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Riders Connection im Keller des Jugendzentrums Tempel
Fast ein "räudiger Techno-Club im Herzen Berlins"
Stephan Sadowski

Duisburg, 23. Oktober 2015 - Fast lief das Wasser von den Wänden. Bei  ihrem Auftritt innerhalb der  Folkfestspiele verwandelten Riders Connection den  Keller des Jugendzentrums Tempel in einen „räudigen Techno-Club im Herzen Berlins“. So oder ähnlich, muss es im Szene-Lokal „Sisiphos“ aussehen, in das Beat-Boxer Moritz Eickworth die hundert tanzenden Zuhörer einlud: „Ihr müsst mit mir mal ein Bier dort trinken kommen!“, berlinert er. Genau diese düstere, schummrige Atmosphäre empfanden die drei Musiker bei einem Techno-Stück nach, dessen Percussion Moritz allein mit dem Mund ins Mikro taktete – ohne dabei rot zu werden. Über den Halleffekt bekamen seine verbalen Schläge den voluminösen Klang einer überdimensionierten Snare- oder Bass-Drum, mit denen er den Technobeat steuerte und mit unzähligen Effekten...wusch-ratatam.... der Beat-Box auffüllte, während Sänger Philipp Ressel eine entrückte „Mund-Trompete“ darüber legte. Bei diesen abstrakten Klängen kamen sich einige im Publikum bestimmt vor wie bei der doch sehr exzessiven „Devotional Tour“ von Depeche Mode.

Riders Connection wechseln die Stile, exzessiv, wie sie gerade Lust haben: da gibt es ein bisschen Welt-Musik und Kundige fühlen sich an Peter Gabriels „Real World“-Label erinnert, wenn Gitarrist und Sänger Philipp mal eben afrikanisch gutturale Laute im Stile von Geoffrey Oryema bei „Meetesaya““ ins Mikrofon gackert und das Publikum „Saya“ bei diesem Reggae zurückwirft. Und es mutet schon scheinbar brav an, wenn sich Riders Connection in die Singer-Songwriter-Fraktion zurückziehen - der Titel „Busker“ ist dann eher „allen Straßenmusikern dieser Welt gewidmet“, so Sänger Philipp.

Angefangen haben sie selbst schließlich zwischen Schönauer Allee und Alexander-Platz.  „Wir haben das Geld auf der Straße gesammelt und damit auch unser Album selbst produziert“, sagt Bassist Alexej Solod über die neue, „völlig autonome“ CD „Colour me“, deren zehn Titel sie auch alle spielen. Im Ruhrgebiet sind Riders Connection besonders durch ihre Auftritte bei einer weltmusikalischen „Funk-Haus-Europa-Tour“ im Vorprogramm der Afro-Pop-Band „Bukahara“ bekannt geworden. Daher kennt auch Janine Wittig die  Band, insgesamt sechs mal habe sie die Band innerhalb eines Jahres in der Region gesehen, natürlich auch beim FolkFestival. Sie tauscht  T-Shirts mit dem Beat-Boxer Moritz - aber nicht die nassgeschwitzten nach dem Auftritt: „Er hat mal eins eigens für mich gemacht – und ich habe ihm auch ein selbst gemachtes geschenkt.“

Moritz größeres Interesse liegt allerdings bei den ganz großen Kompositionen. Als Pausenfüller gibt es „die fünfte Symphonie von Johann Sebastian Bach“, die wohl nur in seiner Beat-Box-Version vorliegt – und barfüßig im Viervierteltakt von ihm gezählt wird. Richtig fein, wie sich Sänger Phillip darauf zum Gesamtkunstwerk entwickelt, und Passagen aus dem „Dschungel-Buch“ als gespieltes Hörbuch in einen Song hinein verwebt. Den hohen Falsett eines Jimmy Somerville von Bronski Beat karikiert der Sänger in den neuen Songs „Ticks of Clocks“ und „Seize the day“ und  wechselt noch mal das Timbre seiner Stimme ins Dunkle in einer einzigartigen Beat-Box-Version von Johnny Cashs „Folsom Prison Blues“. Jedenfalls merkte  man den Musikern nicht an, dass sie auf der Hinfahrt von Berlin Stunden im Stau verbracht haben „wegen einiger Unfälle, für die wir nicht verantwortlich waren.“ 

„Einfach Super!“, fand auch Tina Eckhardts. „Schon im Ringlokschuppen in Mülheim waren die Jungs klasse und brachten alle zum Tanzen.“ Und im Tempel lief am Ende das Wasser von den Wänden – wutsch-ratatam...fast jedenfalls...