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BZ-Sitemap Redaktion Harald Jeschke 11. Dezember 1946 in New York:
Kinderhilfswerk Unicef wird ins Leben gerufen!
Am 24. Juli 1957
wurde in Duisburg aus Dankbarkeit und der Einsicht, dass
auch in vielen anderen Teilen der Welt Kinder in großer Not
leben, die Arbeitsgruppe Duisburg ins Leben gerufen.
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UNICEF: Zahl der unbegleiteten Minderjährigen, die
über die tödliche zentrale Mittelmeerroute nach Italien
gelangen, steigt um 60 Prozent |
Die Zahl der Kinder und
Jugendlichen, die bei dem Versuch, das zentrale Mittelmeer
von Nordafrika nach Europa zu überqueren, gestorben sind
oder vermisst werden, hat sich diesen Sommer im Vergleich
zum Vorjahressommer verdreifacht

© UNICEF/UNI443176/Corti
Genf/Rom/Köln/Duisburg,
29. September 2023 - Mehr als 11.600 Kinder und
Jugendliche sind zwischen Januar und Mitte September 2023
ohne ihre Eltern oder andere sorgeberechtigte Personen über
das zentrale Mittelmeer nach Italien gelangt. Die Zahl hat
sich damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 60 Prozent
erhöht. Zwischen Januar und Mitte September 2022 nahmen rund
7.200 unbegleitete oder von ihren Eltern getrennte Kinder
und Jugendliche die gefährliche Überfahrt auf sich.
Die italienische Insel Lampedusa ist der erste
Anlaufpunkt für viele Menschen auf der Suche nach Asyl,
Sicherheit und besseren Zukunftschancen in Europa. Die Zahl
der Ankommenden erreichte in diesem Monat mit 4.800 Menschen
an einem einzigen Tag einen Höhepunkt. Unbegleitete Kinder
fahren häufig in überfüllten Schlauchbooten oder maroden
Holzbooten mit, die für schlechtes Wetter untauglich sind.
Manche Kinder werden im Laderaum untergebracht, andere auf
Lastkähnen, die besonders schwer zu navigieren sind.
Der Mangel an koordinierten und adäquaten Such- und
Rettungskapazitäten in der Region sowie die unzureichende
Zusammenarbeit bei der Ausschiffung der Menschen erhöhen die
Gefahren, denen Kinder und Jugendliche bei der Überfahrt
ausgesetzt sind. Kriege, Konflikte, Gewalt und Armut gehören
zu den Hauptursachen, weswegen Kinder und Jugendliche allein
ihre Heimatländer verlassen. Unbegleitete Kinder und
Jugendliche sind nachweislich auf jeder Etappe ihrer Reise
den Gefahren von Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt.
Mädchen und Kinder aus Subsahara-Afrika sind besonders
gefährdet.
Zwischen Juni und August 2023 sind
mindestens 990 Menschen bei dem Versuch, das zentrale
Mittelmeer zu überqueren, gestorben oder gelten als
vermisst, darunter auch Kinder. Diese Zahl hat sich
gegenüber dem Vorjahreszeitraum verdreifacht. Im Sommer 2022
kamen mindestens 334 Menschen ums Leben. Bei vielen
Schiffsunglücken gibt es keine Überlebenden oder sie werden
nicht erfasst. Die tatsächliche Zahl der ums Leben
gekommenen Menschen ist daher wahrscheinlich deutlich höher.
Kinder und Jugendliche, die es nach Europa
schaffen, werden zunächst an sogenannte Hotspots und von
dort in Aufnahmeeinrichtungen gebracht. Dabei handelt es
sich häufig um geschlossene Unterbringungen. In Italien
befinden sich derzeit mehr als 21.700 unbegleitete Kinder
und Jugendliche in diesen Einrichtungen; vor einem Jahr
waren es 17.700.
„Das Mittelmeer ist zu einem
Friedhof für Kinder und ihre Zukunft geworden. Die
verheerenden Folgen für Kinder, die in Europa Asyl und
Sicherheit suchen, ist das Ergebnis politischer
Entscheidungen und eines nicht funktionierenden
Migrationssystems“, sagte Regina De Dominicis,
UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien. „Es
braucht jetzt dringend eine europaweite Lösung, um diese
Kinder und Familien zu unterstützen. Und es bedarf einer
nachhaltigen Aufstockung der internationalen Hilfe zur
Unterstützung von Ländern, die mit multiplen Krisen
konfrontiert sind, um zu verhindern, dass noch mehr Kinder
Leid erfahren.“
Im Einklang mit den
Verpflichtungen aus dem Völkerrecht und der
UN-Kinderrechtskonvention ruft UNICEF Regierungen dazu auf,
sichere und geregelte Wege der Flucht und Migration zu
schaffen und dafür zu sorgen, dass Kinder nicht in
geschlossenen Einrichtungen festgehalten werden. Um Kindern
auf der Flucht gezielter zu helfen und sie zu schützen,
müssen nationale Kinderschutzsysteme gestärkt, die
Koordination von Such- und Rettungseinsätzen verbessert und
eine zeitnahe Ausschiffung an sicheren Orten sichergestellt
werden.
Die derzeitige Debatte zwischen dem
Europäischen Parlament und den EU-Mitgliedstaaten zur
Migrations- und Asylpolitik bietet eine Gelegenheit, die
wichtigsten Grundsätze des Kinderschutzes zu bekräftigen und
aufrechtzuerhalten sowie politische Maßnahmen zu entwickeln,
die die zahlreichen Verstöße gegen die Kinderrechte in
Herkunfts-, Transit- und Ankunftsländern adressieren. UNICEF
unterstützt Staaten dabei, Kinderschutzsysteme und die
Basisversorgung für Kinder in den Herkunftsländern zu
stärken, und die Gefahren, denen Kinder auf risikoreichen
Routen ausgesetzt sind, zu verhindern und zu mindern.
Das Ziel ist, allen Kindern, unabhängig
von ihrem Rechtsstatus oder dem ihrer Eltern, Zugang zu
Hilfe und Basisversorgung zu ermöglichen. Auf Lampedusa
unterstützt UNICEF Kinder mit psychologischen und
psychosozialen Angeboten, stellt wichtige Informationen
bereit und vermittelt Kinder und Familien bei Bedarf an
spezialisierte Kinderschutz-Einrichtungen. Diese Arbeit wird
von der Generaldirektion für Migration und Inneres (HOME)
der Europäischen Kommission im Rahmen des Projekts PROTECT
unterstützt.
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UNICEF und Otto feiern 50 Jahre Ottifanten |
Zum 50. Geburtstag schenkt Ottifanten-Erfinder Otto
Waalkes UNICEF ein „Holladahiti“ und fünf brandneue
Grußkarten-Motive mit seinen Rüsseltieren

© MIKEKRAUSwork
Köln,
Duisburg, 27.September 2023 - Zum Start der
Kooperation zwischen Otto Waalkes und dem
Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, erweitert
der Künstler das Portfolio der UNICEF-Grußkarte
durch fünf exklusive Ottifanten-Weihnachtsmotive.
Bereits seit 1973 begleiten ihn die lustigen
Fantasietiere durch seine Karriere.
„Als
Komiker habe ich schon immer versucht den trüben
Zeitgeist etwas aufzuhellen. Dabei haben mir die
Ottifanten 50 Jahre lang geholfen“, sagt Otto über
sich und seine treuen Begleiter. „UNICEF mit fünf
Weihnachtskarten zu unterstützen – das mache ich
gern.“
Die neuen
Ottifanten-Motive zeigen die Rüsseltiere passend zum
Launch der Grußkarten-Weihnachtskollektion mal als
Weihnachtsmann auf einem Berg voller Geschenke, mal
verschmitzt lächelnd in einer verschneiten
Ostfriesland-Kulisse mit Leuchtturm.
Die Erlöse aus dem
Verkauf aller UNICEF-Karten fließen in die
weltweiten Hilfsprogramme für Kinder. Aufgrund
multipler Krisen – der Krieg in der Ukraine,
Konflikte weltweit und Naturkatastrophen in Folge
des Klimawandels –brauchen in diesem Jahr mehr
Kinder Hilfe als je zuvor.
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Kinder vor dem Bundeskanzleramt: „Wir wünschen uns
ein geiles Leben“ |
Weltkindertag 2023: UNICEF und Deutsches
Kinderhilfswerk schaffen Kindern eine kreative Bühne für
eine bessere Zukunft

© Paula G.Vidal
Berlin/Köln/Duisburg, 20. September 2023 - Das
Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland rufen zum
heutigen Weltkindertag Politik und Gesellschaft dazu auf,
sich mit Unterstützung der jungen Generation lautstark für
die Verwirklichung der Kinderrechte einzusetzen und ihre
Bedeutung für eine gute und gerechte Zukunft für alle
hervorzuheben! Heute jung zu sein bedeutet, täglich mit
Krisen, Unsicherheit und Zukunftssorgen konfrontiert zu
sein. Zur Halbzeit der Agenda 2030 für nachhaltige
Entwicklung ist es deshalb umso wichtiger, das globale
Versprechen einzuhalten, kein Kind zurückzulassen.
Vor dem Bundeskanzleramt in Berlin forderten die beiden
Organisationen heute in Anwesenheit von
Bundesfamilienministerin Lisa Paus, zahlreichen Kindern und
Jugendlichen sowie der Band Glasperlenspiel ein stärkeres
politisches Engagement von Staat und Gesellschaft für eine
bessere Zukunft junger Menschen. Eine Schulklasse
der Löcknitz-Grundschule aus Berlin präsentierte dabei einen
Kinderrechte-Song, dessen Text sie gemeinsam mit
Glasperlenspiel zur Melodie des Hits „Geiles Leben“
umgeschrieben hatten. Den Song nutzten die Kinder, um mit
einer gemeinsamen Stimme auf ihre Anliegen und Forderungen
aufmerksam zu machen. Zudem formulierten Kinder und
Jugendliche des Kinder- und Jugendbeirats des Deutschen
Kinderhilfswerkes und des UNICEF-JuniorBeirats ihre Gedanken
zu Zukunftsthemen wie Bildung, Teilhabe und der Aufnahme der
Kinderrechte ins Grundgesetz.
Bundesjugendministerin Lisa Paus: „Kinder
und Jugendliche wachsen heute in belastenden Zeiten auf.
Umso wichtiger ist es, ihre Probleme zu lindern, ihnen eine
Stimme zu geben und dass sie mitentscheiden - vor allem wenn
es um ihre Zukunft geht! Ich gratuliere allen Kindern und
Jugendlichen herzlich zum Weltkindertag - mit der Botschaft:
Mischt euch ein, pocht auf eure Rechte und gestaltet die
Zukunft mit! Eure Perspektiven und Ideen sind in der
alternden Gesellschaft unverzichtbar.
Als Bundesfamilienministerin streite
ich für die UN-Kinderrechte: Alle Kinder verdienen besondere
Aufmerksamkeit, Schutz und Förderung auf dem Weg ins
Erwachsenenleben. Ist ein Land kinderfreundlich, tut das der
ganzen Gesellschaft gut. Deshalb bin überzeugt: Um hier
voranzukommen, sollten die Kinderrechte auch in unserem
Grundgesetz festgeschrieben werden.
Und schon jetzt schaffen wir mit der
Kindergrundsicherung einen Weg, endlich die vielfache
Kinderarmut in Deutschland grundlegend zu bekämpfen. Armut
hindert die Jüngsten daran, zuversichtlich ins Leben zu
starten. Wir wollen ein Sicherheitsnetz für Familien
aufspannen. Alle Leistungen, auf die junge Menschen ein
Recht haben, sollen unkompliziert ankommen. Davon können in
Deutschland Millionen Kinder und Jugendliche profitieren.“
Marisol Ferreira Lopes (18), Mitglied des
UNICEF-JuniorBeirats: „Der Zugang zu Bildung ist für so
viele Kinder weltweit noch immer ein unerfüllter Traum! Ich
wünsche mir für die Zukunft, dass sich die globale
Bildungssituation verbessert, indem die Voraussetzungen
dafür geschaffen werden, dass Kinder weltweit sicher lernen
können.“
Gloria Dargatz (18), Mitglied des
UNICEF-JuniorBeirats: „Wir, die junge Generation, sind die
Zukunft dieses Landes. Wir haben keine Zeit mehr zu
verlieren und brauchen starke Rechte – jetzt! Nur so können
uns Schutz und Mitspracherecht garantiert werden. Wir
fordern daher: Kinderrechte ins Grundgesetz!“ Ella
Gottschling (18), Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats: „Jedes
Kind hat Rechte – egal mit welchen Voraussetzungen es auf
die Welt kommt. Gemeinsam muss dafür gesorgt werden, dass
eine bestmögliche Grundlage für Förderung und Teilhabe
geschaffen wird, damit alle Kinder die Chance auf eine gute
und gerechte Zukunft haben.“
Jonte Mai (16), Mitglied im Kinder- und
Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Damit alle
Kinder in Deutschland eine gute Zukunft haben, muss unsere
Mitbestimmung gestärkt werden. Wir sind aktive Mitglieder
der Gesellschaft – warum also werden wir von Wahlen
ausgeschlossen? Die Zukunft unseres Landes hängt von uns ab.
Gebt uns eine Chance, diese mitzugestalten!“
Ella-Marie Hönemann (13), Mitglied im
Kinder- und Jugendbeirat des Deutschen
Kinderhilfswerkes: „Die Politik sollte Kinder und
Jugendliche stärker in ihre Entscheidungsfindung
integrieren, beispielsweise beim Thema Umweltschutz. Dazu
braucht es eine gemeinsame Gesprächsebene, bei der wir uns
auf Augenhöhe treffen müssen. Und zwar so schnell wie
möglich, denn es geht um unsere Zukunft.“
Sophie Koxholt (16), Mitglied im Kinder-
und Jugendbeirat des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Gerechte
Chancen sind die Grundlange dafür, dass jedes Kind eine gute
Zukunft haben kann. Alle Kinder sollten die Möglichkeit
haben, ihre Ziele zu erreichen - egal, wo sie herkommen oder
in welcher Familie sie aufwachsen.“
Georg Graf Waldersee,
Vorstandsvorsitzender UNICEF Deutschland: „Die Situation der
Kinder im Blick gibt die Halbzeit der Agenda 2030 Anlass zur
Sorge. Viele Fortschritte weltweit sind ins Stocken geraten.
Immer noch gibt es in Deutschland zu viele Kinder, deren
Rechte nicht ausreichend berücksichtigt werden. Gemeinsam
mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der jungen
Generation selbst müssen wir dafür sorgen, dass die
Kinderrechte stärker in den Mittelpunkt unseres Handelns
rücken – mit dem Augenmerk auf besonders benachteiligte
Kinder. Nur wenn alle Kinder angemessen geschützt, gefördert
und beteiligt werden und Chancen auf ein gutes Aufwachsen
haben, können die nachhaltigen Entwicklungsziele Realität
werden. Es gibt viele gute Beispiele, die zeigen, dass
Kinder und Jugendliche ihre Zukunft durch eigene Ideen
gestalten können.“
Thomas Krüger, Präsident des Deutschen
Kinderhilfswerkes: „In Sonntagsreden werden der jungen
Generation vielerlei Versprechungen gemacht, im Alltag
müssen wir dann insbesondere in der politischen Debatte in
Deutschland eine geradezu sträfliche Vernachlässigung ihrer
Belange wahrnehmen. Kinderinteressen werden systematisch
ausgeblendet, obwohl sie als ein vorrangiger Gesichtspunkt
ins Zentrum politischer Überlegungen und praktischen
Handelns gehören. Dafür braucht es dringend die Verankerung
von Kinderrechten im Grundgesetz, eine konsequente Politik
zur Überwindung der Kinderarmut in Deutschland sowie eine
mehr als deutliche Stärkung der demokratischen
Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen.“
Bundesweite Aktionen zum Weltkindertag
Zum Weltkindertag am 20. September finden
bundesweit zahlreiche Demonstrationen, Feste und andere
Veranstaltungen statt, die auf die Situation der Kinder und
Jugendlichen aufmerksam machen und ihre Anliegen und
Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen.
UNICEF Deutschland lädt Kinder jeden
Alters und ihre Familien in vielen Städten und Gemeinden
dazu ein, an kreativen Mitmach-Aktionen teilzunehmen. Sie
können ihren Teil zu einem Kinderrechte-Puzzle beitragen
oder mit bunten Kreidebildern auf Straßen, auf Bürgersteigen
und in Garageneinfahrten ihre Sorgen, Wünsche, Ideen und
Vorstellungen für eine bessere Zukunft für Kinder zum
Ausdruck bringen.
Um den Forderungen der jungen
Generation Nachdruck zu verleihen, können Eltern,
Nachbar*innen und Passant*innen Fotos der kreativen
Erzeugnisse der Kinder unter dem Aktions-Hashtag
#wiestarkwäredasdenn in den Sozialen Medien posten. Alle
Beiträge der Kinder werden auch auf
www.unicef.de/weltkindertag veröffentlicht. Dort gibt es
weitere Informationen.
Das Deutsche Kinderhilfswerk feiert den
Weltkindertag mit einem großen „Kinderrechte-Spezial“ für
Kinder in ganz Deutschland. Und das einen ganzen Monat lang:
Auf
www.kindersache.de/weltkindertag können Kinder und
Jugendliche seit Anfang September mehr über ihre Rechte
erfahren, thematische Unterhaltungsangebote wahrnehmen oder
selbst aktiv und kreativ werden. Der Fokus liegt dabei auf
partizipativen Angeboten, die sich an der Lebenswelt von
Kindern orientieren, um Kinderrechte nicht nur abstrakt zu
erklären, sondern erlebbar zu machen.
Inhaltlicher Schwerpunkt dieses „Monats
der Kinderrechte“ ist das Thema Zukunft, und dabei
insbesondere das Erreichen der 17 nachhaltigen
Entwicklungsziele („Sustainable Development Goals - SDGs“).
Denn diese sind in Gefahr – und damit auch die
Verwirklichung der Kinderrechte, da jedes der in der Agenda
2030 verankerten Ziele eine zentrale Bedeutung für Kinder
und ihr Wohl hat.
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UNICEF: Rund 300.000 Kinder von schweren
Überschwemmungen in Libyen betroffen |
Nach den schweren Überschwemmungen in
Libyen sind Kinder einem erhöhten Risiko von
Krankheitsausbrüchen, Vertreibung und dem Zusammenbruch der
Grundversorgung ausgesetzt / UNICEF Deutschland stellt
500.000 Euro für Hilfsmaßnahmen zur Verfügung

