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Jugend in DU

Am 11. Dezember 1946 in New York: Kinderhilfswerk Unicef wird ins Leben gerufen! Am 24. Juli 1957 wurde in Duisburg aus Dankbarkeit und der Einsicht, dass auch in vielen anderen Teilen der Welt Kinder in großer Not leben, die Arbeitsgruppe Duisburg ins Leben gerufen. Redaktion Harald Jeschke
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Tag der gewaltfreien Erziehung 2025: Akzeptanz körperlicher Bestrafung auf historischem Tiefpunkt

Ablehnung von Körperstrafen laut aktueller Befragung von UNICEF Deutschland und der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm so hoch wie nie – rund zwei Drittel sind gegen sie

Kampagne #NiemalsGewalt | © UNICEF 2025

Berlin/Köln/Ulm/Duisburg, 30. April 2025 - Knapp 25 Jahre nach der gesetzlichen Verankerung der gewaltfreien Erziehung im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) ist die gesellschaftliche Akzeptanz körperlicher Bestrafung so gering wie nie zuvor. Dies zeigt eine aktuelle, repräsentative Befragung der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm in Kooperation mit UNICEF Deutschland anlässlich des Tages der gewaltfreien Erziehung am 30. April.

So ist der Anteil der Menschen, die Gewalt anwenden bzw. als angebracht ansehen, seit der Jahrtausendwende insgesamt gesunken. Gaben in einer Befragung aus dem Jahr 2005 noch rund drei Viertel der Befragten an, einen „Klaps auf den Hintern“ als Erziehungsmethode verwendet zu haben, hielten 2016 noch 44,7 Prozent, 2020 noch 42,7 Prozent und 2025 30,9 Prozent diese Strafe für angemessen – immerhin noch fast jede/r Dritte.

Im Jahr 2005 berichteten 53,7 Prozent der Befragten, schon einmal eine „leichte Ohrfeige“ als Erziehungsmethode eingesetzt zu haben, zwischen 2016 und 2020 stagnierten die Zahlen hingegen bei 17,0 bzw. 17,6 Prozent. 2025 hielten dies nur 14,5 Prozent der Befragten für angebracht.

Einführung der gewaltfreien Erziehung keine Symbolpolitik – weitere Anstrengungen notwendig
Trotz der bislang erzielten Fortschritte bleibt einiges zu tun. Laut UNICEF Deutschland und dem Kinder- und Jugendpsychiater sowie Psychotherapeut Prof. Dr. Jörg M. Fegert ist es unerlässlich, die Anstrengungen zum Schutz von Kindern vor Gewalt weiter zu intensivieren. Denn noch immer hält ein Teil der Bevölkerung körperliche oder emotionale Strafen für angemessen. Insbesondere psychische Gewalt und emotionale Bestrafung in der Erziehung erfahren nach wie vor nicht die notwendige Aufmerksamkeit – trotz ihrer nachgewiesenen negativen Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung.

„Die gesetzliche Verankerung der gewaltfreien Erziehung im BGB war keine Symbolpolitik, sondern ein bedeutender Meilenstein – mit konkreten Auswirkungen auf die Einstellungen und das Handeln vieler Eltern“, sagte Prof. Dr. Jörg M. Fegert. „Doch auch wenn der Trend positiv ist, dürfen wir uns nicht ausruhen. Hinzu kommt, dass die Misshandlungsform der Vernachlässigung – also Gewalt durch Unterlassung – nach wie vor weitgehend unbeachtet bleibt. Auch die Ächtung dieser Form der Gewalt muss endlich gesetzlich verankert werden.“

„Das Gesetz zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung im Jahr 2000 war ein wegweisendes Signal: Gewalt als Mittel der Erziehung ist niemals zu rechtfertigen und jedes Kind hat das Recht auf Schutz vor jeglicher Form von Gewalt“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Es ist eine dauerhafte gesellschaftliche Verantwortung, Kinder vor psychischer und physischer Gewalt zu bewahren. Diese Aufgabe hat auch heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.“

„Seit Einführung des Gesetzes erfuhr die Ablehnung der Gewalt in der Erziehung zunehmend mehr Akzeptanz, insbesondere in der jüngeren Generation“, sagte Dr. Christine Bergmann, ehemalige Bundesministerin für Familie, Frauen, Senioren und Jugend. „Doch noch immer werden grundlegende Kinderrechte nicht ausreichend beachtet. Ein Neustart ist nötig: Um zu erreichen, dass bei allen Angelegenheiten, die Kinder und Jugendliche betreffen, zuerst an diese gedacht wird, bedarf es der Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz.“

Weitere Ergebnisse der Befragung
Die Zustimmung zu der Aussage „Ein Klaps auf den Hintern hat noch keinem Kind geschadet“ lag 2016 bei 53,7 Prozent, 2020 bei 52,4 Prozent und sank 2025 auf 36,9 Prozent.
Die Zustimmung zu der Aussage „Eine Ohrfeige hat noch keinem Kind geschadet“ liegt 2025 nun ebenfalls tiefer bei 17,1 Prozent, während sie vom Jahr 2016 mit 23,2 Prozent bis in das Jahr 2020 mit 23,1 Prozent stagnierte.
Die Zustimmung zu der Aussage „Eine Tracht Prügel hat noch keinem Kind geschadet“ sank 2025 auf einen Tiefpunkt mit 5,4 Prozent, während im Jahr 2020 sogar ein Anstieg der Zustimmung zu verzeichnen war. 2016 lag die Zustimmung bei 5,9 Prozent und 2020 bei 7,2 Prozent.
Die grundsätzliche allgemeine Zustimmung zu Körperstrafen in der Erziehung von Kindern ist bei Männern größer als bei Frauen. Allerdings sind auch hier starke Rückgänge im Vergleich zu 2020 zu beobachten. 2025 stimmten noch 40,8 Prozent der Männer im Vergleich zu 33,6 Prozent der Frauen der Aussage „Ein Klaps auf den Hintern hat noch keinem Kind geschadet“ zu.
Gerade in der jüngeren Generation scheinen Zustimmungen zu körperlichen Bestrafungen zunehmend zu schwinden.

Notwendige Maßnahmen zum nachhaltigen Schutz von Kindern vor Gewalt
Nachfolgende Ansätze sind entscheidend, um Kinder nachhaltig vor Gewalt zu schützen:
Kinderrechte stärken: Die Geschichte der gewaltfreien Erziehung in Deutschland zeigt, wie gesetzliche Maßnahmen zu nachhaltiger positiver gesellschaftlicher Veränderung führen. Eine Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz würde die Rechtsposition von Kindern zusätzlich stärken und so die Rahmenbedingungen für einen wirksamen Kinderschutz und die Teilhabe von Kindern in allen Lebensbereichen verbessern.

Den Begriff der gewaltfreien Erziehung erweitern: Die gesetzliche Norm zum Recht auf gewaltfreie Erziehung berücksichtigt bislang nicht die Misshandlungsform der Vernachlässigung. Während die Ablehnung körperlicher Gewalt und auch zunehmend der emotionalen Gewalt im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert ist, fehlt es weiterhin an einer breiten Sensibilisierung für die Folgen unterlassener Fürsorge. Der Begriff der gewaltfreien Erziehung sollte daher im Bürgerlichen Gesetzbuch ausdrücklich auf diese Form der Gewalt durch Vernachlässigung ausgeweitet werden.

Datenlage zu Gewalt in der Erziehung verbessern: Die Datenlage zur Gewalt in der Erziehung in Deutschland ist weiterhin lückenhaft. Eine systematische Datenerhebung ist das Fundament für wirksame Prävention und gezielte Intervention. Nur durch fundierte Daten lassen sich das Ausmaß und die Risikofaktoren von Gewalt gegen Kinder erkennen. Darauf aufbauend lassen sich Lösungen erarbeiten sowie politischer und gesellschaftlicher Handlungsdruck erzeugen.

Sudan: Zahl der Kinder in Not laut UNICEF
seit Kriegsbeginn verdoppelt

Amna isst therapeutische Fertignahrung zur Behandlung ihrer Mangelernährung. In Teilen des Sudan herrscht eine Hungersnot.

© UNICEF/UNI707418/Rajab

15 Millionen Kinder im Sudan brauchen humanitäre Hilfe
Größte humanitäre Krise mit meisten vertriebenen Kindern der Welt
Sudan ist einziges Land mit einer offiziell festgestellten Hungersnot
Schwere Kinderrechtsverletzungen um 1000 Prozent gestiegen
Einschränkungen bei Zugang und Finanzierung verschärfen die Herausforderungen

Port Sudan/ New York/Köln/Duisburg, 15. April 2025 - Zwei Jahre nach Ausbruch des Konflikts im Sudan hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die humanitäre Hilfe benötigen, von 7,8 Millionen (Anfang 2023) auf heute über 15 Millionen verdoppelt. Ohne eine massive Ausweitung der Unterstützung könnte die bereits jetzt größte humanitäre Krise der Welt zu einer noch größeren Katastrophe eskalieren, warnt das UN-Kinderhilfswerk UNICEF.

Die Gewalt gegen Kinder hat ein erschütterndes Ausmaß angenommen. Allein in der vergangenen Woche wurden Berichten zufolge mindestens 23 Kinder und neun humanitäre Helfer*innen in Nord-Darfur getötet. Vertreibung, Hunger und Krankheiten nehmen zu. Der Zugang von humanitären Helferinnen und Helfern zu Familien wird eingeschränkt, gleichzeitig sinkt die finanzielle Unterstützung. Sorgen macht UNICEF auch die bevorstehende Regenzeit von Mai bis Oktober, die erfahrungsgemäß oft zu verheerenden Überschwemmungen und einem Anstieg von Mangelernährung und Krankheiten führt.

„Zwei Jahre Gewalt und Vertreibung haben das Leben von Millionen von Kindern im Sudan zerstört. Der Bedarf übersteigt weiterhin die humanitären Mittel“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „In der bevorstehenden Regenzeit werden Kinder, die bereits an Mangelernährung und Krankheiten leiden, schwerer zu erreichen sein. Ich fordere die internationale Gemeinschaft dringend auf, dieses entscheidende Zeitfenster zu nutzen und sich stärker für die Kinder des Sudan einzusetzen.“

Fatuma (13) wurde bereits sechs Mal vertrieben
Der Sudan erlebt die weltweit größte humanitäre Krise und die größte Kindervertreibungskrise. Die Hälfte der über 30 Millionen Menschen, die in diesem Jahr humanitäre Hilfe benötigen, sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Der Konflikt hat fast 15 Millionen Menschen innerhalb des Sudan und in die Nachbarländer vertrieben, über die Hälfte von ihnen Kinder.

Eine von ihnen ist Fatuma, 13 Jahre. Als der Krieg vor zwei Jahren ausbrach, musste sie mitten in einer Schulprüfung alles stehen und liegen lassen. Seitdem musste Fatuma bereits sechs Mal fliehen. „Was ich am meisten vermisse, ist die Schule und das Lernen. Ich habe immer davon geträumt, Ärztin zu werden. Ich wollte mich bilden, meine Träume verfolgen und meine Eltern stolz machen.“

Rund 90 Prozent der Kinder im Sudan gehen nicht zur Schule. In Gebieten, in denen die Kämpfe zurückgehen, gefährden Blindgänger und der eingeschränkte Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen das Leben von Kindern erheblich. Hungersnöte breiten sich aus, die Impfraten sinken.
Die Zahl schwerer Kinderrechtsverletzungen* ist innerhalb von zwei Jahren um 1000 Prozent gestiegen.


Während solche Menschenrechtsverletzungen an Kindern vorher auf Regionen wie Darfur, Blauer Nil und Südkordofan beschränkt waren, hat der anhaltende Konflikt im ganzen Land dazu geführt, dass in mehr als der Hälfte der 18 sudanesischen Bundesstaaten schwere Kinderrechtsverletzungen festgestellt wurden.

Zu den am häufigsten festgestellten schweren Rechtsverletzungen im Sudan zählen Tötungen und Verstümmelungen, Entführungen von Kindern sowie Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser. Darfur, Khartum, Jezira und Südkordofan meldeten in den letzten zwei Jahren die meisten schweren Kinderrechtsverletzungen.

In mindestens fünf Gebieten ist bereits eine Hungersnot ausgebrochen. Fünf zusätzliche Gebiete stehen am Rande einer Hungersnot, 17 weitere sind gefährdet. Mit der nahenden Regenzeit sind außerdem sieben dieser Orte auch von Überschwemmungen bedroht – sechs in Darfur und einer in Nordkordofan. Zwischen 2022 und 2024 erfolgten rund 60 Prozent der jährlichen Einweisungen wegen schwerer akuter Mangelernährung (SAM) während der Regenzeit. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnten zwischen Mai und Oktober dieses Jahres bis zu 462.000 Kinder an lebensbedrohlicher Mangelernährung leiden.

Auch Krankheitsausbrüche werden voraussichtlich zunehmen. Allein im Jahr 2024 wurden 49.000 Cholera-Fälle und mehr als 11.000 Dengue-Fieber-Fälle gemeldet – 60 Prozent davon betrafen Mütter und Kinder. Diese Ausbrüche werden durch die Regenzeit verschlimmert, weil dadurch Wasserverschmutzung, schlechte sanitäre Versorgung sowie Vertreibung zunehmen.

Der Zugang humanitärer Akteure zu Kindern verschlechtert sich aufgrund der Intensität des Konflikts und aufgrund von Einschränkungen und bürokratischen Hindernissen durch Regierungsbehörden oder andere bewaffnete Gruppen. Im Jahr 2024 verzögerten sich über 60 Prozent der Hilfslieferungen von UNICEF aufgrund der äußerst instabilen Sicherheitslage. Obwohl keine Hilfslieferungen abgesagt oder abgebrochen wurden, haben diese wiederholten Verzögerungen die rechtzeitige Bereitstellung von Hilfe und den Zugang zu Kindern in Not erschwert.

