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Thyssenkrupp Steel:  Duisburger Produktionskapazität soll deutlich reduziert werden
 


Teuerungsraten mancher Haushalte unterschreiten Inflationsziel – EZB verzögert Zinswende

Düsseldorf/Duisburg, 17. April 2024 - Die Inflationsrate in Deutschland ist im März auf 2,2 Prozent gesunken und hat damit das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent fast erreicht. Die Inflationsbelastung verschiedener Haushaltstypen, die sich nach Einkommen und Personenzahl unterscheiden, lag relativ nah beieinander. Der Unterschied zwischen der höchsten und der niedrigsten haushaltsspezifischen Rate betrug 1,3 Prozentpunkte.


Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es 2,4 Prozentpunkte und auf dem Höhepunkt der letzten Inflationswelle sogar 3,1 Prozentpunkte. Während einkommensschwache Haushalte im Mittel des Jahres 2022 und auch 2023 eine deutlich höhere Teuerung schultern mussten als Haushalte mit mehr Einkommen, war ihre Inflationsrate im März 2024 unterdurchschnittlich: Der Warenkorb von Alleinlebenden mit niedrigen Einkommen verteuerte sich um 1,3 Prozent, der von Familien mit niedrigen Einkommen um 1,4 Prozent. Das ergibt der neue IMK Inflationsmonitor, den das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung vorlegt.*



Angesichts der deutlich abgeschwächten Inflation und einer schwachen Wirtschaftsentwicklung habe die Europäische Zentralbank (EZB) vergangene Woche den Einstieg in eine bereits überfällige Zinswende verpasst, sie sollte nun schnellstmöglich mit Zinssenkungen beginnen, mahnen die Forschenden. Dr. Silke Tober, IMK-Inflationsexpertin, und der wissenschaftliche Direktor Prof. Dr. Sebastian Dullien berechnen seit Anfang 2022 monatlich spezifische Teuerungsraten für neun repräsentative Haushaltstypen, die sich nach Zahl und Alter der Mitglieder sowie nach dem Einkommen unterscheiden.




Seit kurzem liefert der Monitor ein erweitertes Datenangebot: Online lassen sich längerfristige Trends der Inflation für alle sowie für ausgewählte einzelne Haushalte im Zeitverlauf in interaktiven Grafiken abrufen (Link zur Datenbank unten). Die längerfristige Betrachtung illustriert noch einmal sehr anschaulich, dass ärmere Haushalte während der aktuellen Teuerungswelle bis in den Sommer 2023 hinein besonders stark durch die Inflation belastet waren, weil sie einen großen Teil ihres schmalen Budgets für Güter des Grundbedarfs wie Nahrungsmittel und Haushaltsenergie ausgeben müssen.


Diese waren lange die stärksten Preistreiber. Im Laufe der letzten Monate hat die Preisdynamik dort aber stark nachgelassen, so dass sich die einkommensspezifischen Differenzen seit dem Höhepunkt im Oktober 2022 deutlich verändert haben. Damals hatten Familien mit niedrigen Einkommen die höchste Inflationsbelastung im Haushaltsvergleich mit 11,0 Prozent. Dagegen waren es beim Haushaltstyp der Alleinlebenden mit sehr hohen Einkommen 7,9 Prozent.


 Vor einem Jahr, im März 2023, waren es Alleinlebende mit niedrigen Einkommen, die mit der höchsten Teuerungsrate konfrontiert waren – 8,7 Prozent. Alleinlebende mit sehr hohen Einkommen lagen auch in diesem Monat mit 6,3 Prozent deutlich niedriger und unter der allgemeinen Inflationsrate von damals 7,4 Prozent. Dass die allgemeine Inflationsrate von Februar auf März 2024 um 0,3 Prozentpunkte zurückgegangen ist, liegt vor allem daran, dass die Preise für Energie deutlich und für Nahrungsmittel etwas niedriger lagen als ein Jahr zuvor – um 2,7 bzw. 0,7 Prozent.


Auch bei den übrigen untersuchten Haushaltstypen jenseits der einkommensschwachen Haushalte wirkte sich die nachlassende Preisdynamik für Güter und Dienstleistungen des Grundbedarfs in weiter rückläufigen Inflationsraten aus, allerdings weniger stark als bei den ärmeren: So betrug die Preissteigerung für Alleinlebende mit sehr hohen Einkommen im März 2,4 Prozent, da diese Haushalte stärker als andere Freizeit- und Kulturdienstleistungen, Hotelübernachtungen,  Restaurantdienstleistungen oder Gesundheitsdienstleistungen nachfragen, deren Preise aktuell anziehen.


Der Warenkorb von Paaren mit Kindern und hohen Einkommen verteuerte sich um 2,2 Prozent, der von Paaren ohne Kinder mit mittleren Einkommen um 2,1 Prozent. Alleinlebende mit höheren Einkommen verzeichneten eine Teuerungsrate von 2,0 Prozent, Paare mit mittleren Einkommen von 1,9 Prozent. Bei Alleinlebenden und bei Alleinerziehenden mit jeweils mittleren Einkommen legten die Preise im Jahresvergleich um je 1,8 Prozent zu.


EZB muss Zinsen rasch senken
Tober und Dullien rechnen mit weiter nachlassendem Preisdruck – und kritisieren, dass die EZB in der vergangenen Woche die Chance verstreichen ließ, die Leitzinsen zu senken. „Trotz der zügig sinkenden Inflation, der aufgehellten Inflationsaussichten und der trüben Wirtschaftslage hat die EZB es bei ihrem Treffen im April 2024 versäumt, die Zinswende einzuleiten.“


Angesichts der eindeutigen Datenlage bei Inflation und Konjunktur „wäre eine Verringerung des geldpolitischen Restriktionsgrades auf Grundlage einer datenbasierten Analyse unbedingt erforderlich gewesen“, schreiben die Forschenden. Eine Zinssenkung sei überfällig, da die stark restriktive Geldpolitik im aktuellen Umfeld die wirtschaftliche Aktivität zu stark drossele und dadurch nicht zuletzt riskiere, dass die Inflation in der mittleren Frist zu gering ausfällt.


 Die EZB müsse ihren Fehler so schnell wie möglich korrigieren, mahnen die Fachleute. Es bestehe zwar ein gewisses Risiko, dass eine weitere Eskalation der Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine für deutlich anziehende Ölpreise sorge. Das sei in der aktuellen Lage aber gerade keine Rechtfertigung für weiteres Zögern bei Zinssenkungen, betonen Tober und Dullien. Steigende Ölpreise würden die Wirtschaftsentwicklung noch zusätzlich bremsen.


Gleichzeitig dürften sie „wie in der Vergangenheit ein temporäres Problem bleiben, bei dem eine geldpolitische Reaktion kontraproduktiv ist“, weil Zinserhöhungen wirkungslos gegen solche vorübergehenden Schocks sind. Informationen zum Inflationsmonitor Für den IMK Inflationsmonitor werden auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamts die für unterschiedliche Haushalte typischen Konsummuster ermittelt. So lässt sich gewichten, wer für zahlreiche verschiedene Güter und Dienstleistungen – von Lebensmitteln über Mieten, Energie und Kleidung bis hin zu Kulturveranstaltungen und Pauschalreisen – wie viel ausgibt und daraus die haushaltsspezifische Preisentwicklung errechnen.


  Die Daten zu den Haushaltseinkommen stammen ebenfalls aus der EVS. Im Inflationsmonitor werden neun repräsentative Haushaltstypen betrachtet: Paarhaushalte mit zwei Kindern und niedrigem (2000-2600 Euro), mittlerem (3600-5000 Euro), höherem (mehr als 5000 Euro) monatlichem Haushaltsnettoeinkommen; Haushalte von Alleinerziehenden mit einem Kind und mittlerem (2000-2600 Euro) Nettoeinkommen; Singlehaushalte mit niedrigem (unter 900 Euro), mittlerem (1500-2000 Euro), höherem (2000-2600 Euro) und hohem (mehr als 5000 Euro) Haushaltsnettoeinkommen sowie Paarhaushalte ohne Kinder mit mittlerem Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3600 und 5000 Euro monatlich.

Der IMK Inflationsmonitor wird monatlich aktualisiert.
*Sebastian Dullien, Silke Tober: IMK Inflationsmonitor
IMK Policy Brief Nr. 166, April 2024 Inflation erreicht im März 2024 mit 2,2 Prozent fast die Marke für Preisstabilität.  
Ergebnisse des Inflationsmonitors Interaktiven Grafiken   Mehr erfahren ›

75 Jahre Tarifvertragsgesetz: Erfolgsmodell vor großen Herausforderungen

Stationen der Tarifpolitik 1949 - 2024
Düsseldorf/Duisburg, 16. April 2024 - Vor 75 Jahren, am 22. April 1949, wurde das Tarifvertragsgesetz im Gesetzblatt für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet der britischen und amerikanischen Besatzungszone veröffentlicht. Das Gesetz war das Ergebnis langer Verhandlungen zwischen der Militär-Administration der Besatzungsmächte, der Arbeitsverwaltung sowie den nach 1945 neugegründeten Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden. 


Das Tarifvertragsgesetz, das in vielen Punkten an das Tarifvertragsrecht der Weimarer Republik anknüpfte und nach Gründung der Bundesrepublik fortgalt, umfasste ganze 11 Paragrafen und blieb bis heute in seinen Grundzügen unverändert. „Das Tarifvertragsgesetz ist ein Erfolgsmodell“ sagt Dr. Reinhard Bispinck, der über viele Jahre das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung geleitet hat. „Gemeinsam mit der im Mai 1949 durch Artikel 9 Absatz 3 Grundgesetz verankerten Koalitionsfreiheit bildet es seit 75 Jahren den stabilen rechtlichen Rahmen für die sehr wechselvolle Tarifpolitik.“


Das Tarifvertragssystem selbst befindet sich aber in einer anhaltenden Krise: Die Tarifbindung der Unternehmen geht seit mehr als zwei Jahrzehnten zurück. Aktuell arbeitet nur noch etwa jede*r zweite Beschäftigte in einem Unternehmen mit Tarifvertrag. Damit zählt Deutschland zur Gruppe der europäischen Länder, für die mittlerweile auch die EU-Kommission Aktionspläne zur Stärkung des Tarifsystems fordert. Hier seien, so Bispinck, die Tarifvertragsparteien selbst gefordert, aber es bestehe auch ein großer Handlungsbedarf der Politik „Hierzu gehören sowohl die konsequente Koppelung öffentlicher Aufträge und Fördergelder an die Einhaltung von Tarifstandards als auch die Erleichterung der Allgemeinverbindlicherklärung“, so Bispinck.


Bispinck hat zusammen mit dem WSI-Tarifarchiv eine Analyse über die wichtigsten Stationen der Tarifpolitik von 1949 bis heute erarbeitet, die auch die Herausforderungen analysiert, vor denen das Tarifsystem aktuell steht.* Zu den wichtigsten Regelungen des Tarifvertragsgesetzes gehören: • Bestimmung der Tarifvertragsparteien: Tarifverträge können nur zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern oder Arbeitgeberverbänden abgeschlossen werden.

• Unabdingbarkeit der Tarifverträge: Tarifverträge gelten zwingend und unmittelbar. Abweichungen sind nur zulässig, wenn sie durch den Tarifvertrag gestattet sind oder Regelungen zugunsten der Arbeitnehmer*innen enthalten.


• Allgemeinverbindlicherklärung zur Stabilisierung der Tarifbindung: Tarifverträge können auf Antrag der Tarifvertragsparteien für allgemeinverbindlich erklärt werden und gelten dann für alle Betriebe der jeweiligen Branche.

• Nachwirkung von Tarifverträgen: Ein Tarifvertrag gilt auch nach seinem Ablauf weiter, bis er durch eine andere Abmachung ersetzt wird. Stationen der Tarifpolitik von 1949 bis heute In den 1950er Jahren des „Wirtschaftswunders“ gelang den Gewerkschaften eine deutliche Anhebung der Tarifeinkommen. Die Streikintensität erreichte dabei ein Rekordniveau. Dabei ging es auch um sozialpolitische Themen, wie der berühmte Streik um die Lohnfortzahlung 1956/57 zeigt.


In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts war die Verkürzung der Wochenarbeitszeit und die 5-Tage-Woche („Samstags gehört Vati mir“) ein weiteres Ziel. In den 1960er und 1970er Jahren änderten sich die Rahmenbedingungen der Tarifpolitik. Die „Konzertierte Aktion“ der Bundesregierung zielte auf eine gesamtwirtschaftliche Einbindung der Lohnpolitik. Niedrige Tarifabschlüsse führten zu wachsender Unzufriedenheit der Beschäftigten und spontanen Streiks. Die Gewerkschaften verfolgten daher eine sehr aktive Lohnpolitik.


