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					 Duisburg, 31. Dezember 2014 - Es 
					war eigentlich das vollkommene Kontrastprogramm zu 
					Weihnachten – das, was jeder der knapp 400 Zuschauer 
					sportlich machen müsste, um den weihnachtlichen Braten erst 
					einmal richtig zu verarbeiten. Die tänzerische Perfektion,  
					Folklore, Artistik und Ausdauer der russischen 
					Weihnachtsrevue „Ivushka“ schlug den Zuschauern aber 
					keinesfalls zusätzlich auf den verwöhnten Magen, vielmehr 
					war es für sie vielleicht ein Ansporn, selbst aktiv zu 
					werden und Kalorien zu verbraten.
  Denn die fast 
					30-köpfige Truppe ließ nichts anbrennen und  bot in der 
					Rheinhausenhalle eine musikalische und tänzerische Reise in 
					das verschneite Russland - irgendwann zur Zarenzeit, 
					irgendwo am Don. Das stimmungsvolle Bühnenbild, das eine im 
					Schnee liegende Dorfgemeinschaft zeigte, konnte über die 
					Fensterlichter der Häuser so richtig gemütlich herunter 
					gedimmt werden – doch stand dieses teilweise im Kontrast zur 
					treibenden folkloristischen Vielfalt, die die Tänzer von „Ivushka“, 
					zu deutsch „Weidenbäumchen“, dem Publikum auf der Bühne 
					boten. Allein die Kostüme, die in eigener Werkstatt der 
					Hochschule von Tambov, nahe Moskau, mit mühevoller 
					Handarbeit gefertigt wurden, waren ein Hingucker. Sie 
					reichten vom biederen Bauernmädchen mit bunten Bändern im 
					Haar bis zu der traditionellen Don Kosaken-Uniform, mit 
					braunem Hemd und roter Bordüre auf schwarzer Hose.
  
					Das siebenköpfige Orchester spielte folkloristische Stücke 
					wie „Ivushka“, „Holy Evening“ oder „Dunya got a headache“, 
					natürlich im russischen Original, und die 12 Tänzer 
					lieferten akrobatische Höchstleistungen: die Männer 
					perfektionierten den Kasatschok, den teilweise im der Hocke 
					getanzten Volkstanz der Don Kosaken, feierten bei treibenden 
					Stücken eine wildes Wodka-Fest im Dorf, bei dem die jungen 
					Tänzer  höflich mit einladenden Gesten um die 
					Dorfschönheiten freiten. Selbst brachten  Hocker mit 
					und hoben  am Ende die Prächtigste von allen artistisch 
					in die Höhe, die auf ihrem Schemel zwei Meter über der Bühne 
					dabei gelassen weiter steppte, während die anderen Tänzer 
					mit weit gespreizten Grand Jetes um sie herum sprangen, 
					dabei in die Hände klatschten oder sich im Paartanz 
					umeinander drehten.
  Bekanntes deutsches 
					Weihnachtslied Trotz der beschwingteren Szenen 
					stellten sich besinnlich weihnachtliche Momente ein, gerade 
					die polyphonen Lieder des zwölfköpfigen Chores erzeugten 
					diese Wehmut, wie sie nur in Russland möglich ist: bei 
					Stücken wie im „Wedding Song“ erzeugten die Sängerinnen 
					dieses chorale reibende Schluchzen. Und richtig 
					weihnachtlich wurde es dann bei einer deutschen Version von 
					„Stille Nacht, heilige Nacht“, bei der die Sänger kleine 
					Kerzen in den Händen hielten und selbst gestrickte 
					Schneemützchen aufsetzten.
  Um das Klischee zu 
					erfüllen, erschien im zweiten Teil „Väterchen Frost“ als 
					bärtiger Weihnachtsmann auf der Bühne – aber er passte ja 
					auch zum Wetter auf den halb verschneiten Straßen draußen. 
					Das artistische Highlight lieferte ein Tänzer, der den 
					Kasatschok nur mit dem Kopf abgestützt auf dem Boden tanzte 
					und sich dabei in einer Hohlkreuzlage um die eigene Achse im 
					2-4-Takt drehte. Dafür gab es  „Bravo“-Rufe aus dem 
					Publikum. Und bei „Kalinka“ zeigte das Orchester mit 
					Akkordeon- und Balalaika-Klängen noch mal seine gesammelte 
					Spielfreude – und knapp 400 Besucher waren begeistert von 
					dieser romantisch traditionellen Veranstaltung.
 
  
					Das Ensemble „Ivushka“ ist eine der bekanntesten 
					Folkloregruppen Russlands und wurde 1968 in der Region 
					Tambov, unterhalb Moskaus gegründet. 2012 erhielt es den 
					Titel „Akademisches Staatsensemble für Gesang und Tanz“, und 
					es ist bekannt für seine ausgeprägte Nachwuchsarbeit für 
					junge Tänzer und Sänger. 
					  
					  
					
 
  
					  
					  
					
 
 
  
					
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
					
 
 
 
 
 
 
 
 
  
					
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
					
 
 
 
 
 
  
					  
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