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'Kunst'
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 15. Februar 2018 - Man konnte den Eindruck gewinnen, dass sich das gesamte Personal des Münsteraner „Wilsberg“-Krimi auf der Bühne der Rheinhausenhalle versammelt habe. Leonhard Lansink und Heinrich Schafmeister hätten hier locker einen Kriminalfall lösen können, doch beschäftigen sie sich als Marc und Yvan eher damit, ihrem Freund Serge (Luc Feit) sein frisch erworbenes Kunstwerk mies zu machen. In der Komödie „Kunst“ von Yasmina Reza geht es um eine Freundschaft, die auf eine harte Probe gestellt wird.

Grund dafür ist dieses viel zu hoch dotierte, für satte 200 000 Francs erworbene „Kunstwerk“, das allerdings nur eine weiße Leinwand darstellt. Der neureiche Dermatologe Serge versucht den Kauf dieses Gemäldes gegenüber seinen Freunden zu rechtfertigen – diese verhöhnen ihn jedoch spöttisch. „Seht ihr nicht die weißen Diagonalen und die Querbalken darin?“, fragt Serge seine Freunde verstört. Für den misanthropischen Ingenieur Marc ist es einfach „Sch..“, was er da zu sehen bekommt, doch Yvan entgegnet: „Kann ja nicht, die ist doch braun.“ Etwa 660 Zuschauer können sich ein herzhaftes Lachen nicht verkneifen, denn Wortwitz haben die Dialoge in diesem kleinen Kammerspiel in sich.

Leonhard Lansink verkörpert diesen Ingenieur Marc genau so muffelig, wie er in den „Wilsberg“-Folgen auftritt, Heinrich Schafmeister, der irgendwann aus den Krimis ausgestiegen ist, wirbelt mit  diesem gleichen ungelenken, neurotischen, manchmal überdrehten Charme über die Bretter wie der Mann vom Bauamt, Manfred Höch, im Münsterland.  Hinzu kommt ein völlig egozentrischer Dermatologe und Pseudo-Kunstkenner Serge, gut gespielt von Luc Feit, den man aus mehreren Tatort-Folgen kennt.

In diesem Wirrwarr der Charaktere ist es auch nicht auszuschließen, dass der sensible und hochneurotische Papierhändler Yvan (Heinrich Schafmeister) einen Nervenzusammenbruch erleidet, nachdem ihm seine Freunde die späte, aber bevorstehende Heirat mit einer „Übriggebliebenen“ ausreden wollen. Die Zuschauer spüren die Untiefen in den Beziehungen der drei untereinander, merken wie Missgunst und Intrigen am harmonischen Miteinander nagen. So stammelt Yvan unter Tränen schlussendlich hervor: „Ich bin nicht so eine Koryphäe wie ihr in euren Berufen – ich möchte einfach nur euer Freund sein.“ Doch er stößt auf Kälte der anderen beiden - hier gerät die Freundschaft der drei nach 15 Jahren fast zu ihrem Schlusspunkt. Alles, wegen einer 1,60 m x 1,20 m großen, weißen Leinwand, die von einem angesagten modernen Maler stammen soll. „Ein Werk, das einen bestimmten Weg hinter sich hat“, wie Serge großspurig darüber urteilt.

Zum Schluss hat Marc eine Idee, überpinselt das Weiße, und tauft später, nachdem der Filzschreiber von der Leinwand entfernt wurde, das Bild neu: „Verschwundener Skifahrer im weiten Schnee.“ Alle lachen – und damit öffnen sie ihrer Freundschaft einen Neuanfang. Da das Stück in 80 Minuten durchgespielt wurde, gab es keine Pause. Dafür konnten die Zuschauer noch Autogramme von den Fernsehgrößen im Foyer erlangen nach der Vorführung.