Duisburg, 9. Juni 2022 -
Defibrillator-Weste, Gefäßfräse, Schneid- oder
Stoßwellenballons: Die kardiologische Medizintechnik hat in
den letzten Jahren beeindruckende Innovationen erschaffen.
Mit Hilfe moderner Techniken sind auch komplexe Eingriffe am
Herzen möglich. So, wie im Fall von Peter Schild. Bei dem
74-Jährigen kam erstmalig für Duisburg die kleinste
Herzunterstützungspumpe der Welt zum Einsatz.

Peter Schild (m.) freut sich über die zurückgewonnene
Lebensqualität nach der Behandlung des Kardiologieteams um
Chefarzt Dr. Martin Oels (l.) und Ltd. Oberarzt Dr. Jan
Ohlig
„Ich bin ein Mensch, der sich
bewegen will und immer viel bewegt hat. Doch zuletzt litt
ich unter Atemschwierigkeiten bei Belastung, selbst das
Treppensteigen fiel mir ungewohnt schwer“, berichtet der
normalerweise topfitte Duisburger. Sein Hausarzt riet dazu,
keine Zeit zu verlieren und vereinbarte kurzfristig einen
Termin für eine Herzkatheter-Untersuchung an der Helios St.
Anna Klinik. „Dr. Ohlig, der Leitende Oberarzt der
Kardiologie, zeigte mir schon während der Untersuchung auf
dem Monitor, wie es um mein Herz bestellt war: Drei
Blutgefäße waren verkalkt, wodurch die Pumpleistung deutlich
reduziert war“, erinnert sich Schild. Gemeinsam mit Dr.
Martin Oels, dem Chefarzt der Kardiologie, besprachen sie
zunächst die Behandlungsoption der Bypass-OP. Als
Alternative bot sich nur ein komplexer Kathetereingriff an,
der allerdings deutlich aufwendiger als sonst üblich ist.
Kleinste Herzpumpe der Welt
„Nicht
zuletzt durch die positive Erfahrung, die ich bei der
Herzkatheter-Untersuchung gemacht habe, erschien mir ein
Herzkatheter-Eingriff mit örtlicher Betäubung an der
Einstichstelle aus der Patientenperspektive auch wegen der
kürzeren Erholungszeit wünschenswert“, so Schild. Und Dr.
Oels ergänzt: „Für und gegen beide Verfahren gab es gute
Gründe. Allerdings machte uns die schlechte Pumpleistung des
Herzens Sorgen. Herr Schild wollte die große OP jedoch
vermeiden. Um dem Wunsch von Herrn Schild nach einem
Herzkatheter-Eingriff zu entsprechen und gleichzeitig
größtmögliche Sicherheit zu bieten, schlugen wir ihm den
vorübergehenden Einsatz einer nicht-chirurgischen Herzpumpe
vor. Sie stellt eine Art Sicherheitsnetz dar, das nicht nur
den Patienten, sondern auch uns Kardiologen beruhigt, weil
man weiß, das Herz und auch der Rest des Körpers ist auch
dann effizient mit Sauerstoff versorgt, wenn die Eröffnung
einer Engstelle etwas länger dauern sollte.“
Ganze Bandbreite der Medizintechnik So schoben die
Kardiologen die kleinste Herzpumpe der Welt über einen
Katheterzugang in der Leiste unter Röntgenüberwachung zum
Herzen. Eine gute Entscheidung, wie sich im Nachhinein
herausstellen sollte, denn die Verkalkungen in den
Herzkranzgefäßen waren hartnäckiger als gedacht. „Mit
verschiedenen Verfahren, inkl. des Stoßwellenverfahrens
„Shockwave“ zur Zertrümmerung des Gefäßkalkes, konnte der
aufwändige Eingriff letztlich erfolgreich durchgeführt
werden. Abschließend haben wir Gefäßstützen, sogenannte
Stents, eingesetzt, um die Gefäße offenzuhalten und die
Herzpumpe entfernt“, erläutert Dr. Oels.
Lebensversicherung zum Anziehen Am Tag danach ist
Schild schon wieder auf den Beinen: „Das Atmen fühlt sich
deutlich leichter an und auch an den Treppen in der Klinik
habe ich mich schon erfolgreich probiert. Der Eingriff hat
offensichtlich wunderbar funktioniert, das Team bekommt 10
von 10 Punkten von mir“, erklärt Schild augenzwinkernd bei
seiner Entlassung. Im Gepäck hat er einen Termin zur
Nachkontrolle, bei der das Kardiologie-Team feststellen
möchte, wie gut die Pumpleistung sich nach dem Eingriff und
durch die Medikamente entwickelt hat. Bis dahin hat das Team
um Dr. Oels seinem Patienten noch etwas mitgegeben: eine
„LifeVest“. „Die sehr leichte und dünne Weste wird unter der
Kleidung getragen, der zugehörige Monitor um die Hüfte. Sie
überwacht das Herz des Patienten kontinuierlich. Sollte die
Weste eine gefährliche Herzrhythmusstörung, wie z.B.
Kammerflimmern feststellen, alarmiert sie den Patienten
zunächst. Sollte der Patient bewusstlos sein und nicht
reagieren können, funktioniert sie als Defibrillator und
löst einen Stromimpuls aus“, beleuchtet Dr. Ohlig die
Funktionsweise. Wenn sich die Pumpleistung des Herzens in
drei Monaten erholt hat, kann man auf die Weste verzichten,
ansonsten wird ein Defibrillator implantiert.
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