Copyright: UNICEF/UNI434932/AFP
New York/Tripoli/Köln/Duisburg,15.
September 2023 - Von den schweren Überflutungen infolge von
Sturm Daniel im Osten Libyens sind laut UNICEF rund 300.000
Kinder betroffen. Die Zahl der Kinder und Familien, die
dringend humanitäre Hilfe benötigen, steigt weiter an.
Zahlreiche Wohnhäuser, Krankenhäuser, Schulen und
grundlegende zivile Infrastruktur wurden stark beschädigt
oder zerstört. „Nach einer Dekade Konflikt stehen Kinder in
Libyen vor einer weiteren Tragödie. Unsere Priorität ist
jetzt, die lebenswichtige Hilfe auszuweiten.
Dazu gehört die Bereitstellung von Medikamenten, Trinkwasser
und Hygieneartikeln. Auch psychosoziale Hilfe, Unterstützung
bei der Suche nach Angehörigen und Maßnahmen, um durch
Wasser übertragbare Krankheiten zu vermeiden, werden
benötigt. Wir müssen eine weitere Katastrophe verhindern und
dürfen jetzt keine Zeit verlieren“, sagte Michele Servadei,
der Leiter von UNICEF in Libyen.
„Die Folgen von
Überschwemmungen sind für Kinder oft tödlicher als die
extremen Wetterereignisse selbst. Kinder sind jetzt
besonders gefährdet. Sie sind einem erhöhten Risiko von
Krankheitsausbrüchen, Mangel an sauberem Trinkwasser,
Mangelernährung, Lernausfällen und Gewalt ausgesetzt."
Servadei besucht momentan die betroffenen Gebiete. „Die
Überschwemmungen haben bereits verheerende Auswirkungen auf
das Leben von Kindern. Es geht jetzt darum, die Kinder und
Familien schnell mit dem Nötigsten zu versorgen“, sagte
Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.
„UNICEF Deutschland stellt 500.000 Euros für die Hilfe für
betroffene Kinder und ihre Familien zur Verfügung.“
Viele betroffene Gebiete sind immer noch von der
Außenwelt abgeschnitten und unzugänglich. Die immensen
Verwüstungen in der Hafenstadt Darna werfen die Bemühungen
um ihren Wiederaufbau um Jahre zurück. Mindestens drei
Krankenhäuser sind derzeit außer Betrieb und mindestens zehn
Gesundheitszentren überflutet. Da die Versorgung mit
sauberem Wasser stark beeinträchtigt ist, steigt das Risiko
von Durchfall und Choleraausbrüchen sowie von Dehydrierung
und Mangelernährung erheblich. Kinder, die ihre Eltern
verloren haben oder von ihren Familien getrennt wurden, sind
einem erhöhten Risiko von Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt.
UNICEF ist seit 1957 für Kinder in Libyen
im Einsatz und hat bereits Hilfsgüter mobilisiert, darunter
Medikamente für 10.000 Menschen, 1.100 Hygieneartikel,
Materialien für die Wasseraufbereitung sowie Kleidung für
500 Kinder. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
benötigt mindestens 6,5 Millionen US-Dollar für die
Nothilfe. Das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe wird erst
nach und nach sichtbar, während die konkreten humanitären
Bedarfe weiter ermittelt werden.
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UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland
2023: Versprechen an Kinder für zu viele nicht erfüllt
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UNICEF Deutschland fordert
mehr Investitionen in Grundschulen und umfassende Maßnahmen
gegen Kinderarmut

© UNICEF/UNI401248/Bänsch
Köln/ Berlin/Duisburg, 14.
September 2023 - Obwohl die große Mehrheit der jungen
Menschen in Deutschland eine sichere und gesunde Kindheit
erlebt, gibt es eine zunehmende Zahl von Kindern, die ins
gesellschaftliche Abseits geraten und die Chancen, die ihnen
zustehen, nicht nutzen können. Zu viele Kinder werden in der
Schule frühzeitig abgehängt und schaffen am Ende keinen
Abschluss. Das Risiko, dauerhaft in Armut zu leben,
begleitet mehr als 1,3 Millionen durch ihre Kindheit.
Nach der Pandemie deutlich gesunkene, im europäischen
Vergleich sehr niedrige Zufriedenheitswerte unter
Jugendlichen spiegeln die Probleme der jungen Generation
wider. Dies sind die zentralen Ergebnisse des neuen
UNICEF-Berichts zur Lage der Kinder in Deutschland „Ein
Versprechen an die Jugend“ von Prof. Dr. Hans Bertram.
Georg Graf Waldersee, Vorsitzender
von UNICEF Deutschland: „Der Bericht weist
auf drei Handlungsfelder hin: Deutschland muss in den
Bildungsbereich investieren, vor allem in die
unterfinanzierten Grundschulen. Denn dort werden die Weichen
für die Zukunft unserer Kinder gestellt. Um belastenden
Armutserfahrungen entgegenzuwirken, benötigen chronisch
benachteiligte Familien verlässliche Sach- und
Geldleistungen. Auch die emotionale Verfassung der jungen
Menschen dürfen wir nicht ignorieren. Zufriedenheit und
Zuversicht sind wichtig für Kinder, damit sie ihr Leben
eigenständig gestalten können.“
UNICEF Deutschland erinnert die
Bundesregierung an ihre Zusagen an Kinder und Familien aus
dem Wahljahr 2021. „In der zweiten Hälfte der
Legislaturperiode müssen sich Umfang und Tempo ihrer
Bemühungen für Kinder steigern,“ ergänzte Graf Waldersee.
Der sechste Bericht von
Hans Bertram für UNICEF Deutschland seit 2006 zeichnet ein
umfassendes Bild der Lage der Kinder in Deutschland
hinsichtlich Bildungschancen und Armutsrisiken sowie
Zufriedenheit, Gesundheit und Sicherheit von Kindern im
Vergleich der europäischen Länder und der Bundesländer. Zu
den chronisch benachteiligten Gruppen von Kindern in
Deutschland gehören vor allem jene, die mit
nur einem Elternteil oder ohne Eltern aufwachsen sowie
Kinder, die mehr als zwei Geschwister haben, deren erste
Sprache nicht Deutsch ist oder die als Geflüchtete nach
Deutschland kommen.
„Teilhabe und individuelle
Förderung – in pädagogischer, vor allem aber in finanzieller
Hinsicht – sind für Familien fundamental. Denn verpasste
Bildungschancen und Armutserfahrungen in der Kindheit wirken
sich negativ auf den weiteren Lebensverlauf und die
persönliche Resilienz aus“, so Hans Bertram.
Wesentliche
Ergebnisse des UNICEF-Berichts
Der Bericht zeigt auf, dass sich
bereits im Grundschulalter abzeichnet, ob Kinder unabhängig
von ihrer sozioökonomischen Herkunft ihre Talente entfalten
können. Doch sind die Ausgaben für den Grundschulbereich in
Deutschland im internationalen Vergleich sehr niedrig. Im
Jahr 2019 wurden hier nur 0,7 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts investiert. Die Zahl der jährlich rund
47.000 Schulabgänger*innen ohne Abschluss unterstreicht den
dringenden Handlungsbedarf.
Im Bericht wird deutlich gemacht,
dass dies nicht allein ein Problem der Schulen ist, sondern
die Zusammenarbeit zwischen Kindergärten, Schulen und der
Nachmittagsbetreuung der Schulkinder neu entwickelt werden
muss.
Die Vielfalt der heutigen Kinder und die
Veränderungen ihrer Lebenswelten, etwa durch die
Digitalisierung, setzt ebenfalls eine neue Kooperation
zwischen Schulen, Jugendhilfe und Zivilgesellschaft voraus.
Der Autor zitiert das afrikanische Sprichwort „It takes a
village to raise a child“ und formuliert, dass unsere
Gesellschaft ein neues „Dorf“ errichten muss.
Aktuell sind 1,3 Millionen
Kinder in Deutschland vom Risiko dauerhafter Armut
betroffen. Hans Bertram betont die Bedeutung von
Bildungsgrad und Berufstätigkeit beider Eltern, um diesem
Risiko zu entgehen. Alleinerziehende und Familien mit drei
und mehr Kindern können die gemeinsame finanzielle
Verantwortung für das kindliche Wohlergehen in vielen Fällen
nicht allein tragen. Das Lebensalter der Kinder spielt hier
eine große Rolle – je jünger die Kinder, desto schwieriger
die Situation für die Eltern. Mit der Kindergrundsicherung
könnte dieses von Prof. Dr. Hans Bertram in allen
UNICEF-Berichten seit 2006 genannte Problem gelöst werden.
Kinderrechte in den
Mittelpunkt stellen
UNICEF Deutschland fordert erneut
die im Koalitionsvertrag vereinbarte Verankerung der
Kinderrechte im Grundgesetz, damit die Situation und die
Anliegen junger Menschen in den Mittelpunkt politischen
Handelns rücken. Ein solches Signal wäre aus Sicht von
UNICEF auch der aktuellen Stimmungslage zuträglich: In
europaweiten Umfragen unter Jugendlichen und jungen
Erwachsenen weist Deutschland deutlich gesunkene, sehr
niedrige Werte (nur 6,6 von zehn Punkten) bei der
Zufriedenheit und einen der höchsten Werte beim subjektiven
Unsicherheitsgefühl auf.
Der Autor
Prof. Dr. Hans Bertram lehrte
Soziologie an der Universität der Bundeswehr München und der
Berliner Humboldt-Universität. Er war Vorstand und
Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Jugendinstituts
(DJI) in München. Seit 2007 ist Bertram Mitglied der
Leopoldina (Nationale Akademie der Wissenschaften).
UNICEF-Bericht zur
Lage der Kinder in Deutschland 2023
Eine Zusammenfassung des Berichts
steht
auf dieser Seite zum Download bereit.
Auf der Webseite finden Sie auch
den
gesamten Bericht mit dem Titel „Ein Versprechen an die
Jugend“ von Prof. Dr. Hans Bertram (UNICEF Deutschland,
Köln, September 2023).
Neue
UNICEF-Datenbank „Kind sein in Deutschland“ ab 18. September
2023
Aufbauend auf einem Konzept des
Autors hat UNICEF die Datenbank „Kind sein in Deutschland“
entwickelt. Sie enthält ausgewählte, aktuelle und geprüfte
Daten zum Wohlbefinden der Kinder in Deutschland und
orientiert sich an den sechs Dimensionen kindliche
Zufriedenheit, elterliche Unterstützung und Beziehungen,
Bildung, Gesundheit, Risiken und Gefahren sowie materielle
Situation. So lassen sich alle Aussagen nachprüfen und
mögliche Verbesserungen messen.
Bislang existierte
in Deutschland keine Datenbank, die das nahezu
unüberschaubare Angebot an Daten einfach zugänglich bündelt.
Ab 18. September 2023 finden Sie die Datenbank unter
www.unicef.de/cwb-datenbank.
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„Jedes Kind braucht eine Zukunft!“ |
WELTKINDERTAG AM 20.
SEPTEMBER 2023 Köln/ Berlin/Duisburg, 13.
September 2023 - Zum Weltkindertag am 20. September 2023
fordern UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk
(DKHW) ein stärkeres politisches Engagement für eine gute
und gerechte Zukunft junger Menschen. Zur Halbzeit bei der
Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
appellieren die beiden Organisationen, das globale
Versprechen einzuhalten, kein Kind zurückzulassen.
Jedes Kind hat ein Recht, sich gut entwickeln und seine Welt
mitgestalten zu können. 2023 jung zu sein bedeutet jedoch,
tagtäglich mit Krisen, Unsicherheit und Zukunftssorgen
konfrontiert zu sein. Mit der Kraft und Unterstützung der
jungen Generation möchten die beiden Organisationen deshalb
am 20. September 2023 darauf aufmerksam machen, wie
entscheidend die Kinderrechte für eine gute und gerechte
Zukunft im Sinne der Nachhaltigen Entwicklungsziele sind.
Unter dem Motto „Jedes Kind braucht eine
Zukunft!“ setzen die Organisationen gemeinsam mit
engagierten jungen Menschen und im Beisein von
Bundesfamilienministerin Lisa Paus vor dem Bundeskanzleramt
ein lautstarkes Zeichen für die Rechte der Kinder. So werden
unter anderem Kinder der Löcknitz-Grundschule Berlin mit der
Unterstützung der Band Glasperlenspiel einen
Kinderrechte-Song vortragen, in dem sie auf ihre Wünsche,
Hoffnungen und Sorgen in Bezug auf die Zukunft eingehen.
Zudem werden Kinder und Jugendliche des DKHW-Kinder- und
Jugendbeirats und des UNICEF-Junior-Beirats ihre Gedanken
zum Thema Zukunft formulieren.
Zum Weltkindertag am 20. September
2023 werden bundesweit zahlreiche Initiativen mit lokalen
Demonstrationen, Festen und anderen Veranstaltungen auf die
Situation der Kinder und Jugendlichen aufmerksam machen und
ihre Anliegen und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen.
UNICEF Deutschland lädt Kinder jeden Alters und ihre
Familien dazu ein bundesweit an kreativen Mitmach-Aktionen
teilzunehmen.
Kinder und Jugendliche sind dazu
eingeladen ihren Teil zu einem Kinderrechte-Puzzle
beizutragen oder erneut mit bunten Kreidebildern auf
Straßen, auf Bürgersteigen und in Garageneinfahrten ihre
Anliegen, aber auch ihre Wünsche, Ideen und Vorstellungen
für eine bessere Zukunft für Kinder zum Ausdruck zu bringen.
Um den Forderungen der jungen Generation mehr Nachdruck zu
verleihen, können Eltern, Nachbar*innen und Passant*innen
die kreativen Erzeugnisse der Kinder fotografieren und unter
dem Aktions-Hashtag #wiestarkwäredasdenn in den sozialen
Medien posten.
Alle Beiträge der Kinder werden
auch auf
www.unicef.de/weltkindertag veröffentlicht. Zudem gibt
es dort alle Informationen. Das Deutsche
Kinderhilfswerk feiert den Weltkindertag mit einem großen
„Kinderrechte-Spezial“ für Kinder in ganz Deutschland. Und
das für einen ganzen Monat: Auf
www.kindersache.de/weltkindertag können Kinder und
Jugendliche seit Anfang September in vielen interessanten
Artikeln und anschaulichen Videos Neues über ihre Rechte
lernen oder ihr Wissen vertiefen.
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Studie: Unterkünfte für geflüchtete Menschen sind
nicht kindgerecht |

