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'Das Letzte'

 
 






 
 

'Stairway to Heaven'
Advent, Advent!

Raniero Spahn

Duisburg, 20. Dezember 2015 - Stolz eröffnete kein Geringerer als der Vorstandsvorsitzende des Konzerns pünktlich zum verkaufsoffenen ersten Adventssonntag das an alter Stelle neu errichtete super moderne Kaufhaus. Alle waren sie der Einladung gefolgt, die Honoratioren der Stadt mit dem Bürgermeister an der Spitze, gefolgt von den Mitgliedern der Ratsversammlung über die Funktionsträger der unzähligen Vereine und Gesellschaften des kommunalen Miteinander bis hin zu den nicht unwichtigen, zum Wohle des städtischen Lebens ehrenamtlich tätigen Mitbürger. mehr

 

Sanddorn im Auge
Stephan 'Der Kulturattache' Sadowski

Duisburg, 04. November 2015 - Mist, das ist aber gewaltig schief gegangen. Da greif ich mir doch die falsche Packung von Hustenbonbons im Diskounter, und das kurz vor der Probe, wo die Stimme noch mal fein geschliffen werden will.
Statt eines herben, fast bitteren Geschmacks, den ich in meinem Hals am hinteren Gaumen spüren wollte – wuselt jetzt eine ganze Armada von 20 eher süßlichen Kräutern gegen die Bazillen, die sich dort eingeschlichen haben - eine Mischung, die maximal zu einem Kräutertee passen würde. Aber ich sehne mich nach dem bitteren, rauchigen Sanddorngeschmack in meiner Kehle, den ich dort eigentlich  bei jeder Probe spüre.
Ok, dann können meine Mitsänger zumindest beim Suchen der Noten heute nicht sticheln: „Du hast aber  „Sand“ im Getriebe.“ Sie werden eher sagen: „Da hattest du einen „Dorn“ im Auge!“

 

'FERTIG'
Stephan 'Der Kulturattache' Sadowski

Duisburg, Oktober 2015 - Wie üblich, rufe ich am Vortage in der Redaktion an, um zu schauen, ob mein Text durch die unwegsamen, undurchschaubaren Weiten des Internets dort angekommen ist - es könnte ja was verlorengehen.

Ich nerve und der Kollege scheint unter Zeitdruck zu sein und sagt nur barsch: „Deinen Text mache ich gerade fertig!“ und legt auf.

Ich stelle mir gerade vor, wie er ihm eine Backpfeife nach der anderen verteilt, links, rechts eine Watschen gibt und zuletzt noch einen Kinnhaken in meine Überschrift schlägt, der Text sich winselnd auf dem Papier vor seinem Schreibtisch räkelt und er ihn weiter „fertig“ macht....Hoffentlich geht er mit diesem Text gnädiger um....!!!

 

"Verschicken Sie sich doch mal selbst!"
Stephan Sadowski aka 'Kulturattaché'

Duisburg, Oktober 2015 - Neulich fuhr ich hinter einem Postbus. Nein, es war kein DHL-Fahrzeug vollgepackt mit Paketen, es war ein langer Reisebus ganz in Gelb mit einem schwarzen Posthorn an der Fahrzeugseite.

„Verschicken Sie sich doch mal selbst!“, stand als Slogan hinten drauf und ich musste schmunzeln. Und hoch auf dem gelben Wagen grüßte und winkte eine lustige Truppe von Rentnern aus den Fenstern – allerdings ohne um den Kopf gebundene Schleifchen, die sie selbst als Geschenk ausweisen würden.  Ob diese erheiterte Gruppe so ganz ohne Pakete bei ihrer Tour in einem Postbus auskommt, beschäftigte dann doch meinen Geist. Ich dachte, am Ende würden sie bestimmt welche mitnehmen von diesem schönen Ausflug – wahrscheinlich mit Heizdecken und anderem Rheumazubehör darin...wird ja auch langsam kalt!