Die Finanzierung der Hilfsprogramme ist auf einem gefährlich niedrigen Niveau. Dadurch sind wichtige Gesundheits-, Ernährungs-, Bildungs- und Schutzprogramme für Kinder und Familien – und damit Menschenleben – in Gefahr. UNICEF benötigt rund eine Milliarde US-Dollar für seine Nothilfe im Sudan im Jahr 2025.

Der Bedarf beläuft sich auf lediglich 76 US-Dollar pro Person für das gesamte Jahr – nur 0,26 US-Dollar pro Tag –, um lebenswichtige Unterstützung für die Menschen zu leisten. Bislang stehen UNICEF 266,6 Millionen US-Dollar für diese Hilfsmaßnahmen zur Verfügung. Der Großteil davon wurde bereits 2024 übertragen, nur 12 Millionen US-Dollar gingen 2025 ein.

UNICEF leistet umfangreiche Hilfe für Kinder und Familien im Sudan. Im Jahr 2024 haben UNICEF und Partner psychosoziale Beratung, Bildungs- und Schutzangebote für 2,7 Millionen Kinder und ihren Bezugspersonen im Sudan geleistet. Über 9,8 Millionen Kinder und Familien wurden mit sauberem Trinkwasser versorgt.

UNICEF und Partnerorganisationen haben insgesamt 6,7 Millionen Kinder auf Zeichen von Mangelernährung untersucht und 422.000 von ihnen mit lebensrettender Therapie behandelt. UNICEF legt weiterhin den Fokus auf lebensrettende Hilfe in Konfliktgebieten und unterstützt Vertriebene und Aufnahmegemeinschaften in sichereren Gebieten mit lebenswichtigen Dienstleistungen.

„Der Sudan ist heute die größte humanitäre Krise der Welt, doch die Weltöffentlichkeit schenkt ihm keine Beachtung“, sagte Russell. „Wir dürfen die Kinder im Sudan nicht im Stich lassen. Wir verfügen über das Fachwissen und die Entschlossenheit, unsere Unterstützung auszuweiten, aber wir benötigen Zugang und nachhaltige Finanzierung. Vor allem brauchen die Kinder im Sudan ein Ende dieses schrecklichen Konflikts.“

* Zu den schweren Kinderrechtsverletzungen (Six grave Violations) zählen die Vereinten Nationen: Tötung und Verstümmelung, Entführung, Rekrutierung und Einsatz von Kindersoldat*innen, Vergewaltigung und andere Formen sexueller Gewalt, Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser und die Verweigerung humanitärer Hilfe.

UNICEF ruft dringend zu Spenden für Kinder im Sudan auf: www.unicef.de/sudan.


Jede halbe Stunde wird ein Kind im Osten der Demokratischen Republik Kongo vergewaltigt

Statement von UNICEF-Sprecher James Elder aus Goma / Gerne vermitteln wir Interviews

© UNICEF/UNI776494/Benekire | UNICEF-Sprecher James Elder während seines Besuchs in Goma, North-Kivu, Demokratische Republik Kongo, in dieser Woche.

Goma/Berlin/Duisburg, den 11. April 2025 - „Der Konflikt im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist von schwerer Gewalt gegen Kinder geprägt. Laut ersten Berichten wurden in nur zwei Monaten Tausende von Kindern vergewaltigt oder Opfer sexualisierter Gewalt. Ganze Gemeinden werden aufgrund der Gewalt auseinandergerissen.

Das Ausmaß sexualisierter Gewalt gegen Kinder hat einen beispiellosen Höhepunkt erreicht. Laut Berichten von Kinderschutzorganisationen wurden allein im Januar und Februar dieses Jahres von rund 10.000 gemeldeten Fällen von Vergewaltigung und sexualisierter Gewalt zwischen 35 und 45 Prozent an Kindern verübt. Das bedeutet, dass während der intensivsten Kampfphase jede halbe Stunde ein Kind vergewaltigt wurde.

Es handelt sich dabei nicht um vereinzelte Vorfälle, sondern um eine systemische Krise. Wir begegnen Überlebenden, die noch im Kleinkindalter sind. Sexualisierte Gewalt wird als Kriegswaffe eingesetzt – eine gezielte Taktik des Terrors. Sie zerstört Familien und ganze Gemeinschaften.

Die Tatsache, dass dies wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs ist – verborgen unter Schichten aus Angst, Stigmatisierung und Unsicherheit – sollte uns zutiefst erschüttern. Sie muss uns zu sofortigem und gemeinsamem Handeln bewegen.

Benötigt werden verstärkte Präventionsprogramme, auf die Bedürfnisse der Überlebenden ausgerichtete Hilfsangebote und sichere Möglichkeiten, Missbrauch ohne Angst zu melden. Überlebende müssen wissen, dass die Welt ihnen zur Seite steht und sich nicht abwendet. Zudem müssen die Täter zur Rechenschaft gezogen werden.

Wie bei allen Präventionsmaßnahmen ist eine ausreichende Finanzierung entscheidend. Auch Kinder in der Demokratischen Republik Kongo sind von den Auswirkungen der globalen Finanzierungskrise nicht verschont geblieben. In einem der Krankenhäuser, die ich diese Woche besuchte, hatten 127 Frauen und Mädchen, die Opfer von Vergewaltigung wurden, keinen Zugang zu PEP-Kits (Postexpositionsprophylaxe). Dies ist eine direkte Folge der drastischen Kürzungen von Hilfsgeldern. Diese Mädchen und Frauen erleiden unvorstellbare Qualen und erhalten nicht einmal mehr die grundlegende medizinische Versorgung, die sie benötigen.

So drohen sich die Erfahrungen, die mir ein mutiges 13-jähriges Mädchen schilderte, immer weiter zu wiederholen - von ihrer Vergewaltigung; davon, dass sie nicht verstand, wie sie schwanger sein konnte; davon, dass sie einen Kaiserschnitt haben musste, weil ihr Körper für eine normale Geburt zu klein war. In ihren eigenen Worten: ´Ich bin ein Kind, ich weiß nicht, wie ich eine Mutter sein soll.`

Wenn UNICEF die Finanzierungslücke, die durch die Einstellung wichtiger humanitärer Hilfsmaßnahmen entstanden ist, nicht schließen kann, werden 250.000 Kinder keinen Zugang zu lebenswichtigen Angeboten zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt und zum Schutz in bewaffneten Konflikten haben. Uns bleiben nur noch zwölf Wochen.

Die Finanzierungskrise betrifft nicht nur die Unterstützung von Kindern, die schwere Kinderrechtsverletzungen überlebt haben. Wie schlimm wird es noch werden? Ohne ausreichende Mittel sprechen die Zahlen für sich: Allein im Jahr 2026 werden nach unseren Prognosen 100.000 Kinder in der Demokratischen Republik Kongo nicht gegen Masern geimpft werden können. Fast zwei Millionen werden nicht auf Mangelernährung untersucht, und beinahe eine halbe Million wird keinen Zugang zu ausreichend sauberem Wasser haben. Diese erschreckenden Zahlen ließen sich noch weiter fortsetzen.

Doch es geht hier nicht nur um Zahlen. Hinter jeder Zahl steht ein Kind – verängstigt, hungrig, verletzlich – sowie seine Familie und seine Gemeinde, die alles dafür tun, um es zu schützen. Die Kosten von Untätigkeit sind nicht abstrakt. Sie zeigen sich in vermeidbarem Leid und verlorenen Zukunftsperspektiven.

Humanitäre Hilfe hat über viele Jahre hinweg dazu beigetragen, die Gesundheitssysteme in der Demokratischen Republik Kongo zu stärken. Hart erkämpften Fortschritte – bei der Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeit, der Prävention und Behandlung von Mangelernährung, der Impfquote, dem Zugang zu Bildung und der Geburtenregistrierung – stehen nun auf dem Spiel und drohen zunichtegemacht zu werden.

In einer zunehmend vernetzten Welt bleiben solche Auswirkungen nicht auf nationale Grenzen beschränkt. Die Demokratische Republik Kongo war bereits das Epizentrum mehrerer Krankheitsausbrüche mit globalen Folgen, darunter Ebola, Cholera und Mpox.
Lassen Sie mich mit dem schließen, was mir Hoffnung gibt: die Kinder und jungen Menschen, die sozialen Hilfskräfte und das Gesundheitspersonal vor Ort.

Ich bin Dutzenden klugen Menschen begegnet, die unermüdlich und freiwillig dazu beitragen, Gemeinden für Impfungen zu mobilisieren oder digitale Fake News zu entlarven, selbst wenn die Plattformen Bemühungen, die Wahrheit zu schützen, immer wieder einschränken.
Das Gesundheitspersonal, das bei den Überlebenden und den Mpox-Patienten blieb, selbst als sich das Chaos ausbreitete, die Gefängnisse sich leerten und die Polizei verschwand.

Die qualifizierten und empathischen sozialen Fachkräfte, die tief in ihren Gemeinden verwurzelt und das Rückgrat der UNICEF-Hilfe sind. Tag für Tag unterstützen sie die Überlebenden und tragen zu ihrer Sicherheit sowie Würde und Gerechtigkeit bei. Mit unerschütterlicher Fürsorge helfen sie den Überlebenden von Vergewaltigung im Kindesalter und helfen ihnen, ihr Trauma zu bewältigen.

Die Überlebenden von Vergewaltigungen – vor allem Kinder – schweigen nicht. Sie sagten mir deutlich: ‚Wenn wir über Vergewaltigungen schweigen, gibt es keine Gerechtigkeit, und wir können nicht heilen.‘
Was sie alle brauchen – das Gesundheitspersonal, die sozialen Fachkräfte und die Kinder – ist eines: eine Chance.
Das ist der Funke. Doch damit aus einer Chance echter Wandel entsteht, muss sie mit Frieden und ausreichender Finanzierung einhergehen.“

 


Verantwortung für Kinder – in Deutschland und weltweit

Statement von Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von UNICEF Deutschland, zur Koalitionsvereinbarung von CDU, CSU und SPD

Köln/Berlin/Duisburg, 10. April 2025 - Als Organisation mit dem internationalen Mandat, die Lebenssituation von Kindern weltweit zu verbessern und auf die Verwirklichung der Kinderrechte hinzuwirken, begrüßt UNICEF wichtige Vorhaben, die Union und SPD im Koalitionsvertrag für die künftige Bundesregierung vereinbart haben.

Dazu der Vorsitzende von UNICEF Deutschland, Georg Graf Waldersee:
„Wenn die Koalition ‘Verantwortung für Deutschland‘ als Überschrift für ihre politischen Vorhaben der kommenden vier Jahre wählt, muss die künftige Bundesregierung aus Sicht von UNICEF vor allem auch Verantwortung für Kinder übernehmen - in Deutschland und weltweit. Investitionen in Kinder sind die beste Investition in die Zukunft unseres Landes.

Wir begrüßen das klare Bekenntnis zu einer regelbasierten internationalen Ordnung und zur Stärkung der multilateralen Zusammenarbeit, zu Menschenrechten und Völkerrecht. Es ist ein wichtiges Signal der neuen Bundesregierung, sich weiterhin kraftvoll weltweit für die Bekämpfung von Armut, Hunger und Ungleichheit zu engagieren und für die Erreichung der internationalen Nachhaltigkeitsziele sowie des Pariser Klimaschutzabkommens einzusetzen. Damit erkennt die Koalition die zentrale Rolle Deutschlands bei der Bewältigung der dramatischen globalen Umbrüche und der komplexen Krisenlagen an, unter denen Kinder besonders leiden.

Wir verstehen, dass die künftige Bundesregierung ihre internationale Zusammenarbeit stärker an den Interessen Deutschlands und verbesserter Effizienz ausrichten will. Zugleich gehen wir davon aus, dass eine Reduzierung der öffentlichen Gelder nicht zu Lasten der dringenden Aufgaben für Kinder weltweit geschieht.

Deutschland hat über sein verlässliches Engagement und seine Investitionen in einer kritischen Zeit eine Führungsrolle in der internationalen Zusammenarbeit übernommen. Mit seinen Leistungen insbesondere für Menschen in Krisenregionen und seinem nachhaltigen Einsatz für verbesserte Lebensbedingungen trägt unser Land zu Stabilität und Resilienz in vielen Weltregionen bei – in einer Zeit, da sich traditionell zuverlässige Geber zurückziehen.
Einsparungen gefährden Deutschlands starkes internationales Profil und somit auch die Ziele der Koalition. Sie wären zu kurz gedacht.

Wichtige Signale für Kinder in Deutschland
Mit Blick auf die Kinder in Deutschland begrüßen wir, dass die neue Bundesregierung Familien ins Zentrum ihrer Politik stellen, Kinderarmut bekämpfen, den Kinderschutz auch im Internet ausbauen und die mentale Gesundheit von Kindern mit einer eigenen Strategie verbessern möchte. Bei allen Maßnahmen ist es besonders wichtig, diejenigen Kinder gezielt zu adressieren, die besondere Unterstützung benötigen, so zum Beispiel Kinder in einkommensschwachen Haushalten oder Kinder, die mit ihren Familien nach Deutschland geflüchtet sind.

Vor diesem Hintergrund begrüßen wir sehr die geplante Ausweitung des Startchancen-Programms, für die sich UNICEF schon im vergangenen Jahr auf Grundlage einer beim Institut der deutschen Wirtschaft in Auftrag gegebenen Studie ausgesprochen hatte, und der Sprachförderung für Kinder ab dem Kindergartenalter. Investitionen in Kinder sind die wirkungsvollste Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft.

Mit der geplanten Neuordnung des Bildungs- und Familienministeriums stehen der neuen Bundesregierung Möglichkeiten offen, Kitas und Schulen auch als die Kinderstuben einer demokratischen Gesellschaft zu stärken. Der von der neuen Koalition vorgesehen Pakt zwischen Bund, Ländern und Kommunen sollte dieses Ziel und die Interessen von Kindern und Jugendlichen fest im Blick behalten.