Die neue Studie von UNICEF
Deutschland und dem Deutschen Institut für Menschenrechte
Köln/ Berlin/ Duisburg, 29. August
2023 - Unterkünfte für geflüchtete Menschen in Deutschland
sind keine kindgerechten Orte. Dennoch verbringen Tausende
geflüchtete Kinder und Jugendliche, die mit ihren Familien
in Deutschland angekommen sind, viele Monate oder sogar
Jahre dort. Das schränkt ihre Rechte gravierend ein und
führt dazu, dass sie nicht gut in Deutschland ankommen und
ihre Potenziale entfalten können – so das Fazit einer heute
von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Institut für
Menschenrechte gemeinsam veröffentlichten Studie.
Die Studie
„Das ist nicht das Leben. Perspektiven von Kindern und
Jugendlichen in Unterkünften für geflüchtete Menschen“ lässt
Kinder und Jugendliche selbst zu Wort kommen und gibt
dadurch einen unmittelbaren Einblick in ihre
Lebensrealitäten. Die geflüchteten Kinder und Jugendlichen
erleben die häufig beengten Wohnverhältnisse als belastend
und äußern ihren ausdrücklichen Wunsch nach mehr
Privatsphäre. Sie beschreiben teils schlechte hygienische
Bedingungen in den Unterkünften und wünschen sich mehr
Spiel- und Sportmöglichkeiten.
Außerdem berichten
die Kinder und Jugendlichen über ihre vielfältigen
Erfahrungen mit Gewalt und Diskriminierung sowie über
erhebliche Schwierigkeiten beim Zugang zu psychologischer
Versorgung und zu Bildung. Nicht alle können zur Schule
gehen, viele wünschen sich mehr soziale Kontakte außerhalb
der Unterkunft. Der Titel der Studie greift deshalb die
Aussage eines 15-jährigen Mädchens auf, das zusammenfassend
sein Leben in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen so
beschreibt: „Das ist nicht das Leben. Das ist sozusagen ein
Stopp für das Leben.“
UNICEF Deutschland und das
Deutsche Institut für Menschenrechte leiten aus den
Schilderungen der Kinder und Jugendlichen Forderungen an
Bund, Länder und Kommunen ab. Dringend nötig ist unter
anderem die dezentrale Unterbringung von Familien sowie der
unmittelbare Zugang zu Kindergarten, Schule oder
Ausbildung.
„Wir ringen in Deutschland bei der
großen Aufgabe, geflüchteten Familien Schutz zu bieten, um
die Aufnahmefähigkeit unseres Landes und um die Kosten.
Übersehen wird oft, dass ein hoher Anteil der in Deutschland
Schutz suchenden Menschen Kinder sind“, sagte Christian
Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Die
meisten haben Monate oder Jahre Ausnahmezustand und eine oft
lebensgefährliche Flucht hinter sich. Jedes einzelne dieser
Kinder braucht die Chance auf eine Kindheit, die den Namen
verdient, und einen Ort, an dem es zur Ruhe kommen kann.
Deutschland verpasst sonst die Chance, diesen Kindern
das Ankommen und die Entwicklung entsprechend ihren
Interessen und Talenten zu ermöglichen.“ „Laut
UN-Kinderrechtskonvention haben geflüchtete Kinder und
Jugendliche Anspruch auf den gleichen Schutz und die gleiche
Unterstützung wie alle hier lebenden Kinder. Ihre Rechte auf
Bildung, auf Gesundheit oder Privatsphäre werden jedoch seit
Jahren erheblich eingeschränkt. Deutschland muss dringend
seinen menschenrechtlichen Verpflichtungen nachkommen“,
forderte Michael Windfuhr, Stellvertretender Direktor des
Deutschen Instituts für Menschenrechte.
Zwar sei mit
großem Engagement und Einsatz durch Haupt-, Neben- und
Ehrenamtliche in den Bundesländern und Kommunen in den
vergangenen Jahren daran gearbeitet worden, die Bedingungen
und Unterstützungsangebote für geflüchtete und migrierte
Menschen in Deutschland zu verbessern. „Was fehlt, ist aber
eine entschlossene und ressortübergreifend abgestimmte
Politik für Kinderrechte auf allen staatlichen Ebenen“, so
Windfuhr.
Defizite bereits seit Jahren bekannt
Bereits die 2014 und 2017 von UNICEF Deutschland
veröffentlichten Studien „In
erster Linie Kinder“ sowie
„Kindheit
im Wartezustand“ haben die
vollumfängliche Umsetzung der Rechte von geflüchteten
Kindern in Deutschland angemahnt. 2020 kamen UNICEF
Deutschland und das Deutsche Institut für Menschenrechte mit
„Gewaltschutz
in Unterkünften für geflüchtete Menschen. Eine
kinderrechtliche Analyse“
zu dem Schluss, dass Kinder in Unterkünften für geflüchtete
Menschen nicht ausreichend und flächendeckend vor Gewalt
geschützt sind.
Die neue Studie „Das ist nicht das
Leben“ ist nicht repräsentativ. Die qualitative Befragung
von 50 Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 17
Jahren, durchgeführt vom SINUS-Forschungsinstitut an vier
Standorten in Nord, Süd, West und Ost, gibt jedoch einen
seltenen, sehr wertvollen Einblick in ihre
Lebenswirklichkeiten. Die Studie wurde von Anfang an
partizipativ, also unter Beteiligung von Kindern und
Jugendlichen, erstellt und von einem Expert*innenbeirat
begleitet. Die Aussagen der Kinder und Jugendlichen stehen
im deutlichen Kontrast zu den Rechten aus der
UN-Kinderrechtskonvention, die jedem Kind und Jugendlichen
zustehen.
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„Das ist nicht das Leben“ – neue
Studie zur Situation von geflüchteten Kindern in Deutschland
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Wohncontainer in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen
in Deutschland, fotografiert von einem Kind im Rahmen der
Studie "Das ist nicht das Leben" von UNICEF Deutschland und
dem Deutschen Institut für Menschenrechte. ©
UNICEF/UNI425730/anonymous
Berlin/Köln/Duisburg, 22. August 2023 -
Rund 40 Prozent der Asyl- und Schutzsuchenden in Deutschland
sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Viele von ihnen
leben monate-, teils jahrelang in großen Unterkünften für
geflüchtete Menschen. Die neue Studie von UNICEF Deutschland
und dem Deutschen Institut für Menschenrechte zeigt, dass
die Lebensbedingungen dort nicht kindgerecht sind und viele
Kinderrechte nicht gewahrt werden.
Die Studie
lässt vor allem geflüchtete Kinder und Jugendliche selbst zu
Wort kommen. Im Mittelpunkt stehen zahlreiche Interviews,
die das Sinus-Institut im Rahmen einer qualitativen
Befragung in vier Unterkünften für geflüchtete Menschen im
Norden, Süden, Westen und Osten Deutschlands geführt hat.
Aus dem Erleben der Kinder und Jugendlichen selbst,
das teils im scharfen Kontrast zu ihren Rechten steht,
leiten UNICEF Deutschland und das Deutsche Institut für
Menschenrechte Forderungen an Bund, Länder und Kommunen ab –
es besteht dringender Handlungsbedarf, damit Deutschland
seinen Verpflichtungen aus der UN-Kinderrechtskonvention
nachkommt.
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Welttag der humanitären Hilfe am
19.8. UNICEF: 110 Millionen Kinder brauchen Hilfe
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In einem Kinderkrankenhaus in Wad Madani, Sudan, impft die
Gesundheitshelferin Asma Hessen ein Kleinkind. Tausende
Menschen haben in der Stadt Zuflucht gesucht, weil sie
aufgrund des Konfliktes im Land fliehen mussten. ©
UNICEF/UNI424655/Mohamdeen
Köln/Duisburg, 18. August 2023 -
Aufgrund der aktuellen Vielzahl schwerer
Krisen sind laut UN-Kinderhilfswerk UNICEF in diesem Jahr
110,3 Millionen Kinder weltweit dringend auf Hilfe
angewiesen. Zum morgigen Welttag der humanitären Hilfe (19.
August) appelliert UNICEF an Politik und Gesellschaft,
Kinder und Familien in Krisenländern verstärkt zu
unterstützen.
Zahlreiche Konflikte, einschließlich
des Krieges in der Ukraine, eine wachsende
Ernährungsunsicherheit und die Gefahr von Hungersnöten, die
Folgen des Klimawandels sowie das Wiederaufflammen von
Krankheiten wie Cholera und Masern führen dazu, dass so
viele Kinder und Familien in Not sind wie nie zuvor in der
jüngeren Geschichte.
Kinder in diesen Ländern
benötigen besonders dringend humanitäre Hilfe:
Ukraine: 4,1
Millionen Kinder in der Ukraine benötigen humanitäre Hilfe.
Der Schulstart im September stellt eine große
Herausforderung dar. 3,6 Millionen Kinder sind davon
betroffen, dass ihre Schule zerstört ist (Stand Mai 2023).
Allein in den ersten zwölf Monaten des Krieges wurden mehr
als 2.300 Bildungseinrichtungen zerstört.
Somalia: Das Leben
von schätzungsweise 478.000 Kindern in Somalia ist durch
schwere akute Mangelernährung bedroht. Zudem fehlt eine
grundlegende Gesundheitsversorgung. Insgesamt sind in
Somalia 5,1 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe
angewiesen.
Afghanistan: Der
Bedarf an humanitärer Hilfe in Afghanistan ist auf einem
Rekordhoch und steigt weiter an: 15,8 Millionen Kinder sind
auf Unterstützung angewiesen. 64 Prozent der Haushalte
können ihre Grundbedürfnisse nicht mehr decken.
Sudan: Mehr als 14
Millionen Kinder benötigen humanitäre Hilfe. Nach Angaben
von UNICEF wurden mindestens 435 Kinder in dem seit vier
Monaten anhaltenden Konflikt getötet und mindestens 2.025
Kinder verletzt. UNICEF hat Berichte über 2.500
schwerwiegende Verletzungen der Kinderrechte im Sudan
erhalten.
Äthiopien: In
Äthiopien sind 16,5 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe
angewiesen. Der anhaltende Konflikt im Zentrum des Landes
hat mehr als drei Millionen Menschen vertrieben und die
Schließung von 780 Schulen veranlasst, wovon etwa 900.000
Kinder betroffen sind.
„2023 ist ein besonders düsteres Jahr für
Kinder.
Weltweit brauchen mehr Kinder humanitäre
Hilfe als je zuvor“, sagt Christian Schneider,
Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Schwere
Menschenrechtsverletzungen in den Kampfzonen der Welt,
dramatische Hungerkrisen, die verzweifelte Lage von Kindern,
die von Gesundheitsversorgung abgeschnitten sind: Für
Millionen Kinder ist der unermüdliche und oft gefährliche
Einsatz der humanitären Helfer*innen die einzige Hoffnung.“
2022 leistete UNICEF in 128 Programmländern Hilfe
für Kinder in insgesamt 442 anhaltenden oder neuen
humanitären Krisensituationen.
Dieses Jahr benötigt UNICEF mit Stand
Juni noch immer 10,94 Milliarden US-Dollar für die weltweite
Nothilfe. Bisher sind viele Programme aber nur zu wenigen
Teilen finanziert. Das setzt Kinder einer großen Gefahr aus.
Verstärkte Unterstützung von Politik und Gesellschaft ist
dringend nötig.
Der Welttag der humanitären Hilfe am
19. August erinnert an das globale Engagement für das
Überleben, das Wohlergehen und die Würde von Menschen in Not
und fordert, Sicherheit für alle Helfer*innen zu
gewährleisten. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto
#NoMatterWhat.
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Jedes zweite Kind in Europa und
Zentralasien ist besonders häufig von Hitzewellen betroffen
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Kinder in dieser
Region sind Hitzewellen doppelt so häufig ausgesetzt wie im
weltweiten Durchschnitt / UNICEF ruft dazu auf, Kinder
besser vor den Auswirkungen von Hitzewellen zu schützen
Genf/Köln/Duisburg, 27. Juli 2023 - Jedes zweite
Kind in Europa und Zentralasien ist häufig Hitzewellen
ausgesetzt – das sind 92 Millionen Kinder insgesamt. Dies
geht aus einer aktuellen UNICEF-Analyse der neuesten
verfügbaren Daten aus 50 Ländern hervor. Demnach sind in
Europa und Zentralasien etwa doppelt so viele Kinder
betroffen wie im weltweiten Durchschnitt. Weltweit ist fast
jedes vierte Kind häufig Hitzewellen ausgesetzt.
Laut der Analyse “Beat the heat: protecting children from
heatwaves in Europe and Central Asia” sind Hitzewellen für
Kinder besonders gefährlich, da sie im Vergleich zu
Erwachsenen weniger in der Lage sind, ihre Körpertemperatur
zu regulieren. Dadurch steigt die Gefahr von schweren
Gesundheitsproblemen wie Hitzschlägen. Dem Bericht zufolge
beeinträchtigen Hitzewellen auch die Konzentrations- und
Lernfähigkeit von Kindern und können sich somit auf ihre
Bildung auswirken. Hitzewellen treffen Erwachsenen anders
als Kinder. Daher ist es für Eltern und Betreuende häufig
schwierig, gefährliche Situationen oder die Symptome
hitzebedingter Erkrankungen bei Kindern zu erkennen. Dies
gefährdet die Gesundheit von Kindern zusätzlich.
„Länder in ganz Europa und Zentralasien bekommen die Hitze
infolge der Klimakrise zu spüren. Die Gesundheit und das
Wohlergehen der Kinder leiden am meisten darunter", sagte
Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa
und Zentralasien. „Jedes zweite Kind in der gesamten Region
ist heute häufig Hitzewellen ausgesetzt. Wir gehen davon
aus, dass bis 2050 jedes Kind betroffen sein wird. Die
negativen Auswirkungen auf die aktuelle und künftige
Gesundheit so vieler Kinder in der Region sollten
Regierungen dazu veranlassen, dringend in Maßnahmen zur
Eindämmung des Klimawandels und in Anpassungsmaßnahmen zu
investieren.“
In den vergangenen Jahren haben
Hitzewellen in Europa und Zentralasien zugenommen und es
gibt bislang keine Anzeichen dafür, dass sie weniger werden.
Hitzewellen werden in der gesamten Region in den kommenden
Jahren häufiger werden. Selbst in einem Szenario mit einer
geschätzten Erderwärmung um 1,7 Grad wird voraussichtlich
jedes Kind in Europa und Zentralasien bis 2050 häufig von
Hitzewellen betroffen sein. Acht von zehn Kindern (81
Prozent) werden von langandauernden Hitzewellen und 28
Prozent von schweren Hitzewellen betroffen sein.
Um Kinder besser
zu schützen, fordert UNICEF die Regierungen in Europa und
Zentralasien dazu auf:
•
Maßnahmen zum Schutz vor
Hitzewellen und in die Anpassung an diese in nationalen
Klimaschutzplänen sowie in Plänen zur Bewältigung von
Katastrophen und zur Katastrophenvorsorge zu verankern und
Kinder in ihr Zentrum zu stellen;
•
in die medizinische
Grundversorgung zur Unterstützung der Prävention, Diagnose
und Behandlung hitzebedingter Erkrankungen bei Kindern zu
investieren. Dazu gehört auch die Schulung von
Gesundheitshelfer*innen und Lehrer*innen; in nationale
Frühwarnsysteme zu investieren, lokale Umweltbewertungen
durchzuführen und Initiativen zur Vorbereitung auf
Notsituationen und zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit zu
unterstützen;
•
Dienstleistungen in den
Bereichen Wasser und Hygiene, Gesundheit, Bildung,
Ernährung, Sozialschutz und Kinderschutz im Hinblick auf die
Folgen von Hitzewellen anzupassen;
•
in Maßnahmen zu investieren,
die Kinder und ihre Familien vor Hitzewellen schützen;
Kinder auf ein Leben in einer durch den Klimawandel
veränderten Welt vorzubereiten.
Die Forschung zeigt:
Steigende Temperaturen sind eine Folge des Klimawandels.
UNICEF fordert die Regierungen in Europa und Zentralasien
auf, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, das 1,5-Grad-Ziel
einzuhalten und die finanziellen Mittel in die Anpassung an
den Klimawandel bis 2025 zu verdoppeln.
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UNICEF: Jede Stunde kommt es zu schweren
Kinderrechtsverletzungen im Sudan |
UNICEF hat glaubwürdige Berichte
erhalten, wonach im Sudan in den vergangenen 100 Tagen
mindestens 435 Kinder getötet und über 2.025 verletzt wurden
– durchschnittlich mehr als ein Kind pro Stunde

