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Gastarbeiter und Brückenschläge
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 26. April 2019 - Seit 1968 ist er in Deutschland, nach einigen Gelegenheitsjobs fand er eine Arbeit als Eisenbahner auf dem damaligen Krupp-Werk Anfang der 70er-Jahre. Ali Yakar steht für die vielen Türken, die als Gastarbeiter nach Deutschland kamen und ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben. „Meine Heimat ist inzwischen Deutschland geworden“, beteuert der 69-Jährige, der aber noch oft in die Türkei, seine alte Heimat, reist. Und er hat jetzt sein zehntes Buch mit dem Titel „Anilarla siirler“, zu deutsch etwa „Erinnerungen und Gedichte“ veröffentlicht. In Eigenregie und im Selbstverlag, einige Sponsoren haben ihm beim Druck unterstützt.

Auf dem Einband des Buches prangen ein Foto der Rheinhauser Brücke der Solidarität und der Brücke der Märtyrer des 15. Juli über den Bosporus in Istanbul. „Das Foto der Rheinhauser Brücke habe ich selbst aufgenommen“, sagt der Schriftsteller und Journalist stolz. Symbolisch versinnbildlicht der Einband vielleicht „Brückenschläge“, denn die will Ali Yakar zwischen den Kulturen und Wertegemeinschaften herstellen. „Mir ist es egal, welche Religion oder Nationalität ein Mensch hat – bei mir zählt der Mensch selbst“, so Yakar, der inmitten des Kruppschen Arbeitskampfes sein polititsches Bewusstsein schärfte und anfing für verschiedene türkische Zeitungen als freier Journalist zu arbeiten.

Seine Gedichte handeln von der Suche nach Heimat, aber auch von der großen Liebe. Viele autobiografische Momente schimmern in seine Gedichte hinein, seine Liebe zu seiner verstorbenen Frau, die im Alter von 29 Jahren an Leukämie verstarb. Oder die Liebe zu seiner neuen Frau und zu seinen drei Töchtern. „Meine Töchter lasse ich immer meine deutschen Gedichte gegenlesen – sie geben mir Tipps, was ich verbessern kann“, lacht Yakar. Elf in Deutsch verfasste Gedichte stehen etwa 100 türkischen Werken aus seiner Feder gegenüber. „Viele Sachverhalte kann ich einfach besser in meiner Muttersprache ausdrücken“, so Yakar. Ein Gedicht hat den Titel „Das ist Liebe“. Und es wird richtig elegisch, wenn der Hobby-Dichter da folgendes fabuliert: „Mit der Macht der Berge, den Tiefen Geheimnissen der Meere, wie ein unendlicher Ozean ergriff mich diese Liebe.“ Der 69-Jährige hat sein Pulver längst noch nicht verschossen: „Ich habe noch 640 Gedichte, die ohne weiteres abgedruckt werden können.“

Einige Lesungen hat Ali Yakar auch auf dem Plan stehen, vornehmlich in der türkischen Aleviten-Gemeinde in der ehemaligen Krupp-Menage, bei der er sehr engagiert ist. Im Buch sind einige wichtige türkische Persönlichkeiten, vornehmlich Sänger und Schriftsteller, zusammen mit ihm abgebildet: „Die habe ich alle in der Türkei getroffen, weil wir auch geistig miteinander verbunden sind.“ Ein Vorwort von OB Sören Link und Serap Güler, der NRW- Staatsministerin, stehen den Gedichten voran. Sein Engagement als freier Journalist für türkische Medien wie „Hürriet“ will Ali Yakar in diesem Jahr einstellen – es warten ja noch 640 Gedichte, die zu Papier gebracht werden wollen – und vielleicht sind auch einige wieder in Deutsch dabei.

„Anilarla Siirler“, im Selbstverlag erschienen, zum Preis von zehn Euro beim Autoren selbst zu beziehen. Auflage 2000 Stck. Tel. 01578/5074655.