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Oestrum vicus asciburgium
Werkstätten zur militärischen Ausstattung von Soldaten
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 27. September 2018 - Von einer großen Waffenschmiede der alten Römer kann man nicht direkt sprechen, dafür reichen die Funde nicht aus. Aber trotzdem: Die Ausgrabungen belegen, dass es im Vicus Asciburgium Süd Werkstätten zur militärischen Ausstattung von Soldaten gab. Dr. Brigitta Kunz von der Unteren Denkmalbehörde kennt Genaueres, sie ist zuständig für die praktische Bodendenkmalpflege: „Wir haben verstärkt Gürtelgarnituren gefunden, wie sie von einem Miles, also Soldaten, benutzt wurden“, sagt die Historikerin.

Die archäologischen Arbeiten am Burgfeld auf der etwa 300 Quadratmeter großen Fläche seien nun abgeschlossen. Letztes Jahr, in der Zeit vom April bis in den Herbst hinein, hat dort eine Grabungsfirma unter Leitung des Archäologen Ulrich Ocklenburg mit Unterbrechungen Ausgrabungen durchgeführt. Und interessante Funde seien zu verzeichnen. „Es hat eine richtige Besiedlung mit guter Infrastruktur durch die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. Dort gegeben.“

Belegbar sei es durch viele Münz-, Metall- und Keramikfunde und der Entdeckung eines speziellen Be- und Entwässerungssystems entlang der Straßen durch die Siedlung. Genauso wie man aufgrund der entdeckten Fundamentgruben auf die typisch römischen Fachwerkhäuser, sogenannte Streifenhäuser, schließen kann.

„Für Streifenhäuser typisch war, dass das darin befindliche kleine Ladenlokal zur Straße gelegen war, so dass die Händler ihre Waren gut feilbieten konnten“, weiß die Expertin.

Wie viele Menschen genau dort lebten, kann sie nicht genau sagen, die Blüte der Siedlung ist aber im 1. Jahrhundert während der Stationierung römischer Hilfstruppen, sogenannter Auxilia, anzunehmen - weiter nördlich von Vicus Asciburgium lag ja das bekannte Römerkastell.  Der Fund eines Schmelzofens verstärkt diese Vermutung.

„Hier wurde Blei geschmolzen, wie es zum Verzieren der Gürtelschnallen von Soldaten verwendet wurde. Auffällig bei den Gürtelgarnituren ist, dass sie alle mit geometrischer Ornamentik aus Blei verziert wurden“, weiß Dr. Brigitta Kunz. Nicht so wie bei einer Koppel eines Soldaten heutiger Armeen, sei jede Gürtelschnalle mit den zugehörigen Blechen ein Unikat für die römischen Legionäre gewesen. „Charakteristisch waren diese individuellen Züge in der Rüstung des Soldaten, der Soldat schmückte sich sozusagen damit“, weiß die Expertin.  Auch spannend für die Archäologen ist ein Fund eines sogenannten Pugio in Oestrum. „Das ist ein Dolch, wie er von Soldaten benutzt wurde. Neben der noch erhaltenen Dolchscheide sind verbrannte Lederreste eines Gürtels erkennbar“, sagt Dr. Brigitta Kunz.

In der Zeit des 1. Jahrhunderts sind kriegerische Auseinandersetzungen mit einheimischen Stämmen bekannt, die mit den  Bataveraufstände am Niederrhein im Jahre 69 gleichgesetzt werden.
„In dieser Zeit gab es  einen großen Brand in der Werkstatt, auch umliegende Häuser der Siedlung wurden in Mitleidenschaft gezogen“, kann die Expertin aus den Überresten erkennen. Das Römerkastell sei aufgrund Umstrukturierungsmaßnahmen am Limes im Laufe der 90er-Jahre n. Chr. nach Werthausen verlegt worden, die Besiedlung des Vicus Asciburgium habe trotz der teilweisen Zerstörung noch bis Ende des 2. Jahrhunderts bestanden.

Und es bleibt spannend: Die Auswertung der aktuellen Funde müsse jetzt weiter wissenschaftlich betrieben werden …