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Redaktion Harald Jeschke

11. Dezember 1946 in New York: Kinderhilfswerk Unicef wird ins Leben gerufen! Am 24. Juli 1957 wurde in Duisburg aus Dankbarkeit und der Einsicht, dass auch in vielen anderen Teilen der Welt Kinder in großer Not leben, die Arbeitsgruppe Duisburg ins Leben gerufen.

UNICEF warnt vor Hungerjahr für Kinder in Krisenländern

Ohne verstärkte Hilfe werden 2021 allein in sechs Krisenländern in Afrika und im Jemen 10,4 Millionen Kinder an akuter Mangelernährung leiden

Jemen: Die 4 Monate alte Ethar Omar Abdo Alshahar im Krankenhaus von Sana'a leidet an Mangelernährung / Copyright UNICEF/UNI312470/Alghabri

Köln/Duisburg, 30. Dezember 2020 - J Vor dem Jahreswechsel 2020/2021 ist UNICEF tief besorgt über die Gesundheit und das Wohlergehen von Millionen Kindern in der Demokratischen Republik Kongo, im Nordosten von Nigeria, im Südsudan, in der zentralen Sahelregion und im Jemen. Nach neuesten Prognosen werden dort im kommenden Jahr schätzungsweise 10,4 Millionen Mädchen und Jungen an akuter Mangelernährung leiden. Diese Länder erleben derzeit schwere humanitäre Krisen, kämpfen mit wachsender Ernährungsunsicherheit, einer tödlichen Pandemie und – mit Ausnahme der Sahelregion - möglichen Hungersnöten. 

„Covid-19 hat in Ländern, die unter den Folgen von Konflikten, Naturkatastrophen und Klimawandel leiden, die bestehende Ernährungsunsicherheit in eine bevorstehende Katastrophe verwandelt“, erklärte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Familien, die schon lange darum kämpfen mussten, etwas zum Essen auf dem Tisch zu haben, stehen nun am Rand einer Hungersnot.“  

In der Demokratischen Republik Kongo leiden schätzungsweise 3,3 Millionen Kleinkinder unter fünf Jahren an Mangelernährung, rund eine Million schwer. Diese alarmierenden Zahlen sind Folge der anhaltenden Unsicherheit, den wirtschaftlichen Folgen der Covid-19 Pandemie und des eingeschränkten Zugangs gefährdeter Familien zu Hilfsmaßnahmen. Im Nordosten von Nigeria ist die Situation ebenso dramatisch. Im Bundesstaat Kebbi liegt die Rate für chronische Mangelernährung bei 66 Prozent, mehr als 20 Prozent höher als im Süden des Landes. Im Bundesstaat Sokoto im Nordwesten Nigerias, leiden fast 18 Prozent der Kinder an Auszehrung, 6,5 Prozent von ihnen schwer. Im Südsudan hat die Überprüfung der Ernährungssicherheit im Dezember 2020 (Integrated Food Security Phase Classification – IPC) eine weitere Verschlechterung der Situation ergeben.

Es wird befürchtet, dass dort im kommenden Jahr fast 7,3 Millionen Menschen – rund 60 Prozent der Bevölkerung – von schwerer akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sein werden. Man rechnet mit schätzungsweise 1,4 Millionen akut mangelernährten Kindern – die höchste Zahl seit 2013. Gleichzeitig wird die Zahl der Kinder mit lebensgefährlicher akuter schwerer Mangelernährung voraussichtlich von 292.000 in 2020 auf 313.000 im kommenden Jahr steigen.  Ursachen hierfür sind anhaltende Konflikte und Unsicherheit sowie eingeschränkter Zugang zu Gesundheitsdiensten, sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene. In einigen Gebieten des Landes haben in 2020 Überschwemmungen den Zugang zu Nahrung zusätzlich erschwert.

In den Sahel-Ländern Burkina Faso, Mali und Niger haben zunehmende Konflikte, Vertreibungen sowie Klimaveränderungen die Ernährungsunsicherheit verschärft. Rund 5,4 Millionen Menschen werden dort in der Pflanzsaison große Schwierigkeiten haben, ihren täglichen Bedarf an Nahrung zu beschaffen. Die akute Ernährungsunsicherheit hat in Burkina Faso um 167 Prozent, in Mali um 34 Prozent und in Niger um 39 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre zugenommen.  Es wird befürchtet, dass allein in diesen drei Ländern die Zahl akut mangelernährter Kinder um 21 Prozent zunimmt. Damit würden dort 2,9 Millionen Kinder an Mangelernährung leiden, etwa 890.000 davon schwer.

Im Jemen leiden schon jetzt über zwei Millionen Mädchen und Jungen unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung, 358.000 leiden an akuter schwerer Mangelernährung – und es wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet. In 133 Distrikten im Süden des Landes, in denen rund 1,4 Millionen Kinder unter fünf Jahren leben, ist allein von Januar bis Oktober 2020 ein Anstieg der Zahl akut mangelernährter Kinder um 10 Prozent zu verzeichnen. Dazu zählt der Anstieg von Fällen schwerer akuter Mangelernährung um 15 Prozent – dies sind 100.000 Kinder.

Auch für den Norden des Jemen werden ähnlich alarmierende Entwicklungen erwartet. UNICEF ruft Hilfsorganisationen und die internationale Gemeinschaft dringend dazu auf, in all diesen Ländern und Regionen – und darüber hinaus - den Zugang und die Unterstützung für Ernährungs- und Gesundheitshilfe sowie die Versorgung mit sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen für Kinder und Familien zu erhöhen. 

Trotz der Covid-19 Pandemie hat UNICEF zusammen mit seinen Partnern lebensrettende Hilfe für die besonders gefährdeten Kinder und Familien in schwer zugänglichen Ländern und Regionen durch die Anpassung bestehender Programme fortgeführt, um die Versorgung aufrecht zu erhalten und noch mehr Familien zu erreichen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen benötigt allein für seine lebensrettenden Ernährungsprogramme für Kinder in Krisenländern im kommenden Jahr über eine Milliarde US-Dollar.



 

Unicef: Foto des Jahres 2020 vom brennenden Flüchtlingslager Moria

Das Siegerbild: Die brennende Not!

Köln/Duisburg, 22. Dezember 2020 - Das UNICEF-Foto des Jahres 2020 zeigt den Exodus von Kindern aus dem brennenden Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Das Siegerbild des griechischen Fotografen Angelos Tzortzinis hält die Tapferkeit, Fassungslosigkeit und Hilfsbereitschaft von Kindern angesichts höchster Not in einer bewegenden Momentaufnahme fest.

© Angelos Tzortzinis, Griechenland (AFP)

Auch der zweite und der dritte Preis des internationalen Wettbewerbs von UNICEF Deutschland fangen Geschichten von Kindern ein, die bedrückenden und außergewöhnlichen Lebensumständen standhalten. Die Reportage des indischen Fotografen Supratim Bhattacharjee über arbeitende Kinder auf den größten Kohlefeldern Asiens erhält den zweiten Preis. Der deutsch-russische Fotograf Evgeny Makarov zeigt in seiner Reportage aus Brasilien eine Ballettschule als Antwort auf Gewalt und Drogen im Alltag von Kindern in den Favelas von Rio de Janeiro. Sie wird mit dem dritten Preis ausgezeichnet.

„Das UNICEF-Foto des Jahres 2020 ist eine eindringliche Mahnung. Es erzählt von einem Drama direkt vor unserer Haustür. Das Bild konfrontiert uns mit unserer Menschenpflicht: Wir in Europa müssen endlich eine Antwort finden – auch für die Kinder von Moria. Wir müssen gemeinsam mehr tun, um auch in ihr Leben Hoffnung zu bringen“, erklärt Elke Büdenbender, Schirmherrin von UNICEF Deutschland.

„Das Jahr 2020 hat für viele Mädchen und Jungen auf der Welt eine Eskalation an Katastrophen gebracht“, sagt Peter-Matthias Gaede, stellvertretender Vorsitzender von UNICEF Deutschland. „Aus einem Flüchtlingslager fliehen zu müssen, in ohnehin armseligen Lebensverhältnissen zusätzlich von der Corona-Pandemie bedroht zu werden, von Kinderarbeit nicht nur körperlich, sondern auch seelisch zerstört zu werden: Bilder aus dem diesjährigen Wettbewerb zeigen, was das bedeutet. Ihre Botschaft: Helfen wir den Kindern!“

„Covid-19 hat das Arbeitsfeld der Fotoreporter enorm eingeschränkt. Reisen wurden fast unmöglich. Gleichwohl erreichten die Jury für das UNICEF-Foto des Jahres 2020 bemerkenswerte Bilder und Bild-Essays. Realisiert häufig von den einheimischen Fotografen der Brennpunkte der Welt“, sagt Prof. Klaus Honnef, Vorsitzender der Jury. „Zehn herausragende Bild-Geschichten von Kindern zeichnete die Jury aus, deren Lebenswelt die unterschiedlichsten Zwänge und Herausforderungen prägen.“

Das Siegerbild: Die brennende Not 
Am 9. September 2020 zerstört im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ein Feuer die Unterkünfte von 13.000 Menschen, darunter 4.000 Kinder. Die Geflüchteten und migrierten Menschen kommen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak. Die Zustände im Lager sind seit Jahren unerträglich: Überfüllung, kaum sauberes Wasser, nicht genug Lebensmittel, kein Dach über dem Kopf, keine Schulen oder Spielmöglichkeiten.

Der griechische Fotograf Angelos Tzortzinis hält einen Moment fest, in dem Tapferkeit, Fassungslosigkeit und Hilfsbereitschaft, angesichts höchster Not zusammentreffen. Nahezu jeder zweite Geflüchtete oder Vertriebene auf der Welt ist nach Schätzung von UNICEF ein Kind oder Jugendlicher.

Der zweite Preis: Der Fluch der Kohle
In Jharia im indischen Bundesstaat Jharkhand liegen die größten Kohlefelder Asiens. Auf 280 Quadratkilometern wird hier Kohle im Tagebau gewonnen, oftmals von Kindern. Der indische Fotograf Supratim Bhattacharjee hat in den Gesichtern dieser Kinder ihr ganzes Elend eingefangen: Entsetzen, Erschöpfung, Zerstörung. Das gefährliche Umfeld der Kohlefelder ist geprägt von toxischen Gasen, verschmutzter Luft und verunreinigtem Trinkwasser.

Der Tageslohn liegt umgerechnet bei ein bis zwei US-Dollar. Viele Mädchen und Jungen sind mangelernährt; tausende Kinder gehen nicht zur Schule.


Der dritte Preis: Das Favela-Ballett

Mitglieder einer der besten Tanz-Akademien Brasiliens haben beschlossen, für eine Alternative zu den oftmals aussichtslosen Lebensbedingungen in den Favelas von Rio de Janeiro zu sorgen. In der Favela Manguinhos eröffneten sie eine Ballettschule. 250 Mädchen erleben hier Freude und Spiel, können zur Schule gehen und Ausflüge in das Teatro Municipal machen. Der in Deutschland lebende russische Fotograf Evgeny Makarov hat die Ballettschülerinnen von Manguinhos auf ihren Wegen durch die Favela begleitet, beim Training in der Schule und in einer Gemeinschaft, die sie glücklich macht.

Sieben weitere Reportagen hob die Jury mit ehrenvollen Erwähnungen hervor: Anas Alkharboutli, Syrien (dpa), Reportage: Sport statt Krieg, Spaß statt Angst (Syrien) Daniele Vita, Italien, Reportage: Die Ragazzi von Catania (Italien) Elena Chernyshova, Russland/Frankreich (Panos Pictures), Reportage: Von der Schule des Lebens in die Schule des Staates (Russland) Erfan Kouchari, Iran (Tasnim News Agency), Reportage: Corona – und die kleine Freiheit auf dem Dach (Iran) Hamed Malekpour, Iran, Reportage: Ein Herz, zwei Leben (Iran) Nicoló Filippo Rosso, Italien, Reportage: Auf der Flucht aus Venezuela (Kolumbien) Sumon Yusuf, Bangladesch, Reportage: Ihr Bett ist die Straße (Bangladesch)

Über den Wettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres“ 
Zum 21. Mal zeichnet UNICEF Deutschland mit dem internationalen Wettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres“ Bilder und Reportagen professioneller Fotojournalisten aus, die die Persönlichkeit und die Lebensumstände von Kindern auf herausragende Weise dokumentieren. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Nominierung durch einen international renommierten Fotografie-Experten. Eine Übersicht aller ausgezeichneten Fotoreportagen finden Sie auf www.unicef.de/foto. Im Foyer des Hauses der Bundespressekonferenz in Berlin ist die Ausstellung der prämierten Arbeiten bis Ende Januar zu sehen.


 

UNICEF Deutschland verleiht Ehrenpreis Kinderrechte an Udo Lindenberg

„Lasst uns am Start sein…!“

Köln/Duisburg, 03. Dezember 2020 - UNICEF Deutschland zeichnet den Rockstar Udo Lindenberg für sein außerordentliches und authentisches Engagement für die Verwirklichung des Rechts eines jeden Kindes auf ein Leben in Frieden und in Würde aus.
 „Gibt es Außerirdische? Ich würde sagen ja. Udo Lindenberg ist so einer. Er ist oft ans Limit gegangen und hat immer wieder Grenzen überwunden. In der Musik, in seinem Leben, in der Gesellschaft. Er ist ein Menschenfreund, der sich um die Zukunft unserer Kinder und unserer Welt sorgt,“ erklärt ESA-Astronaut und UNICEF-Botschafter Alexander Gerst. 
„Auf der Erde haben wir uns an Kriege, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung beinahe gewöhnt. Von seinem ‚Udoversum‘ aus zeigt uns Udo Lindenberg aber, wie absurd das ist. Sein Credo lautet, ‚Wo die Weltgemeinschaft versagt, muss der Einzelne was machen‘. Und daran hält er sich selbst. Herzlich Glückwunsch, Udo, zum UNICEF Ehrenpreis Kinderrechte!“, so Alexander Gerst.

 Udo Lindenberg ist viel mehr als ein Musiker, so UNICEF. Er ist ein Träumer, ein Mensch mit Haltung, ein ironischer Zauberer, der mit einfachen Worten der Welt den Spiegel vorhält. In fast 75 Jahren hat Udo Lindenberg die Sehnsucht nach Weite, nach Aufbruch und nach einer menschlichen Welt nicht verlassen.  Er agiert laut und demonstrativ, mit vollem Risiko und auf offener Bühne. Das passt nicht jedem – und bringt Leben ins Haus. Wer genau hinhört und hinsieht spürt gleichzeitig in seinen Songs eine Melancholie, die mehr ist als eine gekonnte Form der Ratlosigkeit: das ehrliche Mitgefühl mit denen, die am Rande leben, im Dunklen, die man nicht sieht. Wie Udo Lindenberg der Melancholie seinen unerschütterlichen Optimismus abgetrotzt hat, bleibt sein Geheimnis. „Nimm dir das Leben und lass es nicht mehr los“, heißt es in einem seiner Songs. Vielleicht liegt es daran, dass wir alle, jedes Kind, nur dieses eine Leben haben. Und das Recht darauf, es in Frieden und in Würde verbringen zu können.

„Die UNO-Charta ist das größte was es gibt“, hat Udo Lindenberg gesagt. „Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar. Und das möchte ich endlich mal umgesetzt sehen. Die ganze Würde des Menschen, eines jeden Kindes, in Afrika, in Syrien, auf der ganzen Welt – das ist das erste Gebot.“ UNICEF: Auf Udo ist Verlass Für UNICEF ist Udo Lindenberg seit Jahrzehnten ein verlässlicher Freund und Unterstützer. So initiierte er schon 2001 mit Nena und Peter Maffay ein Benefizkonzert für Afghanistan. Er entwickelte mit den Musikern der „Kurzen Hosen“ den Spot „Ich schwöre“, der für Engagement warb. Seit zehn Jahren gestaltet er jedes Jahr eine UNICEF-Grußkarte, deren Erlöse in Hilfsprogramme für Kinder in Krisengebieten und den ärmsten Ländern der Welt fließen. 
Bei seiner gefeierten Tournee 2019 rief er seine Fans zusammen mit UNICEF dazu auf, Peace-Zeichen zu entwerfen und in sozialen Netzwerken zu verbreiten und baute sie in das Bühnenbild seiner Show ein: „Komm wir ziehen in den Frieden“ heißt der Song.  Sein Kredo lautet: „Wo die Weltgemeinschaft versagt, muss der Einzelne was machen“. Zu Beginn des Jahres gestaltete er ein Anti-Corona-Motiv, das versteigert wurde. Aus dem Bild entstand auch eine „Udo Mund-Nasen Schutzmaske“. Die Erlöse stellte er für die UNICEF-Hilfe für geflüchtete und migrierte Kinder auf den griechischen Inseln bereit. Mit seiner Stiftung unterstützt er soziale und kulturelle Projekte – in Deutschland und weltweit. 

„Wir sind auf der Sunny Side of the Street unterwegs und dürfen niemals die vergessen, die im Schatten stehn und jetzt ne grausam harte Zeit durchmachen. Die Alten, die Kranken von Moria dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Lasst uns am Start sein…“  Udo Lindenberg verknüpft die Pose des Rock’n‘Rollers mit Ironie, Ernsthaftigkeit und mutigem zivilgesellschaftlichem Einsatz für Demokratie, Frieden und Gerechtigkeit. Wenn die Welt untergehen würde, würde er einen Apfelbaum pflanzen, oder auf der Arche Noah anheuern.  Über den UNICEF Ehrenpreis Kinderrechte Mit dem „Ehrenpreis Kinderrechte“ würdigt UNICEF Deutschland Persönlichkeiten oder Institutionen, die sich in besonderer Weise nachhaltig und authentisch dafür einsetzen, die in der UN-Konvention über die Rechte des Kindes garantierten Rechte für jedes Kind zu verwirklichen. Es handelt sich um eine symbolische Ehrung. Sie umfasst keinerlei Preisgeld. 
Bisher wurden die Sängerin Shakira, der Sänger und Schauspieler Harry Belafonte und die Schauspielerin Vanessa Redgrave ausgezeichnet. Der Ehrenpreis Kinderrechte ist ein Aufruf zum Engagement für eine bessere Welt für Kinder. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die Auszeichnung in diesem Jahr nicht auf einer Veranstaltung übergeben werden.

UNICEF: Hilfsaufruf für 190 Millionen Kinder

Weltweiter UNICEF-Nothilfe-Aufruf für Kinder in 149 Ländern und Gebieten, die von Krisen und Konflikten sowie der Covid-19-Pandemie betroffen sind

Südsudan 2020

Genf/New York/Köln/Duisburg, 03. Dezember 2020 - Mehr Kinder weltweit als je zuvor brauchen humanitäre Hilfe. Vor diesem Hintergrund ruft UNICEF zur Unterstützung von Hilfsprogrammen für 300 Millionen Menschen auf, darunter mehr als 190 Millionen Kinder. Insgesamt benötigt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen für seine Nothilfeprogramme im nächsten Jahr 6,4 Milliarden US-Dollar – eine Steigerung von 35 Prozent verglichen mit dem Nothilfeaufruf für 2020.

Dies spiegelt den weltweit wachsenden humanitären Bedarf angesichts anhaltender Krisen und der Covid-19-Pandemie wider.

"Wenn eine verheerende Pandemie mit Konflikten, Klimawandel, Katastrophen und Vertreibung zusammentrifft, können die Folgen für Kinder katastrophal sein", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. "Das Zusammentreffen der Covid-19- Pandemie mit anderen Notlagen hat zu einer Krise der Kinderrechte geführt, die die Gesundheit und das Wohlergehen der Kinder bedroht. Diese beispiellose Situation erfordert beispiellose Maßnahmen. Wir rufen Regierungen und Öffentlichkeit zur Unterstützung auf, um den Kindern weltweit gemeinsam zu helfen, diese schwierige Zeit zu meistern und eine verlorene Generation zu verhindern.“

Die Covid-19-Pandemie verschlimmert die Lage von Kindern weltweit Besonders schutzbedürftige Kinder leiden am härtesten in der Covid-19-Krise. Wegen der Pandemie und der Maßnahmen zu ihrer Eindämmung mussten mehr als 60 Länder ihre Impfprogramme unterbrechen; noch immer sind über eine viertel Milliarde Mädchen und Jungen von Schulschließungen betroffen. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie haben zur Unterbrechung von grundlegenden Dienstleistungen und zu steigender Armut geführt. Darüber hinaus stieg das Risiko von häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt. 

Derweil sind im Jahr 2020 neue humanitäre Krisen aufgeflammt. Aufgrund des Konfliktes in Äthiopiens Tigray Region benötigen 2,8 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. In der Provinz Cabo Delgado in Mozambik wurden mehr als 425.000 Menschen vertrieben, darunter 191.000 Kinder. Berichte über Morde und Entführungen sowie die Rekrutierung und den Einsatz von Kindersoldaten nehmen zu. Darüber hinaus haben Stürme in Zentralamerika 2,6 Millionen Kinder und in Ostasien (Philippinen, Vietnam und Kambodscha) 13,4 Millionen Kinder schwer getroffen.
Gleichzeitig hat die Covid-19-Pandemie andauernde Notsituationen in Ländern wie Afghanistan, Bangladesch, Burkina Faso, der Demokratischen Republik Kongo, Libyen, dem Südsudan, der Ukraine und Venezuela verschlimmert. Der Beginn des Krieges in Syrien jährt sich im nächsten Frühjahr zum zehnten Mal, der Anfang des Konflikts im Jemen zum sechsten Mal. Allein in diesen beiden Ländern sind fast 17 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Die Zahl klimabedingter Katastrophen hat sich in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Dies bedroht die Ernährungssituation von Kindern und verschärft die Wasserknappheit. Außerdem werden Menschen aus ihrem Zuhause vertrieben und das Risiko von Konflikten und Gesundheitskrisen steigt. Schätzungsweise 36 Millionen Kinder, mehr denn je zuvor, mussten aufgrund von Konflikten, Gewalt und Katastrophen ihr Zuhause verlassen. Immer mehr Kinder weltweit leiden an Mangelernährung.

Ausblick: Nothilfe 2021
Mit den Geldern des weltweiten Nothilfeaufrufs für Kinder wird UNICEF in 2021:
• 149 Millionen Frauen und Mädchen und 7,4 Kinder mit Behinderung erreichen;
• 6,3 Millionen Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung behandeln;
• 27,4 Millionen Kinder gegen Masern impfen;
• 45 Millionen Menschen mit sauberem Wasser versorgen;
• 19,2 Millionen Kindern und Angehörigen Zugang zu Maßnahmen zur psychischen Gesundheit und psychosozialer Hilfe ermöglichen;
• 17 Millionen Kinder und Frauen mit Maßnahmen zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt erreichen und Betroffene unterstützen; 
• 93,3 Millionen Kindern Zugang zu formellen und informellen Bildungsangeboten eröffnen, einschließlich frühkindlicher Bildung;
• 9,6 Millionen bedürftige Familien mit finanziellen Hilfen unterstützen.