So setzte die ÖTV 1974 per Arbeitskampf eine Tarifanhebung von 11 Prozent, mindestens 170 DM, durch. Neben der Lohnpolitik spielte auch die „qualitative“ Tarifpolitik eine Rolle. Der von der IG Metall 1973 durchgesetzte Lohnrahmentarifvertrag II mit Mindesttaktzeiten und Erholpausen gilt als Musterbeispiel für eine auf Humanisierung der Arbeit zielende Tarifpolitik. In den 1980er Jahren stand die Arbeitszeitpolitik im Zentrum.


1984 war das Jahr der langen Streiks um den Einstieg in die 35-Stunden-Woche. Mit weiteren Tarifabkommen 1987 und 1990 gelang in der Metallindustrie und der Druckindustrie die schrittweise Verkürzung auf 35 Stunden bis zum Jahr 1995. Andere Branchen blieben auf halbem Wege stecken. In den 1990er Jahren prägten die Wiedervereinigung und der anschließende Transformationsprozess in Ostdeutschland die Tarifpolitik.


Die scharfe Rezession 1992/93 und die zunehmende Internationalisierung der Wirtschaft und Globalisierung der Konkurrenz führten zu Druck auf die Tarifverträge mit der Folge eines schleichenden Umbaus des Tarifsystems durch Differenzierung und Dezentralisierung. Die Erosion des Tarifvertragssystem (rückläufige Tarifbindung, tarifwidriges Verhalten) trat deutlich zutage. In den 2000er Jahren hofften konservative Kritiker, ihre jahrelange Kampagne gegen angeblich verkrustete und überkommene Strukturen des „Tarifkartells“ zum Erfolg zu führen.


Gesetzliche Eingriffe konnten nur mit Mühe abgewehrt werden. Auf tarifpolitischer Ebene wurden „Öffnungsklauseln“ ein zunehmend genutztes Instrument für eine kontrollierte Dezentralisierung. Das „Pforzheimer Abkommen“ in der Metallindustrie von 2004 ist ein Markstein der Entwicklung. In den 2010er Jahren stand tarifpolitisch zunächst die Bewältigung der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise im Vordergrund. Danach gelangen über Jahre deutliche reale Tariflohnsteigerungen. Im Dienstleistungsbereich (Sozial- und Erziehungsdienst, Gesundheitswesen) setzten die Gewerkschaften mit beruflicher Aufwertung und Entlastungstarifverträgen neue tarifpolitische Akzente.


Mit dem Tarifautonomiestärkungsgesetz von 2014 wurden die Schaffung von tariflichen Branchenmindestlöhnen und die Allgemeinverbindlicherklärung erleichtert. 2015 wurde erstmals in Deutschland ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt, der in den Folgejahren auch die Tarifpolitik gerade in den Niedriglohnbranchen stabilisierte.


Die Folgen der Corona-Pandemie, die rasch steigende Inflation, der wirtschaftliche Einbruch infolge des Ukrainekrieges und die anlaufende Transformation der Wirtschaft stellen die Tarifpolitik seit Beginn der 2020er Jahre vor große Herausforderungen. Angesichts der historisch einmaligen Reallohneinbußen stellten die Gewerkschaften deutlich höhere Lohnforderungen. Das Tarifklima wurde rauer, die Zahl der Arbeitskämpfe nimmt aktuell wieder zu.


Schon fordern Wirtschaftsverbände sowie Vertreter von Union und FDP eine Einschränkung des Streikrechts. Reinhard Bispinck lehnt das ab, auch mit Verweis auf die jahrzehntelange Erfahrung: „Das schlanke, auf Kernbestimmungen konzentrierte Tarifvertragsgesetz hat sich in den vergangenen 75 Jahren bewährt, ebenso der Verzicht auf eine gesetzliche Regulierung des Streikrechts und des Schlichtungswesens.“  Die Tarifvertragsparteien hätten es verstanden, die Konflikte um Arbeits- und Einkommensbedingungen autonom zu regeln.  


*Reinhard Bispinck und das WSI-Tarifarchiv
Analysen zur Tarifpolitik Nr. 102, April 2024 75 Jahre Tarifvertragsgesetz. Stationen der Tarifpolitik von 1949 bis 2024.  


 Stadt Duisburg, IHK und Politik alarmiert wegen Plänen von Thyssenkrupp Steel  

Thyssenkrupp Steel:  Duisburger Produktionskapazität soll deutlich reduziert werden
Pressemitteilung vom 11. April 2024

50 Jahre Hochofen „Schwelgern 1“ - Foto thyssenkrupp-Steel vom Februar 2023

„Entscheidung muss Politik aufwecken!“ IHK alarmiert wegen Plänen von Thyssenkrupp Steel  
Duisburg, 12. April 2024 - Thyssenkrupp Steel Europe plant, seinen Stahl-Bereich zu verkleinern. Das gab der Vorstand bekannt. Die Produktion von Stahl soll um bis zu 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden. Hintergrund sei unter anderem die veränderte Nachfrage durch eine schwache Konjunktur, hohe Energiepreise und eine starke internationale Konkurrenz. In der Rhein-Ruhr-Region könnten viele Arbeitsplätze verloren gehen. Ein schwerer Rückschlag für den Industriestandort und eine Warnung für Bund und Land kommentiert


Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK:   „Die Entscheidung von Thyssenkrupp Steel Europe trifft uns am größten Stahlstandort Europas ins Mark. Sie macht deutlich, wie sehr die politischen Bedingungen unsere Industrie belasten. Unsere Unternehmen verlieren im Wettbewerb an Kraft. Die hohen Energiepreise, die komplizierten Verfahren und die Vorgaben rächen sich.

Schwächelt die Stahlbranche, wirkt sich das auf die ganze Wirtschaft aus – weit über die Grenzen von Duisburg und NRW hinaus. Arbeitsplätze, Kaufkraft und Wertschöpfung gehen verloren. Das Tempo, mit dem die Politik auf die bekannten Probleme reagiert, ist inakzeptabel. Die De-Industrialisierung ist in vollem Gange. Bund und Land sind gefordert, unsere Unternehmen zu entlasten. Und zwar sofort.“  


Nach Bekanntgabe der Pläne von Thyssen Krupp Steel Europe: Betriebsbedingte Kündigungen vermeiden und Stahlstandort Duisburg sichern
Thyssen Krupp Steel Europe hat in seiner gestrigen Mitteilung angekündigt, seine Produktionskapazitäten am Standort Duisburg deutlich reduzieren zu wollen. Im Zuge dessen sollen Arbeitsplätze in einem noch nicht genannten Ausmaß abgebaut werden. „Die tausenden Mitarbeitenden sind das Rückgrat der Stahlindustrie in Duisburg und Duisburg ist das Herz der Stahlindustrie in Europa. Das muss auch in Zukunft so bleiben“, sagt Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg.


„Die Rechte und Belange der Beschäftigten müssen uneingeschränkt gewahrt bleiben. Jetzt muss alles dafür getan werden, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Ich fordere daher das Management von Thyssenkrupp und HKM auf, den Geist und die Grundregeln der Montanmitbestimmung zu respektieren, um eine faire, rechtzeitige Beteiligung aller zu gewährleisten. Der Erhalt von Arbeitsplätzen in Duisburg muss neben den wirtschaftlich notwendigen Entscheidungen höchste Priorität haben.


Bei der geplanten Produktion von klimaneutralem Stahl in Europa hat sich Duisburg mit an der Spitze dieses Prozesses positioniert. Als Stadt setzen wir weiter auf die Transformation zu grünem Stahl.“ Michael Rüscher, Wirtschaftsdezernent der Stadt Duisburg: „Nachdem die ersten Pläne zur Neuaufstellung von TKS Europe bekannt sind, müssen nun sehr zeitnah Gespräche zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite erfolgen. Insbesondere die vielen Beschäftigten in Duisburg haben es verdient, so schnell wie möglich und mit Sicherheit zu wissen, wie es nach der Beschäftigungsgarantie, die bis 2026 gilt, weitergehen soll.“


Banaszak zu tkse-Planungen: Den Stahlstandort Duisburg nachhaltig sichern
Die Ankündigung des Vorstands von thyssenkrupp Steel Europe, die Produktionskapazitäten im Verbund auf einen Korridor von 9,0 bis 9,5 Millionen Tonnen zu reduzieren, erklärt Felix Banaszak, Duisburger Bundestagsabgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen und Berichterstatter für die Stahlindustrie im Wirtschaftsausschuss: “Die Nachricht ist für Duisburg und die Beschäftigten bei thyssenkrupp Steel ein herber Schlag. Ich hätte mir wie viele Duisburger eine andere Entwicklung erhofft.

Sie kommt allerdings auch nicht gänzlich überraschend, schließlich wird am Standort schon seit einigen Jahren deutlich weniger Stahl produziert, als die Kapazitäten von knapp zwölf Millionen Tonnen zulassen würden. Die jetzt angekündigte Anpassung der Produktionskapazitäten kann auch eine Chance sein, den Standort nachhaltig und profitabel aufzustellen - dafür braucht es aber das Commitment aller Beteiligten.

Die Ampel im Bund und die schwarz-grüne Landesregierung haben mit ihrer Förderzusage für die Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg die klare Botschaft gesendet: Wir glauben an den Stahl und wir glauben an eine erfolgreiche Transformation. Dafür haben wir uns als Grüne auf allen Ebenen mit Nachdruck eingesetzt.  Die Schwierigkeiten des größten Stahlproduzenten Deutschlands liegen nicht nur an einer anhaltend schwachen Konjunktur und herausfordernden globalen Wettbewerbsbedingungen.


Sie haben auch mit Fehlentscheidungen der Vergangenheit zu tun, die rechtzeitige Investitionen in einen zukunftsfähigen Standort erschwert haben. Das Ziel kann nicht die schleichende Abwicklung der Stahlproduktion sein, sondern eine Neuaufstellung zur Sicherung des Standorts Duisburg. So verstehe ich die Äußerungen des Stahlvorstands. Ich erwarte vom Mutterkonzern, einen solchen Weg zu unterstützen. Es kann nicht darum gehen, die Stahlsparte möglichst klein zu schrumpfen, um sie leichter verkaufen zu können. Das wäre nicht nur für die Beschäftigten und die Region desaströs, sondern in der Folge auch für die Resilienz unseres Wirtschafts- und Industriestandortes.


Deutschland braucht eine starke Stahlindustrie. Mit den gestrigen Ankündigungen hat der Stahlvorstand einen groben Rahmen abgesteckt. Jetzt kommt es auf die Details an. Die Vereinbarung, betriebsbedingte Kündigungen bis 2026 auszuschließen, muss gelten. Alle weiteren Schritte müssen jetzt gemeinsam mit den Beschäftigten und ihren Vertretern verabredet werden. Das sollte auch der Vorstand des Mutterkonzerns beherzigen, der die Gepflogenheiten der Montanmitbestimmung bislang nicht ausreichend verinnerlicht zu haben scheint.

Klar bleibt bei allen Schwierigkeiten: Der Stahlstandort Duisburg kann dauerhaft nur mit einem erfolgreichen und ambitionierten Umbau zur klimaneutralen Produktion erhalten bleiben. Die Transformation ist keine Gefahr, sondern die große Chance für die Zukunft. Auch bei einer Anpassung der Produktionsvolumina müssen dem Bau der ersten Direktreduktionsanlage im Duisburger Norden weitere Schritte folgen.”

 Achtklässler nutzen Osterferien für Persönlichkeitstraining  

IHK-Camp zeigt, wie sich Berufsleben anfühlt
Duisburg, 5. April 2024 - Geld für ein Smartphone, das Fitnesscenter oder eine eigene Wohnung: Was kann ich mir leisten, wenn ich einen Job habe? 22 Gesamtschüler aus den Duisburger Stadtteilen Marxloh und Walsum setzen sich in den Osterferien mit ihrer Lebensplanung und ihren Berufswünschen auseinander. Dafür hatten sie sich auf einen Platz beim Berufsorientierungs- und Sprachcamp der Niederrheinischen IHK beworben. Das Camp ist ein Angebot des Duisburger Schulmodells, um jungen Menschen den Weg ins Berufsleben aufzuzeigen.  


Die Initiative bringt die Achtklässler mit der Duisburger Wirtschaft zusammen. Die Schüler können verschiedene Berufe und Betriebe entdecken und lernen, im Team zu arbeiten. In diesem Jahr haben sie den Fachgroßhandel Collin KG besucht. Sie sprachen auch mit Ausbildern der Helios Kliniken und der Deutschen Post AG. Zum ersten Mal können die Jugendlichen zudem mit Personalern trainieren, wie sie sich gut in Vorstellungsgesprächen präsentieren.


