Stephans Kult-pur Der Kult-Attaché
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Wagner mal anders
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 5. Februar 2023 - Eigentlich hat Richard Wagner die Vorlage für das Fernseh-Format „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) geliefert. Mit seiner einzigen, 1868 in München uraufgeführten, komischen Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ hat er quasi die Blaupause für den Chef-Juroren Dieter Bohlen bei dem Sängerwettstreit auf RTL geschaffen. Nur, dass als Hauptpreis damals eben nicht ein Plattenvertrag oder eine Hauptrolle in dem Musical „Tarzan“ für den Gewinner winkten, sondern die zu vermählende Tochter eines Meisters aus dem mittelalterlichen Nürnberg.

Hans-Günter Papirnik aus Essen-Überruhr hat dieses Singspiel in seinem Papiertheater bearbeitet, die Bühne und die Spielfiguren hat er aus feinsten Laubsägearbeiten mit aufgeklebten Papiervorlagen kreiert. „So hat man zur Zeit des Biedermeiers zuhause große Opern nachgespielt“, erklärt Papirnik. Den Plot hat er quasi als Hörspiel mit verschiedenen Stimmen und Musikbeispielen, sowie Arien aus Wagners Werk aufgenommen. Hier wirkt der Nürnberger Kirchvorplatz mit seinen romanischen Bögen wunderschön dreidimensional, in dem seine tanzenden und singenden Holzfiguren bei der Aufführung im Friemersheimer Museum St. Laurentius nun eintauchen können. „Es ist sehr schwer, das Format der Oper im Original mit mehr als vier Stunden auf eine Spielzeit von 40 Minuten herunterzubrechen“, sagt Papirnik.

Doch bei dieser komprimierten Darstellung starren die 15 Zuschauer um so gebannter auf die kleine Bühne, sehen wie der Ritter Walther von Stolzing um die Tochter des Nürnberger Goldschmieds Veit Pogner wirbt. Doch Eva ist nicht so einfach zu haben, sie soll auf Drängen ihres Vaters an den Sieger eines Sängerwettstreits vergeben werden, der am Johannistag auf der Festwiese der Stadt ausgetragen wird. Doch Walther von Stolzing, der schon das Herz Evas erobert hat, kann nicht singen, und muss sich nun der harten Gesangsausbildung, Atemtechnik und Intonation, bei dem Nürnberger Meistersänger Hans Sachs unterziehen. Behaupten muss er sich gegen den garstigen Konkurrenten, Stadtschreiber Sixtus Beckmesser, der ebenfalls ein Auge auf die junge Eva geworfen hat und sich schon als Sieger wahrnimmt. Denn Walther von Stolzing wird beim Probesingen vor den Augen der Nürnberger Juroren geradezu verrissen. Nur durch eine List des besten Sängers und Chef-Juroren, Hans Sachs, gelingt es dem Ritter von Stolzing den Sängercontest zu gewinnen. Und alle stimmen am Ende in den abgeänderten Choral mit ein: „Ehret Eure Meister“. Dazu Papirnik: „Das 'Deutsche' habe ich besser weggelassen in meiner freien Bearbeitung.“ „ Man muss nicht unbedingt fünf Stunden in der Oper ertragen, wenn die Geschichte auch knapp erzählt werden kann“, sagte eine Zuschauerin bewegt.