 Als Teil seiner weltweiten Anstrengungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie stellt UNICEF seine langjährigen Erfahrungen bei der Beschaffung und Verteilung von Impfstoffen bereit, damit Covid-19-Impfungen auch den am stärksten benachteiligten Familien zugänglich gemacht werden.
Die Vorbereitungen umfassen die Koordinierung mit internationalen Fluggesellschaften und Logistikunternehmen, damit Impfstoffe in 92 Länder weltweit geliefert werden können sobald diese freigegeben sind.
UNICEF unterstützt Länder weltweit zudem bei der Vorbereitung auf Impfungen: dazu gehört die Lieferung von Spritzen, die Überprüfung von Kühlketten und Maßnahmen gegen Falschinformationen über Impfungen. Die meisten finanziellen Mittel benötigt UNICEF im kommenden Jahr für geflüchtete Kinder und Familien aus Syrien und aufnehmende Gemeinden in Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und der Türkei (1 Milliarde US-Dollar) – gefolgt von Jemen (576,9 Millionen US-Dollar), der Demokratischen Republik Kongo (384,4 Millionen US-Dollar), Syrien (330,8 Millionen US-Dollar) und Venezuela (201,8 Millionen USD).

Rückblick: Nothilfe 2020
Im Jahr 2020 hat UNICEF gemeinsam mit seinen Partnern bisher unter anderem:
• 1,5 Millionen Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung behandelt;
• 3,4 Millionen Kinder gegen Masern geimpft;
• 3 Milliarden Menschen mit Aufklärungsmaßnahmen zu Covid-19 erreicht; 
• 1,8 Millionen Gesundheitshelfer mit persönlicher Schutzausrüstung versorgt;
• dazu beigetragen, dass 45,5 Millionen Haushalte von neuen oder zusätzlichen sozialen Dienstleistungen und Hilfen profitieren, die von Regierungen wegen Covid-19 zur Verfügung gestellt wurden; 
• 2,5 Millionen Covid-19 Test Kits in 56 Ländern zur Verfügung gestellt.

„Wir müssen jetzt zeigen, dass wir füreinander da sind“

Deutschlands First Lady Elke Büdenbender ruft gemeinsam mit prominenten UNICEF-Unterstützern dazu auf, UNICEF-Karten gegen die Einsamkeit zu schreiben

© Henning Schacht

Duisburg/Moers, Berlin/Duisburg, 25. November 2020 -

Viele Menschen fürchten, dass sie zu Weihnachten wegen der Corona-Pandemie allein sein müssen. UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender spricht sich deshalb zu Beginn dieser ungewöhnlichen Vorweihnachtszeit dafür aus, wieder häufiger handschriftliche Grüße zu versenden und den Wert der Weihnachtskarte wiederzubeleben.

Gemeinsam mit Top-Model und UNICEF-Botschafterin Eva Padberg, der Moderatorin und UNICEF-Patin Johanna Klum sowie Carolin Niemczyk vom Duo Glasperlenspiel ruft die Ehefrau des Bundespräsidenten dazu auf, gerade in diesem Jahr anderen mit UNICEF-Grußkarten eine Freude zu machen.

„Gerade in diesem Jahr, in dem wir im alltäglichen Umgang so viel Abstand halten müssen, müssen wir zeigen, dass wir füreinander da sind. Corona stellt unser Leben auf den Kopf, da haben persönliche Botschaften einen ganz besonderen Wert. Wer seine Liebsten, Freunde, Bekannte oder ganz einfach Menschen, die jetzt Zuwendung brauchen, nicht besuchen kann, kann mit handgeschriebenen Karten eine große Freude machen“, erklärte die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

„Zusammenhalten – noch nie war dieser Wert so wichtig wie in dieser Zeit. Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, dass die Pandemie sich nicht weiter ausbreitet, und Abstand halten. Gleichzeitig gibt es viele Wege, Wärme und Zuversicht zu vermitteln“, sagt Top-Model Eva Padberg.


Mit guten Karten helfen

Elke Büdenbender und die Prominenten möchten möglichst viele Menschen dafür gewinnen, UNICEF-Karten gegen die Einsamkeit zu schreiben. Dazu werden sie selbst Karten schreiben und über ihre Social Media-Kanäle gezielt Freunde einladen, ihrem Beispiel zu folgen. 

Dieser Appell soll auch die Arbeit des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen stärken. Denn die Erlöse aus dem Verkauf der UNICEF-Grußkarten fließen in die weltweite Hilfe für Kinder. Wenn wegen der Pandemie an vielen Orten Weihnachtsmärkte abgesagt sind, können die UNICEF-Karten bei vielen örtlichen ehrenamtlichen Arbeitsgruppen und natürlich online unter www.unicef.de/karten erworben werden.

Eine aktuelle Umfrage von YouGov ergab Anfang November, dass rund die Hälfte der Bundesbürger fürchtet, Weihnachten in diesem Jahr getrennt von ihren Liebsten feiern zu müssen. Die Absage von Weihnachtsmärkten, Gottesdiensten oder Konzerten bedrückt noch mehr Menschen.

 

Kein Weihnachtsmarkt-Grußkartenverkauf und Konzerte mit Kartenverkauf fallen aus
Unicef Duisburg/Moers hat mit den Corona-Auswirkungen zu kämpfen

Geschäftsstelle in der Fabrikstraße 32 in Duisburg-Ruhrort länger geöffnet Duisburg/Moers, 19. November 2020 - Die UNICEF-Arbeitsgemeinschaft Duisburg/Moers muss sich in diesem Jahr etwas einfallen lassen, um den traditionellen Grußkartenverkauf durchführen zu können. Die Weihnachtsmärkte in Moers und in Duisburg fallen Corona-bedingt aus, ebenso gibt es keine Möglichkeit, bei den zwei Philharmonischen Konzerten in der Mercatorhalle Weihnachtsgrußkarten für UNICEF anzubieten.

Vom 25. November bis 19. Dezember 2020 wird die Geschäftsstelle in der Fabrikstraße 32 in Duisburg-Ruhrort länger geöffnet sein, und zwar von mittwochs bis freitags von 12.00 Uhr bis 18.00 Uhr und samstags von 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr. Der Verkauf ist unter Einhaltung der Hygieneauflagen möglich. Gerne können Bestellungen auch telefonisch oder per E-mail getätigt werden. Die Karten liegen dann zum gewünschten Zeitpunkt zur Abholung bereit.

„Wir halten alle Vorschriften genau ein, damit sich unsere Kund*innen sicher fühlen können“, so Peter Walter, Leiter der Arbeitsgruppe. Dazu wurden eine Plexiglaswand angeschafft und ein kleiner Umbau in der Geschäftsstelle vorgenommen. „Besonders in diesem Jahr ist es wichtig, dass wir so viele Karten wie möglich verkaufen können, da die Bedrohungslage auch für die Kinder in aller Welt enorm angewachsen ist. Ich freue mich sehr, dass viele ehrenamtliche Helfer*innen spontan zugesagt haben, beim Verkauf zur Verfügung zu stehen. Schauen Sie ins Internet auf unsere Homepage, auf die Homepage von UNICEF-Deutschland oder informieren Sie sich über Facebook.“

 

Internationaler Tag der Kinderrechte am 20. November:
Jeder Sechste hält Ohrfeigen in der Erziehung für angebracht
 


Neue repräsentative Studie zu Einstellungen zu Körperstrafen und elterlichem Erziehungsverhalten in Deutschland 

Köln/Duisburg, 19. November 2020 - Vor 20 Jahren, am 8. November 2000, trat in Deutschland das Recht jedes Kindes auf gewaltfreie Erziehung in Kraft. Dieser Schritt hat dazu beigetragen, die Einstellungen zu Körperstrafen in der Erziehung zu verändern und körperliche und psychische Gewalt gegen Kinder zurückzudrängen. Doch trotz dieser positiven Entwicklung sehen viele Menschen in Deutschland körperliche Bestrafung weiter als angebracht an.

So ist jeder Zweite noch immer der Auffassung, dass ein Klaps auf den Hintern noch keinem Kind geschadet habe. Jeder Sechste hält es sogar für angebracht, ein Kind zu ohrfeigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle repräsentative Studie der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ulm, UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderschutzbund. 

Gemeinsam fordern der Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapeut Prof. Dr. Jörg M. Fegert, UNICEF Deutschland und der Deutsche Kinderschutzbund, das Bewusstsein für alltägliche Gewalt gegen Kinder zu schärfen und das Recht auf gewaltfreie Erziehung auf allen Ebenen der Gesellschaft zu stärken und umzusetzen. Insbesondere das Ausmaß und die negativen Folgen psychischer Gewalt gegen Kinder werden bis heute weitgehend unterschätzt.

Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil der Menschen, die Gewalt anwenden bzw. als angebracht ansehen, insgesamt gesunken. Gaben in einer Befragung aus dem Jahr 2005 noch rund drei Viertel der Befragten an, einen „Klaps auf den Hintern“ als Erziehungsmethode verwendet zu haben, hielten im Jahr 2016 nur noch 44,7 Prozent und im Jahr 2020 nur noch 42,7 Prozent diese Strafe für angebracht. Gaben im Jahr 2005 noch 53,7 Prozent der Befragten an, schon einmal eine „leichte Ohrfeige“ als Erziehungsmethode eingesetzt zu haben, hielten dies im Jahr 2016 nur noch 17 Prozent und im Jahr 2020 17,6 Prozent für angebracht. In den Jahren von 2016 bis 2020 stagnierten die Zahlen somit. Die Akzeptanz von körperlicher Bestrafung hat damit ein Plateau erreicht. Insbesondere leichtere Körperstrafen bleiben bei einem erschreckenden Teil der deutschen Bevölkerung weiter verbreitet.

Weitere Ergebnisse der Studie
- Die Zustimmung zu Körperstrafen bei Kindern ist bei Männern größer als bei Frauen. So stimmen Männer dem Klaps auf den Hintern mit 57,8 Prozent häufiger zu als Frauen mit 47,1 Prozent.
- Je älter die Befragten sind, desto seltener lehnen sie Körperstrafen ab. So lehnen 55,4 Prozent der Befragten unter 31 Jahren den Klaps auf den Hintern ab, verglichen mit 34,7 Prozent der Befragten über 60 Jahren.
- Wer Gewalt erfahren hat, akzeptiert sie eher in der Erziehung.

Teilnehmende, die selbst als Kind Körperstrafen und emotionale Gewalt erlebt haben, stimmen Körperstrafen in der Erziehung eher zu als Menschen, die ohne Gewalt groß geworden sind. So ist die Wahrscheinlichkeit, der Aussage „Ein Klaps auf den Hintern hat noch keinem Kind geschadet“ zuzustimmen, bei der Gruppe, die selbst Körperstrafen in der Kindheit erlebt hat, fast 16-mal so hoch wie bei Menschen, die keine Körperstrafen erlebt haben. Haben sie emotionale Gewalt erfahren, ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch. 

 „Die Verankerung des Rechts auf gewaltfreie Erziehung hat wesentlich dazu beigetragen, einen neuen Tiefstand bei der Akzeptanz körperlicher Strafen zu erreichen“, sagt Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ulm. „Doch darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Denn noch immer verharmlosen zu viele Menschen körperliche Übergriffe wie Ohrfeigen. Auch psychische Gewalt, die häufigste Form der Misshandlung, wird viel zu häufig tabuisiert. Unsere Gesellschaft muss akzeptieren, dass Gewalt viele Gesichter hat und Kindern immer schadet.“ 

"Niemals Gewalt / #NiemalsGewalt" against domestic violence... © UNICEF/UNI394312/Kelly

„Gewalt gegen Kinder, ganz gleich in welcher Form, hinterlässt bei Kindern Spuren und untergräbt ihre Würde“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Gerade psychische Gewalt bleibt häufig im Verborgenen. Wir müssen das gesellschaftliche Schweigen endlich brechen. Mit unserer Kampagne #NiemalsGewalt möchten wir einen Beitrag zu Prävention und Sensibilisierung leisten.“  „20 Jahre nach der Gesetzesänderung bleiben Herausforderungen“, sagt Ekin Deligöz, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes. „Denn das Recht jedes Kindes auf gewaltfreie Erziehung geht weit über den Verzicht auf körperliche Bestrafungen hinaus. Es ist eine Frage der gesellschaftlichen Haltung. Die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz ist ein längst überfälliger Schritt, um die Rechte der Kinder auf Schutz, Förderung und Beteiligung zu stärken.

Teilnehmende, die selbst als Kind Körperstrafen und emotionale Gewalt erlebt haben, stimmen Körperstrafen in der Erziehung eher zu als Menschen, die ohne Gewalt groß geworden sind. So ist die Wahrscheinlichkeit, der Aussage „Ein Klaps auf den Hintern hat noch keinem Kind geschadet“ zuzustimmen, bei der Gruppe, die selbst Körperstrafen in der Kindheit erlebt hat, fast 16-mal so hoch wie bei Menschen, die keine Körperstrafen erlebt haben. Haben sie emotionale Gewalt erfahren, ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch. 

„Die Verankerung des Rechts auf gewaltfreie Erziehung hat wesentlich dazu beigetragen, einen neuen Tiefstand bei der Akzeptanz körperlicher Strafen zu erreichen“, sagt Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ulm. „Doch darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Denn noch immer verharmlosen zu viele Menschen körperliche Übergriffe wie Ohrfeigen. Auch psychische Gewalt, die häufigste Form der Misshandlung, wird viel zu häufig tabuisiert. Unsere Gesellschaft muss akzeptieren, dass Gewalt viele Gesichter hat und Kindern immer schadet.“ 

„Gewalt gegen Kinder, ganz gleich in welcher Form, hinterlässt bei Kindern Spuren und untergräbt ihre Würde“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Gerade psychische Gewalt bleibt häufig im Verborgenen. Wir müssen das gesellschaftliche Schweigen endlich brechen. Mit unserer Kampagne #NiemalsGewalt möchten wir einen Beitrag zu Prävention und Sensibilisierung leisten.“ 

„20 Jahre nach der Gesetzesänderung bleiben Herausforderungen“, sagt Ekin Deligöz, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes. „Denn das Recht jedes Kindes auf gewaltfreie Erziehung geht weit über den Verzicht auf körperliche Bestrafungen hinaus. Es ist eine Frage der gesellschaftlichen Haltung. Die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz ist ein längst überfälliger Schritt, um die Rechte der Kinder auf Schutz, Förderung und Beteiligung zu stärken.“

Folgende drei Ansätze sind dringend notwendig, um Kinder nachhaltig vor Gewalt zu schützen: 

Kinderrechte stärken: Durch die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz würden Kinder als eigene Träger von Grundrechten gestärkt und die Rahmenbedingungen für einen wirksamen Kinderschutz verbessert. So würden Kinderrechte in Gerichts- und Verwaltungsverfahren konsequenter berücksichtigt und Kinder müssten in Verfahren, die sie betreffen, angehört werden. Darüber hinaus muss die Grundlage für eine flächendeckend bessere Ausstattung der Kinder- und Jugendhilfe geschaffen werden. 

Über das Ausmaß und die Folgen jeglicher Form von Gewalt gegen Kinder aufklären: Dass Gewalt niemals hingenommen werden darf, muss als Daueraufgabe unserer gesamten Gesellschaft etabliert werden. Insbesondere das Bewusstsein für psychische Gewalt und ihre gravierenden Folgen muss geschärft werden. Dazu sind nachhaltige Aufklärungskampagnen und gezielte Prävention notwendig.  

Die Datenlage zu Gewalt gegen Kinder in der Erziehung verbessern: Eine systematische Datenerhebung ist das Fundament für wirksame Prävention und InterventionNur so kann das tatsächliche Ausmaß der Gewalt erkannt werden und Handlungsdruck entstehen.

Hintergrund zur Studie

Im Auftrag von UNICEF Deutschland und dem Kinderschutzbund hat ein Forschungsteam der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm im Frühjahr 2020 2.500 repräsentativ ausgewählte Personen zu ihren Einstellungen zu Körperstrafen in der Erziehung befragt. Die aktuelle Studie baut auf bestehenden Arbeiten zur Akzeptanz von Körperstrafen auf und untersucht, wie sich Einstellungen seit Inkrafttreten des Rechts auf eine gewaltfreie Erziehung im Jahr 2000 verändert haben.

Die vollständige Studie zu Einstellungen zu Körperstrafen und elterlichem Erziehungsverhalten steht hier zur Verfügung.


 

UNICEF: Eine verlorene Covid-19 Generation verhindern

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Aktueller Report / Jede neunte Covid-19-Infektion trifft ein Kind oder einen Jugendlichen © UNICEF/Panjwani

Köln/New York/Duisburg, 19. November 2020 - UNICEF warnt vor erheblichen und wachsenden negativen Folgen der Covid-19-Pandemie für Kinder. Anlässlich des Internationalen Tags der Kinderrechte ruft UNICEF dazu auf, eine verlorene Covid-19-Generation zu verhindern. In dem Report „Averting a Lost Covid Generation“ dokumentiert das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen die schweren Konsequenzen der sich weiter ausbreitenden Pandemie für Kinder weltweit. Während die gesundheitlichen Symptome bei Kindern bislang mild sind, steigen die Infektionszahlen weiter.

Die langfristigen Auswirkungen auf Bildung, Ernährung und Wohlbefinden einer ganzen Generation von Kindern und jungen Menschen können deren ganzes Leben nachhaltig prägen. „Während der
Covid-19-Pandemie hält sich bis heute die Vorstellung, dass Kinder kaum von der Krankheit betroffen sind. Nichts könnte weniger zutreffen“, erklärte UNICEF Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Kinder können erkranken und das Virus verbreiten. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs der Pandemie. Die Unterbrechung lebenswichtiger Hilfen und Dienstleistungen sowie steigende Armutsraten sind die größten Bedrohungen für Kinder.
Je länger die Krise andauert, so gravierender sind ihre Auswirkungen auf Bildung, Gesundheit, Ernährung und Wohlbefinden der Kinder. Die Zukunft einer ganzen Generation ist in Gefahr“. Die Auswertung von Daten aus 87 Ländern, für die entsprechende Informationen vorliegen, zeigt, dass Anfang November elf Prozent der zu diesem Zeitpunkt 25,7 Millionen Covid-19-Infektionen auf Kinder und Heranwachsende unter 20 Jahren entfielen. Dies bedeutet, dass jede neunte Covid-19-Infektion ein Kind oder einen Jugendlichen trifft. Weitere aussagekräftige, nach Alter differenzierte Daten über Infektionen, Todesfälle und Tests sind notwendig, um die Folgen für besonders verletzliche Kinder besser zu verstehen und Maßnahmen zu planen.

Kinder können zwar das Virus untereinander und auf Erwachsene übertragen. Aber es gibt starke Belege dafür, dass bei Beachtung grundlegender Sicherheitsmaßnahmen die Vorteile, Schulen geöffnet zu halten, die Nachteile von Schulschließungen mehr als aufwiegen – so der UNICEF-Bericht. Schulen sind in den Gemeinden nicht die Haupttreiber einer Verbreitung des Virus. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder sich anstecken, ist außerhalb schulischer Zusammenhänge höher.

Die Covid-19-Pandemie und ihre Folgen treffen Kinder schwer 
Die Unterbrechung lebensnotwendiger Gesundheitsversorgung und sozialer Dienste für Kinder stellen die schwerste Bedrohung für Kinder dar. UNICEF-Daten aus 140 Ländern zeigen:
- Rund ein Drittel der Länder verzeichneten einen Rückgang der Zahl der Kinder, die mit medizinischen Maßnahmen wie Routineimpfungen, ambulanter Behandlung von ansteckenden Infektionskrankheiten sowie durch Betreuungsangebote vor, während und nach der Geburt erreicht werden.
Hauptgrund für den Rückgang ist Angst vor Ansteckung.
- In 135 Ländern werden 40 Prozent weniger Kinder und Frauen durch Ernährungshilfen und entsprechende Beratung erreicht. Ende Oktober erhielten immer noch 265 Millionen Mädchen und Jungen keine Schulspeisungen.
- Über 250 Millionen Kleinkinder unter fünf Jahren bekommen keine lebenswichtigen Vitamin-A-Tabletten.
- 65 Länder berichten von einem Rückgang von Hausbesuchen durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im Vergleich zum Vorjahr.

Der UNICEF-Report zeigt weitere alarmierende Fakten auf:
Im November 2020 sind 572 Millionen Mädchen und Jungen von landesweiten Schulschließungen betroffen – das sind 33 Prozent aller Schülerinnen und Schüler weltweit. Durch die Unterbrechung lebenswichtiger Dienstleistungen und zunehmender Mangelernährung könnten in den kommenden zwölf Monaten zwei Millionen Kinder zusätzlich sterben und die Zahl der Todgeburten um 200.000 zunehmen. 
In 2020 werden zusätzlich sechs bis sieben Millionen Kinder unter fünf Jahren an Auszehrung oder akuter Mangelernährung leiden, eine Zunahme um 14 Prozent. Vor allem in den Ländern Afrikas südlich der Sahara und in Südasien werden hierdurch jeden Monat 10.000 Kinder zusätzlich sterben. Weltweit sind bis Mitte des Jahres schätzungsweise 150 Millionen Kinder zusätzlich in mehrdimensionale Armut gerutscht - ohne Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, Nahrung, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen. "Wir müssen den Bedürfnissen von Kindern Vorrang einräumen." 

UNICEF ruft Regierungen und Partner dazu auf, alles zu tun, um die Krise zu stoppen, und dafür zu sorgen, dass: alle Kinder lernen können und die digitale Kluft geschlossen wird; der Zugang zu Nahrung und Gesundheitsversorgung gewährleistet ist und Impfungen weltweit bezahlbar und zugänglich sind; die psychische Gesundheit von Kindern und Heranwachsenden unterstützt und geschützt wird. Misshandlung, geschlechtsspezifische Gewalt und Vernachlässigung von Kindern müssen aufhören. der Zugang zu sauberem Trinkwasser, sanitären Anlagen und Hygiene verbessert und gegen Umweltzerstörung und Klimawandel vorgegangen wird; der Trend zu steigender Kinderarmut umgekehrt wird. Die Erholung von den ökonomischen und sozialen Folgen der Krise muss inklusiv gestaltet sein und darf kein Kind zurücklassen.
Schutz und Unterstützung für Kinder und Familien, die in Konflikt- und Krisengebieten leben oder ihre Heimat verlassen mussten, verstärkt wird. „An diesem internationalen Tag der Kinderrechte rufen wie dazu auf, Kindern zuzuhören und ihren Bedürfnissen Vorrang einzuräumen“, sagte Henrietta Fore. „Wenn wir an die Zukunft denken und nach vorne schauen in eine Welt nach der Pandemie, müssen wir als erstes an die Kinder denken.“ » Der vollständige, englischsprachige Bericht ist 
hier auf unserer Webseite verlinkt.

