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Deutsche Unternehmen in chinesischem Besitz: Übernahmedynamik gesunken, Mitbestimmung der Beschäftigten teilweise erschwert

Düsseldorf/Duisburg, 4. April 2025 - Gut 200 deutsche Unternehmen sind aktuell überwiegend oder vollständig im Besitz von Anteilseigner*innen aus China. Der Einstieg chinesischer Investor*innen und vor allem die Übernahme der Leitung durch Manager*innen aus China verändert zumindest in einem Teil davon die Unternehmenskultur, was die Mitbestimmung der Beschäftigten erschweren kann.

Betriebsräte berichten von Problemen in der Zusammenarbeit. Eingeschränkter Zugang zu Informationen, Sprachbarrieren, paternalistisches Management und Parteirichtlinien, die Manager*innen von eigenständigen Entscheidungen abhalten, sind wichtige Gründe. Das ergibt eine neue, vom Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie.* Es gebe zwar keine Versuche, die Arbeit von Betriebsräten aktiv zu behindern. Allerdings seien die chinesischen Gesellschafter*innen und Manager*innen oft gar nicht ansprechbar.


„Diese Abwesenheit in der Sozialpartnerschaft wird besonders problematisch, wenn eine gemeinsame Lösungsfindung zur Bewältigung einer Krisensituation unerlässlich ist“, konstatiert Studienautorin und Beraterin Dr. Shuwen Bian. Auch I.M.U.-Institutsdirektor Dr. Daniel Hay schlussfolgert: „Die erfolgreiche Integration chinesischer Investor*innen in deutsche Unternehmen erfordert nicht nur finanzielles Engagement, sondern auch die Bereitschaft, Mitbestimmung und Zusammenarbeit als Fundament für langfristigen Erfolg und harmonische Partnerschaften zu verstehen.“

Forscherin Bian hat an verschiedenen Beispielfällen untersucht, wie sich die betriebliche Mitbestimmung in Unternehmen entwickelt hat, die zwischen 2001 und 2023 direkt von Käufer*innen aus China – entweder komplett oder mehrheitlich – übernommen wurden. Insgesamt wurden laut Bian 294 Unternehmen in diesem Zeitraum übernommen. Die Übernahmedynamik war zuletzt deutlich niedriger als in den 2010er Jahren. In den drei Jahren von 2021 bis 2023 hat die Forscherin 17 Übernahmen gezählt. Dagegen waren es allein 2016, dem Jahr mit der höchsten Aktivität, 48.


Als Gründe für den Rückgang nennt die Expertin die abgeschwächte Konjunktur in der Volksrepublik China, die auch zu geringeren Aktivitäten in anderen Ländern führte, striktere Übernahmeprüfungen durch die Bundesregierung, vor allem aber veränderte Strategien chinesischer Investor*innen – weg vom Einstieg in bestehende Unternehmen, hin zu Erweiterungsinvestitionen und Neuansiedlungen. Mit 660 so genannten „Greenfield“- und Erweiterungsinvestitionen in Deutschland lag China zwischen 2020 und 2023 nach den USA und der Schweiz auf Position drei. Insgesamt ist das Interesse an einem Engagement in Deutschland also weiterhin groß.



Von den 294 übernommenen Unternehmen wurden zum Auswertungszeitpunkt Anfang 2024 noch 205 von ihren chinesischen Eigentümer*innen weitergeführt. 39 wurden geschlossen, weitere vier befanden sich in einem Insolvenz- oder Restrukturierungsverfahren. 46 wurden weiterverkauft, wobei die Käufer*innen in den meisten Fällen nicht aus China kamen. In einem knappen Drittel der Fälle war die Übernahme also nicht erfolgreich. Im Fall der 46 weiterverkauften Unternehmen brachte der Wechsel von chinesischen zu nicht-chinesischen Anteilseigner*innen den Unternehmen „häufig eine stabilere Entwicklung“, schreibt die Expertin Bian.

Neue Besitzverhältnisse, neues Management
Mehr als die Hälfte der chinesischen Investor*innen hat eigene Landsleute in die Geschäftsführung der deutschen Tochtergesellschaften berufen. In 159 Tochtergesellschaften waren oder sind chinesische Geschäftsführer*innen allein oder gemeinsam mit nicht-chinesischen Kolleg*innen tätig. „Diese Veränderungen im lokalen Management haben unmittelbare Auswirkungen auf die betrieblichen Abläufe und die betriebliche Mitbestimmung“, fasst Bian zusammen.

In die Analyse der konkreten Erfahrungen flossen Berichte von Vertreter*innen der Beschäftigten aus 23 Betrieben ein, die seit mindestens drei Jahren von chinesischen Investor*innen geführt wurden. Es handelt sich also nicht um eine repräsentative Betrachtung aller Übernahmen. Im Durchschnitt befanden sich diese Unternehmen seit neun Jahren in chinesischem Besitz.

Bereits im Vorfeld der Übernahme war es für die betroffenen Betriebsräte schwierig, an Informationen über die Käufer*innen zu gelangen, da diese zum Teil nur in chinesischer Sprache vorlagen oder außerhalb Chinas nicht zugänglich waren, auch wegen der weitgehenden chinesischen Abkopplung vom World Wide Web. Dadurch war es nicht möglich, die Selbstdarstellung der Investor*innen durch eigene Recherchen zu überprüfen, was für eine effektive Interessenvertretung notwendig gewesen wäre.

