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Biblische Linsengerichte auf der Augustastraße in Homberg
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 07. Mai 2017 - Manchmal muss man zur Bibel greifen - und auf Gott vertrauen - um die Homberger Innenstadt zu beleben und unterschiedliche Menschen zu versammeln. Das tat jetzt Martina Oertel, Gemeindepädagogin der evangelischen Kirchengemeinde Homberg und dem Café Combo, und nahm die Geschichte von Jakob und Esau als Vorlage für ein ungewöhnliches Begegnungsprojekt – sie organisierte mit dem evangelischen Familienwerk Moers dieses Event, bei dem die Teilnehmer Linsengerichte in allen Variationen zur Augustastraße mitbrachten und damit ein für einen Samstagmittag ungewöhnlich reghaftes Bild der Fußgängerzone schufen.

Die Geschichte ist ein Klassiker des Alten Testament: Danach hat Esau dem Jakob sein Erstgeburtsrecht übertragen – für einen Teller Linsensuppe mit Brot. Später erst merkte der ältere Esau, dass er nun nicht mehr der Haupterbe seines Vaters Isaak sei und wurde zornig auf seinen Bruder Jakob. Doch nach Jahren plagte den Jüngeren ein schlechtes Gewissen und Jakob kümmerte sich um die Aussöhnung mit seinem Bruder und sagte zu Esau: „Nimm mein Geschenk an, denn du hast mich freundlich angesehen, wie das Angesicht Gottes!“ Martina Oertel: „Das ist eine wunderbare Geschichte über Versöhnung, denn wo sonst, als beim Essen kann man sich in die Augen schauen und miteinander Probleme ausräumen“, meint die Gemeindepädagogin.

Freundlich schauen sich die etwa 100 Besucher des Projektes bei schönstem Sonnenschein an, die an den selbst organisierten Gartentischgarnituren sitzen und beim Essen miteinander klönen. Ein Mal duftet es eher süßlich in einem selbstgemachten Linsen-Kiwi-Salat nach der eher herben Hülsenfrucht, ein paar Meter weiter kommt die volle Schärfe der roten Linsen in Falaffel ähnlichen Köstlichkeiten zum Tragen, die wie kleine Reibekuchen aussehen. Zum Eintunken gibt es eine frisch gemachte Minz-Joghurtcreme. Ein anderer Besucher hat einfach eine Dose „Linseneintopf bürgerlich“ mitgebracht, die noch ungeöffnet daneben steht.  „Der Kreativität sind bei uns keine Grenzen gesetzt“, lacht Martina Oertel.

Länger recherchiert für ihr Rezept hat Elfriede Matten in einem ostpreußischen Kochbuch. Sie hat einen Topf Linsensuppe gezaubert – und zwar hmmm...mit Backpflaumen. Ihr Mann Heinrich meint: „Die schmeckt über die Pflaumen besonders süßlich.“ Oja! Und die 78-jährige Köchin sagt: „Obwohl ich selbst aus Ostpreußen stamme, diese Form der Linsensuppe habe ich jetzt das erste Mal zubereitet.“ Stephanie Mürmann vom Sozialen Dienst des Altenheims an der Feldstraße ist mit zehn Bewohnern dabei: „In unserer Kochgruppe haben die Teilnehmer einen Linsenaufstrich fürs Brot gemacht, das geht ganz einfach, die Zutaten werden einfach nur püriert.“ Die Schärfe erhält die Creme über vier Zwiebeln, die sich darin befinden.

Das Projekt ist im Sinne der Ökumene: Auf der anderen Seite der Straße sitzen knapp 20 Besucher des katholischen Begegnungs- und Beratungszentrum an St. Johannes. Leiterin Gabriele Bonk-Grabow sagt: „Es ist ein tolles Projekt, weil so die Innenstadt endlich mal wieder zum Leben findet.“ Auch die Gruppe ihrer muslimischen Frauen, die sie betreut, hat Falaffeln und eine Linsensuppe mit Nudeln gekocht und ihr dann mitgegeben. Und viele Besucher erinnern sich an die Zeit, als die Fußgängerzone Hombergs noch rege frequentiert wurde und erzählen von längst verblichenen Restaurants und Gaststätten.

„Vielleicht bedarf es mehr solcher Veranstaltungen, dass wieder Schwung in den Stadtkern kommt“, meint Christine Fontaine. Vielleicht wieder nach einem Konzept aus der Bibel...