UNICEF Deutschland steht bereit, die neue Bundesregierung als Partner mit seiner langjährigen Expertise bei Fragen der internationalen Zusammenarbeit und der Umsetzung der Rechte von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu unterstützen.“

Erdbeben in Myanmar: Kinder in großer Not

Updatew 3. April: Erdbeben in Myanmar: Erster humanitärer Flug mit 80 Tonnen Hilfsgütern von UNICEF erreicht Rangun.
Die von der EU unterstützte Lieferung umfasst lebensrettende Hilfsgüter für betroffene Kinder und Familien

© UNICEF/UNI773050/Zar Mon

Bangkok/Rangun/Köln/Duisburg, 3. April 2025 - Am heutigen Donnerstag sind 80 Tonnen Hilfsgüter per Flugzeug in Myanmar eingetroffen, um Kinder und Familien in den am stärksten betroffenen Regionen des Landes zu unterstützen. Es war der erste humanitäre Flug einer Hilfsorganisation nach den verheerenden Erdbeben vom 28. März.

Die Hilfsgüter – darunter medizinische Ausrüstung, Zelte und Spielmaterialien zur psychosozialen Hilfe für Kinder – aus dem UNICEF-Logistikzentrum in Kopenhagen wurden mit Unterstützung der Europäischen Union zur Verfügung gestellt. Sie werden in die betroffenen Gebiete gebracht und dort an Kinder und Familien verteilt, die dringend auf Unterstützung angewiesen sind.

„Die Zerstörung in Myanmar ist für Kinder und Familien schlichtweg katastrophal“, sagte June Kunugi, UNICEF-Regionaldirektorin für Ostasien und den Pazifik. „Wir danken der EU, dass sie diese Lieferung lebensrettender Hilfsgüter ermöglicht hat. Wir werden die Hilfe so schnell wie möglich an die am stärksten betroffenen Kinder und Familien verteilen und dabei strenge Kontrollmechanismen anwenden.“

Bereits kurz nach dem Erdbeben hat UNICEF lebensrettende Hilfsgüter aus seinen Warenlagern in Rangun und Mandalay in besonders stark betroffene Gebiete gebracht, darunter medizinische Ausrüstung, lebenswichtige Medikamente wie Antibiotika, Schmerzmittel und Rehydratationssalze, Wasserreinigungstabletten sowie Seife, Damenbinden und Desinfektionsmittel. Darüber hinaus liefert UNICEF Wasser per Tanklaster, um Familien mit dringend benötigtem sauberem Trinkwasser zu versorgen und die Gefahr von Krankheiten einzudämmen.

Für die kommenden Tagen sind weitere Flüge mit Hilfsgütern geplant, weil die humanitären Bedarfe weiterhin steigen. Das Erdbeben der Stärke 7,7 hat Millionen von Kindern in Gefahr gebracht. UNICEF-Teams sind unter extrem schwierigen Bedingungen im Einsatz, um lebensrettende Hilfe gemäß den humanitären Prinzipien der Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit zu leisten.


Statement von Julia Rees, stellv. UNICEF-Leiterin in Myanmar, beim heutigen Pressebriefing im Palais des Nations in Genf

© UNICEF/UNI771831/Maung Nyan

Rangun/Genf/Köln/Duisburg, 1. April 2025 - „Das verheerendste Erdbeben, das Myanmar seit Jahrzehnten getroffen hat, trifft vor allem Kinder mit voller Härte. Gerade bin ich von einigen der am schwersten betroffenen Gebieten zurückgekehrt. Was ich dort gesehen habe, war erschütternd.

Ganze Gemeinden wurden dem Erdboden gleichgemacht. Kinder und ihre Familien schlafen im Freien, ohne ein Zuhause, in das sie zurückkehren können. Ich begegnete Kindern, die nach dem Zusammensturz ihrer Häuser oder dem Tod ihrer Angehörigen unter Schock standen. Einige wurden von ihren Eltern getrennt. Andere werden noch immer vermisst.

Die Zerstörung ist überwältigend. Häuser, Schulen, Krankenhäuser und die zivile Infrastruktur – darunter Brücken und Stromleitungen – wurden schwer beschädigt oder völlig zerstört. Zahlreiche Gemeinden sind weiterhin ohne Strom und Mobilfunkverbindungen. Ganze Ortschaften sind von Wasser, Nahrungsmitteln, Medikamenten und Geld abgeschnitten, es fehlt an Unterkünften. Die Krise ist noch lange nicht vorüber.

Die Nachbeben hören nicht auf. Die Such- und Rettungsmaßnahmen laufen weiter, und immer noch werden Leichen aus den Trümmern geborgen. Gestern war ich in einem Krankenhaus, wo ein Rettungsteam in den letzten zwei Tagen 20 Leichen barg. An dem Morgen fanden sie drei weitere Leichen und konnten eine Person lebend retten. Kinder, deren Eltern weiterhin vermisst werden, warten verzweifelt auf eine Wiedervereinigung. Gleichzeitig suchen Eltern verzweifelt nach ihren Kindern.

Das psychische Trauma ist gewaltig. Für Kinder, die bereits unter Konflikten und Vertreibung litten, hat diese Katastrophe eine neue Dimension von Angst und Verlust hinzugefügt.

Gemeinsam mit Partnern liefert UNICEF aus Beständen in unseren Warenlagern Hygienepakete, medizinische Ausrüstung und therapeutische Nahrung. Unsere Teams leisten unter extrem schwierigen Bedingungen Hilfe – ohne Strom, fließendes Wasser und sanitäre Einrichtungen – und schlafen meist im Freien, ebenso wie die betroffenen Familien, die wir unterstützen.

Wir mobilisieren zusätzlich 80 Tonnen lebenswichtiger Hilfsgüter aus unseren globalen Lagern. Aber das reicht nicht aus – nicht für das Ausmaß der Katastrophe, mit der wir konfrontiert sind.

Die Bedürfnisse sind riesig und steigen stündlich. Das Zeitfenster für lebensrettende Maßnahmen schließt sich. In den betroffenen Gebieten ringen Familien mit dramatischen Engpässen im Hinblick auf sauberes Wasser, Nahrung und die medizinische Versorgung.

Bereits vor dem Erdbeben waren mehr als 6,5 Millionen Kinder in Myanmar auf humanitäre Hilfe angewiesen. Einer von drei vertriebenen Menschen im Land ist ein Kind. Das Erdbeben hat nun eine weitere Krise ausgelöst und viele vulnerable Familien an den Rand des Überlebens gebracht.

Wir rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf, dringend zu helfen. Wir benötigen mehr finanzielle Mittel, um unsere Hilfe auszuweiten. Bisher sind weniger als zehn Prozent des UNICEF-Nothilfeaufrufs 2025 für die humanitäre Hilfe für Kinder in Myanmar gedeckt. Ohne zusätzliche Ressourcen können wir nicht alle Kinder in Not erreichen.

Schwer verletzte Kinder brauchen dringend medizinische Hilfe. Viele sind traumatisiert, weil sie geliebte Menschen verloren haben oder selbst aus den Trümmern geborgen wurden. Je länger wir warten, desto gravierender sind die Auswirkungen auf das Leben und die Zukunft der Kinder.“


UNICEF-Befragung: Jugendliche blicken pessimistisch
auf die Zukunft Deutschlands und der Welt 

Themen wie Kinderarmut, Schulen, mentale Gesundheit, Sicherheit und Zukunftschancen von Kindern weltweit haben für Jugendliche hohe Priorität 

© UNICEF/Sachse-Grimm

Köln/Duisburg, 27. März 2025 - Die große Mehrheit der deutschen Jugendlichen (14 bis 17 Jahre) blickt pessimistisch auf die Zukunft Deutschlands und der Welt. Ihre persönliche Zukunft schätzen die jungen Menschen hingegen eher positiv ein. Fast 80 Prozent der Jugendlichen denken, dass sich Politiker*innen nicht genug für die junge Generation einsetzen. Zudem haben die 14- bis 17-Jährigen wenig Zutrauen, dass die nächste Bundesregierung die aus ihrer Sicht besonders wichtigen Probleme löst. Das zeigt eine neue repräsentative Online-Befragung von UNICEF Deutschland. 

 „Es muss uns wachrütteln, dass mehr als zwei Drittel der Jugendlichen die Zukunft Deutschlands und der Welt so düster sehen und die Mehrheit der Politik bei vielen Herausforderungen keine guten Lösungen zutraut“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.

„Die künftige Bundesregierung hat jetzt die Chance, die junge Generation zu überzeugen, indem sie für die aus ihrer Sicht drängenden Probleme konkrete Politik gestaltet. Wenn Kinderarmut messbar zurückgedrängt wird, marode Schulen saniert und Zukunftschancen für Kinder weltweit gefördert werden, dann sehen die Jugendlichen, dass ihre Stimme und ihre Zukunft zählen.“

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre durften bei der Bundestagswahl im Februar noch nicht wählen, aber sie werden am längsten mit den Folgen der heutigen Politik leben müssen. Um der Meinung der Jugendlichen in der aktuellen Debatte Gehör zu verschaffen, hat UNICEF Deutschland das Sinus-Institut mit einer repräsentativen Online-Befragung beauftragt.  

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:  Jugendliche pessimistisch mit Blick auf die Zukunft Deutschlands und der Welt  
Insgesamt blickt die große Mehrheit der Jugendlichen im Alter von 14-17 Jahren eher pessimistisch oder sogar sehr pessimistisch auf die Zukunft Deutschlands (67 Prozent) und der Welt (72 Prozent). Trotzdem sind 83 Prozent mit Blick auf ihre persönliche Zukunft eher oder sogar sehr optimistisch.  

Abbildung 1: Wie optimistisch oder pessimistisch siehst du …  (siehe Anhang)

Quelle: Online-Befragung von SINUS im Auftrag von UNICEF Deutschland unter Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren. Befragungszeitraum: 3.3.-10.3.2025. N=508. Alle Angaben in %. 

Auch Yana, 18 Jahre, Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats, macht sich Sorgen um die Weltlage: „Ich sehe der Zukunft der Welt etwas pessimistisch entgegen, weil gerade so viel den Bach runter geht, und das belastet mich schon. Man kann da viel helfen, aber ich habe das Gefühl, die Politiker möchten gar nicht helfen. Das ist schon sehr traurig.“ 

Zutrauen in nächste Bundesregierung gering 

Mehr als drei Viertel der 14- bis 17-jährigen Jugendlichen (79 Prozent) sind der Ansicht, dass Politiker*innen sich nicht genug für die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Die Jugendlichen sind zudem sehr skeptisch, ob die neue Bundesregierung Lösungen für die großen Herausforderungen findet, die sie als wichtig einstufen. 

So ist es 93 Prozent der Jugendlichen eher wichtig oder sehr wichtig, dass die nächste Bundesregierung Kinderarmut bekämpft. Aber rund zwei Drittel (62 Prozent) sind nicht zuversichtlich, dass hierfür Lösungen gefunden werden. 

87 Prozent der Jugendlichen ist es wichtig, dass mehr Geld für Schulen bereitgestellt wird. Auch damit rechnen 62 Prozent jedoch nicht. Ähnlich hoch (85 Prozent) ist der Wunsch nach mehr Angeboten für mentale Gesundheit von Jugendlichen und die Skepsis (64 Prozent) in Bezug auf die Umsetzung. 

Kindern weltweit gute Zukunftsperspektiven zu ermöglichen, sehen 86 Prozent ebenfalls als wichtige oder sehr wichtige Aufgabe der Bundesregierung. Wiederum gehen zwei Drittel (64 Prozent) nicht davon aus, dass die neue Regierung dieser Herausforderung gerecht werden wird.  

Abbildung 2: Wie wichtig ausgewählte Themen für Jugendliche sind und wie zuversichtlich sie sind, dass die neue Bundesregierung gute Lösungen findet  (siehe Anhang)

Quelle: Online-Befragung von SINUS im Auftrag von UNICEF Deutschland unter Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren. Befragungszeitraum: 3.3.-10.3.2025. N=508. Alle Angaben in %. 

Positiver schätzen die Jugendlichen die Chancen ein, dass die künftige Bundesregierung die ihnen ebenfalls wichtigen Themen “Sicherheit Deutschlands und Europas stärken” sowie “Wirtschaftliche Lage in Deutschland verbessern” erfolgreich angehen wird. Hierbei trauen 56 Prozent beziehungsweise 49 Prozent der Jugendlichen der Politik gute Lösungen zu. Das kann daran liegen, dass die Themen Sicherheit und Wirtschaft in politischen Diskussionen und der medialen Berichterstattung großen Raum eingenommen haben und dadurch bei den Jugendlichen der Eindruck entstanden ist, dass sich die Politikerinnen und Politiker dieser Themen wirklich annehmen.

Jugendliche überzeugen durch gute Politik und mehr Mitsprache 
79 Prozent der Jugendlichen stimmen eher nicht oder überhaupt nicht der Aussage zu, dass sich Politikerinnen und Politiker genug für die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Gleichzeitig finden 77 Prozent der Befragten, dass Kinder und Jugendliche nicht genug Möglichkeiten haben, sich bei politischen Entscheidungen, die sie und ihre Zukunft betreffen, einzubringen. 

Dieser Ansicht ist auch Defne, 16 Jahre, Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats: „Eigentlich bin ich sehr zufrieden. Ich habe nur das Gefühl, dass sehr viel über uns Jugendliche hinweg entschieden wird, ohne dass wir wirklich mitsprechen können, obwohl wir ja die Zukunft von morgen sind. Daher würde ich mir wünschen, dass wir mehr Mitspracherecht hätten.“ 

Mehr Beteiligungsmöglichkeiten würden sowohl Jugendlichen vermitteln, dass ihre Meinung ernst genommen wird, als auch Politikerinnen und Politikern wichtige Einblicke geben, welche Probleme die junge Generation umtreiben und welche Erwartungen sie haben. 

Für die neue Legislaturperiode hat UNICEF Deutschland in dem Papier „Eine Politik für jedes Kind, eine Politik mit Zukunft“ konkrete Empfehlungen für die internationale und nationale Politik veröffentlicht. Umfassende Investitionen in benachteiligte Kinder in Deutschland und weltweit sowie die Beteiligung der jungen Generation an politischen Entscheidungen sind danach zentrale Hebel, um die Zukunftsfähigkeit voranzutreiben – und die junge Generation einschließlich der künftigen Erstwählenden davon zu überzeugen, dass die Bundesregierung auch sie im Blick hat. 

