dieser Straße als
eine Arbeitersiedlung ausgewiesen sind. Als Eigentümer der
Häuser ist die Stadt Duisburg genannt.
Verdistraße
In die Gruppe
der nach Komponisten benannten Verbindungsstraßen im Bereich der
Kolonie- und Waldstraße gehört auch die Verdistraße, die
allerdings nur von der Waldstraße zur Nibelungenstraße führt.
Die Namengebung
wird in den städtischen „Amtlichen Mitteilungen“ vom 30. Juni
1925 bekanntgemacht.
Im Adressbuch
von 1928 taucht die Straße dann zum erstenmal auf, wobei nur die
Häuser mit den ungeraden Nummern von 1 bis 9 aufgezählt werden,
die sich im Besitz der Stadt Duisburg befinden.
Ihren Namen hat
die Straße nach dem italienischen Komponisten Fortunino Giuseppe
Francesco Verdi (LeRoncole bei Busseto/Parma 10.10.1813 -
27.1.1901 Mailand), der klangvolle und in den Melodien z.T.
volkstümlich-hymnische Opern schuf. Aus seinem umfangreichen
Schaffen seien nur stellvertretend „Aida“, „Nabucco“, „Rigoletto“,
„La Traviata“ oder „Ein Maskenball“ genannt.
Waldstraße
Die Waldstraße beginnt heute am Sternbuschweg und führt am Alten
Friedhof vorbei, parallel zur Koloniestraße, in südöstlicher
Richtung bis zur Straußstraße als der letzten vor den
Eisenbahngeleisen liegenden, die Verbindung zur Koloniestraße
herstellenden „Musikerstraßen“. Im Jahre 1879 erscheint die
Waldstraße zum ersten Mal unter diesem Namen im Duisburger
Adressbuch, mit der Erklärung, dass darunter das Straßenstück
„vom Friedhofsweg am Friedhof vorbei zur Weddau (so!)“ zu
verstehen sei, eine Wegführung, die offenbar mit der z. B. noch
1877 vorkommenden von „der Heerstraße nach der Colonie“ (d. h.
zum Bereich der Koloniestraße) identisch ist.
Will man diese Straßenführung auf dem heutigen Duisburger
Stadtplan nachvollziehen, so ist in etwa an einen Weg zu denken,
der von der Heerstraße durch den heutigen Böningerpark auf das
letzte Stück der Karl-Jarres-Straße bzw. direkt auf die
Karl-Lehr-Straße und mit dieser unter der Eisenbahn her am
Sternbuschweg auf die heutige Waldstraße „am Friedhof (nämlich
dem jetzigen Alten Friedhof) vorbei“ führte, wie sie oben
beschrieben wurde.
Durch Beschluss der Städtischen Baukommission wurde 1904 das
Stück der Waldstraße, das östlich der Bahnunterführung begann,
bis zur Grabenstraße noch der Karl-Lehr-Straße zugeschlagen. Vor
mehr als hundert Jahren zog sich der Duisburger Wald noch bis in
die Nähe des Bahnhofs hin, so dass von daher gesehen die
Benennung dieser Straße gerechtfertigt war.
Duisburg, 09, Dezember
2016 - Das Büro Molestina Architekten, Köln mit FSWLA
Landschaftsarchitekten, Düsseldorf
überzeugt die Jury und setzt besondere Akzente für ein
erweitertes Wohnangebot in der Neudorfer Straußsiedlung im
Spannungsfeld zwischen der Nähe zu Uni und Duisburger
Seenplatte.

Mit der Sitzung der Jury am 9. Dezember ging das im
September gestartete städtebauliche Verfahren mit vier
Architekturbüros zu Ende. Im Fokus der Aufgabenstellung
stand eine maßvolle und sensible Arrondierung der
denkmalgeschützten Straußsiedlung der 1920er Jahre im Süden
von Neudorf an der Schnittstelle zur Wedauer Seenplatte.
Neudorf gilt seit Jahrzehnten als angenehmer Wohnstandort.