© UNICEF/UNI409656/Awad
Port Sudan/New York/Köln/Duisburg, 24. Juli 2023 - Seit
Beginn des gewaltsamen Konflikts im Sudan vor 100 Tagen hat
UNICEF Berichte über rund 2.500 schwere
Kinderrechtsverletzungen erhalten. Die tatsächliche Zahl
dürfte weitaus höher liegen, da es sich hierbei lediglich um
Berichte handelt, die UNICEF gemeldet wurden. Die Zahlen
veranschaulichen die schweren alltäglichen Auswirkungen der
Krise auf Kinder in einem Land, in dem fast 14 Millionen
Mädchen und Jungen humanitäre Hilfe benötigen.
„Die
Auswirkungen, die dieser Konflikt in den letzten 100 Tagen
auf die Kinder im Sudan hatte, ist unfassbar", sagte Ted
Chaiban, stellvertretender UNICEF-Exekutivdirektor, der
diese Woche im Sudan vor Ort ist. „Eltern und Großeltern,
die bereits frühere Gewaltspiralen miterlebt haben, müssen
nun mit ansehen, wie ihre Kinder und Enkelkinder ähnliche
grausamen Dinge erleben. Jeden Tag werden Kinder getötet,
verletzt, entführt und erleben mit, wie Schulen,
Krankenhäuser und die lebenswichtige Infrastruktur sowie
lebensrettende Hilfsgüter, auf die sie angewiesen sind,
beschädigt, zerstört oder geplündert werden."
Seit
Beginn des Konflikts wurden mindestens 435 Kinder getötet
und 2.025 Kinder verletzt. Darüber hinaus hat UNICEF
alarmierende Berichte über eskalierende Angriffe auf
Gesundheitseinrichtungen in Teilen des Sudan erhalten.
Schätzungsweise 68 Prozent der Krankenhäuser in den am
stärksten betroffenen Gebieten sind nicht länger
funktionsfähig und mindestens 17 Krankenhäuser wurden
Berichten zufolge bombardiert. Weitere Krankenhäuser sollen
in Militärbasen umfunktioniert worden sein und auch
Krankenwagen wurden Berichten zufolge wiederholt
angegriffen.
Mehr als drei Monate seit Beginn des
Konflikts sind Millionen von Familien durch die Gewalt aus
ihren Häusern vertrieben worden. Bereits vor Beginn des
Konflikts lebten rund 3,8 Millionen Binnenvertriebene im
Land, darunter 1,9 Millionen Kinder. In den vergangenen 100
Tagen mussten weitere 1,7 Millionen Kinder ihr Zuhause
verlassen und sind entweder innerhalb des Landes auf der
Flucht oder in den Nachbarländern. Auf der Flucht sind sie
Hunger, Krankheiten und Gewalt ausgesetzt und laufen Gefahr,
von ihren Familien getrennt zu werden.
Berichte über Entführungen, die
Rekrutierung von Kindern in bewaffnete Gruppierungen,
ethnisch motivierte Gewalt und geschlechtsspezifische Gewalt
gegen Frauen und Mädchen nehmen ebenfalls zu –
schätzungsweise 4,2 Millionen Frauen und Mädchen sind von
geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht. Die aufgrund der
Gewalt eingeschränkte Bewegungsfreiheit, administrative und
bürokratische Hürden sowie die Verweigerung des Zugangs für
humanitäre Hilfsorganisationen erschweren humanitäre
Hilfslieferungen und stellen eine Gefahr für die
Helfer*innen dar. Zahlreiche Lager mit humanitären
Hilfsgütern wurden geplündert.
All dies führt dazu,
dass mindestens 690.000 Kinder von schwerer akuter
Mangelernährung bedroht sind. Rund 1,7 Millionen Kinder
unter einem Jahr laufen Gefahr, wichtige Impfungen zu
verpassen – dadurch drohen Krankheitsausbrüche.
„Die vergangenen 100 Tage haben
gezeigt, dass die direkten und indirekten Folgen des
Konflikts verheerend für Kinder und ihre Familien sind. Wenn
jetzt nicht gehandelt wird und die Konfliktparteien die
Kämpfe einstellen sowie ihrer Verpflichtung nachkommen, das
Völkerrecht einzuhalten, werden schwere Verletzungen der
Rechte von Kindern weiter ansteigen", sagte Chaiban. „Ohne
einen garantierten, sicheren und ungehinderten Zugang für
humanitäre Helfer*innen und lebensrettende Hilfsgüter und
ohne dringend benötigte zusätzliche finanzielle
Unterstützung bleibt die Zukunft von Millionen von Kindern
in Gefahr."
Trotz der Herausforderungen hat UNICEF
in den vergangenen 100 Tagen gemeinsam mit Partnern mehr als
drei Millionen Kinder und Frauen mit medizinischen
Hilfsgütern erreicht, 1,4 Millionen Menschen mit sauberem
Trinkwasser versorgt und 1,7 Millionen Kinder auf
Mangelernährung untersucht - 82.000 schwer mangelernährte
Kinder wurden behandelt. Rund 100.000 Kinder und Betreuende
werden mit psychosozialer Hilfe und Schutzmaßnahmen
erreicht, unter anderem durch die Einrichtung von über 400
sicheren Orten im ganzen Land.
UNICEF hat in den
vergangenen 100 Tagen mehr als 5.500 Tonnen lebensrettende
Hilfsgüter in den Sudan geliefert, unter anderem in
Konfliktgebiete in Darfur, Kordofan und Khartum. Solange die
Kämpfe andauern, werden die Bedarfe für humanitäre Hilfe
jedoch weiter steigen. Viele Gemeinden bleiben von der
humanitären Hilfe abgeschnitten. Bis Mitte Juli war der UNICEF-Nothilfeaufruf
für Kinder im Sudan nur zu neun Prozent finanziert.
UNICEF benötigt dringend 750 Millionen US-Dollar, um die
lebensrettende Hilfe in den Bereichen Gesundheit, Ernährung,
Wasser, Sanitärversorgung, Bildung und Schutz für die am
stärksten gefährdeten Kinder aufrechtzuerhalten und
auszuweiten.
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UNICEF: Elf Kinder sterben jede Woche bei dem
Versuch, das zentrale Mittelmeer zu überqueren |
2023 kamen bislang schätzungsweise 11.600
Kinder über die gefährliche Route an den Küsten Italiens an.
Die Mehrheit von ihnen war unbegleitet unterwegs oder von
den Eltern getrennt.

© UNICEF/UN019996/Gilbertson VII Photo
New York/Köln/Duisburg, 14. Juli
2023 - Laut UNICEF sind in diesem Jahr mindestens 289 Kinder
und Jugendliche bei dem Versuch, das zentrale Mittelmeer von
Nordafrika nach Europa zu überqueren, gestorben oder werden
vermisst. Das bedeutet, dass jede Woche fast elf Kinder auf
der Suche nach Sicherheit, Frieden und besseren Chancen
sterben oder verschwinden. UNICEF schätzt, dass seit 2018
etwa 1.500 Kinder auf der zentralen Mittelmeerroute
gestorben sind oder als vermisst gelten. Das entspricht
jedem Fünften der insgesamt 8.274 Menschen, die auf dieser
Route ums Leben kamen oder vermisst werden.
Dies
geht aus Erhebungen des Projekts „Missing Migrants“ der
Internationalen Organisation für Migration (IOM) hervor. Bei
vielen Schiffsunglücken, die sich bei der Überquerung des
zentralen Mittelmeers ereignen, gibt es keine Überlebende
oder sie werden nicht erfasst. Die tatsächliche Zahl der ums
Leben gekommenen Kinder ist daher kaum zu ermitteln und
wahrscheinlich noch deutlich höher. Auch in den vergangenen
Monaten starben erneut Babys und Kinder auf der zentralen
Mittelmeerroute, aber auch auf den anderen Routen über das
Mittelmeer sowie auf der Route von Westafrika über den
Atlantik – so auch bei den jüngsten Tragödien vor den Küsten
Griechenlands und den Kanarischen Inseln.
„Auf der Suche nach Sicherheit, einem
Wiedersehen mit ihren Familien und einer hoffnungsvolleren
Zukunft steigen zu viele Kinder an den Küsten des
Mittelmeers in Boote, nur um dann ihr Leben zu verlieren
oder zu verschwinden“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin
Catherine Russell. „Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass
mehr getan werden muss, um sichere und reguläre Wege der
Flucht und Migration für Kinder zu schaffen und gleichzeitig
die Bemühungen zur Rettung von Menschenleben auf See zu
verstärken. Letztlich braucht es größere Anstrengungen, um
den Ursachen entgegenzuwirken, die dazu führen, dass Kinder
ihr Leben riskieren.“
UNICEF schätzt, dass seit
Beginn des Jahres 11.600 Kinder – durchschnittlich 428
Kinder pro Woche – aus Nordafrika an den italienischen
Küsten ankamen. Trotz der damit verbundenen erheblichen
Risiken für Kinder entspricht dies einer Verdopplung im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die meisten Kinder machen
sich von Libyen und Tunesien auf den Weg, nachdem sie
bereits gefährliche Reisen aus Ländern in ganz Afrika und
des Nahen Ostens hinter sich haben.
Im ersten
Quartal 2023 wurden 3.300 Kinder als unbegleitet oder von
ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten getrennt
registriert. Das entspricht 71 Prozent aller Kinder, die auf
diesem Weg nach Europa kommen. Kinder, die allein unterwegs
sind, sind einem größeren Risiko ausgesetzt, Opfer von
Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch zu werden. Insbesondere
für Mädchen ist die Wahrscheinlichkeit größer vor, während
oder nach der Flucht Gewalt zu erfahren. Das zentrale
Mittelmeer ist zu einer der gefährlichsten Routen für Kinder
geworden.
Neben dem Risiko auf See zu sterben, sind
die Kinder weiteren gravierenden Gefahren ausgesetzt. Dazu
gehören auch die Androhung oder Erfahrung von Gewalt,
fehlende Bildungs- oder Zukunftschancen, Razzien und
Inhaftierung oder die Trennung von der Familie. Diese
Risiken werden verschärft durch begrenzte sichere und
reguläre Wege der Flucht und Migration für Kinder, den
mangelnden Zugang zu Schutz in den Transitländern sowie
durch unzureichende und langsame Such- und Rettungseinsätze.
Im Einklang mit den Verpflichtungen aus dem
Völkerrecht und der UN-Kinderrechtskonvention fordert UNICEF
Regierungen dazu auf, Kinder auf See sowie in den
Herkunfts-, Transit- und Zielländern besser zu schützen,
indem sie:
•
die Rechte und das Wohl von Kindern im Einklang mit den
Verpflichtungen aus nationalem und internationalem Recht
schützen;
•
sichere und reguläre Wege der Flucht und Migration für
Kinder schaffen, einschließlich der Ausweitung der
Familienzusammenführung und der Resettlement-Quoten;
•
die Koordinierung von Such- und Rettungseinsätzen
verstärken sowie eine zeitnahe Ausschiffung an sicheren
Orten sicherstellen;
•
nationale Kinderschutzsysteme stärken, um Kinder, die
dem Risiko von Ausbeutung und Gewalt ausgesetzt sind,
insbesondere unbegleitete Kinder, besser zu unterstützen und
zu schützen;
•
die Perspektiven für Kinder und Jugendliche in den
Herkunfts- und Transitländern verbessern, indem Konflikte
und Klimarisiken bewältigt werden und der Zugang zu sozialer
Absicherung sowie Lern- und Verdienstmöglichkeiten ausgebaut
wird;
•
sicherstellen, dass Kinder Zugang zu Informationen
haben, um sichere und bewusste Entscheidungen zu den
Möglichkeiten und Gefahren, die mit einer Überquerung des
Mittelmeers verbunden sind, treffen zu können und dafür
sorgen, das alle geflüchteten und migrierten Kinder Zugang
zu Bildung, Gesundheitsversorgung und anderen wichtigen
Angeboten haben.
UNICEF fordert die Europäische
Union außerdem dazu auf, sicherzustellen, dass sich diese
Punkte im Migrations- und Asyl-Pakt der EU widerspiegeln,
der derzeit verhandelt wird. UNICEF unterstützt Länder
dabei, nationale Systeme zum Kinderschutz, zu sozialer
Sicherheit sowie zu Flucht und Migration zu stärken, um so
Risiken für geflüchtete und migrierte Kinder vorzubeugen und
zu mindern sowie dafür zu sorgen, dass alle Kinder
Unterstützung erhalten, unabhängig von ihrem rechtlichen
Status oder dem ihrer Eltern.
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UN-Bericht: Wegen multiplen Krisen leiden 122
Millionen mehr Menschen unter Hunger als 2019
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Rund 735 Millionen Menschen sind derzeit von Hunger
betroffen, im Vergleich mit 613 Millionen im Jahr 2019