In mehreren Fällen kündigten chinesische Vorstandschefs verlockende Synergien an, wobei die Erwartungen sich als zu optimistisch herausstellten. In einem Fall diskutierte der Betriebsrat mit dem chinesischen Geschäftsführer über die Zusage finanzieller Sicherheiten, ohne zu wissen, dass in China eine Fusion im Gange und der Verkauf der deutschen Tochtergesellschaft an ein anderes Unternehmen bereits beschlossen war.

Sprachliche Barrieren
Auch nach der Übernahme war die Zusammenarbeit nach Angaben der Betriebsräte von Sprachproblemen geprägt. Nur eine Minderheit der chinesischen Chefs sprach gut genug Deutsch oder Englisch, um mit dem Betriebsrat kommunizieren zu können. Die Verständigung erfolgte dann schriftlich über Übersetzungsprogramme oder mündlich mit Hilfe von Dolmetscher*innen.

Eine Fachübersetzung, die inhaltlich präzise und dem Original angemessen ist, setzt jedoch Fachkenntnisse über Mitbestimmungsthemen und die deutschen Arbeitsbeziehungen voraus. Diese fehlten den chinesischen Übersetzer*innen in der Regel. Zudem kam es vor, dass sie im Gespräch mit einer Autoritätsperson, wie zum Beispiel einem chinesischen Geschäftsführer, die Worte der Betriebsräte nicht eins zu eins übersetzen wollten.

Einer der Befragten erinnerte sich an einen Vorfall, bei dem eine Dolmetscherin seine Frage nicht übersetzen wollte, weil diese dem Chef nicht gefallen könnte. „Überall dort, wo die Kommunikation zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat nicht mehr fehlerfrei und ohne Filter stattfinden kann, leidet auch die Wirksamkeit der Mitbestimmungsarbeit im Betriebsalltag“, erklärt die Wissenschaftlerin.

Anderes Verständnis von Unternehmensführung
Eine weitere Herausforderung sahen die Betriebsräte darin, dass in China ein hierarchischeres und paternalistischeres Verständnis von Unternehmensführung vorherrscht als in Europa. Das in Deutschland eingesetzte chinesische Management konnte wenig ohne Rücksprache mit der Zentrale in China entscheiden. Gleichzeitig spielten in den chinesischen Staatskonzernen die Vorgaben der Partei eine wichtige Rolle.

Insbesondere seit der Einführung neuer Richtlinien zur Rechenschaftspflicht und Haftung, die verhindern sollen, dass sich Manager*innen in staatseigenen Unternehmen persönlich bereichern, war das Verhalten von äußerster Vorsicht geprägt. Es geht in erster Linie darum, keine Fehler zu riskieren. Die Minimierung von Risiken scheint dem Management in Staatsunternehmen wichtiger zu sein als wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Tendenziell herrschte große Zurückhaltung bei der Informationsweitergabe an die Arbeitnehmer*innenseite.

Nach dem Einstieg chinesischer Investor*innen „verschlechtern sich die Bedingungen für die betriebliche Mitbestimmung schleichend“, so das Fazit der Studie. Zwar behinderten die neuen Eigentümer*innen die Arbeit der Betriebsräte nicht aktiv, sie beteiligten sich aber auch nicht aktiv an einer Zusammenarbeit, seien eher abwesend als streitfreudig. Von außen betrachtet erscheine das Verhältnis wenig konfliktträchtig, was dazu führen könne, dass der Unterstützungsbedarf dieser Betriebe von Gewerkschaften vor Ort unterschätzt werde. Die Expertin empfiehlt daher überregionale gewerkschaftliche Taskforces.


DMB-Vorstand kritisiert Trump-Zölle: „Der Mittelstand muss sich jetzt auf Europa konzentrieren“

Düsseldorf/Duisburg, 3. April 2025 - Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bunds (DMB), ordnet ein, was die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle für den Mittelstand bedeuten:
„Den von Donald Trump endgültig begonnenen Handelskrieg gegen die Europäische Union und die gesamte Welt betrachte ich mit größter Sorge. Die Berechnungen von Wirtschaftsforschern verheißen nichts Gutes für den deutschen Mittelstand. Anders als von Donald Trump erhofft, wird sein Protektionismus nicht dazu führen, dass sich deutsche Unternehmen nun vermehrt in den USA ansiedeln und dort Arbeitsplätze schaffen. Es wäre absurd, wenn wir Trump für die drastischsten Strafzölle seit 1930 belohnen würden und die EU als größten Binnenmarkt der Welt kleinreden ließen.

Unsere kleinen und mittleren Unternehmen müssen sich jetzt auf den europäischen Binnenmarkt und die Märkte konzentrieren, mit denen Deutschland und die EU faire Handelsabkommen geschlossen haben. Dabei rücken neben China auch der indopazifische und süd- und mittelamerikanische Raum mit seinem starken Wachstumspotenzial in den Fokus. Diese Beziehungen gilt es jetzt sowohl auf EU-Ebene als auch durch die neue Bundesregierung zu stärken.

Trump führt einen ideologischen Rachefeldzug gegen die Globalisierung, also gegen jene partnerschaftliche und friedenssichernde Wirtschaftsordnung, die Deutschland mit seinen mittelständischen Unternehmen wesentlich mitgeprägt hat. Gewiss: Der Rückzug der USA aus dem globalen Welthandel schmerzt, da die Vereinigten Staaten derzeit der wichtigste Handelspartner Deutschlands sind. Gleichzeitig eröffnet das politisch getriebene Manöver von Trump auch die Chance, bestehende Allianzen zu vertiefen und neue zu schaffen. Ich bin überzeugt, dass Europa mit seinen guten weltweiten Beziehungen an dieser Herausforderung wachsen kann.“