„Den alten Kumpel Hoffnung in den Arm nehmen“

Rockstar Udo Lindenberg sendet mit seiner 10. UNICEF-Grußkarte vor Weihnachten eine Botschaft der Zuversicht


© Tine Acke

Köln/Duisburg, 12. November - Mit einer neuen UNICEF-Karte ruft Udo Lindenberg vor Weihnachten zu Zuversicht und Zusammenhalt trotz weltweiter Krisen und Corona-Chaos auf. Auf seiner „Rock 'n' Peace“-Karte schwebt Lindenberg Gitarre spielend im Korb eines Heißluftballons durch den dunkelblauen Sternenhimmel. Die riesige Hülle ziert ein leuchtendes Peace-Zeichen – wie eine aufgehende Sonne am Horizont.
„Wenn die Welt zu düster ist, dann müssen wir sie eben hell machen", erklärt Lindenberg. „Immer mal wieder den alten Kumpel Hoffnung in den Arm nehmen. Sich auch Hilfe holen, gucken: Wie können wir uns gegenseitig supporten. Die Leute halten zusammen und die Spalter sind in der Minderheit, ignoriert die. Wir sind mehr – wir schauen nach vorne und keiner bleibt zurück, leave no one behind“, erklärt der Rockstar weiter. Zum zehnten Mal hat Udo Lindenberg in der Vorweihnachtszeit eine Grußkarte exklusiv für UNICEF gestaltet.
Erlöse aus dem Verkauf fließen in die weltweiten Hilfsprogramme für Kinder. Angesichts der weltweiten Covid-19-Pandemie ist diese Unterstützung wichtiger denn je. „Diese globale Krise zerstört Menschenleben und Lebensgrundlagen. Und am härtesten schlägt sie dort zu, wo die Not am größten ist: in griechischen Flüchtlingslagern, in Syrien oder der Sahel-Zone. Durch das Corona-Chaos ist alles, was eh schon schiefläuft, auf einmal im Close-up. Und wir hängen da alle mit drin“, so Udo Lindenberg.
Gleichzeitig kann aber auch jeder Einzelne etwas tun: „Lasst uns endlich loslegen! Lasst uns zusammenhalten und weiter dran glauben, dass wir was bewegen können! In Richtung Frieden, Freiheit, Gleichberechtigung, Solidarität, Menschlichkeit. Organisationen wie UNICEF powern da voll in die richtige Richtung und zeigen, dass auch unter diesen katastrophalen Bedingungen Hilfe für Kinder möglich ist. Rock 'n' Peace for one World!“ Kein Kartenverkauf auf Weihnachtsmärkten – UNICEF-Karten online bestellen Gemeinsam mit UNICEF ruft Lindenberg dazu auf, in diesem Jahr möglichst viele Weihnachtskarten online zu bestellen.
Denn durch die Covid-19-Pandemie ist der Verkauf auf den traditionellen Weihnachtsmärkten an vielen Orten nicht oder kaum möglich. Gerade angesichts der Kontaktbeschränkungen sind persönliche handgeschriebene Weihnachtsgrüße doppelte Hoffnungs-Botschaften: für die Empfänger und für die Kinder, denen mit den Erlösen geholfen werden kann. Die neue UNICEF-Karte von Udo Lindenberg und viele weitere Motive sind erhältlich unter www.unicef.de/karten (solange der Vorrat reicht). Das 5er-Sortiment kostet zehn Euro, die Einzelkarte kostet zwei Euro inkl. Mehrwertsteuer.



Weltweit 207.500 Todesfälle durch Masern! Höchster Stand seit 23 Jahren.
Masernerkrankungen nehmen laut WHO, UNICEF und Partnern weltweit zu

Im Jahr 2019 stieg die weltweite Zahl der Masernerkrankungen auf den höchsten Wert seit 23 Jahren. Insgesamt wurden 869.770 Fälle registriert. Die Sterblichkeit in Folge von Masern nahm seit 2016 weltweit um fast 50 Prozent zu. Allein im Jahr 2019 starben schätzungsweise 207.500 Menschen an der gefährlichen Infektionskrankheit, die meisten davon Kinder unter fünf Jahren. Dies geht aus Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hervor, die heute zusammen mit UNICEF und weiteren Partnern veröffentlicht wurden.
Nach Fortschritten im Kampf gegen Masern in den Jahren 2010 bis 2016 stieg die Zahl der gemeldeten Erkrankungen schrittweise wieder an. Die Autoren der Studie geben als Hauptursache hierfür an, dass Kinder nicht rechtzeitig die zwei notwendigen Dosen des Masernimpfstoffes erhalten haben. Dies ist aus einem Abgleich der Daten von 2016 und 2019 abzuleiten.  „Wir wissen, wie Masernausbrüche und Todesfälle verhindert werden können", sagte Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO.
„Diese Daten sprechen allerdings eine deutliche Sprache. Nämlich, dass es uns nicht gelingt, Kinder in allen Regionen der Welt vor Masern zu schützen. Wir müssen zusammenarbeiten, alle Länder unterstützen und Gemeinden einbinden, um überall jeden einzelnen Menschen gegen Masern zu impfen und dieses tödliche Virus zu stoppen.“ Masernausbrüche treten auf, wenn Menschen, die nicht vor dem Virus geschützt sind, infiziert werden und dieses auf nicht oder nicht ausreichend geimpfte Personen übertragen. Um Masern zu bekämpfen und Ausbrüche sowie Todesfälle zu verhindern, muss eine Impfquote von 95 Prozent bei der erforderlichen ersten und zweiten Impfdosis jeweils erreicht und sowohl auf nationaler als auch regionaler Ebene aufrechterhalten werden.

Die Impfquote für die erste Dosis stagniert jedoch seit mehr als einem Jahrzehnt weltweit bei 84 bis 85 Prozent. Die Impfquote für die zweite Dosis ist zwar stetig gestiegen, liegt aber erst bei 71 Prozent. Damit bleiben die Impfraten deutlich unter den für die Eliminierung von Masern erforderlichen 95 Prozent. Die Covid-19-Pandemie darf die Masern-Krise nicht verschärfen In diesem Jahr wurden weltweit bislang weniger Masernerkrankungen gemeldet. Gleichzeitig haben die Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie jedoch zu Unterbrechungen bei Masernimpfungen geführt und den Kampf gegen die Krankheit behindert. So mussten aufgrund der Pandemie in 26 Ländern Impfkampagnen gegen Masern gestoppt werden. Dadurch waren bis November mehr als 94 Millionen Menschen dem Risiko ausgesetzt, keine Impfung zu erhalten.

In vielen dieser Länder kommt es zu anhaltenden Masernausbrüchen. Von den Ländern, in denen in diesem Jahr Impfkampagnen geplant waren, nahmen nur acht diese nach anfänglichen Verzögerungen wieder auf (Brasilien, Zentralafrikanische Republik, Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Nepal, Nigeria, Philippinen und Somalia). „Vor der Corona-Krise kämpfte die Welt mit einer Masern-Krise – und sie ist nicht vorbei", sagte Henrietta Fore, UNICEF-Exekutivdirektorin.

„Während die Gesundheitssysteme durch die Covid-19-Pandemie belastet sind, dürfen wir es nicht zulassen, dass unser Kampf gegen eine tödliche Krankheit auf Kosten unseres Kampfes gegen eine andere geht. Das heißt, dass wir trotz der Covid-19-Pandemie sicherstellen müssen, dass wir über die Ressourcen verfügen, um Impfkampagnen für alle Krankheiten fortzusetzen, die durch Schutzimpfungen zu vermeiden sind.“

© UNICEF/UNI232331/Stephen



Über die Masern & Röteln-Initiative
Die Masern & Röteln-Initiative (M&RI), zu der das Amerikanische Rote Kreuz, die Stiftung der Vereinten Nationen, die US-amerikanische CDC, UNICEF und die WHO sowie globale Impfpartner wie Gavi, die Vaccine Alliance, die Bill and Melinda Gates Foundation und andere gehören, arbeitet an der Bewältigung der aktuellen Masern-Krise und stellt sicher, dass Ressourcen für Impfungen bereitgestellt werden, damit Verzögerungen bei der Immunisierung – gegen Masern und auch andere Krankheiten – in allen Regionen der Welt aufgefangen werden können.

UNICEF beschafft über eine halbe Milliarde Spritzen für eventuelle Covid-19-Impfungen

New York/Köln/Duisburg, 19. Oktober - Während weltweit auf einen Covid-19-Impfstoff gewartet wird, hat UNICEF gemeinsam mit Gavi (Global Alliance for Vaccines and Immunization) und der WHO damit begonnen, die Voraussetzungen für eine schnelle, sichere und wirksame Auslieferung eines möglichen Impfstoffs zu schaffen. Dazu werden bereits jetzt Spritzen und andere notwendige Hilfsgüter beschafft und Kühlketten überprüft. Sobald Covid-19-Impfstoffe erfolgreich alle Tests durchlaufen haben, lizensiert und zur Nutzung empfohlen sind, werden weltweit ebenso viele Spritzen wie Impfdosen benötigt. UNICEF wird deshalb noch in diesem Jahr 520 Millionen Spritzen in Warenlagern deponieren. Damit soll sichergestellt werden, dass die notwendigen Spritzen in den Ländern vorhanden sind, bevor die Impfstoffe eintreffen.

„Um später rasch voranzukommen, müssen wir schon jetzt schnell handeln.“ Unter der Voraussetzung, dass genügend Covid-19-Impfstoff zur Verfügung steht, plant UNICEF im kommenden Jahr über eine Milliarde Spritzen zu beschaffen – zusätzlich zu den 620 Millionen Spritzen, die UNICEF für Impfprogramme gegen Krankheiten wie Masern oder Typhus bereitstellt. „Weltweit gegen Covid-19 zu impfen wird eine der größten Anstrengungen in der Menschheitsgeschichte werden und wir werden genauso schnell reagieren müssen wie die Impfstoffe hergestellt werden“, erklärte UNICEF Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Um später rasch voranzukommen, müssen wir schon jetzt schnell handeln. Bis Ende dieses Jahres werden wir bereits eine halbe Milliarde Spritzen dort eingelagert haben, von wo aus sie schnell und kostengünstig eingesetzt werden können.“

Gavi wird im Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit mit UNICEF die Kosten für die Beschaffung von Spritzen und sicheren Entsorgungsboxen tragen. Sie werden dann für die COVAX-Initiative (COVID-19 Vaccine Global Access Facility) sowie – falls notwendig – für andere von Gavi finanzierte Impfprogramme eingesetzt. Neben Spritzen beschafft UNICEF auch fünf Millionen Sicherheitsboxen, damit das Personal in Gesundheitseinrichtungen benutzte Spritzen und Nadeln sicher entsorgen kann. So wird dem Risiko von Stichverletzungen und durch Blut übertragbaren Krankheiten vorgebeugt. Impfbedarf wie Spritzen und Sicherheitsboxen lassen sich fünf Jahre lang einlagern.

Der nötige Vorlauf für die Beschaffungszeiten ist ebenfalls lang, denn Spritzen und Boxen sind sperrig und müssen per Seefracht transportiert werden. Hitzeempfindliche Impfstoffe hingegen werden normalerweise per Luftfracht transportiert. Neben der Zeitersparnis nimmt die frühzeitige Beschaffung von Spritzen und Sicherheitsboxen Druck von den Märkten und greift möglichen Nachfragespitzen für diese Produkte vor, sobald Impfstoffe verfügbar sind. Spritzen und Sicherheitsboxen beschaffen, Kühlketten sichern Als wichtigster Beschaffungskoordinator für Gavi ist UNICEF schon heute der weltweit größte Einkäufer von Impfstoffen.
So stellt UNICEF jährlich zwei Milliarden Dosen Impfstoffe für Routineimpfungen und bei Krankheitsausbrüchen für 100 Länder bereit. Jedes Jahr beschafft UNICEF Impfstoffe für die Hälfte aller Kinder weltweit und stellt rund 600 bis 800 Millionen Spritzen für Routineimpfungen bereit.  „In den letzten beiden Jahrzehnten hat Gavi zusätzlich 822 Millionen Kindern in den ärmsten Ländern Zugang zu dringend notwendigen, lebensrettenden Impfungen ermöglicht“, sagt Seth Berkley, Geschäftsführer von Gavi.

„Dies wäre ohne die Partnerschaft mit UNICEF nicht möglich gewesen. Die gleiche Zusammenarbeit wird nun für die Arbeit von Gavi im Rahmen von COVAX entscheidend sein.“ Um sicherzustellen, dass Impfstoffe mit der richtigen Temperatur transportiert und gelagert werden, überprüft UNICEF die vorhandenen Kühlketten und Lagerkapazitäten – im privaten wie im öffentlichen Bereich – und bereitet notwendige Orientierungshilfen vor, damit Länder die Impfstoffe entgegennehmen können. Schon vor der Covid-19-Pandemie hatte UNICEF mit Unterstützung von Gavi und zusammen mit der WHO in zahlreichen Ländern die Kühlketten der Gesundheitseinrichtungen verbessert, damit Impfstoffe beim Transport sicher und wirksam bleiben. Seit 2017 wurden über 40.000 Kühlschränke, darunter auch Solar-Kühlschränke, installiert, vor allem in Afrika.

In vielen Ländern fördert UNICEF Solar-Technologie, damit die Länder ihre Versorgungsketten aufrechterhalten können. Im Südsudan, dem Land mit der schlechtesten Elektrizitätsversorgung weltweit, in dem die Temperaturen häufig über 40 °C liegen, stattete UNICEF mehr als 700 Gesundheitseinrichtungen mit Solar-Kühlschränken aus. Das entspricht etwa jeder zweiten Gesundheitseinrichtung im Land.

 

 

Weltkindertag am 20.9.2020: Kinderrechte schaffen Zukunft

UNICEF zum Weltkindertag 2020: Kinderfreundlichkeit stärkt Kommunen UNICEF und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) stellen anlässlich des Weltkindertags Umfrage zur Umsetzung der Kinderrechte in Kommunen vor

© Iakov Filimonov/shutterstock

Berlin/Duisburg, 17. September - Deutsche Städte und Gemeinden räumen Kindern und ihren Rechten einen hohen Stellenwert ein. Mit Maßnahmen für mehr Kinderfreundlichkeit verbinden sie deutliche Vorteile auch für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei Fragen, die sie betreffen, bleibt aber weiterhin eine Herausforderung für die Kommunen. Zu diesen Ergebnissen kommen UNICEF und die IW Consult GmbH (IW Consult) in einer aktuellen Umfrage unter Städten und Gemeinden.
Immer mehr Kinder in Deutschland wachsen in städtischen Ballungsräumen auf, während die Abwanderung junger Menschen aus Kommunen in ländlichen Regionen weiterhin anhält. Städte und Gemeinden sind besonders gefordert, Lebensräume zu schaffen, in denen alle Kinder gesund und sicher aufwachsen, gefördert werden und sich am gesellschaftlichen und politischen Leben beteiligen können.
Wenn Kommunen die Bedürfnisse und Rechte von Kindern wahrnehmen und verwirklichen, stärkt dies das Wachstum und die Zukunftsfähigkeit der Region. So bestätigten drei von vier der befragten deutschen Kommunen im Rahmen der Studie, dass die Umsetzung kinderfreundlicher Maßnahmen mit spürbaren Vorteilen verbunden ist. 86 Prozent der Kommunen geben an, dass der Zuzug von jüngeren Personen bzw. jungen Familien auf die Verwirklichung der Kinderrechte vor Ort zurückzuführen ist. 70 Prozent sehen positive Auswirkungen auf die Entwicklung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.

Hintergrund der Umfrage
Die Studie „Kinderrechte in Kommunen“ beleuchtet, welche Maßnahmen 123 große, mittelgroße und kleine Kommunen in Deutschland treffen, um kinderfreundlicher zu werden und welche Herausforderungen und Chancen sie bei der Verwirklichung der Kinderrechte sehen. In den untersuchten Städten und Gemeinden leben insgesamt 11,7 Millionen Menschen, darunter über 1,8 Millionen Kinder. 
Die nicht-repräsentative Umfrage wurde von der IW Consult im Auftrag von UNICEF Deutschland durchgeführt. Unterstützt wurde das Projekt durch den Deutschen Städtetag, den Deutschen Städte- und Gemeindebund, den Deutschen Landkreistag, den Verein Kinderfreundliche Kommunen sowie das Deutsche Kinderhilfswerk.

Weitere Ergebnisse der Umfrage 
Alle befragten Kommunen räumen den Kinderrechten einen sehr hohen Stellenwert ein.
Fast 45 Prozent der Kommunen setzen bereits verhältnismäßig viele Maßnahmen zur Verwirklichung der Kinderrechte um. Nur gut 20 Prozent ergreifen weniger Maßnahmen als der Durchschnitt.  
Mehr als die Hälfte der befragten Kommunen (51 Prozent) haben bereits einen Aktionsplan oder ein konkretes Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Situation von Kindern und Jugendlichen entwickelt. Nur 33 Prozent davon haben Kinder und Jugendliche bei der Erarbeitung einbezogen.
Die Partizipation von Kindern und Jugendlichen hat für 93 Prozent der Umfrageteilnehmer eine große Bedeutung. Zwischen 57 und 61 Prozent der Kommunen lassen Kinder und Jugendliche in den Bereichen Spiel und Freizeit, Schulen und Jugendeinrichtungen sowie Parks und Grünflächen punktuell oder projektbezogen an Planungsprozessen teilhaben. Die Werte für die systematische Einbeziehung junger Menschen fallen demgegenüber allerdings deutlich geringer aus. 
Neben der Finanzierung und der Verankerung der Kinderrechte in der Verwaltung wird die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen von den befragten Kommunen als eine der größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Kinderrechte genannt. 

„Die Ergebnisse unserer Umfrage sind für mich ein hoffnungsvolles Signal, dass sich viele Kommunen ihrer großen Verantwortung für Kinder und der Bedeutung der Verwirklichung der Kinderrechte bewusst sind“, so Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender von UNICEF Deutschland. „Spätestens seit der Corona-Pandemie muss klar sein: Kinder und Jugendliche gehören ins Zentrum einer nachhaltigen kommunalen Entwicklung. Denn Investitionen in Kinder und Jugendliche sind Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Kommunen.“

„Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und eines zunehmenden Fachkräftemangels kommt es mehr denn je darauf an, allen Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen und für Bedingungen zu sorgen, unter denen sie ihre Fähigkeiten entfalten können,“ erklärt Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft. „Daher ist folgerichtig, dass ein Großteil der befragten Kommunen erkannt hat, dass das Wohl junger Menschen entscheidend für die Zukunftsfähigkeit ihrer Region ist. In ihren Bemühungen Kinder und ihre Rechte zu stärken, müssen Kommunen unterstützt werden – wozu auch die Wirtschaft einen zentralen Beitrag leistet.“

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, sagt für die Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände: „Die Umfrage zeigt: Viele Kommunen wollen Kinderrechte Schritt für Schritt noch besser umsetzen. Die Städte, Kreise und Gemeinden wissen: Viele Kinder und Jugendliche mischen engagiert mit, wenn es um die Zukunft ihrer Heimat geht. Sie debattieren in Kinder- und Jugendparlamenten, beteiligen sich an Umfragen oder in Initiativen. Wo dieses Engagement in kommunalen Entscheidungsprozessen fest verankert ist, wird der Wohnort für Familien attraktiver. Und es geht nicht nur um die Themen Kita, Schule oder Freizeit. Auch zu Zukunftsfragen wie Wohnen, Verkehr, Klimaschutz oder Digitalisierung sollten Kinder gehört werden.“

Schlussfolgerungen
Für mehr Kinderfreundlichkeit müssen Kommunen die systematische Beteiligung von Kindern und Jugendlichen stärken. Um die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, sollten alle Kommunen einen konkreten Aktionsplan entwickeln. Kinder und Jugendliche selbst sowie Akteure aus der Zivilgesellschaft, lokalen Wirtschaft und den Einrichtungen der Wohlfahrtspflege sollten an der Erarbeitung, der Umsetzung und dem Monitoring beteiligt werden.

Alle Kommunen sollten ausgewiesene und qualifizierte Ansprechpartnerinnen bzw. Ansprechpartner für die Kinder und Jugendlichen haben, um eine direkte Verbindung zwischen der jungen Bevölkerung und der Verwaltung aufzubauen. Kinder und Familien sollten im Zentrum einer nachhaltigen kommunalen Entwicklung stehen. Die Verwirklichung der Kinderrechte ist eine Chance und zugleich die Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit von Städten und Gemeinden. Die Erfüllung der Rechte von Kindern und Jugendlichen ist eine Pflichtaufgabe von Bund, Ländern und Kommunen. Um dieser Aufgabe gerecht werden zu können, brauchen Kommunen in Deutschland Unterstützung von Bund und Ländern, die es ihnen erleichtert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. UNICEF Deutschland fordert deshalb die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz sowie eine verlässliche Finanzierung der Maßnahmen, die zur Umsetzung der Kinderrechte in Kommunen beitragen.

In den vergangenen Monaten haben die Mädchen und Jungen in Deutschland viele schwierige Situationen erlebt – Schulen waren monatelang geschlossen, Kinderinteressen wurden vielfach hintenangestellt. Mit der Aktion „Kinderrechte schaffen Zukunft“ vor dem Reichstag möchten das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland darauf aufmerksam machen, welchen entscheidenden Beitrag Schulen, aber auch Städte und Gemeinden zur Stärkung der Rechte von Kindern und Jugendlichen beitragen – gerade jetzt angesichts der Pandemie.

© iStock.com/Pekic


IKEA UNTERSTÜTZT UNICEF-PROGRAMM KINDERRECHTESCHULEN
Die aktuelle Corona-Situation hat noch einmal verdeutlicht: Kinder brauchen besondere Unterstützung und besonderen Schutz. Die Verwirklichung ihrer Rechte ist heute wichtiger denn je, auch in Deutschland. IKEA Deutschland setzt sich jetzt gemeinsam mit UNICEF Deutschland dafür ein, die Umsetzung der Kinderrechte an deutschen Schulen zu stärken. Mit dem Startschuss am diesjährigen Weltkindertag am 20. September fördert das schwedische Einrichtungsunternehmen auch finanziell das 
UNICEF Programm „Kinderrechteschulen“.

© UNICEF/UNI267626/Etges

Die Kinderrechte gelten für jedes Kind – in Deutschland ebenso wie in den Entwicklungsländern und Krisenregionen der Welt – und ihre Verwirklichung entscheidet sich vor allem im direkten Lebensumfeld der Kinder. „Auch in Deutschland werden viele Kinder und Jugendliche nicht ausreichend geschützt, gefördert und beteiligt. Während der Corona-Pandemie wurden die Interessen von Kindern vielfach hintenangestellt“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer UNICEF Deutschland.

„Mit dem Programm Kinderrechteschulen möchten wir gemeinsam mit IKEA Kinder von klein auf darin stärken, ihre Rechte wahrzunehmen und sich für ein solidarisches Miteinander einzusetzen.“ Mit dem breit angelegten Programm Kinderrechteschulen setzt sich UNICEF bereits seit vielen Jahren dafür ein, dass Schulen in Deutschland die UN-Kinderrechtskonvention sowohl im Unterricht als auch in ihrem Schulalltag verankern. Unter dem Motto „Wir leben Kinderrechte!“ werden die Kinderrechte zum Herzstück der Schulgemeinschaft und von den Kindern, Lehrkräften und Sozialarbeitern gleichermaßen respektiert und gelebt. Kinder lernen, sich für ihre Rechte einzusetzen, Lösungen auszuhandeln und gemeinsam für ihre Ideen einzutreten.