©
UNICEF/UN0791792/Mojtba Moawia Mahmoud
Rom/Ney York/Genf/Duisburg, 12. Juli 2023 - Laut
einem aktuellen UN-Bericht leiden seit 2019 rund 122
Millionen mehr Menschen weltweit an Hunger. Zu den Gründen
zählen die Corona-Pandemie, wiederholte Wetterschocks sowie
Konflikte, einschließlich des Ukraine-Krieges. Wenn diese
Trends anhalten, wird das nachhaltige Entwicklungsziel, den
Hunger bis 2030 zu beenden, nicht erreicht werden. Davor
warnen die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der
Vereinten Nationen (FAO), der Internationale Fonds für
landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), das
UN-Kinderhilfswerk (UNICEF), das Welternährungsprogramm der
Vereinten Nationen (WFP) und die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) in ihrem heute erschienenen Bericht The State of Food
Security and Nutrition in the World (SOFI).
Ein
Weckruf zur Bekämpfung des Hungers Laut der aktuell
veröffentlichten Ausgabe des Berichts waren im Jahr 2022
zwischen 691 und 783 Millionen Menschen von Hunger betroffen
– das sind durchschnittlich 735 Millionen Menschen. Dies
entspricht einem Anstieg um 122 Millionen Menschen im
Vergleich zu 2019 - vor der Covid-19-Pandemie.
Obwohl die Zahl der Hungernden weltweit zwischen 2021 und
2022 stagnierte, verschärfen sich Hungerkrisen an vielen
Orten der Welt. Fortschritte bei der Bewältigung des Hungers
waren in Asien und Lateinamerika zu beobachten. In
Westasien, der Karibik und in allen Regionen Afrikas stieg
der Hunger im Jahr 2022. Afrika ist nach wie vor die am
stärksten betroffene Region: Jeder fünfte Mensch auf dem
Kontinent ist von Hunger betroffen, mehr als doppelt so
viele Menschen wie im weltweiten Durchschnitt.
„Es gibt Lichtblicke: Manche Regionen sind auf dem Weg,
einige der Ernährungsziele bis 2030 zu erreichen. Jedoch
braucht es eine intensive und sofortige globale Anstrengung,
um die nachhaltigen Entwicklungsziele zu retten. Wir müssen
die Widerstandsfähigkeit gegen die Krisen und Schocks
stärken, die zu Ernährungsunsicherheit führen – von
Konflikten bis zum Klima", sagte UN-Generalsekretär António
Guterres in einer Videobotschaft bei der Vorstellung des
Berichts am UN-Hauptsitz in New York.
„Zweifellos stellt die Verwirklichung des nachhaltigen
Entwicklungszieles, den Hunger bis 2030 zu beenden, eine
gewaltige Herausforderung dar. Tatsächlich wird
prognostiziert, dass im Jahr 2030 noch immer rund 600
Millionen Menschen von Hunger betroffen sein werden. Die
Hauptursachen für Ernährungsunsicherheit und Unterernährung
sind unsere "neue Normalität", und wir haben keine andere
Wahl, als unsere Anstrengungen zu verdoppeln, um die Agrar-
und Ernährungssysteme umzugestalten und sie für die
Erreichung des zweiten Ziels für nachhaltige Entwicklung zu
nutzen“, schreiben die Leitungen der fünf UN-Organisationen
im Vorwort des diesjährigen Berichts.
(1)
Mehr als Hunger Die Lage in Bezug auf die
Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit war auch im Jahr 2022
düster. Dem Bericht zufolge hatten etwa 29,6 Prozent der
Weltbevölkerung, d. h. 2,4 Milliarden Menschen, keinen
steten Zugang zu Nahrungsmitteln, gemessen an der Prävalenz
von moderater oder schwerer Ernährungsunsicherheit. Davon
waren rund 900 Millionen Menschen von schwerer
Ernährungsunsicherheit betroffen.
Währenddessen
haben sich die Möglichkeiten, sich gesund zu ernähren,
weltweit verschlechtert: Mehr als 3,1 Milliarden Menschen
auf der Welt - oder 42 Prozent - fehlten die finanziellen
Mittel für eine gesunde Ernährung im Jahr 2021. Dies
entspricht einem Anstieg von 134 Millionen Menschen im
Vergleich zu 2019. Millionen Kinder unter fünf Jahren leiden
weiterhin an Mangelernährung: Im Jahr 2022 waren 148
Millionen Kinder unter fünf Jahren (22,3 Prozent)
wachstumsverzögert, 45 Millionen (6,8 Prozent) waren akut
mangelernährt und 37 Millionen (5,6 Prozent) waren
übergewichtig.
Fortschritt wurde im Bereich des
ausschließlichen Stillens verzeichnet: 48 Prozent der Kinder
unter sechs Monaten wurden ausschließlich gestillt, was dem
Ziel für 2025 nahe kommt. Nichtsdestotrotz sind weitere
konzertierte Anstrengungen erforderlich, um die für 2030
gesteckten Ziele in Bezug auf Mangelernährung zu erreichen.
Neue Erkenntnisse: Die Verstädterung treibt
den Wandel der Agrar- und Ernährungssysteme voran
Der Bericht befasst sich auch mit der zunehmenden
Urbanisierung als einem "Megatrend", der sich darauf
auswirkt, wie und was Menschen essen. Bis 2050 werden
voraussichtlich fast sieben von zehn Menschen in Städten
leben. Regierungen und andere Akteure, die sich im Kampf
gegen den Hunger, Nahrungsunsicherheit und Mangelernährung
einsetzen, sollten daher versuchen, diese
Urbanisierungstrends besser zu verstehen und sie bei ihren
politischen Entscheidungen berücksichtigen. Insbesondere
reicht das einfache Konzept der Trennung von Stadt und Land
nicht mehr aus, um zu verstehen, wie die Urbanisierung die
Agrar- und Ernährungssysteme prägt.
Es ist eine
komplexere Perspektive des Kontinuums von Stadt und Land
erforderlich, die sowohl den Grad der Vernetzung der
Menschen als auch die Art der Verbindungen zwischen
städtischen und ländlichen Gebieten berücksichtigt. Zum
ersten Mal wird diese Entwicklung in elf Ländern
systematisch dokumentiert. Der aktuelle Bericht
veranschaulicht, dass der Kauf von Lebensmitteln nicht nur
für städtische Haushalte, sondern auch für Haushalte, die
weit entfernt von städtischen Zentren leben, eine wichtige
Rolle spielt.
Die neuen Ergebnisse zeigen auch, dass
der Verbrauch von stark verarbeiteten Lebensmitteln in
einigen Ländern auch in stadtnahen und ländlichen Gebieten
zunimmt. Leider gibt es nach wie vor räumliche
Ungleichheiten. So waren mehr Menschen in ländlichen
Gebieten von Nahrungsunsicherheit betroffen. Von mäßiger
oder schwerer Ernährungsunsicherheit waren 33 Prozent der
Erwachsenen in ländlichen Gebieten und 26 Prozent in
städtischen Gebieten betroffen.
Auch im Hinblick auf Mangelernährung bei Kindern gibt es
Unterschiede zwischen Stadt und Land: Die Prävalenz der
Kinder, die an Wachstumsverzögerungen leiden, ist in
ländlichen Gebieten (35,8 Prozent) höher als in städtischen
Gebieten (22,4 Prozent). Akute Mangelernährung ist in
ländlichen Gebieten (10,5 Prozent) häufiger als in
städtischen Gebieten (7,7 Prozent). Übergewicht kommt in
städtischen Gebieten (5,4 Prozent) etwas häufiger vor als in
ländlichen Gebieten (3,5 Prozent).
Der Bericht
stellt heraus, dass zur wirksamen Förderung der Ernährungs-
und Lebensmittelsicherheit politische Interventionen,
Maßnahmen und Investitionen von einem umfassenden
Verständnis der komplexen und sich wandelnden Beziehungen
zwischen dem ländlich-urbanen Kontinuum und den Agrar- und
Ernährungssystemen geleitet sein sollten.
O-Töne FAO-Generaldirektor QU Dongyu:
„Die Erholung von der weltweiten Pandemie ist ungleichmäßig
verlaufen, und der Ukraine-Krieg hat die Versorgung mit
nahrhaften Lebensmitteln und gesunder Ernährung
beeinträchtigt. Dies ist die 'neue Normalität', in der
Klimawandel, Konflikte und wirtschaftliche Instabilität
marginalisierte Menschen noch weiter in die Unsicherheit
drängen. Wir können nicht so weitermachen wie bisher."
IFAD-Präsident Alvaro Lario: „Eine Welt
ohne Hunger ist möglich. Was uns fehlt, sind die
Investitionen und der politische Wille, Lösungen in großem
Umfang umzusetzen. Wir können den Hunger bewältigen, wenn
wir dies zu einer globalen Priorität machen. Investitionen
in Kleinbauern und in ihre Anpassung an den Klimawandel, den
Zugang zu Produktionsmitteln und Technologien sowie in den
Zugang zu Finanzmitteln für die Gründung kleiner
landwirtschaftlicher Betriebe können viel bewirken.
Kleinerzeuger sind ein Teil der Lösung. Wenn sie richtig
unterstützt werden, können sie mehr Lebensmittel
produzieren, ihre Produktion diversifizieren und sowohl
Märkte im städtischen als auch im ländlichen Raum beliefern
- und so ländliche Gebiete und Städte mit nahrhaften und
lokal angebauten Lebensmitteln versorgen."
UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell:
„Mangelernährung ist eine große Bedrohung für das Überleben,
das Wachstum und die Entwicklung von Kindern. Das Ausmaß der
Ernährungskrise erfordert deutlichere, auf Kinder
ausgerichtete Antworten. Dazu gehören der vorrangige Zugang
zu nährstoffreichen und erschwinglichen Nahrungsmitteln und
grundlegenden Ernährungsdienstleistungen, der Schutz von
Kindern und Jugendlichen vor nährstoffarmen, stark
verarbeiteten Lebensmitteln und die Stärkung der
Lebensmittel- und Nahrungsversorgungsketten, einschließlich
angereicherter und therapeutischer Nahrung für Kinder."
WFP- Exekutivdirektorin Cindy McCain:
„Der Hunger nimmt zu, während die Ressourcen, die wir zum
Schutz der am stärksten benachteiligten Menschen dringend
benötigen, gefährlich knapp werden. Als humanitäre
Helfer*innen stehen wir vor der größten Herausforderung, die
wir je erlebt haben. Die Weltgemeinschaft muss schnell, klug
und mitfühlend handeln, um den Kurs zu ändern und den Hunger
zu besiegen. Wir von WFP haben uns verpflichtet, mit allen
unseren Partnern - alten und neuen - zusammenzuarbeiten, um
eine Welt zu schaffen, in der sich niemand mehr fragt, wann
er seine nächste Mahlzeit bekommt."
WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus:
„Die Zahl der Kinder, die an schwerer akuter Mangelernährung
leiden, ist nach wie vor inakzeptabel hoch, und bei der
Verringerung von Übergewicht bei Kindern wurden keine
Fortschritte erzielt. Wir brauchen gezielte öffentliche
Maßnahmen, Investitionen und Aktionen, um ein gesünderes
Ernährungsumfeld für alle zu schaffen."
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70 Jahre UNICEF Deutschland am 30.6.2023 „Handeln
für eine menschlichere Welt“
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Köln/Duisburg, 30. Juni 2023 - Anlässlich seines 70.
Geburtstags dankt das Deutsche Komitee für UNICEF den
Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern für ihre große
Unterstützung für die Arbeit des Kinderhilfswerks der
Vereinten Nationen. 8.000 Ehrenamtliche, zehntausende Kinder
und Jugendliche, zahlreiche Unternehmen und Stiftungen,
Städte, Gemeinden und Schulen treten heute gemeinsam mit
UNICEF Deutschland für eine bessere Welt für Kinder ein –
mit Zeit, Geld und viel Herzblut und Ideen. In den aktuellen
Krisen in der Ukraine, in Afghanistan, am Horn von Afrika
und im Sudan ist dieser Einsatz für Kinder lebenswichtig.

UNICEF/UN0765149/Pedro
Zum Gründungstag erklärt
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier:
“Katastrophen, große Not und großes Leid
von Kindern sind bis heute Teil unserer Welt. Das
Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ist heute ebenso
nötig wie zur Zeit seiner Gründung. Kriege und Krisen,
Hungersnöte und Mangelernährung, Armut und auch
Bildungsarmut sind andauernde Geißeln der Menschheit, unter
denen Kinder besonders leiden.
Handeln mit UNICEF
zur Unterstützung von Kindern in Not bedeutet Handeln für
eine menschlichere Welt. Darum ermuntere ich alle, die
UNICEF verbunde n
sind: Bleiben Sie auch weiter engagiert – und möge der Kreis
der Unterstützenden von UNICEF weiter wachsen!”
Das Deutsche Komitee für UNICEF e.V.
wurde am 30. Juni 1953 von engagierten Bürger*innen in Köln
gegründet – aus Dankbarkeit für die humanitäre Hilfe der
internationalen Gemeinschaft für Kinder im kriegszerstörten
Deutschland.
In den vergangenen 70 Jahren hat die
Organisation gemeinsam mit zahllosen Unterstützer*innen
maßgeblich dazu beigetragen, dass weltweit mehr Kinder
überleben, zur Schule gehen und vor Ausbeutung geschützt
sind als jemals zuvor. Auch im eigenen Land setzt sie sich
verstärkt für die Verwirklichung der Kinderrechte für jedes
Kind ein. 2022 erhielt UNICEF Deutschland die höchste
Unterstützung seiner Geschichte – dank großzügiger Spenden
insbesondere für die Hilfe für ukrainische Kinder.
Einsatz für Kinder gibt
Hoffnung
„Der Gründungsgedanke von UNICEF gilt bis
heute: Es gibt Hoffnung, wenn wir uns für die Rechte der
Kinder auf eine gute Kindheit einsetzen – auch wenn die
Umstände noch so schwierig sind. Mit unserem
zivilgesellschaftlichen Engagement können wir viel bewegen.
UNICEF arbeitet immer für alle Kinder – unabhängig von
Geschlecht, Hautfarbe, Politik, Religion und Herkunft. Denn
jedes Kind hat das Recht auf eine Kindheit, die diesen Namen
verdient. Und die Zukunft beginnt mit der heutigen jungen
Generation!“ erklärt der ehrenamtliche Vorsitzende von
UNICEF Deutschland, Georg Graf Waldersee.
Seit 1989 ist die
UN-Kinderrechtskonvention, die weltweit von so gut wie allen
Ländern ratifiziert wurde, die Grundlage der UNICEF-Arbeit.
UNICEF Deutschland hat maßgeblich dazu beigetragen, sie bei
uns bekannt zu machen – auch dank vieler ehrenamtlich
Engagierter, die die Forderungen von UNICEF in ihren Städten
und Gemeinden unterstützen.
Die aktuellen Schwerpunkte
von UNICEF Deutschland im Überblick
Überleben unter härtesten
Bedingungen sichern: Im Sudan, am Horn von Afrika
oder in Ländern wie Afghanistan, Jemen und Syrien leiden
Kinder unter extrem harten Lebensbedingungen. Gewalt,
fehlende staatliche Unterstützung sowie schwere Dürren und
Überschwemmungen – verschärft durch den Klimawandel –
bedrohen die Familien existenziell. Schlecht ernährt, ohne
sauberes Wasser oder medizinische Versorgung geraten Mädchen
und Jungen schnell in einen lebensbedrohlichen Zustand.
Um Millionen Kinder rechtzeitig zu
versorgen und zu stärken, setzt UNICEF auf breitenwirksame
und verstärkt auf klimaresiliente Ansätze. Dazu gehören
innovative Lösungen zur Wasser- und Sanitärversorgung,
umfassende Ernährungsprogramme inklusive frühzeitiger
Prävention sowie eine bessere Katastrophenvorsorge.
Zukunft für Kinder durch
Entwicklung, Bildung und Schutz: Weltweit können
zwei Drittel der zehnjährigen Mädchen und Jungen keine
einfache Geschichte lesen und verstehen. Durch Covid-19
haben viele Millionen Kinder lange Schulschließungen und
psychische Belastungen erleben müssen. Die Pandemie hat
zudem Armut und Ausbeutung verstärkt. Hierdurch wird die
Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung immer
schwieriger.
Gerade benachteiligte Kinder brauchen
deshalb mehr Unterstützung, damit sie gesund und geschützt
aufwachsen und Fähigkeiten für ihr Leben erwerben können.
Dazu gehört auch, dass sie vor ausbeuterischer Arbeit
bewahrt werden. UNICEF setzt sich zudem dafür ein, dass
mentale Belastungen jeglicher Art ernstgenommen und
Investitionen in die psychische Gesundheit von Kindern
vorangetrieben werden.
 