 

"Fahr-zur-Hölle!"
Stephan 'Der Kulturattache' Sadowski

Duisburg, August 2015 - Wir sind eigentlich ein dem christlichen Glauben zugetaner Chor.
Deswegen war ich beim Weihnachtsessen kürzlich verwundert, als unser Tenor in dem kleinen Krefelder Restaurant zur Kellnerin beim Bezahlen: „Fahr-zur-Hölle!“, sagte.
Und das nicht mit wie sonst üblicher säuselnder Stimme. Die Kellnerin schmunzelte zu diesen „Satanischen Versen“ mit einem diabolischen Grinsen – meinte unser Chorsänger doch die pikante  Pfanne mit Peperoni, die er jetzt eben begleichen wollte. Also nahm sie es gelassen – wahrscheinlich dachte sie schon an das teuflisch gute Trinkgeld, was ja wohl so eine ständige Beleidigung beim Herausgehen impliziert...

 

Der Post-Rocker
Stephan 'Der Kulturattache' Sadowski

Duisburg, August 2015 - „Hoch auf dem Gelben Wagen“, soll der Song schlechthin für einen Post-Rocker sein?
Denkste, bei mir donnern die DHL-Fahrer hoch auf ihrem gelben Bock sitzend immer mit „Smoke on the water“ von Deep Purple und „TNT“ von AC/DC vorbei, wahrscheinlich weil es lauter ist.

Zwei sind so knapp hinter fünfzig und meinen mit ihrem leicht ergrauten, schütteren Haar nicht nur die musikalische Weisheit, sondern auch die Ewige Jugend gefrühstückt zu haben. Einer erzählte mir beim Empfang eines Paketes, er sei jetzt auch in einem Forum, da „postet“ eine „Community“ jetzt diese alten Hits in Form von Youtube-Videos von diesen ganzen alten Siebziger-Jahre-Bands.

Ich verkniff mir, ihm zu sagen, dass ich ihn schon immer für einen „Post-Rocker“ gehalten habe...und, ach,  er mit „TNT“ des konkurrierenden Briefunternehmens seinen Arbeitsplatz gefährdet...

 

Der Jogger
Raniero Spahn

Duisburg, April 2015 - n einem Tag im November - im Gegensatz zu diesem oftmals als grau bezeichneten Monat herrschte schönes Wetter, fast schon zu warm für diese Jahreszeit - besuchten meine Frau und ich einen Friedhof. Dieses taten wir allerdings nicht am ersten Tag des Monats, wie man sofort geneigt wäre zu vermuten, weil an solch einem Tag alle Normalbürger die Friedhöfe aufsuchen, um den sterblichen Überresten ihrer lieben Verwandten und Freunden einen Besuch abzustatten, nein, es war ein ganz gewöhnlicher Samstag morgen, gegen zehn Uhr. Der Vorteil, an so einem Tag den Friedhof aufzusuchen, besteht darin, dass er nicht so übervölkert ist, mit lebenden Personen, wie an Allerheiligen. mehr

 

Der Gentest
Raniero Spahn

Duisburg, April 2015 - Die fünfzehnjährige Tochter kam leicht aufgeregt von der Schule nach hause. Sie traf ihren Vater an; die Mutter musste jeden Moment von den Besorgungen für das leibliche Wohl ihrer Familie zurückkehren.
»Papa, kannst du mir sagen, welche Blutgruppe du hast?«
»Blutgruppe? Meine Blutgruppe? Warum willst du das denn wissen?«
»Ja, weißt du, wir nehmen in der Schule gerade die Vererbungslehre nach den Mendelschen Gesetzen durch. Wenn ich zum Beispiel deine Blutgruppe nehme, kann ich sie mit meiner, die ich aus meinem Impfausweis kenne, vergleichen; und so kann ich feststellen, ob du mein wirklicher Vater bist, ich meine, mein biologischer Vater.«
Der Vater fiel aus allen Wolken.  mehr

 

Der Bücherwurm
Raniero Spahn

Duisburg, April 2015 - »Geschafft! Endlich! Er hat es geschafft!«
Gudruns Stimme hallte durch die kleine Seitenstraße. Sie stand am Ende dieser Sackgasse, vor ihrem Haus, und hielt triumphierend einen Arm gen Himmel. Die ersten Anwohner, durch die lauten Rufe von Gudrun Hüper neugierig geworden, traten vor ihre Haustüren, in dieser schmucken Siedlung.
»Morgen Abend wird gefeiert!« rief sie diesen überschwänglich zu, »alles Weitere folgt noch telefonisch! Betet mit uns und verhaltet Euch so, dass Petrus keinen Grund zur Klage hat. Wir wollen nämlich grillen.« mehr

