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'Amy' geht 'am Toepper' auf die Jagd
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 29. März 2016 - Sie streift ihren abgeriebenen Falknerhandschuh über den Arm, und ihr Greifvogel, ein Harrishawk namens „Amy“, schlägt darauf schon mit den Flügeln, so als könne er es kaum erwarten, loszufliegen.

„Inwiefern „Amy“ heute jagen wird, ist schwer zu sagen, da sie heute bereits einige tote Jungküken gefressen hat“, sagt die Jägerin Gabi Bonten. Die bekommt sie immer als Mahlzeit. Auch wenn Gabi Bonten mit ihrem Harrishawk umgeht, als wäre es ein Haustier, und er domestiziert erscheint - wenn man  seine großen Fänge und seinen spitzen Schnabel betrachtet, so hat man eine gehörige Portion „Respekt“ vor dem Tier.  

Seit vier Monaten besitzt Gabi Bonten diesen Vogel. Erhalten hat sie ihn von der Greifvogelstation Hellenthal,  wo sie Praxiserfahrung gesammelt hat. Der etwa 60 Zentimeter große Harrishawk ist klassisch konditioniert, heißt also, er findet immer zur Falknerin zurück. Diese lockt ihn mit den Jungküken an, so dass „Amy“ auch in einer Entfernung von 100 Metern nicht widerstehen kann und auf ihren Arm zurückfliegt. Und es ist schon beeindruckend zu sehen, wenn der Vogel im Gleitflug von der Baumkrone herab schwebt, und da sicher auf dem abgewetzten Leder landet. Einige Passanten schauen beeindruckt bei diesem Schauspiel.

Dann geht’s ins Unterholz: Gabi Bonten kennt die Kaninchenbauten und streicht durchs Gestrüpp, um die flinken Beutetiere aufzuscheuchen. „Amy“ beobachtet ihre Falknerin von einem Baum herab. Einige Kaninchen huschen durch das Geäst, „Amy“ sieht sie und versucht sie zu erhaschen, doch verschwinden die kleinen Nager im Dickicht.

„Es ist schwierig für den Vogel in den dichten Büschen zu jagen, auf einer freien Fläche ist es einfacher für sie“, sagt die Falknerin. Aber den Gefallen tun ihr die Kaninchen nicht.

Die Jagd habe eine wichtige Komponente, „Sie ist  wichtig zur Pflege der Kulturlandschaft, des Waldes und der Felder“, erklärt Stadtförster Axel Freude.

Erwachsene Kaninchen können vom 1. Oktober bis zum 28. Februar bejagt werden. Danach stehen die Elterntiere unter Schutz, da sie die Jungen aufziehen. Junge Kaninchen sind nach acht Wochen erneut geschlechtsreif und bringen pro Wurf etwa sechs bis zehn Junge aus, so dass sie sich exponentiell vermehren. Die Jungtiere dürfen ganzjährig bejagt werden. Falknerin Gabi Bonten musste sich eine Erlaubnis zum Jagen beim Förster der Stadt Duisburg einholen, die hier beschriebene Jagd hat noch im Februar stattgefunden.

„Einerseits um den Kulturbereich zu erhalten, andererseits um den Wildbestand zu schützen“, sagt er.
In den 1980er-Jahren habe es eine schreckliche Krankheit innerhalb der Kaninchenpopulation gegeben, die Myxomatose, bei der bei den Tieren die Schleimhäute anschwellen, so dass die Nager teilweise innerlich verbluten, oder die Augen herausquellen. Auch heute seien noch Tiere davon infiziert.

„Gerade die befallenen, dadurch schwachen Tiere werden so bejagt, so dass es zu keiner größeren Verbreitung der Krankheit in der Art gekommen ist“, weiß der Stadtförster. Diese sei nämlich aus Australien eingeführt worden und über Mückenstiche oder Geschlechtsverkehr unter den Nagern verbreitet worden. Weiterhin sei eine Bejagung unumgänglich, da die Jungtiere bereits nach acht Wochen geschlechtsreif sind, sich exponentiell vermehren und gerade die umliegenden Bauern mit Fraß auf den Feldern schädigen. Da es sich bei der Grünfläche Toepper um ein Jagdgebiet der Stadt Duisburg, würde selbige im Schadensfalle zur Verantwortung gezogen.

Jeden Tag geht Gabi Bonten mit ihrem Harrishawk, aus der Familie der Habichtartigen, auf die Beizjagd. Einige Kaninchen hat er schon gefangen, aber: „Heute wird es wohl nichts mit der Beute, aber wichtig ist, dass „Amy“ wieder frei fliegt“, sagt die Falknerin. Noch mal versucht sie die Kaninchen aufzuscheuchen. „Amy“ sitzt gelassen auf einem Baum und schaut, was ihre Falknerin da treibt und fliegt gemütlich auf ihren Arm zurück. Für heute war es das mit der Jagd...