„Die Schüler sollen einen realen Eindruck vom Berufsalltag bekommen – mit allem, was dazugehört. Ich freue mich, dass sich gleich drei Ausbildungsbetriebe für das Training bereiterklärt haben“, erzählt Laura Göddert, Organisatorin des IHK-Camps.  


Auch Werner Schaurte-Küppers, Präsident der Niederrheinischen IHK und einer der Schirmherren des Duisburger Schulmodells, ist von der Initiative überzeugt: „Manche Schüler sind Organisationstalente, andere können Themen gut erklären oder finden schnell passende Lösungen. Beim Sprachcamp können sie diese Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Unternehmer erfahren, was die Jugendlichen außerhalb der Schule ausmacht. In den letzten Jahren konnten sich mehrere Teilnehmer so schon Praktikumsstellen und Ausbildungsplätze sichern. Ein toller Erfolg für alle Beteiligten!“.  


Kooperation mit Universität Duisburg-Essen
Auch in diesem Jahr unterstützt der Lehrstuhl Wirtschaftspädagogik der Universität Duisburg-Essen das Camp. Beim Planspiel „Was kostet das Leben“ geht es darum, dass die 13- bis 15-Jährigen erfahren, wie gut sie von ihrem Azubi-Lohn leben könnten. Dieses Jahr besuchen die Jugendlichen dafür erstmalig den Campus in Duisburg.  


Präsentation der Ergebnisse
Am Abschlusstag, 5. April, präsentieren die Teilnehmer ihre Projektarbeit vor Vertretern der regionalen Wirtschaft im Internationalen Jugend- u. Kulturzentrum Kiebitz. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link lobt die Achtklässler für ihr Engagement: „Dass 30 Jugendliche zwei Wochen konzentriert ein Ziel verfolgen, ist ein tolles Signal. Ihr werdet euren beruflichen Weg gehen. Davon bin ich überzeugt“.   Gemeinsam mit IHK-Präsident Werner Schaurte-Küppers ist Link Vorsitzender des Projekts. Beide freuen sich über den Erfolg. Das Camp findet bereits zum siebten Mal statt.  


Das Berufsorientierungs- und Sprachcamp ist Teil des Duisburger Schulmodells. Das Langzeitprojekt der Niederrheinischen IHK stärkt die Jugendlichen und wird von Unternehmern unterstützt. Die pädagogische Begleitung des Camps übernahmen die Jugendvereine Jungs e.V. und Mabilda e.V. Sie sind erfahren in der geschlechterreflektierten Arbeit mit Jugendlichen.  

Das siebte Berufsorientierungs- und Sprachcamp der Niederrheinischen IHK war auch in diesem Jahr ein voller Erfolg. Foto: Niederrheinische IHK / Alexandra Roth  


Nach vier Jahren multipler Krisen: Deutsche Gesellschaft „verunsichert, aber nicht erschüttert“

Erwerbspersonenpanel der Hans-Böckler-Stiftung

Düsseldorf/Duisburg,4. April 2024 - Nach knapp vier Jahren Krisensituation sind Erfahrungen und Stimmungen unter den Erwerbspersonen in Deutschland stark gemischt, zeigt die aktuelle Welle der Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung vom November 2023: Mehr als ein Viertel der befragten Erwerbstätigen und Arbeitssuchenden berichtete von starken finanziellen Belastungen. 60 Prozent aller Befragten äußerten geringes oder gar kein Vertrauen in die Bundesregierung. Bei einer relevanten Gruppe besteht ein erheblicher Zuspruch zu antidemokratischen Kräften.


Andererseits zeigten sich aber auch Stabilisierungstendenzen beim Vertrauen in andere staatliche und gesellschaftliche Institutionen und oft eine etwas günstigere Einschätzung der eigenen Gesamtsituation als während der Corona-Krise und kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Der vertiefte Blick auf in der Befragung geäußerte negative Weltsichten zeigt, dass sie sich bei einem Teil der Befragten zu verfestigen und ein Stück weit zu verselbständigen scheinen.


Das ergibt sich beim Vergleich von Personen in vergleichbarer wirtschaftlicher Lage, differenziert nach politischen Präferenzen: Während AfD-Wähler*innen eine besonders ausgeprägte Verunsicherung und starke Sorgen zu Protokoll geben, äußern sich Wähler*innen anderer Parteien auch bei ähnlicher finanzieller Situation im Mittel deutlich seltener besorgt.


Sehr groß sind auch die Unterschiede bei der Haltung zu Menschen, die vor dem Ukraine-Krieg geflohen sind: Im November 2023 gaben beispielsweise lediglich 42 Prozent der Befragten mit Präferenz für die AfD an, das Schicksal der Geflüchteten bewege sie. Unter den Befragten, die andere Parteien wählen wollen, äußerten hingegen 79 Prozent Mitgefühl.


„Die aktuelle Erhebung der Erwerbspersonenbefragung zeigt eine von multiplen Krisen verunsicherte, aber nicht erschütterte Gesellschaft“, fasst Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, die wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung das Bild zusammen. Die Soziologin wertet die Wiederholungsbefragung, die sich seit Frühjahr 2020 im Abstand von vier bis sechs Monaten an dasselbe Panel aus aktuell rund 5.200 Erwerbstätigen und Arbeitssuchenden richtet, zusammen mit den WSI-Forschern Dr. Andreas Hövermann und Dr. Helge Emmler aus.


Es gelingt der AfD, krisenbedingte Unsicherheiten und Belastungen zu mobilisieren und zu verstärken Die beobachtete Verunsicherung resultiere aus den großen finanziellen Belastungen durch die hohe Inflation 2022/2023, die vor allem die unteren Einkommensgruppen stark getroffen haben – auch wenn die Teuerungsrate mittlerweile deutlich gesunken ist, analysiert Kohlrausch. Aus diesen Belastungen und den Sorgen, die damit einhergehen, speise sich auch zu einem beträchtlichen Teil das nur noch geringe Vertrauen in die Bundesregierung und die Zustimmung zur AfD, die unter Erwerbspersonen zwischen den Befragungswellen im Juli und November 2023 erneut gestiegen war.


Mögliche Veränderungen, die sich mit den Berichten des Recherche-Netzwerks Correctiv und den großen Demonstrationen zum Schutz der Demokratie ab Januar 2024 ergeben haben, sind in den Daten nicht erfasst. Gleichzeitig sei es sehr wichtig, jenseits dieser generellen Zusammenhänge auf signifikante Unterschiede individueller Krisenreaktionen zu schauen, betont WSI-Experte Andreas Hövermann: „Unabhängig von ihrer tatsächlichen finanziellen Situation fühlen sich AfD-Wähler*innen durch die aktuellen Krisen stärker betroffen und verunsichert als die Wähler*innen anderer Parteien.


Ganz offensichtlich gelingt es der AfD besonders gut, krisenbedingte Unsicherheiten und Belastungen zu mobilisieren und zu verstärken. Dies ist ein beunruhigender Befund, weil ein derartiges Erstarken anti-demokratischer Kräfte eine ernsthafte Bedrohung für unsere demokratische Gesellschaftsordnung darstellt.“ Debatten um Rückzug des Staates, etwa im Sozialen, sind kontraproduktiv Gleichwohl zeige sich in den Befragungsergebnissen aber auch, dass sich das Vertrauen in andere staatliche und gesellschaftliche Institutionen bei vielen Menschen stabilisiert hat, ebenso wie der Sorgenhaushalt – auch wenn die Sorgen um die eigene wirtschaftliche Situation bei einem Viertel der Befragten weiter hoch sind.


„Auch in turbulenten Zeiten sollte man also nicht aus den Augen verlieren, dass die Gesellschaft über Ressourcen verfügt, die sie stabilisieren. Es gilt, diese Ressourcen zu stärken und destabilisierenden Entwicklungen etwas entgegenzusetzen, insbesondere der starken Belastung der unteren Einkommensgruppen, die trotz sinkender Inflation nachwirkt“, sagt Kohlrausch. „Dafür ist es auch notwendig, dass deutlich wird, dass die Krisen durch staatliches Handeln gestaltbar sind. Debatten um einen Rückzug des Staates, zum Beispiel in der Sozialpolitik, sind hier kontraproduktiv.“  


Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) mit niedrigen Haushaltseinkommen berichtete im November 2023 von starken oder äußerst starken finanziellen Belastungen. Der Wert ist gegenüber der vorherigen Befragungswelle von Juli 2023 um 5 Prozentpunkte angestiegen. Auch in mittleren und höheren Einkommensgruppen hat die finanzielle Belastung bis zum Jahresende 2023 zugenommen – allerdings auf niedrigerem Niveau, insbesondere bei Befragten mit hohen Einkommen.



Generell fühlen sich Erwerbspersonen mit niedrigeren Einkommen derzeit stärker von Krisen betroffen. Befragte, die der AfD zuneigen, konstatieren weitaus häufiger als Wähler*innen anderer Parteien, sie selbst und Deutschland insgesamt seien stark von den Krisen der letzten Jahre betroffen. AfD-Wähler*innen fühlen sich auch besonders häufig unsicher. Die Differenz bei den verschiedenen Fragestellungen liegt bei 25 bis 30 Prozentpunkten (Abbildung 2).


Dass Befragte mit Tendenz zur Wahl der AfD bei wahrgenommener Krisenbetroffenheit und Verunsicherung weit vorne liegen, hängt auch damit zusammen, dass Personen mit niedrigeren Einkommen generell überdurchschnittlich oft AfD wählen. Allerdings erklärt das nur einen Teil der Differenz, wie die verfeinerte Auswertung in unterschiedlichen Einkommensgruppen deutlich macht: Auch bei vergleichbaren Einkommen sehen sich AfD-Wählende viel häufiger durch die Krisen betroffen und sind öfter verunsichert als Wählende anderer Parteien (Abbildung 3).


„Die Unterschiede sind auch bei ähnlichem Einkommen nicht nur statistisch signifikant, sondern teilweise geradezu enorm. Die von der AfD verbreiteten Untergangsszenarien verfangen beim Personenkreis, der AfD wählen will, offenbar nicht nur besonders gut, sie zeigen auch ihre Wirkung und verstärken die Verunsicherung in ihrer Wählerschaft“, sagt Forscher Hövermann. Der gleiche Trend zeigt sich auch, wenn verglichen wird, ob Wählende über finanzielle Rücklagen verfügen oder nicht. Gleichzeitig zeichnet sich in Bezug auf das Vertrauen in wichtige staatliche und gesellschaftliche Institutionen im Gesamtsample eher eine Stabilisierung ab.


Nachdem das Vertrauen gegenüber fast allen Institutionen unmittelbar nach dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine zurückgegangen war, hat es sich anderthalb Jahre später, im November 2023, stabilisiert. Lediglich das Vertrauen in die Bundesregierung befindet sich mit 11 Prozent aller Befragten, die ein großes, beziehungsweise sehr großes Vertrauen in die Bundesregierung haben, auf dem niedrigsten Stand, der im Rahmen der Erwerbspersonenbefragung bisher gemessen wurde. 60 Prozent äußerten im November 2023 wenig oder kein Vertrauen zur Regierung, der bislang höchste Wert (Abbildung 4). 


Anhänger*innen der AfD zeichnen sich generell durch ein stark unterdurchschnittliches Institutionenvertrauen aus. Das gilt auf unterschiedlichem Niveau, für Polizei, Justiz oder Bundeswehr ebenso wie für Gewerkschaften oder Arbeitgeberverbände. Extrem niedrig sind die Werte beim Vertrauen zu öffentlich-rechtlichen Medien und zur Bundesregierung – nur 4 bzw. 1 Prozent der AfD-Wähler*innen äußern hier großes oder sehr großes Vertrauen. Dagegen ist das Vertrauen in die präferierte Partei bei AfD-Wähler*innen überdurchschnittlich: 51 Prozent äußern hier großes oder sehr großes Vertrauen in die AfD – Unter Wählenden anderer Parteien sind es im Durchschnitt 41 Prozent, die ein solch großes Vertrauen in die Partei äußern, der sie ihre Stimme geben.


„Hier zeigt sich die Abwendung und ausgeprägte Entfremdung vieler AfD-Anhänger*innen von zentralen demokratischen Institutionen, während die AfD von ihnen als einzige Institution mehrheitlich Vertrauen zugesprochen bekommt. Daran lässt sich zum einen die erhebliche Unzufriedenheit von AfD-Anhänger*innen ablesen. Zum anderen wird aber auch ersichtlich, wie erfolgreich die AfD bei ihren Wählenden darin ist, das Bild eines chaotischen und versagenden Systems zu zeichnen und sich selbst als einzigen Heilsbringer zu positionieren“, sagt WSI-Experte Hövermann.