 

Verzählt
Raniero Spahn

Duisburg, April 2015 - Der Topmanager war außer sich, vor Zorn; damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Als Vorstandsvorsitzender eines weltumspannenden Konzerns war er es gewohnt, mit großen und größten Zahlen zu jonglieren und sich in gigantischen Dimensionen zu bewegen, doch mit dem kleinen Einmal eins, ging es nach dem Gerücht, das eine angesehene Wochenzeitschrift in die Welt gesetzt hatte, sollte es offenbar nicht soweit her sein? mehr

 

Landlust in der City
sado

Mein Freund Peter macht das wirklich sehr gut: die ersten Krokusse sprießen, blaue und weiße Hyazinthen recken ihre Hälse der schwachen Sonne entgegen, das spricht für seinen grünen Daumen. 
Es wird nicht mehr lange dauern, da steckt er die ersten Samen für sämtliche Kräuter in irgendwelche Blumenkästen auf seinem kleinen Balkon, Anfang März wird er dann seine zehn noch leerstehenden Kübel mit Blumen vom Markt bepflanzen. Nach getaner Arbeit und bei gutem Wetter sehe ich ihn dann schon in seinem klapprigen Klappstuhl sitzen, wie er sein kleines grünes Reich seiner Zweieinhalbzimmerwohnung genießt – auch den Blick in den halbschattigen Hochemmericher Hinterhof. 

Vielleicht wird er sich dabei eine Ausgabe des Hochglanzmagazins „Landlust“, von denen er einen ganzen Stapel besitzt, zu Gemüte führen und von geräumigen Landhäusern und den ganz großen Gärten träumen, die darin abgebildet sind.

Nun gut, ich will ihn ja nicht wecken – aber, vielleicht sollte ich ihm mal sagen, dass es auch eine Facebook-Gruppe „Gärtnern auf engstem Raum“ gibt, das wäre doch hilfreicher für ihn...

 

Scooter, zwischen Calamares und Kaviar
sado

Es ist so eine Sache mit den B-Promis: Irgendwann landen sie alle im Dschungelcamp, spätestens dann, wenn die Tantiemen und Aufträge ausbleiben. Nur Hans Peter Baxxter, der in den 90er-Jahren als wasserstoffblondierte Techno-Witzfigur 'Scooter' manche Goldene Schallplatte einsackte, wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen.
Im Edeka-Markt flimmert er als Vorturner über die Bildschirme, schreit alte Hits im neuen Gewand: „Hyper, hyper. How much is the Preis?“
Und will die Kunden zum Mittanzen bewegen. Nicht ganz durchgeknallte Käufer schütteln dann wohl eher mit dem Kopf und ich hielt es mit Heinrich Heine: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten?“, war meine berechtigte Frage kurz vor der Kasse.

Aber nicht nur dass H.P Baxxter riesige Summen für diesen höheren Blödsinn bekommt, er braucht auch nicht, wie einst seine Sänger-Kollegen Bata Ilic und Costa Cordalis im Dschungel-Camp Kakerlaken und Käfer zu essen:
Er steht nämlich auf dem Bildschirm mitten in der Feinkostabteilung - zwischen Calamares und Kaviar
 ... Hyper ... Hyper ... Stagedive ...

 

Rotlichtmilieu in Hohenbudberg
sado

Huch, ich befinde mich mal wieder im Rotlichtmillieu – zumindest für einen Moment, denn das Blitzerfahrzeug am Ortsausgang in Hohenbudberg, kurz vor Friemersheim, lässt mich für einen Moment in selbiges eintauchen.
Dabei bin ich vorschriftsmäßig in die dortige 30-er-Zone der Hohenbudberger Staße aus Krefeld kommend hineingefahren, 200 Meter ist sie lang. Mit zehn Stundenkilometer habe ich mich in sie hineingeschlichen, in der Mitte der Strecke habe ich  vielleicht 25 gehabt – zu blöd nur, dass die Stadt ihr Fahrzeug genau am Ende der 30er-Zone kurz vor dem Ortsausgangsschild aufgestellt hat, genau zehn Meter. Ich sehe nämlich schon das 70er-Schild in weiteren 40 Metern Entfernung und beschleunige auf 40 Stuckis – abgeblitzt...
Aber gut, wenn das Messfahrzeug am Ortsausgang jetzt immer da steht: Das nächste Mal komme ich einfach aus Friemersheim, dann ist es für mich der Ortseingang auf der Hohenbudberger Straße und fahre mit gefühlten zehn Stuckis Richtung Krefeld an der Kontrolle vorbei –....und steigere mich dann... so ist es vielleicht besser, oder?

