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Das Flötentier
Stephan Sadowski

Duisburg, 20. Juni 2015 - Seine Nase ist länger als die von Pinocchio. Langsam schleicht das grüne Wesen in den Altarraum der Oestrumer Friedenskirche: „Hallo, hallo, wir fangen endlich an....“, singt der Puppenspieler Mario Klimek hinter dem grünen Etwas. Die etwa achtzig Kinder und deren Eltern steigen mit ein, die Textzeilen sind schnell gelernt. Aber es ist nicht der Kasperle, es ist das Flötentier, das jetzt die Zuhörer unterhält.

Noch mehr seltsame Wesen huschen auf die Bühne, geschwungene braune Holzkörper mit merkwürdigen Öffnungen und langen Hälsen versammeln sich der Größe nach vor dem Altar.
 „Wer bist du denn?“, fragt das Flötentier verwundert. Die Violinistin hinter dem Instrument flüstert ihm etwas ins Ohr.
„Ah, du bist eine Geige!“, erklärt Mario Klimek den Kindern . „Und was kannst du so?“, fragt er.
Anke Vogelsänger von den Duisburger Philharmonikern imitiert die Laute eines Kuckucks, die Kinder machen mit: „Kuckuck“, tönt es geballt in der Kirche. Die Kontrabassistin Sigrid Jann-Breitling erklärt den Kindern ihr Instrument, indem sie den tiefen, dröhnenden Lauf eines Elefanten nachspielt. „Den improvisiere ich aber immer  neu“, grinst die Symphonikerin später.

So werden die Kinder zwischen drei und sechs Jahren spielerisch in die Welt der klassischen Saiteninstrumente eingeführt, sie lernen, dass sich eine „Schnecke“ am Ende des Halses einer Geige befindet oder dass ein Cello um Oktaven tiefer gestimmt ist als eine Bratsche. Ganz spannend wird es, als das Streichquintett der Duisburger Philharmoniker dann „Die kleine Eisenbahn“ von Thomas-Mifunè wie in einer gewaltigen Abfahrt spielt, dabei das Tempo anzieht, so dass manche Kinder mit glasigen Augen  schauen, sogar auf den Bänken stehend mitfahren.

Und natürlich „Nein!“ rufen, als das Flötentier als Schaffner alle Instrumente ohne Fahrschein aus dem Abteil werfen will. „Na gut, überredet“, sagt Mario Klinke. „Kennt ihr denn „Tata tatatata“?“, fragt das grüne Tier die Instrumente. Wie aus dem Nichts stimmen die Philharmoniker den ersten Satz aus „Die kleine Nachtmusik“ an. Ein Junge in der letzten Reihe weiß sogar, von wem das Stück geschrieben wurde: „Mozart!“, ruft er von fern.
Der Mitmacheffekt ist hoch, die Kinder schwofen bei allen Stücken mit.

Auf die Frage wie es Maximilian, 5 Jahre, gefallen hat, streckt der kleine Junge seine beiden Daumen, wie bei Facebook, in die Höhe – zwei Likes für die Musiker. Max, 5 Jahre, hat es der Kontrabass angetan: „Die tiefen Töne von dem Elefanten haben mir gut gefallen“, sagt er.

Genau diesen Effekt hatte sich Ingrid Dyballa vom evangelischen Familienzentrum an der Brunnenstraße, die die Duisburger Philharmoniker eingeladen hatte, erhofft: „Das war unsere erste Veranstaltung dieser Art, ich bin sehr zufrieden. Es ist schon klasse, wenn Profimusiker für die Kinder spielen, da merkt man den Unterschied. Wir versuchen so etwas weiterhin zu organisieren“, sagt die Verantwortliche. Das Konzert gehört zur Reihe „Klasse, Klassik, mini“  der Duisburger Philharmoniker - 3 bis 6-jährige Kinder haben so die Gelegenheit im Rahmen von „A-Saite bis zupfen“ den Unterschied zwischen Streichinstrumenten zu erlernen, und werden in einfache Klassikstücke eingeführt.

Während es für die Erwachsenen vor der Kirche Kaffee und Kuchen gab, wollte die Kinder den Unterschied auch haptisch erfahren: Nach dem Konzert bildete sich eine große Traube um die Profimusiker und viele Kinder durften einmal Elefant oder Vogel auf dem Instrument sein...