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„Militärischer Schengen-Raum“ gegen mögliche russische Aggression
Abbau von Hindernissen für militärische Mobilität entscheidend für Europas Sicherheit und Verteidigung
Verlegung von schnellen Eingreiftruppen innerhalb von 24 Stunden in Krisensituationen

Brüssel/Duisburg, 18. Dezember 2025 - Die Abgeordneten fordern Truppen und militärisches Gerät in der EU schneller verlegen zu können. Auch sollen Eisenbahnstrecken, Straßen, Tunnel und Brücken ausgebaut werden.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt, wie wichtig militärische Mobilität ist. Truppen, Ausrüstung und militärische Güter müssen schneller innerhalb Europas verlegt werden können, so das Europäische Parlament am Mittwoch.

Zugleich stellen die Abgeordneten klar, dass militärische Mobilität ein zentraler Faktor für eine gemeinsame europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik ist und von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit der Ostflanke, insbesondere für die baltischen Staaten und Polen.

Mehr Investitionen
In seiner Entschließung begrüßt das Parlament den Vorschlag der Kommission, den Haushalt für militärische Mobilität im nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen ab 2028 auf über 17 Milliarden Euro anzuheben.

Die Abgeordneten fordern die EU-Mitgliedstaaten auf, von Kürzungen dieses Vorschlags abzusehen, anders als im Haushaltszeitraum 2021–2027, als die ursprünglich vorgesehenen Mittel um 75 % gekürzt wurden.

Die Modernisierung von 500 Infrastruktur-„Hotspots“, etwa Brücken oder Tunnel, würde mindestens 100 Milliarden Euro erfordern, fügen sie hinzu. Darüber hinaus fordern sie die Kommission auf, die Verfahren zu vereinfachen, um Gelder für Dual-Use-Projekte zu erhalten. Gemeint sind damit Projekte, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke eingesetzt werden können.

Militärischer Schengen-Raum
Zwar wurde die militärische Mobilität in der EU bereits deutlich verbessert. Die Europaabgeordneten kritisieren aber, dass es weiterhin erhebliche administrative und finanzielle Hürden gäbe sowie Probleme bei der Infrastruktur. In manchen Fällen sei daher derzeit noch mehr als ein Monat nötig, um militärische Ausrüstung innerhalb der EU zu transportieren.

Die Abgeordneten fordern die EU-Mitgliedstaaten und die Europäische Kommission auf, stärker in die Verkehrsinfrastruktur zu investieren, insbesondere entlang der vier vorrangigen Korridore (Nördlicher, zentral-nördlicher, zentral-südlicher und östlicher Korridor) der EU für militärische Mobilität.

Zudem sprechen sie sich für den verstärkten Einsatz digitaler Lösungen sowie für beschleunigte Genehmigungsverfahren für grenzüberschreitende Verlegungen über eine zentrale Anlaufstelle aus.

Sie empfehlen, auf einen „militärischen Schengen-Raum“ hinzuarbeiten. Dieser sollte durch eine Taskforce für militärische Mobilität und einen europäischen Koordinator gestärkt werden, um die Umsetzung der verschiedenen Initiativen zu bündeln. Die Kommission soll hierfür einen Fahrplan vorlegen.

EU-NATO-Zusammenarbeit
Das Parlament unterstreicht, dass militärische Mobilität eine Priorität der EU-NATO-Zusammenarbeit ist und eine wesentliche Voraussetzung für die Verlegung verbündeter Streitkräfte in Zeiten des Friedens, in Krisen oder im Kriegsfall darstellt.
In der Entschließung wird zu regelmäßigen gemeinsamen Übungen und Belastungstests aufgerufen, um bestehende Hindernisse zu identifizieren und abzubauen.

Zudem fordern die Abgeordneten, dass sich die EU am Beispiel der NATO orientiert und sicherstellt, dass schnelle Eingreiftruppen interne EU-Grenzen in „Friedenszeiten“ innerhalb von drei Tagen und in Krisensituationen innerhalb von 24 Stunden überschreiten können.

Petras Auštrevičius (Renew, LT), Ko-Berichterstatter des Europäischen Parlaments, erklärte: „Um die Stärke Europas und seine Fähigkeit zur Abschreckung von Aggressoren zu erhalten, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir unsere Handlungsbereitschaft unter Beweis stellen. Dazu gehört auch die Fähigkeit, Truppen und Ausrüstung schnell in der gesamten EU zu stationieren. Die Überwindung administrativer Hürden und der Aufbau von Kapazitäten und Infrastrukturen für doppelte Verwendungszwecke sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Wir müssen einen echten „militärischen Schengen-Raum“ schaffen, und dies in kürzester Zeit“.

Roberts Zīle (EKR, LV), Ko-Berichterstatter des Europäischen Parlaments, betonte: „Derzeit gibt es viel zu viele Hindernisse für die militärische Mobilität, die rasch und ohne großen finanziellen Aufwand beseitigt werden könnten. Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist militärische Mobilität noch dringlicher geworden. Es gibt keine Zeit zu verlieren – wir müssen das Tempo beibehalten und die leicht umsetzbaren Maßnahmen entschlossen angehen.“

Nächste Schritte
Die Entschließung zur militärischen Mobilität wurde am Mittwoch mit 493 Stimmen bei 127 Gegenstimmen und 38 Enthaltungen angenommen. Die Mitglieder der Ausschüsse für Verkehr und für Sicherheit und Verteidigung werden nun ihre legislative Arbeit am von der Europäischen Kommission im November vorgelegten Maßnahmenpaket zur militärischen Mobilität aufnehmen.