BZ-Home Stephans Kult-pur Der Kult-Attaché



BZ-Sitemap

BZ-Kultur aktuell

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 






 

2. Hofkonzert
Folkwang Bigband im Innenhof des Rumelner Kulturspielhauses
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 31. Juli 2017 - Die Anspannung ist den beiden Musikern anzumerken: Trompeter Christoph Thies und Schlagzeuger Felix Wallrath, beide 23, stehen etwas nervös neben der Bühne.
„Na, wir müssen gleich nicht nur unser Instrument spielen, sondern auch die Bigband einmal leiten“, sagt Christoph Thies. „Für dieses Programm haben wir ein Semester geprobt.“ Einmal die Woche, zwei Stunden, in Essen-Werden. Denn beim 2. Hofkonzert im Innenhof des Rumelner Kulturspielhauses tritt die Folkwang Bigband unter der Leitung von Hans Steinmeier auf. Der 48-jährige musikalische Leiter, der auch die Bigband des Landespolizeiorchesters NRW dirigiert, sagt: „Das gehört zu unserem Hochschulkurs, dass die Studierenden nicht nur in der Bigband spielen, sondern auch lernen, wie man später ein Orchester leitet.“ Die Stimmung im Innenhof am Kulturtreff ist erwartungsvoll, etwa 180 Gäste haben sich zu diesem zweiten Hofkonzert eingefunden, erste graue Wolken verdunkeln den restsonnigen Abendhimmel und Veranstalter Ingo Pügner merkt, dass er „das junge Energiefeld in meinem Rücken“ nicht mehr bremsen kann.

Die Jazzbigband steigt ein mit Stücken aus dem Swing und Bebop. Teilweise sind die Werke von den Studenten noch mal neu arrangiert worden - von denen, die sich noch mit Komposition im Hauptfach beschäftigen. Das Spannende am Programm ist, dass es nicht die Allerweltsklassiker sind, die die spielfreudigen Folkwangschüler – übrigens sind 80 Prozent von ihnen Lehramtsstudenten - neu interpretieren. „Stolen Moments“ heißt das erste Stück, komponiert von Oliver Nelson, das jetzt noch Hans Steinmeier selbst leitet. Die Bigband besticht durch ganz präzise Bläsersätze, Saxophonisten und Trompeten spielen effektvolle Crescendi und Staccati. Ein Highlight sicherlich das Stück „Seven Steps to heaven“, das ursprünglich von Trompeter Miles Davis 1963 als Titelstück der gleichnamigen LP, noch in seiner Bebopphase, komponiert wurde. In Rumeln klingt es härter als im Original, auch dem harten Anschlag des Gitarristen geschuldet, so dass es schon wie in Davis' spätere Fusionphase hineinzureichen scheint. Ein kurzer Regenschauer hält die Zuschauer nicht davon ab, begeistert auf ihren Sitzen mitzuwippen.

Und nicht nur, dass fast jeder Musiker einmal das Dirigat übernehmen muss - auch das Mikro geht rum, und so versuchen sich Johannes, Loredana, Belangére auch gesanglich an Klassikern von Frank Sinatra und Nina Simone. Nach dem Streifzug durch den Swing treiben die Musiker in den Disco-Pop. Earth, Wind and Fires' „September“ bekommt einen fetzigen orchestralen Anstrich, und als richtige „Rampensau“ entpuppt sich Sängerin Stella bei dem Reggae-Klassiker „Master Blaster (jammin)“ , den Soulsänger Stevie Wonder genreübergreifend dem verstorbenen Reggae-Idol Bob Marley zueignete. Über das Anziehen des Tempos, das accelerando, zum Schluss wird die wuschelköpfige Sängerin regelrecht in den Scat-Gesang getrieben. Mitorganisatorin dieses Hofkonzertes, Lisa Pügner am Tenorsaxophon, bekommt einen aufbrausenden Szenenapplaus für ihr Solo im Stück „Nice Work, if you can get it“ und Wilfried wird zu „Mr. Blues-Inferno“, nicht nur weil er eine Bluesnummer wie Van Morrison in seinen besten Jahren rotzig ins Mikro knöttert, sondern danach noch ein Puste raubendes Posaunensolo frontal in die  Menge bläst.

Zuschauer Peter Bösken, selbst Bassist in mehreren Projekten, meint: „Ich fand, dass die jungen Musiker am meisten präsent waren, als ihr Chef Hans Steinmeier das Dirigat innehatte, aber auch sonst war es eine beeindruckende Leistung der Band.“

Es gab mehrere Zugaben zum Schluss...