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'Als Phönix aus der Asche'
Alex Kempkens' Rheinhausen-Kalender 2023

Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 8. November 2022 - Der Mann ist ein Pionier auf dem Gebiet der Digitalfotografie und weitgereist in seinem inzwischen 80-jährigem Leben. Mit seinem frisch editierten Kalender für 2023 möchte Alex Kempkens mit befreundeten Fotografen zeigen, wie Rheinhausen quasi „als Phönix aus der Asche wieder aufersteht.“ So bezeichnet er das Phänomen, das die ehemalige Stahlarbeiterstadt gerade durchläuft.

Der Kalender ist zu beziehen in der Mayerschen-Buchhandlung an der Friedrich-Alfred-Straße 93, ehemalige Bücherinsel. Kostenpunkt 15 Euro. Die Auflage ist begrenzt.

„Es braucht in der Regel bis zu 30 Jahre, bis eine Stadt, die wirtschaftlich abgestiegen war, wieder zu neuer Blüte gelangen kann“, sagt Alexander Kempkens – spielt natürlich auf den Niedergang des Krupp-Werkes an vor etwas mehr als 30 Jahren. Kempkens spricht aus Erfahrung, denn er arbeitete in Städten, die nach ihrem ökonomischen Abstieg, erneut zum Leben erwachten. Fast zehn Jahre war der umtriebige Fotograf, der auch für den Spiegel, Quick und andere bekannte Illustrierte unterwegs war, im kanadischen Montreal ansässig: und genau dieses Phänomen spiegelte sich nach seiner Ansicht in der Metropole im Südwesten Quebecs wider. „Montreal befand sich Anfang der 1990er-Jahre noch in einer Rezession und kam kurz danach durch die neu angesiedelte und damals durchstartende Computerindustrie aus der Versenkung heraus“, weiß der Mann mit dem weißen Rauschebart. So prophezeit er es auch für den einst von Krupp geprägten Stadtteil im Westen Duisburgs.

In seinem neuen Kalender, an dem auch andere Fotografen des Kreativ-Teams mitgearbeitet haben, zeigt Kempkens Rheinhausen in einem anderen Licht, als man es gemeinhin kennt. Angefangen mit dem ehemaligen Restaurant 'Altes Fährhaus' am Hochemmericher Rheindeich als Kalenderblatt für den Januar, das in einer rötlichen Abendstimmung schon fast romantisch auf den Betrachter wirkt. In einem winterlichen Schneegestöber hat er das Rondell am Volkspark, also die Rheinhauser Kult-Kneipe KAP, für den Monat Februar mit seinem Fotogerät festgehalten.
„Meist arbeite ich mit einer Nikon-Kamera“, sagt der Mann, der dutzende Fotoapparate in seinem Leben bedient hat. Der kalendarische Streifzug geht weiter über eine Nahaufnahme vom Rheinhauser Stadtwappen kurz vor der Brücke der Solidarität bis zum Tiergnadenhof am Rhein mit dem Porträt eines Ponys, das seinen Kopf in einen Heuwagen steckt. Oder zur Werthauser Wardt herunter zum Rhein, an dessen Ufer knorrige, alte Bäume verwurzelt sind. Die Szenerie wirkt richtig gespenstisch durch die herabhängenden Trauerweiden an der Stelle. Alex Kempkens zeigt in einer frühmorgendlichen Aufnahme, die Stimmung die vor Beginn auf dem Hochemmericher Wochenmarkt herrscht.

Architektur der Postmoderne findet auch seinen Platz in dem Werk: Der sich windende Fußgängeraufgang zur Gaterweg-Brücke an der Friedrich-Ebert-Straße wirkt in dem Bild für den Oktober schon fast futuristisch in dem Kalender. Und auch die ehemalige Kneipe 'Zum Schäfchen' in Oestrum als Foto für den November mutet im schummrigen Straßenlaternenlicht richtig heimelig an.
„Wenn man durch den Stadtteil geht, sieht man oft, dass viele junge Leute ihre Häuser wieder wunderschön renovieren und herrichten“, meint Kempkens. Das letzte Bild für Dezember ist auch gleichzeitig das Titelbild des Kalenders, man erkennt ein Kohlefrachtschiff vor der Brücke der Solidarität auf dem Rhein in eine abendliche Industriekulisse hineinschippern. Es ist bereits der neunte Kalender, den Alexander Kempkens als Ausgabe für 2023 über Rheinhausen gefertigt hat.