Hierfür hat UNICEF Deutschland ein Trainingsmodell entwickelt, das Behörden, Schulpersonal und Eltern mit den nötigen Kompetenzen in den Bereichen Kinderrechte, Gewaltprävention, pädagogische Ethik und Beteiligung ausstattet, auch über Online-Trainings.  Bislang nehmen 110 Schulen in Nordrhein-Westfalen sowie 30 Schulen in Hessen am Kinderrechteschulen Programm teil. Mittelfristig soll das Programm in weiteren Bundesländern umgesetzt werden.

Gemeinsam mit dem Partner IKEA sollen nun über die kommenden fünf Jahre weitere 150 Schulen in Deutschland dafür fit gemacht werden, Kinderrechte im Schulalltag von rund 37.500 Mädchen und Jungen zu verankern. IKEA unterstützt auf diese Weise auch das langfristige Ziel von UNICEF Deutschland, das Kinderrechteschulen Programm bis 2030 in allen 16 Bundesländern zu etablieren. Besonders im Blick sind dabei Grundschulen und die Unterstufen. Dauerhaft soll das Programm auf weiterführende Schulen ausgeweitet werden. Kinderrechte werden Teil des offiziellen Lernstoffes und damit des Stundenplanes. 

 

Feuer in Moria: Fast 4.000 Kinder ohne Obdach brauchen dringend Hilfe

UNICEF Deutschland stellt 100.000 Euro für Soforthilfe bereit


© UNICEF/UNI367862/Tzortzinis/AFP

Köln/Duisburg, den 11. September 2020 - Die Lage der Kinder auf der griechischen Insel Lesbos ist auch zwei Tage nach dem verheerenden Großbrand in dem Flüchtlingslager Moria dramatisch. Fast 4.000 Kinder und ihre Eltern sind weiterhin ohne Obdach und ausreichenden Schutz.  Gemeinsam mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, der Internationalen Organisation für Migration sowie vielen weiteren Partnern und den griechischen Behörden organisiert UNICEF Hilfsmaßnahmen für die Kinder und ihre Familien. 

Das von UNICEF unterstützte Kinder- und Familienzentrum „Tapuat“ nahe Moria wurde in eine Notunterkunft umgewandelt. Die meisten der 406 unbegleiteten Kinder, die gestern auf das Festland geflogen wurden, waren dort vorübergehend untergebracht. 

„Es ist gut, dass sich Deutschland zusammen mit weiteren europäischen Staaten bereit erklärt hat, die unbegleiteten Kinder aufzunehmen“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Auf den griechischen Inseln verlieren weiter Tausende Mädchen und Jungen ihre Kindheit unter unerträglichen Bedingungen. Europa muss jetzt helfen und diese Tragödie beenden.“ Es wurde vereinbart, dass in dem Zentrum auf Lesbos nun besonders schutzbedürftige Mütter und Kinder Zuflucht finden können. Die Kapazitäten reichen für schätzungsweise 200 Mütter und ihre Kinder. Weitere 100 Mütter und ihre Kinder können in nahegelegenen Einrichtungen kurzfristig versorgt werden.
Insgesamt müssen rund 10.800 Menschen untergebracht werden. Es muss damit gerechnet werden, dass viele von ihnen eine weitere Nacht im Freien verbringen müssen. UNICEF hält für die notdürftige Versorgung der Familien und Kinder Schutz- und Hygieneutensilien, Kleidung und Spiel- und Lernmaterialien bereit und hilft bei der Suche nach Unterkünften für besonders gefährdete Kinder und Mütter. Zusammen mit Partnern werden in den kommenden Tagen psychosoziale Hilfen für die Kinder organisiert. Die Kinder sollen so rasch wie möglich wieder ein Stück Normalität erfahren. Die Bundesbürger haben seit Mittwoch bereits über 100.000 Euro für die UNICEF-Hilfe für die geflüchteten und migrierten Kinder in Griechenland gespendet. 

 

Feuer in Moria UNICEF: „Solche Orte der Verzweiflung darf es nicht länger geben“ 

© UNICEF/UNI367861/Lagoutaris/AFP

Moria/Köln/Duisburg, 09. September 2020 - Statement von Christian Schneider, Geschäftsführer UNICEF Deutschland
„Wir sind erschüttert über das Feuer im Flüchtlingslager Moria. Solche Orte der Verzweiflung wie Moria darf es nicht länger geben.  Die europäischen Staaten müssen dringend handeln und den Schutz der betroffenen geflüchteten und migrierten Menschen sicherstellen. UNICEF steht bereit, um die mehr als 4.000 Kinder aus dem vom Feuer verwüsteten Lager in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Insbesondere 407 unbegleitete Kinder und Jugendliche sind jetzt in Gefahr.  Zusammen mit seinen Partnern vor Ort hat UNICEF das Kinder- und Familienzentrum in der Nähe des Flüchtlingslagers in eine Notunterkunft umgewandelt. Dort können besonders schutzbedürftige Menschen wie unbegleitete Minderjährige und schwangere Frauen vorübergehend versorgt werden, bis Alternativen gefunden sind.
Derzeit sind dort mehr als 150 unbegleitete Minderjährige untergebracht. UNICEF dankt den örtlichen Behörden und den Rettungsdiensten, die den Menschen seit Ausbruch des Feuers geholfen haben. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sind schnelle und sichere Maßnahmen umso dringlicher.  Priorität ist es, in dieser schwierigen Situation gemeinsam mit unseren Partnern und den griechischen Behörden den Schutz der Kinder sicherzustellen. Die Ereignisse der letzten Nacht zeigen erneut: ein humaner EU-Asyl-Migrationspakt, der das Recht eines jeden Kindes auf Schutz und Hilfe garantiert, ist dringend erforderlich.“

COVID-19: Fortschritte im Kampf gegen Kindersterblichkeit in Gefahr 
Neuer Bericht zur Kindersterblichkeit
© UNICEF/UNI358971/Fazel

© UNICEF/UNI358971/Fazel

Köln/New York/Genf(Duisburg, 9. September 2020 -  Im Jahr 2019 sank die weltweite Kindersterblichkeit auf einen historischen Tiefstand von 5,2 Millionen Todesfällen; 1990 starben noch 12,5 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag. Dies geht aus aktuellen Schätzungen von UNICEF, der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Bevölkerungsabteilung des UN-Büros für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten und der Weltbank hervor.

Jedoch zeigen Untersuchungen von UNICEF und der WHO, dass durch die Covid-19 Pandemie grundlegende Gesundheitsdienste für Kinder und Mütter unterbrochen wurden. Hierdurch könnten die Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte im Kampf um das Überleben der Kinder wieder zunichtegemacht werden. 

„Wir dürfen nicht zulassen, dass die Pandemie die Fortschritte im Kampf gegen die Kindersterblichkeit stoppt“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henriette Fore. "Wenn Kinder keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben, weil das System überlastet ist oder Schwangere Angst vor einer Geburt im Krankenhaus haben, weil sie befürchten sich anzustecken, können auch sie zu den Opfern von Covid-19 werden. Investitionen sind erforderlich, um die Gesundheitsversorgung wieder in Gang zu bringen, sonst könnten Millionen Kinder sterben, insbesondere Neugeborene.“

Seit 1990 ist es gelungen, das Leben von Millionen Kindern zu retten: dazu haben Impfungen und eine bessere Gesundheitsversorgung zur Vorbeugung und Behandlung der Ursachen von Kindersterblichkeit, wie Geburtskomplikationen, Frühgeburten, Säuglingssepsis, Lungenentzündung, Durchfall und Malaria, beigetragen.

Wegen der Covid-19 Pandemie ist die Gesundheitsversorgung für Kinder und Mütter jedoch weltweit stark beeinträchtigt. Dazu gehören zum Beispiel der Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen sowie zu Geburtshilfe und Nachsorge. Oft fehlen auch Mittel für diese lebenswichtigen Maßnahmen. Vielfach suchen Frauen Gesundheitseinrichtungen nicht auf, weil sie Angst haben, sich mit dem Virus anzustecken.

Laut einer UNICEF-Umfrage in 77 Ländern im Sommer dieses Jahres wurden Impfungen und Routineuntersuchungen für Kinder in 68 Prozent der Länder zumindest teilweise eingeschränkt. In 63 Prozent der Länder wurde die pränatale Vorsorge unterbrochen, in 59 Prozent der Länder die Nachsorge nach der Geburt. 

In einer aktuellen Umfrage der Weltgesundheitsorganisation gaben 52 Prozent von insgesamt 105 Ländern an, dass Gesundheitsdienste für kranke Kinder unterbrochen wurden. In 51 Prozent der Länder kam es zu Unterbrechungen bei der Diagnose und Behandlung von Mangelernährung.

Solche Gesundheitsmaßnahmen sind aber entscheidend, um die Kinder- und Neugeborensterblichkeit zu verringern. Laut der WHO sinkt das Risiko von Todesfällen bei Neugeborenen um 16 Prozent, wenn Mütter von professionellen, nach internationalen Standards ausgebildeten Hebammen betreut werden; das Risiko einer Frühgeburt verringert sich so um 24 Prozent. 

„Die Tatsache, dass heute mehr Kinder als je zuvor ihren ersten Geburtstag erleben, zeigt, was erreicht werden kann, wenn die Welt Gesundheit und Wohl in den Mittelpunkt der Maßnahmen stellt“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Covid-19-Pandemie die beachtlichen Fortschritte für unsere Kinder und zukünftige Generationen rückgängig macht. Es ist vielmehr an der Zeit, auf dem aufzubauen, was sich bewährt hat, um Leben zu retten und in stärkere, widerstandsfähige Gesundheitssysteme zu investieren.“

Laut den Ergebnissen der Umfragen von WHO und UNICEF hängt die Unterbrechung der Gesundheitsversorgung unter anderem damit zusammen, dass Eltern die Gesundheitszentren aus Angst vor einer Ansteckung meiden. Zudem fehlen Transportmöglichkeiten, Routinedienste sind außer Betrieb oder Einrichtungen wurden geschlossen. Außerdem fehlt teilweise das Gesundheitspersonal, da es zur Behandlung von Covid-19-Patienten eingesetzt wird oder es den Mitarbeitenden an Schutzausrüstung mangelt. Zu den am stärksten betroffenen Ländern gehören Afghanistan, Bolivien, Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, Libyen, Madagaskar, Pakistan, Sudan und Jemen. 

In sieben dieser neun Länder starben von 1.000 Kindern, die lebend geboren wurden, 2019 im Durchschnitt 50 Mädchen und Jungen vor ihrem fünften Geburtstag. In Afghanistan, wo eines von 17 Kindern im letzten Jahr vor seinem fünften Geburtstag starb, gab das Gesundheitsministerium an, dass weniger Menschen Gesundheitseinrichtungen aufsuchen. 

Schon vor Covid-19 war die Gefahr für Neugeborene besonders hoch. Weltweit starb 2019 alle 13 Sekunden ein neugeborenes Kind. Dies entsprach 47 Prozent aller Todesfälle unter fünf Jahren – 1990 lag der Anteil bei 40 Prozent. Wenn die frühkindliche medizinische Versorgung unterbrochen wird, sinken die Überlebenschancen der Kinder. In Kamerun beispielsweise brachen laut UNICEF die grundlegende Gesundheitsversorgung für Neugeborene sowie Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere, der Zugang zur Geburtshilfe und die prä- und postnatale Betreuung um 75 Prozent ein. Im letzten Jahr starb dort eines von 38 Kindern in seinem ersten Lebensmonat.  

Im Mai dieses Jahres ging eine Analyse der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health davon aus, dass wegen der Unterbrechung der Gesundheitsversorgung durch die Pandemie täglich bis zu 6.000 Kinder unter fünf Jahren zusätzlich sterben könnten. 

Der Bericht Levels and Trends in Child Mortality“ unterstreicht, dass die Gesundheitsversorgung für Schwangere, Kinder und Neugeborene dringend aufrechterhalten und ausgeweitet werden muss. Dies erfordert auch eine gute, fachliche Unterstützung bei der Geburt. Wichtig ist zudem die Zusammenarbeit mit den Eltern, um ihre Ängste zu mindern.

Über die Schätzungen zur Kindersterblichkeit

Der jährliche Report mit den neuesten Zahlen zur weltweiten Kindersterblichkeit „Levels and Trends in Child Mortality“ wird von den Vereinten Nationen unter Federführung von UNICEF und unter Mitwirkung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Bevölkerungsabteilung der UN DESA und der Weltbank-Gruppe erstellt.

Die aktuellen Zahlen zur Kindersterblichkeit hier zur Verfügung.

Kindeswohl auch in reichen Ländern in Gefahr

Aktueller UNICEF-Report

Köln/Florenz/New York(Duisburg, 03. September 2020 - Selbstmordversuche, mentale Probleme, Übergewicht, aber auch unzureichende schulische Kenntnisse kennzeichnen laut UNICEF das Aufwachsen von viel zu vielen Kindern in wohlhabenden Industrieländern. Dies ist das Ergebnis der neuesten Report-Card des UNICEF-Forschungszentrums Innocenti. Gleichzeitig warnt UNICEF vor gravierenden Gefahren für das Kindeswohl durch die 
Covid-19-Pandemie.

© UNICEF/UNI361460/Highway Child

Die Niederlande, Dänemark und Norwegen liegen in Bezug auf das Wohlbefinden von Kindern auf den ersten drei Plätzen unter 41 Ländern der OECD und der EU. Deutschland liegt im internationalen Vergleich im oberen Mittelfeld auf Rang 14. Für den Report „Worlds of Influence: Understanding what shapes child well-being in rich countries“ („Einflusssphären – was das Wohlergehen von Kindern in reichen Ländern prägt“) wurden vergleichbare nationale Daten aus 41 Ländern der OECD und der Europäischen Union zur psychischen und physischen Gesundheit von Kindern sowie zu ihren schulischen und sozialen Kompetenzen und den damit verbundenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ausgewertet.

„Viele der reichsten Länder der Welt, die eigentlich über genügend Ressourcen verfügen, scheitern, wenn es darum geht, allen Kindern eine gute Kindheit zu ermöglichen “, sagt Gunilla Olsson, Direktorin von UNICEF Innocenti. „Wenn Regierungen nicht schnell und entschlossen handeln und der Schutz von Kindern nicht Teil der Reaktion auf die Covid-19-Pandemie ist, müssen wir mit steigenden Armutsraten, einer Verschlechterung mentaler und physischer Gesundheit sowie einer wachsenden Kluft bei der Qualifikation von Kindern rechnen. Die Unterstützung von Kindern und ihren Familien während der Covid-19-Pandemie ist erschreckend unzureichend. Es muss mehr getan werden, um Kindern eine sichere und gute Kindheit zu ermöglichen – jetzt.“

Zentrale Ergebnisse des UNICEF-Reports
- Mentale Gesundheit: In den meisten untersuchten Ländern geben weniger als 80 Prozent der 15-jährigen Mädchen und Jungen an, zufrieden mit ihrem Leben zu sein. In der Türkei liegt der Anteil am niedrigsten (53 %), gefolgt von Japan und Großbritannien. In Deutschland haben der Untersuchung zufolge 75 Prozent der Mädchen und Jungen eine hohe Lebenszufriedenheit. Kinder, die wenig Unterstützung von ihren Familien erhalten oder unter Mobbing leiden, geht es mental signifikant schlechter. Litauen hat die höchste Selbstmordrate unter Jugendlichen – eine der Haupttodesursachen in der Altersgruppe zwischen 15 und 19 Jahren in reichen Ländern --, gefolgt von Neuseeland und Estland.
- Körperliche Gesundheit:
Der Anteil der Kinder mit Fettleibigkeit (Adipositas) und Übergewicht ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Etwa eines von drei Kindern in den untersuchten Ländern ist entweder adipös oder übergewichtig. Die Raten wachsen besonders stark in Südeuropa. In Deutschland liegt der Anteil bei 27 %. In mehr als einem Viertel der reichen Länder liegt die Kindersterblichkeit bei Kindern zwischen fünf und 14 Jahren bei eins pro 1000. In Deutschland ist der Anteil 0,72 pro 1000.

- Soziale und intellektuelle Kompetenzen:
Ungefähr 40% aller Kinder in EU- und OECD-Ländern verfügen mit 15 Jahren nicht über grundlegende Fähigkeiten im Lesen und Rechnen. Kinder in Bulgarien, Rumänien und Chile schneiden hier im Vergleich am schlechtesten ab, am besten dagegen die Mädchen und Jungen in Estland, Irland und Finnland.

- In den meisten Ländern hat eines von fünf Kindern nur wenig Vertrauen in seine soziale Fähigkeit, neue Freunde zu finden. Kinder in Chile, Japan und Island sind in dieser Hinsicht am wenigsten zuversichtlich. In Deutschland sagen lediglich 72 Prozent der Mädchen und Jungen, dass es ihnen leichtfällt, schnell Freundschaft zu schließen.

Der UNICEF-Report zeigt aber auch erkennbare Fortschritte für Kinder. Im Durchschnitt besuchen 95 Prozent aller Kinder im Vorschulalter organisierte Förderangebote. Die Zahl der jungen Menschen, die weder zur Schule gehen, noch eine Ausbildung machen oder an einem Trainingsprogramm teilnehmen, ist in 30 von 37 Ländern gesunken. Diese wichtigen Fortschritte sieht UNICEF allerdings durch Covid-19 in Gefahr.
Der Bericht stuft die Länder auch mit Blick auf ihre politischen Maßnahmen zur Förderung des Wohlbefindens von Kindern, ihrer wirtschaftlichen und sozialen Situation sowie der Umweltbedingungen ein. Norwegen, Island und Finnland weisen dabei die besten Bedingungen auf, gefolgt von Deutschland. Die Türkei, Mexiko und Griechenland schneiden hier am schlechtesten ab. 

Belastungen durch Covid-19 für Kinder
katastrophal Aufgrund der Covid-19-Pandemie haben die meisten untersuchten Länder Schulen für mehr als 100 Tage geschlossen und strikte Ausgangsbeschränkungen umgesetzt. UNICEF hebt hier die
enormen Belastungen für Kinder durch die Pandemie hervor. Dazu zählen: der Verlust von Angehörigen und Freunden, Angst, Ausgangsbeschränkungen, fehlende Unterstützung, Schulschließungen, das Ausbalancieren von Arbeit und Privatleben in den Familien, unzureichender Zugang zu Gesundheitsmaßnahmen sowie Einkommens- und Jobverluste. Diese Belastungen können Kindern enormen Schaden zufügen; sie gefährden ihre mentale und körperliche Gesundheit und Entwicklung. 
Bereits vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie lag die durchschnittliche relative Armutsrate (60 Prozent des nationalen Medianeinkommens) bei Kindern in EU- und OECD-Ländern bei 20 Prozent; in Deutschland lag sie im Jahr 2018 bei 14,5 Prozent. Mit dem erwarteten starken Rückgang der Wirtschaftsleistung in den nächsten zwei Jahren in fast allen untersuchten Ländern wird ohne schnelle Gegenmaßnahmen der Regierungen die Kinderarmut steigen.

„Wenn die Folgen der Pandemie immer stärker auf Wirtschaft, Bildung und Zusammenleben durchschlagen, werden diese ohne konzertierte Gegenmaßnahmen verheerende Auswirkungen für das Wohlergehen der heutigen Kinder, ihrer Familien und der Gesellschaften, in denen sie leben, haben“, sagt Gunilla Olsson, Direktorin des UNICEF-Forschungszentrums Innocenti. „Aber diese Risiken müssen nicht Realität werden, wenn Regierungen entschlossen aktiv werden, um das Wohlergehen der Kinder zu schützen.“

Das Kindeswohl muss gerade jetzt unterstützt werden
Auf Grundlage des Reports und der aktuellen Entwicklungen ruft UNICEF zu folgenden Maßnahmen auf:  
- Einkommensungleichheit und Kinderarmut müssen entschlossen bekämpft werden, damit alle Kinder Zugang zu den Ressourcen haben, die sie brauchen.
- Die unzureichende Versorgung mit Hilfsangeboten im Bereich mentaler Gesundheit muss schnellstens überwunden werden.
- Familienfreundliche Politik zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss ausgeweitet werden; insbesondere der Zugang zu hochwertigen, flexiblen und bezahlbaren Betreuungsangeboten für Kinder in den ersten Lebensjahren.
- Der Schutz von Kindern vor vermeidbaren Krankheiten muss gestärkt werden, der Trend zu sinkenden Masernimpfungsraten muss umgekehrt werden.
- Die Covid-19-Maßnahmen für Familien und Kinder müssen verbessert werden. Budgets, die das Wohlergehen von Kindern unterstützen, müssen vor Sparmaßnahmen geschützt werden.

Über die Report-Card
Der Bericht „World of Influence“ baut auf vorangegangenen Untersuchungen zum Kindeswohl in Industrieländern in den
UNICEF-Report-Cards 11 (2013) und 7 (2007) auf. Über UNICEF Innocenti Das UNICEF-Forschungszentrum Innocenti gehört zu UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Es erforscht neu aufkommende oder aktuelle Fragestellungen zum Aufwachsen von Kindern. Ziel ist es, Informationen für die strategische Ausrichtung von Programmen für Kinder bereitzustellen sowie weltweite Debatten zu Kinderrechten und ihrer Entwicklung anzustoßen.

Bildungskrise durch Covid-19

Jedes dritte Schulkind hatte keinen Zugang zu Fernunterricht

Fernunterricht per Radio in Ruanda | © UNICEF/UNI319836/Kanobana

New York/Köln/Duisburg, 27. August 2020 // Ein Drittel der Schulkinder weltweit – 463 Millionen – hatte laut UNICEF während der
COVID-19-bedingten Schulschließungen in den vergangenen Monaten keinen Zugang zu Fernunterricht. Dies zeigt ein aktueller Report des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen. „Schätzungsweise 463 Millionen Schulkinder, deren Schulen wegen Covid-19 geschlossen waren, hatten keine Möglichkeiten, an alternativen Lernprogrammen teilzunehmen“, sagte UNICEF Exekutivdirektorin Henrietta Fore.

„Die schiere Zahl der Kinder, die monatelang keine Lernmöglichkeiten hatten, weist auf eine globale Bildungskrise hin. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen werden noch jahrzehntelang zu spüren sein.“ Auf dem Höhepunkt der nationalen und lokalen Lockdowns während der
Covid-19-Pandemie konnten 1,5 Milliarden Schulkinder nicht zur Schule gehen.
Der Bericht „The Remote Learning Reachability” zeigt die Herausforderungen für den Fernunterricht auf und legt tiefe Ungleichheiten beim Zugang zu alternativen Lernmöglichkeiten offen. Der Bericht basiert auf einer weltweit repräsentativen Analyse, die untersucht hat, inwieweit technologische Voraussetzungen und Anwendungen, die für das Lernen zuhause im Vorschul- und Grundschulalter sowie in der Sekundarstufe I und II benötigt werden, zur Verfügung standen.