Kinder in Deutschland
beteiligen und ihre Rechte stärken Auch in
Industrieländern wie Deutschland erleben Kinder und
Jugendliche große Umbrüche und Belastungen. Corona hat
deutlich gezeigt: Bisher ist in Deutschland nicht
sichergestellt, dass die Interessen der jungen Generation
bei sie betreffenden Entscheidungen ausreichend Gewicht
erhalten. In der aktuellen Situation wächst zudem die
Gefahr, dass sich die Lage benachteiligter Kinder und
Jugendlicher nochmals verschlechtert.
In Deutschland setzt sich UNICEF mit
vielen Partnern in Bund, Ländern und Kommunen für die Rechte
und Anliegen von Kindern ein – beispielsweise für den Schutz
geflüchteter Kinder oder die Aufnahme der Kinderrechte ins
Grundgesetz.
Unternehmen erfahren, wie sie die
Kinderrechte in ihrem Handeln berücksichtigen können. Und
junge Menschen erhalten Unterstützung dabei, ihren Anliegen
Gehör zu verschaffen.
 
Das Programm UNICEF-Kinderrechteschulen unterstützt
Grundschulen dabei, Kinderrechte im Schulalltag zu leben. 50
Städte und Gemeinden sind bereits Teil der Initiative
Kinderfreundliche Kommunen e.V. Über 200 ehrenamtliche
Gruppen unterstützen bundesweit die Arbeit von UNICEF mit
Aktionen, Informationsveranstaltungen und lokalen Dialogen,
darunter zahlreiche Hochschulgruppen und JuniorTeams.
 
1950er Jahre: Gründung aus
Dankbarkeit für Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg 30. Juni
1953 Aus Dankbarkeit für die humanitäre Hilfe
der internationalen Gemeinschaft für die deutschen Kinder
nach dem Zweiten Weltkrieg gründen engagierte Bürgerinnen
und Bürger in Köln das Deutsche Komitee für UNICEF e.V.
Bereits zuvor hatten Menschen sich ehrenamtlich für UNICEF
engagiert, beispielsweise in Bonn mit dem Verkauf von
Grußkarten aus Privaträumen heraus.

Am 24. Juli 1957 wurde in
Duisburg aus Dankbarkeit und der Einsicht, dass
auch in vielen anderen Teilen der Welt Kinder in großer Not
leben, die Arbeitsgruppe ins Leben gerufen.
 Mit
einem bunten Mix aus Musik (Kinderchor der Kath. Grundschule
Grabenstraße unter der Leitung von Sonja Obschernikat und
der Frauenchor Sound&Soul Rheurdt) und Vorträgen feierte die Gruppe
mit Freunden und Föderern ihr Jubiläum.

Das in
Ruhrort beheimatet Unternehmeni Haniel unterstützte die
Duisburger Arbeitsgruppe mit Zurverfügungstellung der
Räumlichkeiten.

Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link -
im Bild mit Unicef-Regionalleiterin Dr. Rosenow-Williams -dankte dem
ehrenamtlichen Engagement der Unicef Arbeitsgruppe und wurde
zum neuen Unicef-Botschafter in Duisburg. Die Anfrage hierzu
gab es schon vor einem Jahr, jetrzt erfolgte die
Bestätigung. "Ich freue mich sehr, Unicef-Botschafter der
für Duisburg zu sein", erklärte er.

Der bisherige
Leiter der Arbeitsgruppe Duisburg Harald Jeschke - Zweiter
von links, hatte sich aus gesundheitlichen Gründen
zurücknehmen müssen - wurde von der Unicef-Regionalleiterin
Dr. Rosenow-Williams offiziell verabschiedet. - Fotos Sabine
Beimel

Unicef-Vorstandsmitglied Georg Graf Waldersee - extra aus
Hamburg angereist - hob die Verbundenheit Haniels zu Unicef
Duisburg hervor. Seine Tante Etta Gräfin Waldersee - im
Familienkreis "Präsi" genannt, wie er schmunzelnd erzählte -
war die erste Unicef-Chefin in der Nachkriegszeit in
Deutschland. Ihr Mann war zu der Zeit
Haniel-Geschäftsführer.
Das Duisburger
Unicef-Arbeitsgruppenteam hatte die 60-jährigen Aktivitäten
dokumentiert und hatte die vielfältigen Aufgaben
vorgestellt.
Das haben wir bewirkt
•
Hunderttausende Bundesbürger*innen sowie zahlreiche
Unternehmen und weitere Partner haben durch Spenden sowie
den Kauf von UNICEF-Grußkarten nachhaltige Verbesserungen
für Kinder bewirkt und akute Not gelindert – in
Entwicklungsländern und Krisengebieten sowie nach
Katastrophen.
•
8.000 ehrenamtlich für UNICEF Engagierte, Städte,
Gemeinden und Schulen treten gemeinsam mit UNICEF
Deutschland für Kinder und ihre Rechte ein – gemeinsam mit
der jungen Generation selbst.
•
Um Kinderrechte ins Bewusstsein zu bringen und
strukturell zu verankern, arbeitet UNICEF Deutschland mit
der Bundesregierung, Vertreter*innen des Parlaments,
Landesregierungen, Kommunen sowie der Wissenschaft zusammen.
Das Deutsche Komitee hat maßgeblich dazu beigetragen,
die UN-Konvention für die Rechte des Kindes in Deutschland
bekannt zu machen und Kindern und Jugendlichen in Medien,
Politik und Gesellschaft mehr Gehör zu verschaffen.
|
UNICEF dankt Bundesbürgern für große Solidarität mit
Kindern Größte Spendenbereitschaft seit der Gründung vor
70 Jahren – vor allem aufgrund der Nothilfe in der Ukraine
|
Köln/Berlin/Duisburg, 19. Juni 2023 - Das vergangene
Jahr war aus Sicht von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der
Vereinten Nationen, sowohl ein Schreckensjahr für Kinder als
auch ein Jahr der großen Solidarität. 2022 war geprägt durch
den Angriffskrieg auf die Ukraine und seine furchtbaren
Folgen. Auch weniger beachtete Krisen wie die verheerende
Dürre am Horn von Afrika hielten an oder haben sich noch
verschärft.

© UNICEF/UN0622178/Holerga
Gleichzeitig war die Hilfsbereitschaft besonders groß:
Insgesamt hat UNICEF Deutschland rund 247,6 Millionen Euro
aus Spenden und dem Verkauf der beliebten UNICEF-Karten
erhalten – so viel wie nie zuvor seit der Gründung vor 70
Jahren. Die Menschen in Deutschland spendeten allein 103
Millionen Euro für die UNICEF-Hilfe in der Ukraine und den
Nachbarländern. Das ist das Ergebnis des heute im Rahmen der
Mitgliederversammlung des Deutschen Komitees für UNICEF e.V.
in Berlin vorgelegten Geschäftsberichts.
„Der Blick auf das vergangene Jahr
zeigt das Schlechteste und das Beste, zu dem Menschen fähig
sind“, sagte Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von UNICEF
Deutschland. „Der Krieg gegen die Ukraine hat unermessliches
Leid über Millionen von Kindern gebracht – Mädchen und
Jungen, die in Städten wie Kiew vor Bomben fliehen müssen
sowie Kinder in weit entfernten Ländern, die unter den
infolge des Kriegs gestiegenen Lebensmittelpreisen leiden.
Gleichzeitig sind wir dankbar für die überwältigende
Hilfsbereitschaft, die Privatpersonen, Unternehmen und
Stiftungen in Deutschland gezeigt haben. Dank ihrer
großzügigen Unterstützung konnte UNICEF in der Ukraine und
in vielen anderen Krisengebieten sowie Entwicklungsländern
verlässlich für Kinder da sein.“
Spenden aus Deutschland
helfen Kindern weltweit
UNICEF ist weltweit in über 190 Ländern
im Einsatz und hilft, dass Kinder gut versorgt werden, zur
Schule gehen können und vor Gewalt und Ausbeutung geschützt
sind. Mit Spenden aus Deutschland konnte die weltweite
Programmarbeit des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen
mit rund 207,2 Millionen Euro unterstützt werden. Weitere
rund vier Millionen Euro wurden für die satzungsgemäße
Programm- und Kinderrechtsarbeit in Deutschland eingesetzt.
Die Kosten für Verwaltung sowie Öffentlichkeitsarbeit und
Werbung in Deutschland betrugen – gemäß den Kriterien des
Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen – 12,4
Prozent.
Zu diesem Ergebnis haben fast 670.000
aktive Spenderinnen und Spender in Deutschland beigetragen.
Besonders wichtig sind auch die regelmäßigen Beiträge aus
mehr als 308.000 UNICEF-Patenschaften. Diese nicht
zweckgebundenen Spendenbeiträge ermöglichen es UNICEF,
Projekte langfristig zu planen und Kinder in Notsituationen
wirksam und flexibel zu unterstützen.
Mit Hilfe dieser Unterstützung konnte
UNICEF direkt nach dem Beginn des Angriffs auf die Ukraine
eine Versorgungskette mit lebenswichtigen Hilfsgütern
aufbauen. So wurden in 2022 4,6 Millionen Menschen mit
sauberem Trinkwasser versorgt und 500.000 Kinder und
Betreuende mit Winterkleidung ausgestattet. Fünf Millionen
Kinder und Frauen erhielten medizinische Hilfe. Drei
Millionen Kinder und Betreuende wurden psychosozial
unterstützt.
In Krisengebieten wie Afghanistan, am
Horn von Afrika (Äthiopien, Kenia, Somalia) sowie Jemen,
Syrien und Südsudan konnte UNICEF Kinder beispielsweise mit
Trinkwasser, therapeutischer Nahrung und Impfungen
versorgen. Ein weiterer Schwerpunkt waren Bildungsprogramme
für Kinder, zum Beispiel in Bangladesch, Liberia,
Madagaskar, Malawi und Nepal.
Engagement für Kinder und
ihre Rechte
Rund 8.000 ehrenamtlich Engagierte waren
im letzten Jahr bundesweit für UNICEF aktiv. Rund um den
Weltkindertag am 20. September 2022 fanden erstmals nach
mehr als zwei Jahren Pandemie wieder aufmerksamkeitsstarke
Aktionen für Kinder und Familien statt, die die
ehrenamtlichen UNICEF-Gruppen maßgeblich mitgestalteten.
UNICEF legte eine Zwischenbilanz zur Umsetzung der
Kinderrechte 30 Jahre nach Inkrafttreten in Deutschland vor
und machte der Regierung konkrete Vorschläge, unter anderem
zur geplanten Kindergrundsicherung sowie Maßnahmen zur
Bekämpfung von Kinderarmut. Auch die programmatische Arbeit
in Deutschland wurde weiterentwickelt – beispielsweise mit
den Initiativen „Kinderrechte-Schulen“ sowie
„Kinderfreundliche Kommunen“.
70 Jahre UNICEF Deutschland
Das Deutsche Komitee für UNICEF e.V.
wurde vor fast 70 Jahren am 30. Juni 1953 von engagierten
Bürgerinnen und Bürgern in Köln gegründet. Sie handelten aus
Dankbarkeit für die humanitäre Hilfe, die Kinder im
kriegszerstörten Deutschland erhalten hatten. Bis heute ist
der Schutz von Kindern im Krieg ein zentrales Anliegen von
UNICEF – von Ländern wie der Ukraine und Syrien bis hin zu
den aktuellen schweren Kämpfen im Sudan. UNICEF Deutschland
ist heute eine der wichtigsten Stützen der weltweiten
UNICEF-Hilfe für Kinder: Unter den UNICEF-Nationalkomitees
lagen die Einnahmen weltweit nur in den USA noch höher.
|
UNICEF zum Welttag gegen Kinderarbeit am
12.6.2023
Lieferkettengesetz allein reicht im Kampf gegen
Kinderarbeit nicht aus
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Köln/Duisburg, 12. Juni 2023 - Trotz Verboten
und Ächtung ist Kinderarbeit weiterhin ein massives Problem
und betrifft schätzungsweise 160 Millionen Mädchen und
Jungen weltweit. Das im Januar in Deutschland in Kraft
getretene sogenannte „Lieferkettengesetz“ ist ein
Meilenstein, weil es die Verantwortung von global tätigen
Unternehmen einfordert. Es wird nach Einschätzung von UNICEF
Deutschland aber nicht ausreichen, um Kinderarbeit
abzuschaffen. Zum Welttag gegen Kinderarbeit am 12. Juni
fordert UNICEF mehr Investitionen, um deren Ursachen zu
beseitigen.