Über die Jugend-Befragung von UNICEF Deutschland 
Die Online-Befragung wurde vom 3. bis 10. März 2025 durch das Sinus-Institut im Auftrag von UNICEF Deutschland durchgeführt. Befragt wurden 508 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren. Zusätzlich hat UNICEF Deutschland in Interviews zwei jugendliche Mitglieder des UNICEF-JuniorBeirats um ihre Meinung gebeten. 


Tödliche Wasserknappheit – Kinder in Konflikten in ständiger Gefahr

UNICEF zum Weltwassertag: Überleben von Kindern in Gaza, der Demokratischen Republik Kongo, dem Sudan und der Ukraine durch prekäre Wassersituation bedroht

Ein Junge trägt einen Wasserkanister zwischen den Trümmern der Häuser in Rafah im Gazastreifen | © UNICEF/UNI724700/El Baba

Köln/Duisburg, 21. März 2025 - Noch immer haben über zwei Milliarden Menschen weltweit keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Neben den Folgen des Klimawandels und regionaler Wasserknappheit gefährdet insbesondere ein weiterer Umstand den sicheren Trinkwasserzugang für Kinder: das Aufwachsen in Konfliktgebieten. Bewaffnete Auseinandersetzungen erhöhen den Mangel an sauberem Trinkwasser, sanitären Anlagen und Hygiene drastisch, was die Verbreitung teils lebensbedrohlicher Erkrankungen begünstigt.

UNICEF Deutschland mahnt anlässlich des morgigen Weltwassertags (22. März) eindringlich, dass für Kinder in Konfliktgebieten wie Gaza, Sudan, Ukraine oder Demokratische Republik Kongo der Zugang zu sauberem Trinkwasser sichergestellt sein muss.

In Konflikten oder Kriegen ist die Versorgung mit Wasser und sanitären Einrichtungen oftmals zusammengebrochen: Aufbereitungsanlagen wurden zerstört, Brunnen sind verunreinigt oder Familien von der Wasserversorgung abgeschnitten.

„Kinder müssen unsauberes Wasser trinken, um zu überleben, doch das bringt wiederum ihr Leben in Gefahr“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „In lang anhaltenden Konflikten ist für Kinder unter fünf Jahren das Risiko, an einer Durchfallerkrankung zu sterben, durchschnittlich 20-fach höher als durch beispielsweise Bomben oder Granaten.“

Häufig potenzieren sich Hunger und Wassermangel zusätzlich: Durch Unterversorgung geschwächte Kinder sind anfälliger für Durchfallerkrankungen wie Cholera, was wiederum die Aufnahme von Nährstoffen erschwert und zu Mangelernährung führt. Aber auch andere Viruserkrankungen wie beispielsweise Polio oder Masern können sich verstärkt ausbreiten. Deswegen führt UNICEF in Gaza und dem Sudan breitangelegte Polio-Impfkampagnen durch.

Wassersituation in den Konfliktgebieten:
Demokratische Republik Kongo: Die eskalierende Gewalt in den östlichen Provinzen Nord- und Süd-Kivu hat seit Jahresbeginn über eine Million Menschen in die Flucht getrieben, fast die Hälfte davon Kinder. Viele Kinder leben unter prekären Bedingungen, es herrschen schlechte hygienische Zustände, Hunger und Wassermangel.

Familien sind gezwungen, Wasser aus dem nahegelegenen Kivu-See oder unhygienischen Wasserreservoirs zu holen. Krankheiten wie Cholera, Masern und Mpox breiten sich verstärkt aus; allein Cholera hat um 25 Prozent der durchschnittlichen Fälle pro Woche zugenommen.

Die UNICEF-Teams vor Ort arbeiten unter Hochdruck daran, die Kinder zu versorgen und zu schützen. Angriffe auf humanitäres Personal, geschlossene Flughäfen für Hilfsgüterlieferungen und immer wieder aufflammende Kämpfe erschweren die Arbeit. Dennoch ist es gelungen, in Goma drei Gesundheitseinrichtungen mit Wasserlieferungen zu versorgen sowie 77.000 Liter Treibstoff zu liefern, um fünf von sechs Wasserpumpwerken wieder in Betrieb zu nehmen. Entlang des Kivu-Sees wurden 53 Punkte zur Wasserreinigung mit Chlor eingerichtet. Insgesamt kommen die Maßnahmen, die UNICEF mit Partnern umsetzt, über 800.000 Menschen zugute.


Gaza: Die stark beschädigte Wasser- und Infrastruktur sowie die nur eingeschränkt mögliche humanitäre Hilfe hat die Kinder im Gazastreifen von der dringend benötigten Grundversorgung abgeschnitten. Die Wasserproduktion liegt bei weniger als 25 Prozent der Kapazität, was Krankheiten und verheerende hygienische Umstände weiter befeuert.

Seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe hatte UNICEF seine bestehenden Hilfsprogramme massiv ausgeweitet und Reparaturen der kritischen Infrastruktur unterstützt. Gemeinsam mit Partnern konnte UNICEF unter anderem Trinkwasser und Wasser für den täglichen Gebrauch für über 1,5 Millionen Menschen, davon über 600.000 Kinder, sicherstellen.

Allein im Januar halfen über 456.000 Liter Treibstoff dabei, Wassertransporte sowie eine sichere Wasserproduktion durch Entsalzungsanlagen und Brunnen zu ermöglichen. Auch wurde die breitangelegte Impfkampagne gegen Polio fortgesetzt, die insgesamt rund 600.000 Kinder erreichen soll. Die in dieser Woche wieder aufgenommen Angriffe verschärfen die Situation für Kinder nun erneut.


Sudan: Die humanitäre Situation im Sudan ist verheerend - über 30 Millionen Menschen, die Hälfte davon Kinder, sind auf Hilfe angewiesen. Infolge des Konfliktes ist die Infrastruktur in den Bereichen Wasser, Abwasser und Hygiene stark zerstört worden, starke Regenfälle und Überschwemmungen tragen zusätzlich zu einer Verunreinigung von Wasserquellen bei.

Ein Drittel der Bevölkerung hat daher keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Dadurch konnten sich im Sudan Krankheiten wie Cholera, aber auch Malaria oder Masern wieder stark ausbreiten – eine tödliche Gefahr für mehr als drei Millionen mangelernährte Kinder.
Der anhaltende Konflikt und direkte Angriffe auf humanitäre Hilfskräfte verschärfen die kritische Lage. Trotz der immensen Herausforderungen hat UNICEF im vergangenen Jahr 9,8 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt und über neun Millionen gegen Cholera geimpft. 2025 will UNICEF neun Millionen Menschen mit sicherem und ausreichend Wasser versorgen sowie 1,8 Millionen mit essenziellen Hygieneprodukten erreichen.


Ukraine: Über drei Jahre Krieg prägen das Leben der Kinder in der Ukraine. Aktuelle Gutachten zeigen massive Schäden an der Wasserinfrastruktur; immer wieder ist die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen. Die Hilfe von UNICEF für die Kinder in der Ukraine bleibt auch im vierten Kriegsjahr umfangreich: 4,3 Millionen Menschen sollen 2025 Zugang zu ausreichend Trinkwasser und Wasser für den täglichen Bedarf erhalten.

Um die Wasserversorgung zu verbessern, reparieren Teams beispielsweise Wasserleitungen in Schulen und Krankenhäusern, liefern Generatoren, Chemikalien zur Wasserreinigung oder Wasserflaschen in frontnahe Gebiete. Im Januar konnten damit rund 630.000 Menschen, davon über 100.000 Kinder, in acht Regionen erreicht werden. Gemeinsam mit lokalen Hilfsorganisationen konnte UNICEF fast 20.000 Kinder und Betreuungspersonen in den schwer zugänglichen Frontgebieten bei Dnipro, Donezk und Saporischschja mit essenziellen Hygienematerialien versorgen.

UNICEF ruft alle Konfliktparteien dazu auf, Angriffe auf kritische Infrastruktur wie Wasserversorgung oder Gesundheitseinrichtungen und Schulen zu unterlassen, den Zugang zu sauberem Trinkwasser sicherzustellen und sicheren Zugang für humanitäre Hilfe zu gewährleisten.

Große globale Fortschritte beim Zugang zu Trinkwasser
In den letzten 20 Jahren wurden große Fortschritte gemacht: Rund 2,1 Milliarden Menschen (rund ein Viertel der Weltbevölkerung) haben Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten.

Dennoch fehlt laut Schätzungen von UNICEF und WHO weiterhin 2,2 Milliarden Menschen der zuverlässige Zugang zu sauberem Trinkwasser. Menschen, die in fragilen Kontexten leben, sind dabei mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit betroffen wie Menschen in anderen Regionen.

Für Kinder ist die Gefahr durch verschmutztes Wasser besonders hoch: Jeden Tag sterben über 1.000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser oder mangelnde Sanitäranlagen und Hygiene verursacht und übertragen werden, wie zum Beispiel die Durchfallerkrankung Cholera.

UNICEF unterstützt in über 100 Ländern mit langfristigen Programmen die Wasser- und Sanitärversorgung und verhilft dadurch jährlich 35 Millionen Menschen zu Trinkwasser. In Notsituationen ist UNICEF in 85 Prozent der Krisenländer für die Koordinierung der Wasser-, Sanitär- und Hygiene-Hilfen zuständig und spielt dadurch eine entscheidende Rolle, um Menschen in Not mit Trinkwasser zu versorgen und den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern.

UNICEF ruft weiterhin für Kinder im Sudan, in Gaza und in der Ukraine sowie der Demokratischen Republik zu Spenden auf. Weitere Informationen:
www.unicef.de

UNICEF/WHO: Europäische Region meldet höchste Zahl von Masernfällen seit mehr als 25 Jahren

Europäische Region verzeichnet 127.350 Masernfälle für das Jahr 2024 – doppelt so viele wie für 2023 und die höchste Zahl seit 1997

© UNICEF/UN0760563/Babajanyan VII Photo

Genf/ Kopenhagen/ Köln/Duisburg, 13. März 2025 - Im Jahr 2024 wurden in der Europäischen Region 127.350 Masernfälle gemeldet - doppelt so viele wie im Jahr 2023 und die höchste Infektionsrate seit 1997, so eine Analyse der WHO und UNICEF.

Mehr als 40 Prozent der gemeldeten Fälle in der Europäischen Region, die 53 Länder in Europa und Zentralasien umfasst, betrafen Kinder unter fünf Jahren. In mehr als der Hälfte der gemeldeten Fälle war ein Krankenhausaufenthalt erforderlich. Basierend auf den vorläufigen Daten, die zum 6. März vorlagen, wurden insgesamt 38 Todesfälle gemeldet.

Die Zahl der Masernfälle in der Europäischen Region ist seit 1997, als rund 216.000 Fälle gemeldet wurden, generell rückläufig und erreichte 2016 mit 4.440 Fällen einen Tiefststand. Doch in den Jahren 2018 und 2019 kam es mit 89.000 bzw. 106.000 gemeldeten Fällen zu einem Wiederanstieg.

Nach einem Rückgang der Impfquoten während der COVID-19-Pandemie, stiegen die Fallzahlen 2023 und 2024 wieder deutlich an. In vielen Ländern sind die Impfquoten noch nicht wieder auf das Niveau von vor der Pandemie zurückgekehrt, was die Gefahr von Ausbrüchen erhöht.

„Masern sind zurück – und das ist ein Weckruf. Ohne hohe Impfraten gibt es keine Sicherheit für die Gesundheit. Nun, da wir an unserer neuen Gesundheitsstrategie für Europa und Zentralasien arbeiten, können wir es uns nicht leisten, an Boden zu verlieren. Jedes Land muss seine Anstrengungen verstärken, um unzureichend geimpfte Bevölkerungsgruppen zu erreichen“, warnte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Das Masernvirus ruht nie – und wir dürfen das auch nicht.“

Die Europäische Region verzeichnete im Jahr 2024 ein Drittel aller weltweiten Masernfälle. Allein 2023 verpassten 500.000 Kinder in der Region ihre erste Masernimpfung (MCV1), die im Rahmen von Routineimpfungen verabreicht werden müsste.

„Die Zahl der Masernfälle in Europa und Zentralasien ist in den letzten beiden Jahren drastisch gestiegen – das ist ein Hinweis auf Impflücken“, sagte Regina De Dominicis, UNICEF Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien. „Um Kinder vor dieser tödlichen und verheerenden Krankheit zu schützen, benötigen wir dringend ein Handeln der Regierungen, einschließlich nachhaltiger Investitionen in Gesundheitspersonal.“


Masern zählen zu den ansteckendsten Viruserkrankungen beim Menschen. Neben Krankenhausaufenthalten und Todesfällen durch Komplikationen wie Lungenentzündung, Enzephalitis, Durchfall und Dehydrierung können Masern langfristige, schwerwiegende gesundheitliche Folgen wie Erblindung verursachen. Ebenso können sie das Immunsystem schädigen, indem sie sein Gedächtnis zur Bekämpfung von Infektionen “löschen”, wodurch Überlebende anfälliger für andere Erkrankungen werden. Die Impfung bleibt der beste Schutz gegen das Virus.

In Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und Rumänien wurden 2023 weniger als 80 Prozent der impfberechtigten Kinder mit MCV1 geimpft – deutlich unter der zur Aufrechterhaltung der Herdenimmunität erforderlichen Durchimpfungsrate von 95 Prozent.

Sowohl in Bosnien und Herzegowina als auch in Montenegro lagen die Durchimpfungsquoten für MCV1 in den letzten fünf oder mehr Jahren unter 70 beziehungsweise 50 Prozent. Rumänien meldete in der Region 2024 die höchsten Fallzahlen mit 30.692, gefolgt von Kasachstan mit 28.147 Fällen.

