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'Was ein Spack – der schläft ja inner Decke von Donald Duck!'
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 12. März 2017 - Er könnte mal von zu Hause ausziehen: Matthias Ningel lebt immer noch im Kinderzimmer bei seinen Eltern. Mädels denken über ihn:  „Was ein Spack – der schläft ja inner Decke von Donald Duck!“, so packt es Matthias Ningel in einen Song seines Kabarett-Programm „Jugenddämmerung“.

Im Rumelner Kulturspielhaus an der Dorfstraße liefert er das Rundumpaket eines Langzeitstudenten, der wohl wirklich im Alter von 30 Jahren vor seinem Abschluss an der Uni steht.  Und er zeigt im Programm, was einen jungen Menschen heute so bewegt.

Von seinen Eltern hört er ständig, dass er sich doch endlich fortpflanzen soll. Sicherlich da gibt es Partnerbörsen im Internet oder irgendwelche Kennenlern-Apps, Matthias Ningel gibt sich hingegen antitechnokratisch, pfeift auf neumodische Smartphones: „Bitte lassen Sie das fotografieren gleich sein, versuchen Sie die Momente meines Auftritts im Gedächtnis zu behalten, da sind sie wertvoller als auf jeder Festplatte.“

Recht hat er, so schafft der in der Eifel geborene Kabarettist in Zeiten schnelllebiger Interetkultur ein Stück verklärte Nachhaltigkeit, bekommt sogar noch einen Brief von seiner verflossenen Liebe zugestellt. Nach zehn Jahren – den er sich selbst geschrieben hat – und den ihm seine damalige Freundin Illona  zusenden sollte. Den Brief liest er auch vor und 60 Zuschauer sind belustigt darüber, wie er sich Gedanken darüber macht, dass ein anderer, nämlich Rolf, ihm seine Illona an ihrem 18. Geburtstag ausgespannt hat. Natürlich hat er ihren Brief an sich selbst nicht abgeschickt, darin steht, wie Illona vorausahnte: „Du alter Voyeur, hab ich mir doch gedacht, dass du es nicht abwarten konntest, in meinen Brief zu schauen!“, was einer Ohrfeige gleich kommt.

Hätte er vielleicht sein Lied an die Geliebte „Schluss mit platonischer Liebe – jetzt wird gefummelt“ , ihr tatsächlich statt eines Tankgutscheins  zu ihrem Geburtstag geschenkt. Ein Lied, in dem so wunderschöne, sinnentleerte Phrasen wie „Illona – wärst du ein Drucker – ich wär dein Toner“ vorkommen. Seinen Lieblingspulli, der ihn an die Zeit mit Illona erinnert, will er partout nicht in die Altkleidersammlung geben.

So bleibt ihm nur auf facebook zu verfolgen, wie Rolf, natürlich längst von Illona getrennt, als Bodybuilder im Internet von vielen gelaikt wird. „Er hat so einen richtigen Stiernacken. Aber haben Sie schon mal gesehen, dass aus der muskulösen Hals-Schulterpartie dann noch andere kleine Nacken herauswachsen?“, spottet Ningel. Und all seine Gedanken entschleunigen diesen „Internetwahnsinn“ - ist er doch im Grunde seines Herzens so nah bei Illona wie nie zuvor. Nur es bleibt eben diese „Platonische Liebe“, die teilweise noch untermalt wird von Zitaten seines Lieblingsphilosophen Immanuel Kant - und gefummelt wird eben nicht – dennoch 60 Zuschauer erlebten einen launigen, bisweilen tiefsinnigen Sonntagmittag mit Kaffee und Wein an den runden Bistrotischen im Kulturspielhaus.