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'Heimatabend?'
Freitagsmusik im Pfarrzentrum an Christus-König
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 20. September 2016 - Der landläufige Heimatabend wird von den geselligen Vereinen zu Ehren eines Festkettenträgers im ländlichen Gebiet am Niederrhein veranstaltet, das feierliche Miteinander wird dann gekrönt mit einer Kirmes und einem Schützenfest. Ein Schützenfest der Musik entfachten die drei Musiker, Helmut Meier, Antoinette Schindler und Ludger Morck – bei ihrem alternativen „Heimat-Abend!?“ im Sophie Scholl-Saal des neuen Pfarrzentrums an Christus-König in der Freitagsmusik.

Schöne klassische Titel hatten die drei Musiker mit modernerem Liedgut geschickt verwoben. Die Idee entstand letzten November an Allerheiligen.

Helmut Meier: „Wir drei haben auf dem Trompeter Friedhof nach einem Auftritt überlegt, da wir alle einen Bezug zu Rheinhausen haben, was musikalisch zusammen zu machen.“ Nun ist Heimat nicht nur regional zu betrachten, sondern auch emotional. „Es ist schon ein Verlust der Heimat, wenn man enttäuschtes Liebesglück verspürt“, so der Liedermacher, der in der Hohenbudberger Eisenbahnsiedlung groß wurde.

Davon singt er in eigenen Titeln wie „Aprilschmerz“ und „Wege“ und spielt Gitarre dazu. Besonders schön, Ludger Morck zeigt sich als exzellenter Liedbegleiter, umspielt die Gitarrenmelodie mit improvisierten Akkordauflösungen auf dem Flügel. Und ein Hauch des zurückhaltenden Pianisten Cord Garben liegt in seinem Klavierspiel, wenn Morck die klassischen Lieder mit wohltemperierter Begleitung trägt, die die Mezzosopranistin Antoinette Schindler teilweise feinfühlig, mal gewaltig schmetternd singt. Titel wie „Von ewiger Liebe“ von Johannes Brahms und „Morgen“ von Richard Strauß zeigen, das klassische Instrumentierung mit gezügeltem gesanglichen Pathos auch heute noch modern sein kann – gerne hätte man noch ein Schubert-Lied gehört. Besonders aufwühlend wirkte „Als Luise die Briefe...“ von W. A. Mozart aufs Publikum  im dezenten rot-orangen Licht der extra aufgestellten Scheinwerferanlage.

„Sie können sich schon mal die Stimme ölen, nach der Pause sind sie dran“, scherzte Meier. Etwa 130 Zuhörer waren gesanglich gefordert bei musikalischen Allgemeinplätzen, die die drei im Programm hielten. „Donna, Donna“, sang das Publikum lauthals im Refrain mit, bei „Dat du mijn Levsten bist“ kannten viele sogar die Strophe, die Helmut Meier im inzwischen fließend sprechenden Norddeutsch vorgab mit phonetisch korrektem „sp“ oder „st“-Laut.

Der Wahl-Schleswig-Holsteiner stimmte dann „Sag mir, wo die Blumen sind“ an, das die Zuschauer am Ende fast allein sangen. Highlights vielleicht „Children-Song“ von Chick Corea, bei der Morck sich an den feinen Trillern des Jazz-Pianisten im staccato verausgaben konnte und „Layla, Layla“ von Mordechai Zeira, das Antoinette Schindler auf Hebräisch sang und dabei ihre gewaltigen Legati-Bögen auslegte. Langer Applaus brodelte im Publikum, das am Ende stand.

Helmut Meier abschließend: „Ich wusste gar nicht, dass es in Rheinhausen so einen feinfühligen Pianisten gibt.“
Dem kann man nur zustimmen.