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'Hütte' und der „Homegrown Organic Gospel Choir“
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 18. Januar 2017 - Essen als Ersatzreligion – das ist für viele schon eine Lebensweise, die etwas Höheres in der Nahrung vermuten lässt. Für Max Andrzejewski, Schlagzeuger der Berliner Jazz-Combo „Hütte“, ist Essen wichtig, der studierte Musiker hat deshalb zu seinen frickeligen Eigenkompositionen für Band und Chor, Texte rund um die Nahrungsaufnahme von einem Kasseler Theaterdramaturgen in Auftrag geben lassen. Zusammen mit dem „Homegrown Organic Gospel Choir“ spielten die acht Musiker jetzt in der Reihe „klein, aber fein“ dieses „liebevoll zugerichtete Abendmahl“ in der evangelischen Dorfkirche in Baerl.

www.huette-band.de, das nächste Konzert in der Reihe ist am 29. Januar um 17 Uhr mit dem niederrheinischen Sänger Günter Gall und Erich Kästners „Dreizehn Monate“

Und es war ein Feuerwerk des zeitgenössischen Jazz, was die Rhythmussektion von „Hütte“ da frickelte. Nach dem instrumentellen Stück „Sugo“, welches der italienischen Pastasauce gewidmet war, folgten eine Lobpreisung an die „Butter“ oder ein Stück mit dem Titel „Stomach“, übersetzt Magen. Dabei wirbelten die Musiker auch dessen gesamten Inhalt bisweilen durcheinander, schräge Rhythmusverschiebungen und schrille Septim-Akkorde, gerade im Zusammenspiel mit den vier Sängern des „Homegrown Organic Gospel Choir“ erzeugten nicht immer Wohlfühlatmosphäre. Das war aber gewollt: „Wir haben auch Titel, die sich mit den negativen Erscheinungen des Essens beschäftigen“, erklärt Max Andrzejewski. Einer von diesen war die Komposition „Anurectic Starving“, zu deutsch „Elendiges Verhungern“.

Das Stück hatte eine gewaltige Intensität, gerade als die erstklassigen jungen Chorsänger, Tobias Christl (Bass), Erik Leuthäuser (Tenor), Marie Dumb (Alt) und Friederike Merz (Sopran) nach unglaublich wuseligen Instrumentalpassagen in eine elegische A-cappella-Sequenz drifteten, hatte die Musik etwas sehr Elegisches. Und es strebte nach körperlicher Reinigung, nachdem die vier Sänger zuvor schon im Orchesterwirbel Phrasen wie „My soul hungers, fill me, fill me“ gedonnert hatten. Bezeichnend war, dass sie mit Stimmgabel in der Hand, schon einmal ihren Orientierungston neu justieren mussten, da im verquirlen Spiel der Instrumente dieser unweigerlich verloren ging. Aber erstklassig passten die bisweilen Gospel artigen Chorsätze zum Ende des Stückes. Leider sahen dieses außergewöhnliche „Vorhörpreview“-Konzert, die CD der Musiker erscheint im kommenden April, nur etwa 30 Zuhörer, die aber ausnahmslos begeistert waren und eine Zugabe einforderten. Durch Zufall hatte Pfarrer Andreas Klumb den Kontakt hergestellt: „Der Wochentag ist natürlich nicht besonders günstig, aber die Musiker waren jetzt gerade in der Nähe.“ Und Andreas Kiepe vom fünfköpfigen Planungsteam der Baerler Musikreihe sagt: „Solche Konzerte werden wir weiterhin für die Reihe „klein, aber fein plus“ auf dem Schirm haben, wenn sich kurzfristig über das Ruhrorter Lokalharmonie oder anderweitig Kontakte mit Musikern, die hier sind, ergeben.“