Schaut man wieder auf alle Befragten, scheinen sich die Erwerbspersonen in Deutschland in mehreren wichtigen Kategorien jenseits der finanziellen Situation tendenziell eher weniger belastet zu fühlen als während der akuten Corona-Krise und im ersten Jahr des Ukraine-Kriegs. Das gilt für die familiäre Situation und für die Arbeitssituation. Die wahrgenommenen Belastungen im Hinblick auf die Gesamtsituation sind zuletzt zwar wieder leicht gestiegen, liegen aber ebenfalls deutlich unter dem Niveau der Jahre 2020 bis 2022 (Abbildung 5).


Weniger uneinheitlich ist die Entwicklung bei den Sorgen, die sich die Befragten machen. Sorgen um die Preisentwicklung liegen weiterhin auf hohem Niveau und die Besorgnis um die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung steigt wieder. Gesellschaftsbezogene Sorgen, beispielsweise zum Zusammenhalt im Land oder zur sozialen Ungleichheit, nahmen bis Ende 2023 weiter zu, sodass zuletzt rund die Hälfte der Befragten hier große Sorgen äußert (Abbildung 6).


Die Anstiege der letzten Jahre bei diesen Sorgen gehen auf weite Teile der Gesellschaft zurück und sind somit nicht auf einzelne gesellschaftliche Gruppen begrenzt – ebenfalls ein Anzeichen für eine zunehmend verunsicherte Gesellschaft.​ Die Einstellungen zu Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflohen sind, sind zwischen Kriegsbeginn und November 2023 deutlich kritischer geworden. So waren zuletzt unter allen befragten Erwerbspersonen 68 Prozent der Meinung, Deutschland könne nicht noch mehr Geflüchtete aufnehmen – 30 Prozentpunkte mehr als kurz nach dem russischen Überfall.
Nachdem direkt nach Kriegsbeginn noch zwei von drei Befragten optimistisch waren, dass Deutschland die Integration der Geflüchteten gelänge, geben dies zuletzt nur noch 40 Prozent an (Abbildung 7/1).


Bei allen abgefragten Items sind Wähler*innen der AfD geflüchteten Ukrainer*innen gegenüber weitaus ablehnender eingestellt als Wähler*innen anderer Parteien (Abbildung 7/2). Unter ihnen fordern vier von fünf, dass sich Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland „erstmal hintenanstellen sollten“ und über 90 Prozent finden, dass Deutschland keine weiteren Geflüchteten mehr aufnehmen könne.


„Die anhaltenden Debatten über eine härtere Gangart im Umgang mit Geflüchteten schlagen sich also zunehmend auch in Entsolidarisierungsprozessen nieder. Gleichzeitig scheint das Gefühl unter AfD-Wähler*innen, gegenüber Geflüchteten zu kurz zu kommen und Etabliertenvorrechte, im Sinne von „wir zuerst“ einzufordern, enorm Verbreitung zu finden. Insgesamt zeigt das Einstellungsmuster der AfD-Wähler*innen hier, wie sehr die Themen Geflüchtete und Integration sie emotionalisieren und mobilisieren“, fasst Andreas Hövermann die Befunde zusammen.  


4. Duisburger Zukunftsgespräche zur Europawahl am 8 April 2024

Industrielle Revolution oder industrielle Illusion?
Duisburg, 27. März 2024 - Der EU-Green Deal und die Auswirkungen in der Region Rhein-Ruhr: Wie gelingt hier die grüne Transformation? Was sind die konkreten Politiker*innen-Pläne für die Zeit nach dem 9. Juni? Dann findet die Europawahl statt – und die „4. Duisburger Zukunftsgespräche“ machen vorab den Inhalts-Check.  

Was tun unsere Vertreter aus Brüssel, damit die Energiewende im Energieland NRW funktioniert? Das fragt Stefan Schulte, Ressortleiter Wirtschaft der FUNKE Mediengruppe, ganz direkt:  
Jens Geier, MdEP SPD, Vorsitzender der SPD-Gruppe in der S&D-Fraktion Moritz Körner, MdEP FDP, Vorsitzender der FDP im Europäischen Parlament Dennis Radtke, MdEP CDU, Koordinator der EVP-Fraktion, EUCDA-Präsident Terry Reintke, MdEP Die Grünen, Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament  

Die 4. Duisburger Zukunftsgespräche findet statt am Montag, 08. April 2024, um 15.30 Uhr im Mezzomar Duisburg, Bertaallee 7, in 47055 Duisburg. Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos, um Anmeldung wird gebeten unter:
https://bit.ly/3PGJftw.  

Die Duisburger Zukunftsgespräche sind eine Veranstaltungsreihe der Stiftung Mercator, des Klima.Diskurs NRW e.V. und des Hy.Region.Rhein.Ruhr e.V. Organisiert und durchgeführt werden sie von der Duisburg Business & Innovation GmbH. Das Ziel ist die Diskussion von Chancen und Herausforderungen des Ruhrgebiets auf dem Weg zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.

 

Wirtschaftswachstum? Fehlanzeige

IHK fordert: Regierung muss dringend mehr für Wirtschaft tun  
Duisburg, 27. März 2024 - Die deutsche Wirtschaft wird 2024 erneut nicht wachsen. Das sagen die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute voraus. Sie haben heute ihre Konjunkturprognose vorgestellt. Während die Forscher im Herbst noch einen Zuwachs von 1,3 Prozent erwartet haben, liegt der Wert jetzt bei 0,1 Prozent. Also praktisch bei null. Die Ampel muss deutlich mehr tun, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen, fordert Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK:

„Während unsere Nachbarländer wirtschaftlich an Kraft gewinnen, fallen wir weiter zurück. Seit der Pandemie fehlt es uns an Produktivität. Nullwachstum ist wie eine Vier minus auf dem Zeugnis der Regierung. Spätestens die Rezession 2023 hätte alle wachrütteln müssen. Die Ursachen sind bekannt: Unsere Unternehmen brauchen weniger Bürokratie und weniger Steuern. Es fehlen verlässliche Beschlüsse aus Berlin und Düsseldorf, um die Investitionen anzukurbeln. Das gerade verabschiedete Wachstumschancengesetz entlastet unsere Betriebe nicht ansatzweise genug. Die nötige Schlagkraft fehlt. Die Ampel muss entschlossener handeln, um unseren Wirtschaftsstandort zu verbessern. Trödeln ist keine Option.“  

Duisburger Immobilenmarkt im Wandel

Deutlicher Umsatzrückgang, "Gebrauchte Eigentumswohnungen wertstabil!"
Duisburg, 22. März 2024 - Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in der Stadt Duisburg hat in seiner Jahressitzung am 18. März 2024 die Bodenrichtwerte, den Grundstücksmarktbericht und die sonstigen für die Wertermittlung erforderliche Daten zum Stichtag 01.01.2024 als Übersicht über den Grundstücksmarkt in der Stadt Duisburg ermittelt. Grundlage bildet die gemäß § 195 Baugesetzbuch (BauGB) geführte Kaufpreissammlung.


Der Duisburger Immobilienmarkt hat im letzten Jahr einen deutlichen Umsatzrückgang hinnehmen müssen und folgt damit einem landesweiten Trend. Der Hochkonjunkturphase der Jahre 2019 bis 2021 folgt nun über einen sehr kurzen Zeitraum von nur zwei Jahren ein drastischer Umsatzrückgang von rd. 50 Prozent. Die Fallzahlen sind dabei um 35 Prozent gesunken. Dieser Rückgang zeigt deutlich, dass auch der Duisburger Grundstücksmarkt ebenso wie andere Wirtschaftsbereiche, Schwankungen unterworfen ist und zumindest bei dem Umsatz deutlich auf äußere Einflussfaktoren reagiert.


Dennoch lohnt es sich einen Blick auf die Details zu werfen. Bei den Bodenrichtwerten und auch bei den gebrauchten Eigentumswohnungen konnte ein gleichbleibendes Preisniveau festgestellt werden. GRUNDSTÜCKSPREISE FÜR BAUGRUNDSTÜCKE GLEICHBLEIBEND!
Bei den Bauflächen für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Mehrfamilienhäuser konnte wie im letzten Jahr ein größtenteils gleichbleibendes Preisniveau registriert werden. Dies führt zu konstanten Bodenrichtwerten im Stadtgebiet erklärt Herr Alexander Bernt. Vereinzelt wurden Bodenrichtwerte aufgrund von Kaufpreisen angepasst.


2 DEUTLICH WENIGER VERKÄUFE BEI TEILWEISE SINKENDEN PREISEN!
Im Jahr 2023 hat der Gutachterausschuss insgesamt 2.675 Kaufverträge über Verkäufe von Grundstücken, Häusern und Wohnungen (20 Prozent weniger als im Vorjahr) ausgewertet. Im Rahmen dieser ausgewerteten Vorgänge wurden im Duisburger Stadtgebiet rund 779 Millionen Euro umgesetzt. Dies entspricht einem Umsatzrückgang von 33 Prozent. Ein Blick auf die Teilmärkte zeigt folgende Entwicklungen gegenüber dem Vorjahr:

- Kaufverträge über unbebaute Grundstücke: Im Jahr 2023 sind bei insgesamt gleichbleibendem Preisniveau mit 23 Kauffällen deutlich weniger Kaufverträge unbebauter Ein- und Zweifamilienhausgrundstücke registriert worden. Ein deutlicher Rückgang der Verkaufsfälle, um rd. 50 Prozent auf nur mehr 13 Kaufverträge, bei gleichbleibenden Preisen, ist bei den Grundstücken für Mehrfamilienhausbebauung zu verzeichnen gewesen.

- Kaufverträge über bebaute Grundstücke: Dieser Teilmarkt ist mit einer Anzahl von 1.231 Kaufverträge mit rd. 14 Prozent unter dem Niveau der Vorjahre. Im Stadtgebiet ist eine sinkende Preisentwicklung von rd. 11 Prozent für Einfamilienhäuser ermittelt worden. Es konnten mit 32 Kauffällen für neuerstellte Einund Zweifamilienhäuser ebenfalls deutlich weniger Kauffälle registriert werden.

- Kaufverträge über Wohnungs- und Teileigentum: Im Jahr 2023 wechselten mit 1.218 ausgewerteten Kaufverträgen im Bereich des Wohnungs- und Teileigentumsmarktes rd. 22 Prozent weniger Objekte den Eigentümer als im Vorjahreszeitraum. Der Geldumsatz ist dabei um rd. 24 Prozent gesunken auf rd. 147,9 Mio. Euro.


Unabhängig von den Umsatzzahlen zeigte sich im Bereich der „gebrauchten Eigentumswohnungen“ ein gleichbleibendes Preisniveau (Weiterverkäufe - ohne Stellplatz / Garage). Insgesamt konnten nur 33 Erstverkäufe von Wohnungen nach Neubau registriert werden.


BODENRICHTWERTE UND GRUNDSTÜCKSMARKTDATEN 2024
Die Bodenrichtwerte wurden auf Basis, der bei der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses geführten Kaufpreissammlung einer detaillierten Analyse unterzogen und hinsichtlich ihrer Abgrenzung, der wertbestimmenden Merkmale sowie dem Wert zum Stichtag untersucht. Zum Stichtag 01. Januar 2024 konnte im gesamten Stadtgebiet bei den Wohnbaugrundstücken eine gleichbleibende Preisentwicklung festgestellt werden.


Die Bodenrichtwerte stehen kostenfrei im zentralen Informationssystem der Gutachterausschüsse und des Oberen Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Land NordrheinWestfalen unter www.BORIS.nrw.de zur Verfügung. Unter der Internetadresse kann auch der Grundstücksmarktbericht, der einen umfassenden Überblick über den Grundstücksmarkt in Duisburg gibt, voraussichtlich ab Ende März 2024 kostenfrei abgerufen werden.

3 Neben den aktuellen Daten können unter der Internetadresse auch alle Bodenrichtwerte ab 2011 und Grundstücksmarktberichte ab dem Jahr 2005 kostenfrei abgerufen werden.
INDEX UND IMMOBILIENRICHTWERTE FÜR EINFAMILIENHÄUSER UND EIGENTUMSWOHNUNGEN
In seiner Sitzung am 27. Februar 2024 hat der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in der Stadt Duisburg den Index und die Immobilienrichtwerte für Einfamilienhäuser und für Eigentumswohnungen 2024 beschlossen. Die Richtwerte beziehen sich auf den Stichtag 01.Januar 2024.


„Es zeigt sich bei den Einfamilienhäusern ein Preisrückgang von rd. 11 Prozent und bei den Eigentumswohnungen eine gleichbleibendes Wertniveau“, so der Vorsitzender des Gutachterausschusses, Alexander Bernt Ein direkter Vergleich der Immobilienrichtwerte für Eigentumswohnungen mit den letzten Jahrgängen ist durch einen Modellwechsel in der Auswertung nicht möglich.