Masern bleiben eine ernsthafte globale Bedrohung. Weltweit wurden 2024 rund 359.521 Masernfälle gemeldet. Das Virus verbreitet sich regelmäßig über Grenzen und Kontinente hinweg. Ausbrüche der hochansteckenden Krankheit treten überall dort auf, wo das Virus auf ungeimpfte oder unzureichend geimpfte Menschen trifft, insbesondere Kinder.

UNICEF und WHO arbeiten gemeinsam mit Regierungen und der Unterstützung von Partnern wie der Europäischen Union oder der Impfallianz Gavi daran, Masernausbrüche zu verhindern und zu bekämpfen. Dazu beziehen sie Gemeinschaften mit ein, schulen Gesundheitspersonal, stärken Impfprogramme sowie Überwachungssysteme und initiieren Nachholimpfkampagnen.

UNICEF und WHO fordern Regierungen in Ländern mit aktiven Ausbrüchen dringend dazu auf, die Fallermittlung und Kontaktverfolgung zu intensivieren und Notfallimpfkampagnen durchzuführen. Es ist unerlässlich, dass Länder die Ursachen der Ausbrüche analysieren, Schwachstellen in ihren Gesundheitssystemen adressieren und epidemiologische Daten gezielt dazu nutzen, Impflücken zu identifizieren und zu schließen. Im Fokus sollte dabei stehen, zögernde Eltern und marginalisierte Gemeinschaften zu erreichen sowie ungleichen Impfzugang zu beseitigen.

Länder, in denen keine aktuellen Masernausbrüche bestehen, sollten Vorbereitungen treffen, indem sie Immunitätslücken identifizieren und beheben, das öffentliche Vertrauen in Impfungen ausbauen und Gesundheitssysteme nachhaltig stärken.


Weltfrauentag: Gemischte Bilanz zur Gleichberechtigung von Mädchen weltweit

New York/Köln/Duisburg, 7. März 2025 - Auch 30 Jahre nach der “Pekinger Erklärung" zur Gleichstellung der Geschlechter werden trotz großer Fortschritte Millionen von Mädchen weltweit noch immer in vielen Bereichen eklatant benachteiligt und sind beispielweise Gewalt und Kinderehen ausgesetzt. Darauf verweist ein neuer Bericht von UNICEF, Plan International und UN Women zum morgigen Weltfrauentag.

© UNICEF/UNI702739/Dicko


Der Report “Girls Goals: What has changed for girls? Adolescent girls´ rights over 30 years” (Ziele für Mädchen: Was hat sich für Mädchen geändert? Die Rechte jugendlicher Mädchen in den letzten 30 Jahren) nennt zugleich bedeutende Errungenschaften und hebt die wichtige Rolle hervor, die Mädchen für die Entwicklung von Ländern spielen.


Das Jahr 1995 war ein Meilenstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung der Geschlechter. Auf der vierten Weltfrauenkonferenz in Peking verabschiedeten 189 Regierungen die “Pekinger Erklärung”, um die Gleichstellung von Frauen und Mädchen zu erreichen. Die Vereinbarung hob zwölf Schlüsselbereiche hervor, in denen dringendes Handeln erforderlich war und gab Ländern gleichzeitig einen konkreten Weg vor, wie sie Veränderungen erreichen konnten.


30 Jahre später macht der Bericht von UNICEF, Plan International und UN Women deutlich, dass die Entwicklungen ungleichmäßig fortgeschritten sind und trotz aller Erfolge deutliche Unterschiede bestehen bleiben. Unzureichend sind die Fortschritte beispielsweise nach wie vor in Bereichen wie Bildung, lebensrettenden Gesundheitsdiensten oder dem Schutz vor weiblicher Genitalverstümmelung.


“Mädchen sind eine starke Kraft für globalen Wandel. Mit der richtigen Unterstützung zur richtigen Zeit können sie dabei helfen, die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen und unsere Welt neu zu gestalten”, sagte Catherine Russell, UNICEF-Exekutivdirektorin. “Investitionen in kritische Bereiche wie Bildung, Kompetenzentwicklung, Schutz und essenzielle Gesundheits- und Ernährungsdienstleistungen können das Potenzial jugendlicher Mädchen weltweit freisetzen und Gemeinden und Länder voranbringen.”


Zentrale Ergebnisse des Berichtes sind:
Obwohl die Anzahl der Mädchen, die nicht zur Schule gehen, in den letzten 20 Jahren um 39 Prozent zurückging, ist 122 Millionen Mädchen weltweit der Schulbesuch verwehrt. Jugendliche Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren sind in Südasien dreimal wahrscheinlicher als Jungen nicht in der Schule, einer Anstellung oder Ausbildung.

Ungefähr eins von vier jugendlichen Mädchen weltweit, das verheiratet oder verpartnert ist, hat Gewalt durch seinen Partner erfahren. 50 Millionen der heute lebenden Mädchen waren sexualisierter Gewalt ausgesetzt.

Minderjährige Mädchen werden heute seltener verheiratet als noch vor 25 Jahren. Dennoch heiratet weltweit eins von fünf Mädchen in seiner Kindheit. Die größten Fortschritte im Kampf gegen Kinderehen hat Südasien gemacht, während in Lateinamerika und der Karibik keine Verbesserung in den letzten 25 Jahren beobachtet werden konnte.

Weltweit hat sich die Zahl jugendlicher Mädchen, die ein Kind zur Welt brachten, in den letzten 30 Jahren beinahe halbiert. Trotzdem wird erwartet, dass 2025 etwa zwölf Millionen Teenager zwischen 15 und 19 Jahren Mütter werden. Auch schätzungsweise 325.000 jüngere Jugendliche (zehn bis 14 Jahre), für die eine Schwangerschaft noch risikoreicher ist, werden dieses Jahr ein Kind gebären.

UNICEF, Plan International und UN Women fordern weitere Anstrengungen, um Mädchen und junge Frauen weltweit zu fördern, mit Fokus auf den Bereichen, in denen die Fortschritte stagnieren und die Lücken in der Gleichstellung am größten sind.

Weitere Informationen zur Situation von Mädchen weltweit finden Sie hier: Weltmädchentag 2024: Elf Fakten zum internationalen Mädchentag | UNICEF


Motto zum Weltkindertag 2025: Kinderrechte – Bausteine für Demokratie


© Paula G. Vidal

Köln/Berlin/Duisburg, 12. Februar 2025 - Der Weltkindertag am 20. September 2025 steht in diesem Jahr unter dem Motto „Kinderrechte – Bausteine für Demokratie!“. UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk unterstreichen damit, wie wichtig die Umsetzung der Kinderrechte für unser aller Zukunft und als Fundament der Demokratie ist.


Kinder und Jugendliche, die ihre Rechte kennen und leben, verstehen besser, wie Demokratie funktioniert und wie sie sich aktiv einbringen können. Die beiden Kinderrechtsorganisationen fordern im Wahljahr 2025 dazu auf, die Rechte der jungen Generation stärker als bisher bei politischen Entscheidungen miteinzubeziehen – für ein zukunftsfähiges und kinderfreundlicheres Land.


„Das Motto des Weltkindertages 2025 unterstreicht die fundamentale Bedeutung der Kinderrechte für unser Zusammenleben“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Um unsere 14,3 Millionen Demokratinnen und Demokraten von Morgen zu stärken, braucht es eine Politik, die Kinder, ihre Chancen und die Verwirklichung ihrer Rechte gezielt fördert.
Mit umfassenden Investitionen in Bildung, der Förderung benachteiligter junger Menschen vom Kita-Alter an und der Beteiligung der jungen Generation an politischen Entscheidungen können wir die Zukunftsfähigkeit des Landes vorantreiben und zugleich unsere demokratische Gesellschaft stärken.”


„Es braucht dringend konsequente politische Initiativen und Entscheidungen für eine Politik, die alle Generationen in den Blick nimmt. Denn bisher werden die Belange der Kinder und Jugendlichen in Deutschland an zu vielen Stellen systematisch ausgeblendet. Wir sehen tagtäglich, dass unsere Demokratie an vielen Stellen herausgefordert wird wie lange nicht.
Deshalb ist es dringend an der Zeit, unsere Demokratie zusammen mit der jungen Generation mit Leben zu füllen, ihre Voraussetzungen zu bewahren und sie offensiv gegen Bedrohungen zu verteidigen. Dafür braucht es auch die konsequente Umsetzung der Kinderrechte in allen Bereichen unserer Gesellschaft“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.


Zum Weltkindertag am 20. September 2025 ist eine gemeinsame bundesweite Mitmach-Aktion von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk geplant. Dabei werden die Kinderrechte als Bausteine für Demokratie im Fokus stehen. Hinzu kommen zahlreiche Initiativen mit lokalen Demonstrationen, Aktionen, Festen und anderen Veranstaltungen. Dabei werden sich Menschen aus ganz Deutschland für Kinder, deren Rechte und Bedürfnisse stark machen.

Alle Informationen zum Weltkindertag gibt es unter

www.unicef.de/weltkindertag und www.dkhw.de/weltkindertag.


Im September 1954 empfahlen die Vereinten Nationen ihren Mitgliedstaaten die Einführung eines weltweiten Tages für Kinder. Sie wollten damit den Einsatz für Kinderrechte stärken, die Freundschaft unter Kindern und Jugendlichen auf der Welt fördern und die Regierungen auffordern, die weltweite UNICEF-Arbeit zu unterstützen.

Inzwischen wird der Weltkindertag in über 145 Staaten gefeiert; seit 1989 sind die Kinderrechte mit einer UN-Konvention für jedes Kind verbrieft.


Welttag gegen weibliche Genitalverstümmelung:
Mit starken Allianzen für ein Ende der Praxis

Gemeinsames Statement von UNFPA-Exekutivdirektorin Dr. Natalia Kanem, UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell und WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus

Halima, 20, wuchs in Süd-Kordofan auf, wo Genitalverstümmelung (FGM) und Kinderheirat weit verbreitet sind. Nachdem sie vor dem Konflikt in Khartum geflohen ist, lebt sie jetzt in Kosti - und ist entschlossen, den schädlichen Praktiken ein Ende zu setzen. Ein UNICEF-Workshop hat ihr Engagement für Veränderungen gestärkt. | © UNICEF/UNI511471/Awad

New York/Genf/ Köln/Duisburg, 6. Februar 2025 - „Die weibliche Genitalverstümmelung ist eine Menschenrechtsverletzung, die tiefgreifende und lebenslange physische, emotionale und psychologische Narben bei Mädchen und Frauen hinterlässt. Diese schädliche Praxis betrifft heute mehr als 230 Millionen Mädchen und Frauen. Schätzungen zufolge könnten bis 2030 weitere 27 Millionen Mädchen dieser Verletzung ihrer Rechte und Würde ausgesetzt sein, wenn wir nicht jetzt gegensteuern.

Am heutigen Welttag der Nulltoleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung und im Einklang mit dem diesjährigen Thema „Das Tempo erhöhen: Stärkung von Allianzen und Aufbau von Bewegungen zur Beendigung der weiblichen Genitalverstümmelung“, bekräftigen UNFPA, UNICEF und die WHO ihr gemeinsames Engagement, zusammen mit Ländern und Gemeinschaften diese schädliche Praxis ein für alle Mal zu beenden.

Es gibt Hoffnung. Viele Länder verzeichnen einen Rückgang der Verbreitung weiblicher Genitalverstümmelung. Wir sehen Fortschritte in Ländern wie Kenia und Uganda, wo gemeinschaftliches Engagement und lokale Initiativen beweisen, dass durch die Stärkung von Allianzen und den Aufbau von Bewegungen der Wandel beschleunigt werden kann.

Seit 2008 haben 7 Millionen Frauen Zugang zu Präventionsmaßnahmen bekommen

Seit dem Start des gemeinsamen UNFPA-UNICEF-Programms zur Eliminierung der weiblichen Genitalverstümmelung im Jahr 2008 und in Zusammenarbeit mit der WHO haben fast sieben Millionen Mädchen und Frauen Zugang zu Präventions- und Schutzmaßnahmen erhalten. Darüber hinaus haben 48 Millionen Menschen öffentlich erklärt, die Praxis aufzugeben, und 220 Millionen Menschen wurden durch Kampagnen in Massenmedien über das Thema aufgeklärt. In den letzten zwei Jahren haben sich fast 12.000 lokale Organisationen und 112.000 Aktivist*innen in Gemeinden engagiert, um in dieser entscheidenden Phase Veränderungen herbeizuführen.

Doch die Fragilität der erzielten Fortschritte wird immer deutlicher. In Gambia etwa gibt es weiterhin Versuche, das Verbot der weiblichen Genitalverstümmelung aufzuheben – trotz der Ablehnung eines ersten Vorschlags durch das Parlament im vergangenen Jahr. Solche Bemühungen könnten die Rechte, die Gesundheit und die Würde zukünftiger Generationen von Mädchen und Frauen massiv untergraben und die jahrzehntelange Arbeit zur Veränderung von Einstellungen und zur Mobilisierung von Gemeinschaften gefährden.

Von den 31 Ländern, in denen nationale Daten zur Verbreitung dieser Praxis erhoben werden, sind nur sieben auf dem richtigen Weg, das nachhaltige Entwicklungsziel (SDG) der vollständigen Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung bis spätestens 2030 zu erreichen. Die derzeitige Fortschrittsrate muss dringend beschleunigt werden, um dieses Ziel zu erfüllen.

Dazu bedarf es starker Allianzen zwischen Führungspersönlichkeiten, lokalen Organisationen und verschiedenen Sektoren – einschließlich Gesundheit, Bildung und sozialer Sicherung. Zudem sind eine nachhaltige Interessenvertretung und eine verstärkte soziale Bewegung erforderlich, bei der die betroffenen Mädchen und Überlebenden im Mittelpunkt stehen.