Die Daten aus 100 Ländern umfassen den Zugang zu Fernsehen, Radio und Internet ebenso wie die Verfügbarkeit von Lehrplänen für diese Plattformen während der Schulschließungen. Obwohl die im Bericht aufgeführten Zahlen bereits ein alarmierendes Bild zeichnen, könnte die Situation laut UNICEF in der Realität noch schlimmer sein. Denn selbst wenn die Kinder zuhause über Technologie und Anwendungen verfügen, können sie möglicherweise aus anderen Gründen nicht aus der Ferne lernen. Dazu gehört der Druck, Hausarbeiten erledigen zu müssen oder zur Arbeit gezwungen zu werden, ein schlechtes Lernumfeld sowie mangelnde Unterstützung bei der Nutzung der Online- oder Hörfunk-Lehrpläne.

Dem Bericht zufolge gibt es erhebliche Ungleichheiten zwischen den Regionen. Schulkinder in Subsahara-Afrika sind am stärksten betroffen; die Hälfte von ihnen kann nicht mit Fernunterricht erreicht werden. Schulkinder aus den ärmsten Haushalten und aus ländlichen Gegenden haben am wenigsten Zugang zu alternativen Lernmöglichkeiten. Weltweit kommen 72 Prozent der betroffenen Schulkinder aus den ärmsten Haushalten ihres jeweiligen Landes. In Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen machen Schulkinder aus den ärmsten Haushalten bis zu 86 Prozent der Schülerinnen und Schüler aus, die keinen Zugang zum Fernunterricht haben. Weltweit leben drei Viertel der Schulkinder ohne Zugang zum Fernunterricht in ländlichen Gebieten.

Der Report weist zudem darauf hin, dass die Fernlernmöglichkeiten sich je nach Altersgruppe unterscheiden. Demnach sind die jüngsten Kinder gerade während dieser für sie so wichtigen Lern- und Entwicklungsphase am stärksten betroffen: 
•    Etwa 70 Prozent der Schulkinder im Vorschulalter – 120 Millionen Kinder – können nicht erreicht werden, größtenteils aufgrund der Herausforderungen und Einschränkungen des Online-Lernens für Kleinkinder, fehlender Fernlernprogramme für diese Altersgruppe sowie mangelnder Ausstattung für das zuhause Lernen.
•    Mindestens 29 Prozent der Grundschüler – 217 Millionen Kinder – und mindestens 24 Prozent der Schüler der Sekundarstufe I – 78 Millionen Kinder – können nicht mit Fernlernprogrammen erreicht werden.
•    18 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe II – 48 Millionen Kinder – verfügten nicht über die technischen Voraussetzungen, um am Fernunterricht teilzunehmen. UNICEF appelliert an Regierungen, dass sie die Wiedereröffnung von Schulen unter sicheren Bedingungen priorisieren sollten.

Wo eine Wiedereröffnung nicht möglich ist, sollten Lernprogramme zum Einsatz kommen, die es Schulkindern ermöglichen, den verpassten Lernstoff nachzuholen. Zudem sollten Pläne zur Wiedereröffnung von Schulen auch Maßnahmen zur Ausweitung des Fernunterrichts, insbesondere für benachteiligte Kinder, enthalten. Schulen und Bildungssysteme müssen gestärkt werden, damit zukünftige Krisen besser bewältigt werden können. 


Libanon: 80.000 Kinder durch Explosion  in Beirut obdachlos.
UNICEF verstärkt Hilfe für Kinder und Familien.

Explosion im Libanon: "Wir sind vor Ort und tun alles, was in unseren Kräften steht"

Verwüstungen im Hafen von Beirut | © UNICEF/UNI356239/Amro/AFP




UNICEF-Mitarbeiter bergen Impfstoffe aus einem zerstörten Warenlager | © UNICEF/UNI356604/Choufany


Köln/Beirut/Duisburg, 07. August 2020 - Schätzungsweise 80.000 Kinder haben nach Angaben von UNICEF durch die verheerende Explosion in Beirut ihr Zuhause verloren und brauchen dringend Hilfe. UNICEF ist sehr besorgt, dass viele Kinder traumatisiert sind und weiter unter Schock stehen. Zusammen mit zahlreichen Partnern und den Behörden hat UNICEF die Hilfe für Kinder angeschoben und weitet diese aus.
„Die Kinder und Familien im Libanon brauchen jetzt ganz schnell unsere Hilfe“, erklärte UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender. „Die Nachrichten von der Explosion und den verheerenden Folgen für die Kinder und Familien in Beirut machen mich traurig. Vor zwei Jahren habe ich den Libanon und seine Menschen bei einem Besuch mit UNICEF als unfassbar warmherzig und freundlich erlebt. Die Katastrophe trifft heute ein Land, das 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge verkraften muss und dessen Wirtschaft kollabiert ist. Dazu kommt die Covid-19 Pandemie.“

Die Explosionskatastrophe in Beirut hat laut UNICEF massive Auswirkungen für die dort lebenden Kinder:
- Es gibt zahlreiche Berichte, dass Kinder von ihren Angehörigen getrennt wurden, von denen einige weiter vermisst werden; 
- Zwölf Gesundheitszentren, in denen Kinder geimpft und schwangere Frauen betreut werden, wurden beschädigt – damit ist die Versorgung für 120.000 Menschen nicht mehr gesichert;
- Ein Kinderkrankenhaus in der Nähe des Hafens mit einer Intensivstation für gefährdete Neugeborene wurde zerstört.
- Ein Neugeborenes starb; Die übrigen Krankenhäuser sind völlig überlastet und haben nicht mehr genug Medikamente und Hilfsgüter;
- 10 Container mit medizinischer Schutzkleidung und Schutzutensilien – auch gegen Covid-19 – wurden zerstört;
- Fünf von sieben UNICEF-Kühlräumen für Impfstoffe wurden zerstört – hierdurch sind lebenswichtige Impfprogramme in Gefahr;
-  Viele Schulen im Großraum Beirut berichten Schäden, die Bestandsaufnahme läuft;
- In den vergangenen 48 Stunden wurden 464 neue Covid-19 Infektionen registriert.

Die UNICEF-Teams arbeiten rund um die Uhr, um die notleidenden Familien zu unterstützen:
- UNICEF hat Trinkwasser für die Hilfskräfte im Hafengebiet bereitgestellt;
- UNICEF-Teams untersuchen die Schäden an Lagerhäusern für Hilfsgüter, Schulen, Kühlräumen, Wasserwerken, Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäusern.
- Der größte Teil der im Hafen lagernden Impfstoffe konnte aus einem beschädigten Warenlager geborgen werden;
- Zusammen mit seinen Partnern organisiert UNICEF psychosoziale Hilfe für Kinder. UNICEF hilft auch, Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden, wieder mit ihren Angehörigen zusammenzuführen;
- UNICEF mobilisiert Jugendliche, die als Freiwillige die Aufräumarbeiten in verschiedenen Stadtteilen unterstützen;
- Ein „Cash-Transfer-Programm“, in dem obdachlose Familien kleine Geldbeträge erhalten, um über die Runden zu kommen, wird angeschoben.
Allein in den kommenden Wochen benötigt UNICEF für diese Hilfen rund 3,7 Millionen Euro.

05. August: UNICEF Deutschland stellt 100.000 Euro für Soforthilfe nach der schweren Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut bereit und ruft zu Spenden auf.

Statement der Leiterin von UNICEF Libanon Yukie Mokuo 
„UNICEF trauert um die Menschen, die durch die furchtbare Explosion im Libanon ihr Leben verloren haben. Nach letzten Schätzungen liegt die Zahl der Todesopfer bei 100 Menschen, 4.000 wurden verletzt und über 300.000 Menschen sind obdachlos. UNICEF ist besorgt, dass auch Kinder unter den Opfern sind und geht davon aus, dass die Überlebenden unter Schock stehen und traumatisiert sind. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten den Kindern und ihren Familien, die von der Katastrophe getroffen wurden, besonders denjenigen, die Angehörige und Freunde verloren haben.

Wir wünschen allen Verletzten, dass sie bald wieder genesen. Das UNICEF-Team in Beirut wurde nicht ausgespart. Ein Kollege hat seine Partnerin verloren, sieben Mitarbeiter wurden leicht verletzt und die Wohnungen dutzende Mitarbeiter wurden beschädigt. Die Mitarbeiter von UNICEF, die meist aus dem Libanon stammen, stehen unter Schock. UNICEF arbeitet eng mit den Behörden und seinen Partnern zusammen, um die notwendigen Maßnahmen zu unterstützen – insbesondere im Gesundheitsbereich und in der akuten Nothilfe.
Wir haben Trinkwasser für Helfer am Hafen bereitgestellt und unterstützen das Gesundheitsministerium dabei, die Reste von dort gelagerten Impfstoffen zu bergen. Partnerorganisationen im Kinderschutz leisten psychosoziale Hilfe für betroffene Kinder im Stadtgebiet. In den kommenden Tagen werden wir die Unterstützung für hilfsbedürftige Familien ausweiten. Die gestrige Katastrophe kommt zusätzlich zu einer schrecklichen Krise für die Menschen im Libanon durch den wirtschaftlichen Kollaps und die Zunahme von Covid-19-Infektionen. Durch die Pandemie waren die Krankenhäuser bereits überlastet und Helfer sind erschöpft.

UNICEF erneuert sein Versprechen für die Menschen im Libanon, den Behörden und allen Partnern. Wir sind vor Ort und werden alles in unseren Kräften Stehende tun, dringend notwendige Hilfe zu leisten - heute und in Zukunft.” UNICEF arbeitet seit über 70 Jahren im Libanon und leistet gemeinsam mit der Regierung, lokalen Behörden, anderen UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen Hilfe für benachteiligte Kinder.
UNICEF unterstützt gleichermaßen die Flüchtlinge und die aufnehmende Bevölkerung in den Gastgemeinden – bei der Gesundheitsversorgung, beim Zugang zu Bildung und Trinkwasser sowie beim Kinderschutz.

Spendenkonto:
Bank für Sozialwirtschaft Köln IBAN: DE57 3702 0500 0000 3000 00 Stichwort: Nothilfe Libanon

Unterstützung für Kinder gerade in Krisenzeiten unverzichtbar

UNICEF-Geschäftsbericht 2019: Große Spendenbereitschaft in Deutschland


© UNICEF/UNI218434/Rfaat

Köln/Duisburg, den 19. Juni 2020 - Das Deutsche Komitee für UNICEF hat im Jahr 2019 Einnahmen in Höhe von 126,21 Millionen Euro aus Spenden und dem Verkauf der beliebten UNICEF-Karte erzielt. Die Einnahmen in 2019 liegen damit deutlich über dem Ergebnis des Vorjahres (111,56 Millionen Euro). Die Bundesbürger sowie Partner wie Unternehmen und Stiftungen gehörten so auch im vergangenen Jahr zu den wichtigsten Unterstützern des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen.

Zu dem erfreulichen Gesamtergebnis und einem der international höchsten Beiträge aus privaten Spenden zur UNICEF-Programmarbeit für Kinder haben rund 493.000 aktive Spenderinnen und Spender in Deutschland beigetragen. Besonders wertvoll ist die kontinuierliche Hilfe aus inzwischen nahezu 291.000 UNICEF-Patenschaften. Die regelmäßigen Beiträge der UNICEF-Patinnen und -Paten ermöglichen es UNICEF, in Notsituationen weltweit schnell und flexibel zu reagieren und Kindern wirksam zu helfen. 

„Die weltweite Coronakrise zeigt: Die Bedürfnisse von Kindern und jungen Menschen spielen noch immer viel zu oft eine nachgeordnete Rolle, auch bei uns in Deutschland. Dabei haben wir die Verantwortung dafür, dass jedes Kind sein Potenzial entfalten kann, ganz gleich, wo und in welchen Verhältnissen es aufwächst. Die große Unterstützung der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ermöglicht es UNICEF gerade in schwierigen Zeiten, an der Seite der Kinder zu stehen“, erklärte der Vorsitzende von UNICEF Deutschland, Georg Graf Waldersee anlässlich der Mitgliederversammlung des Deutschen Komitees für UNICEF.

„Allen Spenderinnen und Spendern gilt unser tiefster Dank.“ Covid-19-Pandemie: Kinder schützen Angesichts der durch die Covid-19-Pandemie hervorgerufenen globalen Krise ruft UNICEF dazu auf, Kinder nicht allein zu lassen und den Einsatz für die am stärksten benachteiligten und ärmsten Kinder und Familien fortzusetzen und auszuweiten. Regierungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen ihren Einsatz für Kinder verstärken, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und die weitreichenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen für Kinder zu verringern.

„Die gegenwärtige Pandemie ist mehr als eine Gesundheitskrise. Ihre sozialen und wirtschaftlichen Folgen bringen die ärmsten und schwächsten Kinder weltweit in existenzielle Gefahr. Um diese Gefahr zu überwinden, müssen wir alle zusammenstehen“, sagte Graf Waldersee „Die beispiellose Situation erfordert beispiellose globale Solidarität. Nur so können wir verhindern, dass aus der Krise eine andauernde, weltweite Katastrophe für Kinder wird.“
Insgesamt konnte das Deutsche Komitee für UNICEF in 2019 die weltweite UNICEF-Hilfe für Kinder mit 94,22 Millionen Euro unterstützen. 2,81 Millionen Euro kamen der satzungsgemäßen Programm- und Kinderrechtsarbeit in Deutschland zugute. Die Kosten für Verwaltung sowie Öffentlichkeitsarbeit und Werbung in Deutschland betrugen – gemäß den Kriterien des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) – 19,04 Prozent. 

Der ehrenamtliche Vorstand von UNICEF Deutschland
In der heutigen Mitgliederversammlung von UNICEF Deutschland wählte das ehrenamtlich arbeitende Gremium zwei neue Mitglieder in den Vorstand: die Beiratsvorsitzende der Würth-Gruppe, Bettina Würth, und die Bundestagsabgeordnete Britta Haßelmann. Georg Graf Waldersee wurde in der darauffolgenden Vorstandssitzung in seinem Amt als ehrenamtlicher Vorsitzender des Deutschen Komitees für UNICEF bestätigt.
Dagmar Wöhrl, Parlamentarische Staatssekretärin a.D., wurde als Nachfolgerin für die turnusgemäß aus dem Vorstand ausgeschiedene Claudia Graus zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Weitere Mitglieder des UNICEF-Vorstands sind derzeit: der Journalist und ehemalige Chefredakteur des Magazins GEO, Peter-Matthias Gaede (stellv. Vorsitzender), die Staatsministerin a.D. und Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, die Journalistin und ehemalige UNICEF-Schirmherrin Daniela Schadt, der Unternehmer Dr. Jochen Gutbrod, der Manager und Gründer Dr. Johannes Meier, Christine Langen, Sprecherin des Beirats der UNICEF-Arbeitsgruppen, sowie ihr Stellvertreter Rainer Köhler.

Dank der Spenden aus Deutschland konnte UNICEF im vergangenen Jahr unter anderem lebensrettende Hilfe in Kriegs- und humanitären Krisengebieten wie zum Beispiel in Syrien, Jemen und dem Südsudan auf den Weg bringen. In Mosambik konnte UNICEF nach den schweren Wirbelstürmen schnelle Nothilfe leisten und die Weichen für den Wiederaufbau von Wasserversorgung und Schulen stellen. Ein weiterer Schwerpunkt waren Bildungsprogramme für besonders benachteiligte Kinder, zum Beispiel in Afghanistan, in der Elfenbeinküste, Nepal, Liberia und Malawi. Der Geschäftsbericht 2019 und den ausführlichen Finanzbericht stehen zur
Einsicht und zum Download bereit

UNICEF und ILO: Covid-19 droht Millionen Kinder zusätzlich in Kinderarbeit zu drängen

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der arbeitenden Kinder um 94 Millionen zurückgegangen – diese Fortschritte sind in Gefahr 


Der zehnjährige Bassiru in Niger arbeitet in der Ziegelproduktion. Er ist nur ein paar Monate zur Schule gegangen. Dann musste er den Unterricht abbrechen und arbeiten, um die Familie zu unterstützen. © UNICEF Niger/2017/Soumaila

Köln, den 12. Juni 2020 // Laut UNICEF und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) könnten Millionen Kinder durch die Covid-19-Krise zusätzlich in Kinderarbeit gedrängt werden. Damit droht die Zahl der arbeitenden Kinder zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder zu steigen.  Dem Bericht „COVID-19 and child labour: A time of crisis, a time to act” zufolge ist es in den vergangenen 20 Jahren gelungen, die Zahl der Kinder, die arbeiten müssen, um 94 Millionen zu senken.
Diese Fortschritte sind nun gefährdet. Aus dem zum heutigen Welttag gegen Kinderarbeit veröffentlichten Bericht geht hervor, dass die Situation der Kinder, die heute bereits arbeiten, sich weiter verschlechtern könnte, weil sie beispielsweise mehr oder unter noch schwierigeren Bedingungen als zuvor arbeiten müssen. Viele weitere könnten in die schlimmsten Formen von Kinderarbeit gedrängt werden, die ihre Sicherheit und Entwicklung gefährdet.   

 „Da vielen Familien durch die Pandemie ihr Einkommen wegbricht, könnten Eltern auf Kinderarbeit zurückgreifen, wenn sie nicht unterstützt werden“, sagte Guy Ryder, Generaldirektor der ILO. „Soziale Sicherung ist in Krisenzeiten unabdingbar, da sie die am stärksten benachteiligten Familien unterstützt. Es macht einen entscheidenden Unterschied, wenn Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinderarbeit übergreifend in die Bereiche der Bildung, des Sozialschutzes, der Justiz, der Arbeitsmärkte und internationalen Menschen- und Arbeitsrechte integriert werden.“

Laut dem Bericht könnten durch Covid-19 mehr Familien in die Armut abrutschen. Durch den finanziellen Druck könnten mehr Kinder in Kinderarbeit gedrängt werden. Einigen Studien zufolge führt ein Anstieg von Armut um einen Prozentpunkt in manchen Ländern zu einem Anstieg von Kinderarbeit um mindestens 0,7 Prozent.
„In Krisenzeiten ist Kinderarbeit für viele Familien die einzige Möglichkeit, ihre Familie zu versorgen“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. “Wenn die Armut steigt, Schulen schließen und soziale Dienste eingeschränkt werden, werden mehr Kinder in Arbeit gedrängt. Wir müssen aus Covid-19 lernen und eine Welt schaffen, in der dafür gesorgt ist, dass Kinder und ihre Familien in Zukunft für ähnliche Krisen besser gewappnet sind. Hochwertige Bildung, soziale Sicherung und bessere wirtschaftliche Chancen sind die Voraussetzung dafür.“

Menschen, die ohnehin schon benachteiligt sind – beispielsweise Menschen, die im informellen Sektor arbeiten oder Wanderarbeiter – werden am stärksten unter der Rezession, steigender informeller Arbeit, Arbeitslosigkeit, dem Rückgang des Lebensstandards, gesundheitlichen Problemen, unzureichender sozialer Sicherung sowie anderen Belastungen leiden. Darüber hinaus gibt es Anzeichen dafür, dass Kinderarbeit zunimmt, wenn Schulen aufgrund der Pandemie geschlossen werden. Derzeit können über eine Milliarde Kinder in 130 Ländern nicht zur Schule gehen. Selbst wenn Schulen wieder öffnen, werden es sich manche Eltern nicht leisten können, ihre Kinder zurück in die Schule zu schicken. 
Dadurch steigt das Risiko, dass mehr Kinder in gefährliche oder ausbeuterische Arbeit gedrängt werden. Da Mädchen besonders von Ausbeutung in der Landwirtschaft oder im Dienstleistungssektor bedroht sind, könnte die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zunehmen.  Maßnahmen müssen nun ergriffen werden, um der Gefahr zunehmender Kinderarbeit entgegenzuwirken. Dazu gehört eine bessere soziale Sicherung, leichterer Zugang zu Krediten für ärmere Familien, faire Arbeitsbedingungen für Erwachsene, Maßnahmen zur Wiedereingliederung von Kindern in die Schule, einschließlich der Abschaffung von Schulgebühren, und mehr Mittel für die Kontrolle von Arbeitsverhältnissen und die Durchsetzung von Rechtsvorschriften.

Die wichtigsten Fakten zu Kinderarbeit 
In den vergangenen 20 Jahren ist es gelungen, die Zahl der Kinder, die arbeiten müssen, statt zur Schule zu gehen, weltweit zu senken. Trotzdem müssen immer noch 152 Millionen Kinder zwischen 5 und 17 Jahren unter Bedingungen arbeiten, die ihre Entwicklung, ihre Bildung und ihre Gesundheit gefährden.  73 Millionen Kinder werden in den sogenannten „schlimmsten Formen der Kinderarbeit“ ausgebeutet – in Sklaverei und sklavenähnlichen Abhängigkeiten, Zwangsarbeit, als Kindersoldaten, Kinderprostituierte oder bei kriminellen Tätigkeiten wie dem Missbrauch von Kindern als Drogenkuriere. 
Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft (71 Prozent), gut 17 Prozent als Hilfskräfte im Dienstleistungsbereich und 11,9 Prozent in der Industrie. Zwei Drittel der arbeitenden Mädchen und Jungen arbeiten informell im Familienverbund. Fast alle Staaten haben sich mit der Agenda für nachhaltige Entwicklung darauf geeinigt, bis zum Jahr 2025 alle Formen der Kinderarbeit zu überwinden – angefangen mit den schlimmsten Formen der Ausbeutung.
 Doch die Fortschritte sind sehr ungleich verteilt und gehen zu langsam. Deshalb werden 2025 vermutlich weiter über 121 Millionen Mädchen und Jungen arbeiten müssen – und durch wachsende Armut in Folge der Covid-19 Pandemie könnte diese Zahl sogar noch deutlich höher ausfallen.

 >> Kinderarbeit: Die 7 wichtigsten Fragen & Antworten

Öffentlicher Appell zum Tag des Grundgesetzes am 23. Mai: Kinderrechte ins Grundgesetz – jetzt!

Köln/Duisburg, 22. Mai 2020 - UNICEF Deutschland und zahlreiche namhafte Unterstützerinnen und Unterstützer wenden sich zum Tag des Grundgesetzes mit einem öffentlichen Appell an die Politik. Sie fordern darin, mit der Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz die rechtliche Grundlage für ein kinderfreundliches Deutschland zu schaffen. Jedes Kind hat Rechte. Doch im deutschen Grundgesetz, das morgen 71 Jahre alt wird, kommen die Kinderrechte bis heute nicht vor. Zum Tag des Grundgesetzes ruft UNICEF Deutschland mit einem erneuten öffentlichen Appell zur Aufnahme der Kinderrechte in die deutsche Verfassung auf. 

