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Stadtmusikanten gegen das Sommerloch
Stephan Sadowski

Duisburg, 28. Juni 2015 - Die Kneipenkultur in Rheinhausen neu zu beleben – das ist Carsten Dehnerts Herzenswunsch, denn schon mit mehreren Konzerten  seiner unterschiedlichen  Formationen, Treue Bervabunden und Old Mountain Men, hat er auf sich aufmerksam gemacht.

„Am liebsten spiele ich aber hier in der Sofien-Klause“, sagt der 41-jährige Gitarrist und Sänger, „weil ich wohne ja direkt um die Ecke.“ Und wenn ihn ihn dann noch Partner Jamie Clarke ihrer gemeinsamen Formation „Perfect“ an der Gitarre begleitet, dann ist der Bandname Programm für den weiteren Verlauf des Abends.

Drama um den Drummer
Feinsten Irish-Folk mit einschlägiger Punkattitüde spielen die beiden ohne ihre Rhythmussektion -  Drummer Tommy Bitch sollte sie noch rhythmisch und „moralisch“ unterstützen, wurde aber kurz vorher ins Krankenhaus eingeliefert:

„Wir sind heute Abend im Grunde nur Halb-Perfekt“, scherzte Jamie Clarke ins Publikum. Das wiederum sah es anders und klatschte wild mit, wenn die beiden Vollblutmusiker die kleine Bühne in der Sofien-Klause rockten. Und Jamie Clarke ist nicht irgendein Kneipenmusiker: er ist der Gitarrist, der von 1994  bis 1996 bei der legendären Folk-Punk-Truppe „The Pogues“, die den Welthit „Dirty Old Town“ hatten, spielte: „Ein Album und zwei Welttourneen habe ich mit den Jungs gemacht“, erinnert sich Jamie Clarke. Und man merkt ihm diese „Streetability“ an, dieses Faible für handgemachte Musik, wenn er sein Publikum mitreißt, mit seinem ansatzlosen „Umschaltspiel“  von langsamen zu fetzenden Rhythmen.

Angefangen hat der gebürtige Londoner in den 80-er-Jahren in Devon in Südengland mit seiner damaligen Formation „Innocence Lost“. Dort spielte er auch in Kneipen. „Wir hatten da einen Pub „The Cavern“ da waren wir öfters“, sagt Clarke, der damals schon von der Band „Queen“ protegiert wurde. Dann heuerte er als Roadie bei den Pogues an, zu der Zeit als der ebenfalls legendäre Joe Strummer, vormalig The Clash, („London Calling“) bei ihnen Gitarre spielte. Als dieser aufhörte, übernahm Jamie Clarke. Viele Songs der Pogues sind also im Programm der beiden, die Carsten Dehnert wahlweise mit dem Banjo oder der Mandoline mit schönen Melodieläufen neu aufpeppt. „Ich muss gestehen, ich hab auch extra ein bisschen geübt für heute abend“, sagt Carsten Dehnert und verziert bekannte Stücke wie „Streams of Whiskey“ und „Tuesday morning“ mit seinen versierten Soli.Daneben rocken sie mit eigenen Titeln von „Perfect“, besonders schön „Jackson Town“, ein Stück, das die Liebesbeziehung zwischen Johnny Cash und June Carter verarbeitet. Dementsprechend ist groß ist der Country-Einfluss und die Fans schwofen im Publikum.

Christine Brzeski ist richtiger Fan von „Perfect“. „ Als Schalke gegen den VFB Stuttgart Ende letzten Jahres  spielte, haben wir das Konzert von „Perfect“ in Karlsruhe noch dran gehängt“, erzählt die Rheinhauserin. Und „Perfect“ agieren immer wieder europaweit. Kirsten „Kiki“ Klein, Jamie Clarkes Freundin, sagt: „Letztes Mal habe ich die Jungs in Hameln gesehen, ich muss halt gucken wie ich arbeiten muss“, sagt die Altenpflegerin, derweil Carsten Dehnert sein Publikum in der berstenden und brodelnden Kneipe ermuntert: „Euer Wirt „Wacho“ hat gesagt, ihr sollt viel trinken.“ Das taten die etwa 60 Zuschauer reichlich und bekamen noch gefühlte fünf Zugaben, auch weil sie das Zauberwort wussten: „Jamie Clarke – Gitarrengott!“ intonierten sie gemeinsam – und die beiden Musikanten spielten „Whiskey in the jar“ und natürlich „Dirty Old Town“ in einer einzigartigen Mandolinenversion am Ende auf den Sitzbänken stehend.