Es erfordert zudem eine stärkere Rechenschaftspflicht auf allen Ebenen, um sicherzustellen, dass Verpflichtungen zu den Menschenrechten eingehalten und politische Strategien umgesetzt werden, die Mädchen vor diesem Eingriff schützen und Überlebenden Unterstützung bieten. Darüber hinaus sind mehr Investitionen erforderlich, um bewährte Maßnahmen auszuweiten. Wir sind unseren großzügigen Geldgebern und Partnern für ihre Unterstützung dieser lebensverändernden Arbeit zutiefst dankbar und rufen weitere Akteure dazu auf, sich uns anzuschließen.

Wir alle tragen Verantwortung dafür, dass jedes Mädchen geschützt wird und frei von Schaden leben kann. Lassen Sie uns das Tempo erhöhen und mit Dringlichkeit handeln. Die Zeit, weibliche Genitalverstümmelung zu beenden, ist jetzt.“

Das gemeinsame UNFPA-UNICEF-Programm zur Eliminierung der weiblichen Genitalverstümmelung setzt sich für die Abschaffung dieser Praxis durch gezielte Maßnahmen in 17 Ländern, in denen sie verbreitet ist, ein. Das Programm schafft Möglichkeiten für Mädchen und Frauen, ihre Rechte in Bezug auf Gesundheit, Bildung, Einkommen und Gleichstellung wahrzunehmen, um die Machtungleichgewichte zu überwinden, die dieser schädlichen Praxis zugrunde liegen.

Weitere Informationen:
https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/maedchenbeschneidung-stoppen


Paddington™ übernimmt UNICEF-SchirmBÄRschaft


Christian Schneider, Geschäftsführer UNICEF Deutschland, gemeinsam mit dem frischgebackenen SchirmBÄRen Paddington™ © UNICEF/UNI727226/Sachse-Grimm

Köln/Duisburg, 5. Februar 2025 - UNICEF Deutschland ernennt Paddington zum offiziellen SchirmBÄRen. Rund um den Start seines neuen Kinofilms „Paddington in Peru“ würdigt das Kinderhilfswerk der UN damit den wertvollen Beitrag, den der sympathische Bär bereits seit 2022 für die Arbeit für Kinder weltweit leistet. Der beliebte Kinderbuchcharakter ist damit der erste Bär in der Geschichte, der die SchirmBÄRschaft von UNICEF Deutschland übernimmt. 


 „Mit seiner freundlichen Art und seinen fantasievollen Geschichten bringt Paddington nicht nur Kinderaugen auf der ganzen Welt zum Strahlen, sondern unterstützt UNICEF auch tatkräftig dabei, Hilfe für Kinder in Not zu leisten“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Wir sind froh, dass Paddington die offizielle Rolle als SchirmBÄR übernimmt. Heute mehr denn je brauchen wir bekannte Persönlichkeiten, die den Blick auf die Situation der Kinder lenken und uns helfen, für jedes Kind gute Startchancen zu schaffen.“ 


Gestartet in Großbritannien, dem Mutterland der Paddington-Geschichten, unterstützt Paddington seit 2022 auch UNICEF Deutschland beim Sammeln von Spenden zur Finanzierung der Hilfe für Kinder weltweit. Mit „Paddingtons Postkarten“ erhalten Kinder, Enkel oder Patenkinder von Spender*innen ein Jahr lang jeden Monat Post von Paddington, in der er von fernen Ländern und spannenden Kulturen berichtet. Erstmals trat Paddington 1958 als Figur des Kinderbuchs „Ein Bär mit Namen Paddington“, geschrieben vom britischen Autor Michael Bond, in Erscheinung.


Der sympathische Bär, der ursprünglich aus Peru kommt, wurde darin nach dem gleichnamigen Bahnhof in London benannt. Seither erlebte Paddington viele spannende Abenteuer auf der ganzen Welt. Seine neusten Erlebnisse sind seit dem 30. Januar 2025 in seinem aktuellen Kinofilm „Paddington in Peru” – entwickelt, produziert und vertrieben von STUDIOCANAL – deutschlandweit zu bestaunen. 


Waffenruhe im Gazastreifen: „Ausmaß der humanitären Bedarfe enorm“

Statement der UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zur angekündigten Waffenruhe im Gazastreifen

New York/Köln/Duisburg, 16. Januar 2025 - „Wir begrüßen die Ankündigung einer Einigung auf eine Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien im Gazastreifen. Eine Waffenruhe ist längst überfällig, sowohl für Kinder und ihre Familien in Gaza, die seit mehr als einem Jahr unter Bombardierungen und Not leiden als auch für die Geiseln in Gaza und ihre Familien in Israel, die so sehr leiden.

Der Krieg hat einen verheerenden Tribut von Kindern im Gazastreifen gefordert: laut Berichten wurden mindestens 14.500 Kinder getötet und Tausende verletzt. Schätzungsweise 17.000 Kinder sind unbegleitet oder wurden von ihren Eltern getrennt, fast eine Million vertrieben.

Das Ausmaß der humanitären Bedarfe ist enorm. UNICEF und seine Partner stehen bereit, unsere Hilfe zu verstärken. Wichtig dafür ist, dass humanitäre Organisationen die so dringend benötigte Hilfe im Gazastreifen sicher leisten können. Dafür braucht es ungehinderten Zugang, um Kinder und Familien mit sauberem Wasser, Nahrungsmitteln, Gesundheitsversorgung, psychologischer Unterstützung und Bargeldhilfen zu erreichen sowie die Wiederaufnahme kommerzieller Lkw-Lieferungen.

Angesichts des Zusammenbruchs der lebenswichtigen Grundversorgung im Gazastreifen müssen wir dringend alles dafür tun, um Leben zu retten und Kindern zu helfen.

Weniger als die Hälfte der 36 Krankenhäuser in Gaza sind funktionsfähig. Dadurch sind insbesondere Kinder durch Infektionskrankheiten gefährdet. Die Wasserproduktion liegt bei weniger als 25 Prozent der Kapazität. Nahezu alle 2,1 Millionen Menschen im Gazastreifen leiden unter Ernährungsunsicherheit. 95 Prozent der Schulgebäude in Gaza wurden beschädigt oder zerstört.

Es ist wichtig, dass die Parteien die Waffenruhe vollständig einhalten und den erforderlichen Umfang an Hilfsgütern über alle verlässlichen Zugangspunkte in den Gazastreifen zulassen. Auch das Sicherheitsumfeld muss dringend verbessert werden, damit UNICEF unter anderem mangelernährte Kinder behandeln, Impfungen für 420.000 Kinder unter fünf Jahren nachholen und dazu beitragen kann, Krankheitsausbrüche wie Polio, Masern und Cholera zu vermeiden.

UNICEF fordert alle Akteure dringend auf, eine dauerhafte politische Lösung zu finden, die den Rechten und dem Wohlergehen dieser und künftiger Generationen von Kindern Priorität einräumt.

Der Krieg in Gaza hat Kinder bereits so viel gekostet. Wir müssen jetzt handeln und uns gemeinsam für eine bessere Zukunft für alle Kinder einsetzen.“


Syrien: „Bildung ist Schlüssel für Neuanfang“ 

Kinder brauchen weiter Hilfe und die Chance auf eine bessere Zukunft

© UNICEF/UNI704243/Yacoubian


Köln/Berlin/Duisburg, 15. Januar 2024 - Fast 14 Jahre Krieg in Syrien haben zu einer schweren Bildungskrise für Kinder geführt. Schätzungsweise 2,4 Millionen Kinder besuchen keine Schule. Einer weiteren Million Kindern droht der Schulabbruch. Rund 7,5 Millionen Kinder benötigen humanitäre Hilfe. UNICEF Deutschland ruft dazu auf, alles daran zu setzen, Kinder in Syrien zu unterstützen und ihnen Perspektiven durch Bildung und psychosoziale Unterstützung zu ermöglichen.

„Nach Jahren extremer Not und unvorstellbarer Gewalt stehen Menschen in Syrien an einem Wendepunkt. Umso wichtiger ist es, Kinder und junge Menschen mit den nötigen Fähigkeiten auszustatten, um zum Aufbau Syriens beizutragen und eine stabile und friedliche Zukunft ihrer Gesellschaft mitzugestalten. Bildung ist der Schlüssel für diesen Neuanfang“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Kinder in Syrien brauchen zudem dringend weiter psychosoziale Hilfe, um die vielen Jahre der Gewalt, Not und Flucht zu verarbeiten. Wie die Zukunft Syriens aussieht, hängt davon ab, was wir heute tun, um Kinder und junge Menschen in Syrien zu unterstützen.“

Mehr als 3.700 Schulen in Syrien wurden zerstört oder beschädigt. Zahlreiche Lehrkräfte sind geflohen. Viele Familien können angesichts der anhaltenden schwierigen wirtschaftlichen Lage die Kosten für den Schulbesuch nicht aufbringen. Unzählige Kinder sind von den jahrelangen Gewalt- und Fluchterfahrungen traumatisiert.

Wenn Kinder nicht zur Schule gehen, steigt das Risiko von Kinderarbeit und Kinderheirat. Umso wichtiger ist es, Schulen als zentrale Orte für Kinder wieder aufzubauen. Der Bildung für Kinder Vorrang einzuräumen, und das Lehrpersonal sowie das Bildungssystem zu stärken, sind eine wesentliche Voraussetzung für die Förderung des sozialen Zusammenhalts, der Toleranz und des Friedens.

UNICEF ist seit den 1970er-Jahren für Kinder in Syrien im Einsatz. Im ersten Halbjahr 2024 erhielten beispielsweise 600.000 Kinder Zugang zu Bildungsangeboten. In diesem Jahr plant UNICEF mehr als 2,6 Millionen Kinder mit Bildungsangeboten zu erreichen und rund 20.000 Lehrerinnen und Lehrer zu schulen. Mehr als 250.000 Kinder sollen mit psychosozialer Hilfe erreicht werden.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist seit vielen Jahren eine der wichtigsten Partner der UNICEF-Hilfe für Kinder in Syrien. Dazu gehört UNICEFs „No Lost Generation“-Programm, um den Zugang von Kindern zu Bildung zu verbessern.

Insgesamt benötigt UNICEF rund 488 Millionen US-Dollar für die Hilfe für Kinder in Syrien, u.a. in den Bereichen Bildung, Gesundheit, psychosoziale Hilfe, Ernährung und Wasser- und Sanitärversorgung.

UNICEF Deutschland ruft zu Spenden für Kinder in Syrien auf: www.unicef.de/syrien.



UNICEF: 2024 war eines der schlimmsten Jahre für Kinder in Konfliktsituationen

Kinder dürfen nicht „Kollateralschaden der ungebremsten Kriege der Welt“ werden

Ali (11), läuft über die Trümmer seines zerstörten Hauses in Gaza-Stadt. / © UNICEF/UNI501989/Al-Qattaa


New York/Köln/Duisburg, 28. Dezember 2024 - Die Auswirkungen bewaffneter Konflikte auf Kinder weltweit haben im Jahr 2024 ein verheerendes und womöglich beispielloses Ausmaß erreicht. Dies geht aus einer UNICEF-Analyse der neuesten verfügbaren Daten und globalen Trends hervor.

Schätzungen zufolge leben mehr Kinder als je zuvor entweder in Konfliktgebieten oder sind aufgrund von Konflikten und Gewalt gewaltsam vertrieben worden. Die Rechte einer Rekordzahl von Kindern, die von Konflikten betroffen sind, werden verletzt, unter anderem, weil sie getötet und verletzt werden, die Schule abbrechen müssen, es an lebenswichtigen Impfungen fehlt oder sie an schwerer Mangelernährung leiden. Diese Zahl wird voraussichtlich noch weiter steigen.

"Konflikte sind für etwa 80 Prozent des gesamten humanitären Bedarfs weltweit verantwortlich und beeinträchtigen den Zugang zu lebensnotwendigen Grundleistungen wie sauberem Wasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung.

Über 473 Millionen Kinder – mehr als jedes sechste Kind weltweit – leben heute in Konfliktgebieten. Die Zahl der Konflikte ist laut Global Peace Index die höchste seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Anteil der Kinder weltweit, die in Konfliktgebieten leben, hat sich verdoppelt – von etwa zehn Prozent in den 1990er Jahren auf heute fast 19 Prozent.

Bis Ende 2023 wurden 47,2 Millionen Kinder aufgrund von Konflikten und Gewalt vertrieben. Die Trends für 2024 weisen auf einen weiteren Anstieg von Vertreibungen hin, weil sich verschiedene Konflikte weiter zuspitzen, unter anderem in Haiti, im Libanon, in Myanmar, in Palästina und im Sudan. Kinder und Jugendliche sind überproportional von Flucht und Vertreibung betroffen: Sie machen rund 30 Prozent der Weltbevölkerung aus, im Durchschnitt sind aber rund 40 Prozent der geflüchteten Menschen und 49 Prozent der im eigenen Land vertriebenen Menschen Minderjährige. In Ländern, die von Konflikten betroffen sind, ist im Durchschnitt mehr als ein Drittel der Bevölkerung arm (34,8 Prozent), verglichen mit etwas mehr als zehn Prozent in Ländern, die nicht von Konflikten betroffen sind.

„In fast jeder Hinsicht war 2024 eines der schlimmsten Jahre für Kinder in Konfliktsituationen in der 78-jährigen Geschichte von UNICEF – sowohl was die Zahl der betroffenen Kinder als auch die Auswirkungen auf ihr Leben betrifft“, sagte Catherine Russell, Exekutivdirektorin von UNICEF. „Ein Kind, das in einem Konfliktgebiet aufwächst, geht mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht zur Schule, ist mangelernährt und wird aus seinem Zuhause vertrieben – und das häufig mehrfach – in Vergleich zu einem Kind, das an einem friedlichen Ort lebt. Das darf nicht zur neuen Normalität werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass eine Generation von Kindern zum Kollateralschaden der ungebremsten Kriege in der Welt wird.“

Rekordwert von schweren Kinderrechtsverletzungen wie Tötung und Verstümmelung

Laut den neuesten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2023 verifizierten die Vereinten Nationen einen Rekord von 32.990 schweren Kinderrechtsverletzungen gegen 22.557 Kinder und Jugendliche – die höchste Zahl seit Beginn des vom UN-Sicherheitsrates eingesetzten Überwachungsmechanismus. Auch wenn für 2024 noch nicht alle Zahlen vorliegen, rechnet UNICEF angesichts der aktuellen Entwicklungen mit einem weiteren Anstieg. So wurden beispielsweise in Gaza Tausende von Kindern getötet und verletzt, und die Vereinten Nationen verifizierten in der Ukraine in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 mehr Opfer unter Kindern als im gesamten Jahr 2023.