Unter www.BORIS.nrw.de steht ein „Immobilienpreiskalkulator“ für beide Teilmärkte zur Verfügung. Mit dessen Hilfe und den bereitgestellten Informationen aus der örtlichen Fachinformation kann ein Immobilienrichtwert leicht von jedem auf das vorläufige Vergleichswertniveau des zu bewertenden Objektes angepasst und ggf. sachverständig weiter modifiziert werden.


- Kommunalfinanzen: Das Land bleibt echte Hilfen schuldig
- Flüchtlingsfinanzierung: Land muss gestiegene Kosten ausgleichen

Kommunalfinanzen: Das Land bleibt echte Hilfen schuldig
Duisburg, 22. März 2024 - StGB NRW-Pressemitteilung Düsseldorf - Die Stimmung in den Städten und Gemeinden ist unverändert schlecht. Trotz erweiterter Spielräume im Haushaltsrecht stehen viele Kommunen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Solange das Land davor zurückscheut, die strukturelle Unterfinanzierung der Kommunen anzugehen, droht Städten und Gemeinden der Weg in die Haushaltssicherung. „Schon seit mehr als 40 Jahren leben wir von der Substanz und sind immer mehr gezwungen zu improvisieren“, unterstrich Prof. Dr. Christoph Landscheidt, Präsident des Städte- und Gemeindebundes NRW und Bürgermeister der Stadt Kamp-Lintfort am Rande einer Präsidiumssitzung des kommunalen Spitzenverbandes in Düsseldorf.


„Mit jeder Krise, mit jeder neuen Aufgabe wächst die Überforderung. Schon heute reicht es bei etlichen Gemeinden nicht einmal mehr für die Pflichtaufgaben, etwa in der Kita, in Schulen oder anderen Bereichen.“ „Nachdem wir im Herbst mit einem Hilferuf darauf hingewiesen haben, dass jede vierte Kommune vor der Haushaltssicherung steht, hat das Land an einigen Stellen eilig nachgebessert, allerdings nicht einen einzigen Euro frisches Geld in Aussicht gestellt“, bemängelte Landscheidt. Ob die Gespräche zum Abbau von Bürokratie und Standards spürbare Entlastungen bringen, bleibe abzuwarten.


Die kürzlich beschlossenen Änderungen im kommunalen Haushaltsrecht sieht Landscheidt kritisch: „Das neue Gesetz gibt den Kommunen in manchen Fällen die Chance, durch Umbuchungen den Kopf über Wasser zu halten und den gesetzlich vorgeschriebenen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Aber wir haben dadurch keinen Cent mehr in der Tasche“, erläuterte der Präsident. Im Kern habe sich an den Problemen nichts geändert, so Landscheidt.


„Das Land befasst sich mit Symptomen, nicht mit den Ursachen. Wir verschieben die Pleite, aber verhindern sie nicht. Die strukturelle Unterfinanzierung der kommunalen Ebene verschärft sich mit dem wachsenden Investitionsstau von Tag zu Tag“, betonte der Präsident des kommunalen Spitzenverbandes. „Je länger nicht investiert werden kann, umso mehr geht das auf Kosten der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger sowie den Standort Deutschland insgesamt“, so Landscheidt. „Nicht zuletzt aufgrund des schlechten Zustandes von Schulen, Straßen oder Sportstätten wachsen die Zweifel der Menschen an der Leistungsfähigkeit des Staates. Dies ist eine Gefahr für unsere Demokratie.“


Landscheidt forderte: „Bund und Land als unsere Ansprechpartner stehen mehr denn je in der Pflicht, die Not der Kommunen anzuerkennen und eine auskömmliche wie nachhaltige Finanzierung der Städte und Gemeinden sicherzustellen. ‚Wer bestellt, bezahlt‘ – dieser Grundsatz muss Maßgabe aller politischer Handlungsentscheidungen sein, gerade mit Blick auf die Ausweitung staatlicher Leistungen. Die einzige echte Lösung sehen wir in einem Abbau der strukturellen Unterfinanzierung der Städte und Gemeinden.“


Flüchtlingsfinanzierung: Land muss gestiegene Kosten ausgleichen
Städte und Gemeinden fordern rückwirkende Erhöhung der Flüchtlingspauschale um mindestens 25 Prozent. Die Städte und Gemeinden sind durch die Aufnahme, Unterbringung und Integration von Geflüchteten weiterhin sehr stark belastet.


"Das Land muss die Kommunen deutlich mehr unterstützen und die Flüchtlingspauschale um mindestens 25 Prozent erhöhen", forderte Christof Sommer, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW (StGB NRW), am Rande einer Präsidiumssitzung in Düsseldorf. "Die Städte und Gemeinden zahlen schon seit Jahren obendrauf. Sie sind zwingend auf eine Erstattung der tatsächlichen Kosten angewiesen, die durch die Unterbringung von Flüchtlingen entstehen", kritisierte Sommer.


"Eine Erhöhung der Pauschale, die uns für jeden Geflüchteten zusteht, ist überfällig. Schon allein wegen der enormen Preissteigerungen ist der aktuelle Betrag von 10.500 Euro im Jahr für eine kreisangehörige Kommune viel zu gering." Sommer wies auf die dauerhaft hohe Belastung der Kommunen hin. "Die Städte und Gemeinden stehen seit Anfang 2022 unter Dauerstress. Umso mehr benötigen sie eine Finanzausstattung, mit der sie Betreuung, Unterkunft und Integration verlässlich bezahlen können", so Sommer.


Die aktuelle Pauschale im Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG) sei hoffnungslos veraltet und beruhe auf Kostenberechnungen aus dem Jahr 2017. Das Land stehe daher in der Pflicht die FlüAG-Pauschale rückwirkend zum 1. Januar 2024 um mindestens 25 Prozent zu erhöhen, um Kostensteigerungen aufzufangen, eine Finanzierungsregelung für das Vorhalten nicht belegter Plätze zu schaffen, für die die Kommunen bislang keinerlei Erstattung erhalten, sich stärker an den Gesundheitskosten für Geflüchtete zu beteiligen und die Mindestgrenze von derzeit 35.000 Euro für eine Beteiligung an außergewöhnlichen Krankheitskosten deutlich herabzusetzen. Auch der Bund müsse deutlich mehr Verantwortung übernehmen. Die beim Flüchtlingsgipfel im November verbredete einmalige Pauschale von 7500 Euro reiche nicht aus, um die Kommunen hinreichend zu entlasten.


Auszeichnung für die Volksbank Rhein-Ruhr zur "besten Bank in Duisburg"

Zum erneuten Mal
Duisburg, 22. März 2024 - Die Volksbank Rhein-Ruhr eG überzeugt in Duisburg und darf sich - nach einer umfangreichen Analyse - „BESTE BANK vor Ort“ nennen. Als einziger Bankentest in Deutschland orientiert sich die Gesellschaft für Qualitätsprüfung mbH an den aktuellen Standards für die Finanzberatung privater Verbraucher.
Die Gesellschaft für Qualitätsprüfung mbH hat im Jahr 2024 über 100 Standorte bundesweit umfangreich analysiert.  


Zum Testverfahren: Jede Bank wird anhand einer einheitlichen Methode und auf Basis eines vorgeschriebenen Testfalls überprüft. Das Testszenario sieht einen Kunden vor, der die gleiche Bedarfssituation wie in den Vorjahren aufweist. Der Interessent informiert sich im Vorfeld auf der Website der Bank und gewinnt im Rahmen dessen bereits einen ersten Eindruck, was sowohl die kundenorientierte Darstellung im Internet als auch den Umfang des Angebots angeht. Als einziger Bankentest in Deutschland orientiert sich die Gesellschaft für Qualitätsprüfung mbH an den aktuellen Standards für die Finanzberatung privater Verbraucher.  


Die Volksbank Rhein-Ruhr eG holte sich wiederholt den Sieg in Duisburg und darf sich nun „Beste Bank in Duisburg 2024“ nennen. „Der digitale Wandel hält auch bei uns Einzug. Wir wollen dem Anspruch an eine kundenorientierte und qualitätsbewusste regionale Genossenschaftsbank gerecht werden. Daher sind wir besonders stolz auf diese Auszeichnung, denn sie belohnt unsere Bemühungen – vor alle die unserer Mitarbeitenden“, erklärt Thomas Diederichs (Foto), Sprecher des Vorstandes.  

„Da die Auszeichnung das Motto „Qualität trifft Innovation“ trägt und neben dem digitalen Reifegrad auch die digitale Beratung sowie die Beratungs- und Servicequalität vor Ort bewertet, freuen wir uns noch mehr über diesen Titel. Der Bankentest mit dem Titel „BESTE BANK vor Ort“ trifft eine verbindliche Aussage, wie es um die Beratungsqualität und Digitalisierung für Privatkunden in regionalen und überregionalen Banken steht. Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, unser Angebot an die Wünsche und Anforderungen unserer Kundinnen und Kunden zu orientieren und anzupassen“, betont Thomas Diederichs.

Den zugrundeliegenden Fragebogen wurde um bedeutende Themenstellungen rund um den digitalen Ersteindruck - aus Sicht eines Neukunden u.a. auf der Suche nach einem neuen Girokonto – ergänzt. Mit der neuen Kategorie „Digital-Check“ rundet das Institut seit 2021 die Analysen in einmaliger Art und Weise ab. Das Motto ist und bleibt: „persönlich und digital“; als Selbstverständnis einer kundenorientierten und qualitätsbewussten bzw. qualitätsorientierten Regional- bzw. Filialbank.
 
 


Konjunkturprognose: BIP schrumpft 2024 um 0,3 Prozent, 2025 Wachstum um 0,8 Prozent

Düsseldorf/Duisburg, 20 März 2024 - Leichte Rezession 2023/24, schwaches Wachstum im kommenden Jahr: Die deutsche Konjunktur kann sich nur langsam aus ihrer Schwächephase lösen. Positive Impulse für die Wirtschaftsentwicklung kommen 2024 und vor allem 2025 vom privaten Konsum als Folge von gesunkener Inflation und höheren Lohnabschlüssen. Doch die restriktive Fiskalpolitik der Bundesregierung und die zunächst weiterhin hohen Zinsen verhindern, dass aus der leichten Erholung ein Aufschwung wird.

Insbesondere die Unsicherheit über die künftigen Spielräume bei öffentlichen Investitionen und staatlicher Förderung von privaten Investitionen bleibt hoch und bremst. In der Folge sinkt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahresdurchschnitt 2024 um 0,3 Prozent, 2025 steigt es um 0,8 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung in seiner neuen Konjunkturprognose*.


Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist trotzdem noch relativ stabil: Die Arbeitslosigkeit steigt im Jahresmittel 2024 moderat um rund 140.000 Personen und 2025 um weitere 30.000, die Arbeitslosenquote beträgt 5,9 Prozent und 6,0 Prozent – nach durchschnittlich 5,7 Prozent 2023. Die Inflationsrate wird im Durchschnitt diesen Jahres mit 2,4 Prozent wieder nahe am Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen und es mit 2,0 Prozent im Jahresmittel 2025 erreichen.

Gegenüber seiner vorherigen Prognose vom Dezember 2023 lässt das IMK die Erwartung für dieses Jahr unverändert. Für 2025 legt das Düsseldorfer Institut heute in einer digitalen Pressekonferenz erstmals eine Prognose vor. Die schwachen Erwartungen für das laufende Jahr spiegeln sich auch in der jüngsten Auswertung des IMK Konjunkturindikators wider: Er zeigt eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 58,3 Prozent für den Zeitraum bis Ende Mai an, nur leicht weniger als im Vormonat (61,8 Prozent).

Die Ökonom*innen gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ab April diesen Jahres mit ersten vorsichtigen Zinssenkungen auf die deutlich gesunkene Inflation und die insgesamt schwache Wirtschaftsentwicklung im Euroraum reagieren wird. Bis Ende 2024 dürfte der geldpolitisch entscheidende EZB-Einlagenzins von vier Prozent auf drei Prozent gesenkt werden. Kommt es so, würde die Zentralbank einen – nach Analyse des IMK längst überfälligen – ersten Beitrag dazu leisten, dass sich die stagnativen Tendenzen in der Währungsunion nicht noch weiter verfestigen.

Schlechter sind die Aussichten auf Ebene der nationalen Politik: „Während eine Lockerung der Geldpolitik in Sicht ist, zeichnet sich eine konjunkturgerechte Umkehr der deutschen Fiskalpolitik bisher nicht ab“, kritisiert das IMK. Notwendig wäre es in der bereits lang andauernden Wirtschaftsflaute, die Infrastrukturinvestitionen in Deutschland auszuweiten und transformative Investitionen direkt sowie über günstigere Abschreibungsmöglichkeiten zu fördern. In diesem Zusammenhang müsse auch der Strompreis z.B. durch eine Übernahme von Netzentgelten durch den Bundeshaushalt gesenkt werden, um Produktion im Inland zu sichern und die Abkehr von fossilen Energien im Verkehr und bei der Wärmeerzeugung der Haushalte zu unterstützen.