© UNICEF/UN0673616/Andrianantenaina
„Ein Ende der Kinderarbeit wird es
erst geben, wenn Familien nicht darauf angewiesen sind, um
zu überleben“, erklärte der Geschäftsführer von UNICEF
Deutschland, Christian Schneider. „Kinderarbeit entsteht aus
Armut. Um sie zu beseitigen, müssen wir die Ursachen der Not
bekämpfen und Schutzfaktoren fördern. Alle Kinder müssen
verlässlich zur Schule gehen können. Es braucht aber auch
menschenwürdige und angemessen bezahlte Arbeit für Eltern
und soziale Absicherung für benachteiligte Familien, deren
Kinder sonst von Ausbeutung bedroht sind.“
•
In erster Linie sind die jeweiligen Regierungen in den
betroffenen Ländern – vor allem in Subsahara-Afrika, im
südlichen Asien, in Lateinamerika und im Nahen Osten – in
der Pflicht, für den Schutz der Kinder zu sorgen und
internationale Übereinkommen und Konventionen, die ein
Verbot von Kinderarbeit vorschreiben, auch einzuhalten. Aber
auch Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle. Das im
Januar in Kraft getretene deutsche
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist nach Einschätzung
von UNICEF Deutschland ein Schritt in die richtige Richtung.
Es verpflichtet Unternehmen unter anderem dazu, Kinderarbeit
zu identifizieren, wirksame Abhilfemaßnahmen zu schaffen und
die Fabriken oder Lieferanten zu befähigen, Kinderarbeit
künftig auszuschließen.
•
Das deutsche Gesetz hat dennoch auch Schwächen. Das
reine Verbot von Kinderarbeit birgt zum Beispiel die Gefahr,
dass sich das Problem lediglich verlagert. So ist es
möglich, dass Kinder zu einem Arbeitgeber mit weniger
strengen Vorgaben oder in den informellen Sektor wechseln.
Die eigentliche Ursache der Kinderarbeit – die bedrückende
Armut der Familien – bleibt in diesem Fall bestehen oder die
Situation verschlimmert sich noch.
•
Das ist auch der Fall, wenn Unternehmen sich aus einem
Land oder einer Region zurückziehen, um nicht haften müssen,
wenn Kinderarbeit in ihrer Lieferkette entdeckt wird. Dann
fallen die Einkommensmöglichkeiten für Familien entweder
ganz weg oder Unternehmen, die keine Einhaltung
menschenrechtlicher Standards prüfen, treten an die Stelle
deutscher Unternehmen. So verschlechtert sich die
Arbeitssituation womöglich noch weiter.
•
Grundsätzlich reicht ein Lieferkettengesetz alleine
nicht aus, um Kinderarbeit abzuschaffen – schon alleine,
weil sie nicht nur in Lieferketten von Produkten vorkommt,
sondern vor allem im informellen Bereich, beispielsweise bei
der Landwirtschaft im Familienverbund oder beim
Straßenverkauf. Hinzu kommt, dass neben deutschen auch
Unternehmen aus anderen Staaten dafür sorgen müssten, dass
die Menschen- und Kinderrechte in ihren Lieferketten
eingehalten werden.
•
Auch auf der aktuellen gesetzlichen Grundlage können
Unternehmen aus Sicht von UNICEF viel zur Vorbeugung tun: Um
die Wahrscheinlichkeit von Kinderarbeit frühzeitig zu
erkennen, sollten sie Risikoanalysen vornehmen. Gemeinsam
mit Partnern in den Ländern sollten sie an einer
Verbesserung der Lebenssituation (Bildung,
Gesundheitsversorgung, menschenwürdige Arbeit,
Kinderbetreuung) arbeiten.
So werden die Systeme vor
Ort gestärkt und die Unternehmen haben langfristig ein
stabileres Arbeitsumfeld. Wenn Kinder von Kinderarbeit
betroffen sind, müssen wirksame Abhilfemaßnahmen ergriffen
werden. UNICEF unterstützt zum Beispiel in der
Demokratischen Republik Kongo oder in Indien
Reintegrationsprogramme für ehemalige arbeitende Kinder,
damit sie wieder zur Schule gehen können.
So setzt sich UNICEF für die
Überwindung von Kinderarbeit ein Aufklärung:
UNICEF macht regelmäßig auf die negativen Folgen von
Kinderarbeit aufmerksam, zum Beispiel im Rahmen von
Aufklärungsprogrammen, durch Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit und in den sozialen Medien.
Hilfe: UNICEF hilft
betroffenen Kindern und arbeitet daran, die Ursachen von
Kinderarbeit zu bekämpfen – konkret zum Beispiel durch
Lernprogramme speziell für arbeitende Kinder oder durch
Bargeldhilfen für benachteiligte Familien.
Beratung: UNICEF
arbeitet weltweit mit Regierungen und Behörden zusammen und
drängt auf wirksame Gesetze zum Schutz von Kindern. Außerdem
unterstützt UNICEF Unternehmen dabei, die Kinderrechte
entlang ihrer Lieferketten und in ihrem ganzen Handeln
umzusetzen – auch in Deutschland. Zum Beispiel geben die
„Grundsätze zum Schutz und zur Förderung von Kinderrechten
durch Unternehmen" Orientierung, wie sie Kinderrechte in
ihren Sorgfaltsprozessen umsetzen können.
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Ukraine: UNICEF hilft nach Staudamm-Katastrophe
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Köln, 7. Juni 2023 - Nach der Zerstörung
des Kachowka-Staudamms in der Ukraine ist UNICEF sehr
besorgt über die
Situation der Kinder und weitet seine Nothilfe in dem
betroffenen Gebiet aus. „Die Zerstörung des
Kachowka-Staudamms ist ein weiterer Schlag für das
Wohlergehen der Kinder in der Ukraine. Die Schäden und die
anschließenden Überschwemmungen haben dazu geführt, dass
Tausende Kinder ihre Häuser verlassen mussten und keinen
Zugang zu sauberem Wasser und Strom haben“, sagte
UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

© UNICEF/UN0853282/Filipov
Rund 16.000 Menschen aus
37 Städten und Dörfern im von der ukrainischen Regierung
kontrollierten Gebiet mussten bislang aufgrund der Gefahr
einer vollständigen oder teilweisen Überschwemmung
umgesiedelt werden. Einige Häuser wurden durch Überflutung
zerstört und einige tiefer gelegene Teile der Stadt Cherson
überschwemmt. An vielen dieser Orte ist die
Trinkwasserversorgung beeinträchtigt, da das Wasser aus dem
Staudamm genutzt wurde.
UNICEF rechnet damit, dass
auch die Stromversorgung beeinträchtigt wird, was zu
Stromausfällen in der gesamten Region führen wird.
Bewässerungssysteme, Ackerland und Wasserversorgungsnetze
wurden in mehreren Gebieten zerstört. Auch Orte in nicht von
der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebieten
stromabwärts des Staudamms wurden Berichten zufolge
erheblich beeinträchtigt. UNICEF hat jedoch keinen Zugang zu
diesen Gebieten und daher keine verlässlichen Informationen
von dort.
UNICEF-Nothilfe im Staudamm-Gebiet
Im von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebiet
ist UNICEF seit Beginn des Angriffskriegs tätig und hat nach
dem Staudamm-Bruch sofort die Nothilfe ausgeweitet. UNICEF
arbeitet dabei eng mit den Behörden und anderen humanitären
Organisationen zusammen.
•
UNICEF hat 25.000 Flaschen Wasser, Hygieneartikel und über
10.000 Wasserreinigungstabletten bereitgestellt und
„Spilno“-Kinderzentren an Transitstandorten eingerichtet, um
Kindern psychosoziale Unterstützung und einen Ort zum
Spielen mit Gleichaltrigen zu bieten.
•
Multidisziplinäre UNICEF-Teams, bestehend aus Mediziner*innen
und Psycholog*innen, werden auch an Transitpunkten wie Bus-
und Bahnhöfen aufgebaut, um Menschen auf der Flucht zu
unterstützen.
•
Rund 3.500 betroffene Eltern und Kinder wurden mit kleinen
Geldbeträgen unterstützt, damit sie sich selbst mit
lebenswichtigen Gütern versorgen können. Diese Hilfe wird
weiter ausgebaut.
•
UNICEF arbeitet mit der Regierung und Partnern zusammen, um
sowohl kurzfristige als auch längerfristige Lösungen für die
Wiederherstellung der beschädigten Wasser- und
Abwasserinfrastruktur umzusetzen. Dies ist von
entscheidender Bedeutung, um die Ausbreitung von Krankheiten
zu verhindern, die durch verschmutztes Wasser übertragen
werden können
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Neue Leitung Presse bei UNICEF Deutschland: Vera
Tellmann folgt auf Rudi Tarneden |
Köln, 6. Juni 2023 - Vera Tellmann
übernimmt ab Juni 2023 die Leitung der Presseabteilung von
UNICEF Deutschland und wird damit zugleich Sprecherin der
Organisation. Sie kommt von der Deutschen Welle, wo sie seit
2015 in unterschiedlichen Funktionen der externen
Kommunikation tätig war - zuletzt als Head of Corporate
Communications und stellvertretende Pressesprecherin. Vera
Tellmann folgt auf Rudi Tarneden, der seit 1995 die
Medienarbeit von UNICEF verantwortete und Anfang Juli 2023
in den Ruhestand tritt.
In ihrer neuen Aufgabe
steuert Vera Tellmann die Medienarbeit von UNICEF
Deutschland. Dazu gehören Informationen über
Nothilfeeinsätze von UNICEF in Ländern wie der Ukraine,
Afghanistan oder am Horn von Afrika, die nachhaltigen
Programme für Kinder in Entwicklungs- und Krisenländern
sowie die Kinderrechtsarbeit von UNICEF in Deutschland.
Darüber hinaus steht Vera Tellmann Journalist*innen als
Sprecherin zu aktuellen Themen zur Verfügung, gemeinsam mit
den langjährigen UNICEF-Sprecherinnen Christine Kahmann
(Berlin) und Ninja Charbonneau (Köln).
„Die
Öffentlichkeit prägnant und verlässlich über die Situation
der Kinder und die weltweite Arbeit von UNICEF zu
informieren, ist für UNICEF Deutschland eine
Schlüsselaufgabe. Wir freuen uns deshalb, mit Vera Tellmann
eine erfahrene Medienexpertin und Führungspersönlichkeit
gewonnen zu haben und wünschen ihr einen guten Start“, sagt
Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.
„Rudi Tarneden danken wir für 28 Jahre hervorragender
Arbeit, mit der er zu Bekanntheit und Ansehen des
Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen in Deutschland
maßgeblich beigetragen hat.“
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UNICEF: Über 315.000 schwere
Kinderrechtsverletzungen in Konflikten seit 2005
|
Seit 2005 wurden weltweit mindestens 120.000 Kinder
in Kriegen und Konflikten getötet oder verstümmelt – rund 20
Mädchen und Jungen pro Tag
New York / Köln
/ Oslo, den 5. Juni 2023 // Zwischen 2005 und 2022 haben die
Vereinten Nationen rund 315.000 schwere
Kinderrechtsverletzungen verifiziert – so UNICEF. Anlässlich
der internationalen Konferenz zum Schutz von Kindern
in bewaffneten Konflikten, die am Montag in Oslo
(Norwegen) beginnt, ruft UNICEF die Regierungen dazu auf,
bestehende internationale Gesetze und Normen zum Schutz von
Kindern im Krieg umzusetzen, Täter zur Verantwortung zu
ziehen und dringend benötigte Mittel zum Schutz von Kindern
in Konflikten bereitzustellen.

© UNICEF/UN0642612/Al-Kheder
Kinder zahlen den
höchsten Preis für die Gewalt in Kriegen und Konflikten,
obwohl sie dafür keinerlei Verantwortung tragen. In mehr als
30 Konfliktsituationen in Afrika, Asien, dem Nahen Osten und
Lateinamerika wurden in den vergangenen 18 Jahren
schreckliche Verbrechen gegen Kinder durch Konfliktparteien
verifiziert:
•
Mehr als 120.000 Kinder wurden
getötet oder verstümmelt;
•
Mindestens 105.000 Kinder
wurden von Konfliktparteien rekrutiert und von Streitkräften
oder bewaffneten Gruppierungen als Soldat*innen eingesetzt;
•
Rund 32.500 Kinder wurden von
Konfliktparteien entführt;
•
Mehr als 16.000 Kinder wurden
Opfer sexueller Gewalt.
Darüber hinaus haben die
Vereinten Nationen seit 2005 mehr als 16.000 Angriffe auf
Schulen und Krankenhäuser verifiziert. In mindestens 22.000
Fällen wurde der Zugang zu humanitärer Hilfe für Kinder
verweigert. Dies sind lediglich die verifizierten Fälle –
die tatsächlichen Zahlen sind wahrscheinlich weit höher.
Gleichzeitig wurden Millionen Kinder aus ihren Häusern und
Gemeinden vertrieben, viele haben Freunde oder
Familienmitglieder verloren oder wurden von ihren
Angehörigen getrennt. „Jeder Krieg ist letztlich ein Krieg
gegen Kinder", erklärt UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine
Russell.
„Obwohl wir wissen, wie wir Kinder in
Konflikten besser schützen können, tun wir noch immer nicht
genug. Jahr für Jahr dokumentieren die Vereinten Nationen,
auf welch grausame, tragische und leider vorhersehbare Weise
das Leben von Kindern zerstört wird. Wir alle müssen dafür
sorgen, dass Kinder nicht länger den Preis für Kriege
zahlen, die sie nicht selbst verursacht haben.“
Wie
UNICEF Kinder im Krieg schützt UNICEF unterstützt in
Kriegs- und Konfliktgebieten Maßnahmen, um u.a. die
psychische Gesundheit von Kindern zu stärken, Kinder, die
von ihren Familien getrennt wurden, wieder mit ihren
Angehörigen zusammenzuführen sowie Programme für Opfer
geschlechtsspezifischer Gewalt. In 2022 hat UNICEF rund
12.500 Kinder, die bei Streitkräften oder in bewaffneten
Gruppierungen eingesetzt wurden, nach ihrer Freilassung mit
Programmen zu ihrer Wiedereingliederung sowie
Schutzmaßnahmen erreicht.
Rund neun Millionen Kinder
wurden mit Informationen erreicht, wie sie sich vor
Blindgängern und Landminen schützen können. Doch die
verfügbaren finanziellen Mittel zum Schutz von Kindern in
Konflikten stehen in keinem Verhältnis zu den Ressourcen,
die dafür benötigt werden.
Laut einer neuen Analyse
von Humanitarian Funding Forecasting im Auftrag von UNICEF,
Save the Children, Alliance for Child Protection in
Humanitarian Action und Global Child Protection Area of
Responsibility, werden allein bis 2024 rund 1,05 Milliarden
US-Dollar benötigt – beispielsweise um Kinder, die von ihren
Familien getrennt wurden, mit ihren Angehörigen
zusammenzuführen, für psychologische Unterstützung sowie
Maßnahmen, um die Rekrutierung von Kindern in bewaffnete
Gruppierungen zu verhindern. Bis 2026 werden schätzungsweise
1,37 Milliarden US-Dollar benötigt.
UNICEF ruft die Regierungen dazu auf:
•
Bereits bestehende
internationale Gesetze und Normen zum Schutz von Kindern im
Krieg umzusetzen. Dazu gehört es, Schulen, Krankenhäuser und
die zivile Infrastruktur vor Angriffen zu schützen, und die
Rekrutierung und den Einsatz von Kindern durch bewaffnete
Gruppierungen und Streitkräfte sowie den Einsatz von
explosiven Waffen in Wohngebieten zu unterbinden.
•
Täter zur Rechenschaft zu
ziehen, wenn die Rechte von Kindern verletzt werden.
•
Ausreichende finanzielle
Mittel zum Schutz von Kindern in Konflikten in dem Umfang
und mit der Geschwindigkeit bereitzustellen, um den
wachsenden Bedarfen gerecht zu werden. Dies sollte
Investitionen in die humanitäre Hilfe und in Fachkräfte
umfassen.
|
UNICEF: Lage der Kinder im Sudan verschlechtert sich
jeden Tag 13,6 Millionen Kinder brauchen humanitäre
Hilfe / UNICEF ruft zu Spenden auf
|
Köln/Duisburg, 26.
Mai 2023 - Die Lage
der Kinder im Sudan verschlechtert sich laut UNICEF mit
jedem Tag, den die Kämpfe und die Gewalt zwischen den
militärischen Fraktionen anhalten. Nach neuester Schätzung
von UNICEF sind in Folge des Konflikts 13,6 Millionen Kinder
auf humanitäre Hilfe angewiesen. Insbesondere die ärmsten
Familien sind in einer verzweifelten Situation, Millionen
Kinder sind in Gefahr.