Die Situation für Frauen und Mädchen ist besonders besorgniserregend, da es in Konfliktgebieten zahlreiche Berichte über Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt gibt. In Haiti ist der Anteil der gemeldeten Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder in diesem Jahr um 1.000 Prozent gestiegen. In bewaffneten Konflikten sind auch Kinder mit Behinderungen in der Regel unverhältnismäßig stark Gewalt und der Verletzung ihrer Rechte ausgesetzt.


In Konfliktgebieten ist Bildung stark beeinträchtigt. Schätzungen zufolge gehen mehr als 52 Millionen Kinder in von Konflikten betroffenen Ländern nicht zur Schule. Kinder im Gazastreifen und ein erheblicher Teil der Kinder im Sudan haben mehr als ein Jahr lang keine Schule besucht, während in Ländern wie der Ukraine, der Demokratischen Republik Kongo und Syrien Schulen beschädigt, zerstört oder zweckentfremdet wurden. Dadurch können Millionen von Kindern nicht lernen. Die Zerstörung der Bildungsinfrastruktur und fehlende Sicherheit in der Nähe von Schulen haben die ohnehin schon katastrophale Bildungssituation in diesen Regionen noch verschlimmert.


Mangelernährung von Kindern in Konfliktgebieten hat ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Konflikte und bewaffnete Gewalt sind nach wie vor die Hauptursachen für Hunger in zahlreichen Krisengebieten, da Nahrungsmittelsysteme gestört, Menschen vertrieben und der Zugang zu humanitärer Hilfe behindert wird. So wurde beispielsweise in Nord-Darfur im Sudan die erste Hungersnot seit 2017 festgestellt. Im Jahr 2024 leiden schätzungsweise mehr als eine halbe Million Menschen in fünf von Konflikten betroffenen Ländern unter Hunger (eingestuft als „IPC-Phase 5“, der schlimmsten Form der Ernährungsunsicherheit).

Konflikte haben verheerende Auswirkungen auf den Zugang von Kindern zu lebenswichtiger Gesundheitsversorgung. Etwa 40 Prozent der nicht oder unzureichend geimpften Kinder leben in Ländern, die entweder teilweise oder vollständig von Konflikten betroffen sind. Diese Kinder sind oft am anfälligsten für Krankheitsausbrüche wie Masern und Polio, weil sie durch fehlende Sicherheit, mangelnden Zugang zu Ernährung und Gesundheitsdiensten besonders vulnerabel sind.

Auch die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern sind enorm. Das Erleben von Gewalt, Zerstörung und der Verlust von Angehörigen kann sich bei Kindern unter anderem in Reaktionen wie Depressionen, Albträumen und Schlafstörungen, aggressivem oder zurückgezogenem Verhalten, Traurigkeit und Angst äußern.

2024 ist das bisher tödlichste Jahr für humanitäre Helfer*innen, in dem weltweit 281 Mitarbeitende von Hilfsorganisationen ums Leben kamen und damit alle bisherigen Rekorde übertroffen wurden.

„Kinder in Kriegsgebieten sind mit einem täglichen Überlebenskampf konfrontiert, der sie ihrer Kindheit beraubt“, sagte Russell. „Ihre Schulen werden bombardiert, ihre Häuser zerstört und ihre Familien auseinandergerissen. Sie verlieren nicht nur ihre Sicherheit und den Zugang zu überlebensnotwendigen Dingen, sondern auch die Möglichkeit zu spielen, zu lernen und einfach nur Kinder zu sein. Die Welt lässt diese Kinder im Stich. Mit Blick auf 2025 müssen wir mehr tun, um das Blatt zu wenden und das Leben von Kindern zu retten und zu verbessern.“

UNICEF fordert alle Konfliktparteien und diejenigen, die Einfluss auf sie haben, auf, entschlossen zu handeln, um das Leid der Kinder zu beenden, die Wahrung ihrer Rechte sicherzustellen und ihren Verpflichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht nachzukommen.

UNICEF ruft zu Spenden für Kinder im Krieg auf: https://www.unicef.de/spenden/kinder-im-krieg



Gesichter des Schocks, des Schmerzes und tiefer Trauer 25 Jahre UNICEF

Foto des Jahres: Unabhängige Jury zeichnet erstmals zwei Gewinnerbilder aus

© Avishag Shaar-Yashuv, Israel (l.); Samar Abu Elouf, Palästina (r.)

Berlin/Köln/Duisburg, 19. Dezember 2024 - Die beiden Gewinnerbilder des UNICEF Foto des Jahres 2024 zeigen die Hauptleidtragenden der grausamen Gewalt in Israel und Palästina – die Kinder. Auf subtile und würdevolle Weise geben die Bilder zarte Hinweise auf davongetragene Wunden innerer und äußerer Art. Erstmals in der 25-jährigen Geschichte des Wettbewerbs zeichnet die unabhängige Jury die Bilder zweier Fotografinnen mit dem ersten Preis aus.


Die Fotos von Avishag Shaar-Yashuv (Israel) und Samar Abu Elouf aus Palästina erinnern daran, dass das Schicksal von Kindern im Krieg und die resultierenden Erfahrungen, Verletzungen und Verluste sie für immer prägen werden. Den zweiten Preis erhält ein Foto des französischen Fotografen Pascal Maitre zur Viruserkrankung Mpox. Es zeigt das mit Pusteln übersäte Gesicht eines sieben Monate alten Jungen in einem Krankenhaus im Osten der Demokratischen Republik Kongo.


Die französische Fotografin Maylis Rolland bekommt den dritten Preis. Ihr Bild hält fest, wie im Universitäts-Krankenhaus der Stadt Rennes, ein kleiner frühgeborener Junge noch unter einer Atemmaske, das Gesicht seiner Mutter berührt. „Die beiden UNICEF Fotos des Jahres 2024 fordern uns auf, innezuhalten. Sie bringen uns dazu, die Perspektive zu verändern, uns in die Situation der Kinder einzufühlen. In ihre Trauer, ihre Angst, ihre Fassungslosigkeit, ihren Schmerz. Empathie und Mitgefühl machen uns stärker. Sie sind die unverzichtbaren Voraussetzungen dafür, auch in scheinbar aussichtslosen Situationen irgendwann nach Verständigung zu suchen,” erklärt UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender (Gattin des Bundespräsidenten) in ihrer Laudatio.


„Gemeinsam stehen wir an der Seite aller Kinder. Das ist die Botschaft des UNICEF Foto des Jahres 2024.” „Die diesjährige Auswahl der beiden Siegerbilder unterstreicht die Universalität des kindlichen Leids,” sagt Peter-Matthias Gaede, Mitglied der Jury und des Deutschen Komitees für UNICEF. „Dass wir erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs zwei Bilder von zwei Seiten einer Front ausgezeichnet haben, bedeutet: Nicht über Schuldfragen urteilen wir hier, denn Kinder können nicht schuldig sein. Und nicht über die Quantität des Leidens in einem Krieg richten wir. Sondern alleine danach, was er in jedem einzelnen Kind anrichten kann, wenn er das bisherige Leben in einen Abgrund stürzt.“


„Die beiden Siegerbilder strahlen etwas zwingend Ruhiges aus. Sie rauben einem gleichermaßen die Worte und regen zum Nachdenken an,” erklärte Prof. Klaus Honnef, Vorsitzender der Jury. „Selten habe ich so furchtbare Bilder von äußerlich nahezu unverwundeten Kindern gesehen. Das von den Kindern Erlebte überschreitet den Horizont des Vorstellbaren.“


Israel / Palästina: Die verschiedenen Gesichter des Schocks, des Schmerzes und einer tiefen Trauer Eins der diesjährigen Gewinnerbilder wurde von der israelischen Fotografin Avishag Shaar-Yashuv aufgenommen und stammt aus der Arbeit „Portraits of the survivors“. Es zeigt den achtjährigen Stav. Der Junge ist einer der Überlebenden des Überfalls der Hamas am 7. Oktober 2023 auf die Siedlung des Moschav Netiv HaAsara. Aufgenommen wurde das Bild am 22. Oktober 2023 in einem Hotel im Kibbuz Maale HaHamisha.


Im Zuge ihrer Arbeit portraitierte die israelische Fotografin Avishag Shaar-Yashuv einige Wochen nach dem Überfall der Hamas neben Stav weitere Kinder. Sie waren nach der Vertreibung aus ihren Häusern in Hotels oder provisorischen Unterkünften untergebracht. Das zweite Gewinnerbild von Samar Abu Elouf, einer palästinensischen Fotografin, gehört zur Arbeit „Wounded children of Gaza“. Zu sehen sind die elfjährige Dareen und der fünfjährige Kinan. Ihre Eltern und 70 weitere Familienmitglieder der Geschwister kamen bei einem israelischen Luftangriff auf ein Wohnhaus ums Leben.


Das gemeinsame Portrait der beiden palästinensischen Kinder entstand in einem Hospital in Katar, in das sie zur medizinischen Versorgung aufgenommen worden waren. Neben Dareen und Kinan begleitete Abu Elouf im Zuge ihrer Arbeit weitere Kinder aus Gaza, die mit den Folgen physischer und psychischer Verletzungen sowie dem Verlust ihrer Familien und Freunde belastet sind.


Demokratische Republik Kongo: Ein Virus auf dem Vormarsch
Der zweite Preis geht in diesem Jahr an ein Bild aus der Reportage „Mpox“ des französischen Fotografen Pascal Maitre.

Die Reportage dokumentiert die Entwicklungen der Viruserkrankung Mpox innerhalb der Demokratischen Republik Kongo. Dort werden bereits etwa 40.000 Fälle vermutet, 8.000 wurden bereits bestätigt und über 1.000 Todesopfer erfasst. Pascal Maitre ist ins Zentrum der Infektionen gegangen und hat die Behandlung betroffener Kinder im Kavumu-Hospital in der Region Kivu, im Osten des Kongo, fotografisch begleitet. Darunter der sieben Monate alte Junge Japhet, dessen Pusteln im Gesicht mit dem antiseptischen Medikament „Gentian Violet“ behandelt werden. Gepflegt und behütet wird Japhet von seiner 19-jährigen Mutter Christevi.


Frankreich: Der schwere Weg ins Leben
Die französische Fotografin Maylis Rolland hat am Universitäts-Krankenhaus der Stadt Rennes einige Zeit lang die wunderbaren Momente eingefangen, in denen das zerbrechliche Leben winzigster Babys mit großem Aufwand an Geräten und zugleich intensiver menschlicher Zuwendung stabilisiert wird. Dabei ist auch das mit dem dritten Preis ausgezeichnete Bild.


Es zeigt den Moment, in dem der kleine Junge Gabin, nach 25 Schwangerschaftswochen geboren und noch unter einer Atemmaske, das Gesicht seiner Mutter Doriane berührt. Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation werden weltweit etwa zehn Prozent aller Kinder vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche geboren, also drei Wochen zu früh. Je früher die Geburt, desto dramatischer wird der Eintritt ins Leben. Sieben weitere Reportagen hob die Jury mit ehrenvollen Erwähnungen hervor:

- Äthiopien/Malaysia: Wenn ein Junge nicht mehr spricht – Fotografin: Patricia Krivanek, Kanada
- Frankreich, Nepal: Kinder, die in Handys kriechen – Fotograf: Jérôme Gence,  Frankreich
- Gaza: Es ist nicht ihr Krieg – Fotograf: Saher Alghorra, Palästina
- Israel: Yael war stärker als der Terror – Fotograf: Ziv Koren, Israel
- Nigeria: Ein Tanz in das Selbstbewusstsein – Fotograf: Vincent Boisot, Frankreich
- Sambia, Argentinien: Eine Kindheit ohne Eltern – Fotograf: Valerio Bispuri, Italien
- Sudan: Die unbeachtete Tragödie – Fotograf: Ivor Prickett, Irland

Eine Ausstellung mit allen prämierten Arbeiten ist bis Ende Januar 2025 im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin zu sehen. Anschließend sind sie vom 30. Januar bis 27. April 2025 für die allgemeine Öffentlichkeit im Willy-Brandt-Haus zugänglich.

UNICEF Foto des Jahres – Wettbewerb

Mit der Auszeichnung UNICEF Foto des Jahres prämiert UNICEF Deutschland seit dem Jahr 2000 Fotos und Fotoreportagen, die die Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern weltweit auf herausragende Weise dokumentieren. In diesem Jahr findet der Wettbewerb zum 25. Mal statt. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Nominierung durch eine*n international renommierte*n Fotografie-Expert*in. Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige Jury.

Epson begleitet den Wettbewerb „UNICEF Foto des Jahres“ seit vielen Jahren. Auch in diesem Jahr wurde die Ausstellung durch Epson gedruckt.

Eine Übersicht aller ausgezeichneten Fotoreportagen finden Sie auf https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/foto-des-jahres.

25 Jahre: UNICEF Foto des Jahres 2024

Köln/Duisburg, den 11. Dezember 2024 - Am Donnerstag, den 19. Dezember 2024 stellt UNICEF Deutschland die Preisträgerinnen und Preisträger des internationalen Fotowettbewerbs auf einer Pressekonferenz in Berlin vor. Zum 25. Mal werden mit dem UNICEF Foto des Jahres herausragende Bilder und Reportagen internationaler Fotojournalistinnen und -journalisten ausgezeichnet. Erstmals in der Geschichte des UNICEF Foto des Jahres werden die Bilder zweier Fotografinnen mit dem ersten Preis gewürdigt.