 

Ein schöner Stau
Raniero Spahn

Duisburg, Februar 2015 - Pfeifend betrat Viktor Rollbaier die Wohnung. In der Küche hörte er seine Frau hantieren.
»Hm, das riecht aber lecker, Schatz. Was gibt es denn?«
»Rotkohl mit Bratwurst, Viktor. Hast du großen Appetit?«
»Und wie!«

Während des Essens brach Viktor plötzlich in schallendes Gelächter aus.
»Was ist denn mit dir los?«
»Entschuldige, ich muss gerade an die Meldung denken, die ich vorhin im Autoradio gehört habe. Danach saßen zahlreiche Autofahrer neun Tage lang auf einer Autobahn im Stau, kannst du dir das vorstellen, Veronika?«
»Wirklich? Neun Tage?«
Beide schüttelten sich vor Lachen.
»Übrigens, weißt du, wo der Stau begann, in dem die Autofahrer saßen?«
»Nein?«
»Hier ganz in der Nähe!«
»Nix wie hin!«
Beide ließen ihr Essen stehen, setzten sich in den Wagen und fuhren zu dem bezeichneten Autobahnabschnitt. Der Stau aus dem Radio hatte sich immer noch nicht aufgelöst, oder war das bereits ein neuer? Viktor und Veronika blickten sich an.
»Sollen wir mal?«
»Warum nicht, Schatz. Wir haben doch Urlaub, nicht wahr!«
»Also los!«

Als Veronika und Viktor Rollbaier die Autobahn wieder verließen, nach neunundzwanzig Jahren, hatte Veronika ihrem Mann drei Kinder geboren, im Stau,  während Viktor die Zeit nutzte, um an einer Fernuni seinen Abschluss als Grundschullehrer nachzuholen. Darüber hinaus hat Veronika in einem Fernlehrgang genügend Kenntnisse als Hebamme erworben, die es ihr erlaubten, zahlreichen Geschlechtsgenossinnen im Stau zu helfen. Auf diese Weise trug sie zur Sicherstellung des Nachwuchses, auf den ihr Mann Viktor als erster Autobahnlehrer der Welt dringend angewiesen war, entschieden bei.

Nun aber, nach endgültiger Auflösung des Staus, stehen sie verzweifelt mit ihren drei Sprösslingen an der Autobahn und hoffen alle auf einen neuen, nicht zu kurzen Stau zurück, denn, wie formulierten es die Kinder dereinst, mit verklärten Mienen: »Das Leben ist so schön auf der Autobahn, etwas anderes können wir uns gar nicht mehr vorstellen...«
Der literarischer "Brückenbauer"

 

'Das Methusalem-System'
Raniero Spahn

Als Simon Laublöffel den Brief von der Versicherung öffnete, erstarrte er zur Salzsäule. In schönstem Behördendeutsch teilte man ihm mit, dass er aufgrund der allgemeinen Entwicklung im Lande mit der Auszahlung seiner ersten monatlichen Rentenzahlung nicht vor seinem ordnungsgemäß beurkundeten Tod zu rechnen hätte.
»Das kann doch nicht wahr sein«, sträubte sich Simon mit allen Sinnen gegen diesen offensichtlichen Unfug, »da hat man quasi das ganze Leben lang gearbeitet und freut sich auf den Ruhestand, und da sagen die, dass man die Rente erst nach dem Tod erhält! Was sind das denn für Methoden?«
Erbost griff er zum Telefon und wählte die Nummer der Versicherung.

