Offene Antwort auf den unsäglichen, ja
unerträglichen 'Alice Schwarzer-Brief' 29. April 2022 -
Mit einem offenen Brief fordern u. a. Alt-Feministin
Alice Schwarzer, Ur-Liedermacher Mey und diverse
Schauspieler, Kabaretisten, Filmemacher und
Philosophen Bundeskanzler Scholz auf, keine schweren
Waffen an die Ukraine zu liefern. Angeblich aus
Angst vor einem 3. Weltkrieg und einem Atomschlag
Russlands knickt man vor dem Kriegsverbrecher Putin
ein und räumt ihm "einen Kompromiss" zu Lasten der
überfallenen Ukraine, zu Lasten der getöteten und
vergewaltigten Zivilistinnen und Zivilisten, ein.
Ekelhaft!
Warum diese Personen den offenen
Brief an Scholz mit einem verachtenden und
diztanzierten "Hochachtungsvoll" schließen,
erschließt sich mir nicht. Unkenntnis?
Bis
dato - Stand 2.5.2022 - haben nur 140.000 Personen
diesen unsäglichen Brief unterschrieben. Wieder eine
nur eine laute Minderheit, die in
Deutschland Gehör bei den Medien findet. Wie
wäre es denn, wenn sich endlich mal die
schweigende große Mehrheit Gehör verschafft?
Hier der offene Brief, dem ich mich sicher
nicht anschließen werde:
Sehr geehrter
Herr Bundeskanzler, wir begrüßen, dass Sie
bisher so genau die Risiken bedacht hatten: das
Risiko der Ausbreitung des Krieges innerhalb der
Ukraine; das Risiko einer Ausweitung auf ganz
Europa; ja, das Risiko eines 3. Weltkrieges. Wir
hoffen darum, dass Sie sich auf Ihre ursprüngliche
Position besinnen und nicht, weder direkt noch
indirekt, weitere schwere Waffen an die Ukraine
liefern. Wir bitten Sie im Gegenteil dringlich,
alles dazu beizutragen, dass es so schnell wie
möglich zu einem Waffenstillstand kommen kann; zu
einem Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren
können.
Wir teilen das Urteil über die
russische Aggression als Bruch der Grundnorm des
Völkerrechts. Wir teilen auch die Überzeugung, dass
es eine prinzipielle politisch-moralische Pflicht
gibt, vor aggressiver Gewalt nicht ohne Gegenwehr
zurückzuweichen. Doch alles, was sich daraus
ableiten lässt, hat Grenzen in anderen Geboten der
politischen Ethik.
Zwei solche Grenzlinien
sind nach unserer Überzeugung jetzt erreicht:
Erstens das kategorische Verbot, ein manifestes
Risiko der Eskalation dieses Krieges zu einem
atomaren Konflikt in Kauf zu nehmen. Die Lieferung
großer Mengen schwerer Waffen allerdings könnte
Deutschland selbst zur Kriegspartei machen. Und ein
russischer Gegenschlag könnte so dann den
Beistandsfall nach dem NATO-Vertrag und damit die
unmittelbare Gefahr eines Weltkriegs auslösen. Die
zweite Grenzlinie ist das Maß an Zerstörung und
menschlichem Leid unter der ukrainischen
Zivilbevölkerung. Selbst der berechtigte Widerstand
gegen einen Aggressor steht dazu irgendwann in einem
unerträglichen Missverhältnis.
Wir warnen vor
einem zweifachen Irrtum: Zum einen, dass die
Verantwortung für die Gefahr einer Eskalation zum
atomaren Konflikt allein den ursprünglichen
Aggressor angehe und nicht auch diejenigen, die ihm
sehenden Auges ein Motiv zu einem gegebenenfalls
verbrecherischen Handeln liefern. Und zum andern,
dass die Entscheidung über die moralische
Verantwortbarkeit der weiteren „Kosten“ an
Menschenleben unter der ukrainischen
Zivilbevölkerung ausschließlich in die Zuständigkeit
ihrer Regierung falle. Moralisch verbindliche Normen
sind universaler Natur.
Die unter Druck
stattfindende eskalierende Aufrüstung könnte der
Beginn einer weltweiten Rüstungsspirale mit
katastrophalen Konsequenzen sein, nicht zuletzt auch
für die globale Gesundheit und den Klimawandel. Es
gilt, bei allen Unterschieden, einen weltweiten
Frieden anzustreben. Der europäische Ansatz der
gemeinsamen Vielfalt ist hierfür ein Vorbild.
Wir sind, sehr verehrter Herr Bundeskanzler,
überzeugt, dass gerade der Regierungschef von
Deutschland entscheidend zu einer Lösung beitragen
kann, die auch vor dem Urteil der Geschichte Bestand
hat. Nicht nur mit Blick auf unsere heutige
(Wirtschafts)Macht, sondern auch in Anbetracht
unserer historischen Verantwortung - und in der
Hoffnung auf eine gemeinsame friedliche Zukunft.
Wir hoffen und zählen auf Sie!
Hochachtungsvoll
DIE
ERSTUNTERZEICHNERiNNEN Andreas Dresen,
Filmemacher Lars Eidinger, Schauspieler Dr.
Svenja Flaßpöhler, Philosophin Prof. Dr. Elisa
Hoven, Strafrechtlerin Alexander Kluge,
Intellektueller Heinz Mack, Bildhauer Gisela
Marx, Filmproduzentin Prof. Dr. Reinhard Merkel,
Strafrechtler und Rechtsphilosoph Prof. Dr.
Wolfgang Merkel, Politikwissenschaftler Reinhard
Mey, Musiker Dieter Nuhr, Kabarettist Gerhard
Polt, Kabarettist Helke Sander, Filmemacherin
HA Schult, Künstler Alice Schwarzer, Journalistin
Robert Seethaler, Schriftsteller Edgar Selge,
Schauspieler Antje Vollmer, Theologin und grüne
Politikerin Franziska Walser, Schauspielerin
Martin Walser, Schriftsteller Prof. Dr. Peter
Weibel, Kunst- und Medientheoretiker Christoph,
Karl und Michael Well, Musiker Prof. Dr. Harald
Welzer, Sozialpsychologe Ranga Yogeshwar,
Wissenschaftsjournalist Juli Zeh,
Schriftstellerin Prof. Dr. Siegfried Zielinski,
Medientheoretiker
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