© UNICEF/Soliz


Die Gewinnerbilder erinnern auf subtile und würdevolle Weise daran, dass das Schicksal von Kindern im Krieg und die resultierenden Erfahrungen, Verletzungen und Verluste sie für immer prägen werden. Die Preisträgerinnen und Preisträger des UNICEF Fotos des Jahres 2024 werden am Donnerstag, den 19. Dezember, um 11 Uhr in Berlin im Haus der Bundespressekonferenz von UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender präsentiert.


Renommierte Fotografinnen und Fotografen aus der ganzen Welt haben auch in diesem Jubiläumsjahr ihre Bilder eingereicht. Eindringlich schildern die Reportagen die Herausforderungen des Aufwachsens in einer Zeit multipler Krisen.


Syrien: „Eine Generation Kinder kennt nur Angst und Not“

Köln/Duisburg, den 9. Dezember 2024 - Angesichts der sich rasch entwickelnden Ereignisse in Syrien ruft UNICEF Deutschland dazu auf, Kinder in Syrien zu schützen. Nach fast 14 Jahren Krieg brauchen Kinder weiter Hilfe.

© UNICEF/UNI638395/Aldhaher


„Ein Kind, das 2011 in den beginnenden Krieg hinein geboren wurde, hat heute das Teenageralter erreicht. Eine ganze Generation syrischer Kinder kennt nichts als Angst und Not“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Die Kinder sehnen sich nach Frieden und einer besseren Zukunft für sich und ihr Land. Noch bleibt unsicher, wie es für die Kinder weitergehen wird. Gemeinsam müssen wir alles daran setzen, sie zu schützen und so schnell wie möglich ein stabiles Umfeld zu schaffen. Ihr Wohlergehen ist der Schlüssel für ein künftiges Zusammenleben in Frieden.“

Fast 14 Jahre Krieg in Syrien haben schreckliche Not über die Zivilbevölkerung gebracht. Vor allem die Kinder leiden unter Gewalt, Vertreibung, Hunger und Armut. Rund 16,7 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter 7,5 Millionen Kinder. Mehr als 7,2 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes vertrieben, 3,4 Millionen von ihnen im Nordwesten des Landes.

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden fast 14.700 Kinder seit dem Beginn des Krieges getötet oder verletzt. Dies sind allein die verifizierten Fälle, die tatsächliche Zahl ist vermutlich weitaus höher. UNICEF schätzt, dass in den vergangenen zwei Wochen mindestens 35 Kinder getötet wurden.

Rund 85 Prozent der Familien kommen angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage kaum über die Runden. Viele Eltern in Syrien wissen nicht, wie sie die Mittel aufbringen können, um ihre Kinder zu ernähren. Schätzungsweise 650.000 syrische Kinder leiden an chronischer Mangelernährung.

Der Krieg hat zudem zu einer schweren Bildungskrise geführt. Eine von drei Schulen wird als Notunterkunft genutzt oder wurde zerstört oder beschädigt. Mehr als 2,4 Millionen Kinder in Syrien besuchen keine Schule.

UNICEF ruft dazu auf, humanitären Organisationen sicheren und ungehinderten Zugang zu Kindern in Not zu gewähren. UNICEF steht bereit, in der aktuellen Lage die dringend benötigte humanitäre Hilfe rasch auszuweiten.

UNICEF ist seit den 1970er-Jahren für Kinder in Syrien im Einsatz und hat seit 2011 sehr umfangreiche Not- und Übergangshilfe in Syrien und den Nachbarländern geleistet. Im ersten Halbjahr 2024 hat UNICEF beispielsweise mehr als eine Million Kinder in Syrien mit grundlegenden Gesundheitsprogrammen erreicht. Mehr als eine Million Kinder wurden auf schwere Mangelernährung untersucht und mit Nahrungsmitteln, Mikronährstoffpräparaten und Beratungsdiensten versorgt. Rund 600.000 Kinder erhielten Zugang zu Bildungsangeboten und mehr als 14 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

UNICEF steht bereit, um in der aktuell unsicheren Lage die dringend benötigte humanitäre Hilfe auszuweiten.

UNICEF Deutschland ruft zu Spenden für Kinder in Syrien auf: www.unicef.de/syrien.


2050: Wie Demografie, Klima und Technologie die Kindheit verändern

Neuer UNICEF-Bericht „Zur Lage der Kinder in der Welt“ / Aufruf zum Handeln und bundesweite Aktionen zum Internationalen Tag der Kinderrechte

© UNICEF/UNI552921/Elfatih

New York/Köln/Duisburg, 20. November 2024 - Die Zukunft der Kindheit hängt in der Schwebe, wenn die Kinderrechte in einer sich rapide verändernden Welt nicht dringend besser geschützt und umgesetzt werden. Davor warnt UNICEF in einem am heutigen Internationalen Tag der Kinderrechte veröffentlichten neuen Bericht.

In der diesjährigen Ausgabe des Reports „Zur Lage der Kinder in der Welt“ mit dem Titel „The Future of Childhood in a Changing World“ richtet das UN-Kinderhilfswerk UNICEF den Blick in das Jahr 2050. Anhand von Projektionen untersucht der Report, wie sich die drei Megatrends demografischer Wandel, Klima- und Umweltkrise sowie technologische Entwicklungen auf Kinder auswirken werden.

„Kinder erleben unzählige Krisen, von Klimawandel bis hin zu Online-Gefahren, und diese werden sich in den kommenden Jahren noch verschärfen“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Die Projektionen in diesem Bericht zeigen, dass die Entscheidungen, die die Staats- und Regierungschefs heute treffen – oder nicht treffen –, die Welt prägen, die die Kinder erben werden. Um für 2050 eine bessere Zukunft zu erschaffen braucht es mehr als nur Vorstellungskraft, es braucht Taten. Jahrzehnte des Fortschritts, besonders für Mädchen, sind in Gefahr.“

Die Klimakrise hat bereits heute gravierende Auswirkungen; 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Dem Bericht zufolge werden Klima- und Umweltkrisen im Jahrzehnt 2050 bis 2059 voraussichtlich noch weiter zunehmen. Im Vergleich zu den 2000er Jahren werden, wenn sich aktuelle Trends fortsetzen, achtmal so viele Kinder extremen Hitzewellen, dreimal so viele Kinder extremen Flussüberschwemmungen und fast doppelt so viele Kinder extremen Waldbränden ausgesetzt sein.

Wie sich diese Klimagefahren auf Kinder auswirken, hängt von ihrem Alter, ihrer Gesundheit, ihrer sozioökonomischen Lage und ihrem Zugang zu Ressourcen ab. So hat beispielsweise ein Kind mit Zugang zu klimaresilienten Unterkünften, Klimaanlagen, Gesundheitsversorgung, Bildung und sauberem Wasser eine größere Chance, Klimaschocks zu überleben, als ein Kind ohne Zugang. Der Bericht unterstreicht die dringende Notwendigkeit gezielter Umweltmaßnahmen, um alle Kinder zu schützen und die Risiken, denen sie ausgesetzt sind, zu mindern.

Die demografische Entwicklung bringt ebenfalls große Herausforderungen mit sich. In den 2050er Jahren werden Subsahara-Afrika und Südasien voraussichtlich die zahlenmäßig größten Kinderpopulationen haben. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen wird in allen Regionen der Welt voraussichtlich sinken, in Afrika mit 40 Prozent (rund 50 Prozent in den 2000er Jahren) aber weiterhin hoch bleiben.

In Ostasien und Westeuropa wird der Anteil der Kinder der Projektion zufolge von zuvor 29 beziehungsweise 20 Prozent der Bevölkerung in den 2000er Jahren auf unter 17 Prozent sinken. Diese Veränderungen bedeuten für manche Länder die Herausforderungen, sehr viele Kinder mit Grunddiensten versorgen zu müssen, während andere die Bedürfnisse von Kindern und einer wachsenden älteren Bevölkerung ausbalancieren müssen.

Bahnbrechende neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) bieten Kindern sowohl Chancen als auch Gefahren. Bereits jetzt interagieren viele Kinder mit KI, die in Apps, Spielzeugen, virtuellen Assistenten, Spielen und Lernsoftware eingebettet ist. Aber die digitale Kluft bleibt groß. Im Jahr 2024 waren über 95 Prozent der Menschen in Ländern mit hohem Einkommen mit dem Internet verbunden, verglichen mit nur knapp 26 Prozent in Ländern mit niedrigem Einkommen. Vielen jungen Menschen fehlen die nötigen digitalen Kompetenzen, die sie für bessere Bildung und Berufsaussichten brauchen.

Positive Trends/ Drei Zukunftsszenarien
Der Bericht enthält jedoch auch gute Nachrichten. Wie Kindheit im Jahr 2050 wirklich aussehen wird, hängt von vielen Faktoren ab. Im UNICEF-Bericht werden drei mögliche Zukunftsszenarien vorgestellt. Im schlechtesten Fall, dass sich die Entwicklung verlangsamt, steigt zum Beispiel die Gefahr von regionalen Rivalitäten und Konflikten. Im besten Szenario einer beschleunigten Entwicklung könnten nahezu alle Kinder eine Grundschul- und weiterführende Bildung erhalten.

Im mittleren Szenario, wenn aktuelle Trends sich fortsetzen, steigt die Lebenserwartung, während die Kindersterblichkeit weiter sinkt. In den 2050er Jahren erhalten dann fast 96 Prozent der Kinder weltweit mindestens eine Grundschulbildung, verglichen mit 80 Prozent in den 2000er Jahren. Aber die Klimarisiken steigen stark, und ein größerer Teil der Kinder und Jugendlichen (23 Prozent statt elf Prozent) wird dann in Ländern mit niedrigem Einkommen aufwachsen.

Der UNICEF-Bericht unterstreicht, wie wichtig es ist, die in der UN-Kinderrechtskonvention dargelegten Kinderrechte in allen Strategien, Richtlinien und Maßnahmen in den Mittelpunkt zu stellen, um eine gute Zukunft zu sichern. Insbesondere fordert UNICEF Investitionen in Bildung und Gesundheit von Kindern, Klimaschutz und –anpassung sowie Internetzugang und digitale Kompetenzen für alle Kinder.

Bundesweiter Aktionstag in Deutschland: Kinderrechte und Demokratie
Rund um den heutigen Internationalen Tag der Kinderrechte – dem Tag, an dem vor 35 Jahren die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet wurde – finden weltweit zahlreiche Aktionen für Kinderrechte statt. Als Zeichen für Kinder und ihre Rechte werden beispielsweise bekannte Gebäude blau angestrahlt.

Bei den vielfältigen Aktionen in Deutschland steht das Motto „Kinderrechte leben. Demokratie stärken.“ im Fokus. Denn die konsequente Verwirklichung der Kinderrechte ist nicht nur entscheidend für das Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen, sondern auch ein unverzichtbarer Beitrag zur Stärkung unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft.

Im Rahmen einer bundesweiten Mitmachaktion machen sich über eine Viertelmillion Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland mit UNICEF für ihre Rechte stark. Gemeinsam füllen sie die Aktionsbotschaft „Du gehörst dazu" an ihrer Schule mit Leben und setzen in ihrer Stadt ein Zeichen für Vielfalt und Zusammenhalt. Ehrenamtlich für UNICEF engagierte Menschen machen in allen Teilen des Landes auf die Kinderrechte aufmerksam und führen vor Ort Gespräche mit Entscheider*innen aus Politik und Wirtschaft.

UNICEF: Durchschnittlich 16 Kinder pro Woche in der Ukraine getötet oder verletzt

1.000 Tage Krieg in der Ukraine - Familien leiden unter harten Bedingungen vor drittem Winter - UNICEF ruft vor dem beginnenden Kriegswinter dringend zu Spenden auf: www.unicef.de/ukraine

Sofia in der Region Charkiw mit einem Winterhilfe-Paket von UNICEF (Archivbild November 2023). Den Kindern in der Ukraine steht ein weiterer schwerer Kriegswinter bevor. © UNICEF/UNI497964/Filippov

New York/Kiew/Köln/Duisburg, 18. November 2024 - Seit August 2024 mussten rund 170.000 Menschen ihre Häuser im Osten des Landes verlassen, viele wurden aus Gebieten evakuiert, in denen heftige Kämpfe stattfanden. Insgesamt sind fast 3,6 Millionen Menschen innerhalb der Ukraine vertrieben. Über 6,75 Millionen haben außerhalb des Landes Zuflucht gesucht. In Europa sind neun von zehn geflüchteten Menschen aus der Ukraine Frauen und Kinder.

In den Frontgebieten brauchen fast drei Millionen Menschen dringend Wärme, sauberes Wasser und medizinische Versorgung. Schulen und Krankenhäuser sind immer wieder Ziel von Angriffen. In den letzten tausend Tagen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 1.496 Bildungseinrichtungen und 662 Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine beschädigt oder zerstört. Rund 1,7 Millionen Kinder haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, und 3,4 Millionen haben keinen Zugang zu zentralisierten Sanitäreinrichtungen, was ihr Krankheitsrisiko erhöht.

„Schulen, Krankenhäuser und zivile Infrastruktur sind nicht nur Gebäude; sie sind Lebensadern und Symbole der Hoffnung für die Erholung und Widerstandsfähigkeit der Kinder“, sagte Russell. „Die Kinder der Ukraine müssen vor dem anhaltenden Horror dieses Krieges geschützt werden. Die Welt kann nicht schweigen, während sie leiden.“

UNICEF fordert weiterhin, das humanitäre Völkerrecht durch den Schutz von Kindern und der für ihr Überleben entscheidenden Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Die sofortige Beendigung des Einsatzes explosiver Waffen in besiedelten Gebieten und aller schweren Übergriffe gegen Kinder muss oberste Priorität haben.

Trotz der großen Herausforderungen bleiben UNICEF und seine Partner vor Ort im Einsatz und helfen Kindern und Familien unter anderem durch psychosoziale Unterstützung, Bildung und grundlegende Dienstleistungen wie Wasser- und Sanitärversorgung. Der Nothilfe-Aufruf für Kinder in der Ukraine und für aus der Ukraine geflüchtete Kinder in den Nachbarländern in 2024 ist noch um 30 Prozent unterfinanziert.