© UNICEF/Sebastian Bänsch

„Die Rechte und Interessen von Kindern werden hierzulande noch immer nicht ausreichend berücksichtigt. Dies hat uns nicht zuletzt die Covid-19-Pandemie vor Augen geführt“, erklärt Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von UNICEF Deutschland bei der Veröffentlichung des Aufrufs. „Deshalb ist es an der Zeit, die Kinderrechte im deutschen Grundgesetz zu verankern und damit den Bedürfnissen der Kinder und ihren besonderen Rechten endlich mehr Aufmerksamkeit und Nachdruck zu verschaffen – nicht nur in der gegenwärtigen Krise.“

Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Appells gehören bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und dem Kulturbereich sowie Fachleute und ehrenamtlich Engagierte. Sie appellieren an die Bundesregierung sowie an die Mitglieder des Bundestags und des Bundesrats an dem im Koalitionsvertrag vereinbarten Vorhaben festzuhalten, die Kinderrechte in das Grundgesetz aufzunehmen.
In dem Appell heißt es: „Die Aufnahme der Kinderrechte in das Grundgesetz bedeutet, das Wohl von Kindern in den Mittelpunkt zu stellen, Kinder als eigenständige Rechtsträger anzuerkennen, Eltern in ihrer Erziehungsaufgabe den Rücken zu stärken, Kinder besser zu schützen und zu fördern sowie Kinder anzuhören und zu beteiligen, wenn es um ihre Belange geht.“

Vielen Kindern in Deutschland geht es gut – aber längst nicht allen von ihnen Trotz vieler Fortschritte in den vergangenen Jahren haben auch in Deutschland noch immer nicht alle Kinder die gleichen Chancen ihre Rechte zu verwirklichen. Vielmehr besteht die Gefahr, dass ein beträchtlicher Teil der Kinder weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt wird. Armut, mangelnde Bildungschancen und Gewalt in der Familie sind für viele junge Menschen Alltag.

UNICEF Deutschland befürchtet, dass sich die Situation vieler Kinder in Folge der Covid-19-Pandemie deutlich verschlechtern könnte. „Unsere Gesellschaft kann sich nicht damit abfinden, auch nur ein einziges Kind abzuhängen“, so Graf Waldersee weiter. „Wir brauchen eine junge Generation, die auf die Herausforderungen des Alltags heute und auf die Welt von morgen gut vorbereitet ist. Es ist unsere Pflicht, Bedingungen zu schaffen, unter denen Kinder bestmöglich geschützt und gefördert werden und ihre Persönlichkeit und Fähigkeiten gut entfalten können. Kinderrechte im Grundgesetz stärken die Zukunftsfähigkeit unseres Landes.

Ihre Verankerung in unserer Verfassung liegt im Interesse unserer Kinder, ihrer Familien und unserer ganzen Gesellschaft.“ » Den vollständigen Appell finden Sie hier.

Namen der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner
Georg Graf Waldersee (Vorstandsvorsitzender UNICEF Deutschland) Thomas Krüger (Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes) Heinz Hilgers (Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes) Prof. Dr. Sabine Walper (Präsidentin der Deutschen Liga für das Kind)  Anas Ahmed (Mitglied des Beirats von UNICEF Deutschland) Folkmar Biniarz (Dipl.-Sozialarbeiter, ehemaliger Jugend- und Heimleiter; Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Otto Bitter (Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Matthias Brenner (Schauspieler und Intendant des Neuen Theaters Halle) Sabine Christiansen (Journalistin und Medienunternehmerin) Raphael Cleven (Mitglied des Beirats von UNICEF Deutschland) Prof. Dr. Theresia Degener (Professorin für Recht und Disability Studies; ehem. Vorsitzende des Ausschusses der Vereinten Nationen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen) Ekin Deligöz (Bundestagsabgeordnete) Dr. Antje von Dewitz (Geschäftsführerin VAUDE) Dr. Philipp B. Donath (Rechtswissenschaftler, Goethe-Universität Frankfurt am Main) Julian Draxler (Fußballprofi) Peter-Matthias Gaede (Stellv. Vorstandsvorsitzender UNICEF Deutschland)  Prof. Dr. Gudrun Goes (Mitglied des Beirats von UNICEF Deutschland) Berkay Gür (Mitglied des UNICEF JuniorBeirats) Karl Haeusgen (Vorsitzender des Aufsichtsrats der HAWE Hydraulik SE, München) Regina Halmich (ehemalige Boxweltmeisterin; Botschafterin des Deutschen Kinderhilfswerkes) Prof. Dr. Bernd Helmig (Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Jasmin Hembach (Mitglied des UNICEF JuniorBeirats) Wolf-Rainer Hermel (Vorstandsvorsitzender i. R. Feuersozietät / Öffentliche Lebensversicherung Berlin-Brandenburg; Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Lars Juister (Mitglied des Beirats von UNICEF Deutschland) Esra Khariri (Mitglied des UNICEF JuniorBeirats) Heribert Klein (Bankdirektor i.R.; Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Helena Klöhr (Mitglied des Beirats von UNICEF Deutschland) Tom Koenigs (ehem. Bundestagsabgeordneter; Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Gabriele Köhler (Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Rainer Köhler (Vorstandsmitglied UNICEF Deutschland, Stellvertretender Sprecher des Beirats von UNICEF Deutschland) Prof. Dr. Lothar Krappmann (Mitglied des UN-Kinderrechtsausschusses (2003 – 2011)) Dr. Arnd D. Kumerloeve (40 Jahre Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Magnus Graf Lambsdorff (Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Christine Langen (Vorstandsmitglied UNICEF Deutschland, Sprecherin des Beirats von UNICEF Deutschland) Prof. Dr. Manfred Liebel (Mitgründer und Schirmherr des Masters „Childhood Studies and Children’s Rights“, Fachhochschule Potsdam)  Anne Lütkes (Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerkes) Marie-Luise Marjan (Schauspielerin) Prof. Dr. Jörg Maywald (Professor für Kinderrechte und Kinderschutz, Fachhochschule Potsdam)  Dr. Johannes Meier (Professor HHL Graduate School of Management; Vorstandsmitglied UNICEF Deutschland)  Enie van de Meiklokjes (Moderatorin; Botschafterin des Deutschen Kinderhilfswerkes) Jess Mukeba (Mitglied des UNICEF JuniorBeirats) Hildegard Müller (Vorstandsmitglied UNICEF Deutschland) Norbert Müller (Bundestagsabgeordneter, Kinder- und Jugendpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE) Eva Padberg (Model) Dr. Sigrid Peter (Kinder- und Jugendärztin, Vizepräsidenten des BVKJ e.V) Petja Pucci (Mitglied des Beirats von UNICEF Deutschland) Katja Riemann (Schauspielerin) Wolfgang Schmitz (WDR-Hörfunkdirektor i.R.; Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Sarah Schulten (Mitglied des UNICEF JuniorBeirats) Tina Srowig (Journalistin) Heike Taubert (Finanzministerin Thüringen; Mitglied des Thüringer Landtages; Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Dr. Michael Vesper (Minister a.D.; Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland)  Peter Walter (Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Stephan Wassmuth (Vorsitzender Bundeselternrat) Willi Weitzel (Moderator und Welterforscher) Dr. Maria von Welser (Publizistin und TV-Journalistin; Komitee-Mitglied UNICEF Deutschland) Dagmar G. Wöhrl (Staatssekretärin a.D., Vorstandsmitglied UNICEF Deutschland) Bettina Würth (Beiratsvorsitzende der Würth-Gruppe)  

Der Appell für Kinderrechte im Grundgesetz wird unterstützt von dem Deutschen Kinderhilfswerk, dem Deutschen Kinderschutzbund und der Deutschen Liga für das Kind. Gemeinsam mit UNICEF Deutschland setzen sich die Organisationen im Aktionsbündnis Kinderrechte seit vielen Jahren für die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz ein. Die Bundesregierung hat beschlossen, Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen. Die Bundesjustizministerin hat einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt, der derzeit diskutiert wird.

» Dieses Video erklärt anschaulich, warum die Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden sollten. 

Covid-19: Weltweit wächst Not der Kinder 

UNICEF benötigt 1,6 Milliarden US-Dollar um die Folgen der Pandemie für die ärmsten Kinder zu mildern

Jhabua/Indien: Riya und Mukesh benutzen eine Handwaschstation. | © UNICEF/UNI325442

New York/Köln/Duisburg, 12. Mai 2020 - Für den weltweit wachsenden Bedarf an humanitärer Hilfe für Kinder in Folge von Covid-19 benötigt UNICEF dringend mehr Mittel. Wegen der verheerenden sozioökonomischen Konsequenzen der Krankheit und wachsender Not von Familien erhöht das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen seinen ursprünglich im März veröffentlichten Nothilfeaufruf von 651 Millionen auf 1,6 Milliarden US-Dollar.
Zu Beginn des fünften Monats der Pandemie sind die Kosten für Hilfsgüter, Transporte und Umsetzung von Hilfsmaßnahmen dramatisch gestiegen.
„Die Pandemie ist eine Gesundheitskrise aus der immer mehr eine Krise der Kinderrechte wird“, sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Schulen sind geschlossen, Eltern können nicht arbeiten und der Druck auf Familien wächst. Die Mittel werden uns ermöglichen, auf die Krise zu reagieren, uns von ihren direkten Nachwirkungen zu erholen und die Kinder vor den langfristigen Folgen zu schützen.“ 

Der Zugang zu Gesundheitsversorgung und routinemäßigen Impfungen ist bereits für Hunderte Millionen Kinder beeinträchtigt. Dies kann zu einem signifikanten Anstieg der Kindersterblichkeit führen. Gleichzeitig erhöhen Ausgangsbeschränkungen, Schulschließungen und daraus folgende Isolation die ohnehin hohen Belastungen für die ärmsten und benachteiligten Kinder.

Nach Einschätzung von UNICEF leben rund 77 Prozent der Kinder und Jugendlichen weltweit – dies sind 1,8 Milliarden Mädchen und Jungen – in einem der 132 Länder, in denen aufgrund von Covid-19 Ausgangsbeschränkungen verhängt wurden. Unter diesen Bedingungen sowie aufgrund des wirtschaftlichen Abschwung wachsen die Risiken von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung für Kinder. Mädchen sind besonders von sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht.

Viele vertriebene, geflüchtete und migrierte sowie zurückgeführte Kinder haben nur eingeschränkten Zugang zu Hilfe und Schutz. Sie sind auch zunehmend mit Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung konfrontiert. UNICEF konzentriert seine Antwort auf die Pandemie im Bereich der humanitären Hilfe besonders auf Länder, die bereits vorher unter humanitären Krisen litten. Die Pandemie bedeutet eine zusätzliche Bedrohung für die Kinder. Es ist deshalb besonders wichtig, bestehende Hilfen aufrecht zu erhalten bzw. auszubauen. Ziel ist es, die Ausbreitung des Virus zu lindern und die Folgeschäden für Kinder, Frauen und besonders verletzliche Bevölkerungsgruppen zu verringern. Dazu gehört es, den Zugang zu Gesundheitsversorgung, Nahrung, Wasser und sanitären Einrichtungen, Bildung und Schutz sicherzustellen.

UNICEF hat bislang 215 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen die Pandemie erhalten.
Hierdurch wurden
über 1,67 Milliarden Menschen durch Informationskampagnen zu Händewaschen und Hygiene erreicht;
über 12 Millionen Menschen erhielten Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygieneartikeln;
UNICEF hat 6,6 Millionen Schutzhandschuhe, 1,3, Millionen OP-Masken, 428.000 Atemschutzmasken, 291.000 Schutzkittel, 13.000 Schutzbrillen, 63.000 Gesichtsschutzschilder, 200 Geräte zur Konzentration von Sauerstoff und 34.500 Diagnosetests in 52 Länder ausgeliefert;
 rund 80 Millionen Kinder profitieren von Fernlernangeboten; über 10,9 Millionen Kinder und Frauen erhalten elementare medizinische Hilfe in von UNICEF unterstützten Gesundheitseinrichtungen; 
über 830.000 Kinder, Eltern und Betreuende erhielten psychosoziale Unterstützung.

 

Greta Thunberg startet Kampagne für Kinderrechte angesichts von Corona

„Die Corona-Pandemie ist, ebenso wie die Klimakrise, eine Krise der Kinderrechte“

Djaffar Shalchi, der Gründer von Human Act & Greta Thunberg haben sich zusammengetan, um die Arbeit von UNICEF im Kampf gegen das Coronavirus zu unterstützen. © UNICEF/UNI325440/Gregersen

New York/Köln/Duisburg, 30. April 2020 - Greta Thunberg startet heute eine weltweite Kampagne für Kinderrechte zusammen mit der dänischen Nichtregierungsorganisation Human Act. Die Klimaaktivistin ruft angesichts der Corona Pandemie junge Menschen und andere Unterstützer dazu auf, mehr Menschen für die Unterstützung der lebensnotwendigen Arbeit von UNICEF zu gewinnen.
Ziel ist es, die Kinder vor den dramatischen Folgen der Pandemie wie Nahrungsmangel, überlasteten Gesundheitssystemen, Gewalt und dem Verlust von Bildungsmöglichkeiten zu schützen. Human Act ist eine dänische Stiftung, die weltweit gegen extreme Armut kämpft und für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit eintritt. 
„Die Corona-Pandemie ist, wie die Klimakrise, eine Krise der Kinderrechte. Sie betrifft alle Kinder, schon heute und in Zukunft. Aber benachteiligte Kinder werden besonders darunter leiden. Ich rufe alle dazu auf, zu handeln und mit mir zusammen die lebensnotwendige Arbeit von UNICEF zu unterstützen - um das Leben von Kindern zu retten, ihre Gesundheit zu schützen und ihnen zu ermöglichen, weiter zu lernen", erklärt Greta Thunberg. 

Zum Auftakt der Kampagne stellen Human Act und die Greta Thunberg Stiftung 200.000 US-Dollar bereit. 100.000 US-Dollar davon hatte Human Act der Klimaaktivistin als Auszeichnung für ihren weltweiten Einsatz zur Verfügung gestellt und verdoppelt diese Summe nun nochmals. Die Kampagne ruft junge Menschen, Experten, Wirtschaftsmanager, Regierungen und andere Unterstützer auf, sich dem Einsatz für die UNICEF-Arbeit anzuschließen.  

Die Erlöse aus dem Aufruf fließen direkt in die UNICEF-Nothilfemaßnahmen gegen Covid-19 – zum Beispiel für die Bereitstellung von Seife, Schutzmasken, Handschuhen, Hygieneartikeln und Schutzausrüstung sowie fürlebensrettende Aufklärungsarbeit und Unterstützung für Gesundheitssysteme. Ein Report der Vereinten Nationen warnt, dass Kinder in Gefahr sind, die am stärksten betroffenen Opfer der Covid-19 Pandemie zu werden.
Während Kinder von den direkten Gesundheitsfolgen der Krankheit bislang weniger betroffen sind, hat die Krise massive Auswirkung auf ihr Wohlbefinden. Alle Kinder jeden Alters und in allen Ländern sind durch die Krise betroffen, insbesondere durch ihre sozioökonomischen Auswirkungen und in manchen Fällen durch die getroffenen Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Krankheit.  

UNICEF unterstützt weltweit Regierungen und lokale Partner und arbeitet mit Wirtschaftsunternehmen zusammen, um die Auswirkungen der Pandemie zu verringern. Dazu gehört:  sicherzustellen, dass wichtige Hilfsgüter und Hilfsleistungen für Kinder, Frauen und bedrohte Bevölkerungsgruppen verfügbar und zugänglich sind; verstärkte Aufklärungsarbeit zum Schutz durch Händewaschen mit Seife; Unterstützung für Regierungen durch die Beschaffung von Schutzausrüstungen für Gesundheitshelfer – etwa Schutzkleidung, Handschuhe, Masken, Sauerstoffmasken und Medikamenten; Unterstützung von Lernmöglichkeiten für Kinder, die keine Schule besuchen können sowie; Sicherstellung von psychosozialer Unterstützung für betroffene Familien. 

„Die Corona-Pandemie ist die größte Herausforderung, die die Welt seit Generationen gesehen hat“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Kinder und Jugendliche gehören zu den am stärksten betroffenen Opfern der Folgen von Covid-19, daher ist es nur natürlich, dass sie selbst etwas dagegen tun wollen. Durch ihren Einsatz hat Greta Thunberg gezeigt, dass junge Menschen Stellung beziehen und die Welt verändern. UNICEF ist erfreut, dass Greta und ihre Unterstützer sich nicht nur entschieden haben, gegen diese Pandemie zu kämpfen, sondern auch beschlossen haben, dies gemeinsam mit UNICEF zu tun."

UNICEF: „Aus der globalen Gesundheitskrise darf keine globale Katastrophe für Kinder werden“

Syrische Kinder beobachten, wie im Nordwesten des Landes ein Schulgebäude desinfiziert wird, das derzeit von vertriebenen Familien bewohnt wird.

 © UNICEF/UNI316131/Haj Kadour/AFP


Köln/Duisburg, den 13. April 2020 - UNICEF warnt, dass die Corona-Pandemie zu einer existentiellen Bedrohung für die Gesundheitsversorgung, die Bildung und den Schutz der ärmsten Kinder der Erde wird. Während praktisch überall auf der Welt Regierungen drastische Maßnahmen ergriffen haben, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, treffen Schulschließungen, Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen sowie der Wegfall von Einkommensmöglichkeiten Kinder in Entwicklungsländern und in Krisenregionen besonders hart. 

Steigende Infektionszahlen in Ländern des Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika, Asien und Lateinamerika überfordern nicht nur die dortigen schwachen Gesundheitssysteme. Die Krise gefährdet auch die fragile Grundversorgung der ärmsten Kinder und setzt sie großen Risiken aus, wenn die Eltern ihre Arbeit als Tagelöhner verlieren, Schulspeisungen ausfallen oder Impfkampagnen gestoppt werden.

Angesichts der globalen Krise ruft UNICEF Regierungen, Unternehmen und private Spender auf, jetzt alles zu tun, um den Schutz und die Hilfe für die verletzlichsten Kinder der Erde sicherzustellen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen arbeitet mit Gemeinden, Regierungen und Partnern zusammen, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verlangsamen und die sozialen und wirtschaftlichen Folgen für Kinder und ihre Familien abzufedern.

Hierzu hat UNICEF einen
weltweiten Aktionsplan gestartet. In Deutschland unterstützen zudem bereits zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens den Aufruf #TeamMenschheit von UNICEF gemeinsam mit anderen großen Hilfswerken.
„Die Pandemie ist für Millionen Kinder und ihre Familien in fragilen Staaten, armen Gemeinden und Krisenregionen eine existentielle Gefahr. Sie haben kaum Möglichkeiten, sich vor Ansteckung zu schützen und oft keinen Zugang zu medizinischer Hilfe.
Sie müssen noch mehr leiden, weil humanitäre Helferinnen und Helfer sich nur eingeschränkt bewegen und dringend benötigte Hilfsgüter nicht ausgeliefert werden können. Väter und Mütter in armen Familien sind es, die als erste ihre Jobs verlieren und nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Die beispiellose globale Gesundheitskrise braucht jetzt schnell ein beispielloses, international koordiniertes Handeln, um eine globale Katastrophe für Kinder abzuwenden“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. 

Wo die Pandemie Kinder besonders bedroht:
Besonders groß ist die Sorge, dass sich das Virus in überfüllten Flüchtlingslagern zum Beispiel in Syrien, in Bangladesch oder in Griechenland ausbreitet. Familien haben dort kaum Möglichkeiten der täglichen Hygiene. Viele Kinder leiden an Mangelernährung oder anderen Vorerkrankungen und haben neuen Gefahren nur noch wenig entgegenzusetzen. Ihre Grundversorgung mit Nahrung, Medikamenten oder Wasser ist gefährdet.
In der Nähe der griechischen Hauptstadt Athen wurden bereits Flüchtlingslager abgeriegelt, nachdem Bewohner positiv auf das Virus getestet wurden. Naher und Mittlerer Osten: Seit Mitte März verbreitet sich das Coronavirus in Ländern wie Syrien, der Türkei, dem Irak und Iran, in denen sehr viele Kinder aufgrund von Konflikten, Flucht, Vertreibung oder Armut bereits auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.
Über 110 Millionen Kinder in der Region besuchen seit Wochen keine Schule mehr – zusätzlich zu rund 15 Millionen Mädchen und Jungen, die schon vorher keinen Zugang zu Schulen hatten. Das Virus breitet sich zusehends auch auf dem afrikanischen Kontinent aus, wo es in vielen Ländern keine ausreichenden Behandlungsmöglichkeiten gibt und zahlreiche Menschen in städtischen Ballungszentren oder in Flucht- und Konfliktsituationen kaum Möglichkeit haben, sich und andere zu schützen.
Viele Kinder in Ländern der Sahelzone und im südlichen Afrika leiden an Mangelernährung oder anderen Vorerkrankungen, die das Immunsystem schwächen. 39 Prozent der Bewohner auf dem Kontinent haben zu Hause keine Möglichkeit, sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. Wenn Einkommensmöglichkeiten wegfallen, wird die Not in vielen Familien noch weiter zunehmen.
In Asien ist besonders die steigende Zahl von Infektionen in Bangladesch besorgniserregend. Mehr als 850.000 Angehörige der Rohingya leben dort in überfüllten Flüchtlingslagern, wo sie sich kaum vor Ansteckung schützen können. Gleichzeitig erschweren Bewegungseinschränkungen auch für Hilfsorganisationen die Versorgung der Menschen.
In Pakistan haben solche Maßnahmen bereits dazu geführt, dass 300 Zentren zur Behandlung lebensgefährlich mangelernährter Kinder geschlossen werden mussten. In Indien haben Millionen armer Tagelöhnerinnen und Tagelöhner kein Einkommen mehr und sind in einem Massenaufbruch in ihre Dörfer zurückgekehrt.

Weltweit gehen derzeit 1,5 Milliarden Mädchen und Jungen nicht mehr zur Schule. Es besteht in vielen Regionen der Erde die Gefahr, dass Kinder, deren Schulen nun geschlossen sind, nicht wieder dorthin zurückkehren. Wenn Kinder nicht mehr lernen, sich mit Freunden treffen und kein geregeltes Alltagsleben mehr führen können, entstehen zusätzliche Risiken. Dazu gehören Stress, Misshandlungen, geschlechtsspezifische Gewalt, soziale Ausgrenzung oder die Trennung von ihren wichtigsten Bezugspersonen.
Beobachtungen aus China deuten darauf hin, dass Gewalt in Familien in den vergangenen Monaten gestiegen ist.

Wie UNICEF hilft
UNICEF leistet weltweit Aufklärungsarbeit, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen, stellt Hygieneartikel und sauberes Wasser bereit, schult Gesundheitspersonal und beschafft Schutzkleidung und medizinische Hilfsgüter.
Gemeinsam mit Regierungen und Partnern werden alternative Lernmöglichkeiten entwickelt. UNICEF berät Regierungen dabei, wie sie jetzt die ärmsten Familien unterstützen können und unterstützt Maßnahmen, um Kinder vor Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch angesichts der Krise zu schützen. 

 

#TeamMenschheit: Zusammenhalten gegen Corona!