»Guten Tag«, erklang es am anderen Ende der Leitung, »Sie sind verbunden mit der Allgemeinen Rentenversicherungsanstalt, mein Name ist Olaf Lahnemann. Was kann ich für Sie tun?«
»Ja, Herr Lahnemann, mein Name ist Laublöffel, und ich bin ganz außer mir.  Ich habe soeben ein Schreiben von Ihnen erhalten, da steht ja etwas Entsetzliches drin!«
»Etwas Entsetzliches? Ich verstehe Sie nicht. Was steht denn da drin?«
»Na, ja, dass ich meine Rente erst nach meinem Tod erhalte.«
»Ach so, das meinen Sie. Das ist doch nicht entsetzlich. So einen Brief haben unzählige Versicherte in den letzten Tagen erhalten.«
»Wie bitte?«
»Nun ja, nachdem in der letzten Zeit stets aufs neue Versuche gestartet wurden, mit einem immer weiter nach hinten geschobenen Renteneintrittsalter dem demographischen Wandel gerecht zu werden, haben wir einmal eine Gegenrechnung aufgestellt«
»Eine Gegenrechnung? Wie meinen Sie das?«
»Nun ja, wir haben uns gedacht, statt das Renteneintrittsalter linear zu erhöhen, dieses individuell zu gestalten.«
»Individuell zu gestalten?« freute sich Simon, »heißt das, ich kann selbst auswählen, wann ich in Rente gehe?«
»Wenn Sie so wollen, ja, das heißt, sie können praktisch sofort in Rente gehen, wenn Sie den hinteren Teil Ihres Nachnamens abgegeben haben.«
»Den hinteren Teil meines Nachnamens?«
»Na, ja, Herr Laublöffel, damit wollte ich sagen, dass Sie sofort in Rente gehen können, wenn Sie Ihren Löffel abgegeben haben. Wenn es sein muss, noch am gleichen Tage. Mal ehrlich, individueller geht’s wirklich nicht.«
»Aber was habe ich denn dann noch von meiner Rente, wenn ich gestorben bin?«
»Diese Frage, mein Lieber, ist falsch gestellt. Sie muss nicht lauten, was habe ich von meiner Rente, wenn ich gestorben bin, sondern was brauche ich eigentlich noch, wenn ich tot bin? Brauche ich denn dann überhaupt noch was? Sie müssen die ganze Sache von dieser Perspektive aus betrachten, dann haben Sie die Lösung. Wir nennen sie das System Methusalem
»Das System Methusalem?«
»Exakt! Die Menschen können alt werden, wie Methusalem, doch sie kriegen keine Rente, zumindest zu Lebzeiten nicht.«
Simon wurde nachdenklich.
»Von dieser Seite habe ich die Sache noch nicht betrachtet. Das ist sicher gar keine schlechte Idee. Eine Frage hätte ich noch,  zum Procedere des Ganzen.«
»Bitte.«
»Wie läuft denn der Eintritt in die Rente bei Ihrem System ab?« 
»Nichts einfacher als das. Sobald Sie verstorben sind, kommen Sie zu uns und füllen das erforderliche Formular aus. Sie können das ruhig sofort machen, Sie brauchen nicht bis zu Ihrer Beerdigung zu warten. Im Gegenteil, kommen Sie lieber vorher, denn wie man aus Erfahrung weiß, ist man bei der eigenen Beerdigung zu sehr abgelenkt. Kommen Sie aber bitte in gedeckter Kleidung, dem Anlass entsprechend.«
»Vielen Dank für die Auskunft, Herr Lahnemann, eine letzte Frage aber hätte ich noch.«
»Fragen Sie.«
»Gesetzt den Fall, ich werde sehr alt. Was soll ich eigentlich so lange machen, bis zu meinem Renteneintritt?«
»Na, arbeiten, mein Bester, was sonst. Arbeit hat doch wirklich noch keinem geschadet
Der literarischer "Brückenbauer"

 

frigida?
sado

Sie schießen wie Pilze aus dem Boden, erst war es PEGIDA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des deutschen Abendlandes) in Dresden. Jetzt haben sich immer mehr lokale Ableger gebildet, BOGIDA in Bonn, und echt kein Ostfriesenwitz: In Emden heißt diese Bewegung OGIDA, vielleicht nur mit 200 Mitläufern. In Düsseldorf haben es diese Leute, die meist schweigend oder Weihnachtslieder singend durch die Straßen ziehen, mit DÜGIDA versucht.. Jetzt steht ein Marsch durch die Königstraße unter dem Motto DUGIDA bevor - organisiert von Leuten mit rechtsradikaler Vergangenheit., die bestimmt versuchen werden das Unwort des Jahres zu skandieren: „Lügenpresse“.