„Ob es in absehbarer Zeit gelingt, die Schuldenbremse zumindest soweit zu reformieren, dass Investitionen ausgenommen sind, ist allerdings weiterhin fraglich, obwohl die Fiskalregeln auf europäischer Ebene jüngst dahingehend verändert wurden“, schreiben die Wissenschaftler*innen. Sie sehen darin ein gravierendes Versäumnis: „Im vergangenen Jahr begründeten die Energiepreisschocks, die Deutschland besonders stark trafen, das schwache Wachstum in Deutschland. In diesem und im kommenden Jahr ist es die Schuldenbremse, die Deutschland zum wirtschaftlichen Schlusslicht unter den Industrieländern macht.“

Kerndaten der Prognose für 2024 und 2025





– Arbeitsmarkt –


Die schwache konjunkturelle Dynamik bremst die Entwicklung der Erwerbstätigkeit deutlich, diese bleibt aber leicht positiv. Die Zahl der Erwerbstätigen legt 2024 jahresdurchschnittlich um 0,3 Prozent und 2025 noch um 0,1 Prozent zu. Gleichzeitig wächst die Arbeitslosigkeit leicht. Bei den Arbeitslosenzahlen prognostiziert das IMK im Jahresdurchschnitt 2024 einen Anstieg um gut 140.000 Personen, so dass im Jahresmittel rund 2,75 Millionen Menschen arbeitslos sein werden.

Das entspricht einer Quote von 5,9 Prozent. Für 2025 veranschlagen die Forschenden eine weitere geringfügige Zunahme der Arbeitslosigkeit um rund 30.000 auf 2,78 Millionen Personen und eine Quote von 6,0 Prozent. Allerdings dürfe diese vergleichsweise undramatische Entwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass „die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt durchaus fragil ist“, warnt das IMK. Ein weiterer negativer ökonomischer Schock, sei er konjunktureller Art, Folge des globalen Transformationsprozesses der Dekarbonisierung oder anderen Ursprungs, könnte eine deutliche Verschlechterung der Lage provozieren. 

– Weltwirtschaft und Außenhandel –

Die Weltwirtschaft erholt sich 2024 und 2025 moderat, weil die Inflation global gesunken ist und auch Zinssenkungen der Notenbanken in Aussicht stehen. Allerdings ist der Trend weltweit nicht einheitlich: Während das Wirtschaftswachstum in Indien stark bleibt und in Südkorea, Kanada oder der EU zumindest etwas anzieht, verlangsamt sich die BIP-Entwicklung in den USA, allerdings auf vergleichsweise hohem Niveau: 2024 wächst die US-Wirtschaft um 2,2 und 2025 um 1,7 Prozent im Jahresmittel. Für China prognostiziert das IMK einen BIP-Zuwachs um 4,5 und 4,3 Prozent. Das Wirtschaftswachstum im Euroraum steigt von 0,5 Prozent 2024 auf 1,3 Prozent im kommenden Jahr.


Nach dem Einbruch 2023 erhalten die deutschen Exporte deshalb etwas stärkere Impulse von wichtigen Handelspartnern, was sich allerdings erst im kommenden Jahr im Durchschnittswert der Statistik niederschlägt: Im Jahresdurchschnitt 2024 sinken die Ausfuhren noch um 1,5 Prozent, 2025 legen sie um 2,2 Prozent zu. Zudem leistet der Außenhandel per Saldo rechnerisch in keinem der beiden Jahre einen positiven Wachstumsbeitrag, weil die Importe in diesem Jahr weniger stark sinken (-1,2 Prozent) und im kommenden Jahr stärker steigen (3,4 Prozent) als die Exporte.

– Investitionen –

Die Ausrüstungsinvestitionen gehen laut IMK-Prognose im Jahresdurchschnitt 2024 um 0,1 Prozent zurück, was allerdings auch mit einem statistischen Sondereffekt aus 2023 zusammenhängt. Im kommenden Jahr legen sie hingegen um 3,1 Prozent zu. Dazu tragen auch die wachsenden Ausgaben für Verteidigung bei, die als öffentliche Investitionen verbucht werden. Die Bauinvestitionen sinken wegen hoher Kosten und Zinsen weiter massiv. Nach einem Rückgang um 5,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 fallen sie 2025 noch einmal um jahresdurchschnittlich 1,3 Prozent, wobei sich im Jahresverlauf 2025 mit +0,7 Prozent eine leichte Belebung andeutet.

– Privater Konsum –

Bei gesunkener Inflation und stärkeren nominalen Lohnsteigerungen, unter anderem durch höhere Tarifabschlüsse, und bei leicht steigender Erwerbstätigkeit steigen die Realeinkommen der Haushalte wieder. Für 2024 erwartet das IMK einen Zuwachs um 0,8 Prozent im Jahresdurchschnitt, für 2025 um 1,3 Prozent. Das wirkt, bei leicht sinkender Sparquote, positiv auf den Konsum. Die privaten Konsumausgaben wachsen dementsprechend im Jahresmittel 2024 real um 0,7 Prozent. 2025 legen sie um 1,6 Prozent zu. Vor allem im kommenden Jahr wird der Privatkonsum so zur zentralen Stütze der Wirtschaftsentwicklung.

– Inflation und öffentliche Finanzen –

Für 2024 rechnet das IMK mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 2,4 Prozent. 2025 beruhigt sich das Inflationsgeschehen noch weiter, im Jahresmittel liegt die Teuerungsrate bei 2,0 Prozent.

Die Steuereinnahmen steigen 2024 eher langsam, nicht zuletzt als Folge verschiedener steuerlicher Entlastungen. 2025 nehmen sie dann etwas stärker zu. Das öffentliche Budget wird 2024 ein Defizit von 1,8 Prozent aufweisen. Für das kommende Jahr geht das IMK für die öffentlichen Finanzen von einem restriktiveren Kurs aus. Das bremst die Konjunktur, lässt aber kurzfristig auch das Defizit weiter sinken auf 1,2 Prozent im Jahresdurchschnitt 2025.

  

Teuerungsraten unterschiedlicher Haushalte nahe am Inflationsziel – Zeit für zügige Zinssenkungen

Düsseldorf/Duisburg, 19. März 2024 - Die Inflationsrate in Deutschland ist im Februar auf 2,5 Prozent gesunken. Damit ist sie vom Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent nicht mehr weit entfernt – obwohl mehrere Maßnahmen der Bundesregierung zuletzt preistreibend gewirkt haben. Die Inflationsbelastung verschiedener Haushaltstypen, die sich nach Einkommen und Personenzahl unterscheiden, lag dabei relativ nah beieinander.


Der Unterschied zwischen der höchsten und der niedrigsten haushaltsspezifischen Rate betrug im Februar einen Prozentpunkt. Während einkommensschwache Haushalte im Mittel der Jahre 2022 und 2023 eine höhere Teuerung schultern mussten als Haushalte mit mehr Einkommen, war ihre Inflationsrate im Februar unterdurchschnittlich: Der Warenkorb von Alleinlebenden mit niedrigen Einkommen verteuerte sich um 1,6 Prozent, der von Familien mit niedrigen Einkommen um 1,8 Prozent. Das ergibt der neue IMK Inflationsmonitor, den das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung vorlegt.*


Dr. Silke Tober, IMK-Inflationsexpertin, und der wissenschaftliche Direktor Prof. Dr. Sebastian Dullien berechnen seit Anfang 2022 monatlich spezifische Teuerungsraten für neun repräsentative Haushaltstypen, die sich nach Zahl und Alter der Mitglieder sowie nach dem Einkommen unterscheiden (mehr zu den Typen und zur Methode unten und in der Abbildung im Anhang). Seit kurzem liefert der Monitor ein erweitertes Datenangebot: Online lassen sich längerfristige Trends der Inflation für alle sowie für ausgewählte einzelne Haushalte im Zeitverlauf in interaktiven Grafiken abrufen. Ergebnisse Inflationsmonitor in interaktiven Grafiken


Die längerfristige Betrachtung illustriert noch einmal sehr anschaulich, dass ärmere Haushalte während der aktuellen Teuerungswelle bis in den Sommer 2023 hinein besonders stark durch die Inflation belastet waren, weil sie einen großen Teil ihres schmalen Budgets für Güter des Grundbedarfs wie Nahrungsmittel und Haushaltsenergie ausgeben müssen. Diese waren die stärksten Preistreiber. Im Laufe der letzten Monate hat die Preisdynamik dort aber stark nachgelassen, so dass sich die einkommensspezifischen Differenzen seit dem Höhepunkt im Oktober 2022 deutlich verändert haben.


Damals hatten Familien mit niedrigen Einkommen die höchste Inflationsbelastung im Haushaltsvergleich mit 11,0 Prozent. Dagegen waren es beim Haushaltstyp der Alleinlebenden mit sehr hohen Einkommen 7,9 Prozent. Vor einem Jahr, im März 2023, waren es Alleinlebende mit niedrigen Einkommen, die mit der höchsten Teuerungsrate konfrontiert waren – 8,7 Prozent. Alleinlebende mit sehr hohen Einkommen lagen auch in diesem Monat mit 6,3 Prozent deutlich niedriger und unter der allgemeinen Inflationsrate von damals 7,4 Prozent. 


Dass die allgemeine Inflationsrate von Januar auf Februar 2024 um 0,4 Prozentpunkte zurückgegangen ist, liegt vor allem daran, dass die Preise für Energie niedriger lagen. Zudem verteuerten sich Lebensmittel zwar um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber auch das stellt eine starke Verlangsamung gegenüber den Monaten zuvor dar. Auch bei den übrigen untersuchten Haushaltstypen jenseits der einkommensschwachen Haushalte wirkte sich die nachlassende Preisdynamik für Güter und Dienstleistungen des Grundbedarfs aus, allerdings weniger stark als bei den ärmeren: So betrug die Preissteigerung bei Alleinlebenden mit sehr hohen Einkommen sowie bei Paarfamilien mit hohen Einkommen im Februar 2,6 Prozent.


Der Warenkorb von Paaren ohne Kinder mit mittleren Einkommen verteuerte sich um 2,5 Prozent, der von Paarfamilien mit mittleren Einkommen um 2,3 Prozent. Bei Alleinlebenden mit höheren Einkommen schlug die Inflation mit 2,2 Prozent zu Buche. Bei Alleinlebenden und bei Alleinerziehenden mit jeweils mittleren Einkommen legten die Preise im Jahresvergleich um 2,1 Prozent zu.



EZB sollte Zinsen rasch senken
Der Rückgang der Teuerung wäre noch stärker ausgefallen, wenn der Staat zum Jahresanfang nicht preistreibend eingegriffen hätte, was sich auch im Februar auswirkte. Ohne die vorzeitige Beendigung der Energiepreisbremsen, die stärkere Erhöhung des CO2-Preises und die Rückkehr zum normalen Mehrwertsteuersatz im Gastgewerbe hätte die Inflationsrate im Februar noch um etwa einen halben Prozentpunkt niedriger gelegen, also bei rund 2,0 Prozent, so die Fachleute des IMK. Für die kommenden Monate erwarten Tober und Dullien, dass die Europäische Zentralbank auf die deutlich gesunkenen Inflationsraten in Deutschland wie im gesamten Euroraum mit Zinssenkungen reagiert.


Offensichtlich habe der Rückgang der Teuerung die Notenbank überrascht – seit der letzten Zinserhöhung im September 2023 hat die EZB ihre Inflationsprognose für 2024 gleich zweimal um insgesamt 0,9 Prozentpunkte nach unten revidiert. Dementsprechend bremsen die hohen Leitzinsen die Konjunktur noch stärker als vor kurzem erwartet. Hinzu kommt, dass die Regierungen verschiedener Euro-Staaten in den letzten Monaten fiskalpolitisch die Zügel angezogen haben – insbesondere Deutschland nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts im November. Das belastet die Wirtschaftsentwicklung zusätzlich.


Wenn die EZB nicht schnell gegensteuere, riskiere sie, „dass sich die stagnativen Tendenzen verfestigen“ und die Inflationsrate noch spürbar unter das Ziel von zwei Prozent falle. „Vor diesem Hintergrund sind zügige Zinssenkungen nicht nur erforderlich, sondern auch zu erwarten“, schreiben Tober und Dullien. Informationen zum Inflationsmonitor Für den IMK Inflationsmonitor werden auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamts die für unterschiedliche Haushalte typischen Konsummuster ermittelt. So lässt sich gewichten, wer für zahlreiche verschiedene Güter und Dienstleistungen – von Lebensmitteln über Mieten, Energie und Kleidung bis hin zu Kulturveranstaltungen und Pauschalreisen – wie viel ausgibt und daraus die haushaltsspezifische Preisentwicklung errechnen.