Hilfswerke und Prominente starten Solidaritätsaktion

#TeamMenschheit | © UNICEF DT

Köln/Duisburg, 1. April 2020 - Corona verändert unser Leben. Die Bedrohung durch das Virus trifft alle Menschen – in wohlhabenden Ländern genauso wie in Entwicklungsländern und Krisengebieten. Um diese Gefahr zu überwinden, müssen wir alle zusammenstehen. Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit sind jetzt existentiell – bei uns und weltweit. 
Zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens starten deshalb heute die Aktion #TeamMenschheit – darunter u.a. die UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender, ESA-Astronaut Alexander Gerst, Rockstar Udo Lindenberg, der Basketballer Dirk Nowitzki, die Fußballstars Mats Hummels und Julian Draxler, die Top-Models Eva Padberg und Franziska Knuppe und die Band Glasperlenspiel.  Initiiert hat die Aktion UNICEF Deutschland gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz, der Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas international, die im Aktionsbündnis Katastrophenhilfe zusammenarbeiten.

#TeamMenschheit ruft ausdrücklich andere Organisationen, Institutionen, Unternehmen und Einzelpersonen zum Mitmachen auf! „Mit dieser Aktion möchten wir in dieser für uns alle neuen und sehr schwierigen Situation allen Menschen Mut machen: Bleiben Sie dran und setzen Sie sich weiter für Mitmenschlichkeit ein! Das Virus gefährdet die Menschen weltweit. Gerade in armen Ländern sind sie jetzt besonders gefährdet. Wir dürfen diese Menschen nicht vergessen und müssen ihnen helfen. Halten wir zusammen – bei uns und weltweit“, erklärte UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender.

"Die Corona Pandemie lehrt uns: Globale Lösungen für globale Herausforderungen sind manchmal nur möglich, wenn jeder Einzelne von uns einen Beitrag leistet – egal wo wir leben. Unser Planet ist so klein. Angesichts der Gefahr durch das Virus müssen wir jetzt alle im Alltag zwar physisch Abstand halten – aber gerade jetzt auch sozial zusammenstehen mit denen, die unsere Hilfe brauchen. Bei uns und weltweit“, sagt ESA-Astronaut Alexander Gerst.

 „Die weltweite Pandemiekrise bedroht Millionen Kinder in einer ganz neuen Art oder stürzt sie in noch dramatischere Situationen als jene, in denen sie ohnehin schon sind. Sie wird Mädchen und Jungen gerade in den ärmsten Ländern, in Kriegs- und Krisengebieten zusätzlich gefährden: ihre Gesundheit, ihre Entwicklung und ihre Zukunftsperspektiven. Deshalb sind sie gerade jetzt auf unsere Hilfe angewiesen“, erklärte Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. 

Warum?
Das Corona-Virus wurde bis heute in über 200 Ländern und Territorien der Erde nachgewiesen. Nach Asien sind derzeit Europa und die USA Zentren der Pandemie. Auch im Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika steigt die Gefahr, an Covid-19 zu erkranken. Das Virus breitet sich nun auch in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen aus. Viele davon haben bereits mit humanitären Krisen durch Krieg, Flucht oder in Folge des Klimawandels zu kämpfen. Es sind Länder, in denen viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und Seife oder die Hoffnung auf ein Krankenhausbett haben.

Wer ist das #TeamMenschheit?
Wir – das sind wir alle. Jeder kann mitmachen. #TeamMenschheit ist eine Bewegung, die angesichts der globalen Probleme den Menschen und die Menschlichkeit in den Mittelpunkt stellt. Die Initiatoren und Unterstützer mobilisieren dazu ihre Netzwerke aus Jugendlichen und Erwachsenen, berichten von ihren „Helden“, stellen eigene Aktionen vor und rufen zu weiteren solidarischen Projekten auf. Jeder kann mitmachen!

Die Botschaft: Lasst uns gemeinsam über alle Unterschiede und Grenzen hinweg aktiv werden:
1. Setze ein Zeichen für Zusammenhalt Teile unser #TeamMenschheit-Herz aus Daumen und Zeigefinger auf allen Kanälen.
2. Verbreite #TeamMenschheit Zeige allen mit dem Hashtag, was du selbst tust für mehr Zusammenhalt und was dich bei anderen begeistert. 
3. Bleib dran Folge #TeamMenschheit und unterstütze die Hilfe - in Deutschland und weltweit.  
Kinder, die unsichtbaren Opfer der Corona-Pandemie: Weltweit können wegen der Corona-Pandemie derzeit bereits 1,5 Milliarden Mädchen und Jungen nicht mehr zur Schule gehen. Für Mädchen und Jungen, die nicht mehr zur Schule gehen, sich nicht mehr mit Freunden treffen und kein normales Leben mehr führen können, bedeutet die Pandemie zusätzliche Risiken. 

Millionen Mädchen und Jungen in Kriegs- und Krisengebieten oder auf der Flucht haben keine Möglichkeiten der täglichen Hygiene und sind oft bereits durch Mangelernährung geschwächt. Die Ausbreitung von Covid-19 überfordert in vielen Ländern die ohnehin schwachen Gesundheitssysteme. Oft fehlt es an Behandlungsmöglichkeiten, Atemschutzmasken, Handschuhen und Schutzkleidung. Unzählige arme Familien in Ländern leben in unhygienischen Verhältnissen und haben keinen Zugang zu elementarer medizinischer Versorgung.  

Wie wir helfen können: UNICEF unterstützt in Städten und Gemeinden weltweit den Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Virus - durch Aufklärungsarbeit sowie die Bereitstellung von Hygieneartikeln für Schulen und medizinischen Hilfsgütern für Gesundheitsstationen. Diese Hilfe ist besonders in Ländern, die nur über schwache Gesundheitssysteme verfügen, überlebenswichtig.

Weltweiter Nothilfeaufruf der Vereinten Nationen zu COVID-19

Nothilfebüro der Vereinten Nationen: COVID-19 kann nur global bekämpft werden


Nigeria im März 2020: Fardida Abdulazeez (9) nach nach einer Veranstaltung zur Coronavirus-Prävention. | © UNICEF/UNI313542/Ojo

New York/Köln/Duisburg, 25. März 2020 -
- Der Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen warnt davor, dass Versäumnisse bei der Unterstützung von Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen Millionen Menschen gefährden und zu einer weiteren globalen Ausbreitung des Coronavirus führen würden.
- Die Vereinten Nationen starten heute einen weltweiten Nothilfeaufruf zur Bekämpfung von COVID-19 in 51 Ländern in Südamerika, Afrika, dem Nahen Osten und Asien. Insgesamt benötigen die Vereinten Nationen hierfür 2 Milliarden US Dollar. 
- Die Regierungen weltweit werden aufgerufen, den globalen Nothilfeaufruf uneingeschränkt zu unterstützen und gleichzeitig die Finanzierung laufender humanitärer Hilfsprogramme aufrecht zu erhalten.

UN-Generalsekretär António Guterres ruft heute zur Unterstützung von Hilfsprogrammen in Höhe von 2 Milliarden US Dollar zur Bekämpfung von COVID-19 in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen auf, um Millionen Menschen zu schützen und die weitere globale Verbreitung von COVID-19 zu verhindern. 
  

Weltweit gibt es bereits über 16.000 Todesfälle und mehr als 400.000 Menschen haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Das Virus hat überall auf der Erde Fuß gefasst und erreicht nun auch Länder, die sich aufgrund von Konflikten, Naturkatastrophen und dem Klimawandel bereits in einer humanitären Krise befinden.

Die Hilfsprogramme sollen von den Vereinten Nationen gemeinsam mit internationalen Nichtregierungsorganisationen und NGO-Konsortien umgesetzt werden. Mit den Geldern des Nothilfeaufrufs wollen die Vereinten Nationen: 

  • - Ausstattung für Labore zur Diagnose des Virus sowie medizinische Hilfsgüter zur Behandlung bereitstellen; 
    - Anlagen zum Händewaschen in Flüchtlingscamps und Siedlungen installieren; Informationskampagnen starten, um Menschen zu informieren, wie sie sich und andere schützen können;
    - Luftbrücken und Logistikzentren in Afrika, Asien und Lateinamerika etablieren, um humanitäre Helferinnen und Helfer und Hilfsgüter dorthin zu bringen, wo sie am dringendsten benötigt werden.

UN-Generalsekretär António Guterres sagte:  

„COVID-19 ist eine Bedrohung für die gesamte Menschheit – und die gesamte Menschheit muss dagegen ankämpfen. Maßnahmen einzelner Länder werden nicht ausreichen. Wir müssen die besonders gefährdeten Menschen unterstützen – Millionen Menschen, die sich am wenigsten schützen können. Dies ist eine Frage der grundlegenden menschlichen Solidarität. Und es ist zentral für die Bekämpfung des Virus. Wir müssen uns jetzt für die am meisten gefährdeten Menschen einsetzen.“ 

UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock sagte:

„COVID-19 hat bereits das Leben in einigen der wohlhabendsten Länder der Welt k verändert. Es erreicht nun auch Menschen in Konfliktregionen und an Orten, wo die Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und Seife haben sowie keine Hoffnung auf ein Krankenhausbett, wenn sie schwer erkranken.“ 

„Die ärmsten und besonders gefährdeten Menschen ihrem Schicksal zu überlassen, wäre nicht nur grausam, sondern auch unklug. Wenn wir es zulassen, dass sich das Coronavirus an diesen Orten verbreitet, wird dies das Leben von Millionen Menschen in Gefahr bringen, ganze Regionen würden ins Chaos gestürzt und das Virus könnte sich erneut rund um den Globus ausbreiten.“ 

“Regierungen, die die Pandemie in ihrem jeweiligen Land bekämpfen, kümmern sich zu Recht vorerst um das Wohl ihrer eigenen Bevölkerung. Aber die harte Wahrheit ist, dass sie die Bevölkerung in ihrem Land nicht schützen können, wenn sie nicht zugleich Maßnahmen ergreifen, um die ärmsten Länder weltweit zu schützen.“ 

„Unsere Priorität ist es, das Überleben von Menschen in den ärmsten Ländern der Welt, die auf humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen angewiesen sind, zu sichern. Mit angemessener Finanzierung kann unser Nothilfe-Programm humanitäre Organisationen mit den geeigneten Instrumenten ausstatten, damit sie das Virus bekämpfen, Leben retten und die weltweite Ausbreitung von COVID-19 aufhalten.“  

Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO, sagte:

„Das Virus breitet sich nun in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen aus, darunter einige Länder, die bereits mit humanitären Krisen konfrontiert sind. Diese Länder benötigen unsere Unterstützung – sowohl aus Solidarität, als auch um uns alle zu schützen und die Pandemie einzudämmen. Gleichzeitig dürfen wir die Pandemie nicht auf Kosten anderer humanitärer Gesundheitskrisen bekämpfen.“  

UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore sagte:  

„Kinder sind die unsichtbaren Opfer der Covid-19 Pandemie. Ausgangssperren und Schulschließungen wirken sich auf ihre Bildung, ihre psychische Gesundheit und den Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten aus. Das Risiko von Ausbeutung und Missbrauch ist sowohl für Jungen als auch für Mädchen höher als je zuvor. Für Kinder auf der Flucht und in Konfliktländern werden die Folgen unvorstellbar schlimm sein. Wir dürfen sie nicht im Stich lassen.“ 

An dem virtuellen Launch des COVID-19 Nothilfeaufruf nahmen neben dem UN-Generalsekretär auch Mark Lowcock, Dr Tedros Adhanom Ghebreyesus und Henrietta Fore via Videokonferenz teil.    

Gemeinsam forderten sie die UN-Mitgliedstaaten zur finanziellen Unterstützung des Nothilfeaufrufs auf, um die Auswirkungen von COVID-19 in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen abzuschwächen und das Virus weltweit einzudämmen. Gleichzeitig appellierten sie daran, bestehende Hilfsprogramme, die zum Überleben von mehr als 100 Millionen Menschen weltweit beitragen, die auf humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen angewiesen sind, weiterhin zu unterstützen.    

Sie warnten die UN-Mitgliedstaaten davor, dass eine Umverteilung von finanziellen Mitteln der humanitären Hilfe ein Umfeld schaffen würde, in dem Cholera, Masern und Meningitis sich weiter ausbreiten könnten, in dem mehr Kinder mangelernährt würden und Extremisten die Kontrolle übernehmen könnten – ein perfekter Nährboden für das Coronavirus.  

Anlässlich des Launch des Nothilfeaufrufs gab Mark Lowcock 60 Millionen Dollar aus dem zentralen Nothilfefonds der Vereinten Nationen (CERF) frei. Insgesamt stehen damit 75 Millionen US Dollar aus dem zentralen Nothilfefonds zur Verfügung, um die weltweiten Bemühungen zur Eindämmung der Ausbreitung des COVID-19-Coronavirus zu unterstützen. Darüber wurden bisher nationale Fonds im Wert von 3 Millionen US-Dollar bereitgestellt.

Die CERF-Finanzierung, eine der umfangreichsten jeher, wird folgende UN-Organisationen unterstützen: WFP zur Gewährleistung der Kontinuität der Lieferketten und des Transports von Helferinnen, Helfern und Hilfsgütern; WHO zur Eindämmung der Pandemie, und weitere Organisationen zur humanitären Hilfe und dem Schutz besonders gefährdeter Menschen, wie Frauen und Mädchen sowie geflüchtete und vertriebene Menschen. Die Unterstützung umfasst Hilfsprogramme in den Bereichen Ernährung, körperliche und seelische Gesundheit, Wasser und Hygiene sowie Schutz. 

Drei Milliarden Menschen können sich zu Hause nicht die Hände waschen

Unicef zum heutigen Weltwassertag: Sauberes Wasser und Wissen über Hygiene sind Schlüssel im Kampf gegen das Coronavirus

Samos/Griechenland im März 2020: Kinder geflüchteter Familien holen Wasser im Empfangs- und Identifizierungszentrum in Vathi. | © UNICEF/Romenzi

Köln/Duisburg, 22. März 2020 - Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Anlagen und Wissen über Hygiene sind die wichtigsten und effektivsten Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Doch Millionen Familien in Kriegs- und Krisengebieten oder in überfüllten Flüchtlingsländern wie in Syrien, in Bangladesch oder auch in Griechenland haben kaum Möglichkeiten für tägliche Hygiene. Unzählige in Armut lebende Familien in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen leben in unhygienischen Verhältnissen. Sie alle brauchen dringend Informationen und Unterstützung, um sich vor dem
Coronavirus zu schützen.
„Mit großer Sorge blicken wir derzeit in die Regionen der Welt, in denen die meisten Familien nicht die Möglichkeit zu regelmäßiger Hygiene haben“, erklärt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Corona zwingt uns im Augenblick alle, unser Leben zu verändern. Zugleich müssen wir angesichts der globalen Gefahr jetzt auch den verletzlichen Kindern und ihren Familien vor allem in Krisenregionen beistehen.“

Das Coronavirus wurde laut Weltgesundheitsorganisation in über 160 Ländern gemeldet. Nach aktuellen Schätzungen der Vereinten Nationen haben 40 Prozent der Weltbevölkerung, das sind rund drei Milliarden Menschen, zu Hause keine Möglichkeit, sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. Fast drei Viertel der Menschen in den am wenigsten entwickelten Ländern verfügen zu Hause nicht über die grundlegende Ausstattung zum Händewaschen.

Weltweit haben fast die Hälfte aller Schulen keine Anlagen für das Händewaschen mit Wasser und Seife. Dies betrifft rund 900 Millionen Kinder im Schulalter. Über ein Drittel der Schulen weltweit und die Hälfte der Schulen in den am wenigsten entwickelten Ländern haben überhaupt keinen Ort, an dem sich Kinder die Hände waschen können. 16 Prozent der Gesundheitseinrichtungen, also etwa jede sechste, verfügen weder über funktionale Toiletten noch über Handwaschmöglichkeiten an den Behandlungsorten.

Angesichts der Corona-Pandemie hat UNICEF gemeinsam mit der Weltgesundheits-organisation und vielen Partnern wie facebook Informationskampagnen für Eltern und Kinder gestartet. Landesweite Händewaschkampagnen über Social Media, im Fernsehen, in Schulen und in öffentlichen Einrichtungen erreichen Millionen Menschen.

Auch in Deutschland informiert eine UNICEF-Sonderseite über wichtige Fakten und gibt Tipps für Familien. UNICEF setzt sich weltweit dafür ein, dass Kinder und ihre Familien Zugang zu geeigneten Sanitäranlagen und Hygiene haben. Darüber hinaus fördert UNICEF das Händewaschen in über 90 Ländern. » Eine UNICEF-Sonderseite über das Coronavirus hier.

Geflüchtete und migrierte Kinder in der Türkei und Griechenland „Schutz und Hilfe für Kinder muss jederzeit Priorität haben“

250.000 Euro für UNICEF-Soforthilfe im türkisch-griechischem Grenzgebiet

Türkei 2020: Ein Kleinkind wärmt sich an einem Feuer in der Nähe der türkisch-griechischen Grenze auf. | © UNICEF/Turakoglu, ASAM

Köln/Duisburg,, 09. März 2020 - UNICEF ruft dringend zu humanitärer Hilfe und zum Schutz aller geflüchteten und migrierten Kinder in Griechenland und der Türkei auf. Es muss alles getan werden, um Kinder aus den aktuellen Auseinandersetzungen im türkisch-griechischen Grenzgebiet herauszuhalten und sie mit Nahrung, sauberem Wasser, medizinischer Hilfe, Decken und Schutzutensilien zu versorgen.
Die unhaltbaren Zustände in Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln müssen so rasch wie möglich abgestellt werden. 

„Die Ankündigung der Bundesregierung im Rahmen einer Koalition williger europäischer Staaten 1.000 bis 1.500 Kinder aus Lagern auf den griechischen Inseln aufzunehmen ist eine wichtige humanitäre Geste. Dabei darf es aber nicht stehen bleiben, es muss eine menschlich tragfähige politische Lösung der Krise gefunden werden“, erklärte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.
„Die Kinder in Griechenland und der Türkei dürfen nicht länger Spielball der Politik sein -  jeder Tag unter diesen Umständen ist für die Kinder ein Tag zu viel. Wir appellieren an alle beteiligten Regierungen, ihrer Verantwortung nachzukommen und dem Schutz von Kindern jederzeit Priorität einzuräumen.“ Mit Unterstützung der Würth-Gruppe hat UNICEF Deutschland heute 250.000 Euro für Soforthilfe für Kinder und Familien an der türkisch-griechischen Grenze bereitgestellt. UNICEF ist vor Ort und verteilt über seine lokalen Partner Trinkwasser, Decken und Hygieneartikel. Mobile Teams sind unterwegs, um besonders hilfebedürftige Kinder und Familien zu unterstützen.
Sie helfen ihnen zum Beispiel, bei Gesundheitsproblemen Krankenhäuser aufzusuchen. Damit die Kinder etwas Normalität bekommen, wurde zusammen mit dem Türkischen Halbmond ein mobiler kinderfreundlicher Ort aufgebaut. Auf den griechischen Inseln und auch auf dem Festland unterstützt UNICEF zusammen mit seinen Partnern die Behörden, Aufnahme- und Betreuungskapazitäten zu erhöhen.

In der Nähe des Lagers Moria auf der Insel Lesbos unterstützt UNICEF trotz angespannter Sicherheitslage ein Familienzentrum, in das jeden Tag 350 Kinder und Frauen kommen – die Kapazität soll auf 650 erweitert werden. Auf Bitten lokaler Partner wurden Decken und andere Hilfsgüter beschafft, die am Hafen verteilt werden.  Derzeit leben in Griechenland etwa 40.000 geflüchtete und migrierte Kinder, darunter 5.300 unbegleitete Kinder. Im türkisch-griechischen Grenzgebiet halten sich schätzungsweise 16.000 Menschen auf, etwa 40 Prozent sind Frauen und Kinder.


"Chance auf ein kinderfreundlicheres Deutschland nicht ungenutzt lassen“

Berlin/Duisburg, 7. März 2020 - „Wir dürfen die Chance auf ein kinderfreundlicheres Deutschland nicht ungenutzt lassen“ so Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender UNICEF Deutschland, zum morgigen Koalitionsausschuss.
Die Mitglieder des Koalitionsausschusses wollen bei ihrem Treffen morgen auch über den aktuellen Gesetzentwurf zur Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz beraten. Dazu Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender von UNICEF Deutschland: „Fast 30 Jahre nachdem sich die Bundesrepublik dazu verpflichtet hat, die UN-Konvention über die Rechte des Kindes umzusetzen, besteht nun die richtungsweisende Chance, die rechtliche Grundlage für ein kinderfreundlicheres Deutschland zu schaffen.
Die Bundesregierung sollte diese Chance nutzen. Dabei kommt es für unsere Kinder auf eine kluge Formulierung des Verfassungstextes an, denn davon hängt vieles für sie ab. Insbesondere, in welchem Umfang ihr Wohl bei staatlichen Entscheidungen, die sie betreffen, berücksichtigt wird. Dazu gehört beispielsweise, in wie weit ihre Interessen bei städtebaulichen Fragen wie der Planung von Spielplätzen berücksichtigt werden. Die Kinderrechtskonvention formuliert den Vorrang des Kindeswohlprinzips und die Beteiligungsrechte dabei klar und deutlich. Der endgültige Verfassungstext darf dahinter nicht zurückbleiben.“

Kinder- und Jugendmedienschutz endlich den Erfordernissen der digitalen Welt anpassen“

UNICEF-Geschäftsführer Christian Schneider zum Entwurf eines zweiten Gesetzes zur Änderung des Jugendschutzgesetzes

Köln/Duisburg, 6. März 2020 - Anlässlich der aktuellen Diskussion um die Reform des Jugendmedienschutzes fordert UNICEF Deutschland, die Rechte von Kindern auch in der digitalen Welt zu stärken. Dazu sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland: „Wir begrüßen den vom Bundesfamilienministerium vorgelegten Gesetzentwurf als dringend erforderlichen Schritt, um den Kinder- und Jugendmedienschutz endlich den Erfordernissen der digitalen Welt anzupassen.“
Onlinemedien sind für Kinder und Jugendliche heute ein selbstverständlicher und meist positiver Teil ihres Lebens. Das hat der von UNICEF 2019 veröffentlichte Bericht „Kids Online“ des Hans-Bredow-Instituts gezeigt. Gleichzeitig sind junge Menschen dort vielfältigen Risiken ausgesetzt und machen negative, zum Teil belastende Erfahrungen. Der Bericht macht deutlich, dass Kinder und Jugendliche besser vor schädlichen und rechtswidrigen Medieninhalten sowie vor Interaktionsrisiken, wie Mobbing, Grooming, selbstgefährdendem Verhalten oder Kostenfallen, geschützt werden müssen.“
„Mit dem neuen Gesetz sollen die bestehenden Schutzlücken geschlossen werden. Zum einen soll eine kohärente Alterskennzeichnung Kindern, Jugendlichen und Eltern die verlässliche, zeitgemäße Orientierung hinsichtlich der Nutzungsrisiken ermöglichen. Zum anderen sollen Dienstanbieter verpflichtet werden, wirksame Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Dazu gehören die Einrichtung von Melde- und Beschwerdesystemen oder Voreinstellungen, mit denen Risiken für Kinder- und Jugendliche begrenzt werden können. Die Erweiterung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien zu einer Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz ist dafür von großer Bedeutung.“

„Aus Sicht von UNICEF Deutschland beinhaltet der Gesetzentwurf wesentliche Elemente, um Kindern und Jugendlichen eine sichere Nutzung von und Teilhabe an digitalen Medien zu ermöglichen – der Jugendschutz kommt damit im digitalen Zeitalter an. Wie im Gesetzentwurf vorgesehen, müssen Kinder und ihr Umfeld gestärkt werden. Anbieter müssen sich verpflichten, Schutzmaßnahmen zu erhöhen. Um dies zu erreichen, ist eine koordinierte Zusammenarbeit der verantwortlichen Akteure auf Bund- und Länderebene erforderlich.“ 


"Unsere Zukunft beginnt mit unseren Kindern“
UNICEF-Jahresgespräch Schloss Bellevue

Berlin/Köln/Duisburg, 3. März 2020 - Mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung hat sich die internationale Staatengemeinschaft im Jahr 2015 dazu verpflichtet, eine gerechtere Welt und eine lebenswerte Zukunft für die nachfolgenden Generationen zu schaffen. Doch bis heute leben nach Einschätzung von UNICEF fast eine Milliarde Kinder in Ländern, die weit davon entfernt sind, die globalen nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen. 

UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender trifft Kinder in Nepal. | © UNICEF/UNI286229/PRASAD NGAKHUSI

Akute globale Herausforderungen wie die rasante Urbanisierung, der Klimawandel und die Umweltzerstörung, die große Zahl gewalttätiger Konflikte sowie eine zunehmend fragile politische Weltlage bedrohen die Zukunft von Millionen Kindern. Über 600 Millionen Kinder wachsen weiterhin in Armut auf.

Ohne verstärkte internationale Anstrengungen zur Verwirklichung der Kinderrechte werden 

bis zum Jahr 2030 etwa 60 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag an vermeidbaren Ursachen sterben;
 weltweit noch immer 225 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren nicht zur Schule gehen; 
noch immer 150 Millionen Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag heiraten;
bis zum Jahr 2040 schätzungsweise 600 Millionen Kinder in Gebieten mit extremem Wassermangel leben.

Auf Einladung von UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender kamen heute beim traditionellen UNICEF-Jahresgespräch in Schloss Bellevue Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie Jugendliche und junge Erwachsene zusammen. Unter dem Titel „Es ist Zeit! Für Kinderrechte und nachhaltige Entwicklung“ unterstrichen sie die zentrale Bedeutung der Kinderrechte für Entwicklung und Frieden und riefen zu einem stärkeren Engagement für Kinder und mit ihnen auf. 

Eine Dekade des Handelns – für Kinder und mit ihnen gemeinsam

Kinder und ihre Rechte spielen eine entscheidende Rolle für die Umsetzung der in der Agenda 2030 verankerten 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung. UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender: „Unsere Zukunft beginnt mit unseren Kindern. Nur wenn sie gesund, gebildet und geschützt aufwachsen und in ihrem Potenzial von Anfang an gefördert werden, kann die Vision einer besseren Zukunft für uns alle Wirklichkeit werden. Die Verwirklichung der Kinderrechte für alle Kinder ist ein Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung.“

Die meisten Ziele für nachhaltige Entwicklung beziehen sich auf eines oder mehrere Kinderrechte. So hat sich die Staatengemeinschaft zum Ziel gesetzt, die Überlebens- und Entwicklungschancen von Kindern zu verbessern, allen Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, Mädchen und Jungen weltweit besser vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen, das Lebensumfeld nachfolgender Generationen zu wahren und die Chancengleichheit von Kindern zu fördern. 

„Für Millionen Mädchen und Jungen hängen ihr Leben und ihre Zukunftsperspektiven davon ab, wie ernst Regierungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ihre Verpflichtung auf die Agenda 2030 nehmen und somit auch die Verwirklichung ihrer Rechte vorantreiben,“ so Georg Graf Waldersee, Vorstandsvorsitzender UNICEF Deutschland. „Die Zwischenbilanz zur Umsetzung der Agenda 2030 zeigt, ein ‚Weiter so‘ darf es nicht geben. Es ist Zeit: Die Kinder brauchen in den nächsten zehn Jahren ein weitaus stärkeres Engagement für ihre Rechte.“  

Damit die Kinder von heute und morgen in einer sicheren, gerechten und zukunftsfähigen Welt aufwachsen können, ruft UNICEF dazu auf, 2020 in eine Dekade des Handelns aufzubrechen und die Lücken bei der Umsetzung der Kinderrechte zu schließen.   

Fortschritte für Kinder sind möglich – das haben die Entwicklungen seit der Verabschiedung der UN-Konvention über die Rechte des Kindes gezeigt. Diese Fortschritte müssen Ansporn sein für mehr Einsatz für Kinderrechte in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Starke Partnerschaften und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen selbst können entscheidende Impulse für eine friedliche und nachhaltige Entwicklung geben. 


UNICEF: Der Schutz der Kinder muss bei der Reaktion auf die aktuellen Flüchtlingssituationen Priorität haben

Statement von Afshan Khan, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien und Sonderkoordinatorin für die Hilfe für Flüchtlinge und Migranten in Europa.


Edirne/Türkei am 29. Februar 2020: Eine Familie aus Afghanistan am türkisch-griechischen Grenzübergang. | © UNICEF/Almohibany 

Köln/Genf/Duisburg, 3. März 2020 - „Die tragische Nachricht vom Tod eines Kindes vor der griechischen Insel Lesbos, das an Bord eines Bootes mit 50 weiteren Personen war, erinnert erneut daran, welch großen Gefahren geflüchtete und migrierte Kinder auf der Suche nach Sicherheit in Europa ausgesetzt sind. Ob auf dem Meer, an Grenzübergängen oder in Konfliktgebieten: Kinder auf der Flucht sind besonders gefährdet. In den vergangenen Wochen sind in der syrischen Provinz Idlib durch die eskalierende Gewalt über 575.000 Kinder vertrieben worden. 
Unter 13.000 Menschen die sich derzeit an der türkisch-griechischen Grenze in Erdine aufhalten, sind schätzungsweise 40 Prozent Familien mit Kindern. Die Staaten müssen alles in ihrer Möglichkeit Stehende tun, um ihnen weiteres Leid zu ersparen. UNICEF und seine Partner sind vor Ort, um die dringendste Not der Kinder mit Schutzutensilien, Wasser, Hygieneartikeln, Decken und anderen Hilfsgütern zu lindern.  Wir arbeiten auch daran, die Menschen, die entlang der türkischen Grenze zu Bulgarien gestrandet sind und von wo gewaltsame Zurückweisungen berichtet werden, zu unterstützen.

Kinder und Familien, die ihre Heimat verlassen mussten, erwarten gemeinsame Lösungen von den verantwortlichen Politikern. Dazu gehören auch die finanzielle und politische Unterstützung für Staaten, die Hilfesuchende willkommen heißen, sowie die ernsthafte Bereitschaft, die am meisten Gefährdeten unter ihnen umzuverteilen.
Es ist an der Zeit, dass alle betroffenen Länder ihre internationalen Verpflichtungen einhalten, Kinder vor Gewalt und Leid zu schützen, egal woher sie kommen.
Es ist Zeit, für sicheren Zugang zu Asyl und internationalem Schutz zu sorgen, anstatt mit Aktionen und Statements Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung noch zu befördern.
Und es ist an der Zeit für europäische Solidarität mit Griechenland und der Türkei, die der Welt ihre Großzügigkeit bei der Aufnahme und Unterbringung einer großen Zahl von Kindern und Familien gezeigt haben. Kein einzelner Staat kann alleine Flucht und Migration managen.
Alle Staaten profitieren davon, beim Schutz von Kindern und Familien zusammenzuarbeiten. So gefährdet wie Kinder sind, brauchen sie unterwegs auf der Flucht oder in der Migration dringend Schutz. Kein Kind sollte auf der Suche nach Sicherheit sein Leben oder seine Zukunft riskieren müssen.“

UNICEF: Über eine halbe Million Kinder in Idlib auf der Flucht

Horror, Gewalt und Kälte im Nordosten Syriens

Köln/Duisburg, 18.Februar 2020 - Seit Anfang Dezember sind nach Schätzungen von UNICEF über 500.000 Kinder im Nordwesten Syriens vor den schweren Kämpfen in der Provinz Idlib geflohen. Zehntausende Kinder und ihre Familien leben bei eiskalten Temperaturen, Regen oder Schnee im Freien.

„Wir sind drei Tage gelaufen, jetzt leben wir in Zelten. All unsere Sachen sind nass und voller Dreck“, sagt Nadia, eine Mutter, die aus der Ortschaft Sarageb in der Nähe von Aleppo vertrieben wurde. „Ich habe ein sehr krankes Kind, es muss dringend operiert werden, aber ich kann mir das nicht leisten. Wenn mein Kind stirbt, kann ich es nur noch beerdigen.“
Seit Anfang des Jahres wurden in der Provinz 77 Kinder getötet oder verletzt – dies ist nur die Zahl der verifizierten Todesfälle, die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher. „Die Situation im Nordwesten Syriens ist absolut unhaltbar – selbst für dortige Verhältnisse“, erklärt Henrietta Fore, Exekutivdirektorin von UNICEF.

„Kinder und Familien sind gefangen in einer verzweifelten Situation voller Gewalt, bitterer Kälte, Nahrungsmangel und furchtbaren Lebensbedingungen. Eine solche Missachtung der Sicherheit und des Wohlergehens von Kindern und Familien ist beispiellos und darf nicht weitergehen.“

Gemeinsam mit seinen Partnern leistet UNICEF weiter lebensrettende Hilfe für Familien in Idlib sowie für die dort kürzlich vertriebenen Menschen. Dazu gehören Hygieneartikel, sauberes Trinkwasser und warme Kleidung. UNICEF überwacht auch den Gesundheits- und Ernährungszustand der Kinder und unterstützt Notschulen sowie psychosoziale Hilfe.

UNICEF: Mangelnde Finanzierung gefährdet Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten

Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten 

Am 12. Februar erinnert jährlich der Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten („Red Hand Day“) an das Schicksal von Kindern, die in Kriegen und bewaffneten Konflikten als Soldatinnen und Soldaten missbraucht werden. 


Südsudan: Das Mädchen 'Khamisa' (17) wird 2018 aus den Reihen einer bewaffneten Gruppe entlassen. | © UNICEF/UN0276007/Rich

Köln/Duisburg, 12. Februar 2020 -  Zum Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten ruft UNICEF zu mehr Unterstützung bei der Demobilisierung und Wiedereingliederung von Mädchen und Jungen auf, die beim Militär oder in bewaffneten Gruppen eingesetzt wurden.
Im Südsudan müssen dringend notwendige Hilfen für diese Kinder im kommenden Monat eingestellt werden, wenn nicht umgehend die benötigten Finanzmittel bereitgestellt werden. Unmittelbar betroffen sind 900 Mädchen und Jungen, die bereits für die Freilassung registriert sind und darauf warten, wieder in ein normales Leben zurückzukehren. Wenn sie nicht dabei unterstützt werden, hat dies langfristige negative Auswirkungen auf die Kinder und kann die Gesellschaft als Ganzes destabilisieren.

„Das Wort ‚Frustration‘ beschreibt nicht annähernd, wie ich mich fühle“, so Mohamed Ag Ayoya, Leiter von UNICEF Südsudan. „Die Kinder sind registriert, verifiziert und stehen kurz vor der Freilassung. UNICEF hat ein bewährtes und wirksames Programm zur Reintegration dieser Kinder. Wir haben jedoch nicht die Mittel, um diese wichtige Arbeit fortzusetzen. Im Namen der Kinder weise ich auf diesen Missstand hin. Sie wollen ein neues Leben beginnen und ihre Kindheit zurück.“
Der Missbrauch von Kindern als Soldatinnen und Soldaten ist eine schwere Verletzung der Kinderrechte. Die genaue Zahl betroffener Mädchen und Jungen ist nicht bekannt, da ihr Einsatz meist nicht offiziell dokumentiert werden kann. Schätzungen gehen von bis zu 250.000 betroffenen Kindern weltweit aus. Die Vereinten Nationen veröffentlichen jedes Jahr einen Bericht über schwere Menschenrechtsverletzungen an Kindern in bewaffneten Konflikten, in dem auch die Zahlen für nachweislich rekrutierte Kinder genannt werden.
So wurden allein im Jahr 2018 im Südsudan 453 Rekrutierungen von Kindern verifiziert, fast 20 Prozent davon Mädchen. Doch weitaus mehr Kinder fliehen vom Militär oder bewaffneten Gruppen oder werden freigelassen ohne jemals registriert werden zu können.

Das harte Schicksal von Kindersoldatinnen 
Die besonderen Probleme von Kindersoldatinnen werden hierbei bis heute kaum gesehen. Neben dem Einsatz in kriegerischen Auseinandersetzungen als Kämpferinnen und Kundschafterinnen, in der Logistik oder bei Transporten, werden Mädchen als Köchinnen, Trägerinnen, Sanitäterinnen oder bei der Feldarbeit eingesetzt. In extremen Fällen werden sie zu Selbstmordattentaten gezwungen. Kindersoldatinnen sind oft massiver, insbesondere sexueller Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt.
Dies belastet ihre Gesundheit und Psyche ein Leben lang. Die Rekrutierung führt darüber hinaus häufig zu einem Ausschluss aus ihren bisherigen Lebensverhältnissen: Stigmatisierung, die Geburt von unehelichen Kindern in Folge sexueller Gewalt, eine vermutete Täterinnenschaft und damit eine mögliche Strafverfolgung verhindern den Weg zurück in ein normales Leben.

Seit 2015 hat UNICEF im Südsudan die Freilassung und Wiedereingliederung von 3.677 Kindern unterstützt. UNICEF hofft, dass mit der voraussichtlichen Bildung einer Einheitsregierung in diesem Monat und hoffentlich weiteren Schritten in Richtung Frieden mehr Kinder freigelassen werden, die dann auch Hilfe bei der Wiedereingliederung brauchen. 

Schritt für Schritt zurück in ein normales Leben
Das dreijährige Wiedereingliederungsprogramm kostet pro Kind rund 2.000 US-Dollar. Hiervon werden u.a. psychosoziale Hilfen, Lernmöglichkeiten, Sozialarbeiter sowie die Suche nach Angehörigen und die Familienzusammenführungen finanziert. Seit über einem Jahr ist dieses Programm jedoch stark unterfinanziert. 

Insgesamt benötigt UNICEF Südsudan für das laufende Jahr 4,2 Millionen US-Dollar, um das Programm für bereits freigelassene Kinder fortzusetzen und weitere Kinder in das Programm aufzunehmen. Bei ausreichender Finanzierung könnte UNICEF 2020 im Südsudan rund 2.100 ehemalige Kindersoldatinnen und -soldaten unterstützen.
UNICEF fordert insbesondere die „Group of Friends zu Kindern und bewaffneten Konflikten“ (darunter Kanada, die EU, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Schweden, das Vereinigte Königreich und die USA) dazu auf, voranzugehen und die Zukunft der am stärksten gefährdeten Kinder Südsudans und damit die Zukunft des Landes zu sichern.

Weltweit setzen Menschen am „Red Hand Day“ mit roten Handabdrücken ein Zeichen gegen diese schwere Verletzung der Kinderrechte. Auch in Deutschland beteiligen sich viele Kinder und Jugendliche in diesem Jahr wieder und fordern Politikerinnen und Politiker auf, sich stärker für das Ende des Einsatzes von Kindersoldatinnen und -soldaten einzusetzen.
Gemeinsam mit dem Bündnis Kindersoldaten gegen den Missbrauch von Kindern als Soldatinnen und Soldaten macht UNICEF in diesem Jahr weltweit besonders auf das Schicksal betroffener Mädchen aufmerksam.

Kinderrechte schaffen Zukunft

UNICEF Deutschland und Deutsches Kinderhilfswerk geben Motto zum Weltkindertag 2020 bekannt


Köln/Berlin/Duisburg, 31. Januar 2020 - Das Motto des diesjährigen Weltkindertags am 20. September lautet „Kinderrechte schaffen Zukunft“. Damit machen UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk darauf aufmerksam, dass die Verwirklichung der Kinderrechte einen entscheidenden Beitrag für nachhaltige Entwicklung darstellt. Das Wohlergehen von Kindern – sowohl in Deutschland als auch weltweit – muss zum Maßstab einer zukunftsorientierten Politik werden. 

Mit dem Motto des Weltkindertags unterstreichen die beiden Organisationen – Deutsches Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland – erneut die große Bedeutung der Verankerung der Kinderrechte im deutschen Grundgesetz. Denn damit würde den Anliegen von Kindern auf allen Ebenen der Gesellschaft, in Politik, Verwaltungen, Kommunen oder Schulen Nachdruck verliehen.

Wenn es gelingt, bessere Bedingungen zu schaffen, unter denen alle Kinder bestmöglich geschützt und gefördert werden und sie ihre Persönlichkeit frei entfalten können, ist das im Interesse der Kinder und der gesamten Gesellschaft. Starke Kinderrechte machen Deutschland kindgerechter und zukunftsfähiger.  Besondere Bedeutung hat für UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk auch der diesjährige Beginn der letzten Dekade bis zur Zielmarke für die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs) im Jahr 2030.

Weltweit suchen die Regierungen mit diesem Entwicklungsplan nach Antworten auf die drängenden sozialen, ökologischen und ökonomischen Probleme. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung gelten in Entwicklungs- und Industrieländern gleichermaßen. Ihre Umsetzung ist eng mit der Verwirklichung der Kinderrechte verknüpft – zum Beispiel in den Bereichen Gesundheit, Bildung oder Schutz vor Gewalt. 

„Jedes Kind auf der Welt hat ein Recht darauf, gesund aufzuwachsen, gut gefördert, geschützt und beteiligt zu werden. Die Verwirklichung der Kinderrechte ist der Schlüssel für eine nachhaltige und zukunftsfähige Gesellschaft“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Weltweit machen Kinder und Jugendliche zu Recht darauf aufmerksam, dass ein Umdenken nötig ist, um Armut, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung entschieden anzugehen. Und wir müssen gemeinsam mit ihnen nach Lösungen suchen.“

„Das Wohl des Kindes muss bei allen staatlichen Maßnahmen und Entscheidungen Berücksichtigung finden“, sagt Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes. „Das gilt für Kinderrechte im Grundgesetz ebenso wie für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele. Für beides brauchen wir Gesetzesänderungen und ein grundsätzliches Umdenken auf dem Weg zu einer kinderfreundlicheren und nachhaltigeren Gesellschaft. Die Interessen von Kindern müssen weltweit in lokale Handlungsstrategien mit einfließen – nur so können die Entwicklungsziele erreicht werden.“

Am Weltkindertag am 20. September 2020 machen bundesweit zahlreiche Initiativen mit Festen und Aktionen auf die Situation der Kinder aufmerksam. In Berlin und Köln finden die beiden größten Kindertagsfeste statt. Dazu werden jeweils 100.000 Besucherinnen und Besucher rund um den Potsdamer Platz in Berlin und im Kölner Rheingarten erwartet.

Gewalt im zentralen Sahel

UNICEF: Fast 5 Millionen Kinder brauchen im zentralen Sahel humanitäre Hilfe

Nabyla (13) aus Burkina Faso hat Glück: In der Stadt Kaya hat sie Schutz gefunden und kann weiter die Schule besuchen. | © UNICEF/UNI280375/Tremeau


Dakar/Genf/New York/Duisburg, 28. Januar 2020 - Fast fünf Millionen Kinder in Burkina Faso, Mali und Niger, werden in 2020 humanitäre Hilfe benötigen, erklärt UNICEF heute. Hauptursache ist der dramatische Anstieg von Gewalt, der einhergeht mit Angriffen auf Kinder und Zivilisten sowie mit Entführungen und Rekrutierung von Kindern in bewaffnete Gruppen.
„Wir sind erschüttert von dem Ausmaß an Gewalt gegenüber Kindern im zentralen Sahel. Sie werden getötet, verstümmelt, sexuell missbraucht und Hunderttausende von ihnen haben traumatische Erfahrungen gemacht,“ sagt Marie-Pierre Poirier, UNICEF-Regionaldirektorin für West- und Zentralafrika.

Die Angriffe gegen Kinder haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Ein Beispiel: Mali verzeichnete in den ersten drei Quartalen des Jahres 2019 allein 571 schwerste Kinderrechtsverletzungen. Im Vergleich dazu wurden 544 solcher Vorfälle in 2018 und 386 in 2017 dokumentiert. 
Seit Anfang 2019 mussten in der gesamten Region mehr als 670.000 Kinder wegen bewaffneter Konflikte und Unsicherheit ihr zu Hause verlassen.  „Kinder, die von der Gewalt im zentralen Sahel betroffen sind, brauchen dringend Schutz und Unterstützung,“ fügt Poirier hinzu.

„UNICEF ruft Regierungen, Militär, nichtstaatliche bewaffnete Gruppen und andere Konfliktparteien dazu auf, die Angriffe auf Kinder (in ihren Häusern, Schulen oder Gesundheitszentren) zu stoppen. UNICEF fordert einen sicheren Zugang zu allen betroffenen Kindern. Wir rufen alle Parteien dazu auf, den Zugang zu sozialen Hilfsangeboten zu schützen und zu erleichtern.“

Der Gewaltanstieg hat auch eine verheerende Auswirkung auf die Bildung der Kinder.
Ende 2019 waren 3.300 Schulen in den drei zentralen Sahel-Ländern aufgrund der Gewalt geschlossen oder nicht mehr in Betrieb. Das sind sechs Mal mehr geschlossene Schule als noch im April 2017. 650.000 Kinder und 16.000 Lehrende sind davon betroffen. Unsicherheit und Vertreibung erschweren den Zugang von Kindern und Familien zu grundlegenden Dienstleistungen, wie Essen und Nahrungsmitteln. Dies kann zu einer Verschlechterung der Gesundheit und des Ernährungszustandes der Kinder führen.
UNICEF schätzt, dass in der zentralen Sahelzone dieses Jahr über 709.000 Kinder unter fünf Jahren an schwerer akuter Unterernährung leiden und lebensrettende Behandlung brauchen werden.  
Gleichzeitig wird die Versorgung mit sauberem Trinkwasser immer schwieriger. Allein in Burkina Faso, wo mehr als ein Fünftel der Bevölkerung Binnenflüchtlinge sind, sank der Anteil der Menschen, die Zugang zu sauberem Trinkwasser haben zwischen 2018 und 2019 um 10 Prozent. Einige Regionen erlebten sogar einen Rückgang um 40 Prozent.

 UNICEF ist vor Ort in Burkina Faso, Mali und Niger und arbeitet mit seinen Partnern daran, Kindern mit dem Nötigsten zu versorgen – in den Bereichen Schutz, Bildung, Gesundheit, Ernährung, Wasser und Hygiene. Die UN-Kinderorganisation benötigt für das Jahr 2020 208 Million US-Dollar für die humanitäre Hilfe in der zentralen Sahelzone.