Ein UNICEF-Team verteilt Wasserkanister
in Madani, Sudan. © UNICEF/UN0844247/Altahir Aldaif
„Wir sind bestürzt über den Tod von sechs Neugeborenen,
denen im Krankenhaus in Ed Daein nicht mehr geholfen werden
konnte, weil die Gesundheitsversorgung unterbrochen war.
Dies ist nur ein trauriges Beispiel für die Lage der Kinder
und Familien. Wir rufen dringend dazu auf, die
Grundversorgung der Kinder im Sudan sicherzustellen,“
erklärte Mandeep O´Brian, Leiterin von UNICEF Sudan auf
Twitter.
Trotz der angespannten Situation ist
Hilfe im Sudan möglich in Gebieten, in denen der
Waffenstillstand eingehalten wird und ein halbwegs sicheres
Umfeld für die Helfer*innen besteht.
•
So wurden in den vergangenen
Tagen Impfstoffe und medizinische Hilfsgüter in zwölf
Provinzen gebracht, um die medizinische Grundversorgung und
insbesondere Impfprogramme für rund 250.000 Kinder wieder in
Gang zu bringen.
•
Mit einem Konvoi der Vereinten
Nationen wurden 20 Lastwagen mit Hilfsgütern von UNICEF und
der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in
verschiedene Teile des Sudan gebracht. Dazu gehören
Wasserkanister, Materialien zur Wasseraufbereitung und
Hygieneartikel für Familien, die vor der Gewalt geflohen
sind. In Süd-Darfur unterstützt UNICEF die Wasserversorgung
im Hauptkrankenhaus in Nyala.
•
In El Fasher im Südwesten des
Sudan und Nyala in der Provinz Darfur, die von schweren
Kämpfen heimgesucht wurden, verteilt UNICEF dringend
benötigte medizinische Hilfsgüter sowie lebensrettende
Erdnusspaste zur Versorgung schwer mangelernährter Kinder.
•
In Port Sudan unterstützt
UNICEF die Gesundheitseinrichtungen, damit diese die große
Zahl an binnenvertriebenen Familien versorgen können. Dazu
gehören auch psychosoziale Hilfeangebote für Kinder, damit
sie die furchtbaren Erlebnisse verarbeiten können.
•
Ernährungsprogramme für Kinder
gehen überall dort, wo es die Sicherheit erlaubt, weiter.
Allerdings stellt der Nachschub an Hilfsgütern ein großes
Problem dar.
Die Kämpfe der vergangenen Wochen haben
die zivile Infrastruktur des Sudan schwer beschädigt. An
vielen Orten ist die Wasser- und Stromversorgung nicht mehr
funktionsfähig. Zahlreiche Krankenhäuser und
Gesundheitseinrichtungen wurden verwüstet. UNICEF's
Priorität ist es, lebensrettende Hilfe für Kinder und
Familien, die direkt von der Gewalt betroffen sind, zu
leisten und die Grundversorgung der Bevölkerung im Sudan zu
unterstützen. In den Nachbarländern versorgt UNICEF die
ankommenden Flüchtlinge.
|
Horn von Afrika: Sieben Millionen
Kinder mangelernährt
|
UNICEF: Mehr als sieben
Millionen Kinder unter fünf Jahren mangelernährt - Hilfe für
Äthiopien, Kenia und Somalia verstärken

Haria Adow hält ihren mangelernährten Sohn Mansuur Osman in
einem Gesundheitszenrum in Garissa (Kenia) im Arm.
UNICEF/UN0836010/Odhiambo
Nairobi/Johannesburg/Köln, den 23. Mai
2023 - Hunger, Flucht, Dürre und Überschwemmungen sowie
Unsicherheit haben am Horn von Afrika zu einer nie
dagewesenen Krise geführt. Mehr als sieben Millionen Kinder
unter fünf Jahren sind laut UNICEF mangelernährt und
benötigen dringend Unterstützung – rund 1,9 Millionen von
ihnen sind so schwer mangelernährt, dass ihr Leben in Gefahr
ist. UNICEF ruft anlässlich der morgigen internationalen
Hilfskonferenz für Äthiopien, Kenia und Somalia dringend zu
verstärkten Investitionen auf, um die Widerstandskraft von
Familien in der aktuellen Situation und gegenüber
zukünftiger Krisen zu verbessern.
In den vergangenen
drei Jahren, in denen die Regenfälle ausblieben und die
Region von der schwersten Dürre seit 40 Jahren heimgesucht
wurde, haben die ärmsten Familien ihr Vieh, ihre Ernten und
damit ihre Lebensgrundlagen verloren.
„Die Krise am Horn von Afrika ist für
Kinder verheerend", sagt Mohamed Fall,
UNICEF-Regionaldirektor für das östliche und südliche
Afrika. „In den vergangenen drei Jahren waren viele Familien
gezwungen, extreme Maßnahmen zu ergreifen, um zu überleben.
Millionen von Kindern und Familien mussten aus purer
Verzweiflung ihr Zuhause auf der Suche nach Nahrung und
Wasser verlassen. Diese Krise hat den Kindern alles genommen
– ausreichend zu essen, ein Zuhause, sauberes Wasser und die
Möglichkeit, zur Schule zu gehen."
Wetterextreme zerstören
Lebensgrundlagen der Kinder
Aktuell haben Regenfälle haben erste
Erleichterung gebracht, aber gleichzeitig zu
Überschwemmungen geführt, da der ausgetrocknete Boden nicht
in der Lage ist, große Mengen Wasser aufzunehmen. Hierdurch
mussten weitere Familien ihr Zuhause verlassen. Das
Krankheitsrisiko steigt, Ernten wurden zerstört und noch
mehr Familien haben ihr Vieh verloren.
In Somalia wurden durch schwere
Überschwemmungen, Häuser, Ackerland und Straßen beschädigt,
Vieh weggespült. Schulen und Gesundheitseinrichtungen
mussten geschlossen werden. Ersten Schätzungen zufolge sind
in Somalia mindestens 460.470 Menschen von den Sturzfluten
und den Überschwemmungen betroffen. Schätzungsweise 219.000
Menschen mussten ihr Zuhause verlassen. 22 Menschen sind
bereits ums Leben gekommen.
Die Überschwemmungen haben auch in
mehreren Regionen Äthiopiens zu schweren Zerstörungen
geführt und die Not der bereits stark von der Dürre
betroffenen Familien weiter verschärft. Darüber hinaus
steigt das Risiko von Krankheiten, unter anderem von
Cholera. Der derzeitige Choleraausbruch ist einer der
längsten, die jemals in Äthiopien verzeichnet wurden.
„Die Regenfälle haben zwar eine
gewisse Erleichterung und Hoffnung, aber gleichzeitig auch
neue Bedrohungen mit sich gebracht; die Menschen können sich
nicht über Nacht erholen", sagte Fall. "Es braucht Zeit, bis
Ernten wieder eingeholt werden können, Herden wieder wachsen
und die Familien sich von der jahrelangen Not erholen.
Weitere Unterstützung ist daher nach wie vor unerlässlich."
In Äthiopien, Kenia und Somalia
leiden rund 23 Millionen Menschen unter akuter
Ernährungsunsicherheit. Die Zahl der schwer mangelernährten
Kinder, die im ersten Quartal dieses Jahres behandelt
wurden, ist weitaus höher als im vergangenen Jahr und wird
voraussichtlich weiter hoch bleiben. Auch das Risiko von
geschlechtsspezifischer Gewalt, sexueller Ausbeutung und
Missbrauch steigt aufgrund der Not der Menschen.
In der gesamten Region kommt es immer
wieder zu größeren Ausbrüchen von Cholera, Masern, Malaria
und anderen Krankheiten, die durch die extremen
Wetterbedingungen und die schwachen Gesundheitssysteme noch
verschlimmert werden. Die Lebensmittelpreise auf den lokalen
Märkten bleiben hoch.
„Im Jahr 2022 konnten wir dank der
Unterstützung vieler Geber mehr als 30 Millionen Kinder und
Mütter mit Programmen erreichen, um Mangelernährung
vorzubeugen", sagte Fall. „In diesem Jahr werden weitere
flexible finanzielle Mittel nicht nur dazu beitragen, dass
sich die Kinder von dieser schweren Krise erholen können,
sondern auch die Entwicklung widerstandsfähigerer,
nachhaltiger Unterstützungs-Systeme für Kinder in der Region
ermöglichen, die künftigen Klimaauswirkungen und anderen
Schocks standhalten können. Angesichts der extremen
Wetterzyklen, die wir heute am Horn von Afrika erleben,
könnte die nächste Krise eintreten, bevor Kinder und
Familien die Chance hatten, ihr Leben wiederaufzubauen."
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100 Tage nach den Erdbeben: Millionen Kinder in der
Türkei und Syrien weiter in verzweifelter Lage |

Ein kleines Mädchen in einer
Notunterkunft in Hatay, Türkei. © UNICEF/UN0835817/
Kiliç New York/Ankara/Damaskus/Köln, den 17. Mai 2023
- Einhundert Tage nach den tödlichsten
Erdbeben in der jüngeren Geschichte der Türkei und Syriens kämpfen
Millionen von Kindern und Familien weiter darum, ihr Leben
wieder aufzubauen. 2,5 Millionen Kinder in der Türkei und
3,7 Millionen in Syrien benötigen laut UNICEF weiterhin
humanitäre Hilfe. "Nach den Erdbeben haben die Kinder in
beiden Ländern unvorstellbare Verluste und Trauer erlebt",
sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell.
"Die Naturkatastrophe traf Regionen, in denen viele Familien
bereits besonders verletzlich waren. Die Kinder haben
Angehörige und geliebte Menschen verloren, ihre Häuser,
Schulen und Gemeinden wurden verwüstet und ihr ganzes Leben
wurde auf den Kopf gestellt.“ Türkei: Kinder im
Erdbebengebiet leiden unter Armut In den betroffenen
Regionen der Türkei war die Kinderarmut bereits vor der
Naturkatastrophe hoch - etwa 40 Prozent der Haushalte lebten
unterhalb der Armutsgrenze. Schätzungen zufolge könnte diese
Zahl ohne nachhaltige lokale und internationale
Unterstützung auf über 50 Prozent ansteigen.
Gegenwärtig sind Kinder in den stark betroffenen Gebieten
gefährdet, Gewalt, Zwangsverheiratung oder Zwangsarbeit zu
erfahren oder die Schule abzubrechen. Der Schulbesuch von
fast vier Millionen Kindern wurde durch die
Erdbebenkatastrophe unterbrochen, darunter mehr als 350.000
Kinder aus geflüchteten oder migrierten Familien. Zwar hat
die Türkei in den letzten Jahren Fortschritte gemacht,
diesen Risiken entgegenzuwirken. Doch die Auswirkungen der
Erdbeben könnten die Bemühungen nun wieder zunichtemachen.
Syrien: Gefahr durch Krankheiten
und Hunger Im Nordwesten Syriens haben die massiven Erdbeben
die Not der Familien, die unter den Zerstörungen von zwölf
Jahren Bürgerkrieg leiden, nochmals verschärft. Die
Naturkatastrophe hat weitere Schäden an Schulen,
Gesundheitseinrichtungen und anderen wichtigen
Infrastrukturen angerichtet. Weil die Wasser- und
Abwasserinfrastruktur teilweise zerstört wurde, sind 6,5
Millionen Menschen einem erhöhten Risiko durch Cholera und
anderen durch Wasser übertragbare Krankheiten ausgesetzt.
Schätzungsweise 51.000 Kinder unter fünf Jahren
leiden an akuter Mangelernährung, und 76.000 schwangere und
stillende Frauen müssen wegen akuter Mangelernährung
behandelt werden. Für rund 1,9 Millionen Kinder kam es zu
Unterbrechungen des Schulunterrichts. Viele Schulen werden
immer noch als Notunterkünfte genutzt. 100 Tage nach der
Katastrophe leben viele Familien immer noch in unglaublich
schwierigen Situationen und in großer Ungewissheit, wo sie
die nächsten Wochen und Monate leben werden.
UNICEF:
Kinder in den Mittelpunkt des Wiederaufbaus nach den
Erdbeben stellen "Der Weg zurück zur Normalität ist lang,
und die Familien werden unsere kontinuierliche Unterstützung
benötigen", sagte Russell. "Die langfristigen Auswirkungen
der Katastrophe, einschließlich der steigenden Lebensmittel-
und Energiepreise in Verbindung mit dem Verlust der
Lebensgrundlage und des Zugangs zu wichtigen
Dienstleistungen, werden Hunderttausende von Kindern noch
tiefer in die Armut treiben. Wenn diesen Kindern und
Familien im Rahmen des Wiederaufbauplans nicht vorrangig
finanzielle Unterstützung und grundlegende Dienstleistungen
zur Verfügung gestellt werden, werden die Kinder weiterhin
einem größeren Risiko von Ausbeutung und Missbrauch
ausgesetzt sein."
UNICEF appelliert an die
internationale Gemeinschaft, bei den Wiederaufbaumaßnahmen
den Bedürfnissen der Kinder Priorität einzuräumen. Ein
Schwerpunkt muss dabei sein, wichtige Infrastruktur und
Systeme widerstandsfähiger und integrativer
wiederaufzubauen, um die am stärksten benachteiligten Kinder
zu erreichen.
UNICEF hat seit
den Erdbeben alles darangesetzt, die lebensrettende
Soforthilfe für die betroffenen Gemeinden auszuweiten, die
Schäden zu erfassen sowie den Wiederaufbau der beschädigten
Infrastruktur und die Wiederherstellung der Grundversorgung
anzuschieben. Es ist jedoch dringend weitere Unterstützung
erforderlich, um die Krise zu bewältigen.
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Um die Rechte der
Kinder zu schützen und weitere Entbehrungen zu verhindern,
werden Investitionen in finanzielle Unterstützung für
Familien, Zugang zu hochwertiger Bildung und psychosoziale
Hilfe benötigt.
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Die kontinuierliche Finanzierung von
Gesundheits-, Ernährungs-, Wasser-, Sanitär- und
Hygieneprogrammen ist von entscheidender Bedeutung für die
Gesundheit und das Wohlergehen der Kinder und um die
Ausbrüche von Krankheiten zu verhindern.
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Um den Hilfsbedarf von fast drei Millionen
erdbebengeschädigten Kindern in Syrien zu decken, bittet
UNICEF um 172,7 Millionen US-Dollar für die Umsetzung seines
Soforthilfeplans nach der Naturkatastrophe.
Bislang
sind 78,1 Millionen US-Dollar eingegangen, wobei die
Bereiche Ernährung, Gesundheit und Bildung weiterhin
deutlich unterfinanziert sind. In der Türkei benötigt UNICEF
für die Wiederaufbauhilfe für Kinder 196 Millionen
US-Dollar, wovon bislang gut die Hälfte bereitstehen.
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