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Jazzige Stones im Kom'ma-Theater
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 24. April 2018 - Vielleicht war es der größte Moment in Uwe Frisch-Niewöhners langer Bühnenlaufbahn: Als der 69-jährige Schauspieler das erste Mal seinen Lieblingssong von den Rolling Stones öffentlich darbieten durfte.
„Lady Jane“ sang er mit glänzenden Augen in Begleitung solch renommierter Musiker wie Peter Engelhardt, einem der besten Gitarristen  Deutschlands, und der Duisburger Rockröhre Anja Lerch, sowie Jürgen Sarkiss an der zweiten Gitarre.
„Wir alle hier finden die Stones geil, vor einem Jahr haben wir zueinander gefunden und dieses Projekt in Angriff genommen“, sagt der drahtige Macher vom Rheinhauser Kom'ma-Theater mit quasi „herausgestreckter roter Zunge“ - wie es das Logo ihrer Vorbilder ist.

„Es ist nach Oktober das zweite Mal, dass wir hier das Programm aufführen“, sagt Gitarrist Peter Engelhardt . Lange Zeit bis 2011 war der Ausnahmemusiker Mitglied bei der Kult-Krautrock-Combo „Birth Control“, die mit „Gamma Ray“ in den 1970er-Jahren einen Mega-Hit hatten.
„Mit der Band hatten wir immer kleine Touren deutschlandweit, aber du warst auch mit richtigen Rampensäuen wie „Nossi“, (verstorbener Sänger und Schlagzeuger von Birth Control) unterwegs“, erinnert sich der 52-jährige in Moers geborene Musiker, der  noch in den 90ern viel mit Tim Isfort, jetziger Leiter des Moers-Festivals, zusammen spielte.

Musische Bühnenungeheuer
Und Peter Engelhardt ist ein Bühnenungetüm, seine jazzige Spielweise der über einen Amp verstärkten Konzertgitarre verwirrt die 200 Zuhörer im Kom'ma-Theater völlig. Mal schlägt er hart die Rhythmus-Akkorde der Rolling Stones an, dann zerlegt er sie im Arpeggio, und wie gleichzeitig driftet er über die Bünde ins improvisierte Solieren eines Stones-Thema. „Ja, es ist immer eine Portion Jazz dabei“, sagt er.

Trotz aller bluesigen Vertracktheit: der Wiedererkennungswert der Songs ist hoch. „You can't always get what you want“ und „Wild horses“ singt Anja Lerch als Balladen sanft, während sie bei dem treibenden Track „Sympathy for the devil“, ins Publikum rennt, hüftwackelnd, soulig raunzend ohne Mikro die Lyrics shoutet, und das kauzige „Uhu“ der mitklatschenden Zuschauer einfordert. Sie hat auch neben Chuck Berry-Songs und Stücke von Howlin' Wolf, alles  Blues-Größen zur Jugendzeit der Stones, ihr eigenes Lieblingsstück von dem „Tattoo You“-Album mitgebracht. „Worried about you“, singt Anja Lerch gefühlvoll und begleitet sich selbst am E-Piano. „Da war ich 15, als ich den Song hörte.“

Die Mega-Hits wie „Paint it black“ und „Satisfaction“ werden nur einmalig von Engelhardt auf der Klampfe anzitiert. Spannender sind dann die Randgeschichten die Moderator Uwe Frisch-Niewöhner dazu aus der Biografie „Life“ des Stones-Gitarristen Keith Richards rezitiert. Dieser schrieb seiner Tante in einem Brief, wie er das Riff von „Satisfaction“ vor dem Zubettgehen auf einer Cassette aufgenommen hatte - danach zu hören: Langes Schnarchen des Stones-Gitarreros im Drogenrausch auf dem Tonband. Diese spannenden Nebengeschichten der Rock-Heroen machen den Reiz des lyrischen Konzerts aus. Und alles gipfelt in Hammer-Versionen von „Jumpin Jack Flash“ und „Brown Sugar“ - und in der Erkenntnis, dass dieses Konzert und der Werdegang der legendären Rolling Stones wohl nie so geschehen wären, wenn nicht Keith Richards im Jahr 1961 zufällig an einem Bahnhof Mick Jagger getroffen hätte – und die beiden anfingen, Chuck-Berry-LPs auszutauschen ...