Aber ich vermute: nicht ganz Duisburg wird von dieser Bewegung eingenommen werden, ein kleines eingemeindetes niederrheinisches, aber unbeugsames Dorf wird sich sicherlich nicht vereinnahmen lassen. Die Kaiserstraße in Friemersheim wird  nicht zum Aufmarschgebiet dieser Leute werden. Denn wer läuft schon gerne unter dem Motto FRIGIDA gegen eine mögliche Islamisierung durch die Straßen – allein die Planer und Akteure würden sich wohl, genauso wie ich jetzt gerade, aufgrund dieses Namens vor Lachen wegschmeißen....

 

Neulich an der Tankstelle
sado

Völlig erschöpft vom Tag fahre ich an eine Tanksäule – vergesse aber zu tanken – und gehe mit einer Selbstverständlichkeit zur Kasse und möchte zahlen: „Einmal die zwei, bitte!“ Der Tankwart antwortet: „Wie! Sie haben doch gar nicht getankt, der Zähler zeigt doch null.“
Es ist mir peinlich, ich bin verwirrt, deute noch wild fuchtelnd auf meinen alten Mazda, der doch da an der Säule parkt - und überlege kurz, eine Ausrede muss her und sage dann: „Stimmt! Aber was wäre gewesen, ich hätte getankt und wäre einfach fortgefahren? Dann ist es doch besser, dass ich jetzt hier stehe, zwar nicht getankt habe, aber zahlen möchte, oder?“ „Stimmt!“, sagt der Tankwart. Wir lachen beide kurz auf, ich gehe hinaus, labere nicht und tanke ...

 

Mit 500 Sachen durch die Stadt...
sado

Neulich fuhr ich hinter dem Bofrost-Mann in Rheinhausen-Friemersheim hinterher. An der Ampel konnte ich endlich die Aufschrift lesen: „Mit 500 Sachen durch die Stadt!“ Wird schwierig für den Mann, wenn man bedenkt, dass die Stadt Duisburg jetzt bald über ein fünftes Blitz-Fahrzeug verfügt.
Doch ich habe den Gedanken weiter gesponnen: Meine Mutter nimmt ihm schon mal zwei Pakete tiefgefrorenen Fisch, zwei Erbsengemüse im Beutel und die eisige Schwarzwälderkirschtorte ab, dann hat er nur noch 495.
Da greift der Toleranzabzug zwar noch nicht und es ist eigentlich immer noch zu viel für den Stadtverkehr – und ich frage mich: wer nimmt ihm dann die anderen 445 Pakete ab? Denn dann, mit 50 Sachen könnte der Blitzer schließlich kommen – ähm, wenn unser Bofrost-Mann nicht gerade durch eine 30er-Zone rauscht...

 

Gedanken zum Jugendwort des Jahres
sado

Jetzt ist es amtlich: Das Jugendwort des Jahres lautet „Läuft bei dir?“
Das ganze ist als rhetorische Frage getarnt, genauso kann es eine Aussage sein.
„Babo“, das Wort des Jahres 2013 ist vergessen – in meinem Bekanntenkreis kannte es eigentlich keiner. Zumindest wird das aktuelle Wort gesprochen, man kann es zum Zuprosten oder als lockere Begrüßungsfloskel benutzen.

Ganz moderne User lassen schon das „bei dir?“ weg. Denken wohl auch, im Zeitalter der SMS sich aufs Wesentliche zu beschränken: wären wir also bei „Läuft“, was  ein vollständiger Hauptsatz ist – dächten wir uns das Subjekt implizit ins Prädikat, wie im Lateinischen.  

Und dieses „Läuft“, es passt momentan gut zu mir – genauer gesagt zu meiner Nase. Die „LÄUFT“ auch die ganze Zeit. Also endlich mal ein Jugendwort, das Sinn macht! Wenn es nicht unter diesem negativen Erkältungseffekt schon ganz oben auf der Liste zum „Unwort des Jahres“ steht...