Die Gebäude gehören der städtischen Duisburger
Baugesellschaft GEBAG und die setzt darauf, die
Straußsiedlung in den nächsten Jahren zu sanieren und
aufzuwerten. Teil der Aufgabenstellung für die Architekten
war die umfassende Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude
rund um die Straußstraße und eine bauliche Ergänzung an der
Verdistraße und zum begrünten Wall der Bahntrasse.
Die Vorschläge der Teilnehmer reichten von der Mischung von
Wohnangeboten von Familien, Singles und Älteren bis hin zu
einem neuen Gebäude für eine Wohngruppe und einem mindestens
60 Plätze umfassenden Angebot für Studentenwohnen. Alle
verbliebenen vier Architekturbüros sprachen sich für die
Sanierung der historischen Substanz aus, gleichzeitig wurde
jedoch auch eine zeitgemäße Neuinterpretation angeboten,
dort wo eine Sanierung nicht mehr wirtschaftlich und
zeitgemäß ist oder wo Gebäude ergänzt werden. Gemeinsam mit
einem Lärmschutzberater wurden parallele Überlegungen
angestellt, wie auch die Ergänzungen vor der südlichen
Lärmquelle der Bahntrasse geschützt werden können.
Das Ergebnis konnte sich
heute sehen lassen, als die Jury zur Entscheidungssitzung
zusammentraf. Das Architekturbüro Molestina Architekten mit
FSWLA Landschaftsarchitekten wagte eine sensible und
maßvolle Sanierung mit neuen Qualitäten im Äußeren und
Inneren der „Straußsiedlung 2016+“.
„Wir
freuen uns schon auf die Realisierungsphase“, blickt Uwe
Rohde, Projektleiter bei der GEBAG bereits voller Zuversicht
nach vorn. „In der Siedlung können über Sanierung,
Ersatzbauten und Ergänzungen insgesamt bis zu 136 neue
Wohnungen für die unteren und mittleren
Einkommensschichten, für Familien, Studenten und
Wohngruppen entstehen.
Auch Duisburgs
Stadtentwicklungsdezernent Carsten Tum zeigte sich sehr
zufrieden: „Das Team Molestina Architekten mit FSWLA
Landschaftsarchitekten entwickelt die Straußsiedlung sehr
sensibel aus dem Bestand heraus und wirkt an keiner Stelle
aufdringlich und fremd. Die historischen Siedlungsqualitäten
werden herausgearbeitet. Zudem wird das heute schon beliebte
Neudorfer Wohnangebot positiv „weitergedacht“ und zu einer
harmonischen Gesamtkonzeption zusammengeführt.“
Das Verfahren hat einmal mehr
aufgezeigt, wie notwendige Wohnraumerweiterung und die
Wahrung der Bau- und Siedlungsgeschichte der Metropolregion
positiv vereint werden können. „Das von der Jury prämierte
Konzept zeigt mit der gewählten Architektur und
Gestaltsprache eine freundliche und angenehme Atmosphäre“,
so Jörg Faltin, vom betreuenden Büro Faltin und
Sattler.
Das konkurrierende Verfahren
wurde kompakt und mit Zwischengesprächen durchgeführt, um
jederzeit ein Feedback von Entwerfern und weiteren externen
und städtischen Experten sowie auch der GEBAG zu
ermöglichen.
Jury:
Prof. Bernhard Winking (Architekt),
Hamburg (Vorsitz)
Jutta Heinze (Architektin), Duisburg
Uwe Rohde, Projektleiter GEBAG Duisburger
Baugesellschaft mbH
Carsten Tum, Stadtentwicklungsdezernent der Stadt
Duisburg
Konrad Junkers, stv. Bezirksbürgermeister Bezirk
DU-Mitte
Rang 1
(Empfehlung zur Realisierung)
Molestina Architekten, Köln
mit FSWLA Landschaftsarchitekten, Düsseldorf
Rang 2
HGMB Architekten, Düsseldorf
mit kiparland, Mailand / Duisburg /
Düsseldorf
Rang 3
Heinrich Böll Architekt, Essen mit
Dratz & Dratz Architekten, Oberhausen
mit Planergruppe Oberhausen, Oberhausen
Weitere Arbeit
Kresings Architektur, Münster
mit KRAFT.RAUM
Landschaftsarchitekten, Krefeld,
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