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Letzte Chance auf Punkte im Jahr 2021
   MSV Duisburg - VfL Osnabrück  
Spielabbruch nach angeblichen rassistischen Rufen gegen den Osnabrücker Aaron Opoku in der 34. Minute
Jochem Knörzer

Duisburg, 19. Dezember 2021 - Für den ersten Spielabbruch aus rassistischen Gründen, aufgrund angeblicher rassistischer Beleidigungen von (einem?) Zuschauer, wird der MSV Duisburg in die Fußballannalen eingehen. Eine zweifelhafte Ehre.

'Affenlaute'
Dass es bis zur 31. Minute ein Drittligaspiel auf einem überraschend guten Niveau, mit mindestens einer 100prozentigen Torchance für Frey war - geschenkt. 'Affenlaute' von der Gegentribüne gegen den 22-jährigen Aaron Opoku, der in der 31. Minute zur Ecke antrat, vielleicht auch rassistische Äußerungen gegen Leroy Kwadwo, sollen den Rasen geleert haben.

Spielunterbrechung
In der 34. Minute leerte sich der Rasen. Alle Spieler und das Schiedsrichter-Team gingen in die Kabine.
Kurze Zeit später die erste Information, dass der VfL Osnabrück keinen Wert darauf legt, dieses Spiel fortzusetzen, wenn der Auslöser nicht aus dem Stadion entfernt wird. Um welche Äußerungen es ging, war zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt.

Um 14:44 Uhr wird durch eine Stadiondurchsage mitgeteilt, dass der (die?) Verursacher durch Zeugen ermittelt und aus dem Stadion geführt wurde.

MSV-Pressesprecher Martin Haltermann: "Wir entschuldigen uns bei unseren Gästen. Das geht gar nicht! Es gibt Momente, wo der Fußball in den Hintergrund treten muss. Es wird gerade diskutiert, ob es weiter geht oder abgebrochen wird."

MSV-Präsident Ingo Wald: "Ich bin entsetzt über das, was ich jetzt erfahren habe. Das sind Zustände, die ich in keinem Stadion sehen will, schon gar nicht in Duisburg. Das ist nicht zu tollerieren, da sollte jeder Fußballfans gegen an gehen."

Spielabruch?
Die Osnabrücker Zeugwarte packten gegen 15 Uhr die Sachen auf der Trainerbank zusammen.

15:04 Uhr - der Spielabbruch ist offiziell!
Es ist das erste Pflichtspiel, dass aufgrund rassistischer Vergehen von den Zuschauerrängen abgebrochen wurde.


Geschäftsführer VfL Michael Welling: "Was wir heute hier erlebt haben, darf nicht passieren. Opoku und Kwadwo sind rassistisch von Zuschauern beleidigt worden. Wir haben entschieden, nicht mehr anzutreten, egal welche sportlichen Konsequenzen uns erwarten. Es kann nicht sein, dass wir nur Sprüche auf T-Shirts kleben, hier müssen Zeichen gesetzt werden! Wir dürfen nicht akzeptieren, dass Rassismus zu unserem Leben gehört!"


Den 22-jährigen Opoku haben die angeblichen rassistischen Rufe wohl sehr getroffen, sodass eine Spielfortsetzung nicht nur für ihn völlig offen erschien. Das bestätigte auch der Schiedsrichter vor laufender Kamera.

Schiedsrichter Nicolas Winter: "Es wurden Affenlaute von der Tribüne gerufen. Der Spieler Opoku war schockiert und nicht wirklich ansprechbar. Die Mannschaften sind dann schnell vom Platz gegangen. Wir haben uns dann um den Spieler gekümmert, um ihm klar zu machen, dass wir ihn schützen. Wir haben beiden Sportdirektoren Zeit gegeben, um zu entscheiden wie es weiter geht. Der Sportdirektor von Osnabrück hat uns dann in der Schiedsrichterkabine mitgeteilt, dass sie nicht weiterspielen. Wir werden jetzt einen Sonderbericht anfertigen und weitergeben."


MSV-Pressesprecher Martin Haltermann: "Der VfL Osnabrück kann nicht mehr antreten, nicht nur der Junge ist fix und fertig. Wir haben dafür Verständnis, uns geht es auch nicht besser. Wir können uns nur bei den Osnabrücker entschuldigen. Wir erleben hier etwas, was keiner hier erleben will. Das ist furchtbar."

Letzte Warnung an die Hohlköpfe!
"Das ist hoffentlich die letzte Warnung an alle Hohlköpfe, die es noch gibt, in diesem Land und auf der Welt, jeden Menschen so zu akzeptieren und respektieren, wie er ist. Wir sind jetzt die Ersten, die darunter schwer leiden, am meisten aber leiden die darunter, die beleidigt werden", so Martin Haltermann zum Schluss.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Oder doch? BZ auf ein Wort: Was führte tatsächlich zum Spielabbruch beim Spiel des MSV gegen Osnabrück?


Duisburg, 18. Dezember 2021 - Wer am morgigen Sonntag als Duisburger einen positiven Jahresabschluss erwartet, muss schon ein großer Optimist sein. Zweitligaabsteiger Osnabrück hat sich nach Akklimatisierungsproblemen gefangen und hat mit aktuell sieben Punkten Rückstand zumindest den dritten Tabellenplatz noch im Blick. Und aus der Niederlage im Hinspiel noch etwas gut zu machen.

Die Saisonkurve beim MSV ist entgegengesetzt verlaufen. Nach dem Sieg beim Nachholspiel in Osnabrück konnten die Zebras sechs Punkte aus drei Spielen aufweisen. In den weiteren 16 Spielen der Hinrunde kamen nur noch elf (11) hinzu.
Mit 17 Punkten rangieren die Duisburger auf Platz 18, einem Abstiegsplatz. Vier Punkte sind es auf Türkgücü, die auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz stehen und sich von Verl 2:2-Unentschieden trennten.

Was für einen Sieg und dem so ersehnten 'mit-einem-guten-Gefühl-in-die-kurze-Winterpause-verabschieden' spricht?
Nichts. Zumindest fällt mir kein Grund ein. Wieso sollte die Mannschaft um Kapitän Moritz Stoppelkamp gegen Osnabrück
"alles abrufen, die individuellen Fehler abstellen und defensiv besser stehen", wie der bereits leidgeprüfte MSV-Trainer Hagen Schmidt in der Pressekonferenz vor dem Spiel forderte?

Auf die spielerischen Lichtblicke gegen 1860 und Mannheim, wenn auch ohne Punkte, folgte eine unansehnliche Niederlage in Freiburg und ein glückliches Unentschieden gegen Tabellennachbar Verl.
Gute Vorzeichen sehen anders aus.

Ich würde mich am Sonntagnachmittag gerne mal positiv überraschen und eines Besseren belehren lassen.