Die Daten zu den Haushaltseinkommen stammen ebenfalls aus der EVS. Im Inflationsmonitor werden neun repräsentative Haushaltstypen betrachtet: Paarhaushalte mit zwei Kindern und niedrigem (2000-2600 Euro), mittlerem (3600-5000 Euro), höherem (mehr als 5000 Euro) monatlichem Haushaltsnettoeinkommen; Haushalte von Alleinerziehenden mit einem Kind und mittlerem (2000-2600 Euro) Nettoeinkommen; Singlehaushalte mit niedrigem (unter 900 Euro), mittlerem (1500-2000 Euro), höherem (2000-2600 Euro) und hohem (mehr als 5000 Euro) Haushaltsnettoeinkommen sowie Paarhaushalte ohne Kinder mit mittlerem Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3600 und 5000 Euro monatlich. Der IMK Inflationsmonitor wird monatlich aktualisiert.


Einkommen, Mitsprache, Anerkennung: Erfahrungen im Job können demokratische Einstellungen stabilisieren – oder unterminieren

Düsseldorf/Duisburg, 12. März 2024 - das Erstarken rechtsextremer und anti-demokratischer Einstellungen in Deutschland steht mit Erfahrungen sozialer Desintegration in Verbindung, mit denen sich ein relevanter Teil der Bevölkerung konfrontiert sieht. Dazu zählen unter anderem Befürchtungen, den eigenen Lebensstandard nicht halten zu können, Sorgen um die Alterssicherung und um die berufliche Zukunft, die beispielsweise bei Erwerbspersonen, die zur AfD tendieren, weit überdurchschnittlich verbreitet sind.



Aber auch mangelnde Mitsprache am Arbeitsplatz und das damit verbundene Gefühl, mit tiefgreifenden Veränderungen in Arbeitsleben und Gesellschaft ohne Möglichkeit zur Einflussnahme nicht Schritt halten zu können – oder der Eindruck, dass die berufliche Leistung vom Arbeitgeber nicht ausreichend anerkannt wird, sind wichtige Faktoren (Abbildung 2 in der pdf-Version). Das zeigen aktuelle Studien, unter anderem des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, über die WSI-Direktorin Prof. Dr. Bettina Kohlrausch in einer neuen Kurzanalyse einen Überblick gibt.*


 „Es ist für Demokratien lebensbedrohlich, wenn ein wachsender Teil der Bevölkerung die Gestaltung der Gesellschaft zwar im Rahmen demokratischer Rechte mitverantwortet, die grundlegenden Werte und Regeln, die sie ausmachen, aber nicht teilt. Menschen müssen sich die Demokratie und ihre Werte zu eigen machen, damit sie funktioniert“, warnt die Soziologin. Einer der Faktoren, die zu einer Erosion demokratischer Einstellungen führen können, ist die Erfahrung von Anerkennungsverlusten bzw. Anerkennungsbedrohungen, ergeben unter anderem Untersuchungen des Soziologen Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer oder die Leipziger Autoritarismus-Studie.


Die Forschung am WSI der letzten Jahre hat auf empirischer Basis herausgearbeitet, dass sich solche Bedrohungs- und Verlustgefühle aus geringer oder fehlender materieller, sozialer und demokratischer Teilhabe speisen. „Alle drei Dimensionen von gesellschaftlicher Teilhabe sind relevant und stehen mit anti-demokratischen Einstellungen in Zusammenhang“, betont Kohlrausch. „Unsere Befragungsdaten zeigen, dass unter Menschen, die zur Wahl der AfD tendieren, solche subjektiven Bedrohungs- und Verlusterfahrungen überdurchschnittlich verbreitet sind.“


So finden sich in den unteren Einkommensgruppen besonders viele Wähler*innen der AfD. „Oft verbinden sich Bedrohungs- und Verlustgefühle dann mit migrationskritischen bis -feindlichen Stereotypen, die insbesondere AfD-Stammwähler*innen sehr oft vertreten. Der AfD gelingt es im aktuellen politischen Diskurs erfolgreich, oben-unten Konflikte in innen-außen Konflikte umzudeuten.“


Personen mit großen wirtschaftlichen Sorgen wollen deutlich häufiger AfD wählen
Es sei auch deshalb besonders problematisch, dass gerade Menschen mit niedrigeren Einkommen im Zuge der Corona-Krise und der Teuerung infolge des Kriegs in der Ukraine überproportional belastet wurden, was zu einem massiven Anstieg finanzieller Sorgen in diesen Einkommensgruppen führte, analysiert Kohlrausch. Das ergeben unter anderem die regelmäßigen Auswertungen der Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung.


Personen mit großen wirtschaftlichen Sorgen und Belastungen wiederum wollen häufiger AfD wählen – je nach spezifischer Fragestellung waren etwa die Anteile bei der Befragungswelle vom Juli 2023 unter mehr als 5000 Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden teilweise doppelt so hoch wie bei Wähler*innen anderer Parteien. Ebenfalls bedeutsam für Verunsicherungen, die antidemokratische Einstellungen triggern können, ist das Gefühl mit den „rasenden“ gesellschaftlichen Veränderungen dieser Zeit nicht mithalten zu können. Diese Veränderungen bergen neben materiellen Bedrohungen auch die Gefahr des Verlustes sozialer Anerkennung.


„Dies geschieht zum Beispiel, wenn Wissen und Können, welches im Laufe eines Lebens angeeignet wurde, an Bedeutung verliert oder gar nicht mehr gefragt ist. Wer jahrelang stolz darauf war, am Diesel gebaut zu haben und jetzt plötzlich nur noch klimafeindliche Technik von gestern produziert, der sieht eben nicht nur den Arbeitsplatz bedroht, sondern auch den eigenen Stolz – vielleicht sogar den einer ganzen Region“, schreibt WSI-Direktorin Kohlrausch.


Besonders problematisch ist dies, wenn Menschen den Eindruck haben, nicht zu verstehen, wie und warum sich die Gesellschaft verändert und dass sie die Auswirkungen dieser Veränderungen auf ihren konkreten (Arbeits-)Alltag nicht mitgestalten können. Menschen, die das Gefühl haben, dass ihnen die aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen „einfach passieren“, sie aber keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung haben, neigten eher zur antidemokratischen Einstellung. Dies betreffe nicht zuletzt die Auswirkung von Digitalisierung und sozial-ökologischem Wandel auf den konkreten Arbeitsalltag, so Kohlrausch.


Tarifautonomie und Mitbestimmung als Ressourcen der Demokratie
„Die multiplen Krisen dieser Zeit und die großen gesellschaftlichen Veränderungen wie die Digitalisierung, die Dekarbonisierung und der demographische Wandel haben zur Folge, dass sich Verteilungskonflikte einerseits zuspitzen und anderseits zentrale gesellschaftliche Fragen neu ausgehandelt werden müssen“, erklärt die Soziologin. Ein zentraler Aushandlungsort ist laut Kohlrauschs Analyse nach wie vor der Betrieb. Faktoren wie die Tarifautonomie oder das Betriebsverfassungsgesetz bestimmten ebenso wie soziale Schutzrechte für Beschäftigte den formalen Rahmen dieses Aushandlungsprozesses – und seien daher wichtige Ressourcen auch für die politische Demokratie.


„Sie sorgen dafür, dass im betrieblichen Kontext trotz des genuinen Machtungleichgewichts zwischen Beschäftigen und Arbeitgeber*innen ein Interessenausgleich möglich wird“, so die WSI-Direktorin. In Zeiten großer Transformationsprozesse fokussiere dieser Interessenausgleich nicht nur Fragen der Entlohnung, sondern auch die Gestaltung der Transformation, wenn zum Beispiel über den Einsatz digitaler Technologien am Arbeitsplatz entschieden wird. Untersuchungen, unter anderem des WSI, zeigen, dass Beschäftigte seltener zu anti-demokratischen Einstellungen neigen, wenn dieser Interessenausgleich gelingt.


Konkrete Mitsprachemöglichkeiten im Arbeitsumfeld stärken demokratische Einstellungen und verringern die Wahrscheinlichkeit, AfD zu wählen. So geben beispielsweise in der Böckler-Erwerbspersonenbefragung unter den Wählenden anderer Parteien deutlich mehr Menschen an, Mitspracherechte bei strategischen Entscheidungen am Arbeitsplatz zu haben als Personen, die der AfD zuneigen.


In eine ähnliche Richtung weisen Studien von Forscher*innen der Universitäten Lüneburg und Trier auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Danach sind Beschäftigte in Betrieben mit Betriebsrat im Schnitt zufriedener mit der Demokratie in Deutschland als diejenigen ohne Mitbestimmung. Und: Gibt es in einem Betrieb eine Arbeitnehmervertretung, tendiert die Belegschaft weniger zu rechtsradikalen Parteien. Für die meisten Menschen ist Erwerbsarbeit die wesentliche Grundlage ihrer materiellen Absicherung und zwar sowohl im Hinblick auf die Entlohnung als auch auf die soziale Absicherung im Falle von Erwerbsunfähigkeit oder im Alter. Darüber hinaus ist Erwerbsarbeit eine wichtige Ressource sozialer Anerkennung, konstatiert Kohlrausch.


Beide Aspekte korrelierten mit Wahl oder Nichtwahl der AfD. „Erwerbspersonen, denen ihre Arbeit langfristig ein sicheres und ausreichendes Einkommen garantiert, wählen seltener AfD. Solidarität, Stolz auf die eigene Leistung (Produktionsstolz) aber auch die Anerkennung dieser durch Kolleg*innen und Vorgesetze sind wesentliche Aspekte sozialer Anerkennung. Wer diese im Rahmen der eigenen Erwerbsarbeit erfährt, wählt seltener AfD“, schreibt die WSI-Direktorin. Trotz derartiger Befunde werde in der Debatte über das Erstarken anti-demokratischer Einstellungen und rechtsextremer Parteien die Bedeutung des Betriebs und die Rolle von Erwerbsarbeit häufig vernachlässigt, so Kohlrausch.


Positive, die Demokratie stärkende Elemente müssten sowohl eine ausreichende materielle Absicherung als auch das Erleben sozialer Anerkennung und demokratischer Beteiligungsmöglichkeiten umfassen. Hierzu gehöre zunächst, die Primärverteilungsfunktion des Arbeitsmarktes zu stärken, um Beschäftigten materiell angemessen abzusichern. Die Stärkung der Tarifbindung identifiziert die Soziologin als einen wichtigen Baustein dafür. Ebenso wichtig sei es, Beschäftigten Mitsprachemöglichkeiten einzuräumen, wenn es darum geht, Transformationsprozesse im Betrieb zu gestalten.


Eine Ausweitung der betrieblichen Mitbestimmung auf mehr Betriebe – aktuell haben nur rund 43 Prozent der Beschäftigten in Deutschland einen Betriebs- oder Personalrat an ihrer Seite – sei hierfür nur ein erster Schritt. „Damit sich betriebliche Mitbestimmung auch in reale Teilhabemöglichkeiten von Beschäftigten übersetzt, brauchen Betriebsräte mehr Rechte, um die aktuellen Veränderungen mitgestalten zu können, zum Beispiel im Hinblick auf Digitalisierung oder Qualifizierung, die eine wichtige Voraussetzung ist, um mit den Veränderungen der Arbeitswelt mithalten zu können.


Hierfür braucht es eine grundlegende Reform des Betriebsverfassungsgesetzes“, so Kohlrausch. Eine von arbeitsrechtlichen Expert*innen der Gewerkschaften, der Hans-Böckler-Stiftung sowie der Universitäten Göttingen und Bremen vorgeschlagene Neufassung sehe übrigens auch vor, Beschäftigten, eine Stunde Demokratiezeit in der Woche einzurichten, betont Kohlrausch. „Eine funktionierende Sozialpartnerschaft ist eine wichtige Säule der Demokratie, denn im Betrieb ist Demokratie immer in Arbeit.“


Regional ist Trumpf: Duisburger Anleger setzen auf Unternehmen aus der eigenen Region

 eToro-Daten zeigen die große Bereitschaft von Kleinanlegern, lokale Unternehmen zu unterstützen Nutzer in Nürnberg halten viermal so häufig Aktien von Schaeffler wie der Durchschnittsnutzer


Duisburg, 12. März 2024 - In Frankfurt am Main lebende Kunden sind dreimal eher in den Flughafenbetreiber Fraport investiert 12. März 2024 – Deutsche Kleinanleger investieren bis zu viermal häufiger in ein Unternehmen mit einer großen Präsenz in ihrer Stadt als Anleger aus anderen Regionen. Das belegt eine aktuelle Auswertung der Trading- und Investment-Plattform eToro. Die Daten zeigen, dass die räumliche Nähe eines Anlegers zu einem Unternehmen einen großen Einfluss darauf haben kann, ob er in ein Unternehmen investiert oder nicht.


