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'Aber bitte mit ohne'
Martin Zingsheim im Rumelner Kulturspielhaus
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 24. September 2017 - Das Rumelner Kulturspielhaus war wieder einmal Ort für eine Vorpremiere eines nigelnagelneuen Kabarettprogramms– und Veranstalterin Lisa Pügner ließ es sich nicht nehmen, dem Publikum zu erklären, was denn eine Vorpremiere sei. „Das ist die Vorveranstaltung zu einer Premiere“, lachte sie. Ja genau, und eine solche hatte Martin Zingsheim aus Köln nun in Rumeln mit seinem Programm „Aber bitte mit ohne“.

Der Mitdreißiger will in seinen Witzen an des Pudels Kern, verhaspelt sich aber immer, und gibt somit der Gedankenführung immer gegenläufige Wendungen. Beispiel: „Eigentlich wollte ich ja Gangstarapper werden, aber ich hatte Abitur und – Respekt vor Frauen!“, lässt er die etwa 90 Zuschauer im Kulturspielhaus aufhorchen. Das macht ihn sympathisch, auch wenn er versucht mit dem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen und am Abend vorher einen aus der ersten Reihe fragte: „Wo kommst du denn her?“, der Typ ihn darauf an ranzte: „Eh, haste kein eigenes Programm?“ Martin Zingsheim spießt die zweischneidigen Momente auf, die, die zum Guten führen können – die aber dann ungewollt ins Gegenteil driften: „Wolfgang Bosbach ist ja auch für Meinungsvielfalt und für lebhafte Diskussionen – aber bitte ohne Jutta Ditfurth!“, so spielt Zingsheim auf den Auftritt des CDU-Politikers in einer Live-Fernsehtalk-Show an, bei der dieser die Diskussionsrunde wutentbrannt verließ.

Wortkünstlerisch schafft er es selbst unbekannten Autokennzeichen nicht nur den Landkreis sondern auch naheliegende Gewässer zuzuordnen, zeigt in einem unaufhörlichen Wortschwall wie die Militärsprache Einzug in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden hat, und ordnet unbekanntesten Orten noch den jeweiligen Karnevalsspruch zu: „Was ist schon 'Kölle Alaaf“ - wie wärs mit 'Ochtrup – Büah'!'“, ruft Martin Zingsheim zur Belustigung des Publikums.

Ja und aufgrund dieser Detailverliebtheit seiner Gedankenführung darf er schon mal den Faden verlieren, was er gekonnt mit einem Schluck aus dem Glas Wasser kaschiert, dabei den Blick auf das daneben liegende Programmskript wirft. Wenn Zingsheim in einem Nobelrestaurant von einem Kellner einen guten Rotwein als  „Chateau“ deklariert bekommt, merkt auch der charmante Kabarettist, dass da etwas nicht stimmt. Und so entsteht durch die Aneinanderreihung von Gedankensprüngen, die aber immer eine unerwartete Wendung nehmen, am Ende einfach Blödsinn -  genau wie das Programm „Aber bitte mit ohne“ genauso gut „Jägermeister ist kein Ausbildungsberuf“ oder „Wie homosexuelle Flüchtlinge am 11. September in Bielefeld die Mondlandung erlebten“ hätte heißen können – der Inhalt wäre aber wohl gleich irrwitzig geblieben ...