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'Die Hände zum Himmel'
'Schlager-Hitparade' 2016 in Rheinhausen
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 18. September 2016 - Das Konzept der „Großen Schlager-Hitparade“ fußt wohl auf dem Original der „ZDF-Hitparade“: hier werden ehemalige Schlagerstars an einem Abend erlebbar - nur eben 30 Jahre später nach ihrer Blütezeit. Zackig angesagt, wie einst von Autoverkäufer Dieter Thomas Heck, ist es hier QVC-Fernsehmoderator Sascha Heyna, der sie dem Publikum der Rheinhausenhalle präsentiert.

„Sie brauchen jetzt keine Angst haben, wenn Sie Ihre letzte QVC-Rechnung noch nicht bezahlt haben“, kokettiert er mit den etwa 600 Zuschauern. Um dann dem einstigen Kinderstar Andrea Jürgens ein Podium zu geben, die mit „Und dabei liebe ich euch beide“, das Taboo-Thema „Scheidungskind“ als erste im Endsiebziger-Jahre Schlager aussprach und damit sogar unter die TOP-Ten der deutschen Singlecharts huschte.

Und es ist auch irgendwie süß, wenn sie von älteren Herren einen knuffigen Teddy, sowie ein goldenes Mikrofon geschenkt bekommt – so wie einst rote Rosen von Verehrern an die Schlagerstars in der „ZDF-Hitparade“ brav und mit eiinem "Knicks" übergeben wurden.

Die fast 50-Jährige zeigt sich ganz gerührt: „Es ist schön für mich wieder im Ruhrgebiet aufzutreten, ich könnte die nächsten zwei Termine hier spielen.“ Lange war die in Wanne-Eickel geborene Sängerin im Osten unterwegs. Mit „Manuel Goodbye – ich sag auf Wiedersehn“, gewinnt die outfitmäßig inzwischen auf Andrea Berg getrimmte Sängerin die Fans für sich. Doch auf den Wunsch einer Zuschauerin nach „Ein bisschen Frieden“ reagiert sie brüskiert: „Nein, das stammt doch von meiner Kollegin Nicole.“ Rote Herzen tanzen auf der Videoleinwand im Vier-Viertel-Disco-Beat zu den aufgepeppten Songs „Dieses Parfüm auf seiner Haut“ und „Vergiss mich nie“ - und manchmal muss die mitlaufende Singstimme im Playback aushelfen, wenn sie die Sopranhöhen nicht mehr richtig trifft. Die Zuschauer klatschen jedenfalls im nostalgischen Beat.

Genauso bei Andreas Martin. Der einstige Beau, dessen Jugendfotos mit Fönfrisur und Ledersacko auf dem Videoprompter gezeigt werden, hält eine Lobrede auf den Radiosender WDR 4. Allerdings, wie er vorher war, denn: „Englische Oldies haben doch in einem Schlagersender nichts verloren“, so der Entertainer. Mit „Amore Mio“ und „Fang mir den Mond“ fängt er sich sofort die Zuschauer ein, während hinter ihm der Trabant auf der Leinwand schimmert. Auch er sucht den Kontakt zu seinen Fans, setzt sich bei einem Song auf den Bühnenrand: „Mal sehen, ob ich hier noch mal hoch komme“, scherzt der 64-jährige Schlagerstar.

Zwischendurch unterhält Sascha Heyna die Zuschauer: „Sie kennen doch alle Gotthilf Fischer?“, fragt er und imitiert den Chorleiter von Menschenmassen - bei „Hohe Tannen“ singen und schunkeln 600 Schlagerfans.

Tom Astor gilt aktuell als der „größte deutschsprachige Country-Sänger“. Mit Cowboy-Hut und hellbrauner Wildlederjacke entspricht er auch diesem Image, gibt den harten "WorkingClasshero", sagt aber: „Countrymusik hat nichts mit Wildem Westen zu tun. Country erzählt Geschichten aus dem Leben, die für Menschen nachvollziehbar sind.“
Recht hat er, und beruft sich mit Johnny Cash auf den vielleicht besten Sänger dieser Stilrichtung. Er erzählt von Begegnungen mit dem Sänger John Denver, der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Und Tom Astor macht noch mal die Wendezeit mit seinem damaligen Song „Hallo guten Morgen, Deutschland“ erlebbar.

„Ich erinnere mich noch, ich war gerade in den Berliner Hansa-Studios bei Aufnahmen für eine neue LP, als es hieß, die Mauer ist offen“, sagt der Sänger mit den buschigen Augenbrauen.

So wie im letzten Jahr ist G.G.Anderson auf der letzten Startposition der „Großen Schlager-Hitparade“. Vielleicht auch deswegen, weil er die meisten Chartplatzierungen der vier landete. Zu seinem „Sommernacht in Rom“ träumen nicht nur die Zuschauer – in den hinteren Ecken der Rheinhausenhalle geht der Disco-Fox ab – und 600 Zuschauer sind noch mal völlig aus dem Häuschen, wenn der graublonde Sascha Heyna das Lied „Die Hände zum Himmel" anstimmt.

Am 20. Oktober 2017 kommt die "Große Schlager-Hitparade" zurück nach Rheinhausen, dieses mal mit Nino de Angelo...präsentiert allerdings nicht von "Ariola".