Zum Beispiel halten nur 0,5 Prozent der deutschen eToro-Anleger Aktien der Schaeffler Gruppe, die in Nürnberg mit zwei Tochtergesellschaften vertreten ist. Bei den in Nürnberg ansässigen Anlegern steigt dieser Anteil jedoch auf 2,3 Prozent und liegt damit mehr als viermal so hoch wie in Deutschland insgesamt. Die Daten von eToro machen deutlich, dass ein ähnlicher Trend in nahezu allen deutschen Großstädten zu beobachten ist. So sind im Vergleich zum Rest des Landes in Frankfurt am Main ansässige Anleger deutlich überdurchschnittlich stark in den Flughafenbetreiber Fraport investiert (dreimal so viele wie in Deutschland insgesamt).


In Hamburg hingegen sind 1,2 Prozent der lokalen Investoren am Kupferproduzenten Aurubis beteiligt, der in der Hansestadt seinen Sitz hat. Aufs ganze Land gesehen haben jedoch nur 0,6 Prozent der eToro-Anleger die Aktie im Portfolio. Auch in Essen lässt sich dieses Phänomen beobachten: Die hier lebenden Anleger sind weitaus eher bereit, in den Baukonzern Hochtief zu investieren, der in der Stadt seinen Hauptsitz hat (mehr als doppelt so hoch).


Ein weiteres Beispiel ist Düsseldorf: Hier sind die örtlichen eToro-Anleger bei dem in der Stadt ansässigen Wasch- und Reinigungsmittelhersteller Henkel mehr als doppelt so oft investiert. Das Gleiche gilt für Anleger in Köln für den Spezialchemie-Konzern Lanxess. Hier ist der Anteil zweimal so hoch wie in Deutschland insgesamt. „Eine der Grundregeln für gute Investitionen ist, auf das zu setzen, was man kennt und versteht. Und unsere Auswertung zeigt klar, dass deutsche Anleger diesen Rat befolgen, wenn es um die Zusammenstellung ihrer eigenen Portfolios geht“, sagt Ben Laidler, Global Markets Strategist bei eToro.


Die räumliche Nähe und Präsenz wirke sich unmittelbar auf die Kaufbereitschaft aus. Die Menschen investierten viel eher in Unternehmen, die in ihrer eigenen Region oder Stadt bekannt seien. „In den letzten Jahren hat sich in der Gesellschaft ein Trend zum „Kauf vor Ort“ entwickelt, bei dem die Verbraucher lokale Produkte gegenüber Waren bevorzugen, die weit entfernt von ihrem Wohnort produziert werden.


Ein ähnlicher Trend zeichnet sich auch bei der Geldanlage ab“, ergänzt Laidler. Der Kauf von Aktien eines bestimmten Unternehmens habe sich zu einer sozialeren, gemeinschaftsorientierten Aktivität entwickelt: „Die Anleger wollen nicht nur, dass ihr Investment Geld einbringt, sondern auch, dass sie ihre eigene Persönlichkeit und ihr Umfeld widerspiegelt, weshalb wir diese Korrelation beobachten."



Quelle: eToro-Platform, Stand Januar 2024

Immobilienmarkt 2023 für Duisburg: Resilienz und Dynamik in Zeiten des Wandels

Duisburg, 7. März 2024 - „Die klimagerechte Transformation auf dem Duisburger Immobilienmarkt ist in vollem Gange. Die Zahlen für 2023 sind weder Grund zur Sorglosigkeit noch zur übertriebenen Besorgnis. Der Markt ist in den wichtigsten Assetklassen stabil, aber wir brauchen dringend mehr konkrete Anreize für die Wiederbelebung der Neubautätigkeit.“ (Rasmus C. Beck, Geschäftsführer Duisburg Business & Innovation)

Hotel-Neubau auf dem Mercator-Quartier: Das Premier Inn soll im Frühjahr 2025 eröffnen - nachfolgende Immobilen-Fotos Ilja Höpping - Stadt Duisburg

Logistikimmobilien: mit über 60.000 m² neu fertiggestellter Fläche Zehnjahresdurchschnitt übertroffen
Büroimmobilien: mit 71.000 m² Flächenumsatz beweist der Markt Resilienz.
Geringe Leerstandsquote von nahe 3% zeigt aber hohen Bedarf für Modernisierung und Neubau
Wohnimmobilien: mit gestiegenen Neubaumieten um 4,8 % auf 11,00 €/m² und Kaufpreisen für Neubau-Eigentumswohnungen um 2,8 % auf 3.700 €/m²
insgesamt hohe Nachfrage nach Immobilien in Top-Lagen


Duisburg, 7. März 2024 - Der Immobilienmarktbericht 2023 für Duisburg, den die Stadt Duisburg gemeinsam mit der Wirtschaftsentwicklung Duisburg Business & Innovation (DBI) veröffentlicht, liefert einen umfassenden und unabhängigen Überblick über die Entwicklung der Immobilienmärkte in der Stadt und stellt signifikante Trends und Analysen vor. Trotz eines herausfordernden Jahres zeigt der Markt Stabilität und Widerstandsfähigkeit.

Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, sieht die Positionierung des Standorts klar: „Der Bericht über den Immobilienmarkt 2023 zeigt, dass Duisburg trotz zahlreicher Herausforderungen zuversichtlich nach vorne schauen kann. Wir sind ein wichtiger Knotenpunkt für Logistik mit dem größten Binnenhafen der Welt. Die klimagerechte Transformation der Industrie findet hier statt und wird flankiert von zahlreichen Investitionen. Diese langfristige Entwicklung wird auch dem Immobilienstandort Duisburg eine Perspektive bieten. Wir haben als Stadt Duisburg sehr konkrete Pläne für neue urbane Strategien – sowohl in der Revitalisierung als auch im Neubau von Immobilien.“

Das Quartier 1 am Duisburger Hauptbahnhof mit dem Neubau der Novitas BKK.

„Die klimagerechte Transformation auf dem Duisburger Immobilienmarkt ist in vollem Gange. Die Zahlen für 2023 sind weder Grund zur Sorglosigkeit noch zur übertriebenen Besorgnis“, ordnet DBI-Geschäftsführer Rasmus C. Beck die Ergebnisse ein, „der Markt ist in den wichtigsten Assetklassen stabil, aber wir brauchen dringend mehr konkrete Anreize für die Wiederbelebung der Neubautätigkeit.“

Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher betont Entwicklungen und Chancen: „In Duisburg transformieren wir in den kommenden Jahren tausende Wohnungen und bauen neue Büroflächen, auch unter den derzeit herausfordernden Bedingungen. Dank moderater 2 Preisniveaus und der strategischen Lage im Ruhrgebiet eröffnen sich hier vielversprechende Perspektiven in allen Assetklassen. Als Stadt Duisburg sind wir zusammen mit unseren Partnern aus der Immobilienwirtschaft fest entschlossen, diesen Wandel aktiv und zukunftsorientiert zu gestalten.“

„Duisburg bietet eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft durch innovative, umwelt- und klimafreundliche Initiativen“, lenkt Bernd Wortmeyer, Geschäftsführer der kommunalen Baugesellschaft GEBAG, den Blick auf die Zukunftsquartiere: „Mit Projekten wie Urban Zero, dem Technologie-Quartier-Wedau und 6-Seen-Wedau schaffen wir Anziehungskraft: Sowohl für Investorinnen und Investoren als auch für Duisburgerinnen und Duisburger – egal, ob alteingesessen oder neu hinzugezogen. Gemeinsam wollen wir Duisburg zu einem Vorreiter moderner und verantwortungsbewusster Städte machen.“

V.l.: Team Duisburg: Bernd Wortmeyer, Geschäftsführer GEBAG, Rasmus C. Beck, Geschäftsführer Duisburg Business & Innovation, Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, und Michael Rüscher, Wirtschaftsdezernent der Stadt Duisburg. Foto: Tanja Pickartz/Stadt Duisburg


Highlights der Assetklassen Logistikimmobilien übertrafen mit über 60.000 m² neu fertiggestellter Logistikfläche den Zehnjahresdurchschnitt. 2023 markiert damit das höchste Neubauvolumen seit dem Rekordjahr 2017. Die zentrale Rolle Duisburgs in der Logistikregion Rhein-Ruhr, unterstützt durch den größten Binnenhafen der Welt, unterstreicht die Nachfrage in diesem Segment. Büroimmobilien trotzen mit einem Flächenumsatz von 71.000 m² dem allgemeinen Einbruch.


Duisburg bestätigt seine Position mit dem drittgrößten Büroflächenbestand in der Metropole Ruhr von rund 2,3 Mio. m² MF-GIF. Die Leerstandsquote nahe 3 % zeugt von einem zunehmend verknappten Angebot. Trotz lediglich leicht unterdurchschnittlichen Neubauvolumens von 15.800 m² im Vergleich zum Zehnjahresdurchschnitt steigt der Druck einer Neubauoffensive mit modernen und nachhaltigen Flächen. Der Wohnimmobilienmarkt in Duisburg fungiert als Bindeglied zwischen Düsseldorf und dem Ruhrgebiet, mit einer starken Nachfrage nach hochwertigen Immobilien in zentralen Lagen.


Die Neubaumieten stiegen im Durchschnitt um 4,8 % auf 11,00 Euro/m², die Kaufpreise für Eigentumswohnungen im Neubau um 2,8 % auf 3700 Euro/m². Fazit und Ausblick: Der Immobilienmarkt Duisburgs steht trotz konjunktureller und globaler Herausforderungen stabil da. Die Diversität und Anpassungsfähigkeit der Marktsegmente belegen die Stärke und das Potenzial der Stadt als Wirtschafts- und Wohnstandort. Die Notwendigkeit, sich nachhaltig aufzustellen, genießt hohe Priorität.


Über den Duisburger Immobilienmarktbericht: Methodik und Akteure
Der Ganzjahresbericht zum Duisburger Immobilienmarkt 2023 dokumentiert die Entwicklung sämtlicher Immobilientypen in Duisburg. Die Informationen und Daten zum Immobilienmarkt wurden von lokalen Experten am runden Tisch ermittelt, den die DBI im Jahr 2021 als dauerhafte Institution ins Leben gerufen hatte. Regionale, in Duisburg engagierte Immobilienakteure sowie die Daten aus der Marktbeobachtung und der Validierung der Marktanalysten der bulwiengesa AG aus Essen tragen zum Ergebnis bei. Zum ausführlichen Bericht: https://www.duisburg-business.de/immobilienmarktbericht


 *MFG = Mietflächenermittlung nach gif für gewerblichen Raum (gif: Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung – Berechnungsgrundlage für Gewerbeimmobilienflächen); **NF = Nutzfläche


Trauer um Gabriela Grillo - Duisburger Unternehmerin im Alter von 71 Jahren verstorben

Duisburg, 27. Februar 2024 - Gabriela Grillo, geschäftsführende Gesellschafterin der Wilhelm Grillo Handelsgesellschaft mbH und Mitglied des Aufsichtsrats der Grillo-Werke AG, ist im Alter von 71 Jahren plötzlich und unerwartet gestorben.
Dazu äußert sich Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK: „Wir sind zutiefst getroffen von dieser traurigen Nachricht. Gabriela Grillo /(Archivbild) Foto: Niederrheinische IHK/Michael Neuhaus) war eine herausragende Persönlichkeit an Rhein und Ruhr.

Sie hat die Wirtschaft in der Region beispielgebend geprägt. Wir kennen sie als tatkräftiges Mitglied unserer IHK-Vollversammlung, des Präsidiums und war ständige Vertreterin des IHK-Präsidenten eng verbunden und zu großem Dank verpflichtet.

 

Ihr besonderes Augenmerk, ihr Einsatz und ihr Herzblut galten stets den Schwächeren der Gesellschaft, vor allem jungen Menschen. Als Beiratsmitglied unseres Duisburger Schulmodells engagierte sie sich für benachteiligte Jugendliche. Ihr Einsatz für ihre Heimatstadt Duisburg, Sitz ihres traditionsreichen und bedeutenden Familienunternehmens Grillo bleibt vorbildlich. Wir verlieren eine große und herzensgute, besonders liebenswürdige Unternehmerin. Unser Beileid und unsere Anteilnahme gelten der Familie und den Hinterbliebenen.“

Gabriela Grillo lebte in Mülheim und wurde 1976 in Montreal im Mannschafts-Dressurreiten mit Harry Boldt und Reiner Klimke Olympiasiegerin. Sie war auch journalistisch (Fachmagazin "Reiten und Fahren") aktiv. Ehrenamtlich war sie im Reiter- und Fahrerverband im Vorstand vertreten.