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'Aladin und die Wunderlampe'
Ein Weihnachtsstück in Rheinhausen

Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 11. Dezember 2015 - Premierenstimmung in der Rheinhausenhalle: Kleine Menschentrauben bilden sich im Foyer um die Schauspieler der Bühne 47, die gerade tosenden Applaus für ihre erste Aufführung des Weihnachtsstückes „Aladin und die Wunderlampe“  ernteten. Jetzt gehen viele der etwa 500 Kids unter den mehr als 800 Zuschauern auf Autogrammjagd.

„Wir haben extra die letzte Seite unseres Programmhefts freigelassen, damit die Kinder dort die Unterschrift ihrer Lieblingsfiguren sammeln können“, erklärt Aljoscha Liebert, der das erste Mal  Regie geführt hat, den Brauch. Der Clou: Die Akteure unterschreiben natürlich mit ihrem Namen im Stück, und so sind Signaturen mit „kleiner“ oder „großer Geist“ einfach nur niedlich. Immer noch furchteinflößend, aber umschwärmt von vielen, ist der „böse“ Magier Dschafar, gespielt von Thomas Eberz, der richtig düster in seinem schwarzen Umhang und mit Kajal geschminkten Augen aus der Nähe wirkt. Deswegen meidet ihn der kleine Louis Jansen: „Ich hole mir lieber ein Autogramm von Aladin!“

Seit Jahren beeindrucken die selbstgebauten Bühnenbauten, dieses Mal zwei rollende Schlösser, eine Höhle mit Fenster und Palmen auf Rädern, die von Alfons Busch entworfen wurden.  Die Bühne 47 plant drei Produktionen fürs nächste Jahr, gespendet wurden aus den vorherigen Einnahmen insgesamt 6000 Euro,  je ein Scheck von 2000 Euro für die Einrichtungen „Kind im Krankenhaus“ in Hamborn, „Lamamia“ in Mündelheim und die Robinson-Abenteuerfarm in Rheinhausen. Sascha Stüttgen (16) hat Erfahrung beim Jugendtheater im Tempel gesammelt und spielt zum ersten Mal bei der  Bühne 47 direkt die Hauptrolle als Aladin, Luisa Gajewski (12) ist als „Kleiner Geist“ das zweite Mal dabei.

Genau dieser Aladin (Sascha Stüttgen) ist die Identifikationsfigur in dem Märchen. Aus armen Verhältnissen stammend, soll er dem fiesen Dschafar eine Wunderlampe aus einer engen Höhle herausholen. Der dunkle Zauberer , sobald er selbst die Lampe in den Händen hält, will Aladin in der Höhle einsperren – schließlich will der Bösewicht uneingeschränkte Macht und Reichtum genießen - denn in der Wunderlampe verbirgt sich der „Große Geist“ (Viola Müller), der alle Wünsche erfüllen kann. In größter Not ist Aladin in der versperrten Höhle, übrigens als beeindruckende Kulisse  auf Rollen mit Schiebetür und  Fenster entworfen. Naiv wie er ist, denkt er nicht an den Ring, der ihm die Dienste zumindest des „Kleinen Geistes“ ermöglichen würde. Und hier wird das Stück interaktiv mit dem Publikum: „Du musst den Ring drehen!“, tönt es aus 500 Kinderkehlen.

Aladin reagiert auf die Zurufe und im zauberhaften Bühnennebel springt ihm der Kleine Geist (Luisa Gajewski) zu Hilfe. Die Kids im Publikum kennen das Märchen: „Du musst an der Wunderlampe reiben“, rufen sie und schon erscheint der „Große Geist“, der Aladin ein Schloss und Reichtum in Bagdad verschafft – und ihm somit die Heirat mit der Sultanstochter Soraya möglich macht.  Richtig komisch, wie Patt und Patterchon, wirken der Sultan (Daniel Dröges) und sein Großwesir (Robin Wagner) im Glitzerkaftan , wenn sie sich gegenseitig eitle Komplimente machen – und vor allen Dingen, wenn der Sultan nach „Dings“, ähm nach „Worten“ sucht, und so auch die Kids zum Mitraten bewegt, was er da meint. Als Soraya samt Schloss  vom bösen Magier Dschafar nach Afrika gebracht wird, nachdem der Fiesling durch eine List in den Besitz der Wunderlampe mit dem „Großen Geist“ gekommen ist, flucht der Sultan: „Meine Dings, na meine Dings ist verschwunden.“ „Tochter“, rufen die Kids schon fast oberlehrerhaft. Er verdächtigt Aladin diese entführt zu haben, und will ihn töten lassen und sucht im Publikum nach einem „Henker“ - klar, 500 Kids zeigen auf – wahrscheinlich, weil sie ihren Helden liebend gerne retten würden. Die Geschichte geht bekanntermaßen gut aus, und alle Darsteller singen gemeinsam noch einen eigens komponierten Abschlusssong auf der Bühne.

Es war generationsübergreifend, was die Bühne 47 hinterlassen hat: Wahrscheinlich einer der ältesten Besucher war der 84-jährige Konrad Noack: „Meine Nachbarn spielen seit Jahren mit, ich bin ständig hier, Theater hält jung.“ Guido Kochannek (48) ist mit seiner Frau und seinen Kindern Julia und Robert da: „In meiner Schulklasse auf dem Krupp-Gymnasium waren damals zwei Mitschüler, die haben schon bei der Bühne 47 mitgespielt, da bin ich als Kind auch bei mancher Vorstellung gewesen.“ Der zehnjährige Niko Vosmeier war besonders angetan vom schusseligen Sultan: „Ich finde den gut, weil der nur hinter Geld und Reichtum her ist.“