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Was Oberhausen mit Whisky zu tun hat
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 10. April 2018 - Statt Mühle zu spielen und der  Spirituose beim Reifen in Fässern zuzuschauen, (wie es in einer bekannten Fernsehwerbung zu sehen war), reist er seit mehr als 20 Jahren lieber zu den edelsten Brennereien und Destillerien weltweit. Der Mann aus Oberhausen hält sich ständig auf dem Laufenden, was die Entwicklung des Whiskys anbelangt. Lothar Kuntze hat sein Hobby zum Beruf gemacht und moderiert seit 2005 hauptberuflich Whisky- und Rumseminare. Im Katholischen Bildungsforum Duisburg-West vermittelte er nun 20 interessierten Teilnehmern innerhalb eines Tastings, was den Charakter eines guten Whiskys ausmacht.

„Da wäre erst mal die Farbe, auf die der Genießer achtet“, erklärt der 66-Jährige den gespannt lauschenden Gästen. Teilweise sei es sogar so, dass die Brennerei Farbstoffe dazu gebe – nur, damit der Brandt die gleiche Farbe wie im Vorjahr erhält. „Der Blendmaster ist dafür zuständig. Wir, die Verbraucher, entscheiden also über das Aussehen des Whiskys, weil wir die gleiche Farbe wie zuvor sehen wollen“, meint Lothar Kuntze. Vorschriftsmäßig sei die dreijährige Lagerung in Weicheichenfässern für einen Schottischen Whisky. „Ein Single Malt-Whisky lagert in der Regel zehn Jahre und länger, ein richtig guter zwölf und mehr“, erklärt der Fachmann die Spirituosen des Landes, „in dem man sich die Sonne per Glas zuführen muss“, wie es in einem schottischen Sprichwort heißt. Gezielt streut Lothar Kuntze sein reichhaltiges Wissen ein, hält die Teilnehmer auf Trab. Dann geht es ans Probieren – das sogenannte „nosing“ folgt, also das Wahrnehmen von Aromen im Whisky mit Geschmacksrezeptoren von Nase und Mund. „Wenn Sie am Getränk riechen, halten Sie den Mund leicht geöffnet“, so Kuntze. So könne man mehr Aromen schmecken – und die Gäste schwenken die Gläser unter ihren Nasenlöchern.

Viele Teilnehmer sind gänzlich unerfahren, manche haben schon Tastings hinter sich. So etwa Stephan Schmünkes aus Rumeln: „Ich war einmal in Kryburg, da gab es auf einer alten Burg ein Seminar in einem urigen Gewölbe“, erinnert sich der 52-Jährige. Mitgebracht hat er seinen Nachbarn Adam Nowakowski, der sagt: „Unsere beiden Frauen haben uns dieses Seminar geschenkt, den Abend sollen wir mal genießen“, lächelt der Whisky-Neuling. Dann dürfen sie endlich kosten und Seminarleiter Kuntze fragt, wie der deutsche Whisky, ein sogenannter Coillmor   (gäl.: Großer Wald) mit 43 Prozent Alkoholgehalt schmecke. Eine Frau meint: „Da bekomme ich eine Gänsehaut.“ Und richtig. Im hinteren Gaumen schmeckt das Gebräu aus Bayern nach alten Büchern, ja holzig, oder nach Waldboden, wie der Kenner meint. „Nussig“ oder „karamellig“ meinen wiederum andere Seminarteilnehmer. „Sie sehen, die Geschmäcker sind verschieden“ sagt Kuntze.

Derweil stellt Lothar Kuntze die Destillation des Whiskys aus Getreidemaische detailliert mit Bildern von großen Brennblasen (patent stills oder pot stills) auf dem Video-Beamer dar, er erzählt von den chemischen Prozessen in den riesigen Maischbottichen (mash tuns) und der Lagerung des Whiskys in Eichenfässern. Er liefert viele geschichtliche Details über die relativ jungen Destillerien in Japan. Dann geht es auf dem Beamer rüber nach Schottland, und die Teilnehmer können die Lage der wichtigsten traditionellen Brennereien auf einer Karte erkennen. Vorbei geht es an Ardbeg, Lagavulin, Bowmore und Octamore, hin zum nächsten zu kostenden Whisky – Bruichladdich an der Westküste Schottlands. „Der traditionelle schottische Whisky ist verwobener als der Japans, dafür ist dieser facettenreicher“, streut der Seminarleiter sein Wissen über die Unterschiede ein. Die Teilnehmer haben den Tropfen schon in ihrem Schwenker – und natürlich steigt auch der Alkoholgehalt in ihren Köpfen. Heike Jäger, die Leiterin des Katholischen Bildungsforums, und ihre Pressereferentin Sabine Lipiak haben eine deftige Westfälische Kartoffelsuppe für ihre Gäste vorbereitet – die brauchen jetzt eine neue Unterlage für die Probe der nächsten drei Whiskysorten.

Sabine Lipiak, Pressreferentin des Katholischen Bildungsforums Duisburg-West: „Wir haben  das Seminar zum zweiten Mal hier bei uns veranstaltet, nachdem es fünfmal mit großem Erfolg in Kamp-Lintfort gelaufen ist.“ Die Teilnehmer waren jedenfalls begeistert.