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Ausstellung „Cum Tempore“ bis zum 19.10.2017 in Rheinhausen
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 26. September 2017 - Die Zusammenarbeit zwischen dem WBK Essen und der Duisburger Sezession läuft schon einen längeren Zeitraum.

„Erst im April waren wir mit unseren Werken zu dem Thema in Essen zu Gast“, erinnert sich Günter Kühn. „Cum Tempore“, übersetzt etwa „innerhalb einer Zeitspanne“, heißt die Ausstellung in der Galerie der Rheinhauser Bezirksbibliothek, bei dem 15 Künstler des WBK Essen jetzt ihre Werke ausstellen – quasi als Gegenbesuch. Die Frage, wie haben sich das Stadtbild, aber auch die Menschen in Essen über diese Zeitspanne entwickelt und verändert, stellten sich die Kunstschaffenden in ihren Werken.

„Mir kommt vor allen Dingen der Wandel des Ruhrgebiets in den Sinn, sowohl städtebaulich, aber auch als geistiger Prozess“, sagt Klaus Hesselmann. Er hat „Nahverkehr“ mit Öl auf Leinwand gemalt, ein leeres Abteil der S-Bahn von Duisburg nach Mülheim erscheint realistisch und detailgetreu. „Die verkratzten Scheiben und die nächtlichen Spiegelungen der Lichter im Fenster haben mich besonders gereizt beim Malen“, sagt der Essener Künstler. Karin Christoph hat „Vented“, („Belüftet“) beigesteuert, eine Serie aus drei Bildern als digitale Arbeit, die mit Ölfarbe überarbeitet wurde. Zu erkennen ist dunkler Industrierauch, der sich über eine digital bearbeitete Luftaufnahme schlängelt. Mit rosa Ölfarbe entstehen dazu Gewässerstrukturen. „Vielleicht kann man auch den Rhein oder die Ruhr darin erkennen“, mutmaßt die Künstlerin selbst.

Reichhaltiger Interpretationsspielraum ist also gegeben: In dem Werk „Gedanken“ stellt Anne Friedrichsen sich der Frage, wie der Mensch mit all den Veränderungen seiner urbanen Umwelt umgeht. Verwischte Wortfetzen sind in ihrem Gemälde zu erkennen, neben in Öl zerlaufenden Stadt- und Menschstrukturen. Die Baerler Künstlerin Sigrid Beuting hat zwei Werke aus ihrer „Welt“-Reihe in diese Ausstellung gebracht.

„In beiden Arbeiten vermischen sich Geschichten, Realität und Utopien der Städte. Stadtgebirge wachsen zu Naturphänomenen heran mit Bezügen zur leuchtenden Genesis, aber auch zur dunklen Apokalypse“, sagt die Baerlerin, die auch im Essener WBK aktiv ist.

Für den Betrachter fast unwirklich erscheint so ein Stadtgebirge wie eine flimmernde Kurve eines Oszillographen, daneben erscheint moderne Technik sehr realistisch im Bild – eine Drohne überfliegt das Stadtgebirge.

Besonders spannend ist die Arbeit von Reni Scholz. Sie hat Tonabdrücke von Relikten aus der Industriebrache, wie alte Zahnräder oder am Boden liegende Druckventile, gefertigt, und diese Tonabdrücke dann auf Papier, als Präger Reliefdruck, übertragen. So erhalten die Bilder einen mahnenden, dreidimensionalen Charakter. „Sie sehen aus wie eine imaginäre Zukunft, sozusagen wie Artefakte von Morgen“, sagt die Künstlerin über die eigentlich vergessenen Relikte einer Industriekultur, deren Hochzeit sich in unmittelbarer Abhängigkeit zur Kohle- und Stahlproduktion befand.

Für alle, die dieses Jahr nicht wegfahren konnten, gibt es noch „Urlaub daheim“. Aus Pappe und Mixed Media hat Anne Schmidt ein Werk geschaffen, das wie ein Puppenhäuschen aussieht. Jede Wohnung im dritten Stock ist für den Betrachter einsehbar und detailgetreu mit Miniaturen von Einrichtungsgegenständen besetzt. Irgendwie springt aber daraus der Traum der Künstlerin nach Urlaub hervor, wenn neben der Badewanne eine riesige Palme im Badezimmer verwurzelt ist, oder im Schlafzimmer ein eigener Strand statt Läufer vor dem Bett liegt, im Flur sich ein Wald entwickelt.